Zur Story: Um unter den kriminellen Gangs in Mumbai endlich aufzuräumen,
wird eine Sonderabteilung namens "Department" innerhalb der Polizei
eingerichtet, dem alle Mittel zugestanden werden, welche der Polizei
ansonsten aufgrund der Gesetze verwehrt sind. Mahadev Bhosale (Sanjay
Dutt) wird mit der Leitung dieses Departments beauftragt und rekrutiert
sich seine Truppe zusammen, darunter Shiv Narayan (Rana Daggubati), der
nach einem Encounter vom Dienst suspendiert worden ist. Erstes Ziel
Mahadevs ist die Gang von Savatya (Vijay Raaz), danach will er sich den
Terroristen Muhammad Gauri vornehmen. Die Begegnung mit dem ehemaligen
Gangster und jetzigen Minister Sarjerao Gaikwad (Amitabh Bachchan)
verändert Shivs Denkweise; es kommt zu Spannungen zwischen ihm und
Mahadev, und schließlich sagt sich Shiv von seinem Mentor los. Damit
beginnt eine Serie von Denunziationen und weiteren Gang Wars, bei der
sich auch die Wege von Mahadev und Shiv wieder kreuzen...
Mannomann, was haben Ram Gopal Varma und die Herrschaften von der
Kamera- und Schnitttechnik da nur eingeworfen? Die Dreharbeiten mit
mehreren handelsüblichen Canon EOS 5D-Fotokameras gleichzeitig, die das
Geschehen aus den verschiedensten Winkeln und Perspektiven einfingen,
wurden von RGV im Vorfeld als Revolution, geradezu als Neuerfindung der
Filmemacherei gepriesen – doch genau diese meist extrem nervenden
Mätzchen, verbunden mit unangenehm schnellen Schnitten, dürften letzten
Endes der Hauptgrund dafür gewesen sein, dass der Film an den Kassen
gnadenlos floppte. Denn die Story mit der Tagline "Power Corrupts –
Absolute Power Corrupts Absolutely" wäre an sich sogar richtig brauchbar
gewesen, gut konstruiert und mit vielen, zum Teil äußerst
überraschenden Twists. Und dazu stand RGV ein zum Teil hochklassiges
Ensemble zur Verfügung. Bei normaler Kameraführung hätte Department
durchaus ein guter, spannender Film werden können, bei dem man über
gewisse dramaturgische Schwächen womöglich großzügig hinweggesehen
hätte. Zum Beispiel Sanjays unterschiedliche Haarlängen, denen man genau
entnehmen kann, in welcher Reihenfolge er seine Department-Szenen nach
dem Kancha-Kahlschlag für Agneepath gedreht hat. Oder: Alle laufen
permanent mit gezückten Waffen herum und ballern durch die Gegend, und
keiner der unbeteiligten Passanten scheint sich darüber wirklich zu
wundern...
So aber muss man sich an den kleinen Dingen erfreuen. Zum Beispiel (mit
ein paar Abstrichen) an den Darstellern. Sanjay Dutt hat seinen Mahadev
Bhosale mitsamt dessen ausgedehnten Action-Szenen durchgehend
respektabel im Griff; Rana Daggubati kann ihm darstellerisch zwar nicht
das Wasser reichen, aber die Dialogszenen zwischen den beiden gehören
noch mit zum den nachhaltigsten Sequenzen des Filmes – vor allem die
große Auseinandersetzung um die Frage nach der Beurteilung von Richtig
oder Falsch, bei der Mahadev seine ganze pragmatische Lebensphilosophie
vor Shiv ausbreitet: Es gibt kein Falsch oder Richtig, nur ein
Intelligent oder Dumm; man muss seine Position ausnutzen, ehrlich ist
sowieso niemand, und überhaupt kann man gar nicht beurteilen, ob jemand
richtig oder falsch liegt, solange man niemals in dessen Schuhen
gewandelt ist.
Auch die Szenen zwischen Mahadev und seiner Frau Satya sind sehr
sympathisch; Laxmi Manchu agiert mit unverkrampftem Selbstbewusstsein,
so dass sie und Sanjay trotz des Altersunterschieds von achtzehn Jahren
ein absolut glaubwürdiges Paar abgeben. Weniger zu tun hat Anjana
Sukhani als Shivs Verlobte Bharathi – im Gegensatz zu Madhu Shalini, die
als Naseer, Mitglied in Savatyas Gang, kriminelle Energie zeigen darf
und zusammen mit Abhimanyu Singh als Savatyas rechte Hand DK ein
überzeugendes Gangsterduo bildet. Savatya selbst ist bei Vijay Raaz in
besten Händen, in Mahadevs Truppe gibt es u.a. ein Wiedersehen mit
Deepak Tijori (Danajee), und über allem thront in seiner kurzen, aber
hundertprozentig auf ihn zugeschnittenen Rolle Amitabh Bachchan, der
seine Gangster-turned-Minister-Rolle genüsslich und mit teilweise
hemmungslosem Chargieren auskostet.
Eine Extra-Erwähnung verdienen noch die Tanzszenen, auf die auch
Department nicht verzichtet – vor allem nicht auf die derzeit offenbar
unvermeidliche Item-Nummer mit einem halbnackten Männer-Lust-Objekt, das
in diesem Fall Nathalia Kaur heißt und trotz RGVs unermüdlichen
Lobpreisungshymnen keinen sonderlichen Eindruck hinterlässt ("Dan Dan").
Da hat man doch definitiv mehr Vergnügen an der Hochzeitsszene von Shiv
und Bharathi, bei der Sanjay und Amitabh zu "Kammo" gemeinsam das
Tanzbein schwingen, oder bei "Thodi Si Jo Li Pi Hai", einer
Remix-Version des gleichnamigen Songs aus dem Amitabh-Film Namak Halal,
in der Sanjay zusammen mit dem Choreographen Ganesh Acharya eine
gutgelaunte Party-Nummer hinlegt.
Ja, einzelne Zutaten des Filmes sind durchaus genießbar. Aber das
Gesamtergebnis leider nicht. "Who says that innocents don't get
punished?" fragt Mahadev an einer Stelle. Dieser Ansicht muss auch RGV
beim Gedanken an das unschuldige Kinopublikum gewesen sein.
Produktion: Viacom 18 Motion Pictures/Dharam Uberoi; Regie: Ram Gopal Varma
137 Min.; DVD: T-Series, englische UT (inkl. Songs; an einer Stelle fallen sie kurz aus)
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