Hindustan Times, 10. Februar 2007
Was für ein Leben!
Eine Nacht, bevor der 24-Stunden-News-Channel in Indien auf Sendung ging, stieg Sanjay Dutt auf dem Mumbaier Airport aus einem Flugzeug. Sein Auto fuhr durch die stillen Straßen der Stadt, vorbei an sich leerenden Tanzbars und Bürgersteigen, gefüllt mit schlafenden Heimatlosen. Noch im Jetlag genoss Sanju einen stillen Moment des persönlichen Triumphes - nach anderthalb Jahren in einer Suchtklinik in den USA hatte er seine neun Jahre dauernde Abhängigkeit von Heroin, Kokain und anderen Drogen, die ihn beinahe umgebracht hatten, überwunden. Er war nach Hause zurückgekehrt, zu seiner Familie und zu einem Neubeginn.
(Anm. Sujen: An dieser Stelle erzählt Sanju, wie sein Drogendealer ihn an seinem ersten Abend aufsuchte und er ihn zum Teufel schickte. Diese Geschichte ist u.a. auch in dem 2006 aufgezeichneten TV-Interview mit Simi Garewal zu hören.)
Trotziges Aufbegehren. Tod. Niederlagen. Sollte jemand das riesige Puzzle von Sanjay Dutts Leben vor ihm ausbreiten, würde er darin umgehend, ungeachtet der dazwischen liegenden Jahre oder Kontinente, jene Momente wiedererkennen, die sein Leben veränderten.
Den Abend, an dem sein Vater ihn und seine Schwestern bat, sich hinzusetzen, und ihnen sagte, dass ihre Mutter an Krebs erkrankt war. Den Morgen, an dem er seinen Vater anflehte, ihm dabei zu helfen, seine Sucht zu bekämpfen. Den Anruf seines Vaters, der ihn dazu brachte, seine Pläne, eine Ranch in den USA zu kaufen, aufzugeben. Den Anruf im fernen Mauritius, der ihm ankündigte, dass er von der Regierung ein Terrorist genannt worden war. Und jene Worte, die zu hören sein Vater sich im letzten Jahrzehnt seines Lebens verzehrt hatte, endlich ausgesprochen von einem Richter: dass sein Sohn Sanju kein Terrorist ist.
Sanjay Dutt hat jahrzehntelang einen Drahtseilakt zwischen Dunkelheit und Sonnenschein vollzogen, in einem Leben, das einem Bollywood-Film entnommen zu sein scheint.
Es ist ein Kampf gegen Schatten, den er am 28. November 2006 in einem brechend vollen Gerichtssaal zu überwinden hoffte, als er beim Aufruf seines Namens nervös nach vorne trat. Richter Kode befand ihn schuldig des illegalen Waffenbesitzes, aber er sagte: "Ich halte ihn nicht für einen Terroristen."
Eine Träne bahnt sich ihren Weg aus Sanjus müden, blutunterlaufenen Augen, als er sich diesen Moment in Erinnerung ruft, gekleidet mit einem schwarzen T-Shirt und schwarzen Hosen auf einem Plastikstuhl in einer riesigen leeren Halle sitzend. Er dreht gerade für den aktuellen Film seiner Firma, Dus Kahaniyaan, bei dem sein Freund und Partner Sanjay Gupta Regie führt.
"Dies waren die besten Worte, die ich je in meinem Leben gehört habe. Mein Vater hat darauf gewartet, einfach nur zu hören, dass sein Sohn kein Terrorist ist. Ich hatte Tränen in den Augen", sagt Sanju, bevor er davongeht zu seiner nächsten Szene.
Wir befinden uns in einer der vielen verfallenen Hallen von Mukesh Mills, einer früheren Textilfabrik, die lange geschlossen ist. Vor Jahren ging der ganze Komplex in den Flammen eines zerstörerischen Feuers unter, dessen Ursache man niemals herausfand. Nur Filmteams kommen heute noch her.
