Montag, 17. März 2008

Showtime 11/1995: Freedom! Mega-Star Sanjay returns

Showtime, November 1995
(Original siehe hier)

(Gossip Column)

Er ist draußen. Nein, wir reden hier nicht von Viswanthan Anand oder Sachin Tendulkar. Sanjay Dutt ist aus einer lange ertragenen Prüfung hervorgegangen, müde und erschöpft, aber am Ende siegreich. Wie ein wahrhaft standfester Kämpfer hat er die grundlegendsten menschlichen Züge zum Überleben niemals aufgegeben: Hoffnung und Liebe. Sein Selbsterhaltungstrieb ist bis an die Grenzen geprüft worden; kein Ereignis kann das besser zum Ausdruck bringen als Sanjus Reaktion auf die Nachricht seiner Freilassung – Tränen der Freude und der Erleichterung, die ultimative Reinigung für 15 Monate der Schmerzen. Nur kurze Zeit nach der Exculpation von O.J. Simpson beweist Sanjay Dutts Freilassung auf Kaution endlich, dass man in diesem Land doch noch ein gewisses Maß an Gerechtigkeit erhalten kann, auch wenn man bis zum Supreme Court darauf warten muss. Natürlich besteht der größte Unterschied zwischen dem „Jahrhundertprozess“ in den USA und dem Verfahren unseres Superstars darin, dass in den Augen der Inder ein Unschuldiger freigelassen wurde, während Simpson trotz des Gerichtsurteils „nicht schuldig“ von den meisten Amerikanern geächtet worden ist. In der Tat, süß ist Freiheit nur für die zu Unrecht Verklagten. Sanjay Dutt wird nun ohne Zweifel ein weiserer Mann sein und ein reiferer Schauspieler. Zugleich mit Amitabh Bachchans Comeback-Ankündigung freuen wir uns wie viele andere auch darauf, Big D wieder auf der Leinwand zu sehen. Denn wie so viele der von ihm verkörperten Filmfiguren ist Sanjay ein Kämpfer, ein wahrer Überlebenskünstler. Unbeständigkeiten und Wechsel mögen kommen und gehen, aber Sanjay steht fest wie ein Turm der Stärke, einige Stufen über seinen Zeitgenossen. In unseren Augen ist er ein Sieger. Für immer.


(Artikel)

Incarcerated by destiny
Mega-Star Sanjay returns
Freedom!


Ein schwüler Oktobernachmittag. Das Taxi steuerte auf das Nataraj-Hotel zu, wo die Pressekonferenz stattfinden sollte. Als ich aus dem Fenster blickte, nachgrübelnd im Versuch, mich daran zu erinnern, wie ich mir in all der Zeit meine Gefühle im Falle von Sanjus Freilassung ausgemalt hatte, schickte der Taxifahrer seine Sensoren in meine Gedankenwellen. Und er schien beinahe augenblicklich eine Verbindung herzustellen. „Sanjay Dutt ist unschuldig, er ist ein guter Mensch.“ Dieses abrupte Beispiel hoher Gedankenlesekunst riss mich aus meinem Nachsinnen heraus; ich blickte in den Rückspiegel, um zu prüfen, wie verdächtig meine Gefühle sich wohl auf meinem Gesicht abzeichneten. Keine Spur. Und doch redete der Fahrer eifrig weiter in seinem gebrochenen Englisch. „Ich wusste immer, dass ihm Gerechtigkeit widerfahren würde. Menschen wie er sind selten in dieser Welt. Und sehen Sie, jetzt wird er wieder Filme machen und doppelt so populär sein wie zuvor. Ja, er ist eine geborene Führungspersönlichkeit. Die Menschen lieben ihn.“ Dieser Mann, so dachte ich, ist mehr als nur ein leidenschaftlicher Bewunderer; er scheint sich ganz und gar mit dem Puls des Superstars zu identifizieren. Der Taxifahrer bahnte sich seinen Weg durch den Nachmittagsverkehr und breitete dabei so ziemlich seine gesamten innigen Überzeugungen über den langhaarigen Schauspieler aus. Als der Wagen endlich an unserem Zielort halt machte und ich dabei war, auszusteigen, wurde ich plötzlich von dem Bedürfnis überwältigt, diesen redefreudigen Taxifahrer zu fragen, warum er so überzeugt war von der herausragenden Moral des Mannes, den die Welt als Sanjay Dutt kennt. Zum ersten Mal schwieg der Taxifahrer. Dann drehte er sich um, zurückhaltend, aber stolz. „Ich habe 23 Tage im Gefängnis mit Sanjay verbracht. Er ist einer der wunderbarsten Menschen, denen ich in meinem Leben begegnet bin.“ Damit fuhr er davon.

