Montag, 26. März 2007

Devil's Advocate Interview, 5.11.2006

Devil's Advocate, 5. November 2006

Devil's Advocate Interview: Karan Thapar und Sanjay Dutt
(Komplette Übersetzung im Anhang)

Sanju spricht darüber, dass er natürlich nervös ist vor der Urteilsverkündigung ("wie es jeder andere normale Mensch auch wäre"), dass es derzeit alles andere als leicht für ihn ist, ein normales Leben zu führen und sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, dass er volles Vertrauen in die indische Justiz, in Gott und in seine Landsleute hat, dass er natürlich zwischendurch auch Zweifel bekommt, aber sich bemüht, positiv zu denken, dass er immer schon sehr religiös war - er hat zu Hause einen kleinen Altar, vor dem er regelmäßig betet - und dass dieses Vertrauen in Gott ihm gerade jetzt in dieser Zeit viel Frieden und Sicherheit gibt; er fühlt sich Gott nahe, und er braucht ihn auch. Und er denkt derzeit viel an seine Eltern, die ihm immer eine große Stütze gewesen sind, und spürt, dass sie bei ihm sind.

Er wird sein Urteil mit Demut und Respekt vor dem hohen Gericht entgegennehmen (dieser Respekt ist der Grund, warum er vor Gericht seinen Blick stets gesenkt hat), und er kann noch überhaupt nicht sagen, wie er am Ende reagieren wird. Er weiß, dass ihn als Star alle Welt im Augenblick der Urteilsverkündigung beobachten wird, aber er wird nichts vortäuschen, nichts spielen, sondern einfach hingehen und reagieren, was auch immer passiert.

Sanju ermahnt im Zusammenhang mit seiner eigenen Situation die Menschen, Freiheit nicht als etwas Selbstverständliches zu erachten, sondern als etwas, das man hegen und pflegen sollte, weil man nie weiß, wann sie einen verlässt - und das sei das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann. Die 18 Monate im Gefängnis waren eine Lektion für ihn; er sieht das heute positiv: Es war ihm so bestimmt, und er hat viel daraus gelernt. Er erinnert sich auch an die beiden Diwali-Feste, die er in seiner Haft verbrachte und bei denen sein Vater und er immer verabredeten, für sich gegenseitig eine Kerze anzuzünden, damit die beiden Flammen sie vereinigen würden. Und das tut Sanjay auch heute noch immer an Diwali, um seinem Vater nahe zu sein... (*Gänsehaut*)

Er wird jedes Urteil akzeptieren und ist innerlich auch auf das Schlimmste vorbereitet. In seine Träume verfolgen ihn diese ganzen Ereignisse noch nicht; auch das sieht Sanjay als einen Schutz, mit dem Gott auf seine Gebete antwortet.

Sanjay blickt im Moment nicht nur auf die vergangenen 13 Jahre zurück, sondern noch viel weiter - den Tod seiner Mutter, die Zeit seiner Drogenabhängigkeit, den Tod seiner ersten Frau etc. - eine lange Reise, in der der wichtigste Mensch für ihn immer sein Vater war. Er hat ihm beigebracht, immer fest wie ein Felsen zu stehen und den Dingen ins Auge zu sehen - auch wenn es nicht leicht ist; aber es gäbe, so sein Vater, immer noch genug Menschen, denen es schlimmer gehe als ihm. Und das sieht Sanju sogar jetzt so; er arbeitet viel mit Krebs- und AIDS-Patienten (gegen ihre Probleme empfindet er seine eigenen als nicht vorhanden), und vor allem die Kinder geben ihm dabei sehr viel Kraft.