Um mich herum sind die riesigen Mauern schwarz von Ruß. Dicke, verrostete Eisenträger ragen in den Himmel. Das Mauerwerk ist zerbrochen und unter Kletterpflanzen begraben. Irgendwo hinter der Wand kann ich die feindlichen Schreie hören, die Sanjus Messerkampfszene begleiten. Die Fabrik erscheint wie eine Reflexion des größten Teiles von Sanjay Dutts Leben - ein ausgedehnter, leerer Palast, einmal schön und summend, aber immer wieder widerhallend von Kampfschreien.
Als Sanjay nach der Szene zurückkehrt, durchnässt von falschem Regen, frage ich ihn, ob sein Leben nicht im Grunde eigentlich daraus bestehen würde, immer zwei Schritte vorwärts zu gehen und einen zurück.
"Ich hoffe, dass dieses Verfahren der letzte Schritt rückwärts in meinem Leben war. So Gott will, wird es der letzte Rückschlag sein", antwortet er.
Während er sich mit einem Handtuch abtrocknet, wandern meine Gedanken zurück zu jener Zeit, als es mit Mukesh Mills - meine unmittelbare spontan festgelegte Metapher für Sanjays Leben - noch nicht abwärts gegangen war, zu jener Zeit in der Sanju kaum die turbulente Reise seines Lebens begonnen hatte.
In ihrer Kindheit hatten Sanju und seine Schwestern Namrata, genannt Anju, und Priya fröhlich mit dem zu kämpfen, was es mit sich brachte, die Kinder der größten Filmstars Indiens zu sein. Sanjay wurde am 29. Juli 1959 geboren, zwei Jahre nach dem überwältigenden Erfolg von Mother India mit Nargis und Sunil Dutt in den Hauptrollen.
"Meine Mutter gab ihre Karriere auf ihrem Höhepunkt auf, nach Mother India, und sie blickte nie zurück. Sie kümmerte sich um ihre Kinder und ihre Familie, ich wurde sehr von ihr verwöhnt. Aber wir wurden nicht als Kinder zweier Ikonen aufgezogen."
Sanjay ging fast elf Jahre lang auf ein Internat in Sanewar. In den Ferien reiste die Familie Dutt zu weit entfernten Plätzen von Kashmir bis England.
"Wir alle hatten eine schöne Kindheit mit den besten Eltern, die man sich wünschen konnte“, sagt Sanjay. „Sie waren streng, aber sie gaben uns sehr viel Liebe. Das einzige was sie erwarteten, war, dass wir gute Menschen im Leben werden sollten, der Rest war zweitrangig."
Sollte der schüchternde Sanju in der Annahme nach Sanewar ins Internat gegangen sein, dort als Erster unter Gleichen behandelt werden, weil er der Sohn von Superstars war, wurde ihm rasch bewiesen, dass er völlig falsch lag.
"Insbesondere die ersten beiden Jahre waren eine verdammte Hölle. Ich musste täglich 30 Paar weiße Schuhe putzen. Nur weil ich Sunil Dutts Sohn war. Ich musste pro Tag 15 bis 20 Betten für ältere Schüler machen."
(Anm. Sujen: Offenbar stimmt das, was ich als Mädchen in den Hanni-und-Nanni-Büchern von Enid Blyton las, dass es in britischen Internaten üblich ist, dass die älteren Schüler, die sich auf ihr Examen vorbereiten, die ersten beiden Jahrgänge zu privaten Diensten heranziehen und sich dabei aussuchen dürfen, wenn sie für sich arbeiten lassen. Der arme Sanju, vermutlich haben die älteren Schüler es genossen, den Sohn zweier berühmter Stars für sich springen zu lassen. Vielleicht ist dies eine der Ursachen dafür, dass Sanju sich nie, auch später als Erwachsener in den elitären Kreisen der so genannten besseren Gesellschaft wohl fühlte. Vielleicht hatten ihn die Sprösslinge jener Kreise zu deutlich gezeigt, wie diese Klasse Macht ausnutzt, um andere zu knechten und zu demütigen.)
Aber Sanjay hat auch gute Erinnerungen an seine Schulzeit.
