IBNlive.com / Entertainment News, 6. Mai 2007
To Catch a Star: Sanjay Dutt
Er ist einer der beliebtesten Schauspieler Bollywoods und ein vielgeliebter Star. Für „To Catch a Star“ in dieser Woche unterhält sich Rajeev Masand, der Herausgeber von CNN-IBN Entertainment, mit Sanjay Dutt.
CNN-IBN: Warum sind Sie so scheu, wenn es darum geht, über sich selbst zu sprechen? Interviews gehören nicht zu Ihren Lieblingsdisziplinen als Schauspieler, stimmt’s?
Sanjay: Stimmt. Ich weiß nicht, warum ich so scheu bin. Aber so war ich schon immer.
CNN-IBN: Sie haben gerade einen Award für das Munnabhai-Team präsentiert, den Hrishikesh Mukherjee Award für gesellschaftlich relevante Komödien. Es ist interessant, dass Munnabhai eine Familienkomödie ist und ganz anders als die anderen Filmkomödien, die Sie bisher gemacht haben, so wie die von David Dhawan. Wie wollen Sie denn jetzt zu dieser anderen Art von Komödien zurückkehren?
Sanjay: Es ist ein anderes Genre, und es ist interessant, so was ab und zu mal zu machen. David hat seine eigene Nische, und seine Filme sind ganz ähnlich wie die ersten von Jim Carrey, die keinen Sinn machten, aber bei denen man ohne Ende lachen konnte. Deshalb ist es interessant.
CNN-IBN: Würden Sie sich schuldig fühlen, wenn Sie jetzt wieder zu diesen unanständigen Komödien zurückkehren würden, in die Eltern ihre Kinder nicht unbedingt mit reinnehmen würden, zumal da Sie jetzt eine Art Familienheld geworden sind, oder?
Sanjay: Ja, Munnabhai hat aus mir einen Familienhelden gemacht, aber von welchen Komödien reden Sie?
CNN-IBN: Shaadi No. 1 vielleicht?
Sanjay: Da war doch nichts Vulgäres dran. Es war ein anderes Genre, deshalb hat es mich interessiert.
CNN-IBN: Gibt es Filme, von denen Sie heute gar nicht mehr glauben können, dass Sie sie gemacht haben?
Sanjay: Sogar eine ganze Menge. In den frühen 80ern waren die Regeln noch völlig anders. Da habe ich bisweilen zehn bis fünfzehn Gegner auf einmal verprügelt und solches Zeug.
CNN-IBN: Was denken Sie, mit welchen Filmen kann man Sie definieren?
Sanjay: Da gibt es einige: Naam, Saajan, Sadak, Khalnayak, Vaastav, Kaante, Mission Kashmir und natürlich Munnabhai. Und auch Zinda; ich weiß nicht, warum die Leute das nicht erkannt haben, aber es war ein sehr intensiver und kraftvoller Film.
CNN-IBN: Wenn Sie einen Film machen, wissen Sie dann immer schon, wie er am Ende wird?
Sanjay: Absolut. Als Schauspieler erkennst du das schnell. Schon beim ersten Drehtermin weiß man, wie es laufen wird und ob es spannend werden wird.
CNN-IBN: Und wenn Sie nun mittendrin merken, dass es schiefgeht? Gibt es dann Möglichkeiten, so einen Film zu retten?
Sanjay: Ja, das habe ich schon einige Male erlebt, dass wir uns wie eine Familie zusammengesetzt und versucht haben, eine Lösung zu finden. Und manchmal hat es auch funktioniert.
CNN-IBN: Wie schwierig ist das Schauspielen für Sie?