Sanjay gilt als "tough" (O-Ton Sunil Dutt), aber auch als verletzlich und emotional, und derzeit empfindet er alles auf einmal, und die Gefühle ändern sich meist von Minute zu Minute. Aber die Liebe und Zuneigung, die er von seiner Familie, seinen Freunden und seinen Landsleuten erfährt, geben ihm ein gutes Gefühl der Sicherheit. Es bedeutet ihm viel und hilft ihm sehr, von Freunden und Fans zu hören: "We're there with you." Trotzdem sind seine Hauptstütze nicht sie, sondern es ist nach wie vor sein Vater, an den er sich anlehnt. Er spürt seine spirituelle Präsenz. Physisch vermisst er ihn umso mehr, da er so unerwartet gestorben ist und Sanju keine Gelegenheit hatte, sich von ihm zu verabschieden. Das Zitat aus Lage Raho Munnabhai "One day I woke up and dad wasn't there and there were so many things in my heart that I wanted to say which I couldn't" hat nicht Munnabhai gesprochen, sondern Sanju. Heute spricht er in seinem Inneren mit seinem Vater.

Zur Bedeutung seines Startums für ihn sagt Sanju, dass er diesen Status den Menschen verdankt, die seine Filme ansehen und lieben. Ohne sein Publikum und seine Fans wäre er nicht der, der er ist, sondern ein anderer, und für dieses Publikum möchte er gerne weiterarbeiten, weil es ihm die Kraft dazu gibt...

(Quelle; Zusammenfassung von Diwali)


Komplette Übersetzung des Devil’s Advocate Interviews vom 5.11.2006
(Special Thanks to gebruss)


Karan Thapar: Hallo und willkommen bei Devil’s Advocate. Jetzt, wo es nur noch wenige Tage sind bis zu dem Gerichtsurteil in seinem Fall (Mumbai Bomb Blasts 1993), wie bereitet sich Angeklagter Nr. 117 auf das Urteil vor, das sein ganzes Leben verändern könnte? Das ist das Hauptthema, über das ich heute in einem exklusiven Interview mit Sanjay Dutt sprechen möchte.

Sanjay, wie gesagt, es sind nur noch wenige Tage bis zur Urteilsverkündung in Ihrem Verfahren. Sind Sie nervös?

Sanjay Dutt: Ja, Karan, ich bin ein Mensch und nervös, wie es jeder andere Mensch auch sein würde. Ich mache mir Sorgen. Ich wünsche mir und bete, das alles gut wird und ich einfach meine Freiheit erhalte.

Karan Thapar: Zu diesem Zeitpunkt, wenn Sie nur darauf warten, gibt es ja nichts, was Sie selbst tun könnten. Wie einfach ist es, ein normales Leben zu führen?

Sanjay Dutt: Nein, es ist nicht einfach, im Moment ein normales Leben zu führen. Ich habe in den letzten drei Monaten nicht gearbeitet. Dies ist das wichtigste Geschehen in meinem bisherigen Leben. Man kann sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren und man muss sich darauf konzentrieren. Man muss nachdenken und sich auf viele Dinge für beide Ergebnisse vorbereiten.

Karan Thapar: Sagen Sie, wie bereitet man sich auf so etwas vor? Wie gewöhnt man seinen Verstand an die Idee der beiden Ergebnisse? Wie gehen Sie da heran?

Sanjay Dutt: Sehen Sie, ich habe volles Vertrauen in das Justizsystem unseres Landen. Ich vertraue Gott und ich vertraue meinen Landsleuten. Meine Landsleute lieben mich. Und davon lasse ich mich einfach tragen. Ich nehme jeden Tag, wie er kommt, nur so kann man das machen.

Karan Thapar: Aber es gibt Tage und Momente, in denen Sie plötzlich Zweifel überfallen?

Sanjay Dutt: Wie gesagt, ich bin ein Mensch, und jeder durchlebt Höhen und Tiefen, sei es bei der Arbeit oder anderswo. Ja, ich denke manchmal nach. Aber es ist gut, positiv zu bleiben.

Karan Thapar: Also muss man diese Momente bekämpfen.

Sanjay Dutt: Man muss diese Momente bekämpfen. Man muss ganz Gott, seiner Familie, sich selbst und seinen Landsleuten vertrauen.

