Donnerstag, 31. Mai 2007

Nidaan (Infos)



Review

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Informationen zu dem Film Nidaan:

In einem Stardust-Interview vom April 2000 erzählt Mahesh Manjrekar (Regisseur u.a. von Vaastav und mehreren weiteren Sanjay-Dutt-Filmen, der zudem auch als Schauspieler in vielen White-Feather-Filmen von Sanjay Dutt und Sanjay Gupta mitgewirkt hat) unter anderem auch von seinem frühen Film Nidaan, der lange unveröffentlicht blieb und später, als es dann soweit war, ein Flop wurde. Mahesh hatte sich darin des damals (1997) in Indien noch hochbrisanten Themas AIDS angenommen. Es ging um ein junges Mädchen, das mit AIDS infiziert wird, und um die Reaktionen ihrer Mitwelt darauf. Das Thema war damals Ende der 1990er Jahre wohl noch so heiß, dass Mahesh nur mit Mühe und Not einen Produzenten fand und die Hauptrolle mit einer Newcomerin besetzen musste, weil von den arrivierten Heroinen niemand eine AIDS-Kranke spielen wollte.

Interessant ist - in doppeltem Sinne - die Rolle, die Sanjay Dutt bei diesem Projekt spielte. Ich war bis jetzt davon ausgegangen, dass er mit diesem Nidaan-Gastauftritt seinem Vaastav-Regisseur ein Geschenk gemacht hat. Aber Fakt ist: Die beiden kannten sich damals noch gar nicht, das war noch vor Vaastav. Mahesh hatte, als er am Nidaan-Drehbuch schrieb, die Vorstellung, dass die AIDS-kranke Frau dem Helden ihrer Träume begegnen sollte - und irgendwie schwebte ihm dabei Sanjay Dutt vor, weil er ihn als Filmschauspieler schon immer sehr gemocht hatte. Er fühlte damals bei Jackie Shroff vor, und der versprach ihm, den Kontakt herzustellen. Nach ein paar vergeblichen Versuchen war es dann soweit, und Sanju erklärte sich sogar bereit, die Szene gratis zu spielen - etwas, was er zwar für Freunde immer wieder ganz gerne macht, aber das dürfte wohl das erste und einzige Mal gewesen sein, dass Sanju auf diese Weise einen ihm noch völlig unbekannten Regisseur unterstützte. Andererseits, wir wissen ja, wie sehr sich Sanju u.a. gerade auch für AIDS-Patienten engagiert, und er wusste, dass er auch mit so einem Gastauftritt einiges bewirken konnte. (Video von Sanjus Szene)

Leider wurde Nidaan offenbar niemals auf VCD oder DVD veröffentlicht. Eines jedoch kann sich dieser Film auf die Fahne schreiben: Er war der Auftakt zu der überaus fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Mahesh Manjrekar und Sanjay Dutt. Als nächstes machten die beiden Vaastav miteinander. Der Rest ist Geschichte.

P.S. In der Stardust vom Oktober 1997 habe ich das bislang einzige Bild aus dem Film gefunden: Sanjay, damals noch mit langen Haaren, sitzt in Jeans und ein kariertes Hemd gekleidet am Krankenbett der Patientin, umgeben von anderen Mitwirkenden des Filmes (Nisha, Reema Lagoo, Shivaji Satham). Im Text dazu heißt es:

"Gott sei gedankt für kleine Gnaden. Endlich scheint wenigstens einer in Bollywood die Augen für die AIDS-Krise zu öffnen. Sanjay Dutt hat die Initiative ergriffen und sich zu einer Special Appearance in einem Film namens Nidaan bereiterklärt, zusammen mit TV- und Theaterkünstlern sowie Reema Lagoo, Nisha und Shivaji Satham. Der Film wird viel zur Verbreitung des Bewusstseins über diese tödliche Krankheit beitragen sowie über die Schwierigkeiten, mit denen die Opfer und ihre Familien zu kämpfen haben, die von dieser fatalen Krankheit betroffen sind. Sanjay wird sich in diesem Film selbst spielen. Ein Hoch auf den Deadly Dutt, dass er sich trotz seines vollen Terminkalenders die Zeit genommen hat, um in diesem sozial so wichtigen Film mitzuwirken."

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Zur Story: Soumya Nadkarni lebt mit ihren Eltern Anirudh und Suhasini in Mumbai ein Leben im Wohlstand. Sie studiert Wissenschaften im zweiten Jahr am I.B. Institut und ist ein Fan des Bollywood-Schauspielers Sanjay Dutt. Als Kind wurde ihr der Blinddarm entfernt, und nun als Erwachsene hat sie panische Angst vor Spritzen. Als ihr Freund Ninad Kamat an einer Blutspendeaktion teilnimmt, beschließt sie, ihre Angst zu überwinden, und spendet Blut. Danach beginnen ihre Abschlussprüfungen, doch am letzten Tag wird sie ernsthaft krank. Dr. S.D. Potnis untersucht sie und verordnet strikte Bettruhe; er vermutet, dass sie Malaria hat. Ihr Fieber hält zwei Monate lang an, und sie unterzieht sich weiteren medizinischen Tests. Dann geht ihr Fieber zurück; ihr Vater Anirudh jedoch findet heraus, dass seine Tochter HIV-positiv ist. Er ist am Boden zerstört und vertraut sich Suhasini an; beide beschließen, diese Information für sich zu behalten. Doch als Soumya dahinter kommt, beschließt sie, ein normales Leben zu führen, und besteht auf ihre Hochzeit mit Ninad. Wie die Kamat-Familie darauf reagiert, ist nur eine der vielen Herausforderungen, vor denen die Nadkarnis jetzt stehen – ihre Freunde meiden sie, und ihrer Tochter wird die Aufnahme in das Krankenhaus ihrer Wahl verweigert.

Written by rAjOo (gunwanti@hotmail.com); Deutsch von Diwali


(P.S. Laut einer Information aus der Zeitschrift g vom Juni 1998 handelt es sich bei Nidaan um einen kurzen Dokumentationsfilm. Das ist eine Fehlinformation - Nidaan ist ein Spielfilm von 146 Minuten Länge.)

Mittwoch, 30. Mai 2007

Hindustan Times 29.5.2007: "I've aged gracefully"

Hindustan Times, 29. Mai 2007

"Ich bin ansprechend gealtert... Ich werde nie wieder um Bäume herumtanzen"

HT: Seit dem Tod Ihres Vaters sind zwei Jahre vergangen. Sind Sie inzwischen über den Verlust hinweggekommen?

Sanjay: Wie kann ein Sohn jemals über den Verlust seiner Eltern hinwegkommen? Ohne Dad ist es einfach nicht das Gleiche... es wird immer eine gewisse Leere in meinem Leben bleiben. Ich wollte ihm noch so vieles sagen, vor allem: "Dad, ich liebe dich so sehr." Doch als er noch da war, nahm ich seine Gegenwart einfach als selbstverständlich hin. Heute weiß ich: Wenn du jemanden liebst, dann sag es ihm, ohne auch nur einen Moment zu zögern. Ich war wirklich tief deprimiert jetzt vor seinem Todestag. Ich weiß: Wäre er noch am Leben, dann wäre vieles für mich anders. Heute trage ich die Verantwortung für meine beiden Schwestern. Ich möchte alle seine Träume erfüllen. Ich weiß, dass er von dort oben auf uns achtet, auf mich achtet.

HT: Es ging Ihnen zuletzt nicht gut, was war das Problem?

Sanjay: Ich hatte ein akutes Magenproblem, verbunden mit Sodbrennen. Ich fühlte mich nur noch matt und elend. Zudem habe ich jetzt ein Rückenproblem mit meiner Wirbelsäule, zwischen Wirbel vier und fünf. Ich gehe täglich zur physiotherapeutischen Behandlung ins Nanavati Hospital. Ich hoffe, der Rücken kommt wieder in Ordnung und ich kann eine Operation vermeiden.

HT: Ihre Leistung in Shootout At Lokhandwala erfuhr allgemeine Anerkennung.

Sanjay: Es sieht so aus. Es hat großen Spaß gemacht, diesen Film zu drehen. Ich höre, dass er gut läuft. Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass deine Arbeit anerkannt wird. Ich war immer ein eher spontaner Schauspieler. Aber für diesen Film habe ich mich extra mit dem Police Officer A.A. Khan getroffen, den ich gespielt habe. Ich wollte seine Persönlichkeit und seine Eigenschaften richtig einfangen und umsetzen.

HT: Sie sind der Einzige aus Ihrer Generation, dessen Popularität bis heute andauert... haben Sie sich da jemals Gedanken darüber gemacht?

Sanjay (lächelt): Das sagt man mir sehr oft. Aber ich habe das nie so empfunden. Ich habe meine Zeit nie damit verschwendet, mich darüber aufzuregen, wenn mein Filmpartner die besseren Dialogpassagen hatte als ich. Das Wichtigste ist, dass ich ansprechend gealtert bin. Ich bin über vierzig und bereit, entsprechend zu spielen. Deshalb werde ich auch nie mehr wieder um Bäume herumtanzen, das geht einfach nicht mehr. Sehen Sie, ich habe viele Höhen und Tiefen durchlebt, auch in meiner Karriere. Es gab sogar mal eine Phase, in der man mir knallhart sagte: "Deine Filme verkaufen sich nicht mehr." Das hat mich verletzt, aber ich habe es hingenommen und weitergemacht. Heute fühle ich mich großartig, wenn Straßenkinder an Verkehrsampeln meinen Namen rufen und zu mir ins Auto reinschreien. Die Menschen betrachten mich als einen der Ihrigen.

HT: Angeblich haben Sie sich vor kurzem einen roten Ferrari gekauft. Stimmt das?

Sanjay (gereizt): Schwachsinn. Ich wünschte, diese Journalisten würden erst mal anständig recherchieren, bevor sie solchen Unsinn drucken. Ich habe einen roten Ferrari, aber der ist bereits knapp zwei Jahre alt. Ich liebe Autos, aber seit dem Tod meines Vaters habe ich kein einziges gekauft.

HT: Es heißt, das Rajkumar Hirani seinen nächsten Film mit Shahrukh Khan macht.

Sanjay: Ich weiß... und ich freue mich für beide, Raju und Shahrukh, wirklich. Raju ist ein phantastischer Regisseur, und Shahrukh ist ein großartiger Schauspieler. Diese Kombination wird umwerfend sein. Ich liebe Shahrukh wie einen kleinen Bruder. Je besser ich ihn kennenlerne, desto mehr liebe ich ihn. Und Raju ist einer meiner Lieblingsregisseure und ein sehr lieber Freund.

HT: Wenn Sie so zurückblicken, grübeln Sie dann manchmal über die Extremsituationen nach, durch die Ihre Lebenskurve verlaufen ist?

Sanjay: Ganz ehrlich, ich habe das Gefühl, ich bin auserwählt worden. Als Kind war ich sorglos und leichtsinnig, ich machte, was ich wollte. Aber jetzt bin ich gereift. Ich genieße die guten Momente, und ich lasse mich von den schlechten Momenten nicht runterziehen. Durch meine Erfahrungen bin ich erwachsen geworden. Und dennoch bin ich immer noch sehr emotional und im Herzen ein Kind geblieben. Mein Leben war schwer, aber auch schön.

HT: Sind Sie in letzter Zeit noch religiöser geworden als zuvor?

Sanjay: Ich war immer schon religiös. Meine Eltern haben darauf bestanden, dass wir täglich beteten. Ich glaube an Gott und akzeptiere jede Religion. Ich verlasse niemals mein Haus, ohne vorher meine Gebete gesprochen zu haben. Außerdem bin ich sehr spirituell. Jeden Morgen mache ich Yoga. Ich glaube an ein Leben nach dem Tode und auch an die Wiedergeburt. Ich habe einmal Shivnadi besucht. Ebenso wie der Zeitpunkt deines Besuches ist dort auch dein früheres Leben auf einem Blatt verzeichnet. Man berichtete mir, dass ich in meinem früheren Leben ein Gupta-König gewesen bin. Meine Frau und mein loyaler Ratgeber schickten mich in einen Krieg, in dem ich viele unschuldige Menschen tötete. Als ich zurückkehrte, entdeckte ich, dass meine Frau mit meinem Ratgeber eine Affäre hatte und die beiden sich verschworen hatten, mich in den Krieg zu schicken (damit ich dort getötet würde). Desillusioniert zog ich mich in die Wälder zurück und wurde ein Shiv bakht. Vielleicht sind die Bürden meines jetzigen Lebens eine Buße für die vielen unschuldigen Menschen, die ich getötet habe. Doch dank meiner Gebete zu Lord Shiv bin ich mit großartigen Eltern gesegnet worden.

HT: Gibt es Augenblicke, in denen Sie sich einsam fühlen?

Sanjay: Ja, manchmal. Ich bin sicher, das geht uns allen so... selbst in einer Menschenmenge kann man sich einsam fühlen.

HT: Haben Sie auch einmal daran gedacht, wieder zu heiraten?

Sanjay (lacht): Ich weiß, worauf Sie hinaus wollen. Glauben Sie mir, ich habe noch keine Pläne für meine Zukunft. Ich werde diesbezüglich erst dann Entscheidungen treffen, wenn mein Fall vorüber ist.

HT: Glauben Sie noch immer an die Liebe?

Sanjay: Ich bin von Natur aus kein Zyniker. Ich glaube noch immer an die Liebe. Obwohl sich die Bedeutung des Wortes Liebe im Vergleich zu früher verändert hat, bin ich noch immer ein Romantiker. Derzeit jedoch dreht sich bei mir alles nur um Gemeinschaft und das Teilen von Gefühlen.

HT: Haben Sie noch immer Kontakt zu Rhea?

Sanjay: Ja, sehr viel sogar. Rhea und ich sind Freunde. Ich werde immer für sie da sein und mich um sie kümmern. Leander (Paes) ist ein netter Kerl. Ich treffe die beiden regelmäßig. Und ihre kleine Tochter ist zum Anbeten.

HT: Wie viel Anteil haben Sie am Leben Ihrer Tochter Trishala?