"Da gab es Mädchen." Er lächelt zum ersten Mal während dieses Interviews. "Du weißt, wie das ist, wenn man erwachsen wird. Schwärmereien und Liebesbriefe. Ich schrieb viele Liebesbriefe", sagt er, um rasch zu ergänzen: "aber ich wurde meistens zurückgewiesen. Ich pflegte auch Briefe für andere zu schreiben. Wir stahlen uns regelmäßig aus der Schule fort, rannten die Hügel hinunter, um Samosas zu essen oder nach Jhabri zu gehen und uns mit Schnaps zu betrinken, solche Sachen halt."
Sanju erzählt, dass er mit 10 Rupien Taschengeld im Monat auskommen musste und im Hause seiner Familie eine strenge Disziplin galt.
"Wir mussten vor Sonnenuntergang wieder daheim sein, und wir aßen jeden Abend gemeinsam um neun Uhr."
Erneut wird er zum Set gerufen, und man gibt ihm einen ledrig aussehenden Dolch und eine schwarze Jacke. Als er zurückkehrt, klaffen in seinem schwarzen T-Shirt tiefe Schnitte vom Messerkampf, der Teil seiner Szene war.
Lernen war nie seine starke Seite, den Beweis dafür erbrachte er, als er nach Mumbai zurückkehrte, um eine Kunstakademie zu besuchen. In einem gesamten akademischen Jahr bekam sein Professor ihn lediglich einmal in der Klasse zu Gesicht.
"Ich pflegte mit meinen Freunden in der Kunstgalerie herumzuhängen, und schnell wurde mir klar, dass dies nicht mein Ding war."
Dieses Versteckspiel zog sich über das gesamte erste Jahr hin, und eines Tages in diesem Jahr 1978 entschied Sanjay, dass genug genug ist und er ein offenes Gespräch mit seinem Vater über seine Zukunft führen musste.
"Ich ging zu meinem Vater und sagte: Papa, wir verschwenden nur unser Geld, ich eigne mich nicht für ein Studium." Er nimmt einen weiteren Zug aus seiner Zigarette, bevor er weiter erzählt: "Mein Vater wurde verdammt ärgerlich. Er sagte, dass ich einen Abschluss bräuchte, aber das war mir egal. Ich sagte ihm, dass ich das nicht könnte, und dass ich Schauspieler werden wollte."
Wie von Sanjay möglicherweise nicht anders erwartet, brachte dies seinen Vater noch mehr auf, der ihn fragte: "Denkst du, es ist ein Spaß, ein Schauspieler zu sein?" Für ihn schien es genau das zu sein, was sein Sohn dachte. Als dieser auf seinem Wunsch bestand, entschied Sunil Dutt, diesen Wunsch zu respektieren, jedoch nur unter der Bedingung, dass sein Sohn eine Feuerprobe bestand.
"Er steckte mich zwei Jahre lang in eine Tretmühle aus Training, Sprech- und Schauspielkursen, Reit- und Schwimmstunden, Kampftraining, dies und das - und ich begann zu begreifen, dass es im College wesentlich leichter gewesen war."
Endlich war es soweit und Sanjay machte seinen Einstieg in Bollywood mit dem Film Rocky, bei dem sein Vater Regie führte. Filmisch lief es gut, aber zuhause war dies nur von geringem Interesse, weil Nargis an Gelbsucht erkrankte. Die Behandlung ihrer Leber schlug nicht an, ihr Zustand verbesserte sich nicht. Eines Tages rief Sunil Dutt nach den Dreharbeiten seine Kinder zusammen und erzählte ihnen das, worauf sie am wenigsten vorbereitet waren: Ihre Mutter hatte Krebs.
Sanju: "Wir legten Rocky auf Eis und flogen mit ihr nach Amerika. Es war eine schreckliche Zeit."
Die Familie blieb monatelang in den USA, aber Sanjay musste zurück nach Indien, um den Film zu beenden, ungeachtet dessen, dass seine Mutter Tausende von Kilometern entfernt um ihr Leben kämpfte. Ein enger Freund der Familie, Raj Khosla, kam den Dutts zu Hilfe und übernahm die Regie für den restlichen Teil des Filmes. Zwischenzeitlich begann es so auszusehen, als würde es langsam mit Nargis aufwärts gehen.
