Freitag, 30. März 2007

Sahebzaade (1992)

Zur Story: In Himachal Pradesh lebt die verwitwete Sharda (Anjana Mumtaz) mit ihren beiden Söhnen Raja (Sanjay Dutt) und Rahul (Aditya Pancholi). Beide verlieben sich in ihre Kindheitsfreundin Chinar (Neelam), die iherseits ihr Herz seit jeher schon Rahul geschenkt hat – sehr zum Ärger von Tahal Singh (Gulshan Grover), der ebenfalls ein Auge auf Chinar geworfen hat. Auf Bitten von Raja wirbt Sharda bei Chinars Eltern Sukhdev (Ram Mohan) und Laxmi (Beena Verma) für ihren Sohn – doch beim Gegenbesuch der Eltern erweist es sich, dass diese die Werbung ganz im Sinne ihrer Tochter auf Rahul bezogen haben. Aus Liebe zu seinem Bruder findet Raja die Kraft, auf seine Träume zu verzichten. Zudem hat er schon bald ganz andere Probleme: Durch das unerwartete Auftauchen von Ghulam Rasool (Kulbhushan Kharbanda), einem alten Freund der Familie, erfährt Raja, dass Thakur Bhanu Pratap (Shakti Kapoor), mit dem er und Rahul sich schon einmal angelegt haben, einst Sharda vergewaltigt, Rajas und Rahuls Vater Kishna (Alok Nath) getötet und die Schuld Ghulam in die Schuhe geschoben hat. Von nun hat er nur noch eines im Sinn: Rache...

Knapp anderthalb Stunden lang kreist der gesamte Film um nichts anderes als die Liebe der beiden Brüder Raja und Rahul zu der gleichen Frau, und man kann die beiden verstehen: Neelam ist klein, knuffig und süß, tanzt voller Lebenslust und strahlt sich wie ein bunter Flummy durch den Film. Warum sie sich für den (im Vergleich zu seinem als „Raju Guide“ geradezu übersprudelnden Bruder) eher langweiligen Rahul entscheidet, bleibt das Geheimnis der Drehbuchautoren, auch wenn Aditya Pancholi sich sichtlich bemüht, ihn so sympathisch wie möglich rüberzubringen. Aber Mühe allein genügt nun einmal nicht gegen einen Sanjay-Dutt-Puma, der seinen Charme und sein Charisma mal wieder literweise versprüht und dem man lediglich eines nicht glaubt: dass er der ältere der beiden Brüder sein soll (außer wenn er hin und wieder Aditya gegenüber einen auf staubtrockene Großer-Bruder-Autorität macht). Er tanzt und kugelt sich durch Tiefschnee und grüne Wiesen gleichermaßen, lässt dabei die Hüften kreisen, dass es frau schwindlig wird, sieht – mit Verlaub – zum Auffressen aus und ist einfach zum Verlieben, vor allem, wenn er zwischenzeitlich vor Liebesglück regelrecht ausflippt.

Wie gesagt, anderthalb Stunden lang kann man dieses Liebes- und Familienidyll genießen. Erst dann wird es mit dem Auftritt des seine kleine Rolle solide spielenden Kulbhushan Kharbanda Ernst: In einer ausgedehnten Rückblende erfährt man vom tragischen Schicksal der Eltern der beiden Brüder, und von da an wechselt der Film auf die Rache-Action-Schiene (auch wenn es bei der Hochzeit von Chinar und Rahul noch einmal kurzzeitig familiär-heiter zugeht). Und spätestens jetzt reißt Sanjay endgültig die Handlung an sich; sein Raja wird quasi schlagartig erwachsen und übernimmt die Verantwortung für seine Mutter (intensiv dargestellt von Anjana Mumtaz), wohingegen Aditya erst gegen Ende noch einmal mit zupacken darf. Rückblickend könnte man fast sagen, die beiden haben hier schon mal ein paar Vorstudien für Aatish betrieben – in punkto Hierarchie und gemeinsamer Chemie ebenso wie in der „Gegnerschaft“ zu Gulshan Grover (dessen Figur in Sahebzaade eine der dümmsten der Filmgeschichte sein dürfte) und zu Shakti Kapoor, der von der Regie sträflich alleingelassen wurde – nicht nur, dass er sich in einer Zeitspanne von etwa zwanzig Jahren äußerlich kaum verändert, sein Thakur kriegt zudem von Anfang an gegen Raja kein Bein auf den Boden, so dass die spätere Auseinandersetzung der beiden im letzten Filmdrittel ziemlich spannungsarm bleibt. Erst der Showdown, der in seiner Art schon ein wenig auf Baaghi vorausweist, reißt einen dann doch noch mal vom Hocker.

Ein Pluspunkt in Sahebzaade ist die Gesamtoptik des Filmes. Hier bekommt das Auge mal wieder wirklich was geboten (zusätzlich zu einem, wie gesagt, unverschämt gut aussehenden Sanju) und darf schwelgen in den Berglandschaften von Himachal Pradesh, teilweise herrlich tief verschneit bei strahlend blauem Himmel; farbenfrohe traditionelle Kostüme und Tänze runden das Bild ab. Dazu ein Sanjay in Hochform, der sich keinen Augenblick lang sichtbar anstrengen muss und dennoch den Film jederzeit ganz selbstverständlich in der Hand hat.

Produktion: K.K. Talwar; Regie: Ajay Kashyap
142 Min.; DVD: GVI, englische UT (inkl. Songs)
Haarfaktor

Montag, 26. März 2007

Mumbai Mirror, 3/2007: Amrita Singh über Sanjay Dutt (und umgekehrt)

Mumbai Mirror, 24. März 2007

Deine Amrita...

Sanjay Dutt und Amrita Singh arbeiten nach sechzehn Jahren in Shootout at Lokhandwala wieder zusammen. Nur wenige wissen, dass die beiden seit über zwanzig Jahren eng befreundet sind. Hier sprechen sie über ihre Rauchersitzungen und über die vielen Gelegenheiten, bei denen sie füreinander Kummerkastentante bzw. -onkel gespielt haben.

Amrita sagt:

Meine früheste Erinnerung an Sanju ist sein Film Rocky. Damals war ich einfach ein kleines Mädchen aus Delhi, das für diesen tollen Schauspieler geschwärmt hat. Meine erste Begegnung mit ihm war am Set für einen Sanjay-Khan-Film, wo Sanju vorbeischaute, um seinen Vater Sunil Duttsaab zu treffen. Damals kam er mir wie ein arroganter Schnösel vor. Später habe ich mit ihm in Naam zusammengespielt. Ich weiß noch, welchen Schrecken ich ihm eingejagt habe, als ich behauptete, ich hätte Lepra und würde ihn damit anstecken. Bei unseren Outdoor-Shootings pflegte ich ihn gewissenhaft jeden Morgen und jeden Abend in seinem Zimmer zu besuchen, um meine Zigarettenration zu bekommen. In meinem Zimmer konnte ich nicht rauchen, da meine Mama und meine Oma mich zu diesem Drehtermin begleitet hatten.

Allmählich wurden wir beste Freunde. Sanju hat mir aus unzähligen Situationen herausgeholfen. Er hat sich mir sogar als Kummerkastentante zur Verfügung gestellt und mir die Kraft gegeben, mit meinem Ex-Freund fertig zu werden, als der mich betrog. Immer, wenn ich mich mit meinen Regisseuren anlegte, brachte er mich wieder zur Vernunft, und wenn ich drohte, das Set zu verlassen, war er es, der es schaffte, mich zurückzuhalten. Er hatte aber auch seinen Spaß mit mir – einmal jagte er mich mit einem Schwert in der Hand über das Set!

Damals war er stocknüchtern und ließ konsequent die Finger von Alkohol oder Drogen. Ich war des öfteren berauscht, und dann war immer er es, der sich um mich kümmerte und mich nach Hause brachte. Meine ordinären Sprachkenntnisse verdanke ich ihm, und meine Zoten bringen jeden Seemann zum Erröten. Sanju war mir eine große Inspiration. Aber ich sage euch auch, dass hinter der Macho-Fassade dieses Mannes ein verletzliches kleines Kind steckt. Als er damals in Untersuchungshaft saß, schrieben wir einander viele Briefe. Bis heute mache ich mir Vorwürfe, dass ich damals nie versucht habe, ihn zu besuchen. Ich kann mich noch an den Tag erinnern, an dem er aus dem Gefängnis entlassen wurde und wir bis in die frühen Morgenstunden in seinem Haus saßen und einander unsere Herzen ausschütteten.

Wenn wir uns jetzt am Set von Shootout at Lokhandwala trafen, haben wir viel gelacht und viel Spaß miteinander gehabt. Er ist auch heute noch immer besorgt um mich. Bei einer Szene wurde mir mein Haar über das ganze Gesicht geweht, und ich war völlig irritiert, da ich keinen Spiegel zur Hand hatte und der Hair Stylist gerade nicht da war. Es war Sanju, der daraufhin mein Haar wieder in Ordnung brachte. Wir fühlen uns außerordentlich wohl miteinander, und er ist ein Freund, auf den ich immer zählen kann.

Sanju sagt:

Das Wichtigste zuerst: Warum passen wir so gut zusammen? Im Gegensatz zu den meisten anderen Frauen ist Dingy (Amritas Spitzname) grundehrlich und sagt ihre Meinung gerade heraus. Ich vertraue ihr wie niemandem sonst. Ich habe meine dunkelsten Geheimnisse mit ihr geteilt. Sie ist mehr wie ein männlicher Kumpel, und bei einer Zigarette reden wir über alles und jeden unter der Sonne.

Wir sind einander vor 23 Jahren zum ersten Mal begegnet und haben uns beinahe auf Anhieb verstanden. Schon damals war Amrita ausgesprochen direkt und hat mich am Set oft tyrannisiert. Ich habe schon sehr früh ihr hitziges Temperament kennengelernt und allmählich die Verantwortung dafür übernommen, sie immer wieder von der Palme runterzubringen, wenn es notwendig wurde.

Natürlich habe auch ich sie oft geärgert. Ich habe nichts ausgelassen, habe sie gezwungen, mein Dinner zu bezahlen, und ihr eine Menge dumme Streiche gespielt. Bei allen wichtigen Ereignissen meines Lebens war sie dabei, einschließlich meiner Hochzeit und der Zeit, in der meine Tochter Trishala geboren wurde. Wann immer wir einander brauchten, waren wir füreinander da. Und dabei rede ich ganz besonders von den schlechten Zeiten, die wir bislang erlebt haben.

Wenn ich jetzt zurückblicke, stelle ich fest, dass das Leben sich wahnsinnig verändert hat. Wir erreichen einander nicht mehr allzu oft, und sie ist heute auch kaum mehr in der gesellschaftlichen Szene zu finden. Ich brauche wohl nicht zu betonen, wie überglücklich ich war, als sie für Shootout at Lokhandwala zusagte. Ihr hättet uns am Set erleben sollen, wir haben uns aufgeführt wie Freunde, die lange getrennt waren und sich nun endlich wiedertrafen. Wir haben nur noch geschrieen und buchstäblich dreißig Minuten gebraucht, um uns gegenseitig auf den derzeit aktuellen Stand unserer Lebensgeschichten zu bringen. Manche Dinge verändern sich jedoch nie. Sie ist immer noch so übersprudelnd wie eh und je, sie nennt mich noch immer „Sanj“, und ich schreie sie immer noch an: „Dingy kya bolti tu“ (Dingy, was sagst du!).

(Sandipan Dalal; Deutsch von Diwali)

Hindustan Times 2/2007: Was für ein Leben!

Hindustan Times, 10. Februar 2007

Was für ein Leben!

Eine Nacht, bevor der 24-Stunden-News-Channel in Indien auf Sendung ging, stieg Sanjay Dutt auf dem Mumbaier Airport aus einem Flugzeug. Sein Auto fuhr durch die stillen Straßen der Stadt, vorbei an sich leerenden Tanzbars und Bürgersteigen, gefüllt mit schlafenden Heimatlosen. Noch im Jetlag genoss Sanju einen stillen Moment des persönlichen Triumphes - nach anderthalb Jahren in einer Suchtklinik in den USA hatte er seine neun Jahre dauernde Abhängigkeit von Heroin, Kokain und anderen Drogen, die ihn beinahe umgebracht hatten, überwunden. Er war nach Hause zurückgekehrt, zu seiner Familie und zu einem Neubeginn.

(Anm. Sujen: An dieser Stelle erzählt Sanju, wie sein Drogendealer ihn an seinem ersten Abend aufsuchte und er ihn zum Teufel schickte. Diese Geschichte ist u.a. auch in dem 2006 aufgezeichneten TV-Interview mit Simi Garewal zu hören.)

Trotziges Aufbegehren. Tod. Niederlagen. Sollte jemand das riesige Puzzle von Sanjay Dutts Leben vor ihm ausbreiten, würde er darin umgehend, ungeachtet der dazwischen liegenden Jahre oder Kontinente, jene Momente wiedererkennen, die sein Leben veränderten.

Den Abend, an dem sein Vater ihn und seine Schwestern bat, sich hinzusetzen, und ihnen sagte, dass ihre Mutter an Krebs erkrankt war. Den Morgen, an dem er seinen Vater anflehte, ihm dabei zu helfen, seine Sucht zu bekämpfen. Den Anruf seines Vaters, der ihn dazu brachte, seine Pläne, eine Ranch in den USA zu kaufen, aufzugeben. Den Anruf im fernen Mauritius, der ihm ankündigte, dass er von der Regierung ein Terrorist genannt worden war. Und jene Worte, die zu hören sein Vater sich im letzten Jahrzehnt seines Lebens verzehrt hatte, endlich ausgesprochen von einem Richter: dass sein Sohn Sanju kein Terrorist ist.

Sanjay Dutt hat jahrzehntelang einen Drahtseilakt zwischen Dunkelheit und Sonnenschein vollzogen, in einem Leben, das einem Bollywood-Film entnommen zu sein scheint.

Es ist ein Kampf gegen Schatten, den er am 28. November 2006 in einem brechend vollen Gerichtssaal zu überwinden hoffte, als er beim Aufruf seines Namens nervös nach vorne trat. Richter Kode befand ihn schuldig des illegalen Waffenbesitzes, aber er sagte: "Ich halte ihn nicht für einen Terroristen."