Sanjay: Wir beide wissen stets genau, was im Leben des jeweils anderen vorgeht. Der Vorschlag, Kriminaljuristik zu studieren, stammte von mir, und ich bin sehr glücklich, dass sie meinem Rat gefolgt ist. Wenn sie einmal ihren Abschluss hat, dann wird sie für das FBI arbeiten. Das wird einer der stolzesten Augenblicke meines Lebens sein.

HT: Es heißt, dass Ihre Schwester Priya dabei ist, Ihre Familie zu vergrößern?

Sanjay: Ja, und wir sind alle sehr glücklich darüber. Ich wünschte, Dad wäre bei uns. Meine kleine Schwester wird wieder Mutter. Mein Neffe Siddharth wird bald einen kleinen Spielkameraden bekommen.

(Deutsch von Diwali)

Showtime 5/1991: Sanjay Dutt speaks out in anguish!

Showtime, Mai 1991

Sanjay Dutt speaks out in anguish!

Als Sunil Dutt vor einem Jahrzehnt seinen gutaussehenden Sohn Sanjay Dutt mit viel Pomp und Trara lancierte, wurde dieser umgehend als der Star des Jahrzehnts und der nächste Anwärter auf Amitabh Bachchans Superstar-Status hochgejubelt. Aber Sanjay erfüllte dieses frühe Versprechen nicht. Ganz langsam verblasste die Magie, und Enttäuschung trat ein. Was ging schief? Warum verwarf Sanjay den Mantel, bevor er ihn überhaupt anprobiert hatte? Selbst jetzt noch schwören seine Fans auf ihn und nennen ihn den einzigen Star mit Hollywood-Format. Filmemacher und Vertreiber bestätigen, dass er an den Kinokassen noch immer gewaltig zieht. Bleibt die Frage: Was ging schief?

Die Medientrommeln verkündeten die Geburt eines Stars, und das Publikum wartete mit angehaltenem Atem auf den ersten Auftritt von Sanjay „Rocky“ Dutt auf der Leinwand. Doch das erste Feuer erlosch allmählich und der Stern verging langsam im Hintergrund. Dennoch hatte Sanjay es erreicht, dass das Filmvolk und das Publikum ihn bemerkten. Die Mädchen erlagen seinem verführerischen Lächeln, seinem Schlafzimmerblick und seiner Sinnlichkeit, und die Filmemacher standen Schlange mit ihren Verträgen. Leider wurde Sanjays Karriere durchkreuzt von seinen persönlichen Traumata – dem Tod seiner Mutter, seiner Drogensucht, schlechten Filmen und Problemen mit seinen Freundinnen. Doch Sanjays Strapazierfähigkeit gewann schon bald die Oberhand. Mit Hilfe seiner Familie ließ er Schritt für Schritt seine Vergangenheit hinter sich und betrat zögernd erneut die Schwelle einer wackeligen Karriere. Die Industrie hieß ihn bei seiner Rückkehr mit offenen Armen willkommen. Naam brachte Sanjay den Beifall der Kritiker ein und erfüllte zum Teil die Rocky-Versprechen. Allmählich stabilisierte sich sein berufliches und privates Leben, als das Schicksal zuschlug. Seine Frau Richa erkrankte an einem Gehirntumor, und einmal mehr erlitt Sanjays Karriere einen Rückschlag. Nach einer Reihe von Operationen gewann Richa den Kampf um ihre Gesundheit, und Sanjay Dutt machte sein drittes Comeback. Erneut hieß die Industrie ihn willkommen, und er rechtfertigte ihr Vertrauen mit dem Hit Thanedaar, gefolgt von einem mäßig erfolgreichen Fateh. Derzeit hat sich Sanjay auf seinem eigenen Platz etabliert. Und dennoch scheint der schwer zu erreichende Spitzenplatz immer noch knapp außerhalb seiner Reichweite. Während seine Zeitgenossen wie Sunny, Jackie, Anil und selbst Newcomer wie Aamir und Salman, die erst lange nach ihm gekommen waren, ihn überholt haben, blieb Sanjay – der Meistversprechende von allen laut seinen Produzenten und Regisseuren – zurück.

A Star Is Born

Ich hatte ihn noch nie interviewt, höchstens mal ein kurzes „Hi“ mit ihm gewechselt, wenn wir uns am Set über den Weg liefen, aber seine unberechenbare Karrierekurve und die Verletzlichkeit, die stets durch die toughe Fassade hindurchschimmerte, hatten mich schon immer fasziniert. Also nagelte ich ihn eines Nachmittags während der Dreharbeiten zu Bobby Rajs Zamane Se Kya Darna auf ein Interview fest und feuerte schnell meine erste Salve ab.

Sein erster Film Rocky war vielversprechend gewesen, aber er hatte diese Versprechen nicht eingelöst. An welcher Stelle war er seiner Ansicht nach gescheitert? „Ich war gerade 19 Jahre alt, als ich Rocky drehte, fast noch ein Kind. Wenn die Leute damals ganz große Dinge von mir erwarteten, dann war das nicht die richtige Erwartungshaltung. Ich denke, niemand sollte eine Filmkarriere beginnen, wenn er noch in den Teenager-Jahren steckt; da ist man einfach noch zu unreif. Dennoch, alles was geschah, geschah zu meinem Besten. Jetzt müsste Rocky zu mir kommen. Solange du jung bist, spielt da noch so viel Ängstlichkeit mit. Du willst so viele Filme wie möglich machen, weil du dich unsicher fühlst. Als Folge davon habe ich für eine Menge falscher Filme unterschrieben. Zusätzlich hatten meine persönlichen Probleme in meinem Leben und meiner Karriere völlig überhand genommen, und alles andere schwand einfach dahin. Aber ich glaube nicht an diese beschissenen Zahlen. Ich habe kein Verlangen, die Nummer 1 zu sein. Ich möchte meinen sicheren Platz haben und eine eigene Nische in Beschlag nehmen. Ich möchte als ein guter Schauspieler bekannt sein und nicht einfach nur als Star. Denn Sterne vergehen (er grinst), aber an eine gute Darbietung wird man sich immer erinnern.“

Return Of The Actor

Als Sanjay von seiner Drogentherapie zurückgekehrt war, hatte er ganz von vorne beginnen müssen. Er hatte den Schmerz über den Verlust seiner Mutter, die Trennung von Tina Munim und seine schmerzvolle Befreiung von der Drogensucht hinter sich lassen und ganz klein anfangen müssen, ohne zu wissen, ob eine Karriere ihn erwartete oder nicht. Doch Naam brachte ihn zurück und bewies seine Fähigkeiten als Schauspieler. Heute gibt er zu: „Ich bin als Schauspieler gereift und gewachsen. Ich habe immer daran geglaubt, dass ich, wo immer ich bin und was immer ich auch tue, immer mein Bestes geben muss. Wäre ich ein Journalist, dann würde ich auch versuchen, der beste zu sein. Und genau das versuche ich als Schauspieler. Wenn ich das nicht schaffe, dann versuche ich es woanders; das Schauspielen ist nicht das Ende der Welt für mich. Eine gute Darbietung zählt mehr als ein Hit. Agneepath war kein besonderer Erfolg, aber kann irgendjemand Amitjis Leistung darin in Zweifel ziehen? Er war einfach zu gut, Mann!“

Er zündet sich eine Zigarette an und sagt nachdenklich: „Ich glaube, dass die Umstände einen Schauspieler formen. Der Schmerz, das Glück und die Erfahrungen, die er als Mensch durchlebt, helfen ihm, sich zu einem guten Künstler zu entwickeln. Was ich in meinem Leben in all diesen Jahren durchgemacht habe, hat mich sensibler gemacht, und ich kann mich besser mit den emotionalen Szenen identifizieren. Sehen Sie, die Szene, die wir gerade drehen, in der ein Sohn sich mit seiner Mutter streitet, das habe ich genauso mit meiner eigenen Mutter erlebt. Irgendwie ist es bei mir immer so, dass ich auf eigene Erfahrungen zurückgreifen kann. Die Frustgefühle, die Wut und die Emotionen in Naam waren alle echt, die hatte ich alle genauso schon selbst empfunden.“ Nur dass für Sanjay Dutt nach Naam nichts mehr kam. Sunny hatte einen Ghayal, Jackie einen Parinda, ein Aamir einen Dil und Salman einen Maine Pyar Kiya. Dagegen hatte Sanjay Yodha und Kroadh. Sanjay kontert sofort: „Wollen Sie damit sagen, dass Sunny in seinen anderen Filmen schlecht war? Hat jemand gesagt, dass Sanjay in diesem oder jenem Film schlecht war? Ich wiederhole es noch einmal: Eine gute Darbietung zählt mehr als ein großer Hit, wenigstens für mich. Meine Filme haben Kasse gemacht und hatten immer ein gutes Eröffnungsergebnis. Thanedaar und Fateh sind toll gestartet. Wenn meine Filme nicht gut laufen, warum sollten die Vertreiber dann Geld in einen Sanjay-Dutt-Film investieren?“

Er fährt fort: „Demnächst kommen ein paar gute Filme von mir raus. Saajan, in dem ich einen körperbehinderten Poeten spiele, dann Sahibaan und danach Sadak, in dem ich eine wahnsinnige selbstmörderische Figur spiele, und noch ein paar andere gute Filme. Wenn sich mit mir keine Verkaufserfolge erzielen lassen, warum sollte man mich dann überhaupt noch unter Vertrag nehmen?“ Warum glaubt er, dass die Industrie sich geschlossen hinter ihn stellt und ihm wieder und wieder eine Chance gibt? Seine Erklärung: „Vielleicht, weil ich mit meinen Gefühlen immer ehrlich war. Mein Leben ist wie ein offenes Buch. Ich habe nie jemanden verletzt, war nie manipulierend oder gemein und habe niemandem sein Glück zerstört. Sympathie kann jedenfalls nicht der Grund sein. Wie lange könnte ich auf der Basis von Sympathie überleben?“

In diesem Moment wird er vor die Kamera gerufen. „Ich geh nur mal kurz mit meiner Mutter streiten und komme dann wieder!“ Ich gehe das Risiko ein, einen der berühmten Temperamentsausbrüche des Deadly Dutt auszulösen, und befrage ihn nach seinen „Freundschaften“ mit seinen Co-Stars. „Affären? Was für Affären?“ schaut er mich verblüfft an. „Ich gehe mit allen meinen Co-Stars freundlich um. Ich liebe es, herumzublödeln und Quatsch zu machen, und arbeite grundsätzlich lieber in einer problemfreien und lockeren Atmosphäre. Ich lehne es ab, mit Leuten zu arbeiten, mit denen ich mich nicht wohl fühle.“ Seine Reife scheint sein Temperament gezügelt zu haben!

Aber wenn das so ist, warum hat er dann für einen Film mit Sridevi unterschrieben, die immer reserviert ist und niemanden an sich heranlässt? Seine Antwort kommt überraschend. „Ich werde aus dem Film aussteigen. Ich habe nicht die gewünschten Termine frei. Vielleicht träumen andere davon, mit Sridevi zu arbeiten, ich nicht. Auch wenn sie eine phantastische Schauspielerin und eine süße Frau ist. Sie sollte ebenso scharf darauf sein, mit mir zu arbeiten. Aber mit wem ich wahnsinnig gerne arbeiten würde, ist Michelle Pfeiffer – die würde alle meine Termine kriegen,“, grinst er spitzbübisch. „Ich möchte Filme wie Scarface oder The Awakening machen, aber wer hat hier schon den Mut zu solchen Filmen, yaar. Ich wollte Ghost machen, aber andere Produzenten wollen das auch, und die werden es eher vermasseln. Ich möchte sein wie Dharamji. Ich möchte eine langes und beständiges Leben führen und von allen Seiten viel Liebe bekommen.“

Die Kraft zum Überleben

„So vieles ist geschehen in den 32 Jahren meines Lebens. Ich bin durch wirklich schlechte Zeiten gegangen. Die Angst und Unsicherheit, ob Richa leben oder sterben würde, der Schmerz, die Qualen, das alles hatte mich völlig ausgebrannt. Jetzt natürlich sind die Dinge wieder okay. Richa und Trishala werden bald zurückkommen. Ich vermisse sie so sehr.“ Sanft fügte er hinzu: „Aber ich überlebe. Meine Karriere schreitet in einem guten Tempo voran, und wenn meine Familie wieder zusammen ist, wird auch Beständigkeit dazukommen. Ich habe jede Menge Liebe, Gebete und gute Wünsche bekommen von meinem Publikum, den jüngeren Künstlern, den Tänzern, Spot Boys und meinen Freunden, und die geben mir die Kraft, mich allem zu stellen.“

Sein Tonfall wird etwas mürrisch. „Die Presse behandelt mich immer wieder mies. Vor kurzem hat ein Interview zu Spannungen zwischen meinem Vater und mir geführt. Ich gebe in aller Offenheit ein Interview, und wenn es dann gedruckt wird, steht plötzlich was ganz anderes drin! Ich bin so wütend über diesen Artikel. Ich kann fühlen, wie verletzt mein Vater ist, Mann. Ich habe versucht, ihm zu erklären, was ich wirklich gemeint habe, aber er zweifelt, er hat das Gefühl, irgendetwas müsse ich ja gesagt haben, damit die so was schreiben. Ich bin so wütend.“ Ich verließ einen emotional aufgewühlten Sanjay, der still an seiner Zigarette zog und sich fragte, wie er seinem Vater seinen Schmerz über ihr Missverständnis begreiflich machen sollte.

Mut und feste Entschlossenheit verleihen die Kraft zum Überleben, und Sanjay Dutt mit seiner unbezähmbaren Courage hat allen Traumata und allem Schmerz in seinem persönlichen wie auch in seinem beruflichen Leben widerstanden. Dieser Star hat sich als ein Sieger erwiesen. Und das ist es, was am Ende zählt!

(Chandrika Battacharya; Deutsch von Diwali)

Montag, 28. Mai 2007

Stardust Annual 1997: The Modern Messiah

Stardust, Annual 1997

Der moderne Messias

Auf die Kreuzigung folgt immer die Auferstehung. Er war der böse kleine Junge, der vom Weg abgekommen war. Der verlorene Sohn, der zurückgekehrt war und wie ein Held willkommen geheißen wurde. Er war in der Hölle und ist aus ihr zurückgekehrt. Sanjay Dutt, verleumdet und erschlagen, hat sich aus der Asche erhoben wie der sprichwörtliche Phönix. Nur dass er diesmal stärker ist als je zuvor. An Geist und Körper.