Sanju: "Meine Mutter lag drei, vier Monate im Koma, und als sie erwachte, lautete ihre erste Frage: Wo ist Sanju?"
Sein Vater entschuldigte Sanjus Abwesenheit, während Sanju den ersten Flug nahm und kam.
Sanju: "Ich erinnere mich noch daran, wie mein Vater zu ihr ging und sie bat, die Augen zu schließen, weil er eine Überraschung für sie hätte. Sie schloss ihre Augen, und ich trat ins Zimmer und sagte einfach nur: Mutter. Ihr Gesichtsausdruck änderte sich, sie war so glücklich, sie weinte und hielt mich in den Armen. Der Arzt meinte, sie solle noch eine Weile bleiben, aber sie blieb hartnäckig. Sie fühlte sich besser und bestand darauf, nach Hause zurückzukehren."
Nargis wurde heimgeflogen, aber die Heimkehr war nur von kurzer Dauer.
Sanju: "Wir brachten sie zu einer Routineuntersuchung in die Breach Candy Klinik in Mumbai, dort fiel sie wieder ins Koma und starb."
Traurigkeit liegt deutlich in Sanjays Tonfall, es hat den Anschein, als würde er versuchen, sie mit einem Zug aus seiner Zigarette fortzublasen.
Rocky war ein großer Erfolg, aber er verschaffte Sanjay nicht den Starruhm, nach dem er strebte. Und während er mit der Trauer nach Nargis’ Tod kämpfte, umschlang ihn sein alter Feind immer mehr, seine Drogensucht. Er hatte für einige weitere Filme unterschrieben, aber seine Abhängigkeit, über die früher in Bollywood lediglich hinter vorgehaltener Hand geflüstert worden war, begann sich offen zu zeigen.
Sanju: "Es war nicht so, dass ich die Rollen deshalb verloren hätte, aber wenn man sich die Filme ansieht, erkennt man, dass mein damaliger Geisteszustand zu wünschen übrig ließ."
Was als einst als vorübergehende Phase begonnen hatte, war über die Jahre vor den Augen seines hilflosen Vaters zu einer tödlichen Krankheit geworden. Sunil Dutt fing an, Fachartikel zu lesen, um einen Weg zu finden, der Drogensucht seines Sohnes zu begegnen, und er verbarg die Wahrheit vor keinem Produzenten, der kam, um Sanjay für einen Film unter Vertrag zu nehmen.
Sanju: "Ich denke, dies waren die neun schlimmsten Jahre meines Lebens. Es war einfach nur dunkel. Ich rannte vor jedem davon und pflegte entweder allein zu sein oder mich mit Leuten aus der Drogenszene zu umgeben. Es war sehr hart. Ich nahm Heroin und Kokain. Ich hatte einen Punkt erreicht, an dem ich mich entscheiden musste, entweder zu sterben oder etwas zu unternehmen. Mir war klar, dass ich so nicht mehr weitermachen konnte."
Die Zeit war reif für ein weiteres offenes Gespräch von Herz zu Herz mit seinem Vater, der zugleich auch sein Freund war.
Sanju: "Nachdem ich es neun Jahre allein versucht hatte, ging ich zu meinem Vater und sagte: Papa, ich muss aus dieser Sache heraus, bitte hilf mir."
Dies war der Moment der Willensstärke, auf den sein Vater gewartet hatte. Er brachte seinen Sohn in die Breach Candy Klinik nach Mumbai (die Klinik, in der Nargis gestorben war). Dort blieb Sanjay 21 Tage, bevor sein Vater ihn in die USA in eine Suchtklinik brachte. Sanjay war dort Teil einer Gruppe aus 30 Männern und 30 Frauen, darunter viele Ärzte, Anwälte und Geschäftsleute.
