Freitag, 30. März 2007

Sahebzaade (1992)

Zur Story: In Himachal Pradesh lebt die verwitwete Sharda (Anjana Mumtaz) mit ihren beiden Söhnen Raja (Sanjay Dutt) und Rahul (Aditya Pancholi). Beide verlieben sich in ihre Kindheitsfreundin Chinar (Neelam), die iherseits ihr Herz seit jeher schon Rahul geschenkt hat – sehr zum Ärger von Tahal Singh (Gulshan Grover), der ebenfalls ein Auge auf Chinar geworfen hat. Auf Bitten von Raja wirbt Sharda bei Chinars Eltern Sukhdev (Ram Mohan) und Laxmi (Beena Verma) für ihren Sohn – doch beim Gegenbesuch der Eltern erweist es sich, dass diese die Werbung ganz im Sinne ihrer Tochter auf Rahul bezogen haben. Aus Liebe zu seinem Bruder findet Raja die Kraft, auf seine Träume zu verzichten. Zudem hat er schon bald ganz andere Probleme: Durch das unerwartete Auftauchen von Ghulam Rasool (Kulbhushan Kharbanda), einem alten Freund der Familie, erfährt Raja, dass Thakur Bhanu Pratap (Shakti Kapoor), mit dem er und Rahul sich schon einmal angelegt haben, einst Sharda vergewaltigt, Rajas und Rahuls Vater Kishna (Alok Nath) getötet und die Schuld Ghulam in die Schuhe geschoben hat. Von nun hat er nur noch eines im Sinn: Rache...

Knapp anderthalb Stunden lang kreist der gesamte Film um nichts anderes als die Liebe der beiden Brüder Raja und Rahul zu der gleichen Frau, und man kann die beiden verstehen: Neelam ist klein, knuffig und süß, tanzt voller Lebenslust und strahlt sich wie ein bunter Flummy durch den Film. Warum sie sich für den (im Vergleich zu seinem als „Raju Guide“ geradezu übersprudelnden Bruder) eher langweiligen Rahul entscheidet, bleibt das Geheimnis der Drehbuchautoren, auch wenn Aditya Pancholi sich sichtlich bemüht, ihn so sympathisch wie möglich rüberzubringen. Aber Mühe allein genügt nun einmal nicht gegen einen Sanjay-Dutt-Puma, der seinen Charme und sein Charisma mal wieder literweise versprüht und dem man lediglich eines nicht glaubt: dass er der ältere der beiden Brüder sein soll (außer wenn er hin und wieder Aditya gegenüber einen auf staubtrockene Großer-Bruder-Autorität macht). Er tanzt und kugelt sich durch Tiefschnee und grüne Wiesen gleichermaßen, lässt dabei die Hüften kreisen, dass es frau schwindlig wird, sieht – mit Verlaub – zum Auffressen aus und ist einfach zum Verlieben, vor allem, wenn er zwischenzeitlich vor Liebesglück regelrecht ausflippt.

Wie gesagt, anderthalb Stunden lang kann man dieses Liebes- und Familienidyll genießen. Erst dann wird es mit dem Auftritt des seine kleine Rolle solide spielenden Kulbhushan Kharbanda Ernst: In einer ausgedehnten Rückblende erfährt man vom tragischen Schicksal der Eltern der beiden Brüder, und von da an wechselt der Film auf die Rache-Action-Schiene (auch wenn es bei der Hochzeit von Chinar und Rahul noch einmal kurzzeitig familiär-heiter zugeht). Und spätestens jetzt reißt Sanjay endgültig die Handlung an sich; sein Raja wird quasi schlagartig erwachsen und übernimmt die Verantwortung für seine Mutter (intensiv dargestellt von Anjana Mumtaz), wohingegen Aditya erst gegen Ende noch einmal mit zupacken darf. Rückblickend könnte man fast sagen, die beiden haben hier schon mal ein paar Vorstudien für Aatish betrieben – in punkto Hierarchie und gemeinsamer Chemie ebenso wie in der „Gegnerschaft“ zu Gulshan Grover (dessen Figur in Sahebzaade eine der dümmsten der Filmgeschichte sein dürfte) und zu Shakti Kapoor, der von der Regie sträflich alleingelassen wurde – nicht nur, dass er sich in einer Zeitspanne von etwa zwanzig Jahren äußerlich kaum verändert, sein Thakur kriegt zudem von Anfang an gegen Raja kein Bein auf den Boden, so dass die spätere Auseinandersetzung der beiden im letzten Filmdrittel ziemlich spannungsarm bleibt. Erst der Showdown, der in seiner Art schon ein wenig auf Baaghi vorausweist, reißt einen dann doch noch mal vom Hocker.

Ein Pluspunkt in Sahebzaade ist die Gesamtoptik des Filmes. Hier bekommt das Auge mal wieder wirklich was geboten (zusätzlich zu einem, wie gesagt, unverschämt gut aussehenden Sanju) und darf schwelgen in den Berglandschaften von Himachal Pradesh, teilweise herrlich tief verschneit bei strahlend blauem Himmel; farbenfrohe traditionelle Kostüme und Tänze runden das Bild ab. Dazu ein Sanjay in Hochform, der sich keinen Augenblick lang sichtbar anstrengen muss und dennoch den Film jederzeit ganz selbstverständlich in der Hand hat.

Produktion: K.K. Talwar; Regie: Ajay Kashyap
142 Min.; DVD: GVI, englische UT (inkl. Songs)
Haarfaktor

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