Sanju Baba, der Mann, den die meisten Frauen liebend gerne bemuttern würden. Sanju, mit seinen verträumten Augen die Traumliebhaber-Fantasie jeder Frau. Und Sanjay Dutt, groß und stark, die Vaterfigur-Vorstellung jedes kleinen Kindes.

Er gab dem Wort „Macho“ eine neue Bedeutung und Dimension. Und dennoch bewahrte er, trotz seines Images als Hengst und Junge zugleich, seine gefühlvolle und fürsorgliche Seite. Immer bereit, sich einzubringen und seinen Teil zu leisten für jene, die weniger Glück hatten.

An einem kühlen Sonntagmorgen nahm er sich eine komplette Auszeit vom Scheinwerferlicht, um stattdessen die Augen der Kinder von der Akanksha Foundation zum Leuchten zu bringen, einer nicht-staatlichen Organisation zur Erziehung von Slumkindern. Akanksha arbeitet mit unterprivilegierten Kindern in den Slums mit dem Ziel, diese Kinder auszubilden und zu resozialisieren und dadurch selbstständig zu machen.

Sanju bewirtete die begeisterten Kinder in seinem Bungalow mit Tee und Wasser und entzückte sie mit einer Vorführung seiner starken Muskeln. Mit offenem Mund bestaunten die Kinder seinen Bizeps und Trizeps und flippten darüber regelrecht aus. Sie posierten mit ihm, spielten Tauziehen mit ihm, und als sie seinen Land-Cruiser sahen, wurden sie beinahe verrückt vor Freude. Den ganzen Tag lang verwöhnte er die Kinder mit Spiel und Spaß und zeigte ihnen eine Seite von Sanjay Dutt, die nur die wenigsten kennen. Und die Kinder amüsierten sich großartig an diesem Tag, der zu einem Meilenstein in ihrem Leben wurde und der ihnen ihr ganzes Leben lang eine wertvolle Erinnerung bleiben wird. Sie konnten gar nicht mehr aufhören, von Sanju zu schwärmen, von seinen Muskeln, seiner Herzensgüte, seinem Zauber und seiner Liebenswürdigkeit. Alle leisteten dem Star das feierliche Versprechen, fortan regelmäßig zu trainieren, um groß und stark wie ihr Held zu werden. Sanju, das positive Vorbild.

Fern von den Beschwernissen ihres alltäglichen Lebens schwebten die Kinder auf Wolke 7, als sie ein Märchen mit einem Helden des wirklichen Lebens erlebten. Sanjay Dutt, der moderne Mann des neuen Zeitalters. Ein Mann von Welt, aber mit dem Herz am rechten Fleck. Ein Mann, den es nach Heim und Herd verlangt. Sanju, der Mann der 1990er Jahre und bestens gerüstet für das 21. Jahrhundert. Sanft, gefühlvoll und fürsorglich. Er ist wahrhaftig der moderne Messias. Der Mann des Augenblicks.

(Deutsch von Diwali)

Indianexpress 5/2007: Walk the Talk, Teil 2

The Indian Express, 28. Mai 2007

Sanjay Dutt: „Ich glaube, ich bin der Erwählte. Gott setzt dich solchen Prüfungen aus und schaut, wie du damit fertig wirst. Ich habe das Gefühl, es ist mein Schicksal, mich ihnen zu unterziehen.“

In diesem zweiten Teil eines Interviews mit dem Chefeditor des Indian Express, Shekhar Gupta, in NDTV 24x7’s Walk the Talk spricht Schauspieler Sanjay Dutt über die Achterbahnfahrt seines Lebens und seiner Karriere. Er erzählt, wie der Tod seiner Mutter und seiner Frau ihn beeinflusst haben, und über den Umgang mit Erfolg, das Begehen von Fehlern und das Spielen des Munnabhai.


Shekhar: 18 Monate im Knast und beinahe ebenso viel Zeit in Drogentherapie. Was war schwerer?

Sanjay: Definitiv der Knast. Im Knast bist du zuallererst eingesperrt. Aber in dem Rehazentrum war man nicht eingesperrt. Man konnte rausgehen, mit den Betreuern, als eine Gruppe. Sie haben uns ins Kino, in Restaurants und zum See mitgenommen. Sie entlassen dich ganz langsam zurück in die Welt, das ist ihr Credo.

Shekhar; Vor wem hatten Sie mehr Angst – Mom oder Dad?

Sanjay: Dad.

Shekhar: Vor Mom hatten Sie keine Angst?

Sanjay: Sie hat mich zu sehr geliebt.

Shekhar: Dad doch auch. Er war ein Punjabi.

Sanjay: Er war ein Punjabi. Ich hatte Angst vor ihm – aus Respekt.

Shekhar: Hat Ihr Dad Sie auch mal angeschrieen oder fertiggemacht?

Sanjay: O ja, oft.

Shekhar: Zum Beispiel?

Sanjay: Als ich ihm von meiner Drogenabhängigkeit erzählte. Mein Gott, er hat mich damals total zur Schnecke gemacht.

Shekhar: Er hatte es bis dahin nicht gewusst?

Sanjay: Er hatte es befürchtet. Er hatte gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Aber als ich es ihm dann gestand, da hat er wirklich gebrüllt. Er war sehr verärgert mit mir. Bei jedem falschen Film, den ich machte, hat er...

Shekhar: Wegen welchem Film hat er Sie angeschrieen?

Sanjay: Gastauftritte haben ihn aufgeregt. Er sagte dann: „Mach erst mal deine eigene Karriere, dann kannst du anfangen, anderen zu helfen.“ Was ja auch Sinn machte.

Shekhar: Gab es auch Rollen, die ihn verärgert haben?

Sanjay: Saajan hat ihn furchtbar aufgeregt.

Shekhar: Das war Ihr erster Liebesfilm?

Sanjay: Ja, und er konnte es nicht begreifen. Er sagte: „Du hast ein Action-Image, und was spielst du jetzt? Einen lahmen Krüppel!“ Aber hinterher, als der Film ein Erfolg war, hat er mir dafür auf die Schulter geklopft.

Shekhar: Dachte er, Sie wären nicht imstande, Liebesszenen zu spielen?

Sanjay: Ich weiß es nicht.

Shekhar: Wie Sie hat er Liebesfilme gemacht und konnte ebenso Action-, Schurken- und Komödienrollen spielen. Padosan war meine Lieblingskomödie, bis Munnabhai kam. Ich hätte Sie so gerne mal in einer Geschichte wie Padosan gesehen.

Sanjay: Das hätten wir auch gerne gemacht.

Shekhar: Ein Remake von Padosan?

Sanjay: Aber wir bekamen die Rechte nicht. Mehmood Saabs Rolle sollte von Govinda gespielt werden, Riteish (Deshmukh) war für Dads Rolle Bhola angedacht, und Kishoredas Rolle sollte meine werden. Ich wäre der Musiklehrer gewesen. Und dann noch Johny Lever Saab und all die anderen Leute dieser Gang.

Shekhar: Und wer hätte Saira Banos Rolle spielen sollen?

Sanjay: So weit sind wir mit unseren Überlegungen gar nicht gekommen, als sie uns bereits die Rechte verweigerten.

Shekhar: Das hätte was werden können.

Sanjay: Ja.

Shekhar: Aber Ihr Vater hatte Präferenzen?

Sanjay: Anfangs ja. Schließlich jedoch ließ er mich machen, was ich wollte, und sagte mir nur noch: „Lern aus deinen Fehlern.“

Shekhar: Einer der wichtigsten Filme, die Sie nach Ihrer Entlassung aus dem Gefängnis machten, war Vaastav, ein richtiger Gangsterfilm. Hat Ihr Vater da nicht gesagt: „Du solltest dich dieser Welt fernhalten?“ Hat er nie gefragt: „Warum machst du das?“

Sanjay: Aber wenn man genau hinsieht, dann ist Vaastav doch gar kein richtiger Gangsterfilm. Es ist ein Film über eine Familie der niederen Mittelklasse und was ihr zustößt. In meinen Augen war der Stoff brillant.

Shekhar: Ihre Rolle war brillant, und Sie haben auch Awards für sie bekommen.

Sanjay: Ja. Sie vermittelte eine Botschaft: „Geh nicht den falschen Weg, wie hart auch immer dein Leben sein mag – bleib auf dem rechten Weg!“ Außerdem ging es um Drogen und was sie einem Menschen antun. Der Film vermittelte also eine wichtige Botschaft.

Shekhar: Sehen Sie sich selbst in dieser Rolle? Als Markenzeichen für eine Anti-Drogen-Kampagne? Sie sind ja jemand, der keine Scheu davor hat, zuzugeben, dass er das selber durchgemacht hat.

Sanjay: Das haben sie uns in diesem Therapiezentrum beigebracht. Sie sagten, dass es nicht den geringsten Grund gibt, vor dem Bekenntnis „Ich war ständig auf Drogen“ zurückzuscheuen. Denn dann kann man anderen Menschen helfen. Wenn du davonläufst und sagst, du bist normal und nimmst doch fast keine Drogen – dann kannst du anderen keine Hilfe sein. Aber unsere Gesellschaft ist sehr verschlossen... die Menschen trauen sich nicht damit an die Öffentlichkeit.

Shekhar: Hierzulande teilen sich die Betroffenen nicht einmal ihren Familien mit. Und wenn, dann bleibt das ein Geheimnis innerhalb der Familie. Niemand gesteht in aller Öffentlichkeit.

Sanjay: Und diesen Menschen muss man beibringen, offen damit umzugehen. Es ist, wie mein Vater es mir gesagt hat: Man muss den Frauen in den kleinen Städten und Dörfern beibringen, dass nichts Falsches daran ist zu sagen, dass sie Brustkrebs haben. Und da ist ja auch nichts Falsches daran. Dann kann der Arzt einen untersuchen. Aber die Gesellschaft ist so verschlossen. Die Menschen verheimlichen ihre Probleme. Deshalb müssen wir sie aufklären.

Shekhar: Sanjay, da wir noch immer weit in Ihrer Vergangenheit sind, erzählen Sie uns ein wenig über Ihre erste Ehe. Wie Sie Ihre Frau kennengelernt haben. War nicht ihr Tod die zweite große Tragödie in Ihrem Leben?

Sanjay: Ich habe sie hier in Mumbai kennengelernt, und wir beschlossen zu heiraten. Also sprach mein Vater mit ihren Eltern, wir heirateten, und sie wurde schwanger mit meinem Baby. Und dann sollte ich zu Dreharbeiten, ich glaube, in Haryana, sie blieb hier, und dann musste ich umkehren. Sie war zu Besuch bei Verwandten in Delhi und sollte einen oder zwei Tage später nach Hause kommen. Ich war am Flughafen, und da kam eine Durchsage: „Mr. Sanjay Dutt, wenn Sie hier sind, kommen Sie bitte zum Telefon.“ Ich ging zum Telefon. Sie hatte schon früher immer mal wieder über Kopfschmerzen geklagt. Also ich ging zum Telefon, und am anderen Ende war ein Arzt, der mich fragte, ob ich meinen Flug canceln und zu dem und dem Krankenhaus kommen könne. Ich fragte: „Warum?“ Er sagte: „Es geht um Richa.“ Also ging ich dorthin und rannte in das Krankenhaus. Sie war gerade im Scan-Apparat, und er zeigte mir... dass sie einen Gehirntumor hatte.

Shekhar: Ich habe solche Scans von meiner Mutter gesehen...

Sanjay: Wirklich?

Shekhar: In sehr jungen Jahren, mit 36, und danach hast du nicht mehr allzu große Chancen.

Sanjay: So ist es. Wir flogen sie nach Mumbai, und wir flogen sie nach New York, wo ihre Eltern lebten. Und sie kam in das Sloan-Kettering Memorial Hospital, und eins kann ich Ihnen sagen: Sie war stark. Ich hoffe, und Gott segne sie, ich hoffe, sie ist glücklich dort, wo sie jetzt ist. Ich habe nie einen stärkeren Menschen gesehen als sie. Nie.

Shekhar: Stärker als Ihre Mom? Ihr Dad war nicht stark, das weiß ich, das war nur der Eindruck nach außen.

Sanjay: Nein, nein, sie war stark. Sie unterzog sich drei Schädeloperationen und der Chemotherapie und verlor dabei nie dieses Lächeln in ihrem Gesicht. Das war einfach erstaunlich.

Shekhar: Und Sie hatten ein Baby?

Sanjay: Und ich hatte ein Baby. Und es ist nicht zu glauben, aber bis zum letzten Moment, bis zum Augenblick ihres Todes hatte meine Frau dieses Leuchten!

Shekhar: Nicht viele Menschen der Öffentlichkeit, die wir kennen, mussten durch solch raue Zeiten gehen wie Sie. Und wer hat schlimmere Zeiten durchlebt als Sie!

Sanjay: Ich glaube, ich bin der Erwählte. Ich denke, Gott setzt dich solchen Prüfungen aus und schaut, wie du damit fertig wirst. Ich habe das Gefühl, es ist mein Schicksal, mich ihnen zu unterziehen, und dem muss ich mich stellen.

Shekhar: Sie sind eine großartige Reklame für Gott und Schicksal, denn Sie erhalten das Beste und das Schlimmste. Manchmal in ganz schneller Abfolge. Wie geht ein heranwachsender Mann damit um?

Sanjay: Ich glaube an das Schicksal.

Shekhar: Ihr Leben war wie das indische Cricket-Team!

Sanjay: Sagen Sie das nicht... nicht ausgerechnet jetzt! (lacht)

Shekhar: Also, wie bewältigt man solche Achterbahnfahrten?

Sanjay: Ich denke, man muss einfach damit fertig werden, einfach lernen, anstatt darüber nachzugrübeln.

Shekhar: Aber Sie grübeln doch!

Sanjay: Manchmal.

Shekhar: Sie haben grüblerische Augen, das weiß ich.

Sanjay (lacht): Ich finde, man sollte einfach aus seinem Leben lernen.

Shekhar: Gab es Zeiten, in denen Sie wütend auf Gott waren und „Was zum Teufel!“ sagten?

Sanjay: Ja, natürlich war ich wütend auf Gott. Ich sagte dann immer: „Warum ich?“ Aber „warum ich?“ löst deine Probleme nicht. Es ist besser, Gott auf deiner Seite zu haben, anstatt ihn zu bekämpfen.