Eine Träne bahnt sich ihren Weg aus Sanjus müden, blutunterlaufenen Augen, als er sich diesen Moment in Erinnerung ruft, gekleidet mit einem schwarzen T-Shirt und schwarzen Hosen auf einem Plastikstuhl in einer riesigen leeren Halle sitzend. Er dreht gerade für den aktuellen Film seiner Firma, Dus Kahaniyaan, bei dem sein Freund und Partner Sanjay Gupta Regie führt.

"Dies waren die besten Worte, die ich je in meinem Leben gehört habe. Mein Vater hat darauf gewartet, einfach nur zu hören, dass sein Sohn kein Terrorist ist. Ich hatte Tränen in den Augen", sagt Sanju, bevor er davongeht zu seiner nächsten Szene.

Wir befinden uns in einer der vielen verfallenen Hallen von Mukesh Mills, einer früheren Textilfabrik, die lange geschlossen ist. Vor Jahren ging der ganze Komplex in den Flammen eines zerstörerischen Feuers unter, dessen Ursache man niemals herausfand. Nur Filmteams kommen heute noch her.

Um mich herum sind die riesigen Mauern schwarz von Ruß. Dicke, verrostete Eisenträger ragen in den Himmel. Das Mauerwerk ist zerbrochen und unter Kletterpflanzen begraben. Irgendwo hinter der Wand kann ich die feindlichen Schreie hören, die Sanjus Messerkampfszene begleiten. Die Fabrik erscheint wie eine Reflexion des größten Teiles von Sanjay Dutts Leben - ein ausgedehnter, leerer Palast, einmal schön und summend, aber immer wieder widerhallend von Kampfschreien.

Als Sanjay nach der Szene zurückkehrt, durchnässt von falschem Regen, frage ich ihn, ob sein Leben nicht im Grunde eigentlich daraus bestehen würde, immer zwei Schritte vorwärts zu gehen und einen zurück.

"Ich hoffe, dass dieses Verfahren der letzte Schritt rückwärts in meinem Leben war. So Gott will, wird es der letzte Rückschlag sein", antwortet er.

Während er sich mit einem Handtuch abtrocknet, wandern meine Gedanken zurück zu jener Zeit, als es mit Mukesh Mills - meine unmittelbare spontan festgelegte Metapher für Sanjays Leben - noch nicht abwärts gegangen war, zu jener Zeit in der Sanju kaum die turbulente Reise seines Lebens begonnen hatte.

In ihrer Kindheit hatten Sanju und seine Schwestern Namrata, genannt Anju, und Priya fröhlich mit dem zu kämpfen, was es mit sich brachte, die Kinder der größten Filmstars Indiens zu sein. Sanjay wurde am 29. Juli 1959 geboren, zwei Jahre nach dem überwältigenden Erfolg von Mother India mit Nargis und Sunil Dutt in den Hauptrollen.

"Meine Mutter gab ihre Karriere auf ihrem Höhepunkt auf, nach Mother India, und sie blickte nie zurück. Sie kümmerte sich um ihre Kinder und ihre Familie, ich wurde sehr von ihr verwöhnt. Aber wir wurden nicht als Kinder zweier Ikonen aufgezogen."

Sanjay ging fast elf Jahre lang auf ein Internat in Sanewar. In den Ferien reiste die Familie Dutt zu weit entfernten Plätzen von Kashmir bis England.

"Wir alle hatten eine schöne Kindheit mit den besten Eltern, die man sich wünschen konnte“, sagt Sanjay. „Sie waren streng, aber sie gaben uns sehr viel Liebe. Das einzige was sie erwarteten, war, dass wir gute Menschen im Leben werden sollten, der Rest war zweitrangig."

Sollte der schüchternde Sanju in der Annahme nach Sanewar ins Internat gegangen sein, dort als Erster unter Gleichen behandelt werden, weil er der Sohn von Superstars war, wurde ihm rasch bewiesen, dass er völlig falsch lag.

"Insbesondere die ersten beiden Jahre waren eine verdammte Hölle. Ich musste täglich 30 Paar weiße Schuhe putzen. Nur weil ich Sunil Dutts Sohn war. Ich musste pro Tag 15 bis 20 Betten für ältere Schüler machen."

(Anm. Sujen: Offenbar stimmt das, was ich als Mädchen in den Hanni-und-Nanni-Büchern von Enid Blyton las, dass es in britischen Internaten üblich ist, dass die älteren Schüler, die sich auf ihr Examen vorbereiten, die ersten beiden Jahrgänge zu privaten Diensten heranziehen und sich dabei aussuchen dürfen, wenn sie für sich arbeiten lassen. Der arme Sanju, vermutlich haben die älteren Schüler es genossen, den Sohn zweier berühmter Stars für sich springen zu lassen. Vielleicht ist dies eine der Ursachen dafür, dass Sanju sich nie, auch später als Erwachsener in den elitären Kreisen der so genannten besseren Gesellschaft wohl fühlte. Vielleicht hatten ihn die Sprösslinge jener Kreise zu deutlich gezeigt, wie diese Klasse Macht ausnutzt, um andere zu knechten und zu demütigen.)

Aber Sanjay hat auch gute Erinnerungen an seine Schulzeit.

"Da gab es Mädchen." Er lächelt zum ersten Mal während dieses Interviews. "Du weißt, wie das ist, wenn man erwachsen wird. Schwärmereien und Liebesbriefe. Ich schrieb viele Liebesbriefe", sagt er, um rasch zu ergänzen: "aber ich wurde meistens zurückgewiesen. Ich pflegte auch Briefe für andere zu schreiben. Wir stahlen uns regelmäßig aus der Schule fort, rannten die Hügel hinunter, um Samosas zu essen oder nach Jhabri zu gehen und uns mit Schnaps zu betrinken, solche Sachen halt."

Sanju erzählt, dass er mit 10 Rupien Taschengeld im Monat auskommen musste und im Hause seiner Familie eine strenge Disziplin galt.

"Wir mussten vor Sonnenuntergang wieder daheim sein, und wir aßen jeden Abend gemeinsam um neun Uhr."

Erneut wird er zum Set gerufen, und man gibt ihm einen ledrig aussehenden Dolch und eine schwarze Jacke. Als er zurückkehrt, klaffen in seinem schwarzen T-Shirt tiefe Schnitte vom Messerkampf, der Teil seiner Szene war.

Lernen war nie seine starke Seite, den Beweis dafür erbrachte er, als er nach Mumbai zurückkehrte, um eine Kunstakademie zu besuchen. In einem gesamten akademischen Jahr bekam sein Professor ihn lediglich einmal in der Klasse zu Gesicht.

"Ich pflegte mit meinen Freunden in der Kunstgalerie herumzuhängen, und schnell wurde mir klar, dass dies nicht mein Ding war."

Dieses Versteckspiel zog sich über das gesamte erste Jahr hin, und eines Tages in diesem Jahr 1978 entschied Sanjay, dass genug genug ist und er ein offenes Gespräch mit seinem Vater über seine Zukunft führen musste.

"Ich ging zu meinem Vater und sagte: Papa, wir verschwenden nur unser Geld, ich eigne mich nicht für ein Studium." Er nimmt einen weiteren Zug aus seiner Zigarette, bevor er weiter erzählt: "Mein Vater wurde verdammt ärgerlich. Er sagte, dass ich einen Abschluss bräuchte, aber das war mir egal. Ich sagte ihm, dass ich das nicht könnte, und dass ich Schauspieler werden wollte."

Wie von Sanjay möglicherweise nicht anders erwartet, brachte dies seinen Vater noch mehr auf, der ihn fragte: "Denkst du, es ist ein Spaß, ein Schauspieler zu sein?" Für ihn schien es genau das zu sein, was sein Sohn dachte. Als dieser auf seinem Wunsch bestand, entschied Sunil Dutt, diesen Wunsch zu respektieren, jedoch nur unter der Bedingung, dass sein Sohn eine Feuerprobe bestand.

"Er steckte mich zwei Jahre lang in eine Tretmühle aus Training, Sprech- und Schauspielkursen, Reit- und Schwimmstunden, Kampftraining, dies und das - und ich begann zu begreifen, dass es im College wesentlich leichter gewesen war."

Endlich war es soweit und Sanjay machte seinen Einstieg in Bollywood mit dem Film Rocky, bei dem sein Vater Regie führte. Filmisch lief es gut, aber zuhause war dies nur von geringem Interesse, weil Nargis an Gelbsucht erkrankte. Die Behandlung ihrer Leber schlug nicht an, ihr Zustand verbesserte sich nicht. Eines Tages rief Sunil Dutt nach den Dreharbeiten seine Kinder zusammen und erzählte ihnen das, worauf sie am wenigsten vorbereitet waren: Ihre Mutter hatte Krebs.

Sanju: "Wir legten Rocky auf Eis und flogen mit ihr nach Amerika. Es war eine schreckliche Zeit."

Die Familie blieb monatelang in den USA, aber Sanjay musste zurück nach Indien, um den Film zu beenden, ungeachtet dessen, dass seine Mutter Tausende von Kilometern entfernt um ihr Leben kämpfte. Ein enger Freund der Familie, Raj Khosla, kam den Dutts zu Hilfe und übernahm die Regie für den restlichen Teil des Filmes. Zwischenzeitlich begann es so auszusehen, als würde es langsam mit Nargis aufwärts gehen.

Sanju: "Meine Mutter lag drei, vier Monate im Koma, und als sie erwachte, lautete ihre erste Frage: Wo ist Sanju?"

Sein Vater entschuldigte Sanjus Abwesenheit, während Sanju den ersten Flug nahm und kam.

Sanju: "Ich erinnere mich noch daran, wie mein Vater zu ihr ging und sie bat, die Augen zu schließen, weil er eine Überraschung für sie hätte. Sie schloss ihre Augen, und ich trat ins Zimmer und sagte einfach nur: Mutter. Ihr Gesichtsausdruck änderte sich, sie war so glücklich, sie weinte und hielt mich in den Armen. Der Arzt meinte, sie solle noch eine Weile bleiben, aber sie blieb hartnäckig. Sie fühlte sich besser und bestand darauf, nach Hause zurückzukehren."

Nargis wurde heimgeflogen, aber die Heimkehr war nur von kurzer Dauer.

Sanju: "Wir brachten sie zu einer Routineuntersuchung in die Breach Candy Klinik in Mumbai, dort fiel sie wieder ins Koma und starb."

Traurigkeit liegt deutlich in Sanjays Tonfall, es hat den Anschein, als würde er versuchen, sie mit einem Zug aus seiner Zigarette fortzublasen.

Rocky war ein großer Erfolg, aber er verschaffte Sanjay nicht den Starruhm, nach dem er strebte. Und während er mit der Trauer nach Nargis’ Tod kämpfte, umschlang ihn sein alter Feind immer mehr, seine Drogensucht. Er hatte für einige weitere Filme unterschrieben, aber seine Abhängigkeit, über die früher in Bollywood lediglich hinter vorgehaltener Hand geflüstert worden war, begann sich offen zu zeigen.

Sanju: "Es war nicht so, dass ich die Rollen deshalb verloren hätte, aber wenn man sich die Filme ansieht, erkennt man, dass mein damaliger Geisteszustand zu wünschen übrig ließ."

Was als einst als vorübergehende Phase begonnen hatte, war über die Jahre vor den Augen seines hilflosen Vaters zu einer tödlichen Krankheit geworden. Sunil Dutt fing an, Fachartikel zu lesen, um einen Weg zu finden, der Drogensucht seines Sohnes zu begegnen, und er verbarg die Wahrheit vor keinem Produzenten, der kam, um Sanjay für einen Film unter Vertrag zu nehmen.

Sanju: "Ich denke, dies waren die neun schlimmsten Jahre meines Lebens. Es war einfach nur dunkel. Ich rannte vor jedem davon und pflegte entweder allein zu sein oder mich mit Leuten aus der Drogenszene zu umgeben. Es war sehr hart. Ich nahm Heroin und Kokain. Ich hatte einen Punkt erreicht, an dem ich mich entscheiden musste, entweder zu sterben oder etwas zu unternehmen. Mir war klar, dass ich so nicht mehr weitermachen konnte."

Die Zeit war reif für ein weiteres offenes Gespräch von Herz zu Herz mit seinem Vater, der zugleich auch sein Freund war.

Sanju: "Nachdem ich es neun Jahre allein versucht hatte, ging ich zu meinem Vater und sagte: Papa, ich muss aus dieser Sache heraus, bitte hilf mir."

Dies war der Moment der Willensstärke, auf den sein Vater gewartet hatte. Er brachte seinen Sohn in die Breach Candy Klinik nach Mumbai (die Klinik, in der Nargis gestorben war). Dort blieb Sanjay 21 Tage, bevor sein Vater ihn in die USA in eine Suchtklinik brachte. Sanjay war dort Teil einer Gruppe aus 30 Männern und 30 Frauen, darunter viele Ärzte, Anwälte und Geschäftsleute.

Sanju: "Es war ein schönes Programm, in dem sie innerhalb der Gruppe zum Grund deiner Abhängigkeit vordrangen. Stundenlang sprach ich einfach nur über mein Leben und über meine Mutter und weinte. Sie pflegten uns zu Barbecues mitzunehmen, und dort sah ich, dass Leute lachen und Spaß haben konnten, ohne dass sie Drogen nahmen. Und ich sagte zu mir, das ist es, wie dein Leben sein sollte, das ist es, was ich sein will."

(Anm. Sujen: An dieser Stelle erzählt Sanjay die Geschichte, wie er nach der Entlassung aus der Klinik beschloss, in den USA zu bleiben und eine Ranch zu kaufen, und wie sein Vater ihn überzeugte, es wenigstens ein Jahr lang noch mal mit Indien zu versuchen. Nachzulesen u.a. im Simi-Garewal-Interview von 2006 oder in Suketu Mehta, Bombay - Maximum City.)

Zurück in Indien kümmerte sich Sanjay nicht darum, wieder Arbeit beim Film zu bekommen. Er war fest überzeugt, dass es seine Bestimmung wäre, in die USA zurückzukehren.