Sanjay: Es kommt mit der Zeit, denke ich. Ich bin jetzt seit 27 Jahren in der Industrie, und man reift als Schauspieler. Man kann niemals aufhören zu lernen. Mein Vater hat mir immer gesagt, dass ich mehr wie meine Mutter bin. Er war ja auch bei Mother India dabei und meinte, ich wäre am Set ganz genau wie sie. Auf die Allgemeinheit mache ich sicher eher den Eindruck, dass ich nur herumalbere und so. Aber ich lese nun mal jede Szene nur einmal, ich sitze nicht irgendwo in der Ecke und bin immer nur am Lesen. Genauso war sie auch – doch sobald die Kamera an war, war sie verändert, und wenn die Kamera aus war, war sie wieder sie selbst. Da bin ich ihr wohl wirklich sehr ähnlich.
CNN-IBN: Was war für Sie die schwierigste Rolle?
Sanjay: Naam war schwierig, weil Mahesh mir sagte: „Sei einfach das, was du bist.“ Und vor der Kamera du selbst zu sein ist sehr schwierig; schließlich neigst du ja dazu, zu agieren, etwas darzustellen. Ich habe wirklich zwei, drei Tage gebraucht, um aufs richtige Gleis zu kommen und wirklich nur ich selbst zu sein, das war nicht leicht.
CNN-IBN: Werden Regisseure von großen Stars eingeschüchtert? Sie haben mit Regisseuren gearbeitet, die jünger sind als Sie und noch nicht so lang in der Industrie. Daher scheuen sie vielleicht davor zurück, Sie zu verbessern. Sagt es Ihnen jeder, wenn etwas falsch läuft, oder fordert „mach es nochmal“?
Sanjay: Ja, klar sagen sie mir das. Ich glaube, die Regisseure haben damit heute keine Probleme. Aber einmal ist es passiert, wenn auch weniger aus Angst, sondern weil der Regisseur einfach zu lieb war. Während der Dreharbeiten zu Munnabhai MBBS sah ich Raju (Rajkumar Hirani) traurig in einer Ecke sitzen. Ich fragte ihn, was los sei, und er meinte: „Können wir die Szene noch einmal machen?“ Worauf ich ihm sagte: „Du bist es, der das bestimmt, nicht ich!“ Er ist so ein weichherziger und wirklich süßer Kerl.
CNN-IBN: Sie waren bei der Hochzeit von Aishwarya Rai und Abhishek Bachchan einer der wenigen Eingeladenen aus der Bollywood-Szene. Welchen Rat würden Sie den beiden in Sachen Ehe mitgeben?
Sanjay: Nun, Abhishek ist wie ein kleiner Bruder für mich, wir fühlen uns wie eine Familie. Und mit Ash habe ich gearbeitet, sie ist ein wunderbarer Mensch. Alles, was ich sagen kann, ist: Die Ehe erfordert eine Menge Opfer, besonders von der Frau, aber auch vom Mann. Es ist kein Spiel, sondern ein Bund fürs Leben. Es gehört eine Menge Geben und Nehmen dazu, und man muss Opfer bringen und sich selbst sehr verändern. Ich liebe die beiden und wünsche ihnen einfach nur das Beste.
CNN-IBN: Und was Sie selbst betrifft: Würden Sie sagen, dass Sie Glück in der Liebe hatten?
Sanjay: Ich würde sagen, dass ich nichts bereue. Ich bin sehr zufrieden damit, wie es bisher war, und im Moment bin ich sehr glücklich.
CNN-IBN: Wie ist das Leben außerhalb des Sets? Gibt es überhaupt eines?
Sanjay: Ja, ich bin ein häuslicher Typ. Ich liebe es, zu Hause zu sitzen, Filme anzuschauen, in mein Fitness-Studio zu gehen und mit meinem Neffen und meinen Nichten zu spielen.
CNN-IBN: Sie mögen Kinder?
Sanjay: Ich liebe Kinder.
