Samstag, 3. März 2007

Bekaraar (1983)

Zur Story: Die College-Studenten Shyam (Sanjay Dutt) und Pradeep (Mohnish Bahl) sind dicke Freunde. Als Shyam sich in die hübsche Sundari (Padmini Kolhapure) verliebt, stellt Pradeep den Kontakt zwischen den beiden her, und bald sind Shyam und Sundari unzertrennlich. Nach einer rauschenden College-Feier landen die beiden im Bett, woraufhin Shyam am nächsten Tag seine aufrichtige Liebe zu Sundari und seine Absicht, sie zu heiraten, bekennt und damit ihrer beider Ehre wiederherstellt. Doch sein älterer Bruder (Ashok Kumar) verbietet ihm diese Heirat und zwingt ihn, in eine arrangierte Ehe mit Nisha (Supriya Pathak) einzuwilligen, die schon lange ihr Herz an Shyam verloren hat. Schließlich gibt Shyam nach; er ahnt nicht, dass seine gemeinsame Nacht mit Sundari nicht ohne Folgen geblieben ist. Als Pradeep erfährt, dass Sundari schwanger ist und in ihrer Verzweiflung über Shyams Ehe mit Nisha versucht hat, sich das Leben zu nehmen, nimmt er sich ihrer an und heiratet sie. Erst nach der Geburt von Sundaris Tochter offenbart Pradeep Shyam die Wahrheit...

Locker eine Stunde lang dreht sich in Bekaraar (= rastlos, ruhelos) alles ausschließlich um junge College-Liebe; man genießt die Liebesszenen und den fetzigen Titelsong, zu dem Sanjay und Mohnish auf einer College-Feier aufgedreht und im Glitzeroutfit tanzen, fragt sich allerdings bisweilen auch, ob denn irgendwann auch mal etwas von Belang passiert. Umso heftiger wirkt dann in der zweiten Filmhälfte der Twist hin zur Katastrophe, mit der das Leben von vier jungen Menschen sinnlos zerstört wird. Die Bilder von den beiden Hochzeitsfeiern sind absolut deprimierend: auf der einen Seite Pradeep und Sundari – er wissend, dass seine Frau ihn immer nur dankbar achten, aber niemals lieben wird, sie völlig gebrochen durch Shyams Verrat –, auf der anderen Shyam, der sich selbst wohl am meisten dafür verachtet, dass er der Erpressung seines Bruders nachgegeben hat, und Nisha, die als einzige von den vieren – noch! – glücklich ist. Denn schon bald wird ihr klar werden, dass sie in Shyam keinen liebenden Ehemann bekommen hat und dass ihr scheinbarer Triumph über die Rivalin eben doch keiner war.

Sanjay Dutt und Mohnish Behl sind überaus sympathische Kumpel, die im College durchaus auch mal zu Späßen bereit sind, und beide arbeiten ihre spätere Entwicklung gut heraus (was bei Sanjay, der damals völlig unter Drogen stand, ein wahres Wunder ist): Pradeep, der immer schon der vernünftigere von den beiden war, wird schlagartig erwachsen, als er die Verantwortung für Sundari und ihr Kind übernimmt, während Shyam in seiner Verzweiflung und Selbstverachtung unleidlich wird, zu trinken beginnt und sich seinen Augenblick der Schwäche wohl nie verzeihen wird. Padmini Kolhapure legt sehr viel Anmut und Würde in ihre Rolle, während Supriya Pathak als ihr redseliges Gegenstück von Anfang ein bisschen nervig rüberkommt; schade, hätte man sie ein bisschen sympathischer gezeichnet, dann hätte das dem Viererkonflikt zusätzlichen Zündstoff verliehen.

Aber auch so kommt es zwischen den vieren zu einer Szene, die für mich der emotionale Höhepunkt des Filmes war: Beide Paare warten am Bahnhof auf ihren Zug, und Shyams kleine Tochter krabbelt zutraulich auf Shyam zu, der so zum ersten Mal sein Kind in die Arme nehmen kann. Und dann nehmen beide Paare in einem Abteil Platz, und während Sundari ein Wiegenlied für die Kleine singt, zeichnen sich in den Gesichtern der vier jungen Menschen ganz ohne Worte Welten ab: Sundari ist versteinert in ihrem Schmerz, Shyam weint hemmungslos, Nisha begreift die Wahrheit über Shyams Vaterschaft und Pradeep begreift, dass Nisha begreift. Alle vier stecken in einer emotionalen Sackgasse, aus der es kein Entrinnen mehr gibt. Beinahe folgerichtig kulminiert der Film letztlich in einem Finale, das einem Raj Kapoor alle Ehre gemacht hätte, der ja auch für den gegebenen Umständen angepasste Lösungen jedwede potentiellen Publikumshoffnungen souverän zu ignorieren pflegte.

Produktion und Regie: V.B. Rajendra Prasad
Ca. 127 Min.; VCD: Ultra, ohne UT; teilweise sagenhafte Tonverzerrungen bei der Musik!

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