Karan Thapar: Sind Sie durch dieses Verfahren fromm geworden?

Sanjay Dutt: Ich war schon immer fromm. Dieses Verfahren hat mich nicht fromm gemacht. Ich habe einen kleinen, hübschen Mandir in meinem Haus und ich bete morgens. Ich glaube tief an Mata und bin auch ein Shiv bhakt. Es ist also nicht wegen dieser Umstände, sondern ich bin schon immer fromm gewesen.

Karan Thapar: Sie haben in letzter Zeit viele Tempel besucht. Dabei wurden Sie fotografiert. Gibt Ihnen das ein Gefühl des Friedens und ein Gefühl der Ruhe?

Sanjay Dutt: Aber sicher. Es gibt nichts Größeres als Gott. Er ist die höchste Macht, er entscheidet, was er mit seinen Kindern tun will. Man findet sehr viel Frieden und Sicherheit, wenn man geht und betet.

Karan Thapar: Fühlen Sie sich Gott im Moment sehr nahe?

Sanjay Dutt: Ja, ich bin Gott immer nahe, doch ja, ich fühle mich ihm sehr nahe.

Karan Thapar: Und brauchen Sie ihn?

Sanjay Dutt: Natürlich brauche ich ihn.

Karan Thapar: Denken Sie zu diesem Zeitpunkt auch an Ihre Eltern (Sunil Dutt und Nargis)?

Sanjay Dutt: Ja, ich vermisse meinen Vater. Er hat uns allen Kraft und Stärke gegeben, also, ich meine, allen seinen Kindern, seiner Partei, seinen Landsleuten, und ich vermisse ihn wirklich sehr.

Karan Thapar: Er hat leidenschaftlich an Ihre Unschuld geglaubt. Er hat immer gesagt, dass Sanjays Unschuld bewiesen werden wird.

Sanjay Dutt: Ja, Karan: Ich weiß, dass er da ist und über mich wacht. Nicht nur er, sondern auch meine Mutter, die uns auch viel Kraft gegeben hat. Sie war sein Rückgrat. Sie sind beide da und wachen über mich.

Karan Thapar: Sie haben den Eindruck, dass sie Sie unterstützen?

Sanjay Dutt: Ja, wirklich. Ich weiß, dass sie da sind.

Karan Thapar: Im letzten Monat, als die Urteile Tag für Tag verkündet wurden, haben Sie da angefangen, über den Tag nachzudenken, an dem Sie vor Gericht erscheinen und Ihr eigenes Urteil hören werden?

Sanjay Dutt: Ich denke darüber nach Karan. Aber man kann nicht vor den Tatsachen weglaufen, man muss ihnen entgegentreten, und ich muss ihnen entgegentreten. Ich kann nicht weglaufen und sagen “Es wird nicht passieren”. Es wird passieren, ich muss da sein und vor dem hohen Gericht stehen. Ich muss dem entgegentreten, was auf mich zukommt.

Karan Thapar: Machen Sie sich Sorgen darüber, wie Sie sich benehmen werden, an dem Tag, wenn Ihnen der Richter ins Gesicht sieht, und da sind nur Sie und der Richter, und alle anderen sind unwichtig, und dann verkündet er Ihr Urteil?

Sanjay Dutt: Jedesmal, wenn ich vor Gericht bin, habe ich meine Augen immer gesenkt, aus Respekt, und so wird es auch dann sein.

Karan Thapar: Selbst an dem Tag werden Sie ihm nicht in die Augen sehen?

Sanjay Dutt: Das kann ich nicht. Das ist das hohe Gericht, wie kann ich ihm in die Augen sehen? Man muss Respekt zeigen, und das haben mir meine Eltern beigebracht.

Karan Thapar: In diesem kritischen Augenblick, auf den hin alles ausgerichtet war, glauben Sie, dass Sie Ihre Gefühle werden beherrschen können?