Sanju: "Ich machte mir nicht die Mühe, irgendeinen Produzenten aufzusuchen. Ich spielte einfach nur Squash und wartete darauf, dass dieses eine Jahr vorüberging."

Nachdem die ersten acht Monate vorbei waren, wurden Sanjay Rs. 10 Lakhs für einen Film angeboten, den er akzeptierte, weil der Produzent ihm versprach, dass er innerhalb von drei Monaten abgedreht sein würde.

Sanju: "Von dem Geld kaufte ich meinem Vater einen Füllfederhalter und verschiedene Dinge für meine Schwestern. Und das war es dann, ich ging nie zurück in die USA, bin heute immer noch hier."

Vor acht Jahren befand sich Sanjay auf einer Tour durch die USA und aß in einem Restaurant in Dallas zu Mittag, als ein Fremder ihn ansprach. Es war Bill, der Mann, dessen Freundschaft fast dazu geführt hätte, dass Sanjay sich in Texas eine Ranch gekauft und Rs. 50 Lakhs in eine gemeinsame Rinderfarm investiert hätte.

Sanju: "Bill fragte mich, ob ich sehen wollte, was mir entgangen sei? Er fuhr mich in seinem Rolls Royce zum Flughafen, von wo aus wir mit seinem privaten Jet nach Austin flogen. Dort stiegen wir in seine Limousine um. Inzwischen besaß Bill ungefähr 700-800 Acker Land und ein Anwesen mit zwölf Zimmern, einen Hubschrauber… als ich das sah, sagte ich mir: O mein Gott, wenn ich damals diese 50 Lakhs investiert hätte, dann würde dies alles heute MIR gehören."

Stattdessen hatte Sanjay, nachdem er sich einmal entschieden hatte, nicht in die USA zurückzukehren, in Indien wieder ganz unten angefangen.

"Ich hatte einen verdammt harten (Neu-)Start und holte mir viele Kratzer, und mein Vater sagte: Ich habe einen Film mit dir gemacht, nun geh und kämpfe. Es gab viele Höhen und Tiefen und viele erfolglose Filme. Mir wurde nachgesagt, ich würde meine Arbeit nicht ernst nehmen. Es gab eine Menge Filme, da fragte ich mich selbst, was habe ich da nur gemacht?"

Mit dem Erfolg kam die Liebe. Sanjay traf Richa Sharma, die damals für Dev Anands Produktionsgesellschaft arbeitete. Sie verliebten sich ineinander, heirateten und bekamen 1988 eine Tochter - Trishala.

(Anm. Sujen: An dieser Stelle erzählt Sanju, wie er von Richas Krebserkrankung erfuhr und der Kampf um ihr Leben begann. Darüber ist Näheres u.a. auch in dem Ciné-Blitz-Artikel von Oktober 1996 nachzulesen.)

In der Zwischenzeit war etwas weitaus Explosiveres am Brodeln. Nach der Zerstörung der Babri-Moschee im Dezember 1992 brachen in verschiedenen Teilen des Landes Unruhen zwischen Muslimen und Hindus aus. Aber das Schlimmste stand noch bevor. Am 12. März 1992 erschütterten mehrere Explosionen Mumbai im Rahmen des furchtbarsten Terroranschlages, den Indien je erlebt hatte. Hunderte von Menschen starben.

Einen Monat später erhielt Sanjay, während er sich zu Dreharbeiten auf Mauritius aufhielt einen Anruf, der die nächste dramatische Phase seines Lebens einleitete. Die CBI verlangte seine sofortige Rückkehr nach Indien. Bei seiner Ankunft am 19. April 1993 wurde er festgenommen und innerhalb weniger Stunden wegen illegalen Waffenbesitzes sowie Verbindungen zu Terroristen angeklagt. Am 5. Mai 1993 wurde ihm Kaution gewährt. In der Zwischenzeit hatte sich der Zustand seiner Frau Richa weiter verschlechtert.

Sanju: "Ich habe in meinem ganzen Leben niemanden gesehen, der stärker war als sie. Ich meine, solche Schmerzen zu haben und zu wissen, Krebs zu haben, und trotzdem sein Leben weiterzuleben, zu lächeln und sogar andere zum Lachen zu bringen. Sie ließ sich nicht unterkriegen, sie hat immer gekämpft. Ihr Zustand trieb mir die Tränen in die Augen. Ihre Haut hatte die Farbe gewechselt und sie hatte alle ihre Haare verloren. Sie, die stets so auf ihr Äußeres geachtet hatte! Dennoch sagte sie, ich schaffe es und komme zurück nach Hause."

Sanjay wurde am 4. Juli 1994 erneut inhaftiert. Er verbrachte fünfzehn weitere Monate im Gefängnis, bis der Supreme Court ihn am 18. Oktober 1995 auf Kaution freiließ.

Sanju: "Das Gefängnis hat mich verändert. Ich habe meinen Zorn besiegt. Ich wurde versöhnlich, aber nicht in jeder Hinsicht. Ich habe gelernt zu vergeben, aber ich werde niemals vergessen."

Auch einige seiner damaligen Leidensgenossen wird er niemals vergessen.

Sanju: "Da war eine Bande von Sikhs, denen man vorwarf, Terroristen zu sein. Sie sorgten dafür, dass ich mich nicht aufgab. Sie pflegten für mich zu kochen, alberten herum und sangen Punjabi-Lieder für mich."

Sanjay versuchte, sein Leben durch eine zweite Ehe mit dem Model Rhea Pillai wieder neu aufzubauen, doch später kam es zu einer einvernehmlichen Trennung.

(Anm. Sujen: An dieser Stelle erzählt Sanju, wie seine Familie im in den letzten Jahren Kraft gab.)

Sein Vater starb, bevor der Prozess beendet war, und Sanjay hat sich immer noch nicht an seine Abwesenheit gewöhnt.

Die Faszination der Medien für Sanjays Leben scheint niemals abzuebben; neben seinem Verfahren richtet sich die öffentliche Aufmerksamkeit derzeit auf die Frage, ob er seine Freundin Maanyata nun geheiratet hat oder nicht.

Sanju: "Warum spekulieren diese Leute darüber? Ich habe klargestellt, dass ich nicht verheiratet bin. Und selbst wenn ich es wäre, was wäre daran falsch? Es ist eines der schönsten Dinge im Leben, verheiratet zu sein und eine Familie zu haben. Wenn ich geheiratet hätte, warum sollte ich es verbergen?"

Ein Leben voller Lächeln und Traumata liegt hinter ihm.

Sanju: "Ich weiß nicht, ob das Schlimmste wirklich schon vorbei ist. Ich wurde verurteilt. Ich habe sehr viel geweint. Ich fühle mich einsam. Ich hoffe und bete einfach, dass die Dinge sich gut für mich entwickeln und ich nicht wieder zurück ins Gefängnis muss. Ich möchte endlich frei sein."

(Neelesh Misra; Zusammenfassung und Übersetzung von Sujen)

India Gazette 1/2007: "Hochzeit ja, aber noch nicht jetzt"

India Gazette, 22. Januar 2007; IANS

Hochzeit ja, aber noch nicht jetzt: Sanjay Dutt

Sanjay Dutt sagt, dass ihm die Medienspekulationen über seine Heirat mit Maanyata unangenehm sind und dass er es schätzen würde, in Ruhe gelassen zu werden

"An dem Tag, an dem ich heirate, werden alle meine Freunde und Gönner davon wissen. Eine Hochzeit ist etwas, worauf ich mich freue. Es ist vielleicht der Anker, den ich brauche. Ja, ich fühle, dass es gut für mich wäre, wieder ein Eheleben zu führen. Aber noch nicht jetzt. Meine oberste Priorität ist, meine ganzen Angelegenheiten mit dem Gesetz endlich hinter mich zu bringen. Erst dann werde ich über andere Aspekte in meinem Leben nachdenken", erklärte Sanjay IANS in einem Interview.

Offensichtlich hatte er in angetrunkenem Zustand einem Journalisten gesagt, er sei mit seiner Freundin verheiratet, was könne er da machen? Und die Nachricht verbreitete sich mit verblüffender Geschwindigkeit.

Die Gründe, warum er mit Maanyata bei einer Award-Verleihung gesehen wurde, erscheinen beinahe naiv.

"Sie wollte so eine (glamouröse) Show einmal sehen. Natürlich war ich mir bewusst, dass ihre Anwesenheit die Leute neugierig machen würde. Aber ich hätte mir nie gedacht, dass sie anfangen würden, ihren Namen in den Dreck zu ziehen. Das ist eine ganz furchtbare Sache. Sie ist eine süße, einfache Seele. Ich kann nicht begreifen, warum sie so schreckliche Dinge über sie sagen. Ich wünschte mir, die Leute würden uns beide in Ruhe lassen."

Er ist mehr als willig, sich mit ihr in der Öffentlichkeit zu zeigen, schätzt jedoch keine Medienspekulationen.

"Diese ganzen Spekulationen sind für mich sehr unangenehm. Die Wahrheit ist, ich kenne Maanyata schon seit vier Jahren. Sie stammt aus einer sehr konservativen Geschäftsfamilie. Warum bewirft man sie mit soviel Schmutz? Ich leugne ihre Vergangenheit nicht. Jeder hat eine Vergangenheit. Ich habe eine. Und sie ganz sicher auch. Aber warum reitet man darauf herum, nur um sie zu demütigen? Und da das, was über sie geschrieben wurde, nicht wahr ist, ist das besonders unfair. Wie können sie sie in den Dreck ziehen, nur weil sie mit mir zusammen ist? Natürlich bin ich stolz auf sie. Mein Grund, sie zu der Award-Verleihung mitzunehmen, war denkbar simpel. Sie war noch nie bei einer so großen Award-Show gewesen, und ich wollte ihr dieses Erlebnis vergönnen", sagte Sanjay.

Sanjay, der noch einmal eine Fristverlängerung bekommen hat, nachdem das mit den 1993er Bombenanschlägen befasste TADA-Gericht seine Kaution bis zum 6. Februar verlängerte, möchte nun sein Image in der Öffentlichkeit verbessern.

"Bis jetzt bin ich so in meine Gerichtsangelegenheiten eingeschnürt gewesen, dass ich für nichts anderes Zeit gehabt habe. Aber jetzt, wo ich hoffen kann, dass die Sache bald für mich endet, verspreche ich ein besseres Bild von mir. Ich stand wegen meiner Gerichtssache derart unter Spannung, dass ich nicht mehr arbeiten konnte. Ich habe sechs Monate lang vor keiner Kamera gestanden. Aber jetzt arbeite ich wieder für Sanjay Guptas Dus Kahaniyaan, für Indra Kumars Dhamaal und natürlich für den dritten Munnabhai-Film, mit dem es, wenn alles gut geht, Ende des Jahres losgehen wird. Und dann sind da auch noch Sanjay Guptas Alibaug und Shyam Benegals Chamki Chameli (die Sanju produziert, Anm. Diwali)."

Sanjay gab zu, nach dem Tod seines Vaters sehr einsam geworden zu sein.

"Gott ist gut zu mir gewesen. Und ich habe volles Vertrauen in die Justiz. Ich wünschte, die Dinge in meinem Leben würden wieder in Ordnung kommen. Ich war einen großen Teil meines Lebens allein. Und seit dem Tod von Dad (Sunil Dutt) fühle ich mich ganz besonders allein."

Aber er ist bereit, das Vermächtnis seines Vaters fortzuführen.

"Ich betrachte mich nunmehr als das Familienoberhaupt. Ich habe meine Schwestern aufwachsen sehen und fühle mich für sie verantwortlich. Ich werde die guten Werke meines Vaters fortführen. Ich habe Dads Wohltätigkeitsarbeiten übernommen, die Krebsstiftung sowie die Arbeit für AIDS-Patienten und für ein Institut namens SUPPORT, das Straßenkindern hilft, von Drogen wegzukommen."

Doch jetzt muss Sanjay vielleicht auch ein wenig an sich selbst denken.

"Ich fühle, dass ich endlich zur Ruhe kommen sollte. Ich kann noch immer nicht das Land verlassen. Aber meine (in den USA lebende) Tochter kommt mich oft besuchen. Sie ist jetzt 18 und geht auf ein College in den USA, wo sie Gerichtswissenschaft (forensic science) studiert."

Er wurde emotional, als er über die Unterstützung sprach, die er durch die Filmindustrie erfuhr.

"Als sie im Dezember eine Unterschriften-Aktion für mich starten wollten, habe ich sie gestoppt. Ich bin einfach nur mehr als dankbar dafür, dass sie zu mir gestanden sind. Ich weiß nicht, was ich ohne sie gemacht hätte."

(Deutsch von Diwali)

India News 1/2007: 2006 - ein Wendejahr im Leben von Sanjay Dutt

India News, 1. Januar 2007

2006 - ein Wendepunkt im Leben von Sanjay Dutt

Wenn Sanjay Dutt auf das Jahr 2006 zurückblickt, das sein Leinwand-Image vom liebenswerten, aber falschen Doktor zu einem lockeren Gandhi-Anhänger veränderte, dann wird es für ihn zweifellos nicht leicht werden, seine derzeit anstehenden Projekte mit der gleichen Inspiration und der gleichen Energie zu verfolgen wie seine vorigen.

Größere Höhen als in Lage Raho Munnabhai, dem Sensationserfolg des vergangenen Jahres, bleiben ihm wohl kaum zu erklimmen - so könnte er jedenfalls zumindest empfinden.

Was den TADA Court betrifft, der am 18. Januar das Strafmaß für Sanjays Verbindungen zu den Ausführenden der Mumbaier Bombenattentate von 1993 verkünden wird, so sieht es so aus, als könnte er Bewährung bekommen. Doch weder er noch seine Millionen Fans können ein solches Urteil als gegeben voraussetzen. Immerhin wurde Sanjay jedoch von allen Terrorismus-Vorwürfen freigesprochen.

2006 erwies sich als Wendejahr in dem turbulentem Leben von Sanjay, auch Sanju Baba genannt, dem Schauspieler mit der langen Karriere und dem Sohn zweier legendärer Filmstars - Nargis und Sunil Dutt -, der seinen eigenen Weg gegangen ist.

