Freitag, 26. Dezember 2008

EMI (2008)

Zur Story: Die All India Bank wirbt unermüdlich für ihre Kredite, die man problemlos bekommt und die man ebenso problemlos in Raten (EMI = Easy Monthly Installments) abbezahlen kann. Zu ihren zahlreichen Kunden gehören: der DJ Ryan Briganza (Arjun Rampal), der sich einen Sport daraus macht, sein Leben auf Pump zu finanzieren; Anil Sharma (Ashish Chaudhry), der seine Shilpa (Neha Uberoi) heiraten und ihr ein gehobenes Mittelklassedasein samt Hochzeitsreise bieten will; Chandrakant Desai (Kulbhushan Kharbanda), der seinem Sohn Arjun (Pushkar Jog) ein Auslandsstudium ermöglichen möchte; und Prerna Joshi (Urmila Matondkar), die einen Gangster dafür bezahlt, dass er aus dem Selbstmord ihres Mannes einen Unfalltod macht, damit sie das Geld von dessen Lebensversicherung kassieren kann. Ein Jahr später stehen alle vier vor massiven Problemen: Ryans luxusliebende Freundin Nancy (Malaika Arora Khan) verlässt ihn, Anils und Shilpas Ehe ist geschieden, Arjun hat das Studium geschmissen, und Prernas Plan ist gescheitert. Zudem können alle ihre Raten nicht mehr bezahlen und landen dadurch auf der Auftragsliste der All India Bank für die Good Luck Recovery Agency, die unter der Leitung von Sattar Bhai (Sanjay Dutt) Schulden auf eher unkonventionelle Art einzutreiben pflegt...

Ein Film, der den leichtfertigen Umgang mit Krediten zum Thema hat und der mitten in einer globalen Finanzkrise in die Kinos kommt. Das hätte ein Volltreffer werden können, wenn – ja, wenn Debütant Saurabh Kabra mit seinem Skript nicht kläglich gescheitert wäre. Nicht nur, dass man es – bis auf den redlichen Papa Desai – sämtlichen Schuldnern beinahe gönnt, dass sie auf die Nase fallen, Kabra macht sich zudem die Lösung auch noch lächerlich einfach, indem er den Schuldeneintreiber Sattar Bhai flugs vom Saulus zum Paulus mutieren lässt, der, statt wie üblich den Schuldnern die Knochen zu brechen, plötzlich ihre Welt in Ordnung bringt. Gerade, dass er nicht auch noch persönlich ihre Schulden begleicht – wenigstens diesen Teil der Story lässt Sabra offen und beendet stattdessen den Film ziemlich abrupt mit der eingeblendeten Mahnung, verantwortungsvoll mit Krediten umzugehen.

In diesem Zusammenhang gelingen Kabra denn auch einige der besten Szenen seines Films. Er stellt nämlich nicht nur den Leichtsinn der Kreditnehmer ins Rampenlicht, sondern auch die Methoden der Banken, die ihren (potentiellen) Kunden Kredite per Telefon anbieten wie Sonderangebote im Supermarkt – sogar solchen, die bereits massiv verschuldet sind. Und dann lehnen sie sich selbstzufrieden zurück und loben sich dafür, die Probleme der Menschen zu lösen. Da ist es dann schon eine Wonne zu hören, wenn Sattar ihnen schonungslos entgegnet: "Erst verschafft ihr den Menschen Probleme, und dann löst ihr sie."

Solche wirklich guten Szenen wie das Meeting Sattars mit der Bankdirektion sind leider spärlich gesät. Die vier Geschichten über die vier Kreditnehmer kranken, wie schon angedeutet, vor allem daran, dass die meisten es gar nicht besser verdienen. Ryan lebt unbekümmert auf Pump und macht sich lediglich darüber Gedanken, wo er ein paar neue Kreditkarten herkriegt. Anil lebt einfach in den Tag hinein und lässt seine Frau arbeiten, anstatt selber was zu tun. Prerna lässt sich mit zwelichtigen Gestalten ein, um einen Versicherungsbetrug zu inszenieren. Und Arjun respektiert seinen Vater nicht, der als einziger (!) wirklich unverschuldet in finanzielle Not gerät. Schade um die zum Teil wirklich guten Darsteller – allen voran Kulbhushan Kharbanda, Urmila Matondkar und Arjun Rampal –, die sich mit solch blutleeren Figuren und Storys abgeben mussten.

Das gilt letzten Endes leider auch für Sanjay Dutt, dessen Sattar Bhai als eine Munnabhai-Variante angepriesen wurde (mit Manoj Joshi als "Decent" hat dieser Sattar sogar auch einen Circuit-Verschnitt als Sidekick verpasst bekommen), von Rajkumar Hiranis genialer Schöpfung jedoch ebenso weit entfernt ist wie ein Dompfaff von einem Adler. Im Gegensatz zu Munna, der den Menschen einfach hilft, weil es ihm ein Herzensbedürfnis ist, handelt Sattar eiskalt berechnend, weil er in die Politik gehen will und dafür Wählerstimmen braucht. Dass er sich zudem dann auch noch in Prerna verliebt, lässt die Story endgültig in eine Sackgasse driften, und wäre die zauberhafte Dinnerszene des Daud- und Khoobsurat-Paares Sanju und Urmila zu den Klängen von "Ankhon Hi Ankhon Mein" nicht so wunderschön (darstellerisch mit ihren vielen zarten Nuancen vielleicht sogar die beste des Filmes überhaupt), ich würde sie Kabra nicht so ohne weiteres verzeihen.

Sanjay wird letzten Endes gezwungen, alle seine drei Munnabhais zu kopieren – die beiden aus den Hirani-Filmen, wenn er einen auf Menschenfreund macht, und den aus Hum Kisise Kum Nahin, wenn er sich mit Dackelblick in Urmila verguckt. Schade, er kann definitiv mehr. Er ist als Sattar Bhai massiv unterfordert und sollte sich von solchen repetitiven Gutherziger-Gangster-Rollen allmählich verabschieden (abgesehen von Munnabhai III natürlich). Dennoch ist er definitiv der Beste im Ensemble und wurde von den ansonsten eher ungnädigen Kritikern entsprechend gewürdigt ("Watch it for Sanju bhai!").

Bleibt noch die kleine Verbeugung in Richtung Sunil Shetty, der sich kurzfristig für die Produktion dieses Filmes entschieden und damit seinem Freund Sanjay Dutt, der zu diesem Zeitpunkt nur auf Interimskaution in Freiheit war, einen immensen Beweis seines Vertrauens geliefert hatte. Sanjay konnte zunächst nur wenige Tage drehen, bevor er zurück ins Gefängnis musste. Kaum gewährte ihm der Supreme Court endgültig Kaution, meldete sich Sanjay bereits wieder am EMI-Set zurück. Natürlich war er daher – ähnlich wie bei Kidnap – nicht in körperlicher Bestform, aber dass er die meiste Zeit ohne die quälende Ungewissheit, jeden Moment wieder inhaftiert zu werden, aufspielen konnte, ist ihm deutlich anzumerken. Auch die Gestaltung des Titelsongs machte ihm hörbar Spaß. Um es mit Urmila zu sagen: "It's good to have Sanjay back."

Produktion: Sunil Shetty, Shabbir Boxwala, Shobha Kapoor, Ekta Kapoor; Regie: Saurabh Kabra
134 Min.; DVD: Sahara One, englische UT (inkl. Songs)

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