Montag, 26. März 2007

Mumbai Mirror, 3/2007: Amrita Singh über Sanjay Dutt (und umgekehrt)

Mumbai Mirror, 24. März 2007

Deine Amrita...

Sanjay Dutt und Amrita Singh arbeiten nach sechzehn Jahren in Shootout at Lokhandwala wieder zusammen. Nur wenige wissen, dass die beiden seit über zwanzig Jahren eng befreundet sind. Hier sprechen sie über ihre Rauchersitzungen und über die vielen Gelegenheiten, bei denen sie füreinander Kummerkastentante bzw. -onkel gespielt haben.

Amrita sagt:

Meine früheste Erinnerung an Sanju ist sein Film Rocky. Damals war ich einfach ein kleines Mädchen aus Delhi, das für diesen tollen Schauspieler geschwärmt hat. Meine erste Begegnung mit ihm war am Set für einen Sanjay-Khan-Film, wo Sanju vorbeischaute, um seinen Vater Sunil Duttsaab zu treffen. Damals kam er mir wie ein arroganter Schnösel vor. Später habe ich mit ihm in Naam zusammengespielt. Ich weiß noch, welchen Schrecken ich ihm eingejagt habe, als ich behauptete, ich hätte Lepra und würde ihn damit anstecken. Bei unseren Outdoor-Shootings pflegte ich ihn gewissenhaft jeden Morgen und jeden Abend in seinem Zimmer zu besuchen, um meine Zigarettenration zu bekommen. In meinem Zimmer konnte ich nicht rauchen, da meine Mama und meine Oma mich zu diesem Drehtermin begleitet hatten.

Allmählich wurden wir beste Freunde. Sanju hat mir aus unzähligen Situationen herausgeholfen. Er hat sich mir sogar als Kummerkastentante zur Verfügung gestellt und mir die Kraft gegeben, mit meinem Ex-Freund fertig zu werden, als der mich betrog. Immer, wenn ich mich mit meinen Regisseuren anlegte, brachte er mich wieder zur Vernunft, und wenn ich drohte, das Set zu verlassen, war er es, der es schaffte, mich zurückzuhalten. Er hatte aber auch seinen Spaß mit mir – einmal jagte er mich mit einem Schwert in der Hand über das Set!

Damals war er stocknüchtern und ließ konsequent die Finger von Alkohol oder Drogen. Ich war des öfteren berauscht, und dann war immer er es, der sich um mich kümmerte und mich nach Hause brachte. Meine ordinären Sprachkenntnisse verdanke ich ihm, und meine Zoten bringen jeden Seemann zum Erröten. Sanju war mir eine große Inspiration. Aber ich sage euch auch, dass hinter der Macho-Fassade dieses Mannes ein verletzliches kleines Kind steckt. Als er damals in Untersuchungshaft saß, schrieben wir einander viele Briefe. Bis heute mache ich mir Vorwürfe, dass ich damals nie versucht habe, ihn zu besuchen. Ich kann mich noch an den Tag erinnern, an dem er aus dem Gefängnis entlassen wurde und wir bis in die frühen Morgenstunden in seinem Haus saßen und einander unsere Herzen ausschütteten.

Wenn wir uns jetzt am Set von Shootout at Lokhandwala trafen, haben wir viel gelacht und viel Spaß miteinander gehabt. Er ist auch heute noch immer besorgt um mich. Bei einer Szene wurde mir mein Haar über das ganze Gesicht geweht, und ich war völlig irritiert, da ich keinen Spiegel zur Hand hatte und der Hair Stylist gerade nicht da war. Es war Sanju, der daraufhin mein Haar wieder in Ordnung brachte. Wir fühlen uns außerordentlich wohl miteinander, und er ist ein Freund, auf den ich immer zählen kann.

Sanju sagt:

Das Wichtigste zuerst: Warum passen wir so gut zusammen? Im Gegensatz zu den meisten anderen Frauen ist Dingy (Amritas Spitzname) grundehrlich und sagt ihre Meinung gerade heraus. Ich vertraue ihr wie niemandem sonst. Ich habe meine dunkelsten Geheimnisse mit ihr geteilt. Sie ist mehr wie ein männlicher Kumpel, und bei einer Zigarette reden wir über alles und jeden unter der Sonne.

Wir sind einander vor 23 Jahren zum ersten Mal begegnet und haben uns beinahe auf Anhieb verstanden. Schon damals war Amrita ausgesprochen direkt und hat mich am Set oft tyrannisiert. Ich habe schon sehr früh ihr hitziges Temperament kennengelernt und allmählich die Verantwortung dafür übernommen, sie immer wieder von der Palme runterzubringen, wenn es notwendig wurde.

Natürlich habe auch ich sie oft geärgert. Ich habe nichts ausgelassen, habe sie gezwungen, mein Dinner zu bezahlen, und ihr eine Menge dumme Streiche gespielt. Bei allen wichtigen Ereignissen meines Lebens war sie dabei, einschließlich meiner Hochzeit und der Zeit, in der meine Tochter Trishala geboren wurde. Wann immer wir einander brauchten, waren wir füreinander da. Und dabei rede ich ganz besonders von den schlechten Zeiten, die wir bislang erlebt haben.

Wenn ich jetzt zurückblicke, stelle ich fest, dass das Leben sich wahnsinnig verändert hat. Wir erreichen einander nicht mehr allzu oft, und sie ist heute auch kaum mehr in der gesellschaftlichen Szene zu finden. Ich brauche wohl nicht zu betonen, wie überglücklich ich war, als sie für Shootout at Lokhandwala zusagte. Ihr hättet uns am Set erleben sollen, wir haben uns aufgeführt wie Freunde, die lange getrennt waren und sich nun endlich wiedertrafen. Wir haben nur noch geschrieen und buchstäblich dreißig Minuten gebraucht, um uns gegenseitig auf den derzeit aktuellen Stand unserer Lebensgeschichten zu bringen. Manche Dinge verändern sich jedoch nie. Sie ist immer noch so übersprudelnd wie eh und je, sie nennt mich noch immer „Sanj“, und ich schreie sie immer noch an: „Dingy kya bolti tu“ (Dingy, was sagst du!).

(Sandipan Dalal; Deutsch von Diwali)

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