Ohne Frage ist der größte Film in Sanjays abwechslungsreicher, nun bereits 25 Jahre andauernder Filmkarriere die 2006er Produktion, die Mahatma Gandhis Festhalten an Wahrheit und Gewaltlosigkeit auf eine etwas andere Art präsentierte - aber auf eine, die das einfache Publikum verstehen und würdigen konnte: der Superhit Lage Raho Munnabhai.

Sowohl dieser Film - inklusive seiner drolligen Präsentation und dem schnodderigen Echo im ganzen Land - als auch das Gerichtsverfahren machten Sanjay Dutt (mehr als jeden Anderen) das ganze Jahr hindurch zu einem permanenten Nachrichtenthema.

Die immense Popularität des Filmes, besonders der Darstellung des Munnabhai, resultierte ganz offensichtlich aus der totalen Identifikation des Schauspielers Sanjay mit dieser Figur, dem Gangster mit Herz, der ehrlich versucht, Gandhis Lehren über Wahrheit und Gewaltlosigkeit in die Praxis umzusetzen.

Die Liebe und Sympathie, die Tausende von Fans für diesen Mann empfinden, der auch eine Drogenkrise erfolgreich überwunden hat, stieg ebenfalls wie nie zuvor während Sanjays Gerichtsterminen in den beiden alles entscheidenden Monaten November und Dezember

Vor der Urteilsverkündung am 28. November beteten die Menschen für ihn, auch als er den Siddhivinayak-Tempel besuchte. Und alle empfanden die gleiche Erleichterung wie er selbst, als der Richter ihn von den schweren Vorwürfen der Terrorismus-Involvierung freisprach.

Kurz zuvor hatte Filmemacher Mahesh Bhatt aus Singapur mitgeteilt: 'Ich schwanke zwischen Angst und Hoffnung; Angst, dass er (Sanjay) ins Gefängnis geschickt wird, und Hoffnung, dass der Richter über den Bilderrahmen hinaussieht und ihn freilässt.'

Wenn die Gerichtsentscheidung über Sanjays Bewährungsantrag fällt (voraussichtlich am 18. Januar), steht das Urteil des Volkes bereits fest: Er verdient seine Freiheit - aufgrund seiner guten Führung, der emotionalen Qualen, die er dreizehn Jahre lang durchlitten hat, und der 16 Monate, die er bereits im Gefängnis verbracht hat.

Die grausamen Schicksalsschläge, die er sein Leben lang, schon seit frühester Kindheit, erleiden musste, und die hohe Achtung der Inder vor seinen als Ikonen geltenden Eltern erklären die Popularität und die Sympathien, die Sanju Baba genießt. Und der Mut, den er bewies, als er seine persönlichen Tragödien überwand und sich aus dem Nichts als Filmheld etablierte, verschaffte ihm unumwundene Bewunderung.

Tief verletzt durch Gerüchte über eine Verbindung seiner Mutter mit einem legendären Bollywood-Star geriet Sanjay in seiner Schulzeit in schlechte Gesellschaft und begann, Drogen zu nehmen. Seine Sucht wirkte sich verheerend auf den Zustand seiner krebskranken Mutter aus, die etwa zur gleichen Zeit starb, als sein erster Film Rocky (1981) herauskam.

Auch seine erste Frau Richa Sharma starb früh, nach der Geburt der Tochter Trishala, für die er das Sorgerecht nach einem bitter ausgekämpften Gerichtsverfahren an seine Schwiegereltern verlor.

Und seine zweite, 1995 geschlossene Ehe mit Rhea Pillay dauerte ebenfalls nicht lange - nach einer langen Trennungsphase erfolgte die Scheidung 2005, im gleichen Jahr, in dem sein Vater Sunil Dutt, damals Minister im Kabinett, verstarb.

Sanjays Leben vor der Kamera war nicht weniger schwierig. In einem kürzlich veröffentlichten Artikel über die Kämpfe des Schauspielers in seinen frühen Jahren erzählt Mahesh Bhatt, wie die Menschen sich anfangs über Sanjay lustig machten, wann immer er auf der Leinwand erschien.

'Seine Rolle in Vidhaata war ein Desaster. Das Publikum brüllte vor Lachen in einer emotionalen Szene, weil er einfach nicht rüberkam.'

Doch dann erinnert sich Mahesh auch, wie beherzt der Schauspieler nach seinem Drogenentzug - 'er sah aus wie eine Blume, die über Nacht in deinem Hinterhof erblüht ist' - seine zweite Chance ergriff.

'Sanju spielte seine Rolle in Naam mit der Zielstrebigkeit eines Pferdes mit Scheuklappen', sagt Mahesh.

Neben Khalnayak, einem der größten Sanjay-Hits, der zeitlich mit seiner Involvierung in die Mumbai Blasts von 1993 zusammenfiel, waren es Filme wie Sadak, Vaastav und Mission Kashmir, durch die er sich einen Namen als Schauspieler machte, der in einer eigenen Liga spielt.

Munnabhai MBBS und Lage Raho Munnabhai freilich katapultierten ihn auf den Gipfel des Ruhms und schrieben eine weitere Geschichte in der indischen Filmindustrie.

Sein ansteckendes Lächeln, das Leid in seinen melancholischen Augen, die Sprache des einfachen Mannes, die er so selbstverständlich spricht, und seine anspruchslose Bescheidenheit sind es, weswegen ihn die Menschen so lieben.

Um noch einmal Mahesh Bhatt zu zitieren: 'Sanjay benahm sich niemals wie ein Mitglied der Bollywood-Aristokratie oder wie der Sohn zweier Filmikonen... ebenso wenig drückte ihn das Gewicht der Berühmtheit seiner Eltern nieder... Für die Menschen war er ganz einfach immer nur einer von ihnen, der eher bei den Fahrern, Maskenbildnern und Beleuchtungsjungs zu Hause war.'

(Shyam Pandharipande; Deutsch von Diwali)

Hindustantimes 12/2006: Karan Thapar über Sanjay Dutt

Hindustantimes, 3. Dezember 2006

Karan Thapar: Sanjay Dutt, so wie ich ihn kenne

Ich kann nicht behaupten, Sanjay Dutt gut zu kennen. Aber das, was ich von ihm kenne, mag und respektiere ich gleichermaßen. Ein Mann ohne Falsch. Einfach, kindlich, sanft und aufrichtig. Und er hat keinerlei Skrupel, über seine Fehler und Schwächen zu sprechen. Ich kenne nur ganz wenige Menschen mit dieser Fähigkeit, so schonungslos ehrlich mit sich selbst zu sein.

1991 trafen wir uns zum ersten Mal. Das war ein Jahr vor der Einführung des Satellitenfernsehens. Damals wurden unabhängige Nachrichten noch auf Videokassetten herausgegeben, die man sich in der örtlichen Bibliothek ausleihen konnte! Selbst wenn sie schon einen Monat alt waren, galten sie immer noch als nagelneu. Ich produzierte damals die “Eyewitness”-Nachrichten.

Ein kleiner Zeitungsartikel animierte mich damals dazu, Kontakt mit Sanjay aufzunehmen. Er hatte in einer Universität in Kalkutta über seine Drogensucht gesprochen, und ich dachte, dass ich auf der Basis dieses Themas bestimmt ein tolles Interview mit ihm führen könnte. Also stöberte ich ihn im Grand Hotel auf und kam irgendwann nach Mitternacht zu ihm durch. Zu meiner Freude sagte Sanjay zu und flog zwei Wochen später für die Aufnahme nach Delhi.

Seine Offenheit verblüffte mich. Die Geschichte, die er uns erzählte, war vielleicht nicht tiefgreifend, aber sie war beängstigend ehrlich. Er verzichtete auf peinliche Details ebenso wie auf Euphemismen. Am Ende fragten wir ihn, wie er von den Drogen losgekommen sei, und wenn ich mich recht erinnere, antwortete er: “Eines Nachts kam ich nach Hause, schloss die Tür und kippte um. Ich schlief zwei Tage lang, der alte Diener unserer Familie bekam mich nicht wach. Als ich dann endlich aufwachte, fand ich ihn in Tränen aufgelöst vor meiner Tür. Er dachte, ich sei gestorben. Aber das Schlimmste war, dass ich mich an nichts erinnern konnte. Damals kam ich zu dem Schluss, dass das Ganze schon viel zu weit gegangen war.”

Ich fragte mich, ob ich wohl imstande wäre, so offen und ehrlich über meine eigenen Fehler zu reden. Oder ob ich nicht hier und da etwas weglassen oder beschönigen, die wirklich schrecklichen Momente nur streifen und dafür die kleinen Erfolge auf meinem Weg groß herausstellen würde. Ich glaube nicht, dass ich mich meinen Fehlern mit dem gleichen Mut und der gleichen Stärke stellen könnte.

Das nächste Interview fand neun Jahre später statt, diesmal für die BBC. Zu diesem Zeitpunkt hatte Sanjay sechzehn Monate im Gefängnis verbracht und brauchte, da er auf Kaution frei war, eine Genehmigung, um Bombay zu verlassen. Er kam direkt vom Flughafen in unser Studio Jamia Millia Islamia. Ich weiß noch, dass es ein außergewöhnlich kalter Dezemberabend war.

“Kann ich mich schnell irgendwo waschen?” fragte Sanjay, als er das Studio betrat. Eigentlich eine ganz normale Frage; das Problem war nur, dass das Jamia nur einen unbeleuchteten Waschraum mit feuchtem Fußboden hatte, in dem es weder Seife noch warmes Wasser gab.

Ich fing an, mich deswegen zu entschuldigen, worauf Sanjay in lautes Lachen ausbrach und sagte: “Denk dir nichts. Vergiss nicht, dass ich im Knast war – dagegen ist das hier ein Fünf-Sterne-Hotel!”

“Einen Moment, Sanjay”, sagte unser Regisseur Vishakh Rathi, dem gerade eine Lösung eingefallen war. “Ich habe noch einen Streifen Papierseife.” Und er beförderte aus seiner Brieftasche ein zerknittertes Päckchen zutage, das er sich einige Monate zuvor bei einer Bahnfahrt gekauft hatte. “Mehr brauche ich nicht”, konstatierte Sanjay und verschwand in der Dunkelheit eines kalten Jamia-Waschraums, legte die Jacke ab, knöpfte sein Hemd auf und wusch sich Gesicht und Hände.

Keiner der damals Anwesenden dürfte dieses Ereignis jemals vergessen, und das aus einem ganz simplen Grund. Denn kein anderer als Sanjay – und ich meine definitiv kein anderer Schauspieler – hätte diese Situation akzeptiert, das Problem runtergespielt und sich ohne Klagen mit den rudimentären Waschmöglichkeiten zufriedengegeben, die wir zu bieten hatten. Ich an seiner Stelle wäre wahrscheinlich gegangen!

Im vergangenen Monat habe ich Sanjay noch einmal interviewt, drei Wochen vor der Urteilsverkündung. Ich wollte mit ihm darüber sprechen, wie er sich auf den Tag der Entscheidung vorbereitete, aber ich war mir nicht sicher, ob er zusagen würde. Ich an seiner Stelle hätte es abgelehnt. Es wäre mir zu zudringlich erschienen, und ich hätte meine Verletzlichkeit nicht offen zur Schau stellen wollen. Sanjay jedoch war einverstanden.

Ganz am Ende fragte ich ihn, wie er auf einen Freispruch reagieren würde. “Ich weiß nicht”, erwiderte er. “Vermutlich werde ich in Tränen ausbrechen.”

“Und wenn, was Gott verhindern möge, das Urteil gegen dich ausfällt?”

Er hielt inne. Ein Schatten schien über sein Gesicht zu gleiten. Für mich damals ein Ausdruck von Schmerz oder Leid.

“Ich werde mich ihm stellen”, sagte er sanft. “Ich muss es.”

Ich glaube ihm. Seine Stärke wird ihm über die Monate, vielleicht Jahre hinweghelfen, die vor ihm liegen und auf die er sich nun vorbereitet. Welche Fehler auch immer er begangen haben mag, er ist ein wunderbarer Mensch.

(Deutsch von Diwali)


Das letzte Interview, das Karan Thapar in dieser Kolumne erwähnt, ist das Devil's Advocate Interview; eine deutsche Zusammenfassung von mir gibt es in diesem Blog.

Hindustantimes 12/2006: Why India prayed for Sanjay

Hindustantimes, 3.Dezember 2006

Why India prayed for Sanjay


Ich hatte leider nie Zeit, diese ausführliche Reaktion auf Sanjays TADA-Urteil (28.11.2006) zu übersetzen. Ich hoffe, ich schaffe es irgendwann noch einmal. Bis dahin mag die englische Version genügen.


WHEN SANJAY Dutt was first arrested, over a decade ago, I wrote several articles to the effect that he had been victimised and should be set free. My reasons were straightforward enough. I had known Sunil Dutt for a long time, and recognised that his enemies were using his son to settle scores with him. I knew Sanjay a little. And there was no doubt in my mind that he was no terrorist.

Over the last few years, however, I have been silent on the subject. My problem is not that my views on Sanjay have altered; it is that I did not believe a key element of Sanjay’s case.

When Sanjay was first arrested, he admitted to possessing a weapon. He said, quite reasonably , that he had acquired the gun because times were tense and because his father and sisters were receiving threats. Anybody who lived through the Bombay riots will remember those times. Mobs roamed the streets, burning homes, setting fire to cars and killing people at will. The police force completely collapsed and there was no hope of receiving any protection at all from the cops.

In such circumstances, it was not unreasonable for Sanjay to feel that it was up to him to protect his family. And so, I entirely understood why he had acquired the gun.

It spoke badly of the Bombay police, I thought, that, having failed to protect the city, they were now arresting those who were forced to make their own arrangements. Worse still, they now claimed that Sanjay was a terrorist and tried to link him to the serial blasts. Rather than make out a case against him only under the Arms Act, they were vindictive enough to arrest him under TADA and to insist that he spend 18 months in jail — even though nobody seriously believed that he would flee before the trial.

My problem was with Sanjay’s defence strategy. Somewhere along the line, his lawyers told him that he needed to disown his earlier confession and to claim that he had never possessed a gun to begin with. This may have made some tactical legal sense, but I thought it was a lie. And so, I steered clear of writing about the case and I refused to interview him. I still believed that Sanjay deserved to be acquitted. But I disagreed with the basis of his case.