Shekhar: Und dann kommt ein Munnabhai, und die Menschen stehen Schlange, um für Sie zu beten und Sie zu unterstützen. Da haben Sie wohl nicht gesagt „Warum ich?“.

Sanjay: Absolut.

Shekhar: Wie ertragen Sie also die Verletzungen, den Stress, die Spannungen?

Sanjay: Um ehrlich zu sein, ich weiß wirklich nicht, wie ich das schaffe. Anfangs stellte ich mir immer vor, meine Mutter sitzt da oben und hält Kontrolle über all das Elend. Und jetzt mein Vater. Ich denke, sie sind beide da draußen. Ihr Segen ist mit mir. Aber ich weiß es wirklich nicht genau.

Shekhar: Und Ihre Schwestern ducken Sie? Halten Sie unter Kontrolle?

Sanjay: Nein, sie sind wunderbare Schwestern. Ich bin wirklich stolz auf Priya. Sie ist in Vaters Fußstapfen getreten, und sie leistet tolle Arbeit! Sie macht sich wirklich gut, und ich bin so stolz auf sie!

Shekhar: Nehmen Sie uns ein Stück zurück in Ihre Kindheit mit. Sie waren auf einem Internat. Ich hatte ja daran gedacht, dieses Interview in Sanawar zu drehen, aber das haben wir vom Termin her nicht hingekriegt. Sie waren von Ihrer Familie getrennt. Mit Ihrer Familie gab es immer interessante Zeiten. Aber erzählen Sie uns von den Zeiten, als Sie dort waren und Ihre Familie nicht.

Sanjay: Nun, anfangs, nachdem Mom und Dad mich dort abgeliefert hatten, war ich zwei oder drei Tage lang verstört darüber, meinen Eltern entrissen worden zu sein. Aber dann, Sie wissen, wie Internate sind. Sie finden Freunde, und dann...

Shekhar: Ich glaube, die erste Zeit in der Schule war ziemlich hart für Sie... hat man Sie Mutproben unterzogen oder Ihnen gemeine Streiche gespielt?

Sanjay: Nein, „ragging“ gab es nicht. Nur was jeder ältere Schüler mit einem jüngeren tun würde, also nichts Besonderes.

Shekhar: War es schwierig für ein Promi-Kind? Ihre Eltern waren schließlich Mega-Berühmtheiten.

Sanjay: Nein, das war nicht schwierig. Es gab keine Ausnahmen für mich. Weder von Seiten der Lehrer noch von Seiten der Schüler. Als Junior war ich ein Junior wie alle anderen auch und bekam das Gleiche und musste das Gleiche tun wie sie. Und als wir die Seniors wurden, machten wir mit den Juniors genau das Gleiche. Aber die Schule war einfach erstaunlich. Das war eine der besten Entscheidungen, die meine Eltern je getroffen haben: „Schickt ihn nach Sanawar und macht einen Mann aus ihm.“ Es war großartig. Die Freunde, die wir in der Schule finden, treffen wir später vielleicht nicht jeden Tag, aber wir sind immer füreinander da.

Shekhar: Sie haben noch immer Kontakt zu ihnen?

Sanjay: Ja, habe ich.

Shekhar: Und wann ging es dann mit der Filmerei los?

Sanjay: Nach meinem Schulabschluss, als ich im College war. Damals sagte ich meinem Dad, dass ich daran interessiert sei.

Shekhar: Und bei Ihrer Figur, Ihrem Aussehen und angesichts der Tatsache, dass Sie Sunil Dutts Sohn sind, war das wohl auch der naheliegendste Weg, oder?

Sanjay: Ja. Rocky. Es war Dads Plan, dass ich gleich alles auf einmal bieten sollte: Romanze, Musik, Kampfszenen, Komödie. Rocky war Dads Art, den Leuten zu sagen: „Mein Sohn kann das alles.“

Shekhar: Komischerweise hatte Ihr Dad zwar auch dieses toughe Image – gut gebauter Punjabi, der er war –, aber einige seiner unvergesslichsten Rollen waren entweder in Komödien wie Padosan oder sehr sanfte, romantische Rollen wie Milan.

Sanjay: Ja.

Shekhar: Und doch hat es eine Weile gedauert, bis Sie zu Romanzen aufstiegen.

Sanjay: Ich nahm mir die Zeit (lacht). Damals war Action ganz groß geschrieben – der Hero, der 15 bis 20 Leute, alles Schurken, fertigmachte, am besten auf einen Streich. Und all diese Dialoge – „Mein tujhe jaan se maar daaloonga.“

Shekhar: Was empfinden Sie als Höhepunkt aus dieser Zeit? Welches sind Ihre Lieblingsfilme von damals?

Sanjay: Da war Jaan Ki Baazi. Mera Haque, Naam-O-Nishan, Taaqatwar... diese Art von Filmen.

Shekhar: Und dann kam Saajan.

Sanjay: Dann kam erstmal Naam, ein weiterer Wendepunkt in meinem Leben. Dann Sadak und Saajan.

Shekhar: Und damit ließen Sie die ganze Reha-Phase hinter sich. Und die Filmindustrie und Ihre Fans taten das auch.

Sanjay: Ja, genau.

Shekhar: Und wann ging die Spaßphase los? Ich meine damit David Dhawan, mit dem Sie einige Slapstick-Komödien gemacht haben. Erzählen Sie uns Ihren Weg zu Munnabhai.

Sanjay: Munnabhai... also zunächst mal habe ich... Vinod Chopra gehört für uns quasi zur Familie. Er steht uns sehr nahe, meinem Vater und uns allen.

Shekhar: Einer der Kreativsten überhaupt.

Sanjay: Ja, ich drehte den Film Mission Kashmir mit ihm, und damals wurden wir enge Freunde. Ich sagte ihm, ich will in jedem deiner Filme mitwirken, und wenn es nur für eine Szene ist, du musst mich irgendwie mit einbauen. Also rief er mich für Munnabhai an, gab mir das Skript zu lesen, und ich las die Geschichte von dem Gangster, der ein Arzt werden will. Und ich sagte ihm, ich mach es. Aber ich hätte wirklich nie gedacht, dass Munnabhai MBBS das werden würde, was es geworden ist. Und als ich den Film dann sah, wurde mir klar, was für einen großartigen Film er gemacht hatte. Und Munna und Circuit werden von Dauer sein.

Shekhar: Wie James Bond wird möglicherweise auch Munnabhai künftig von mehreren Schauspielern gespielt werden.

Sanjay: Wenn Gott es will, ja.

Shekhar: Bis jetzt gab es fünf James Bonds.

Sanjay: Ja.

Shekhar: Und die Sprache in Munnabhai kam von Rajkumar Hirani?

Sanjay: Ja. Er kann reden wie ein Gangster in Mumbai. Das hat er schon in der Schule getan, das ist das Schöne daran.

Shekhar: Und Sie hatten keine Bedenken, einen Gangster zu spielen, angesichts der Tatsache, dass Sie noch in einem laufenden Verfahren und in einer Menge Komplikationen steckten?

Sanjay: Munnabhai ist kein Gangster. Er ist ein liebenswerter Mensch. Er löst die Probleme anderer. Und das finde ich brillant. Und jeder Munnabhai-Film vermittelt eine wirklich wichtige Botschaft.

Shekhar: Glauben Sie an Gandhigiri?

Sanjay: Ich habe schon immer an Gandhigiri geglaubt.

Shekhar: Inwiefern?

Sanjay: In Bezug auf Gewaltlosigkeit und Frieden. Und dank Lage Raho Munnabhai wurde das Gandhigiri berühmt. Ansonsten hätte doch inzwischen jeder vergessen, was Gandhiji gesagt hat.

Shekhar: Hatten Sie in punkto Kino auch harte Zeiten in Ihrer Karriere?

Sanjay: Ja. Wenn du die falschen Filme machst, kassierst du eine Serie von Flops. Dein Marktwert geht runter. Dann musst du erneut zu kämpfen anfangen. Jeder Freitag, an dem ein Film rauskommt, ist ein Kampf für uns. Ich bin durch magere Zeiten gegangen, in denen meine Filme nicht gut liefen. Dann saß ich zu Hause und habe versucht, zu arbeiten. Dann kriegst du ein Angebot, und wenn es interessant ist, machst du es. Und bist wieder im Rennen.

Shekhar: Wer sind, im Bereich des Kinos, Ihre Freunde? Mit wem kommen Sie am besten klar? Mahesh...

Sanjay: Mahesh Manjrekar, Vinod Chopra, Rajkumar Hirani, Sanjay Gupta. Mit Gupta mache ich gerade einen sehr interessanten Film, in dem ich die Hauptrolle spiele. Er heißt Shootout At Lokhandwala.

Shekhar: Das ist der Film über jenes berühmte Ereignis mit ACP Khan, bei dem Mitglieder der Gang von Dawood Ibrahim getötet wurden.

Sanjay: Und diesen ACP Khan spiele ich. Es ist ein sehr interessanter Film.

Shekhar: Im Moment machen solche Schusswechsel ja auch Schlagzeilen.

Sanjay: Absolut.

Shekhar: Und das erstaunt mich jetzt schon wieder. Sie haben keine Skrupel, solche Filme zu machen?

Sanjay: Aber ich spiele doch...

Shekhar: Hat keiner Ihrer Anwälte Ihnen jemals gesagt „Zehn Jahre lang nichts mit Gangstern“?

Sanjay: Das ist meine Arbeit. Ich arbeite, ich spiele. Das hat also nichts mit Gangstern zu tun. Und in Shootout At Lokhandwala spiele ich einen Police Officer, A.A. Khan.

Shekhar: Ein guter Cop.

Sanjay: Ja, ein guter Cop.

Shekhar: Sie hatten wirklich ein interessantes Leben – viele andere würden sich wünschen, wenigstens die Hälfte Ihres interessanten Lebens zu erleben, und die andere Hälfte besser nicht. Nennen Sie mir ein paar der lustigsten und ein paar der schwierigsten Momente, also keine Phasen.

Sanjay: Als ich meinem Vater gestand, dass ich drogensüchtig bin. Das war ein furchtbarer Moment für mich, zu ihm zu gehen und ihm zu gestehen, dass ich auf Drogen war. Als ich verhaftet wurde und mein Vater mich in Handschellen sehen musste – das war sehr schmerzvoll für ihn.

Shekhar: Erzählen Sie uns auch ein paar große Momente.

Sanjay: Mein Vater hatte Munnabhai MBBS gesehen, und er scheute immer sehr vor den Worten „ich liebe dich“ zurück. Also rief er mich eines Tages zu sich; er saß da und nippte an seinem Wein. Und dann schaut er mich an und sagt: „Du bist ein großer Schauspieler geworden.“

Shekhar: Nach Munnabhai MBBS.

Sanjay: Er sagte: „Ich bin stolz auf dich.“ Dann umarmte er mich und sagte: „Ich liebe dich, mein Sohn.“

Shekhar: Das war ein jadoo ki jhappi (Magic Hug).

Sanjay: Das war ein großer Moment für mich. Und ich wette, er hätte das nach Lage Raho Munnabhai auch gemacht. Denn er hatte sich das Skript angehört und war sehr glücklich darüber.

Shekhar: Bereuen Sie etwas in Ihrem Leben?

Sanjay: Unter anderem, dass ich meine Eltern immer als selbstverständlich betrachtet habe. Und ich habe das Gefühl, ich hätte mehr Zeit mit meiner Mom verbringen müssen. Meine Mutter hat mir immer gesagt: „Eines Tages, wenn ich nicht mehr da bin, wirst du es merken.“ Damit hatte sie absolut Recht. Mit Dad war es das Gleiche. Ich ging ganz in meiner Arbeit auf, und er in seiner Tätigkeit als Sportminister. Ich habe ihn kaum gesehen. Und das bereue ich zutiefst. Ich hätte mehr Zeit mit ihnen verbringen können.

Shekhar: Oft bedauern Eltern auch Versäumnisse an ihren Kindern. Verbringen Sie genug Zeit mit Ihrer Tochter?

Sanjay: Ich bin bei ihr, wann immer es mir möglich ist. Manchmal besucht sie mich hier. Und wenn ich außerhalb des Landes Drehtermine habe, rufe ich sie an und schlage ihr vor, dass wir uns treffen. Wir verbringen viel Zeit zusammen.

Shekhar: Tyrannisiert sie Sie?

Sanjay. Und wie! Ich bin sehr stolz darauf, dass sie heute auf das John Jay College of Criminal Justice geht. Sie studiert Gerichtswissenschaften. Sie hat beim FBI und bei der Regierung gearbeitet, das ist sehr gut. Und es ist gar nicht leicht, in so ein College reinzukommen. Und ihre Zensuren sind durch die Bank sehr gut.

Shekhar: Wenn Sie so zurückdenken, Sanjay, gibt es Dinge, die Sie anders hätten machen können? Wobei natürlich niemand das Schicksal ändern kann.

Sanjay: Natürlich hätte ich einiges anders machen können. Ich meine, im Internat ist es ein Muss, auch mal die Regeln zu brechen. Das lernt man im Internat. Ich hätte vorsichtiger sein und auf meine Eltern hören können. All diese Dinge sind sehr wichtig.

Shekhar: Worauf freuen Sie sich jetzt?

Sanjay: Einfach nur auf ein friedliches Leben, einfach mit meiner Familie zusammenzusein, viel gute Arbeit und karitative Einsätze zu leisten... alles, was auch mein Vater getan hat. In Frieden sein.

Shekhar: Wenn ich Sie so betrachte, dann kann ich Ruhe in Ihrem Gesicht sehen. Auf Wiedersehen, und alles, alles Gute!

(Deutsch von Diwali)

Sonntag, 27. Mai 2007

Indianexpress 5/2007: Walk the Talk, Teil 1

The Indian Express, 21. Mai 2007

Sanjay Dutt: „Das Gefängnis war ein Schock für mich. Mit der Zeit las ich das Ramayana und die Gita. Und ich begann, viel zu beten.“

Schauspieler Sanjay Dutt hat sein Leben lang ständig Schlagzeilen gemacht – positive wie negative. Die vergangenen beiden Jahre jedoch sind gut für ihn gewesen – die beiden Munnabhai-Filme waren Riesenerfolge, und er wurde von allen Terrorismus-Anklagen freigesprochen. In diesem ersten Teil eines ausführlichen Interviews mit dem Chefeditor von Indian Express, Shekhar Gupta, auf NDTV 24x7’s Walk the Talk, spricht Dutt über seine Drogenprobleme, seine Drogentherapie und darüber, wie das Leben im Gefängnis ihn verändert hat...