Sanju: "Es war ein schönes Programm, in dem sie innerhalb der Gruppe zum Grund deiner Abhängigkeit vordrangen. Stundenlang sprach ich einfach nur über mein Leben und über meine Mutter und weinte. Sie pflegten uns zu Barbecues mitzunehmen, und dort sah ich, dass Leute lachen und Spaß haben konnten, ohne dass sie Drogen nahmen. Und ich sagte zu mir, das ist es, wie dein Leben sein sollte, das ist es, was ich sein will."
(Anm. Sujen: An dieser Stelle erzählt Sanjay die Geschichte, wie er nach der Entlassung aus der Klinik beschloss, in den USA zu bleiben und eine Ranch zu kaufen, und wie sein Vater ihn überzeugte, es wenigstens ein Jahr lang noch mal mit Indien zu versuchen. Nachzulesen u.a. im Simi-Garewal-Interview von 2006 oder in Suketu Mehta, Bombay - Maximum City.)
Zurück in Indien kümmerte sich Sanjay nicht darum, wieder Arbeit beim Film zu bekommen. Er war fest überzeugt, dass es seine Bestimmung wäre, in die USA zurückzukehren.
Sanju: "Ich machte mir nicht die Mühe, irgendeinen Produzenten aufzusuchen. Ich spielte einfach nur Squash und wartete darauf, dass dieses eine Jahr vorüberging."
Nachdem die ersten acht Monate vorbei waren, wurden Sanjay Rs. 10 Lakhs für einen Film angeboten, den er akzeptierte, weil der Produzent ihm versprach, dass er innerhalb von drei Monaten abgedreht sein würde.
Sanju: "Von dem Geld kaufte ich meinem Vater einen Füllfederhalter und verschiedene Dinge für meine Schwestern. Und das war es dann, ich ging nie zurück in die USA, bin heute immer noch hier."
Vor acht Jahren befand sich Sanjay auf einer Tour durch die USA und aß in einem Restaurant in Dallas zu Mittag, als ein Fremder ihn ansprach. Es war Bill, der Mann, dessen Freundschaft fast dazu geführt hätte, dass Sanjay sich in Texas eine Ranch gekauft und Rs. 50 Lakhs in eine gemeinsame Rinderfarm investiert hätte.
Sanju: "Bill fragte mich, ob ich sehen wollte, was mir entgangen sei? Er fuhr mich in seinem Rolls Royce zum Flughafen, von wo aus wir mit seinem privaten Jet nach Austin flogen. Dort stiegen wir in seine Limousine um. Inzwischen besaß Bill ungefähr 700-800 Acker Land und ein Anwesen mit zwölf Zimmern, einen Hubschrauber… als ich das sah, sagte ich mir: O mein Gott, wenn ich damals diese 50 Lakhs investiert hätte, dann würde dies alles heute MIR gehören."
Stattdessen hatte Sanjay, nachdem er sich einmal entschieden hatte, nicht in die USA zurückzukehren, in Indien wieder ganz unten angefangen.
"Ich hatte einen verdammt harten (Neu-)Start und holte mir viele Kratzer, und mein Vater sagte: Ich habe einen Film mit dir gemacht, nun geh und kämpfe. Es gab viele Höhen und Tiefen und viele erfolglose Filme. Mir wurde nachgesagt, ich würde meine Arbeit nicht ernst nehmen. Es gab eine Menge Filme, da fragte ich mich selbst, was habe ich da nur gemacht?"
Mit dem Erfolg kam die Liebe. Sanjay traf Richa Sharma, die damals für Dev Anands Produktionsgesellschaft arbeitete. Sie verliebten sich ineinander, heirateten und bekamen 1988 eine Tochter - Trishala.
(Anm. Sujen: An dieser Stelle erzählt Sanju, wie er von Richas Krebserkrankung erfuhr und der Kampf um ihr Leben begann. Darüber ist Näheres u.a. auch in dem Ciné-Blitz-Artikel von Oktober 1996 nachzulesen.)