Now that the judgement is in, it does look as though that lie was pointless. The judge has acquitted Sanjay on the terrorism charges. But he has accepted the police’s contention that there was a gun and convicted him under the Arms Act.
Something about the way people reacted to the case got me thinking. I think it’s fair to say that virtually the entire country was united in hoping that Sanjay would not be convicted on the terrorism charges. When the BJP tried to make political capital out of the case — Gopinath Munde’s boast that he was the one who had demanded the filing of charges against Sanjay, for instance — the public response was so negative that this approach was quickly abandoned.

And yet, if you look at the other cases that have been in the news recently, this reaction is completely at odds with our stat ed position on celebrity crimes. In the Jessica Lal case, we believe that Manu Sharma (who also spent months in jail) should be convicted to demonstrate that the rich sons of government ministers do not get special treatment. In the Nitish Katara case, we take the same line: we want Vikas Yadav to be locked up so that his politician father’s money and influence are shown to be irrelevant in the eyes of the law.

A cynic could claim that, in some ways, the Sanjay Dutt case is not so different. His father was a minister. His sister is a member of Parliament. The party they belong to is in power at the Centre and in the state. Sanjay is rich, and you could even argue that the Dutts are wealthier and more influential than the Yadavs and the Sharmas. Plus, Sanjay is clearly guilty of a crime (possessing a weapon, not of being a terrorist) and his lawyers have lied about the guilt. (This is not just my view. Even the court agrees.) As for the equality-under-thelaw argument, the Dutt case also involves special treatment for the rich and famous. Sanjay has been able to get his life back and star in hit films. But there are many other accused against whom the evidence is roughly on par with the case against Sanjay (some of them have actually been charged on the basis of evidence that is even flimsier), who have spent years in jail, and have seen their lives and families being destroyed. Yet, we don’t really care what happens to them. We don’t know their names. No TV cameras cover their entrances into the courtroom. And whether they are convicted or acquitted, they will still be anonymous broken men.

So, why do we feel so differently about Sanjay Dutt?

Is it because he is a popular movie star? Is it because he is a public figure whose pain we can identify with — unlike Manu Sharma and Vikas Yadav who remain merely names in newspapers? Are we so shallow that we take the line that popularity is more important than justice?

These are significant questions for two separate reasons. The first is that Indian society is currently passing through a phase where the middle class believes that justice is manipulated by the rich and powerful. So it is important to understand why we make an exception for Sanjay Dutt. The second is that movie stars routinely claim that they are victimised; that they are needlessly picked on in cases of drunken driving or deer-hunting.

The second reason is, I think, easy to dispose of. It is true that movie stars attract a disproportionate amount of media coverage when they are accused of crimes. But it is as true that they get away with pretty much everything. I can’t think of a single film star whose career has suffered because of brushes with the law. Once the headlines fade, it is back to business as usual. We are so in love with our film stars that after an initial burst of anger, we are prepared to forgive them anything.

The first reason is more complicated. A knee-jerk response would be to argue that when there is a conflict between our desire to punish the powerful and our love for our movie stars, love always wins over punishment. And that Sanjay Dutt has had the nation praying for him only because he is a movie idol.

Perhaps. But my instinct is that we should be wary of drawing any general conclusions from the Sanjay Dutt case. Yes, his status as a movie star does help. Many people do confuse the rough-but-basically-good-hearted Munnabhai character with the real Sanjay. And some of the sympathy he has attracted comes from fans who would support him no matter what he did.

The real reason why most of us wanted Sanjay to be acquitted, however, is because we genuinely believed that he was falsely accused. We are prepared to accept that he can be naïve, hotheaded, reckless, foolish, even. And if he had been charged simply with possession of a weapon, we would have supported the case against him — even if we thought that there were extenuating circumstances.

But the Bombay police behaved with unacceptable vindictiveness. To allege that Sanjay Dutt is some kind of terrorist mastermind, that he conspired to place bombs all over Bombay and to kill hundreds of innocent citizens, is to insult the intelligence of the Indian people. We have seen enough of Sanjay — and much more of his father — to know that he is no terrorist.

The moment the police overplayed their hand, they lost the support of the public. At an intuitive level, we recognised that some kind of vendetta was being played out. And when they put Sanjay in jail for 18 months for no good reason, they confirmed our worst suspicions. By the time the verdict was delivered, we were less concerned with the possession of a weapon and more concerned that these absurd charges should be thrown out.

The parallels with Vikas Yadav and Manu Sharma are purely superficial. Yes, they are also the rich sons of powerful parents. But at no stage have we ever felt that they were being victimised. Nor has there been any doubt in the public mind that they are guilty of the crimes with which they are charged.

In Sanjay’s case, his father’s status as a Congress MP actually went against him. Till the day he died, Sunil Dutt was convinced that Sanjay was sent to jail only because of the vendettas that dominated Maharashtra politics. In the cases of both Vikas Yadav and Manu Sharma, there is reason to believe that their fathers’ influence was used to shield them, to nobble witnesses and to subvert justice.
So, at the end, some broad conclusions. Yes, we will forgive our movie stars anything. But that’s not the only reason why Sanjay Dutt has so much support. And yes, there are incongruities in our approach to the sons of the powerful when they are accused of crimes. But, as long as we are convinced that the fathers do not misuse their power to help their sons, we are prepared to be fair.

And finally, let’s not forget that the real reason why India prayed for Sanjay was because the Bombay police chose to accuse him of being something that he was clearly not: a terrorist.

Cybernoon 9/2006: Ein paar abschweifende Gedanken...

Cybernoon, 16. September 2006

A Few Stray Thoughts
(Farzana Contractor)

He has suffered enough, paid a price in more ways than one. Least of them being when he was incarcerated in prison for 18 months...

for :
At the time that Sanjay Dutt landed himself in trouble all that he was — was young, impetuous, and in need to do daring things to prove to himself and those around him that he was someone cool.
You don’t really need me to tell you that here is not a person who looks like he had an agenda to blow Bombay up. The guy doesn’t even look like he would like to disrupt it in any way. If you know him even slightly you know how shy he is and how he dies when any kind of attention is focused on him. He just doesn’t seem to behave the personality type. Besides, when you think of him as Nargis and Sunil Dutt’s offspring, you can’t fault him his upbringing. His core has to be pure. There is something called genes.
In any situation, in the absence of any proof, most of us have our gut feelings that we go by. A certain instinctive feeling that prompts us, tells us whether a person is good or bad.
To me, Sanju Baba comes across as a good human being.
A bit stupid, perhaps misled, living in a haze of his own world, but not a bad guy.
If at all and from everything I hear he is even a nice guy. Kind, trusting, helpful, simple of heart, a good friend to his friends, a benefactor to the poor. And if any proof of all this was needed, his Munna Bhai image quite settles that!
In my heart he is not guilty of the more serious and the dastardly acts of the serial bombing of Bombay, the second worst example of terrorism that the world has seen and for which the guilty must pay. But if Sanjay Dutt is found guilty of a comparatively minor offence (possessing unlicensed arms, destroying them or letting his arms supplier use his garage to store whatever, without bothering to check what it was, or some such) he ought not to serve a term in jail but outside, in community service.
Can you imagine how powerful a role model he would be for future perpetrators, goondas, underworld goons-to-be, the lost, the misguided. Specially in view of the force of this whole new Gandhigiri (a term I don’t much care for ‘coz it sounds more like a bad word) cult that seems to be shaping up.
Well most people I talk to feel he should not suffer any more.
He has suffered enough, paid a price in more ways than one. Least of them being when he was incarcerated in prison for 18 months.
Poor chap, he has been there done that, faced the mental anguish of 13 years of suspense, lived like a prisoner on Bombay island, having to take permission even to go to a temple in Poona. He went through an emotional upheaval when he lost the woman he was crazy about — his mother, and then he also lost his first wife. The drug phase consumed him and he was lost to life for a while only to resurface to get into a mess and then be jailed. Then he loses his father, gets divorced.
I don’t know if he enjoys the love of his only child, but I do know his sisters adore him and are there besides him, in full strength. That, and the fact that the prayers of millions of people are with him, will no doubt see him out of this unholy mess.
And hopefully next year this time we will all be going to Inox to see Munna Bhai III.

Dieser Artikel harrt noch meiner Übersetzung...

Tehelka 11/2006: Mahesh Bhatt über Sanjay Dutt

Tehelka, 4. November 2006

Mahesh Bhatt: "I can only hope his life now imitates Munnabhai"

Meine Beziehung zu Sanjay Dutt began in einer der ausichtslosesten Zeiten seiner frühen Karriere. Da war natürlich seine Drogensucht; er hatte auch in einer Reihe von nicht besonders beeindruckenden Filmen mitgespielt, angefangen mit Rocky, seinem Debut, dessen Anlaufen auf tragische Weise mit dem Tod seiner Mutter zusammenfiel. Ich erinnere mich, dass ich ihn bei unserem ersten Treffen als blendend aussehenden, aber eher schweigsamen Jungen ansah – zu schweigsam, sein Schweigen hatte etwas Ungesundes. Es dauerte etwas, bis ich begriff, dass das Schweigen von Drogen verursacht war. Ich hatte einige Zeit an der Idee gearbeitet, die später Naam werden sollte, und ich wusste, dass die beiden Leute, die ich für den Film wollte, Sanjay Dutt und Kumar Gaurav waren. Unsere Beziehung begann mit den häufigen Besuchen der beiden bei mir zu Hause, wo wir stundenlang über den Film und was er werden könnte sprachen. Dann war da Sanjus Bitten an seinen Vater, der nicht wollte, dass er mit anderen Produktionsfirmen arbeitete. Dutt saab hatte einen weiteren Einwand, dass die Person, mit der Sanju arbeiten wollte, auch selbst etwas merkwürdig war. Sanju war zu diesem Zeitpunkt immer noch sehr ein Kind, das an den Rockzipfeln seines Vaters hing. Ich erinnere mich an einen Besuch bei Dutt saab, um ihn zu überzeugen, seine Meinung zu ändern; in einer Ecke konnte ich Sanju nervös an den Nägeln kauen sehen, während er auf das Urteil wartete.

Bei seinem Debut war der einzige Grund, wieso über Rocky gesprochen wurde, dass es das Kind von der großen Nargis und Sunil Dutt war, das einen Vorstoß in die Filmwelt machte. In der Industrie wurde über Sanju geredet, in einem Flüstern, das eine Art Schrei ist, dass es da einen Drogensüchtigen mit leeren, toten Augen gab, einen unfähigen Schauspieler, der jedesmal ausgelacht wurde, wenn er auf der Leinwand erschien. Da war seine katastrophale Rolle in Vidhaata, wo die Zuschauer in einer gefühlvollen Szene laut lachten, weil er so untauglich war. Beruflich war er eine Totgeburt, und sein Ruf machte ihn zu einem Paria, den niemand anfassen wollte.

Aber er wollte sich unbedingt beweisen. Ich ging zu ihm nach Hause und er verschwand in seinem Zimmer und tauchte mit diesen merkwürdigen Narben in seinem Gesicht wieder auf, Narben durch Make-up produziert, das er wie eine Auszeichnung trug, um zu zeigen, was für großartige Rollen er spielen könnte. Das, was ich in ihm sah, war genau das, was ich für Naam wollte – jemand, der die Welt erobern wollte, der die Erwartungen seiner Eltern weit übertreffen wollte, aber dem die Mittel und Wege fehlten, dies zu tun. Ich wollte trotzt der Skeptiker mit ihm arbeiten, weil ich davon überzeugt war, dass das Rohstoff vorhanden war. Es waren nur Anleitung und etwas strukturelle Unterstützung durch das Drehbuch nötig, um eine gute Leistung von ihm zu bekommen.

Naam verzögerte sich sehr. Dutt saab sagte ganz klar Nein, und Sanjay verschwand plötzlich in die USA für seine Reha. Als er wiederkam, war er wie umgewandelt, er war wie eine Blume, die über Nacht in ihrem Garten aufblüht. Er kam clean zurück, er hatte den Duft des Lebens in sich. Und zu diesem Zeitpunkt überredete Kumar Gaurav Sanjays Vater, ihn nicht länger zurückzuhalten, sondern ihn Naam machen zu lassen. Dutt saab war ein überbehütender Vater, der wusste, dass sein Sohn mehr als ein Problem hatte. Er wollte ihn nicht in fremde Hände geben, aus Furcht, er würde sich ganz und gar lächerlich machen. Aber, wie das Sprichwort sagt: bheega hua aadmi barsat se nahin darta. Dutt saabs Widerstand brach einfach deswegen zusammen, weil es sonst niemande gab, der mit Sanjay Dutt arbeiten wollte, es gab keine Aussichten auf Filme, er hatte keine Karriere.

Und so fing Naam an. Die Produktion von Naam war eine der angenehmsten Erfahrungen, die ich je hatte. Sanjay, Kumar Gaurav und ich hatten sehr großes Vertrauen zueinander – Kumar Gaurav war nämlich der wichtigste Bestandteil in der Neuerschaffung von Sanjay Dutt. Hier war jemand, der ausgeglichener war, der beide Füße fest auf dem Erdboden hatte, der außerdem der Produzent war, der sich aus reiner Großzügigkeit für Sanjay aus dem Fenster hängte. Das ist etwas, was es in der Filmwelt nicht gibt. Und was Sanjay angeht, er gab diesem Film alles, er war zielstrebig, so konzentriert wie ein Pferd mit Scheuklappen, er sah einfach nichts anderes als disen Film. Es war sehr befriedigend zu sehen – vielleicht bediente es eine Art von Pygmalionkomplex, aber es gibt nichts Erfrischenderes als zu sehen, wie jemand, der abgeschrieben wurde vor deinen Augen aufblüht.