Sanjay Dutt: Davon habe ich keine Ahnung, da ich nicht darüber nachgedacht habe. Ich weiß nicht, was passieren wird. Ich werde einfach hingehen, und wie gesagt, ich werde auf Gott vertrauen, auf meine Landsleute und auf die Gerichtsbarkeit vertrauen. Ich werde einfach hingehen und dastehen. Und ich weiß nicht, wie ich in dem Moment reagieren werde.

Karan Thapar: Das hängt davon ab, was passiert. Davon hängt ab, wie Sie reagieren.

Sanjay Dutt: Ja, ich werde einfach hingehen.

Karan Thapar: Eines der Probleme, mit denen Sie konfrontiert sind, ist, dass Sie kein gewöhnlicher Angeklagter sind, Sie sind ein Star. In gewisser Weise wartet die ganze Welt auf diesen Moment, darauf, wie Sie reagieren werden. “Was für Gefühle zeigt sein Gesicht?”, “Was passiert mit seinen Augen?” Sind Sie sich der Tatsache bewusst, dass Sie genau beobachtet werden?

Sanjay Dutt: Ja, ich weiß, dass dies der Fall sein wird. Ich werde mich nicht verstellen oder mich vorbereiten. Ich werde einfach hingehen und auf das reagieren, was passiert.

Karan Thapar: Sie werden diese Situation nicht durch Schauspielerei meistern?

Sanjay Dutt: Das kann ich nicht. Das geht weit über eine Schulprüfung hinaus. Und es ist wichtiger als alles andere.

Karan Thapar: Trägt die Tatsache, dass die ganze Welt einfach wartet und wissen will, wie Sie reagieren und antworten, zu der Anspannung bei, die Sie durchleben?

Sanjay Dutt: Wie gesagt, es kümmert mich nicht, was die Leute sehen werden, oder was sie sehen wollen. In dem Moment werde ich mich ganz auf das konzentrieren, was passiert. Ich werde mich ganz darauf konzentrieren, Gott zu vertrauen.

Karan Thapar: Ist in diesem Moment der Rest der Welt für Sie unwichtig? Im übrigen, auf gewisse Weise habe Sie sich von allem gelöst und diesen Tag zum Mittelpunkt Ihres Lebens und Ihres Verstandes gemacht. Alles andere ist unwichtig geworden.

Sanjay Dutt: Aber sicher.

Karan Thapar: Sie sind zur Zeit in einer einzigartigen Lage, Sanjay. Sie stehen auf der Schwelle zwischen Gefangenschaft und Freiheit. Was bedeutet Freiheit für Sie heute?

Sanjay Dutt: Die Leute sehen Freiheit als etwas Selbstverständliches an. Ich habe oft gesagt und vielen Leuten den Ratschlag gegeben, dass Freiheit etwas Wertzuschätzendes ist. Man kann sie nicht einfach für selbstverständlich halten. Gott hat einem Freiheit gegeben, die man wertschätzen und nicht für selbstverständlich halten soll, da man nie weiß, was passiert, wenn sie verschwunden ist. Es ist das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann.

Karan Thapar: Es ist Ihnen 1994 und 1995 für 18 Monate passiert, als Sie im Gefängnis waren. Wenn Sie zurückschauen, wie betrachten Sie diese 18 Monate?

Sanjay Dutt: Sie waren mir eine Lehre. So betrachte ich sie. Ich bin mir sicher, dass es so war. Es war mein Schicksal und ich musste es durchleben, und ich habe gelernt, was die Freiheit bedeutet, nach der Sie mich gerade gefragt haben.

Karan Thapar: Was haben Sie am meisten von der Außenwelt vermisst? Als Sie die 18 Monate in Gefangenschaft waren; war es Möglichkeit zu tun, was Sie wollten, wenn Sie es wollten, die Sie am meisten vermisst haben?