Shekhar: Mein heutiger Gast ist einer der vielseitigsten, dauerhaftesten und begabtesten Schauspieler des Hindi Cinema. Nicht nur das, er ist vielleicht einer der umstrittensten, und dennoch liebenswert. Sanjay Dutt, willkommen bei Walk the Talk. Lang ist’s her.

Sanjay: Danke, Shekhar.

Shekhar: Ich hätte noch ein Adjektiv hinzufügen sollen – einer der schüchternsten. Warum sind Sie so scheu?

Sanjay: Ich war schon immer so, sehr schüchtern und ruhig.

Shekhar: Außer vor der Kamera.

Sanjay: Absolut. Ansonsten bin ich wirklich ziemlich schüchtern. Da rede ich dann auch etwas weniger. Worüber sich die Journalisten dann beklagen.

Shekhar: Das kann ich mir vorstellen. Offen gesagt: Als ich dieses Gespräch mit Ihnen vorbereitete, erzählte mir jeder: „Der redet ja doch nicht.“

Sanjay: Nein, nein. Heute reden wir.

Shekhar: Und lassen Ihren Worten Taten folgen (= walk the talk).

Sanjay: Yes, Sir!

Shekhar: Sie haben schwere Zeiten durchgemacht. Wie verkraften Sie das alles?

Sanjay: Ich glaube an Gott. Ich glaube an meine Familie und mich selbst. Ich glaube an die Menschen in unserem Land. Und wenn ich mich umschaue, sehe ich, dass so viele Menschen mich lieben.

Shekhar: Und glauben Sie auch an die Rechtssprechung?

Sanjay: Absolut und total.

Shekhar: Wie sieht Ihr Tagesablauf aus? Wann im Laufe des Tages überkommen Sie Zweifel? Und was machen Sie, wenn die Zweifel Sie bedrängen?

Sanjay: Gar nichts, ich bin genug mit meiner Arbeit beschäftigt. Ich stehe auf, frühstücke und fahre dann zu Dreharbeiten oder anderen Terminen. Und sehen Sie, unsere Welt ist so kreativ, dass uns gar keine Zeit für Zweifel bleibt – wir stehen ständig vor der Kamera oder improvisieren oder versuchen, etwas besser zu machen. So geht der Tag vorüber. Dann komme ich nach Hause, gehe in mein Fitness-Studio und trainiere. Und danach bin ich mit meiner Familie zusammen.

Shekhar: Und machen Sie sich manchmal zwischendurch auch Sorgen?

Sanjay: Ja. Ich bin ein Mensch. Aber ich bete viel zu Gott und habe einfach Vertrauen.

Shekhar: Und was passiert dann? Haben Sie manchmal Angst? Oder bricht kalter Schweiß aus, wenn ich, Gott verhüte, die letzten achtzehn Monate zurückgehen muss...

Sanjay: Ja, manchmal passiert das schon. Aber dann, wie ich schon sagte, setze ich mein Vertrauen in den Allmächtigen, in die Rechtssprechung unseres Landes und in die Bewohner meines Landes. Und dann fühle ich mich besser.

Shekhar: Aber wenigstens sind die Terrorismus-Beschuldigungen von Ihrem Haupt genommen worden.

Sanjay: Ja, das ist eine große Erleichterung. Und ich wünschte, mein Vater wäre am Leben, um diese Worte zu hören. Sie sind alles, was er noch hören wollte.

Shekhar. Ich bin sicher, Sie hatten diese Sorgen auch, als Ihr Vater noch lebte, und dass Sie dann Ihren Vater um Hilfe gebeten haben. Welchen Rat gab er Ihnen?

Sanjay: Wissen Sie, genau das ist es, was wir mit Dad vermissen. Er war ein solcher Stützpfeiler, er stand einfach da wie ein Felsen. Ich meine, ich konnte mich an ihn anlehnen. Ich wusste, er würde ganz einfach sagen: „Sohn, ich bin da.“ Das ist etwas, was wir alle ganz schrecklich vermissen.

Shekhar: Erinnern Sie sich an irgendeine Unterhaltung, bei der er etwas sagte, was Ihnen in Erinnerung geblieben ist?

Sanjay: Nein, er hat mich einfach nur in den Armen gehalten. Er hat mir immer so viel Kraft gegeben. Wir vermissen ihn wirklich.

Shekhar: Er hat Sie auch besucht, als Sie im Gefängnis waren.

Sanjay: Ja.

Shekhar: Und was sagte er da zu Ihnen, wenn Sie beunruhigt oder verzweifelt waren?

Sanjay: Er sagte: Die Wahrheit wird eines Tages ans Licht kommen. Und: „Ich bin für dich da.“

Shekhar: Hatte er jemals Zweifel?

Sanjay: Nein.

Shekhar: Niemals? Er war niemals irritiert? Von wegen „warum steckst du in solchen Schwierigkeiten“?

Sanjay: Nein, er sagte: „Ich weiß, dass du da nicht drinsteckst.“

Shekhar: Aber es gab auch Zeiten, in denen er hilflos war. Er hat für Sie alle möglichen Leute um Hilfe angefleht.

Sanjay: Ich habe das nicht selbst miterlebt, weil ich ja nicht da war. Aber ich habe gehört, dass er das alles getan hat.

Shekhar: Er ging zu Balasaheb (Thackeray).

Sanjay: Ja.

Shekhar: Haben Sie da mit ihm gefühlt? Dass ein so stolzer Mann wie er das tun musste...

Sanjay: Natürlich habe ich mit ihm gefühlt. Natürlich habe ich das.

Shekhar: Und jetzt wäre er glücklich?

Sanjay: Ja, jetzt wäre er sehr glücklich.

Shekhar: Ein Gefängnisurteil ist eine Sache, aber ein Gefängnisurteil wegen Terrorismus ist noch einmal etwas ganz anderes.

Sanjay: Ja, absolut richtig. Aber wie ich sage, Gott ist groß. Und alles ist gut.

Shekhar: Das war ein gutes Jahr für Sie. Erst Munnabhai der Zweite und dann dies.

Sanjay: Ja.

Shekhar: Aber wissen Sie, dieser Gegensatz ist schon interessant: eine Seite Ihrer Persönlichkeit ist dieser Fall, der nun schon seit anderthalb Jahrzehnten andauert, und dann machen Sie Schlagzeilen mit etwas wie Munnabhai. Das Leben ist bittersüß.

Sanjay: Das ist es. Aber Munnabhai ist großartig. Ich meine, er ist ein totaler Wendepunkt in meiner Karriere. Er ist so ein herrlicher Charakter geworden. Und besonders zusammen mit Circuit. Haben Sie den Film gesehen?

Shekhar: Ja. Ich hoffe, Sie wissen, wie viele Hunde in diesem Land mittlerweile Circuit heißen! Der Lieblingskumpel des Landes heutzutage.

Sanjay: Absolut. Aber mit ihm kam eben auch Munnabhai, und Raju ist ein so weichherziger Regisseur.

Shekhar: Raju Hirani.

Sanjay: An den ersten Drehtagen habe ich mich ja noch gefragt: Was macht der da eigentlich? Weil er zu weich war. Aber mit der Zeit wurde mir klar, dass er Hindi-Filme macht, die Meilensteine werden – Munnabhai MBBS und Lage Raho Munnabhai –, um die Botschaft des großen Mahatma Gandhi auf so schöne Art und Weise zu verbreiten.

Shekhar: Aber hatten Sie angesichts der Komplikationen, die Ihr Leben belasten, keine Bedenken, sich der Gangster-Sprache zu befleißigen? Kurz nach Ihrer Entlassung aus dem Gefängnis haben Sie Vaastav gemacht. Hat Ihnen das nie zu denken gegeben?

Sanjay: Nein, hat es nicht, weil Munnabhai ein liebenswerter Gangster ist.

Shekhar: Das stimmt.

Sanjay: Munnabhai will ein Arzt werden. Munnabhai will die Botschaft Gandhijis verbreiten. Er hat die Lehren Gandhijis, die meiner Ansicht nach bereits vergessen waren, wiederbelebt. Totales Gandhigiri, Frieden und all diese Dinge.

Shekhar: Als Sie im Gefängnis waren, haben Sie da mal über Gandhi gelesen? Hat Ihr Vater mal über ihn gesprochen? Haben Sie da überhaupt jemals an Frieden gedacht; Arthur Road Jail ist schließlich ein hartes Gefängnis und nicht gerade voller netter Jungs.

Sanjay: Nein, absolut nicht.

Shekhar: Kein Gefängnis ist voller netter Leute, aber Arthur Road ganz besonders...

Sanjay: Nein, nein, mein Vater war selbst Gandhianer. Er glaubte an das, was Gandhiji gesagt hat. Und er hat Anju, Priya und mich entsprechend erzogen. Das hat definitiv eine Menge ausgemacht.

Shekhar: Sanjay, wir wissen, wo Sie heute stehen, und dass es eine harte Reise war. Ich weiß, Sie können nicht zu viel über Ihren Aufenthalt im Gefängnis reden, da der Fall noch immer läuft. Aber erzählen Sie wenigstens ein kleines bisschen über Ihre 18 Monate im Knast. Etwas, das sich Ihnen eingeprägt hat.

Sanjay: Nun, um ehrlich zu sein, anfangs war es ein großer Schock für mich. Aber dann habe ich mit der Zeit damit begonnen, viel zu lesen. Und viel zu beten. Ich habe das Ramayana und die Gita gelesen. Und ich habe eine Menge Bücher im Knast gelesen. Und außerdem interessante Menschen kennengelernt – einfach beim Zusammensitzen und Essen und so. Aber ich habe viel gebetet. Verdammt viel gebetet!

Shekhar: Haben Sie dadurch die Spiritualität in Ihnen entdeckt? Denn so religiös waren Sie doch vorher nicht.

Sanjay: Nein, ich war auch vorher schon ein religiöser Mensch. Bin immer zum Mandir gegangen. Ich habe auch ein Mandir zu Hause. Aber ich habe mich vorher nie hingesetzt, um zu lesen.

Shekhar: Und Sie kommen aus einer Familie mit zwei Religionen.

Sanjay: Ja. Aber ich hatte vorher nie das Ramayana und all das gelesen, obwohl mein Vater mir immer wieder gesagt hatte, ich solle es tun. Aber jetzt habe ich alle diese Bücher gelesen, und ich finde sie einfach brillant.

Shekhar: Aber es war eine harte Erfahrung.

Sanjay: Das wäre es für jeden. Es ist eine sehr harte Erfahrung.

Shekhar: Gab es Zeiten, in denen Sie zu Ihrem Vater sagten „ich gebe auf, ich schaffe das nicht“? Sie waren ein sehr verwöhntes Kind.

Sanjay: Nein, so etwas habe ich nie gesagt, weil ich meinen Vater immer so bestürzt und mit Tränen in den Augen gesehen habe. Also habe ich immer eine Fassade aufgesetzt und zu ihm gesagt „es ist okay, irgendwann wird alles gut werden“. Aber Dad war immer so aufgewühlt.

Shekhar: Mehr als Sie?

Sanjay: Nein, ich war mindestens ebenso aufgewühlt, aber ich musste so mit ihm reden. Sehen Sie, wenn ich angefangen hätte, mit ihm zusammen zu weinen, dann hätte ihn das zerbrochen.

Shekhar. Gut. Aber, Sanjay, Sie hatten es schon von Kindheit an nicht leicht.

Sanjay: Ja.

Shekhar: Erzählen Sie uns davon.

Sanjay: Es fing mit Mom an.

Shekhar: Ihre Krankheit?

Sanjay: Ja, die Diagnose Krebs. Die ganze Reise nach Amerika, und damals war man medizinisch noch nicht auf dem gleichen Stand wie heute. Und ich sah meinen Vater kämpfen, und wie meine Mutter kämpfte, um zu überleben. Wir waren noch Kinder. Und sie musste sich einer schweren Operation unterziehen. Wir sahen, wie es ihr ging. Ich war alt genug, es zu begreifen. Priya war noch klein. Und schließlich brachten wir sie nach Hause, und sie starb, und das war ein weiterer großer Schock für uns, besonders für Dad. Er hatte seine Lebenspartnerin verloren. Er musste uns drei aufziehen, und das hat er fantastisch gemacht. Er war uns alles – Mutter, Vater, Freund, alles. Das war das eine. Und dann kam meine Drogenphase. Eine weitere schlimme Zeit, neun lange Jahre. Und mein Vater hat für mich gekämpft.

Shekhar: Erzählen Sie mir ein wenig davon. Wie begann es, und wie endete es?

Sanjay: Nun, es begann mit Freunden, und ich kann es nicht auf den Tod meiner Mutter schieben.

Shekhar: Keine Ausflüchte.

Sanjay: Keine Ausflüchte. Es war im Freundeskreis, und ich wollte etwas ausprobieren. Ich meine, es wurde dann von Tag zu Tag einfach mehr.

Shekhar: Und wie bei den meisten Süchtigen genügt dann ein Moment der Schwachheit.

Sanjay: So ist es. Bis ich dann eines Tages zu meinem Vater ging und ihm sagte „du musst mir da raushelfen“.

Shekhar: Sie haben Ihrem Vater gebeichtet?

Sanjay: Ja. Ich konnte mich einfach selber nicht mehr ausstehen. Und so sagte ich zu Dad „du musst mir helfen“, und er sagte „okay“. Und dann brachte er mich zuerst ins Breach Candy Hospital und danach direkt in die USA. Dort blieb ich anderthalb Jahre lang in Behandlung.

Shekhar: In Texas, glaube ich.

Sanjay: In Mississippi. Und danach gab es kein Zurück mehr.

Shekhar: Wie war das Leben damals in der Reha?

Sanjay: Es war sehr schön, denn wir waren etwa 60 Leute.

Shekhar: Verschiedene Altersgruppen?