Bis jetzt stand die Industrie diesem Projekt sehr misstrauisch gegenüber. Mahesh Bhatt hatte Erfolg mit Arth und Saransh, aber, ihrer Meinung nach, selbst wenn Mahesh auch diesmal einen guten Film gemacht hatte, sein Zustellungsbote blieb Sanjay Dutt. Dann kam Naam raus und beeindruckte alle. Es stellte Sanjay Dutts tragische Dimensionen in den Vordergrund – ein Junge mit den besten Vorsätzen, dessen niyat das Allerwichtigste war, und das war es, was die Zuschauer annahmen. Naam war ein Goldjubiläumsfilm; mit ihm wurde Sanjay Dutt wiedergeboren. Als er mich das erste Mal danach besuchen kam, ich erinnere mich noch an das Lächeln, mit dem er hereinkam, das Sonnenlicht, das in seinen Haaren leuchtete, und die Dankbarkeit in seinem Gesicht, als er mich ansah. Noch nie hatte sich bei mir jemand so still und so beredt bedankt.

Sanjay Dutt ist nicht ein Mann des Wortes. Er ist eine Katastrophe, wenn er den Mund aufmacht, er kann seine Zunge nicht kontrollieren, er spricht wie ein unbedarfter Idiot. Aber was er empfindet, empfindet er mit einer Energie, die aus ihm herausbricht und einen überwältigt. Mit Leuten mit intellektuellen Ansprüchen zu verkehren hat ihm nie Freunde bereitet. Die Sprache, die er verwendet, war schon damals die der einfachen Leute – eine Umgebung, in der grob gesprochen und geflucht wurde, sagte ihm zu. Je reiner man ist, desto weiter ist man von Sanju entfernt. Je gröber man ist, desto echter erscheint man ihm. Alles Kultivierte macht ihn misstrauisch.

Eines der Dinge, die ich beim Arbeiten mit ihm toll fand, war die Erleichterung, einem Schauspieler zu begegnen, der nich narzisstisch war. Ich erinnere mich daran, während Naam gedacht zu haben: Der Typ schert sich nicht darum, wie er auf der Leinwand aussieht, er überlässt das dem Kameraman und macht einfach, was er tun soll. Und das in einer Industrie, in der Männer (und zwar Machos, nicht nur die Schönlinge) alles dafür geben zu kontrollieren, wie sie auf der Leinwand aussehen – Beleuchtung, beste Seite, beste Einstellung – wie Frauen Stunden vor dem Spiegel verbringen, bevor sie zu drehen bereit sind. Nicht Sanju. Es war eine Erleichterung, einen Mann zu finden, der keine Ehrfurcht vor seinem eigenen Körper hatte. Ich glaube nicht, dass ich in meinem ganzen Leben einen Schauspieler gefunden habe, der diesem Anspruch entsprach.

Es ist eine Eigenheit, die bei ihm auch in anderer Form zu sehen ist. Sanju hat seine körperlichen Vorzüge nie ausgebeutet, oder wegen seiner Herkunft Status für sich in Anspruch genommen. Er hat sich nie so verhalten, als ob er zur Bollywoodaristokratie gehörte, Kind zweier Leinwandlegenden, die auch zu den Wenigen in der Industrie gehörten, die durch ihr soziales Engagement echte Sorge für unsere Welt zeigten. Ich denke nicht, dass es wahr ist zu sagen, dass der Mühlstein der Größe seiner Eltern ihn belastete. Darum ging es nicht. Er war einfach immer ein Mann der kleinen Leute, der sich unter Fahrern, Maskenbildnern und Beleuchtern am wohlsten fühlte.

Wir sind uns sehr ähnlich, er und ich. Wir haben beide eine suchtgefährdete Persönlichkeit – passenderweise war es Sanju, der mich dazu brachte, Alkohol aufzugeben, nachdem er aus der Reha zurückkam, er brachte mich dazu, einzusehen, dass Alkoholismus eine Krankheit ist und dass ich süchtig war. Wenn ich jetzt seit 18 Jahren keinen Tropfen angerührt habe, dann ist das dank Sanjay Dutt und der Art, in der die Begeisterung eines bekehrten Süchtigen auf andere abfärbte. Eine suchtgefährdete Persönlichkeit ist eine ganz besessene, getrieben von dem, wofür sie sich begeistert. Bei uns gilt es: ganz oder gar nicht. Wir sind nie halbherzig. Wenn wir eine Beziehung anfangen, dann umfasst sie alles; wenn wir uns für unsere Filme begeistern, die, an die wir glauben, dann geben wir ihnen alles. Deswegen sind die Filme, die Sanjay und ich machten, entweder brilliant oder furchtbar schlecht – entweder man gibt ihnen alles oder man gibt ihnen gar nichts. Das verstärkt sich andauernd – man macht einfach weiter, weiter, und weiter.

Das Verhalten einer suchtgefährdeten Persönlichkeit speist sich aus Qualen, aus einer Wunde, die tief im Inneren vor sich hin eitert, deren Schmerz man durch Drogenmissbrauch, durch exzessives Arbeiten oder durch die Suche nach Applaus und Anerkennung zu lindern sucht. Der Schatten im Kerzenschein ist ein Geheimnis, das wir unser ganzes Leben zu lösen versuchen müssen, selbst wenn wir sterben, ohne den Schlüssel zu finden. Wenn ich an Sanjay denke, sehe ich einen Mann, der seinem eigenen Albtraum nicht entkommen kann. Er ist jemand, der in einer Höllenfestung gefangen ist, er hat das, was er ereicht hat, in ihr erreicht, aber er konnte sie nie verlassen. Glück kommt nur zu ihm, um ihm mehr Leiden zu bringen. Für Sanjay existieren Glück und Unglück nicht in einer linearen Reihenfolge, sondern sie sind beide im selben Augenblick vorhanden.

An dem Tag als die Babri masjid fiel, began eine neue Geschichte Indiens. Bollywood veränderte sich, wie sich auch Indien veränderte. Ich erinnere mich, wie, als die Nachrichten am Abend kamen, eine wachsende Unsicherheit uns mit der voranschreitenden Nacht überkam. Wir wussten, dass Mumbai einen hohen Preis bezahlen würde. Wie erwartet begannen Unruhen, aber sie wurden schnell beigelegt. Wir atmeten auf – Mobausschreitungen waren etwas, das in UP oder Bihar passierte, nicht im säkularen, kosmopolitischen Mumbai. Dann kam Januar – eine Hindu Familie wurde lebendig in ihrem Haus in Jogeshwari verbrannt; Hindu-Dockarbeiter wurden in Crawford Market erstochen. Und die Hölle brach vor unserer Haustür los. Das ist ein Mumbai, dass ich nicht kannte, und ich bete, dass ich es nie wieder sehen werde.

Sunil Dutt wurde zu unserem Helden, eine säkulare Ikone in jener Zeit, und wir trafen uns in seinem Haus, um Hilfe für die von dem Aufruhr Betroffenen zu organisieren. Einmal arrangierte Dutt saab eine Repräsentationsgruppe, um den Chief Minister Sharad Pawar zu treffen. Ich werde diese Fahrt nie vergessen. Mumbai war eine Geisterstadt. Verängstigte Gesichter sahen einen durch versperrte Fenster an, die Straßen waren leer bis auf die Überreste abgebrannter Läden und die überall anzutreffenden Polizeipatroullien. Wir trafen den Chief Minister und einige hochrangige Congressführer. Ich glaube, es war Murli Deora, der mir damals sagte, dass Mumbais 38.000 Mann starke Polizei mit der Situation nicht fertig wurde, dass wir am Rande eines Bürgerkriegs standen. Damit wurde bestätigt, was bis dahin nur ein Gerücht gewesen war – die Polizei verhinderte das Massaker nicht, sondern sie dirigierte es. Ich erinnere mich daran, wie ich Stunden bei Dutt saab zu Hause verbrachte, und Muslime kamen aus Behrampara, Bandras größtem Slum, und erzählten uns, das die safranfarbenen Brigade sogar die losen Steine aus der Gegend, in der sie lebten, entfernt hatten, so dass sie sich nicht mal mit denen während eines Angriffs verteidigen könnten – es war alles so gut durchdacht. Dutt saab trat in dieser Zeit zurück. Ich erinnere mich an sein Gefühl der Hilflosigkeit, an ein wachsendes Gefühl der Ohnmacht bei uns allen. Mir wurde während dieser Wochen bewusst, wie vergänglich die Machtansprüche sind, die Leute aus der Unterhaltungsindustrie machen. Selbst ein Schauspieler vom Range eines Naseeruddin Shah war so verletzlich. An dem Tag, als wir den Chief Minister trafen, da gab es einige sehr große Namen bei uns, die nicht ein Auto mit einem muslimischen Schauspieler teilen wollten, aus Angst, erkannt und auf dem Weg aufgehalten zu werden. Einmal fuhren wir von einem Gebetstreffen zurück, und Naseer wollte, dass ich Dutt saab, den er als senior ansah, fragte, ob er in Indien bleiben oder darüber nachdenken sollte, nach Mauritius zu gehen. Er war ein Muslim, der mit einer Hindu verheiratet war, und beide Seiten hatten ihn auf der Abschussliste. Wir brachten Naseer nach Hause, es war kurz vor der Ausgangssperre, und Dutt saab hielt Naseers Hand und sagte, Ich weiß, die Umstände sind sehr schlecht, aber wir drei werden uns an den Händen halten und dieses Land wiederaufbauen, wir werden dies nicht zulassen. Ich werde nie vergessen, mit welcher Ernsthaftigkeit er das sagte.

Ich verbrachte während dieser Tage fast meine ganze Zeit bei den Dutts. Es war ein Zufluchtsort, wo Leute auf der Suche nach Hilfe, Geld, emotionaler Unterstützung hinkamen – und Dutt saab und seine Familie gaben das alles.

In jenen Tagen wurde von einer ethnischen Säuberung gesprochen. Gerüchte kamen uns zu Gehör: Sagt nichts über ein säkulares Indien, setzt euch nicht für Muslime ein, weil Bal Thackeray genau darauf achtet, wer sie unterstützt und wer nicht. Das war auch der Zeitpunkt, zu dem einige der sogenannten säkularen Gesichter der Stadt ihre Zähne zeigten. Einmal unterhielt ich mich mit einem bekannten Autor und Angehörigen der oberen Gesellschaftsklasse darüber, was für brauchbare Optionen unsere muslimischen Freunde haben könnten, und sie sagte: Sie sollten weggehen, denn wenn sie nicht von selber gehen, werden wir sie in die Arabische See drängen. Es war so krass. Ein anderes Mal drehte ich mit Naseer für Sir an einem Ort in Andheri and einer unserer unit boys kam zu mir und gab mir eine Nachricht in Hindi: Mussalmanon ki madad mat kijiye, achcha nahin hoga. Anscheinend war sie mir geschickt worden, weil ich versucht hatte, Armeeunterstützung für einen unserer Beleuchter zu organisieren, der in den Slums feststeckte. Ich tickte aus, ich schrie, wer ist der Sch*******, der es wagt, mir das zu schicken, ich versuche doch nur, einen von uns zu beschützen, einen unserer Beleuchter; wenn morgen einer von den Hindus in Schwierigkeiten ist, würde ich doch dasselbe machen.

Und dann kamen die Explosionen. Das Ausmaß der Anschläge war brutal. Meine Frau war hochschwanger mit Aaliya, unserer jüngsten Tochter, und ich musste sie zu einer Vorsorgeuntersuchung bringen. Als es vorbei war, sagte der Arzt: Vor zwei Stunden habe ich mit diesen Händen amputierte Gliedmaßen aufgehoben, es ist so seltsam, jetzt den Herzschlag des Lebens zu spüren. Eine Friedhofsruhe senkte sich über Mumbai – eine Ausgewogenheit des Terrors war erreicht worden. Es folgte das ganze Drama der Verhaftungen – die Polizei schaltete auf aggressiv um, Muslime wurden aufgegriffen, vor der Presse vorgeführt, Dawood wurde als der Architekt der ganzen Angelegenheit benannt – und jede Chance, die rechten Hindutva-Kräfte zur Rechenschaft zu ziehen, verschwand. Die Explosionen löschten alle ihre Verbrechen aus. Das passiert, wenn die Suche nach Gerechtigkeit vom Durst nach Rache überholt wird – der Feind gewinnt an Macht, der, der dein Heim in eine Hölle verwandelt hat. Ich habe einige Muslime sagen hören, dass sie froh waren, dass die Explosionen geschehen waren – jetzt wissen sie, dass sie Muslime anders behandeln müssen, sagten sie. Das hat mich genauso schockiert wie als ich Hindus sagen hörte, dass sie es verdient haben, sie sollten ins Meer getrieben werden. Beide Seiten würden jeden entsetzen, der nicht ein Opfer religiöser Überzeugungen war. Wie ich unauslöschlich gelernt habe: Ungläubige töten nicht, es sind die Gläubigen, die töten.

Ich habe in Mysore gedreht, als ich hörte, dass die Polizei Sanju im Visier hatte, der zu der Zeit auf Mauritius war. Ich wurde durch einen Zeitungsartikel darauf aufmerksam – die Polizei hatte bekanntgegeben, dass Sanjay Dutt der Empfänger einer großen Waffenlieferung war, und dass er Granaten und ein AK-56-Gewehr in seinem Besitz hatte. Es erschien so unglaubwürdig, wie die Art von Geschichten, die wir in Filmen verwenden. Genau dann, wenn für den Helden alles gut läuft, entscheiden wir, dass wir sein Schicksal ändern wollen, und wir führen ein solches Klingeln an der Tür ein. Aber da war etwas in diesen Nachrichten, das mich aufmerken ließ. Eine Art Instinkt sagte mir, dass die Dinge für Sanju nicht gut gehen würden, und nicht für uns, die ihm nahestanden.

Als ich zurück nach Mumbai kam, hatte sich das Drama vergrößert. Fast alle, die mit Sanju und mit der Filmindustrie verbunden waren, sprachen davon, und es wurden alle möglichen Geschichten erzählt – dass er Dawoods Leuten erlaubt hatte, während der Unruhen ihr Fahrzeug in seinem Anwesen abzustellen, dass das Fahrzeug RDX enthielt, dasselbe, das später für die Explosionen benutzt wurde. Und dann wurde Sanju verhaftet und das Schlimmste war passiert. Die Mehrheit der Filmindustrie stellte sich hinter Dutt saab, aber er blieb ein einsamer Mann, tapfer, aber alleine. Alles, was ich jedem, der bereit war zuzuhören, sagen konnte war: Sanju kann etwas Dummes getan haben, er ist ganz und gar fähig, ein Idiot zu sein, aber er kann kein Verbrecher sein. Er kann in keinem Fall etwas über die mehrfachen Explosionen gewusst haben. Da waren die, die betonten, dass das Gewehr, um dessen Zerstörung er gebeten haben sollte, gefunden worden war. Zu ihnen sagte ich, dass ich bereit war zuzugestehen, dass er das Gewehr aus Verfolgungswahn genommen haben könnte, oder aus einer Rambo-artigen Haltung heraus, die aus seinem straffälligen Verstand entspringt. Aber wenn sie behaupten, dass er Krieg gegen die Nation führte, Hochverrat beging, RDX anbrachte, um unschuldige Menschen zu töten – nur über meine Leiche. Das ist nicht Sanjay Dutt, keine seiner Zellen könnte irgendetwas auf noch so entfernte Weise mit so einer Tat zu tun haben.