Sanjay Dutt: Sogar Sie, oder andere, oder alle, halten Freiheit für etwas Selbstverständliches. Ich rate jedem, Freiheit wertzuschätzen und sie festzuhalten.

Karan Thapar: Das Problem ist, dass den meisten von uns nicht klar ist, was Freiheit ist, da wir sie für selbstverständlich halten. Sie haben sie verloren, und deswegen hat sie für Sie eine besondere Bedeutung.

Sanjay Dutt: Ja, das tut sie. Deswegen gebe ich den Leuten diese Ratschläge.

Karan Thapar: 1994 und 1995 waren Sie an Diwali im Gefängnis, und ich erinnere mich, dass Ihr Vater in einem Interview mit mir sagte: “Sanjay sagt, ‘Papa, zünde zu Hause eine Kerze an, ich zünde im Gefängnis eine Kerze an, die flackernden Flammen werden uns vereinen.’” Erinnern Sie sich daran?

Sanjay Dutt: Ja. Und ich habe das jedes Diwali gemacht. Ich habe es auch dieses Diwali gemacht. Ich habe eine Kerze angezündet und ich wusste, dass ihm gefiel, was ich tat.

Karan Thapar: Ist es leichter, über die Möglichkeit nachdenken zu müssen, zurück ins Gefängnis zu gehen, weil Sie schon mal dort waren und wissen, wie es ist, oder macht es das noch schwieriger, es zu akzeptieren?

Sanjay Dutt: Darüber habe ich nicht nachgedacht. Ich will mich ganz auf den Moment konzentrieren. Ich möchte einfach meinen Kopf senken und hinnehmen, was mir widerfährt. Und ich werde akzeptieren, was das hohe Gericht sagt.

Karan Thapar: Egal, was das Gericht sagt, Sie werden es akzeptieren?

Sanjay Dutt: Ja.

Karan Thapar: Anders ausgedrückt, Sie haben sich auf das Schlimmste vorbereitet, falls das Schlimmste passieren sollte?

Sanjay Dutt: Ja, das habe ich.

Karan Thapar: Das kann nicht leicht gewesen sein?

Sanjay Dutt: Nein, es ist nicht leicht, aber man muss sich in jedem Lebensbereich vorbereiten. Wenn man zu einer Aufnahme geht, muss man sich auf das Schlimmste vorbereiten.

Karan Thapar: Nur, dass das Schlimmste, was bei einer Aufnahme passieren kann, ein schlechter Film ist. Hier ist das Schlimmste Gefängnis.

Sanjay Dutt: Mann muss sich darauf vorbereiten. Wenn es so kommt, muss man es akzeptieren.

Karan Thapar: Haben Sie nachts manchmal Albträume? Liegen Sie wach? Oder träumen Sie von diesem schrecklichen Moment, und es wird Ihnen plötzlich klar: “O Gott, ich bin durchgedreht”?

Sanjay Dutt: Ich habe nie Albträume gehabt oder davon geträumt. Ich bete zu Gott, daher denke ich, dass er mich beschützt.

Karan Thapar: Wie hat Sie diese Erfahrung, die 13 Jahre gedauert hat, beieinflusst? Wie hat sie Sie verändert?

Sanjay Dutt: Es waren keine 13, sondern 22 Jahre. Es begann mit dem Tod meiner Mutter, dann meine Drogenphase, dann der Tod meiner Frau, all das. Es war ein langer Weg, und wie ich Ihnen bereits gesagt habe, der wichtigste Mensch in meinem Leben war mein Vater. Und in unser aller Leben war er einfach da wie ein Fels und ertrug alles. Er hat uns gelehrt, alles zu ertragen, was uns widerfährt. Und das war nicht einfach.

Karan Thapar: Also, Sie beziehen Ihre Stärke heute aus Ihren Erinnerungen an Ihren Vater?

Sanjay Dutt: Ja, sicher. Er sagte zu mir, ‘Sohn, sieh dich an und sieh dir die Leute draußen an. Sie haben mehr Probleme als du, und wenn du anfängst, das zu begreifen, wirst du anfangen, dich besser zu fühlen.’