In der Zwischenzeit war etwas weitaus Explosiveres am Brodeln. Nach der Zerstörung der Babri-Moschee im Dezember 1992 brachen in verschiedenen Teilen des Landes Unruhen zwischen Muslimen und Hindus aus. Aber das Schlimmste stand noch bevor. Am 12. März 1992 erschütterten mehrere Explosionen Mumbai im Rahmen des furchtbarsten Terroranschlages, den Indien je erlebt hatte. Hunderte von Menschen starben.
Einen Monat später erhielt Sanjay, während er sich zu Dreharbeiten auf Mauritius aufhielt einen Anruf, der die nächste dramatische Phase seines Lebens einleitete. Die CBI verlangte seine sofortige Rückkehr nach Indien. Bei seiner Ankunft am 19. April 1993 wurde er festgenommen und innerhalb weniger Stunden wegen illegalen Waffenbesitzes sowie Verbindungen zu Terroristen angeklagt. Am 5. Mai 1993 wurde ihm Kaution gewährt. In der Zwischenzeit hatte sich der Zustand seiner Frau Richa weiter verschlechtert.
Sanju: "Ich habe in meinem ganzen Leben niemanden gesehen, der stärker war als sie. Ich meine, solche Schmerzen zu haben und zu wissen, Krebs zu haben, und trotzdem sein Leben weiterzuleben, zu lächeln und sogar andere zum Lachen zu bringen. Sie ließ sich nicht unterkriegen, sie hat immer gekämpft. Ihr Zustand trieb mir die Tränen in die Augen. Ihre Haut hatte die Farbe gewechselt und sie hatte alle ihre Haare verloren. Sie, die stets so auf ihr Äußeres geachtet hatte! Dennoch sagte sie, ich schaffe es und komme zurück nach Hause."
Sanjay wurde am 4. Juli 1994 erneut inhaftiert. Er verbrachte fünfzehn weitere Monate im Gefängnis, bis der Supreme Court ihn am 18. Oktober 1995 auf Kaution freiließ.
Sanju: "Das Gefängnis hat mich verändert. Ich habe meinen Zorn besiegt. Ich wurde versöhnlich, aber nicht in jeder Hinsicht. Ich habe gelernt zu vergeben, aber ich werde niemals vergessen."
Auch einige seiner damaligen Leidensgenossen wird er niemals vergessen.
Sanju: "Da war eine Bande von Sikhs, denen man vorwarf, Terroristen zu sein. Sie sorgten dafür, dass ich mich nicht aufgab. Sie pflegten für mich zu kochen, alberten herum und sangen Punjabi-Lieder für mich."
Sanjay versuchte, sein Leben durch eine zweite Ehe mit dem Model Rhea Pillai wieder neu aufzubauen, doch später kam es zu einer einvernehmlichen Trennung.
(Anm. Sujen: An dieser Stelle erzählt Sanju, wie seine Familie im in den letzten Jahren Kraft gab.)
Sein Vater starb, bevor der Prozess beendet war, und Sanjay hat sich immer noch nicht an seine Abwesenheit gewöhnt.
Die Faszination der Medien für Sanjays Leben scheint niemals abzuebben; neben seinem Verfahren richtet sich die öffentliche Aufmerksamkeit derzeit auf die Frage, ob er seine Freundin Maanyata nun geheiratet hat oder nicht.
Sanju: "Warum spekulieren diese Leute darüber? Ich habe klargestellt, dass ich nicht verheiratet bin. Und selbst wenn ich es wäre, was wäre daran falsch? Es ist eines der schönsten Dinge im Leben, verheiratet zu sein und eine Familie zu haben. Wenn ich geheiratet hätte, warum sollte ich es verbergen?"
Ein Leben voller Lächeln und Traumata liegt hinter ihm.
Sanju: "Ich weiß nicht, ob das Schlimmste wirklich schon vorbei ist. Ich wurde verurteilt. Ich habe sehr viel geweint. Ich fühle mich einsam. Ich hoffe und bete einfach, dass die Dinge sich gut für mich entwickeln und ich nicht wieder zurück ins Gefängnis muss. Ich möchte endlich frei sein."
(Neelesh Misra; Zusammenfassung und Übersetzung von Sujen)
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