Sanjay: Verschiedene Altersgruppen, die alle das gleiche Problem hatten, nur mit unterschiedlichen Drogen. Das Problem war das gleiche, und wir haben einander sehr geholfen, um da rauszukommen. Es gab viel Therapiearbeit, wo du über dein Problem reden musstest. Die bringen dich wirklich dazu, zum Kern dessen vorzudringen, was dich eigentlich in diese Lage gebracht hat. Es gab also viel Therapie, aber auch viele Spiele, die wir spielten, Ausflüge zum See. Einfach, um uns ganz langsam an die Welt zu gewöhnen. Und als ich dann die anderen Familien sah, wie sie lachten, Boot fuhren und so weiter, da wünschte ich immer, ich könnte sein wie sie. Ich wollte dieses Leben von mir nicht mehr. Ich wollte lachen und das Leben in vollen Zügen genießen. Und so kam es dann auch. Gott ist groß, und ich bin wirklich raus aus dem Ganzen.

Shekhar: Anderthalb Jahre hat es gedauert?

Sanjay: Ja, in der Reha.

Shekhar: Erlaubt man dort Besucher?

Sanjay: Nein, Besucher waren nicht erlaubt.

Shekhar: Die ganze Zeit über?

Sanjay: Ein einziges Mal in all dieser Zeit durfte jemand vorbeikommen, und am Ende durften sie kommen und mich abholen.

Shekhar: Aber man hat Sie dort gut und ein für allemal kuriert?

Sanjay: Ein für allemal.

Shekhar: Ist das der Grund, weshalb Sie soviel mit Kindern arbeiten, die Drogenprobleme haben?

Sanjay: Ja, das ist einer der Hauptgründe. Sehen Sie, wenn sie reden, dann kann ich mich damit identifizieren und sie auch verstehen. Einfach nur mit ihnen zusammensitzen und reden und ihre Emotionen rauskitzeln.

Shekhar: Können Sie ein paar Beispiele geben, oder ein paar Gespräche rekapitulieren, die Sie mit Kindern geführt haben?

Sanjay: Nun, da war vor ein paar Jahren dieser Junge. Seine Eltern baten mich, mit ihm zu sprechen, und sie holten ihn, und er war total auf Drogen. Ich sagte also: „Schau mich an und rede mit mir.“ Er sagte: „Nein, nein, nein, ich bin nicht auf Drogen.“ Ich fing an, mit ihm über meine eigenen Erfahrungen zu sprechen, und nach etwa 30 Minuten brach er zusammen. Er fragte mich: „Wie komme ich da raus?“ Ich sagte ihm: „Wenn du Hilfe brauchst, dann bin ich für dich da. Hör auf damit. Du musst damit aufhören. Ich kann dir dabei helfen.“ Und heute ist er absolut in Ordnung. Er arbeitet, und es geht ihm gut.

Shekhar: Sie konnten ihn nach Mississippi schicken. Aber eine Menge Straßenkinder sind auf Drogen, ganz besonders auf Heroin.

Sanjay: Ja.

Shekhar: Was geschieht mit ihnen?

Sanjay: Nun, ich arbeite mit dieser Organisation namens Support zusammen, die sich um Straßenkinder kümmert. Aber diese Organisation ist nur wenig bekannt. Nächstes Mal nehme ich Sie mit zu dem Zentrum, da werden Sie Sechsjährige, Zehnjährige, Zwölf-, Vierzehnjährige sehen, die komplett drogensüchtig sind. Wir müssen sie davon wegbringen.

Shekhar: Aber die Möglichkeiten, die hier dafür zur Verfügung stehen, müssen doch Lichtjahre entfernt sein von denen in jenem Zentrum in Mississippi?

Sanjay: Absolut. Dieses hier ist in Amboli. Es ist ein einziges Chaos. Ich finde, ein solches Reha-Zentrum sollte weit entfernt von der Stadt sein. Es sollte ein schöner Ort sein, wo man diese Kinder therapiert, mit ihnen spricht und sie dann zur Ausbildung schickt.

Shekhar: Gab es damals Zeiten, in denen Sie davonlaufen wollten? Haben Sie es mal versucht?

Sanjay: Versucht habe ich es nie. Sie hatten mir meinen Pass weggenommen. Aber ja, ich wollte definitiv davonlaufen. Mein Betreuer war ein Mann namens Jack McCombe. Es war ein spirituelles Programm. Er pflegte uns Ratschläge zu erteilen. Ich wollte da einfach raus. Also ging ich zu ihm und sagte: „Ich hatte heute Nacht einen Traum.“ „Ja, gut, erzähl ihn mir.“ Ich sagte: „Ich weiß nicht, jemand in weiß kam zu mir und sagte: ‚Sanjay, du bist bereit, du kannst gehen.’ Jack, ich weiß nicht, wer das war.“ Aber er sah mich nur an und sagte: „Sanjay, das war Gott. Und hat er dir nicht gesagt, dass du anderthalb Jahre hierbleiben wirst?“ Es sind alles ehemalige Süchtige, die in diesem Zentrum arbeiten, und die wissen genau, was in den Patienten vorgeht.

Shekhar: Sie haben also Ihre Tricks versucht, und sie haben Sie erwischt.

Sanjay: Diesen einen habe ich versucht.

Shekhar: Haben Sie irgendwelche angenehmen Erinnerungen an diese anderthalb Jahre? Etwas, woraus Sie etwas gelernt haben?

Sanjay: Als sie uns langsam wieder in die Welt zurückführten, sah ich stets eine Menge glücklicher Menschen, die sich am Leben und an ihrer Arbeit berauschten – Menschen, die sich vor nichts verstecken mussten. Und ich wollte wirklich so sein wie sie. Ich wollte mich nicht länger verstecken, ich wollte lachen, ich wollte mit meinem Vater und mit meinen Schwestern zusammensitzen und normal sein, anstatt jeden zweiten Augenblick ins Badezimmer zu rennen. Und ich denke, das war der Wendepunkt für mich.

(Fortsetzung folgt)


(Deutsch von Diwali)

Freitag, 25. Mai 2007

Sahara Samay 25.5.2007: Hommage an Sunil Dutt

Sahara Samay, 25. Mai 2007

Sunil Dutt – ein facettenreicher Held Indiens

Heute ist der zweite Todestag des Schauspielers und später auch Politikers Sunil Dutt, einer facettenreichen Persönlichkeit, der von seinen Landsleuten für seine karitativen Tätigkeiten und für seine schauspielerischen Fähigkeiten gleichermaßen geliebt wurde. Er unterhielt nicht nur das Publikum durch sein Schauspiel, er arbeitete auch unermüdlich für das Wohl der Unterdrückten und reiste zudem auch noch in alle Ecken und Enden der Welt für den globalen Frieden.

Sunil Dutt – Der Star

Sunil Dutt wurde in den 1950ern ein Star und wirkte in mehr als 100 Filmen mit. Er begann seine Karriere beim Rundfunk, wo er ein sehr beliebter Ansager beim Hindi Service von Radio Ceylon war, der ältesten Rundfunkstation in Südasien. Dann wechselte er zur Hindi-Filmindustrie und startete seine Karriere in der Glitzerstadt 1955 mit dem Film Railway Platform. Schlagartigen Starruhm erlangte Sunil 1957 mit Mehboob Khans Megahit Mother India. Nargis, eine der angesehensten Schauspielerinnen ihrer Zeit, war darin sein Co-Star, und Sunil rettete ihr das Leben, als während der Dreharbeiten zu dem Film Feuer am Set ausbrach. So wurde Nargis sein Fan, und die beiden heirateten 1958.

Mother India, in dem er die Rolle des Birju spielte, wurde als Bester Ausländischer Film für einen Oscar nominiert. Zu seinen unvergesslichen Filmen zählen, um nur einige zu nennen, Sadhna, Sujata, Main Chup Rahungi, Yeh Raastein Hain Pyar Ke, Mujhe Jeene Do, Yaadein Gumraah, Waqt, Padosan und Humraaz. Zum letzten Mal vor der Kamera stand er 2003 in Vidhu Vinod Chopras Munnabhai MBBS mit seinem Sohn Sanjay Dutt in der Titelrolle. Einige Filme produzierte Dutt auch selber, darunter Reshma Aur Shera, Dard Ka Rishta und Yeh Aag Kab Bujhegi.

Nargis Dutt starb 1981 an Krebs, im gleichen Jahr, in dem ihr Sohn Sanjay mit Rocky sein Bollywood-Debüt gab. Dieses Ereignis veranlasste Sunil Dutt, seine Aufmerksamkeit der Fürsorge zuzuwenden. Er begann mit der Arbeit für Krebspatienten, sammelte Gelder für die Nargis Dutt Cancer Foundation und besorgte damit Gerätschaften und Medikamente für die Opfer dieser gefürchteten Krankheit. Zudem half er dem Kricket-Spieler Imran Khan beim Sammeln von Spenden für dessen Krebskrankenhaus in Pakistan und unterstützte ebenso ein Krebskrankenhaus in Kenia.

Dutt – Ein Mann für den Frieden

Sunil Dutt war außerdem dem Frieden verpflichtet. Das bewies er 1987, als er zusammen mit seiner Tochter Priya und vielen anderen 2000 km zu Fuß von Bombay nach Amritsar ging, um im Goldenen Tempel für den Frieden im Punjab zu beten, der damals in einer tiefen militärischen Krise steckte. Ein Jahr später unternahm er eine padyatra von Nagasaki nach Hiroshima in Japan, um gegen Nuklearwaffen zu protestieren. Außerdem reiste er im Rahmen der Friedensexpedition „Hands Across ihe Borders“ durch Sri Lanka, Indien, Bangladesh, Bhutan und Nepal. Während des Indochina-Krieges 1962 hatte Dutt großzügige Geldspenden geleistet.

Dutt – Der Politiker

Dutt war nicht nur ein angesehener Schauspieler, er fühlte sich zudem auch zur Politik hingezogen. Er trat der Kongress-Partei bei und gewann fünfmal für seine Partei den Mumbaier Parlamentssitz. Ebenso arbeitete er unermüdlich für die Slumbewohner Mumbais. 1984 wurde er in Mumbai Nord-West in die 8th Lok Sabha gewählt. Danach kandidierte und gewann er (bis auf eine Ausnahme) jedes Mal in diesem Wahlbezirk, einschließlich der vorigen allgemeinen Wahlen vor drei Jahren.

Zum ersten Mal in seiner über zwei Jahrzehnte währenden politischen Laufbahn wurde Dutt Unionsminister, als Premierminister Manmohan Singh ihm das Ressort Sport und Jugendangelegenheiten übertrug. Am 25. Mai 2005 starb er an Herzversagen in seinem Haus in Mumbai.

Das Team von Sahara Samay erweist Sunil Dutt die Ehre, der nicht nur ein Filmheld, sondern auch ein wirklicher Held Indiens war; ein unpolitischer Mensch voller Leidenschaft und Bescheidenheit.

(Chitra Deep Ashok; Deutsch von Diwali)

Screen 25.5.2007: "Ich weiß, dass meine Freunde mich nicht enttäuschen werden"

Screen, 25. Mai 2007

"Ich weiß, dass meine Freunde mich nicht enttäuschen werden"
Sanjay Dutt über Freunde, Gangster, Cops, Gandhiji und Munna...


Screen: Shootout at Lokhandwala basiert auf einer wahren Begebenheit. War das für Sie als Schauspieler besonders spannend?

Sanjay: Definitiv. Das Team hatte massenweise Material recherchiert, das ich durchstudiert habe. Außerdem hatte ich die Gelegenheit, mich mit ATS Chief A.A. Khan zu treffen, der 1991 im Lokhandwala-Gebiet von Andheri jenes Gefecht angeführt hat, bei dem zwei Männer von Dawood Ibrahim, Maya Dolas und Bhuva, getötet wurden. Er wirkt zudem selber in dem Film mit, so dass ich ihn ständig um Auskünfte und Tipps bitten konnte. Wir haben uns total an die Recherchen gehalten; allerdings wissen wir nicht, was geschah, nachdem die Beteiligten das Gebäude in Lokhandwala betreten hatten. Dieser Teil musste daher fiktionalisiert werden. Deshalb lautet die Tagline des Filmes auch „auf wahren Gerüchten basierend“.

Screen: Sie haben in so vielen Filmen den Gangster gespielt. Und jetzt spielen Sie einen Cop. Was hat Ihnen mehr Spaß gemacht?

Sanjay: Das hängt immer von der Figur ab. Wenn sie gut geschrieben ist und ihre Eigenheiten gut definiert sind, dann kann jede Rolle Spaß machen. Ich kann das nicht vergleichen. Es liegt an den Zuschauern, zu sagen, in welcher Rolle sie mich gerne sehen.

Screen: Sie arbeiten meistens mit Ihren Freunden. Nehmen Sie eine Rolle an, weil ein Freund Sie darum bittet, oder weil Sie sie wirklich wollen?

Sanjay (lächelt): Ich tue es für den Freund. Aber ich weiß, dass meine Freunde mich nicht enttäuschen und mir tolle Skripts und tolle Rollen geben werden. Und das war auch stets der Fall, denke ich. Sehen Sie das anders?

Screen: Welchen der beiden Munnabhai-Filme mögen Sie lieber, MBBS oder Lage Raho?

Sanjay: O Gott, das ist eine schwierige Frage. Ich kann es nicht sagen. Munnabhai MBBS war der größere Spaßfilm, während Lage Raho eine emotionale Botschaft vermittelte. Ich weiß es nicht. Viele sagen, sie mögen MBBS lieber, während andere meinen, Lage Raho sei ein Klassiker. Ich kann mich nicht entscheiden.

Screen: Aber hätten Sie je gedacht, dass diese Filme Sie in solche Höhen katapultieren und zu einer so wichtigen Stufe in Ihrer Karriere werden würden?