Karan Thapar: Selbst heute, wo Sie in ein paar Tagen ein Urteil und eine Verurteilung erwarten, die Ihr ganzes Leben verändern könnten, und, Gott behüte, ein Urteil, das Sie ins Gefängnis schicken könnte, glauben Sie immer noch, dass es draußen Leute gibt, die größere Probleme haben als Sie?

Sanjay Dutt: Sicherlich. Ich tue viel für Krebs- und Aidspatienten. Vor ein paar Tagen was ich im Tata Memorial Krankenhaus, um Kinder zu treffen, die an Krebs leiden, und das war so ein emotionales Erlebnis für mich, diese kleinen Kinder zu sehen, sechs und sieben Jahre alt, die dieses Trauma mit lächelnden Gesichtern durchleben. Es war unglaublich, und es sind diese kleinen Momente im Leben, in denen man anfängt zu begreifen, dass die eigenen Problemem nichts sind im Vergleich zu den Problemen draußen.

Karan Thapar: Diese sechsjährigen kleinen Kinder, die an Krebs leiden, geben Ihnen die Kraft, Ihre eigenen Leiden zu ertragen?

Sanjay Dutt: Das tun sie. Ich sehe mich selbst, aber es macht mich glücklich, ihnen für einen Moment Freude zu geben. Es ist so schön, einfach dorthin zu gehen und ihre lächelnden Gesichter zu sehen. Und als ich anfing, mit den Ärzten zu sprechen, das war traumatisch.

Karan Thapar: Als Sie 1994 bis 1995 im Gefängnis waren, sagte Ihr Vater zu mir, ‘Sanjay ist viel stärker, als die Leute glauben.’ Er sagte, ‘Die Leute sehen Sanjay als einen verwöhnten, reichen Sprössling an, aber in Wirklichkeit hat er recht viel innere Stärke.’

Sanjay Dutt: Ja, Karan, meine Eltern haben uns so erzogen. Sie haben uns nie besonders verwöhnt. Ich wurde ins Internat nach Sanawar geschickt. Sie haben uns auf wundervolle Weise erzogen und gelehrt, die Werte des Lebens wertzuschätzen.

Karan Thapar: Aber zur Zeit, wo Sie der wahrscheinlich größten Prüfung Ihres Lebens gegenüberstehen, fühlen Sie sich stark oder verletzlich?

Sanjay Dutt: Beides. Manchmal ist man stark, manchmal verletzlich, manchmal ist man gefühlvoll. Das sind wirklich viele Gefühle.

Karan Thapar: Durchleben Sie immer wieder eine Menge Gefühle?

Sanjay Dutt: Ja.

Karan Thapar: Und die ändern sich vielleicht von Minute zu Minute?

Sanjay Dutt: Ja, ich glaube, das tun sie. Aber wie gesagt, ich habe eine schöne Familie, ich habe gute Freunde, meine Landsleute. Und wenn ich soviel Liebe und Zuneigung sehe, dann fühle ich mich gut und sicher.

Karan Thapar: Zu dieser Zeit, wenn es für Sie nötig ist, sich sicher zu fühlen, wenn Sie selbstbewusst und zuversichtlich sein müssen, was bedeutet Ihnen da Freundschaft und Gemeinschaft?

Sanjay Dutt: Es bedeutet mir sehr viel. Es ist einfach mein Fallnetz. Es bedeutet mir sehr viel, wenn meine Freunde und die Leute zu mir sagen: “Wir stehen zu Dir.”

Karan Thapar: Sie stützen sich zur Zeit sehr auf sie?

Sanjay Dutt: Nein, ich stütze mich nicht auf sie, ich stütze mich auf meinen Vater.

Karan Thapar: Ist er immer noch wichtiger als alles andere auf dieser Welt?

Sanjay Dutt: Ja. Er ist das Wichtigste für uns alle.