CNN-IBN: Da wir von Kindern reden: Was Munnabhai ja auch noch erreicht hat, war, Ihnen ein völlig neues Publikum zu erschließen. Sonst haben Sie ja eher Action-Filme gemacht, und auch Vaastav war ein grandioser Film, aber wirklich nicht für Kinder. Aber Munnabhai hat Ihnen ein völlig neues Publikum beschert, oder?
Sanjay: Nun, mein Name hat sich von Baba in Munnabhai verändert; das ist wohl die größte Reaktion, die ich je erreichen konnte. Aber heute lachen Kinder mich an, schütteln mir die Hand und sehen in mir nicht Sanjay Dutt, sondern Munnabhai, und das macht mir große Freude.
CNN-IBN: Werden Sie der negativen Rollen nun überdrüssig werden? Sie haben ja viele negative Rollen gespielt, aber vielleicht denken Sie jetzt, dass Sie nicht mehr zu viele solche Rollen annehmen möchten?
Sanjay: Nein. Wie ich immer sage, so was hängt ganz vom Skript ab. Und ich möchte mal einen wirklich, wirklich bösen Kerl spielen.
CNN-IBN: Gibt es in Ihrer Umgebung Schauspieler, die Sie bewundern?
Sanjay: Ja, wir haben großartige Schauspieler. Aamir ist großartig, Shahrukh ist großartig. Abhishek ist auf dem Weg dorthin, Hrithik war toll in Dhoom 2. Sorry, wenn ich jetzt jemanden ausgelassen habe, aber wir haben schon ein paar wirklich gute Talente in diesem Land.
CNN-IBN: Ich weiß noch, dass Sie einmal sagten, Sie würden in einem Punkt gerne wie Aamir arbeiten: immer nur ein Film auf einmal. Kommen Sie diesem Ziel näher?
Sanjay: Ja, das tue ich, und ich denke, am Ende werden es immer nur maximal zwei auf einmal sein.
CNN-IBN: Welcher wer der letzte wirklich gute Hindi-Film, den Sie gesehen haben?
Sanjay (denkt eine Weile nach): Parzania hat mir sehr gut gefallen. Auch Dhoom 2 war gut; ich mochte die Action und den ganzen Stil.
CNN-IBN: Da Sie einen Film wie Parzania nennen: Wären Sie auch bereit für Non-Mainstream-Filme?
Sanjay: Absolut. Zinda war ein Non-Mainstream-Film. Es war ein dunkler Film, und Gupta hatte den Mut, ihn zu machen.
CNN-IBN: Welche Art von Filmen sehen Sie sich an? Viele Schauspieler sagen, dass sie sich nicht allzu viele Filme aus der Industrie anschauen. Wieviel von dem, was in der Industrie gemacht wird, sehen Sie?
Sanjay: Nicht viel. Ich schaue nur, was mich interessiert. Ich sehe mir viele Hollywood-Filme an, wie 300 – der hat mich umgehauen.
CNN-IBN: Nur sehr wenige Menschen wissen, dass Sie ein Internet-Freak sind. Ich habe mit ein paar Leuten geredet, die mir erzählten, dass Sie im Netz Musik aus der ganzen Welt auftreiben und auch viel online chatten. Das ist eine Seite von Ihnen, die nur wenige kennen.
Sanjay: Ja, ich surfe viel im Netz, vor allem was Musik und Filme betrifft. Und ich chatte mit meiner Tochter und schreibe Mails an Freunde.
CNN-IBN: Welche Art von Musik interessiert Sie? Offenbar haben Sie einen eklektischen Geschmack und stehen nicht unbedingt auf die populäre Richtung?
Sanjay: Ich stehe mehr auf Blues, Rock und Modern Jazz. Vor allem Blues, das ist ganz meine Richtung, der kommt aus dem Herzen, und es gibt ein paar wirklich großartige Bands und tolle Texte.
CNN-IBN: Haben Sie jemals gelernt, ein Instrument zu spielen?
Sanjay: Wenn ich nur die Zeit dafür hätte! Aber irgendwann werde ich ganz bestimmt noch Gitarrespielen lernen.