Eines Tages bat mich Dutt saab, ihn zum Crawford Market Gefängnis zu begleiten, wo Sanju festgehalten wurde. Ich weiß nicht, warum er das tat – ich war nicht sein Favorit, Dutt saab hatte nie Favoriten, aber aus irgendeinem Grund nahm er an, dass er sich auf mich stützen konnte. Wir kamen bei der Crawford Market Polizeistation an, um uns herum waren nur Polizisten, wir waren die einzigen Zivilisten. Dutt saab sah zerbrechlich aus, aber er ging mit vorgestreckter Brust und hochgehaltenem Kinn. Als das geschah, war die Polizei sehr großzügig und behandelte uns sehr respektvoll. Sanju wurde gerufen. Er lächelte noch und sah noch frisch und warm aus. Ich werde dieses Gespräch nie vergessen – unser Versuch, das, was passiert war, runterzuspielen, es so erscheinen zu lassen, dass die Schwierigkeiten schnell vorbeigehen würden. Es war das erste falsche Gespräch, das wir je hatten. Wir beide versteckten die echte Furcht, die an uns nagte, und versteckten sie stattdessen unter einer Auch-dies-wird-vergehen-Decke.

Als wir gingen, sagte Dutt saab plötzlich, lass uns zu Sharad Pawar gehen. Das taten wir, und Pawar fragte mich während des Gesprächs, was ich von der ganzen Sache hielte. Ich sagte zu ihm, was ich bereits überall gesagt hatte. Sharad Pawar stimmte mir zu und sagte, dass seine Leute zu ähnlichen Ergebnissen kämen. Dutt saab sollte sich keine Sorgen machen, sagte er, Sanju würde in ein oder zwei Tagen entlassen werden, es war etwas, das ertragen werden musste, weil es ein so großer Fall war. Dutt saab stimmte zu und sagte, natürlich, auf keinen Fall sollte Sanju nicht durch den Schmelztiegel des Verdachts gehen, lass ihn sauber daraus hervorgehen. Als wir gingen, bat mich Dutt saab, mit niemanden über dieses Treffen zu sprechen; wir würden einfach die Daumen drücken. Und dann wurde Sanju vor das Tada-Gericht gebracht und zu Gefängnis verurteilt, entgegen aller Versprechungen. Alles war zu Ende. Der Versuch der Industrie, ihn zu unterstützen, starb. Die BJP und der Shiv Sena waren empört. Das Leben imitierte das Kino – Sanju war wie der Protagonist in Naam, der Kumar Gaurav ansieht und sagt, hol mich raus, hol mich raus aus dieser Hölle.

Während der nächsten Monate hörten wir herzzerreißende Geschichten über Dutt saab, der immer wieder zur Arthur Road ging, und Geschichten über Sanju im Gefängnis. Mit der Zeit, als seine Anträge auf Kaution immer wieder abgelehnt wurden, kam uns zu Gehör, dass der stolze Sunil Dutt, ein Mann, der nie irgendwelchem Druck nachgegeben hatte, nun doch nachgab und etwas Unerhörtes tat – er ging zu Bal Thackeray, dem Architekten des Blutvergießens nach dem Babri-masjid-Vorfall. Die Umstände hatten Sunil Dutt zu einem Punkt gebracht, wo der Vater gegenüber dem politischen Vorbild, das wir kannten, an Oberhand gewann.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die rechtsgerichtete Hindu-Partei die Macht in Maharashtra. Bal Thackeray war König und die Zeichen standen an der Wand – wenn man Ausschreitungen organisiert, kommt man ins Machtzentrum. Die Frage auf den Lippen eines jeden Muslims im Bhendi Bazaar, die Frage, die sie nicht zu flüstern wagten, war: Wie kann eine Gruppe von Menschen den Tod von tausend Menschen verursachen und dann eine Regierung bilden dürfen, und wie kann eine andere Gruppe von Menschen das Sprengen von Gebäuden und den Tod von 350 Menschen organisieren und dann Terroristen genannt werden? Wie unterscheidet man zwischen den beiden? Weder die Medien noch irgendein Politiker, nicht einmal die Opposition, wagte das zu formulieren: Wieso wurde so scharf gegen die Täter, die die Explosionen verursachten, vorgegangen, während nichts getan wurde, um die Täter, die die Massaker in Mumbais Straßen begingen, zur Verantwortung zu ziehen? Das ist der Fluch Indiens und der Menschheit – solange man nicht bereit ist, Dawood und Bal Thackeray auf dieselbe Anklagebank zu setzen, wird man keine Gerechtigkeit finden.

Einea Tages ermöglichte es mir unser Freund Yash Johar, mit dem wir Gumrah produziert hatten, in dem Sanju mitgespielt hatte, Sanju im Gefängnis zu treffen. Dies war einige Tage, bevor er freigelassen wurde. Was ich sah, war herzzerreißend – seine Haare waren viel länger, er war unrasiert. Er trug eine Menge Malas um seinen Hals. Mir wurde gesagt, dass er sehr religiös geworden war. Ich fühlte mich schrecklich schuldig, es war die Schuld eines Überlebenden, einfach deswegen, weil man nach der Katastrophe noch am Leben ist. Er verstand das. Er hatte sich mit seinem Zustand abgefunden.

Dann kam die Erleichterung. Der Supreme Court gewährte ihm endlich Kaution, dank der Unterstützung von Bal Thackeray. Der Staat spielte in seiner Freilassung eine wichtige Rolle, für die die Familie Dutt sehr dankbar ist. Es ist wahr, dass Thackeray den Staat daran hinderte, eine völlig unbeugsame Haltung einzunehmen. Aber für mich verdüstertete das die Situation nur noch mehr. Wenn man davon ausgeht, dass Sanju die Waffe besaß (obwohl er seine Aussage zurückgezogen und gesagt hat, dass er sie nicht besaß), dann ist das eine Situation, in der man erst den Verfolgungswahn in den Menschen so steigert, dass ein Mann sich genötig fühlt, sich zu bewaffnen, und wenn er es dann tut, wird er deswegen verhaftet. Dann spielt man Gott und setzt ihn frei. In beiden Situationen ist man der Gewinner. Man verwundet, und man ist derjenige, der die Wunder verbindet. Egal ob man kommt oder geht, es gibt keinen Ausweg.

Sanju rehabilitierte sich nach seiner Freilassung mit einem großartigen Comeback. Die Zuschauer begrüßten ihn – seine Schlichtheit machte ihn für sie sympathisch. Letzten Endes lieben dich die Zuschauer für das, was du bist, und Sanjay Dutt is ein einfacher Mensch, er hat einen gewinnenden Kern, er ist ein großzügiger Mann. Zuschauer haben die Fähigkeit, dass zu sehen. Und unsere Landsleute haben die Intelligenz und die intuitive Fähigkeit abzuschätzen, dass dieser Mann unmöglich einer der Urheber der Explosionen gewesen sein kann. Um es glasklar zu sagen: Sanju ist nur des Waffenbesitzes angeklagt, das ist etwas, was vor Gericht bewiesen werden muss. Seine Zuschauer finden nicht, dass das, wessen er angeklagt ist, so ein schreckliches Verbrechen ist. Und ich glaube auch nicht, dass der einfache Mann übersieht, wie die Lage in Mumbai in jenen Tagen war.

Sanjays andere Probleme mit dem Gesetz waren dagegen besorgniserregend – die Offenbarung seiner weiterhin vorhandenen sozialen Kontakte zur Unterwelt waren etwas, was uns allen peinlich war. Es beschämt einen, wenn Sanjus Kritiker uns entgegenhalten: Hier ist euer Sanjay Dutt, der auf Kaution frei ist und mit der Unterwelt spricht. Ich kann nie auch nur einen Moment vorgeben, dass ich nicht von meiner Zuneigung zu Sanju geblendet bin, aber ich habe nichts dagegenzuhalten, wenn sie das sagen. Das einzige, was ich anbieten kann, ist, wie Ram Jethmalani im Bharat-Shah-Fall argumentiert hat, dass eine Verbindung etwas anderes ist als Kommunikation. Wenn eine Kommunikation nicht in krimineller Aktivität mündet, ist sie keine Verbindung. Andere Leute weisen manchmal darauf hin, dass der Terror der Unterwelt in Bollywood eine Tatsache ist. Nach dem Mord an Gulshan Kumar wurde die Nachricht laut und deutlich verkündet: Die Unterwelt ist viel mehr in der Lage, einen zu erreichen, als der Staat in der Lage ist, einen zu schützen. Falls man sicher leben will, muss man eine gute Beziehung zu den Dons pflegen. Ich persönlich halte nichts von dieser Einstellung. Man kann keine Philosophie aus seiner Furcht machen. Es ist möglich, sein Leben in Würde zu leben. Furcht ist die erniedrigendste Angelegenheit, sie macht schreckliche Dinge mit Leuten. Aber man kann sie nicht benutzen, um das Scharwenzeln vor dunklen Mächten zu rechtfertigen. Wenn Sanju sogenannte “soziale Kontakte” mit der Unterwelt aufrechtgehalten hat, kann er dafür vom Gesetz nicht zur Verantwortung gezogen werden. Ob er dies hätte tun sollen, ist eine andere Frage. Ob er Freunde in der Unterwelt haben will, ist etwas, wofür er sich zu verantworten hat.

Sanjay ist jemand, der den Beschützerinstikt in mir weckt. Nach so vielen Jahren des Umgangs mit ihm kann er mich unglaublich wütend, fast rasend machen, manchmal verstört mich das, was er tut oder sagt, aber wenn ich zusammenfassen sollte, was ich für ihn empfinde, würde ich sagen, dass er mich dazu bringt, zu lächeln. Wenn man ihn ansieht, will man ihn in die Arme nehmen, man will ihm einen über den Schädel ziehen, und dann will man ihn nochmal umarmen. Er lässt einen nur Wärme spüren. Er ist ein Freund, der zu mir gestanden hat, und ich stehe zu ihm. Er hat diese leichtsinnige Ader. Er ist immer ein Schuljunge geblieben – so sehe ich ihn, für ihn ist die Zeit in der Schule stehen geblieben. Er erscheint manchmal so, als wäre er dazu prädestiniert, aus eigenem Antrieb auf seinen Untergang zuzurasen, während seine Freunde und Verwandten hilflos danebenstehen. Mit Sanju in seiner jetzigen Situation kann ich nur sagen, dass ich zwischen Furcht und Hoffnung schwanke. Man kann nur für ihn und mit ihm weinen.

Wenn man jemanden gut kennt, kennt man seine Tragödie, und ich kenne Sanjay Dutts Tragödie. Die Tragödie ist, dass es da eine überwältigende Einsamkeit gibt, die ihn auffrisst und die kein Feuer, kein Erfolg, kein Ruhm jemals befriedigen kann. Er kann ihr nur entkommen, indem er die Einsamkeit anderer Menschen berührt, in der wirklichen Welt, nicht in der virtuellen.

Für mich gibt es drei von Sanjus Rollen, die ihn selbst verkörpern: Naam, Vaastav und Munnabhai. Bei Munnabhai wünsche ich mir nur, dass Dutt saab hier wäre und sehen könnte, wie nach der Rolle seiner Frau in Mother India nun ihr Sohn die Vorstellungskraft des Landes mit seinem Ausdruck des Geistes Gandhis in seinen Bann gezogen hat. Nach Nargis hat nur ihr Sohn denselben Status in der virtuellen Welt erreicht. Nun ist es an der Zeit für Sanjay Dutt, in der Realität das zu erreichen, was er in der virtuellen Welt erreicht hat – Schritt für Schritt aufzubauen, was Sunil Dutt in der Realität aufgebaut hat. Man muss in die Realität investieren. Das ist, denke ich, der Weg, der vor Sanju liegt. Nur wenn er den Schmerz anderer auf dieselbe Weise annimmt, wie es sein Vater tat, dann wird er sich von seinem eigenen Schmerz befreien können.

Ich war nach Dutt saabs Tod an Sanjus Seite. Als wir in den Leichenwagen stiegen, der Dutt saabs sterbliche Überreste zum Krematorium bringen sollte, wendete der Wagen und wir sahen dieses Menschenmeer vor uns, alle Arten und Klassen von Menschen, die gekommen waren, um von Dutt saab Abschied zu nehmen. Sanju und ich sahen uns an und ich sah etwas, was ich noch nie in seinem Gesicht gesehen hatte. Nur durch Sunil Dutts Tod wurde Sanjay Dutt klar, was für einen Beitrag sein Vater zum Leben der Menschen geleistet hatte. Und er war beschämt, eingeschüchert von den überwältigenden Gefühlen, die von der Menge zu ihm kanen. Er hat das nicht empfunden, als der Premierminister kam, oder als der Präsident des Kongresses kam – da sah ich diesen Gesichtsaudruck nicht. Ich sah ihn, als wir auf dem Weg zum Krematorium waren. Ich sah ihn an und ich sagte, Sanju. Und er sagte: Das ist es, was er war. O mein Gott.

Ich denke, an dem Tag hat etwas bei ihm gezündet, und vielleicht ist es das, was er zu seiner Rolle in Munnabhai beigetragen hat, deswegen ist Munnabhai mehr als ein Film geworden, es ist eine Erfahrung geworden. Eine Erfahrung, die Sanju hatte, die er für die Zuschauer übersetzen konnte.

