Filmfare, 16.-31. März 1983
aus: Sunil Dutt: „Sanjay should be let free to face life“
Filmfare: Ist Sanjay ein Problem-Sohn? Haben Sie versucht, seine Probleme zu analysieren? Er scheint ja in jede Art von Kontroversen zu geraten.
Sunil Dutt: Ich hatte hier gerade erst eine Journalistin, die Sanju interviewen wollte, aber das hat nicht geklappt, und dann hat sie mich über ihn interviewt. Und ich habe ihr gesagt, dass so etwas jedem bis zu einem bestimmten Alter passiert. Ich komme aus einer Mittelklasse-Familie, und ich war meiner Mutter und meiner Familie sehr ergeben. Aber dann kam die Zeit, wo ich sagte: Jetzt muss ich meinen Weg alleine gehen. Angehörige meiner Mutter meinten, dass das ein Irrtum von mir sei; und ich sagte zu meiner Mutter: Lass mich beweisen, dass sie es sind, die sich irren. Sanju geht derzeit durch genau diese Phase.
Er kam zu früh in seinem Leben ins Showbusiness. Ich wollte ja, dass er zuerst seinen Abschluss macht, denn im College kannst du dich mit Menschen deines Alters austauschen; deine Professoren bringen dich weiter, du musst dich an gewisse Disziplinen und an Anstandsregeln halten. Dort folgen alle einem Lernprozess, in dessen Verlauf sie von Teenagern zu Männern werden. Und diese Phase hat Sanju verpasst. Er ist jetzt in der Gesellschaft von Fachleuten, und denen ist es egal, was er in seinem Privatleben macht. Denen liegt nur daran, dass er ihre Filme beendet. Emotional verbindet sie nichts mit ihm.
Wenn man mich fragt: Man sollte ihm die Freiheit lassen, sich dem Leben zu stellen, auf ein paar Hindernisse zu treffen und zu lernen, sie zu überwinden. Nur dann kann er ein Mann werden. Das ist der Grund, warum ich mich nicht in sein Leben einmischen möchte. Früher kam er und bat mich um Rat, und ich sagte ihm: Schau, deine Mutter ist tot, und ich kann auch sterben – und dann stehst du am Kreuzweg. Deshalb musst du lernen, selber zurechtzukommen; versuche, dich selbst zu entdecken, selbstständig zu sein. Versuche zu erkennen, was du vom Leben willst. Jetzt wählt er seine Filmverträge selber aus und ist sehr unabhängig.
Ich habe diesen Prozess selber durchlebt. Ich weiß noch, wie ich mit Mehboob saab an Mother India arbeitete und er von mir verlangte, einen Vertrag zu unterzeichnen, dass ich keine anderen Filme annehmen würde. Top-Produzenten sagten mir, dass Mehboob saab mich in dem Film zum Bösewicht machen würde, und ich sollte in meinem eigenen Interesse ein paar Filmangebote annehmen. Aber ich sagte: nein, ich habe ihm mein Ehrenwort gegeben. Genau so sollte Sanju sich meiner Ansicht nach dem Leben stellen. Bis heute weiß er noch nicht viel über seinen Beruf und wie viel Einsatz und Hingabe er erfordert.
Einfach nur Schauspielen, das reicht nicht für einen Schauspieler. Er muss sich mit dem Drehbuchschreiber und mit dem Regisseur zusammensetzen, und er muss taktvoll mit der Presse umgehen. Er ist mein Sohn, und ich liebe ihn. Aber ich werde mich nicht in sein Berufsleben einmischen. Selbst wenn er leidet, ich hätte nichts dagegen. Das wird einen Mann aus ihm machen.
Filmfare: Denken Sie, dass Sanjay das Zeug zu einem guten Schauspieler hat?
Sunil Dutt: Sanju verfügt über alle Potentiale, die ein Schauspieler haben muss. Ich hatte das große Glück, mit Newcomern zu arbeiten, die heute große Schauspieler sind. Wenn er seine Prioritäten im Leben wählt und das Gefühl hat, dass das Wichtigste für ihn jetzt sein Beruf ist, dann wird er einen herausragenden Platz im indischen und sogar im internationalen Kino einnehmen.