CNN-IBN: Warum Gitarre? Warum will alle Welt Gitarre lernen? Ist das das ultimative Macho-Ding?
Sanjay: Nein, das hat nichts mit Macho zu tun. Ich wollte schon in der Schule immer Gitarre lernen, bekam aber nie eine Gelegenheit dazu.
CNN-IBN: Ich habe Ihre Air-Guitar-Einlage in Shahrukhs Show (Kaun Banega Crorepati) gesehen.
Sanjay: Ja.
CNN-IBN: Wer sind Ihre musikalischen Vorbilder?
Sanjay: Walter Trout, Santana, Guns’n’Roses, Metallica, B B King, Albert Collins und noch einige andere.
CNN-IBN: Ihr iPod ist also mit bunt gemischter Musik gefüllt.
Sanjay: Ja.
CNN-IBN: Sie haben auch Versuche unterstützt, einige dieser Künstler nach Indien zu holen, so wie Walter Trout?
Sanjay: Ja, habe ich.
CNN-IBN: Sie haben in Filmen auch gesungen. Ich weiß, Sie machen das vor allem für Ihren Freund Sanjay Gupta, aber waren Sie von Anfang an schon richtig überzeugt?
Sanjay: Ja, war ich. Ich wollte es eigentlich nicht machen, aber wenn du einmal damit angefangen hast, macht es dir allmählich Spaß.
CNN-IBN: Aber dann bekamen Sie immer neue Anfragen deswegen.
Sanjay: Ja.
CNN-IBN: Sie haben auch einen Song mit Asha Bhosle gesungen. Was war das für eine Erfahrung?
Sanjay: Es war schön. Wobei ich gleich sagte, dass ich mit Ashaji nicht singen kann. Sie ist so eine großartige Sängerin, und ich fürchtete, ich würde supernervös werden.
CNN-IBN: Und, waren Sie nervös?
Sanjay: Nein, denn ich sang nicht mit ihr zusammen. Mein Part wurde separat aufgenommen.
CNN-IBN: Dann haben Sie also nur das Video gemeinsam gedreht?
Sanjay: Genau dieses.
CNN-IBN: Das hat doch sicher viel Spaß gemacht, oder? Sie ist so flippig und jung im Herzen.
Sanjay: Absolut. Sie ist großartig. Ich hatte viel Spaß.
CNN-IBN: Hält Ihre Tochter Sie regelmäßig auf dem Laufenden, wie sie Ihre Projekte findet? Sie ist ein Fan der Munnabhai-Filme, soviel ich weiß?
Sanjay: Ja, sie sagt mir ihre Meinung, und das auch ziemlich deutlich. Und manchmal höre ich auch auf sie. Ich bin sehr stolz auf sie. Sie studiert Gerichtswissenschaft am John Jay College of Criminal Justice; das bedeutet auch, dass sie mit dem FBI an Kriminalfällen arbeitet, das ist also sehr interessant. Sie ist jetzt achtzehn und geht aufs College. Ich habe ihr ein Auto geschenkt, und es geht ihr wirklich gut. Ich wünschte, ich könnte nach New York gehen, um bei ihr zu sein.
CNN-IBN: Was begeistert Sie an Ihrem Job so sehr, dass Sie ihn nun schon seit so vielen Jahren machen?
Sanjay: Ganz einfach die Darstellung verschiedener Figuren und Charaktere. In Zinda war es ein Mann, der vierzehn Jahre lang eingesperrt wurde und danach in seiner Vergangenheit wühlt, um herauszufinden, warum. In Munnabhai will ein Mann Arzt werden und verändert am Ende das ganze System.
CNN-IBN: Dann also viel Glück – hoffentlich sehen wir Sie immer in interessanten Rollen und interessanten Filmen.
Sanjay: Danke.
(Rajeev Masand; Deutsch von Diwali)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen