Zur Story: Soumya Nadkarni (Nisha Bains) lebt mit ihren Eltern Anirudh (Shivaji Satham) und Suhasini (Reema Lagoo) in Mumbai; sie studiert am I.B. Institut und ist ein großer Fan des Schauspielers Sanjay Dutt. Bei einer Blutspendeaktion spenden sie und ihr Freund Ninad Kamat (Sunil Barve) Blut. Am letzten Tag ihrer Abschlussprüfungen bekommt Soumya hohes Fieber. Dr. S.D. Potnis (Sunil Shende) vermutet Malaria und veranlasst mehrere medizinische Tests. Dabei erweist sich, dass Soumya HIV-positiv ist. Für die Familie bricht eine Welt zusammen, aber Ninad hält zu Soumya und heiratet sie sogar. Dadurch gewinnt sie genügend Lebensmut zurück, um ihre Prüfungen nachzuholen, die sie erfolgreich besteht. Gleichzeitig setzt ihr Vater sich in den Kopf, seiner Tochter einen Herzenswunsch zu erfüllen: einmal Sanjay Dutt zu begegnen…
In einem Stardust-Interview vom April 2000 erzählt Mahesh Manjrekar (Regisseur u.a. von Vaastav und mehreren weiteren Sanjay-Dutt-Filmen, der zudem auch als Schauspieler in vielen White-Feather-Filmen von Sanjay Dutt und Sanjay Gupta mitgewirkt hat) unter anderem auch von seinem frühen Film Nidaan, der lange unveröffentlicht blieb und später, als es dann soweit war, ein Flop wurde. Mahesh hatte sich darin des damals (1997) in Indien noch hochbrisanten Themas AIDS angenommen. Es ging um ein junges Mädchen, das mit AIDS infiziert wird, und um die Reaktionen ihrer Mitwelt darauf. Das Thema war damals Ende der 1990er Jahre wohl noch so heiß, dass Mahesh nur mit Mühe und Not einen Produzenten fand und die Hauptrolle mit einer Newcomerin besetzen musste, weil von den arrivierten Heroinen niemand eine AIDS-Kranke spielen wollte.
Interessant ist - in doppeltem Sinne - die Rolle, die Sanjay Dutt bei diesem Projekt spielte. Als Mahesh Manjrekar an dem Nidaan-Drehbuch schrieb, hatte er die Vorstellung, dass die AIDS-kranke Frau dem Helden ihrer Träume begegnen sollte - und irgendwie schwebte ihm dabei Sanjay Dutt vor, weil er ihn als Filmschauspieler schon immer sehr gemocht hatte. Allerdings kannte er ihn damals noch nicht persönlich. Es gelang ihm, einen Termin bei ihm zu bekommen und ihm das Projekt vorzustellen. Sanjay, der sich schon immer gegen Drogen und für krebskranke Menschen eingesetzt hat, sah darin eine Möglichkeit, sich nun auch für AIDS-Patienten zu engagieren und auf diese Krankheit aufmerksam zu machen. Daher erklärte er sich bereit, in Manjrekars Film gratis aufzutreten - etwas, was er zwar für Freunde immer wieder ganz gerne macht, aber das dürfte wohl das erste und einzige Mal gewesen sein, dass Sanju auf diese Weise einen ihm noch völlig unbekannten Regisseur unterstützte.
In den Endcredits wurde ihm dafür “for his very special appearance” gedankt - aber auch Sanjay selbst konnte sich bedanken: Selten wurde ihm auf der Leinwand so unverblümt gehuldigt, und selten dürfte der Name eines Schauspielers so häufig in einem Film genannt worden sein wie der von Sanjay Dutt in Nidaan. Schon in der ersten Szene erklingt “Tu Shayar Hai” aus seinem Film Saajan; in dem ersten Song von Soumya und ihren Freunden ist von ihm die Rede, und ein Poster von ihm wird hochgehoben; ein großes Filmplakat von ihm (ohne Filmtitel, aber eindeutig im Mahaanta-Look) lässt Soumya in ein entzücktes “Oh Sanju, my sweetie-pie!” ausbrechen; und natürlich hat sie Bilder von ihm an die Wand ihres Zimmers gehängt, denen sie gute Nacht zu wünschen pflegt. Sanjays eigener Auftritt gegen Ende des Filmes beginnt an einem Filmset von “Ashwani Films”; gedreht wird mit “Sanjay Dutt und Punam Malhotra” ein Film namens “Nayak No. 1” - eine Anspielung auf den Erfolgsfilm Khalnayak und zugleich ein weiteres Statement zu Gunsten des “Helden Nr. 1”, der nach seiner anderthalbjährigen Untersuchungshaft zu jener Zeit immer noch vielerorts unter Terrorismus-Verdacht stand.
Nisha Bains spielt die Rolle der Soumya entzückend; vielleicht macht sie ein wenig zu sehr auf Kajol, aber da es zu ihrem Charakter passt, stört das nicht weiter. Soumyas fürsorgliche Eltern waren bei Shivaji Satham und Reema Lagoo in besten Händen; vielleicht engagierte Manjrekar sie auch deshalb kurzerhand für seinen nächsten Film Vaastav, wo sie dann die Eltern von Sanjay Dutts Raghubhai spielten. Und noch ein Schauspieler war in Nidaan für einen Moment zusammen mit Sanjay zu sehen, mit dem Sanjay einige Jahre danach ein bemerkenswertes Wiedersehen auf der Leinwand feiern sollte: Dilip Prabhavalkar, der hier Ninads Vater Shrikant Kamat spielte, war später Gandhi in Sanjays Blockbuster Lage Raho Munnabhai.
Eine kleine Überraschung ist Sunil Barves Ninad: kein smarter Hindi-Film-Liebhaber, sondern eher der Typ süßer Streber mit Brille, dabei jedoch keineswegs blass, sondern wirklich liebenswert, auch in seiner Eifersucht auf Soumyas großen Schwarm. Mit ihm hat Sanjay bei seinem Gastauftritt denn auch die gelungenste Interaktion, wenn er erst darüber scherzt, dass die hübsche Soumya schon vergeben ist und er jetzt keine Chance mehr bei ihr hat, und dann zu Ninad “I envy you” sagt - und dieser selbstbewusst antwortet: “You should.” Sanjay hat diese Szene sehr offensichtlich zu Daud-Zeiten gedreht… und einen jadoo ki jhappi gab es damals auch noch nicht; mehr als ein Wangentätscheln und ein paar liebe Worte bekommt Soumya von ihrem Lieblingsstar nicht. Aber Sanjay kommt sympathisch rüber, und die allgemeine Begeisterung über seine Anwesenheit vermittelt einen Eindruck, wie populär der Schauspieler trotz der Terrorismus-Anschuldigungen damals war. (Sanjays Szene)
Im Oktober 1997 schrieb die Filmzeitschrift Stardust: “Gott sei gedankt für kleine Gnaden. Endlich scheint wenigstens einer in Bollywood die Augen für die AIDS-Krise zu öffnen. Sanjay Dutt hat die Initiative ergriffen und sich zu einer Special Appearance in einem Film namens Nidaan bereiterklärt, zusammen mit TV- und Theaterkünstlern sowie Reema Lagoo, Nisha und Shivaji Satham. Der Film wird viel zur Verbreitung des Bewusstseins über diese tödliche Krankheit beitragen sowie über die Schwierigkeiten, mit denen die Opfer und ihre Familien zu kämpfen haben, die von dieser fatalen Krankheit betroffen sind. Sanjay wird sich in diesem Film selbst spielen. Ein Hoch auf den Deadly Dutt, dass er sich trotz seines vollen Terminkalenders die Zeit genommen hat, um in diesem sozial so wichtigen Film mitzuwirken.”
Leider fand Nidaan nicht die erhoffte Beachtung und wurde offenbar auch niemals auf VCD oder DVD veröffentlicht; lediglich auf YouTube war er Ende 2013 plötzlich zu finden. Eines jedoch kann sich dieser Film auf die Fahne schreiben: Er war der Auftakt zu der überaus fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Mahesh Manjrekar und Sanjay Dutt. Als nächstes machten die beiden Vaastav miteinander. Der Rest ist Geschichte.
Produktion: R.V. Pandit; Regie: Mahesh Manjrekar
Watched on YouTube; 145 Min.; Informationspost
In einem Stardust-Interview vom April 2000 erzählt Mahesh Manjrekar (Regisseur u.a. von Vaastav und mehreren weiteren Sanjay-Dutt-Filmen, der zudem auch als Schauspieler in vielen White-Feather-Filmen von Sanjay Dutt und Sanjay Gupta mitgewirkt hat) unter anderem auch von seinem frühen Film Nidaan, der lange unveröffentlicht blieb und später, als es dann soweit war, ein Flop wurde. Mahesh hatte sich darin des damals (1997) in Indien noch hochbrisanten Themas AIDS angenommen. Es ging um ein junges Mädchen, das mit AIDS infiziert wird, und um die Reaktionen ihrer Mitwelt darauf. Das Thema war damals Ende der 1990er Jahre wohl noch so heiß, dass Mahesh nur mit Mühe und Not einen Produzenten fand und die Hauptrolle mit einer Newcomerin besetzen musste, weil von den arrivierten Heroinen niemand eine AIDS-Kranke spielen wollte.
Interessant ist - in doppeltem Sinne - die Rolle, die Sanjay Dutt bei diesem Projekt spielte. Als Mahesh Manjrekar an dem Nidaan-Drehbuch schrieb, hatte er die Vorstellung, dass die AIDS-kranke Frau dem Helden ihrer Träume begegnen sollte - und irgendwie schwebte ihm dabei Sanjay Dutt vor, weil er ihn als Filmschauspieler schon immer sehr gemocht hatte. Allerdings kannte er ihn damals noch nicht persönlich. Es gelang ihm, einen Termin bei ihm zu bekommen und ihm das Projekt vorzustellen. Sanjay, der sich schon immer gegen Drogen und für krebskranke Menschen eingesetzt hat, sah darin eine Möglichkeit, sich nun auch für AIDS-Patienten zu engagieren und auf diese Krankheit aufmerksam zu machen. Daher erklärte er sich bereit, in Manjrekars Film gratis aufzutreten - etwas, was er zwar für Freunde immer wieder ganz gerne macht, aber das dürfte wohl das erste und einzige Mal gewesen sein, dass Sanju auf diese Weise einen ihm noch völlig unbekannten Regisseur unterstützte.
In den Endcredits wurde ihm dafür “for his very special appearance” gedankt - aber auch Sanjay selbst konnte sich bedanken: Selten wurde ihm auf der Leinwand so unverblümt gehuldigt, und selten dürfte der Name eines Schauspielers so häufig in einem Film genannt worden sein wie der von Sanjay Dutt in Nidaan. Schon in der ersten Szene erklingt “Tu Shayar Hai” aus seinem Film Saajan; in dem ersten Song von Soumya und ihren Freunden ist von ihm die Rede, und ein Poster von ihm wird hochgehoben; ein großes Filmplakat von ihm (ohne Filmtitel, aber eindeutig im Mahaanta-Look) lässt Soumya in ein entzücktes “Oh Sanju, my sweetie-pie!” ausbrechen; und natürlich hat sie Bilder von ihm an die Wand ihres Zimmers gehängt, denen sie gute Nacht zu wünschen pflegt. Sanjays eigener Auftritt gegen Ende des Filmes beginnt an einem Filmset von “Ashwani Films”; gedreht wird mit “Sanjay Dutt und Punam Malhotra” ein Film namens “Nayak No. 1” - eine Anspielung auf den Erfolgsfilm Khalnayak und zugleich ein weiteres Statement zu Gunsten des “Helden Nr. 1”, der nach seiner anderthalbjährigen Untersuchungshaft zu jener Zeit immer noch vielerorts unter Terrorismus-Verdacht stand.
Nisha Bains spielt die Rolle der Soumya entzückend; vielleicht macht sie ein wenig zu sehr auf Kajol, aber da es zu ihrem Charakter passt, stört das nicht weiter. Soumyas fürsorgliche Eltern waren bei Shivaji Satham und Reema Lagoo in besten Händen; vielleicht engagierte Manjrekar sie auch deshalb kurzerhand für seinen nächsten Film Vaastav, wo sie dann die Eltern von Sanjay Dutts Raghubhai spielten. Und noch ein Schauspieler war in Nidaan für einen Moment zusammen mit Sanjay zu sehen, mit dem Sanjay einige Jahre danach ein bemerkenswertes Wiedersehen auf der Leinwand feiern sollte: Dilip Prabhavalkar, der hier Ninads Vater Shrikant Kamat spielte, war später Gandhi in Sanjays Blockbuster Lage Raho Munnabhai.
Eine kleine Überraschung ist Sunil Barves Ninad: kein smarter Hindi-Film-Liebhaber, sondern eher der Typ süßer Streber mit Brille, dabei jedoch keineswegs blass, sondern wirklich liebenswert, auch in seiner Eifersucht auf Soumyas großen Schwarm. Mit ihm hat Sanjay bei seinem Gastauftritt denn auch die gelungenste Interaktion, wenn er erst darüber scherzt, dass die hübsche Soumya schon vergeben ist und er jetzt keine Chance mehr bei ihr hat, und dann zu Ninad “I envy you” sagt - und dieser selbstbewusst antwortet: “You should.” Sanjay hat diese Szene sehr offensichtlich zu Daud-Zeiten gedreht… und einen jadoo ki jhappi gab es damals auch noch nicht; mehr als ein Wangentätscheln und ein paar liebe Worte bekommt Soumya von ihrem Lieblingsstar nicht. Aber Sanjay kommt sympathisch rüber, und die allgemeine Begeisterung über seine Anwesenheit vermittelt einen Eindruck, wie populär der Schauspieler trotz der Terrorismus-Anschuldigungen damals war. (Sanjays Szene)
Im Oktober 1997 schrieb die Filmzeitschrift Stardust: “Gott sei gedankt für kleine Gnaden. Endlich scheint wenigstens einer in Bollywood die Augen für die AIDS-Krise zu öffnen. Sanjay Dutt hat die Initiative ergriffen und sich zu einer Special Appearance in einem Film namens Nidaan bereiterklärt, zusammen mit TV- und Theaterkünstlern sowie Reema Lagoo, Nisha und Shivaji Satham. Der Film wird viel zur Verbreitung des Bewusstseins über diese tödliche Krankheit beitragen sowie über die Schwierigkeiten, mit denen die Opfer und ihre Familien zu kämpfen haben, die von dieser fatalen Krankheit betroffen sind. Sanjay wird sich in diesem Film selbst spielen. Ein Hoch auf den Deadly Dutt, dass er sich trotz seines vollen Terminkalenders die Zeit genommen hat, um in diesem sozial so wichtigen Film mitzuwirken.”
Leider fand Nidaan nicht die erhoffte Beachtung und wurde offenbar auch niemals auf VCD oder DVD veröffentlicht; lediglich auf YouTube war er Ende 2013 plötzlich zu finden. Eines jedoch kann sich dieser Film auf die Fahne schreiben: Er war der Auftakt zu der überaus fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Mahesh Manjrekar und Sanjay Dutt. Als nächstes machten die beiden Vaastav miteinander. Der Rest ist Geschichte.
Produktion: R.V. Pandit; Regie: Mahesh Manjrekar
Watched on YouTube; 145 Min.; Informationspost
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