Filmfare: Sie sagten, Sanju habe zu früh im Filmgeschäft begonnen und dass es Ihnen lieber gewesen wäre, wenn er zuerst seine Studien abgeschlossen hätte. Und doch haben Sie selber ihm den Einstieg verschafft, und das auch noch mit einer Menge Publicity.
Sunil Dutt: Ja, das ist wahr. Es gab einen Streik im Wilson College, wo er studierte, und er lag den ganzen Tag mit seinen Freunden auf der faulen Haut. Und sie setzten ihm die Idee in den Kopf, dass er als Sohn eines Stars zum Filmstar bestimmt sei. Sie müssen ihren Worten eine Menge Gewicht verliehen haben. Irgendwann konnte er es sich dann auch vorstellen, und so erzählte er seiner Mutter, dass er beschlossen habe, das Studium aufzugeben und Schauspieler zu werden. Nargis meinte zu mir, da er so sehr darauf bestünde, warum sollten wir ihn nicht lassen? Daraufhin sagte ich zu ihm, er habe die Freiheit zu tun, was er wolle; aber wenn er meine Hilfe haben wolle, dann müsse er tun, was ich von ihm verlangte, und dann würde ich ihm auch selbst einen Start verschaffen. Er war voller Enthusiasmus. Ich habe ihn zu Schauspielstunden zu Professor Roshan Taneja geschickt, in einen Karatekurs, zum Reiten, Schwimmen, Fechten, und zu Tanzunterricht nach London. Und dann bat ich den Fotografen Singhal, ihn in seinen Kursen zu fotografieren. Diese Bilder zeigte ich einigen prominenten Produzenten und Vertreibern, und alle erklärten einhellig, dass Sanju gutes Star-Material war. Und so kam es zu Rocky, der für ihn zu einem guten Einstand wurde.
(A.A. Khatib; Deutsch von Diwali)
Samstag, 24. Mai 2008
Freitag, 23. Mai 2008
g 6/1990: Without Greasepaint - Sanjay Dutt getting personal
g, Juni 1990
Ungeschminkt
Sanjay Dutt wird persönlich
Ich lüge: „Als Kind habe ich ohne mit der Wimper zu zucken unzählige Lügen erzählt, aber das waren kleinere. Aber ich denke, diese Angewohntheit fällt einem mit der Zeit immer leichter, und als ich die größte Lüge meines Lebens erzählen musste, kam sie mir ganz leicht über die Lippen: Als ich drogensüchtig wurde, musste ich das unbedingt geheim halten, besonders vor meiner Mutter, und das konnte ich, ohne eine Miene zu verziehen. Ich leugnete, jemals Drogen genommen zu haben. Ich musste lügen, weil sie leicht reizbar war und tausend Fragen in dem Zusammenhang gestellt hätte. Zweitens wusste ich, dass es ihr das Herz brechen und sie sich elend fühlen würde. Es war leicht für mich, sie zu belügen, weil sie mir leicht glaubte. Und wenn sie dann doch mal eine Frage zu diesem Thema stellte, hatte ich immer eine Antwort parat und erzählte ihr eine ganze Kette von Lügen, um die Wahrheit zu verbergen. Und wenn jemand mal eine meiner Lügen entlarvte, bekam er die Gardinenpredigt seines Lebens.
Als Kind wurde ich noch geschlagen für meine Flunkerei, später ausgeschimpft, und als ich groß wurde, hörten die Leute einfach auf, mit mir zu reden, weil sie mir wegen meiner Lügerei nicht mehr trauen konnten. Doch jetzt habe ich mich geändert. Heute sage ich lieber die Wahrheit und trage die Konsequenzen, als zu lügen und mit der Angst zu leben, ertappt zu werden.“
Ich bekenne: „Einen Fehler zuzugeben ist natürlich sehr schwierig, aber ich habe es getan. Allerdings nicht als Kind. Damals scherte ich mich einen Dreck um Richtig oder Falsch und gestand nur, wenn ich auf frischer Tat ertappt wurde, weil es dann kein Entkommen gab. Eines der wirklich großen Bekenntnisse meines Lebens war das Eingeständnis, dass ich drogensüchtig war, dass ich mein Leben ruinierte und dass ich Hilfe brauchte, um da raus zu kommen. Erst habe ich das mir selbst eingestanden und dann allen.