Sanjay: Ich wusste, dass MBBS gut laufen würde. Er hatte dieses gewisse Etwas, das ein Film braucht, um richtig und allgemein beliebt zu werden. Der Film ist etwas Spezielles geworden. Aber ich hätte nie erwartet, dass der Film ein solcher Riesenerfolg werden würde und dass Circuit und Munna von allen so sehr geliebt würden. Heute glaube ich, sie sind sogar größer als Jai und Veeru in Sholay. Und dass Hollywood das Skript aufgreifen will und Gangster MD ankündigt, ist ein Riesenkompliment und ein toller Erfolg für uns. Was Lage Raho betrifft, so erinnere ich mich noch, dass ich während der Dreharbeiten zu Raju (Rajkumar Hirani, der Regisseur) sagte: „Du weißt gar nicht, was du da machst. An den Film wird man sich für alle Zeiten erinnern.“ Ich finde, Lage Raho hat ein fantastisches Skript und vollführt mit der Predigt der Lehren Gandhijis mit Mitteln der Unterhaltung einen wahren Drahtseilakt. Es hätte auch langweilig werden können, aber Raju hatte die fabelhafte Idee, Munna den „Prediger“ spielen zu lassen, und daraus resultierte der hohe Unterhaltungsfaktor.

Screen: Ist Ihnen nach diesem Film Gandhiji in Ihren Träumen erschienen?

Sanjay (lacht laut): Nein, nein, ich wünschte, er täte es.

Screen: Wenn ich jetzt „Munna“ sage, welches Bild erscheint da vor Ihrem inneren Auge?

Sanjay: Ich in einem orangefarbenen Hemd. Aber ich empfinde dabei auch eine Menge Emotionen. Ich denke an jemanden mit einem toughen Äußeren und einem verletzlichen Herzen. Ich denke an einen hilfreichen, ehrlichen, liebenswerten und emotionalen Menschen.

Screen: Welcher Munnabhai-Film ist der Favorit Ihrer Tochter Trishala?

Sanjay: Sie mag Munnabhai MBBS lieber.

Screen: Welche Ähnlichkeiten bestehen zwischen Ihnen und Munna?

Sanjay: Ich finde, wir haben jede Menge gemeinsam. Wir sind beide verletzlich, hilfsbereit und emotional. Wir sind beide gut darin, Probleme zu lösen und Witze zu machen.

Screen: Und was unterscheidet Sie beide voneinander?

Sanjay: Wir sind total gleich. Ich identifiziere mich vollkommen mit Munna.

Screen: Sie haben unlängst eine Special Appearance in einem Song für Farah Khans Om Shanti Om gemacht. Was war das für eine Erfahrung?

Sanjay: Das war ein Hammer. Salman, Shahrukh, Saif und ich hatten einen Heidenspaß. Die Energie war sagenhaft, und wir haben wirklich toll zusammengarbeitet, ein richtiges Team. Der Song wird klasse.

Screen: Solche Freundschaftsdienste machen Sie ständig. Es heißt, Sie könnten niemals Nein zu jemandem sagen?

Sanjay: Ich liebe es, so zu sein. Und schließlich sind all diese Jungs, Salman, Shahrukh, sie alle sind Freunde und Familie für mich. Sie sind richtig warmherzige Menschen, und wenn ich irgendetwas für irgendeinen von ihnen tun kann, dann denke ich nicht zweimal darüber nach.

Screen: Sie haben sich als Sänger mittlerweile einen guten Ruf erworben, besonders jetzt nach Ihrem Song mit der legendären Asha Bhosle.

Sanjay: Als Ashaji mich anrief und mir sagte, dass sie mit mir singen wollte, stand ich erst mal völlig unter Schock. Sie sagte sogar tatsächlich, dass sie meine Stimme mag. Ich wusste gar nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich habe versucht, mein Leben zu retten, indem ich ihr sagte, ich könne nicht singen, aber sie bestand darauf, und dann konnte ich einfach nicht Nein zu ihr sagen. Aber ich bat darum, meinen Teil separat singen zu dürfen – mit ihr zusammen, das hätte ich niemals geschafft. Gott sei Dank war sie damit einverstanden, und wir haben getrennt voneinander gesungen. Aber das Musikvideo haben wir gemeinsam gedreht, und das war eine wundervolle Erfahrung.

Screen: Sie arbeiten jetzt schon seit 26 Jahren als Filmschauspieler. Was ist dran an diesem Beruf, dass er Sie nach wie vor fesselt?

Sanjay: Ich liebe die Möglichkeit, so viele verschiedene Figuren zu interpretieren. Das ist, wie wenn man verschiedene Leben spielt. Solange ich die ganzen verschiedenen Figuren nicht mit zu mir nach Hause schleppe, ist das eine tolle Art, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Außerdem liebe ich die Erfahrung, mit Typen wie Mahesh Bhatt, Raju, Sanjay Gupta, Vidhu Vinod Chopra und Mahesh Manjrekar zu arbeiten, weil sie die Schauspieler in ihre Schöpfungen mit einbinden. Ich liebe es, wirklich Teil der emotionalen Reise einer Figur zu sein. Ich liebe es, die Emotionen der Figur zu empfinden, die ich spiele.

Screen: Sie haben in Ihren Filmen mit so vielen verschiedenen Looks experimentiert. Welche gefielen Ihnen persönlich ganz besonders?

Sanjay: Ich habe meinen Look in Musafir und Deewaar geliebt.

Screen: Gibt es unter den neueren Filmen welche, bei denen Sie gerne mitgewirkt hätten?

Sanjay: Ich sehe nicht allzu viele Filme, aber 300 mochte ich sehr. Der Film war echt tödlich. Ich habe im eNet nachgeschaut, wie diese Jungs ihre Bodys so toll hingekriegt haben. Wussten Sie, dass sie alle anderthalb Jahre lang extrem und bis zum Anschlag dafür trainiert haben – und zwar das volle Programm: Aerobic, Konditions- und Krafttraining etc. Sehen Sie: So bereitet man sich auf eine Rolle vor.

Screen: Abschließend: Sanju in einem Wort?

Sanjay: Ehrlich.

(Harneet Singh; Deutsch von Diwali)

Dienstag, 22. Mai 2007

Filmfare 6/1994: M.N. Singh

Filmfare, Juni 1994: Accused!
(Original: Link 1 - Link 2)

M.N. Singh: „Ich tue nur meine Pflicht“

M.N. Singh, Joint Commissioner of Police (Crime), über die Telefonate vom Haus der Dutts nach Dubai und andere Fragen.

Es gibt neue Indizien im Fall Sanjay Dutt. Warum wurden die Telefonate von seinem Haus nach Dubai nicht schon früher bekannt?

„Unser früherer Bericht erwähnt jene Telefonate nicht. Wir hatten zwar Beweise für sie, aber da damals andere brisantere Themen im Vordergrund standen, blieben sie unbemerkt.“

Was wird jetzt mit Sanjay Dutt geschehen?

„Wir haben den Fall gründlich untersucht und die Indizien dem Gericht vorgelegt. Es wäre also nicht nur unethisch, darüber zu reden, es könnte auch Komplikationen verursachen. Ich habe keine persönlichen Animositäten gegen ihn oder Sunil Dutt. Ich kannte sie bis zu dem Fall nicht einmal. Ich kann nicht sagen, ob Sanjay auf freiem Fuß bleiben oder wieder in Gewahrsam genommen werden wird. Ich bin ein Polizeibeamter, der seine Pflicht tut. Ob er in den Knast geht oder nicht, geht mich nichts an.“

Glauben Sie, dass Sanjay schuldig ist?

„Absolut! Sonst hätten wir keine Anklageschrift erstellt.“

Haben Sie Indizien, die ihn mit den Bombenanschlägen vom 12. März vorigen Jahres in Verbindung bringen?

„Eine Verschwörung erfolgt in verschiedenen Schritten – Waffen besorgen und ausliefern, Leute trainieren, Polizei und Zollbeamte kaufen, Bomben bauen und platzieren und am Ende den Hauptverschwörern zur Flucht verhelfen. All diese Glieder formen eine Kette. Wenn jemand auch nur an einer Stelle involviert ist, dann ist er verantwortlich für die Verschwörung. Deshalb konnten wir bislang ja auch 200 Personen fassen.“

Aber hätte Sanjay denn ein Motiv?

„Wir werden seine Absichten vor Gericht enthüllen.“

Ist die Anklageschrift gegen die Beteiligten an den Bombenanschlägen die umfangreichste aller Zeiten?

„Ja, das ist richtig. Es ist der größte Kriminalfall aller Zeiten... in den eben nicht nur ein oder zwei Verschwörer verwickelt sind, sondern mehrere.“

Welche Anschuldigungen wurden gegen Sanjay erhoben?

„Er wurde angeklagt, Waffen erworben zu haben, die von an den Bombenanschlägen Beteiligten ins Land geschmuggelt worden sind. Und diese Menschen waren Teil einer noch viel größeren Verschwörung, die mit Waffengewalt danga-fasad im ganzen Land schaffen und Regierungsgebäude in Bombay zerstören wollte wie das Air-India-Büro, die Börse und den Flughafen.“

Doch Berichten zufolge waren die Waffen, die Sanjay erwarb und später zerstörte, nur für persönlichen Schutz gedacht. Er brauchte sie nach einer Fülle von Drohanrufen.

„Niemand besitzt Handgranaten oder eine AK-56 für persönlichen Schutz. Das sind tödliche Waffen. Für Selbstschutz kann man die Lizenz für Waffen wie einen Revolver oder ein zwölfkalibriges Gewehr erwerben. Was die Drohanrufe betrifft, die kennt man nur vom Hörensagen. Hätte es sie gegeben, warum hat er nicht die Polizei informiert? Es war nicht notwendig, dass er sich dafür mit Ganoven einließ.“

Wenn die Argumente gegen ihn so stark sind, warum wurde er dann auf Kaution freigelassen?

„Das Gericht hat ihn freigelassen.“

Einige Versionen der Geschichte behaupten, er sei auf politischen Druck freigelassen worden.

„Ich glaube nicht, dass das geschehen sein kann. Auf mich ist keinerlei Druck ausgeübt worden. Deshalb wäre es nicht fair von meiner Seite, das zu kommentieren... Dies ist ein sehr ernster und wichtiger Fall, jeder würde zehnmal darüber nachdenken, bevor er irgendeine Forum von Druck ausübt.“

Es hieß, Sanjay Dutt dürfe das Land nicht verlassen. Doch nun flog er zu einem Drehtermin nach Mauritius. War das Verbot für ihn, ins Ausland zu reisen, zeitlich begrenzt?

„Das Gericht hatte keine derartige Direktive erlassen. Es gab keine Einschränkungen für ihn, ins Ausland zu reisen.“

Welche anderen Mitglieder der Filmindustrie neben Sanjay, Hanif Kadawala und Samir Higora sind in die Verschwörung verstrickt?

„Diese drei sind die Hauptschuldigen. Zudem liegt eine Anzeige gegen Sanjays Freund Yusuf Nalwalla vor, der ihm geholfen hat, das Gewehr zu zerstören. Viele Mitglieder der Filmgemeinschaft haben enge Verbindungen zu Dawood Ibrahim und seinen Brüdern Anees und Noora. Wenn ich die alle nenne, gibt es ein großes hungama. Aber ich weise darauf hin, dass wir konkrete Beweise gegen sie haben. Einige Filmstars haben schamlos mit Unterwelt-Dons posiert.

Filme sind oft eine Fassade für andere Aktivitäten – wie bei Mohammed Iqbal Jogeshwari, der seit zwei Jahren den Film Giraft macht. Er wurde erwischt, als er einen Einwohner von Borivli bedrohte, ihm seinen Bungalow für Rs. 50 lakhs zu verkaufen, damit er ihn für einen viel höheren Preis weiterverkaufen könne.

Romesh Sharma (alias Gunga Sharma), der Game produziert hat, hat ebenfalls starke Verbindungen zur Unterwelt. Ebenso Sudhakar Bokade; er wurde zusammen mit seinen Partnern zu Vernehmungen vorgeladen. Wir haben Beweise gegen ihn.

Dann gibt es da noch Salim Kurla (Shabnam Art International), der in dem Bombenanschlag-Fall genannt worden ist. Offenbar hat nur die neuere Produzentenbrut dunkle Verbindungen. Sie wollen die Filmindustrie zerstören, und es liegt an den anderen Filmleuten, sie rauszuschmeißen. Zum Glück ist noch nicht die gesamte Filmindustrie korrumpiert.

Einige Filmemacher waren tief in die Unterwelt verstrickt. Aber der Einfluss der Unterwelt auf die Filmindustrie hat nachgelassen. Es gab eine Zeit, in der Unterwelt-Dons die Entscheidungen trafen, sogar über die Inhalte der Filme. In dieser Ära wurden Schmuggeleien, Gewalt, Verbrechen und Sex verklärt, während die Polizisten als Volltrottel dargestellt wurden. Im Wissen um die Einflusskraft der Filme war dies ein kalkulierter Schachzug, um die Jugend zu solch schändlichen Aktivitäten zu verlocken.“

Zunächst machte der Fall Sanjay Dutt eine Menge Schlagzeilen. Dann hörte man plötzlich nichts mehr von ihm. Warum?

„Sanjays Fall sandte Schockwellen durch das gesamte Land. Das gleiche Interesse wurde geweckt, als sein Fall bei Gericht neu aufgerollt wurde. Wir gehen bei unserer Arbeit systematisch vor. Unser Ziel ist, sicherzustellen, dass der Gerechtigkeit Genüge geleistet wird. Wer immer in die Bombenanschlag-Verschwörung verstrickt ist – ganz egal, wie klein sein Beitrag war –, wird bestraft werden.“

Das Sammeln von Beweisen dauert so lange, dass die Öffentlichkeit ihr Interesse an dem Fall verliert und mutmaßliche Verbrecher zuhauf ungeschadet davonkommen.

„Bis zu einem gewissen Grad ist das wahr. Unsere Gesetze sind zu weich, es gibt so viele Schlupflöcher. Selbst mit einem Berg von Beweisen haben wir Probleme damit, die Schuldigen zu verurteilen. Aber wenn ich die Gelegenheit bekomme, jemanden einzubuchten, dann mache ich das. Das betrachte ich als meinen Beitrag zur Gesellschaft und zur Filmindustrie.“

Gelten Fotos mit Mafia-Dons als Beweise für Kriminalitäten? Schließlich und endlich will jeder mal mit einem Filmstar abgelichtet werden.

„Stars sind schamlos, die würden mit jedem posieren.“

Wenn Stars schamlos sind, wie würden Sie dann den Top Cop A.A. Khan bezeichnen, der oft auf Partys von Filmleuten und Mafia-Dons gesehen wird?