Für jemanden, dessen Lebensablauf seine Filmcharaktere nachzuahmen scheint, kann ich nur hoffen, dass sein Leben jetzt Munnabhai nachahmt. Vielleicht werden wir dann die Geburt eines neuen Sanjay Dutts sehen, ein neuer Mann wird zum Vorschein kommen. Ein ausgeglichenerer, traurigerer, großzügigerer Mann, mehr dazu getrieben, in der wirklichen Welt zu dienen, nicht nur in der virtuellen. Dazu getrieben, mit seinen eigenen Händen die Zukunft des Landes aufzubauen, für das seine Mutter und sein Vater so viel gegeben haben und das ihm so viel gegeben hat. Vielleicht ist dies der Punkt, wo er sich davon löst, den Kriminellen zu geben, der ein tragisches Ende findet, und wo er die Naams und Vaastavs hinter sich lässt, um ein Mann zu werden, der eine Verwandlung durchmacht, der der Raupe erlaubt, ein Schmetterling zu werden und Fliegen zu lernen.

(Shyama Haldar; Deutsch von gebruss)

Filmfare 7/2003: SOS - Sanjay On Sanjay

Filmfare Juli 2003

SOS – Sanjay On Sanjay

Spiel’s cool. Das scheint das Mantra am Set von Munnabhai MBBS zu sein. Ein Song wird gedreht, und unser Held des Tages, Sanjay Dutt, wirkt völlig unberührt von der Hitze und den an ihn gestellten Forderungen. Als der Choreograph die x-te Wiederholung verlangt, schaut unser Marlboro-Mann auf den Monitor und meint lässig-gedehnt: „Wieso willst du noch eine Wiederholung, für mich sieht das perfekt aus.“ Der wohlbeleibte Choreograph erwidert: „Baba, ich hätte gern noch ein bisschen mehr Energie.“ Was sein muss, muss sein, und so stürzt sich Dutt in eine weitere Hopp-zwei-drei-Charade.

Ein junges, HIV-positives Mädchen wartet geduldig darauf, dass er fertig wird. Offensichtlich war es einer ihrer größten Wünsche, einmal Dutt jr. zu begegnen. Und der Schauspieler sorgt dafür, dass es ein unvergesslicher Tag für das Kind wird. Glücklich flüstert sie: „Ich liebe dich, und ich bin so glücklich, dich kennenzulernen.“ Er fährt ihr liebevoll durchs Haar und sagt mit einem warmen Lächeln: „Danke gleichfalls – ich bin auch sehr glücklich, dich kennenzulernen.“

Doch sobald das Mädchen wieder fort ist, verändert sich sein Gesicht; die Begegnung ist eindeutig nicht ohne Auswirkung auf seine Fassung geblieben. Durch einen Flor silbergrauen Rauchs murmelt er: „So etwas macht mich wirklich fertig. Ich wünschte, wir könnten mehr für solche Kinder tun. Arm und HIV-positiv zu sein ist in unserem Land wie ein Verbrechen. Ich wünschte, ich könnte viel mehr für die Menschen tun. Das einzige Problem ist, dass mein Gerichtsverfahren derzeit nicht nur eine Menge meiner Zeit in Anspruch nimmt, sondern mich auch geistig und emotional völlig auslaugt.“

Hektische Betriebsamkeit erfordert auch die Actors’ Association, die er zusammen mit seinen Kollegen Suniel Shetty, Abhishek Bachchan und Ajay Devgan ins Leben gerufen hat. Sanjay erläutert: „Wir werden eine Reihe von Veranstaltungen auf die Beine stellen, deren Einnahmen an Arbeiter gehen, die nicht zu ihrem Geld oder Recht kommen. Gerade eben hatten wir ein Cricket-Match in Südafrika, dessen Erlös wir den Familien der Arbeiter zur Verfügung gestellt haben, die bei den Dreharbeiten zu LOC Kargil in Ladakh umgekommen sind. Für solche Sachen bin ich immer zu haben, da stehe ich zur Verfügung, egal wann, wo und zu welcher Uhrzeit.“

In diesem Punkt darf man Dutt jr. wörtlich nehmen; seine Großzügigkeit ist in den Filmkreisen legendär. Das ist vielleicht auch einer der Gründe, warum trotz seines gerichtlichen Schlamassels die Produzenten nach wie vor Schlange stehen und darauf warten, dass er grünes Licht für ihre Projekte gibt, während viele seiner Zeitgenossen ihren Karrieren längst Ade sagen mussten. Ein weiterer Grund ist natürlich, dass er nach Ek Aur Ek Gyarah unter den Verleihern als „hot“ eingestuft wird.

Und auch bei den Frauen ist er „hot“ – er ist nach wie vor ein vielgefragter Frauenschwarm. Selbst Teenager scheinen auf sein leidenschaftliches Schauspiel abzufahren. Was macht ihn für die Frauen so attraktiv? „Wer sagt, dass ich hot bin?“ wehrt er ab. Er drückt seine Zigarette aus, wirft sich ein paar Atemerfrischer ein und sagt: „Ich dachte, Hrithik Roshan, Fardeen Khan und Akshaye Khanna wären die Jungs, bei denen die Frauen in Ohnmacht fallen. Andererseits, vielleicht ist es meine Reife, die die Frauen anzieht. Aber ehrlich gesagt, ich habe mich nie gezielt um Aufmerksamkeit oder um Frauen bemüht.“ Dann lächelt er und fügt hinzu: „Vielleicht sind es meine Augen? Zumindest ist es das, was mir die Frauen sagen.“

Was immer der Grund ist, er hat seine Fans und seinen Marktwert. Obwohl er seinen Erfolg immer leicht genommen hat. Wenn man ihm das jedoch sagt, schießt er sofort zurück: „Hey, für mich ist das Schauspielen eine ernste Angelegenheit. Ich mag vielleicht entspannt und ehrgeizlos rüberkommen, weil ich am Set ständig irgendwelchen Unfug mache. Aber das stimmt nicht. Ich bin sehr zielbewusst und verantwortungsvoll. Die Tatsache, dass ich jetzt schon zwanzig Jahre im Geschäft bin, sollte Beweis genug sein, dass ich meinen Beruf ernst nehme. Aber bitte, nach so vielen Jahren erwartet doch wohl keiner mehr von mir, dass ich mit meinem Drehbuch in der Ecke sitze und so tue, als würde ich es hingebungsvoll studieren.“

Im Gegensatz zu einigen anderen Schauspielern ist er nach eigener Auskunft auch kein Typ, der seinen Regisseuren Anweisungen erteilt. „Ich biete Vorschläge an. Ich rede mit den Drehbuchschreibern und Regisseuren über Szenen, aber mehr nicht. Ich bitte niemanden, meinen Anweisungen zu folgen. Ich habe kein Interesse daran, Ghost Director (heimlicher Regisseur) zu sein. Ich bin glücklich, wenn ich meine Arbeit tun kann und wenn man mich dafür schätzt.“

Seiner Ansicht nach ist seine Fähigkeit, sich als Schauspieler jedem Stereotyp zu entziehen, seine Visitenkarte. „Mein Image ist das eines Action Hero, aber ich habe auch andere Rollen gespielt. Ich habe neben Vaastav auch Ek Aur Ek Gyarah gemacht und neben Rudraksh auch Munnabhai MBBS. Ich möchte unterschiedliche Rollen spielen, und ich achte darauf, dass es auch so bleibt. Das ist der Grund, warum ich so verschiedene Filme mache – damit mir das Spielen mehr Spaß macht.“

Das Sodbrennen, das ihm die Produktion von Kaante bereitet hat, hat ihn nicht weiter abgeschreckt, sagt er mit Überzeugung. „Ich möchte Filme machen, an die ich wirklich glaube. Als Mani Shankar mir die Handlung von Vande Mataram erzählt hat, wusste ich, dass ich das machen muss. Suniel (Shetty), Ajay Devgan, Nitin Manmohan und ich haben uns zusammengetan, um diesen Film zu produzieren, der auf dem Bangladesh-Krieg von 1971 basiert. Wir werden einen Film machen, auf den wir stolz sein werden.“ (Anm. Diwali: Entweder dieses Projekt hat sich zerschlagen, oder Sanjay meint Tango Charlie; die Namen der Beteiligten würden passen, und der Film spielt in Nordostindien, allerdings nicht 1971.)

Ist er auch stolz auf seine obszöne Nummer „Ishq Samunder“ in Kaante? „War die obszön?“ schießt er sofort zurück. „Es war eine eingängige, fesselnde Nummer, die großen Spaß gemacht hat. Ich tanze nicht, aber so war das okay. Aber gut, sollten die Leute jetzt Vorbehalte wegen dieser Nummer haben, dann kann ich sie beruhigen: In meinen nächsten paar Filmen werde ich weder singen noch tanzen. Ich gönne also allen eine kleine Atempause“, kichert er vergnügt.

Sanjay hat sich außerdem mit seinem Freund Suniel Shetty zusammengetan, um landesweit eine Restaurantkette zu eröffnen. „Die erste kommt nach Hyderabad und wird SOS heißen, Suniel or (aur = und) Sanjay. Dann werden bald weitere folgen. Ich mag gutes Essen, und - ich weiß, das werden jetzt viele nicht glauben, aber ich bin auch ein guter Koch. Ich kann innerhalb von Minuten ein schmackhaftes Essen zaubern.“

Das sind eine Menge Projekte. Macht er das alles für das moolah? „Ganz bestimmt nicht“, sagt Sanjay klar und deutlich. „Ich war niemals gierig nach Geld. Ganz ehrlich, ich habe Menschen nie danach beurteilt, wieviel Geld sie haben oder nicht haben. Wirklich wichtig ist für mich Respekt. Ich möchte, dass die Leute mich respektieren, und ebenso wichtig ist, dass ich die Leute respektiere, mit denen ich es zu tun habe. Nichts kann in diesem Leben wichtiger sein als Selbstrespekt. Geld ist für mich ohne Bedeutung.“

Kein Wunder, dass sein Konten bis vor kurzem trotz jahrzehntelanger Arbeit leergeräumt waren. Worauf Sanjay meint: „Ich sehe keinen Sinn darin, Geld zu sammeln, damit es andere dann ausgeben können. Ich habe es immer entweder selber ausgegeben oder anderen zur Verfügung gestellt. Ich denke nie zweimal nach, wenn ich jemandem helfen kann, der in Not ist. Wenn ich anderen helfe, dann wird irgendjemand eines Tages auch mir helfen... Gott achtet darauf. Aber ich muss jetzt die Zukunft meiner Tochter sichern. Um meine finanziellen Angelegenheiten kümmert sich jetzt Suniel (Shetty); ich weiß genau, dass er für mich immer nur das Beste will.“

Nach einer Pause fügt er hinzu: „Ich habe gelernt zu schätzen, was ich habe, weil ich nicht weiß, was der morgige Tag für mich bereithält. Deshalb werdet ihr auch nie erleben, dass ich Pläne für die Zukunft mache oder wegen ihr besorgt bin. Es steht alles in meinem Schicksal: Was mir vorherbestimmt ist, wird geschehen. Selbst mit noch so viel Stress könnte ich nichts nach meinem Willen ändern.“

Gib dem Frieden eine Chance, könnte sein Motto heute lauten. Sanjay verrät in ruhigem Tonfall: „Das Gerichtsverfahren wegen der Bombenattentate hat mir seinen Preis abverlangt. Die vergangenen Jahre waren sehr traumatisch für mich. Seit zehn Jahren lebe ich mit einer Anklage für ein Verbrechen, das ich nicht begangen habe. Und solange das Urteil nicht gesprochen ist, kann ich wirklich nicht wissen, welchen Weg mein Leben nehmen wird. Es ist eine ganz schwierige Zeit für mich.“

Er bekämpft die dunklen Stunden mit Konditionstraining und physischer Schinderei, seinen Verbündeten gegen Depressionen. „Immer wenn ich deprimiert bin, gehe ich in den Kraftraum. Ein guter Trainingspass befreit mich von allem Stress. Ich muss meinem Stress glatt dafür danken, dass er mich so gut in Form hält“, grinst er.

Trotz seiner Lebensgeschichte, die Stoff für mehrere Seifenopern bietet, verliert Sanjay selbst in den trübsten Situationen nicht seine positive Stimmung. „Es sind die kleinen Freuden des Lebens, die mir am meisten bedeuten. Ich hänge nicht auf Parties rum und gehe in keine Disco. Ich liebe es, mich zu Hause mit meiner Familie oder ein paar Freunden zu entspannen. Ich koche für meinen Vater, wenn er vorbeikommt, er liebt mein Hähnchen in Wein. Im Grunde bin ich immer noch ein Kind; deshalb werde ich ja auch immer noch Baba genannt.“

Dutt jr. gibt zu, dass ihn die vergangenen Jahre seinem Vater nähergebracht haben. „Er ist der einzige Mensch, den ich wirklich bewundere. Ich habe erkannt, dass es Krisen sind, die die Menschen zusammenbringen. Dad war der Stützpfeiler meiner Stärke. Er war einfach phantastisch.“

Auf die Frage, ob er irgendetwas in seinem Leben bereut, antwortet er, ohne zu zögern: „Nein, ich bedaure nichts von all dem, was ich je getan habe. Und ich schäme mich auch wegen nichts, obwohl ich meine Fehler gemacht habe. Die Drogenphase zum Beispiel möchte ich auf keinen Fall noch einmal erleben. Ich bin ganz und gar gegen Drogen. Wenn ich auf einer Party bin, auf der Drogen ausgegeben werden oder Kokain geschnupft wird, dann drehe ich mich nicht einfach um und gehe, sondern versuche, den Leuten die Drogen auszureden. Ich bin immer für Drogenabhängige da, wenn sie mich brauchen. Und das meine ich auch so, das sage ich nicht einfach nur, um Effekt zu schinden.“

Wenn er heute drei Wünsche frei hätte, was würde er sich wünschen? „Dass meine Mutter noch am Leben wäre. Dass meine Tochter Trishala hier bei mir wäre. Und dass die ganze Sache mit den Bombenexplosionen nie stattgefunden hätte.“

Während seine Worte verklingen, erfüllt dröhnende Musik das Studio. Der Prinz der Dunkelheit hat noch viele Meilen vor sich, bevor der Nebel sich lichten wird.

(Nilufer Qureshi; Deutsch von Diwali)