Meistens entscheide ich mich ganz spontan zu einem Bekenntnis. Ich bin sehr impulsiv. Dann rufe ich den Menschen, dem ich unrecht getan habe, einfach an oder gehe zu ihm und gebe es zu. Manche reagieren fair und sagen: ‚Vergiss es, geschehen ist geschehen.’ Andere werden wütend, und dann geigen sie dir die Meinung. Und dann kannst du nur warten und zuhören, bis ihr Zorn verraucht ist. Das bedeutet jetzt nicht, dass ich ständig Bekenntnisse mache. Ich mache das nur, wenn eine größere Angelegenheit geklärt werden muss. Aber eines ist sicher: Es atmet sich sehr viel leichter, sobald man etwas eingestanden hat.“
(Deutsch von Diwali)
Ungeschminkt
Sanjay Dutt wird persönlich
Ich lüge: „Als Kind habe ich ohne mit der Wimper zu zucken unzählige Lügen erzählt, aber das waren kleinere. Aber ich denke, diese Angewohntheit fällt einem mit der Zeit immer leichter, und als ich die größte Lüge meines Lebens erzählen musste, kam sie mir ganz leicht über die Lippen: Als ich drogensüchtig wurde, musste ich das unbedingt geheim halten, besonders vor meiner Mutter, und das konnte ich, ohne eine Miene zu verziehen. Ich leugnete, jemals Drogen genommen zu haben. Ich musste lügen, weil sie leicht reizbar war und tausend Fragen in dem Zusammenhang gestellt hätte. Zweitens wusste ich, dass es ihr das Herz brechen und sie sich elend fühlen würde. Es war leicht für mich, sie zu belügen, weil sie mir leicht glaubte. Und wenn sie dann doch mal eine Frage zu diesem Thema stellte, hatte ich immer eine Antwort parat und erzählte ihr eine ganze Kette von Lügen, um die Wahrheit zu verbergen. Und wenn jemand mal eine meiner Lügen entlarvte, bekam er die Gardinenpredigt seines Lebens.
Als Kind wurde ich noch geschlagen für meine Flunkerei, später ausgeschimpft, und als ich groß wurde, hörten die Leute einfach auf, mit mir zu reden, weil sie mir wegen meiner Lügerei nicht mehr trauen konnten. Doch jetzt habe ich mich geändert. Heute sage ich lieber die Wahrheit und trage die Konsequenzen, als zu lügen und mit der Angst zu leben, ertappt zu werden.“
Ich bekenne: „Einen Fehler zuzugeben ist natürlich sehr schwierig, aber ich habe es getan. Allerdings nicht als Kind. Damals scherte ich mich einen Dreck um Richtig oder Falsch und gestand nur, wenn ich auf frischer Tat ertappt wurde, weil es dann kein Entkommen gab. Eines der wirklich großen Bekenntnisse meines Lebens war das Eingeständnis, dass ich drogensüchtig war, dass ich mein Leben ruinierte und dass ich Hilfe brauchte, um da raus zu kommen. Erst habe ich das mir selbst eingestanden und dann allen.
Meistens entscheide ich mich ganz spontan zu einem Bekenntnis. Ich bin sehr impulsiv. Dann rufe ich den Menschen, dem ich unrecht getan habe, einfach an oder gehe zu ihm und gebe es zu. Manche reagieren fair und sagen: ‚Vergiss es, geschehen ist geschehen.’ Andere werden wütend, und dann geigen sie dir die Meinung. Und dann kannst du nur warten und zuhören, bis ihr Zorn verraucht ist. Das bedeutet jetzt nicht, dass ich ständig Bekenntnisse mache. Ich mache das nur, wenn eine größere Angelegenheit geklärt werden muss. Aber eines ist sicher: Es atmet sich sehr viel leichter, sobald man etwas eingestanden hat.“
(Deutsch von Diwali)
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