„Wenn Polizisten solche Verbindungen haben, dann sollte man sich diese ganz genau ansehen. Aber ich werde nichts zu Khan sagen, weil er ein Freund von mir ist. Ich sage nicht, dass alle Filmleute schlecht sind, einige von ihnen sind sehr anständig – Amitabh Bachchan zum Beispiel.“

Haben Sie irgendwelche Freunde in der Filmindustrie?

„Wenn ich Freundschaften schließe, dann halten die auf ewig. Deshalb bleibe ich lieber auf Distanz, so dass ich meinen Verpflichtungen ohne jedes Zögern nachgehen kann. Ich weiß, dass ich in einem sensiblen Bereich arbeite und dass ich sehr leicht zu attackieren bin. Ich muss vorsichtig sein, damit die Leute mich oder meine Position nicht ausnutzen können.“

Was wird aus den Filmen Sanam und Singer von Hanif-Samir werden?

„Ihre Familien können die Filme gerne vollenden. Wir werden sie nicht davon abhalten.“

Aber Sie haben ihr Tawa-Restaurant und ihr Produktionsbüro geschlossen.

„Tawa musste geschlossen werden. Als bekannt wurde, wem es gehört, ging niemand mehr dorthin.“

Werden Hanif-Samir auf Kaution freikommen?

„Sie bemühen sich darum, aber bislang blieben ihre Versuche vergeblich. Wir haben so viele Indizien, die sie mit der Bombenanschlag-Verschwörung in Verbindung bringen, dass sie niemals Kaution bekommen werden. Es ist unser Job, Beweise zu sammeln, und das haben wir getan. Wir sind überzeugt von ihrer Schuld, sie stecken bis zum Hals in kriminellen Aktivitäten. Außer nahen Verwandten und Polizeibeamten darf niemand zu ihnen.“

Warum ließ man Mandakini laufen? Es heißt, sie habe Verbindungen nach Dubai und sogar ein Kind.

„Sie wurde zu Vernehmungen in die D.N. Nagar Polizeistation in Andheri zitiert. Und sie wurde von der Polizei in Bangalore verhört. Aber eine Affäre mit jemandem zu haben ist an sich noch kein Verbrechen. Von einem Kind weiß ich nichts. Unsere Beamten sind alle gewarnt worden, nicht star-hörig zu werden und eine gründliche Untersuchung durchzuführen.“

(Deutsch von Diwali)

Filmfare 6/1994: S.B. Jaisinghani

Filmfare, Juni 1994: Accused!
(Original: Link 1 - Link 2)

S.B. Jaisinghani: „Nichts ist unmöglich...“

S.B. Jaisinghani, Senior-Anwalt und Partner von Ram Jethmalani (beide haben sich aus dem Fall zurückgezogen), spricht über den derzeitigen Status des Falles Sanjay Dutt.

Wo steht der Fall Sanjay Dutt in diesem Augenblick?

„Derzeit ist Sanjay Dutt ohne Anwalt. Da wir uns aus dem Fall zurückgezogen haben, hat ihn C.B. Wadhwa am 2. Mai vertreten, als sein Kautionsantrag zur Anhörung kam. Sanjay wird nun um Zeit bitten, um einen neuen Anwalt auszuwählen, der wiederum Zeit brauchen wird, den Fall zu studieren.“

Warum haben Sie den Fall aufgegeben?

„Wir sind eine Gruppe von sechs Anwälten, die etwa 100 Angeklagte in dem Bombenanschlag-Fall vertreten. Wir sind dafür bekannt, dass wir unsere Leistungen erbringen, aber wir glauben nicht, dass wir das vor dem TADA-Richter J.N. Patel tun können. Sagen wir es so: Unsere Klienten sind höchst beeindruckt von unserer ‚Unfähigkeit’ und haben beschlossen, uns von unserer Aufgabe zu entbinden. Sie haben allen Grund zu glauben, dass sie keine faire Gerichtsverhandlung bekommen werden.“

Was sind die Gründe für diese Behauptung?

„Wir werden unsere Gründe in der Petition nennen, die wir dem Supreme Court präsentieren werden.“

Können Sie andere signifikante Instanzen nennen im Zusammenhang mit den Anträgen, dass ein anderer Richter diesem Fall vorstehen sollte?

„Da gibt es viele. Ich bin mir jedoch schon über den TADA Act selbst nicht sicher. Die Grundlagen sind schließlich und endlich die gleichen. Was unter das allgemeine Gesetz fällt, fällt gleichermaßen unter TADA. Es gibt ja bereits Schritte, den TADA Act abzuschaffen, mit dem in neun von zehn Fällen Missbrauch getrieben worden ist. Richter Kuldip Singh vom Supreme Court hat das neulich während der Anhörung eines Falles gesagt.“

Wie haben Sie Sanjay Dutt gegenüber begründet, dass Sie sich aus dem Fall zurückziehen?

„In erster Linie hatten wir das Gefühl, dass unsere Klienten ihr Vertrauen in uns verloren haben. Es war eine kollektive Entscheidung. Man muss nicht darauf warten, dass der Angeklagte zu einem kommt und sagt: ‚Du tust nichts für mich, ich will einen anderen Anwalt.’ Wenn man selber feststellt, dass man unfähig ist, etwas zu tun, wenn man sich uneffektiv und frustriert fühlt, dann ist es Zeit, aufzuhören. Und es ist nichts Illegales daran, einen Fall aufzugeben. Kein Gesetz in Indien sieht vor, dass ein Anwalt einen Fall von Anfang bis Ende begleiten muss.“

Einige Berichte behaupten, Sie hätten sich nur zurückgezogen, um Sanjays Fall hinauszuzögern.

„Wie ich schon sagte, wir haben uns aus einem allgemeinen Grund zurückgezogen. Außerdem, was hätten wir davon, Dinge hinauszuschieben – einen Monat, ein Jahr? Den Fall sabotieren könnten wir niemals.“

Würden Sie Sanjays Fall wieder aufnehmen – vor einem anderen Richter?

„Nichts ist unmöglich. Es kann durchaus sein, dass man uns um unsere Rückkehr zu dem Fall bittet. Wenn ein Klient uns zurückhaben will, werden wir ihm unsere Dienste nicht verweigern.“

Was war der unmittelbare Anlass für Ihren Rückzug?

„Sehen Sie, unsere Verfassung garantiert ein freies und faires Gerichtsverfahren. Wenn der Angeklagte fürchtet, dass der Richter gegen ihn voreingenommen ist, dann kann dieser Richter nicht über ihn urteilen. In dem Bombenanschlag-Fall gibt es einen Angeklagten namens Abu Azmi. In einem völlig normalen Geschäftsvorgang hat er elf Tickets gebucht, die dann von Personen benutzt wurden, die zum Waffentraining nach Dubai reisten. Wenn ich zwischen Sanjay und Abu die unschuldigere Person wählen müsste, dann wäre das Abu. Ich konnte Abu nicht mehr in die Augen sehen, als sein Kautionsgesuch abgelehnt wurde. Und seit Richter Patel auch Abus zweites Kautionsgesuch im vorigen November ablehnte, kann ich nicht mehr richtig schlafen. Der Richter hat erklärt, Abu sei ‚unaufrichtig, unehrlich, abgefeimt, hinterlistig und hält die Regierungsbehörden zum Narren’. Wenn das jetzt schon in seinem Bericht steht, wie kann Abu da ein faires Gerichtsverfahren erwarten?“

Gab es nicht einen Ansatz, Sanjay Dutt eher nach dem Arms Act anzuklagen statt nach TADA?

„Nein, einen solchen Ansatz gab es nie. Er ist immer noch unter TADA, und das Ganze ist lächerlich, absolut absurd. Wie kann man ihn auch nur im Entferntesten mit den Bombenanschlägen in Verbindung bringen? Sanjay wurde zum Über-Opfer gemacht. Gegen all jene, die im Zusammenhang mit den Bombenanschlägen vom 12. März verhaftet wurden, sind schwere Vorwürfe erhoben worden. Sanjay ist, wenn überhaupt, lediglich des Besitzes illegaler Feuerwaffen schuldig und hat darüber auch bereits ein Geständnis abgelegt.“

Was ist die Höchststrafe unter TADA für den Bombenanschlag-Fall?

„Auf dem Papier, die Todesstrafe.“

Und unter dem Arms Act?

„Zwei bis fünf Jahre rigorose Gefängnishaft, was meiner Ansicht nach mehr als genug wäre für die Dummheit, die Sanjay möglicherweise begangen hat. Sein Vergehen ist ein geringeres – Besitz illegaler Feuerwaffen –, und er hätte unter dem Arms Act verhaftet werden müssen.“

Wie bekam er Kaution?

„Der High Court hat ihn auf Kaution freigelassen.“

Wie viele andere Verhaftete in Zusammenhang mit den Bombenanschlägen wurden auf Kaution freigelassen?

„Zwei Männer, die anscheinend nach Dubai geschickt worden waren, um im Umgang mit Feuerwaffen geschult zu werden. Dass sie zurückkamen, ohne dieses Training erhalten zu haben, ist eine andere Sache. Sie sind schuldiger als Abu Azmi, aber sie sind auf Kaution frei.“

Warum?

„Vielleicht aufgrund von Richter Patels Auffassung von Beweisen, Schuld und Unschuld.“

Wer sind die anderen unter TADA Angeklagten?

„Ob Sie es glauben oder nicht, etwa 15 von den 140 verhafteten Personen sind Be- und Entlader in Raigarh, einem bekannten Umschlagplatz für Schmuggelware. Diese armen Kerle bringen lediglich an Land, was ihnen aufgetragen wird, verpulvern dann noch am gleichen Abend ihr Geld für Alkohol und gehen anschließend schlafen. Die wissen doch nicht einmal, was RDX überhaupt ist. Aber jetzt bringt man ihnen bei, RDX zu sagen, und alles, was die armen Jungs rausbringen, ist ‚lodex’. Inzwischen sind Tiger Memon, Dawood Ibrahim und Yakub verschwunden. Das ist, wie wenn man Hamlet ohne den Prinzen von Dänemark auf die Bühne bringt. Wäre Khalnayak ohne Sanjay Dutt machbar gewesen? Übrigens, wie reagiert eigentlich die Filmindustrie auf Sanjays Fall?“

Seine Produzenten und Vertreiber sind erleichtert, dass er weiterhin zur Verfügung steht, um ihre Filme fertigzustellen.

„In diesem Fall sollten sie uns dankbar sein, dass wegen uns die Anhörung verschoben wurde... Aber unsere Polizei und Nachrichtendienste sollten sich schämen. Das RDX wurde im Januar entladen, und die Bomben gingen im März hoch – und nicht ein einziger Konstabler hat auch nur ansatzweise geahnt, was passieren würde. Die Behörden in Raigarh haben offenbar überhaupt nicht gewusst, was da vor sich ging... Okay, die haben bestimmt ihre regelmäßigen Kürzungen, aber ich glaube nicht, dass irgendjemand von denen für ein paar Scheinchen RDX durchlassen würde. Und die können doch nicht die gesamte Mannschaft gekauft und zu Anti-Nationalen gemacht haben.

Als die Hauptbeschuldigten flohen, brauchte die Polizei ein paar große Namen, um ihre Ineffizienz zu verbergen, und deshalb hängen sie sich jetzt an Sanjay auf. Hanif Kadawala, Samir Hingora und bis vor kurzem auch der zusätzliche Zolleinnehmer S.N. Thapa. Auch nachdem Thapa vom Supreme Court für unschuldig erklärt wurde...

Sanjay ist ihr ‚oberster Angeklagter’. Die Staatsanwaltschaft präsentiert ihn als ‚Beweisstück A’. Seine Anwesenheit hat dem Fall Glamour verliehen. Sie werfen mit seinem Namen um sich, als wollten sie sagen: ‚Hey, wir haben den Fall gelöst!’“

Warum hat Ihrer Ansicht nach Sanjay sich die AK-56 besorgt?

„Er brauchte sie für persönlichen Schutz. Sunil Dutts Rolle während der Januar-Unruhen wurde falsch aufgefasst. Dutt hatte ganz klar gesagt, dass er nur den Opfern half, wie er es normal auch tun würde. Aber die ganzen Drohanrufe waren zu viel für Sanjay. Für ihn waren Hanif und Samir seine Produzenten, und als sie ihm ein Gewehr anboten, nahm er es. Er hatte sie nicht durch irgendwelche Unterwelt-Verbindungen kennengelernt. Sie waren führende Produzenten, Vertreiber und Mitglieder des Friedenskomitees.“

Sanjay hat zugegeben, Dawood Ibrahim und dessen Bruder Anees getroffen zu haben.

„Nennen Sie mir einen Filmstar, der sie nicht getroffen hat. Eine ganze Flugzeug-Ladung von ihnen hat der Sunnat-Zeremonie von Dawoods Sohn beigewohnt. Bevor all diese Spannungen losgingen, pflegten die Stars zu prahlen: ‚Hey, heute hat Bhai mich angerufen!’ Als Sanjay sie während der Dreharbeiten zu Feroz Khans Yalgaar in Dubai kennenlernte, kam es überhaupt nicht in Frage, ihre Einladung zum Dinner abzulehnen. Das hätte nur ihren Unmut geweckt.“

Sanjay hätte die Drohanrufe der Polizei melden und um Schutz bitten können.

„Konnte das Sicherheitspersonal die Ermordung von General Vaidya verhindern? Und die Srikrishna Commission hat Bänder vorgelegt mit Gesprächen zwischen dem Kontrollraum der Polizei und den Streifenwagen... und die Streifenwagen erhielten dabei während der Januar-Unruhen spezielle Instruktionen, sich von den Unruheherden fernzuhalten. Jedenfalls hat Sanjay um Schutz gebeten, was immer der wert gewesen wäre.

Was hätte die Polizei tun können, wenn ein wütender Mob Sunil Dutts Haus angegriffen hätte? Mit seinem einfachen Gewehr hätte Sanjay sie nicht abwehren können. Er hat die AK-56 nie benutzt, sie lag einfach nur in einer Ecke seines Hauses herum. Er hat auch nie eine Kugel aus seiner automatischen 9-mm-Pistole abgefeuert... das zeigt doch, dass er nicht die Absicht hatte, jemandem zu schaden.“

(Deutsch von Diwali)