Samstag, 5. Juli 2008

Woodstock Villa (2008)

Zur Story: Sameer (Sikandar) ist arbeitslos und steckt bis zum Hals in Schulden; sein Vermieter (Shakti Kapoor) fordert ebenso vehement die rückständigen Mietzahlungen ein wie der zwielichtige Kalim Bhai (Gulshan Grover) die Rückzahlung eines Darlehens. Als Zaara (Neha Uberoi), die Ehefrau des reichen Jatin Kampani (Arbaaz Khan), Sameer engagiert, sie gegen Bezahlung in die leerstehende Woodstock Villa zu entführen und für sie ein Lösegeld zu erpressen – um so herauszufinden, ob ihr Mann sie noch immer liebt –, scheint dies für Sameer die Lösung seiner finanziellen Probleme. Doch nach einer missglückten Lösegeldübergabe findet Sameer in der Woodstock Villa nur noch die Leiche Zaaras vor. Er vergräbt sie in einem Waldstück und will anschließend nach Bangalore türmen – als er am Flughafen auf einem Bildschirm den Auftritt eines Rockstars (Sanjay Dutt) sieht und darin plötzlich Zaara entdeckt...

Als Thriller „in der Tradition des film noir“ angekündigt, fungierte Woodstock Villa vor allem auch als Launchvehikel für zwei Newcomer in der Industrie: Sikandar, Sohn des Schauspieler-Ehepaares Kirron und Anupam Kher, und Neha Uberoi, Nichte des Produzenten Sanjay Gupta (die aufgrund der langen Verzögerung des WV-Releases allerdings bereits vorher schon in Dus Kahaniyaan zu sehen war). Beide machen ihre Sache soweit ganz gut, wenn man auch in keinem der beiden Fälle von einem sensationellen Debüt reden könnte. Immerhin verfügt Neha über eine gute Ausstrahlung auf der Leinwand; schauspielerisch dagegen war sie kaum gefordert, zudem wurde sie auch noch gedubbt, so dass man bei ihr wohl fairerweise ihre nächsten ein, zwei Filme abwarten sollte, um sie wirklich beurteilen zu können.

Sikandar hat da entschieden mehr zu tun und zeigt ebenfalls gute Ansätze. Vieles an ihm wirkt noch unfertig, aber er verfügt über eine interessante tiefe Stimme und durchaus über schauspielerisches Potential, dass er in anderen (und – ich sag’s gleich – besseren) Filmen hoffentlich noch weiterentwickeln kann. In bester Tradition eines Sanjay Dutt, Ajay Devgan und Shahrukh Khan absolviert auch er seinen ersten Auftritt in seinem Debütfilm auf einem Motorrad und in einem Clip – mal sehen, ob ihm das ebensoviel Glück bringt wie seinen prominenten Vorgängern. Er macht in besagtem Clip schwer einen auf „cool“ (wozu von der obligatorischen Sonnenbrille über Regengüsse und Feuerschwaden bis zu heißen Mädels alle üblichen verdächtigen Ingredienzen aufgefahren werden); den „animalischen Magnetismus à la Vinod Khanna, Dharmendra und Sanjay Dutt“ indessen, den man Sikandar im Vorfeld nachgesagt hat, habe ich noch nicht so recht ausmachen können.

Sanjay Dutt macht Sikandar vor, wie es geht. Ihm genügt eine Special Appearance zusammen mit der Rockband Aryans und der Nummer „Kyun“, um klarzustellen, wer hier der Rockstar ist. Das Video wurde im Frühjahr 2007 gedreht (zu einem Zeitpunkt also, als Sanjay noch Mitinhaber von White Feather Films und Partner Guptas war, der den Clip inszeniert hat) und ist in der Tat mehr als nur eine bloße Item-Nummer – es ist ein handlungsentscheidendes Element unmittelbar vor der Intermission. Ja, es gibt tatsächlich offiziell eine Pause in diesem Film, was bei einer Lauflänge von gut 90 Minuten eigentlich wie ein Witz wirkt.

Andererseits: Länger muss der Film auch nicht sein. Auch wenn einige Wendungen der Story überraschend kommen, im Großen und Ganzen ist sie doch recht voraussagbar, und die Spannung hält sich ziemlich in Grenzen. Nervige Schnittspielereien und ein, zwei Songs zuviel erschweren den Genuss zusätzlich. Wenigstens sind die darstellerischen Leistungen insgesamt solide, von den beiden Newcomern über die routinierten (und teilweise echt verschwendeten) Nebenrollen-Darsteller Gulshan Grover, Shakti Kapoor und Sachin Khedekar bis zu Arbaaz Khan, der für mich fast die positivste Überraschung des Filmes ist; schade, dass man aus seinem Part nicht noch ein bisschen mehr gemacht hat.

Fazit: Schwersanjusüchtige mit Komplettierungswahn werden sich die DVD sicherlich ins Regal stellen (allein schon wegen des Covers, das völlig irreführenderweise Sanjay groß in den Vordergrund rückt). Alle anderen, mit Verlaub, brauchen sie nicht unbedingt.

Produktion: Sanjay Gupta; Regie: Hansal Mehta
91 Min.; DVD: Viva, englische UT (inkl. Songs)

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