Ich habe keinen Zweifel, dass alles, was er gesagt hat, wahr ist. Besonders all das über Sanjays Charakterstärke und die Güte, die in ihm steckt (angesichts seines Charismas und seines aufrichtigen Willens, Menschen zu helfen, ist es vielleicht wirklich schade, dass der Schauspieler, wie er vor einigen Tagen einer Zeitung gegenüber bemerkte, niemals in die Politik gehen will). So manche an seiner Stelle, egal wie belastbar, wären in Gefangenschaft womöglich aufgerieben worden und zusammengebrochen, beiseitegefegt von der Qual der Ereignisse, die ihn mehr und mehr umfing und nichts als Zerstörung und Trauer zurückließ. Auch Sanju hätte sein Haupt ehrerbietig der Katastrophe beugen können; er hätte sich, bevor das Unglück seine Seele geschändet hätte, ergeben und sein vertrauendes Herz in Stücke zerfetzen können. Sanju hätte in Melancholie baden und auf ewig in einem korrodierenden Selbstmitleid zerfließen können.

Stattdessen wählte er den Pfad des Kämpfers, die Herausforderung stärkte seinen Selbsterhaltungstrieb. Er begab sich auf eine Mission des Kämpfens, und seine Verletzlichkeit wurde seine größte Verteidigung. Seine inneren Ressourcen waren enorm, und keine Flutkatastrophe war stark genug, die Welt unter seinen Füßen fortzuspülen. Sanjay Dutt wählte den harten Weg – die Katastrophe zu bekämpfen und seinen Mann zu stehen, egal wie sehr die Umstände sich gegen ihn richteten. Und am Ende stand, wie immer, das Glück auf der Seite des Tapferen.

Ganze Horden von Produzenten und Regisseuren sind nun begierig darauf, mit dem freien, unbefangenen Sanjay zu arbeiten. Das Publikum erwartet ungeduldig die Rückkehr seiner fantastischen Präsenz auf der Leinwand, nach einer Zeit, die sich qualvoll in die Länge gezogen zu haben schien. Geschäftsexperten prophezeien seine Wiederkunft als eine todsichere Sache, die die derzeitige Leere auf der Nummer-1-Position füllen wird. Es scheint, dass Sanjay in seiner wiedererstandenen Inkarnation nichts mehr falsch machen kann. Nachdem er sich durch einen Sumpf mittelmäßiger Projekte gekämpft und eine Serie verwünschter Altlasten abgearbeitet hatte und nur hin und wieder für einen Schluck Erfolg aufgetaucht war, wird Sanjay nun sein rechtmäßiges Erbe in Anspruch nehmen. Er ist der geborene Anwärter auf den Box-Office-Thron.

*

Sanjay erschien zur Versammlung – ausgemergelt, hohläugig, mit kurz geschnittenem Haar, und doch jeder Zoll der Matinee-Gott. Er war sichtbar gealtert, und ein Schimmer in seinen Augen zeugte von hart errungener Reife. Sunil Dutt saß neben ihm auf dem Podium, eine tröstliche Gegenwart. Der Nachglanz eines einfachen und bescheidenen Triumphes umstrahlte sie. Sanjay war bereit, sich einer Flut von Fragen zu stellen, obwohl es ganz bestimmt keine Standard-Erklärungen gibt für all das, was er ertragen hatte.

Zuerst verlas Sanju mit ernster Miene eine Erklärung, bevor er einige Fragen beantwortete.