Karan Thapar: Auch wenn er körperlich nicht bei Ihnen ist, ist es seine geistige Anwesenheit, die Ihnen Kraft gibt, weiterzumachen?

Sanjay Dutt: Aber sicher. Ich weiß, dass er da ist, und kann seine Anwesenheit spüren.

Karan Thapar: Und die Tatsache, dass er an Ihre Unschuld geglaubt hat und daran, dass alles gut gehen würde, gibt Ihnen die Kraft, diesem Tag entgegenzutreten, der nur zwei, drei Wochen entfernt ist?

Sanjay Dutt: Ja.

Karan Thapar: Und das Gedenken an ihn ist jederzeit in Ihrem Herzen und in Ihren Gedanken?

Sanjay Dutt: Ja, immer. Er ist immer da, und wir vermissen seine körperliche Anwesenheit sehr, weil er so plötzlich gegangen ist. Ich hatte am Abend vorher mit ihm gesprochen und wollte ihn treffen. Aber er sagte zu mir: “Sohn, komm morgen, wir können zusammen Tee trinken, und dann gehst du zur Arbeit. “ Und das nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass meine Schwester mich aufweckte, um mir zu sagen, dass mein Vater nicht aufwacht, und selbst dann habe ich ihn gefragt, “Warum hast du uns einfach so verlassen?”.

Karan Thapar: Sie hatten keine Möglichkeit, sich zu verabschieden?

Sanjay Dutt: Die hatte ich nicht. Er ist einfach gegangen.

Karan Thapar: Das von Ihnen gewünschte Treffen fand nie statt.

Sanjay Dutt: Es fand nie statt. Und ich weiß nicht, ob Sie Lage Raho Munna Bhai gesehen haben, da gibt es einen Moment in dem Film, wo Munna Jimmy Shergill von seinem Vater erzählt: Eines Tages wachte ich auf und mein Vater war nicht mehr da, und ich hatte so viele Dinge auf dem Herzen, die ich sagen wollte, aber nicht mehr sagen konnte.

Karan Thapar: Das war Sanjay, der da die Wahrheit gesagt hat?

Sanjay Dutt: Ja, das war er.

Karan Thapar: Die Dinge, die Sie Ihrem Vater sagen wollten, blieben ungesagt. Jetzt sagen Sie sie in Ihrem Inneren, und Sie sagen, dass er sie oben hört.

Sanjay Dutt: Ja, das tut er.

Karan Thapar: Heute, wo Sie an einem Punkt angelangt sind, an dem Sie alles verlieren könnten, was bedeutet es für Sie, ein Star zu sein, beliebt und berühmt zu sein?

Sanjay Dutt: Die Leute haben mich zu einem Star gemacht. Sie sehen sich meine Filme an, und deswegen bin ich der, der ich bin. Wenn sie sich meine Filme nicht ansehen würden, wäre ich einfach nur ein ganz normaler Mensch gewesen. Daher sind es die Zuschauer, die aus mir Sanjay Dutt gemacht haben und das gibt mir so viel Kraft, meine Arbeit für sie besser zu machen, um sie zu unterhalten.

Karan Thapar: Sanjay, es sind nur noch zwei, zweieinhalb Wochen bis zu dem schrecklichen Tag vor Gericht, an dem der Richter Ihr Urteil verkünden wird. Falls er Sie freispricht, wie werden Sie reagieren?

Sanjay Dutt: Keine Ahnung.

Karan Thapar: Vor Freude in die Luft springen?

Sanjay Dutt: Ich weiß nicht. Wahrscheinlich werde ich anfangen zu weinen.

Karan Thapar: Und wenn es, Gott behüte, zum anderen Ergebnis kommen sollte?

Sanjay Dutt: Ich werde mich ihm stellen. Ich muss es.

Karan Thapar: Sanjay Dutt, viel Glück.

Sanjay Dutt: Vielen Dank.

(Deutsch von gebruss)

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