(Ausschnitte aus der Erklärung)

„Dies ist keine Pressekonferenz – dies ist ein sehr emotionales Treffen für einen Mann, der Sie alle vermisst hat, 15 Monate und 13 Tage lang. Die guten Wünsche und die Liebe der Menschen haben den Vorhang der Dunkelheit zurückgezogen, so dass meine Familie und ich wieder Sonnenlicht sehen konnten. Sonnenlicht ist ein Symbol für Freiheit, und wie wichtig Freiheit für einen Menschen ist, das begreife ich jetzt: Um die Früchte der Freiheit zu genießen, muss man die Gesetze seines Landes kennen und sie befolgen. Ich habe immer gesagt und ich werde immer sagen, dass ich mein Land liebe und die Menschen in meinem Land – und nur durch die Liebe dieser Menschen bin ich Sanjay Dutt. Und ich versichere Ihnen, dass ich kein schlechter Mensch bin und kein Terrorist. Ich habe volles Vertrauen in die Gerechtigkeit der Rechtssprechung meines Landes.

Ich möchte Ihnen meinen aufrichtigen Dank aussprechen – den Menschen meines Landes, allen Mitgliedern der Filmindustrie, meinen Kollegen, meinen Anwälten, Freunden der Familie wie Balasaheb Thackeray, Dilip Kumarji, Shatrughan Sinhaji, Raj Babbarji, Rajendra Kumar Uncle, Yash Johar Uncle, Mukesh Bhai Patel, Jayant Jadhav, Mr. Harish Sughand und Pankaj, und allen meinen Produzenten und Regisseuren, die auf mich gewartet und dafür finanzielle Verluste in Kauf genommen haben. Und ich danke den Mitgliedern meiner Familie und meinen Freunden, meinen Fans, die mir Briefe mit ihrem Blut geschrieben und darin ihre Liebe und ihre Gebete für mich zum Ausdruck gebracht haben; ich danke der Belegschaft und den Vorständen des J.J. Hospitals, die sehr gut zu mir waren während meiner Krankheit. Ich verdanke es den gemeinsamen Bemühungen, den guten Wünschen und der Liebe aller dieser Menschen, dass ich heute hier vor Ihnen stehe.“

(Fragen und Antworten)


- Wann, denken Sie, werden Sie imstande sein, wieder mit dem Drehen zu beginnen?

Sanjay: Es ist zu früh für mich, irgendwelche Verpflichtungen einzugehen. Ich bin jetzt gerade mal eine Woche draußen; ich denke, es wird noch ein paar Monate dauern, bis ich wieder mit dem Drehen anfangen kann.

- Was halten Sie davon, dass Subhash Ghai Ihre Rolle in Trimurti umbesetzt hat? Haben Sie ihn schon getroffen?

Sanjay: Das ist okay, absolut okay. Ja, ich habe ihn getroffen.

- Glauben Sie, dass Ihre Popularität gelitten hat, da alle Ihre Filme, die in den vergangenen zwei Jahren herauskamen, Flops waren?

Sanjay: Ich weiß nichts... (Sunil Dutt unterbricht ihn: „Ihr Pressemenschen sollltet den Puls des Publikums kennen. Es gibt keine Formel, die den Erfolg eines Filmes garantiert. Es ist alles Schicksal.“)

- Was haben Sie im Lauf Ihrer Prüfung gelernt?

Sanjay: Dass Gott groß ist.

*

Sanjay bekundete außerdem, dass er sich die Tugenden shraddha und saburi – Glaube und Geduld – angeeignet hat und dass er darauf wartet, sich wieder vollständig zu erholen. Und wenn man ihm gestattet, das Land zu verlassen, dann könnte er seine kranke Frau Richa in New York besuchen.

Er ist ohne Zweifel unendlich weiser und ganz gewiss stärker als je zuvor. Sanjay Dutt ist widerstandsfähiger als alle anderen; es gibt nicht viele Schauspieler, die seine Situation positiv ausgelegt hätten.

Denn das frisch adoptierte Kind der Vorsehung ist zufällig ein vieltalentierter Schauspieler und in höchstem Maße ein Mensch – Sanjay Dutt.

(Deutsch von Diwali)

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