Filmfare, Juni 1994: Accused!
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Aufzeichnung des Geständnisses von Sanjay Dutt am 28. April 1993, 16 Uhr
(Wörtliche Niederschrift)
Der Angeklagte Sanjay Dutt wurde von A.P.I.S.A. Khaire vor mich gebracht am 28.4.93 um 16 Uhr. Ich bat Khaire und das Personal, den Raum zu verlassen.
Ich habe mich davon überzeugt, dass kein Polizist im Raum ist oder an einem Ort, von wo aus die Vorgänge gehört oder gesehen werden könnten. Ich vernahm den Angeklagten wie folgt, um mich zu vergewissern, ob er bereit ist, aus eigenem und freiem Willen ein Geständnis zu machen.
*
Wollen Sie eine Aussage machen?
Sanjay: Ja, ich möchte eine Aussage machen.
Ihnen wurden 48 Stunden Zeit gelassen, darüber nachzudenken. War das ausreichend?
Sanjay: Ja, das war ausreichend.
Sie sind nicht verpflichtet, eine Aussage zu machen, und Sie stehen auch nicht unter Zwang, eine Aussage zu machen. Haben Sie das verstanden?
Sanjay: Ja, ich habe verstanden.
Wenn Sie eine Aussage machen, wird sie aufgezeichnet und kann als Beweismittel gegen Sie verwendet werden. Haben Sie das verstanden?
Sanjay: Ja, ich habe verstanden.
Hat die Polizei oder irgendjemand sonst Sie bedroht, damit Sie eine Aussage machen?
Sanjay: Nein. Niemand hat mich bedroht.
Hat die Polizei oder irgendjemand sonst Ihnen Strafmilderung oder Freilassung versprochen, falls Sie eine Aussage machen?
Sanjay: Nein.
Hat die Polizei oder irgendjemand sonst Ihnen versprochen, Sie zum Zeugen der Anklage zu machen, falls Sie eine Aussage machen?
Sanjay: Nein.
Hat die Polizei oder irgendjemand sonst Sie mit etwas geködert, damit Sie eine Aussage machen?
Sanjay: Nein.
Sind Sie gewillt, eine Aussage aus eigenem und freiem Willen zu machen?
Sanjay: Ja.
Sie können es mir sagen, wenn Sie Beanstandungen oder Schwierigkeiten haben. Haben Sie das verstanden.
Sanjay: Ja. Aber ich habe keine Schwierigkeiten.
Ich bin nicht hier, um Sie zur Aussage zu zwingen. Ich bin hier, um Ihre Aussage aufzuzeichnen, wenn Sie bereit sind, sie aus eigenem und freiem Willen zu machen. Haben Sie das verstanden?
Sanjay: Ja, ich habe verstanden.
Nachdem ich mich so überzeugt hatte, dass der Angeklagte seine Aussage aus eigenem und freiem Willen macht, habe ich Folgendes aufgezeichnet:
*
Ich bin Sanjay Sunil Dutt, 34 Jahre alt, von Beruf Filmschauspieler, wohnhaft in 58 Pali Hill, Bandra Bombay 50 mit meinem Vater und zwei Schwestern. Ich studierte ein Jahr lang Kunst am Elphostone College, brach das Studium jedoch 1977 nach privaten Schauspielstunden ab und begann 1980, in Filmen zu spielen. Ich habe drei gültige Lizenzen für Feuerwaffen und besitze folgende drei Feuerwaffen:
1. eine 270 Rifle ‚Bruno’
2. eine 375 Magnum Double barrelled rifle
3. ein 12 Bore Gun of Double Barrell.
Ich kaufte diese Waffen, weil ich gerne jage. Ich pflege mit meinem Freund Mr. Yusuf Nullwalla zur Jagd zu gehen, da er ein erfahrener Jäger ist. Ich kenne außerdem einen Freund von Yusuf Nullwalla namens Kersi Bapuji Adajenia und habe ihn dreimal getroffen. Im Dezember 1991 hatte ich dem Schauspieler und Produzenten Feroz Khan Drehtermine für seinen Film Yalgaar gegeben. Er hatte die gesamte Crew zu Dreharbeiten nach Dubai geschickt. An einem der Drehtage dort stellte Feroz Khan mich einem Mr. Daud Ibrahim vor und während eines anderen Drehtermins auch noch dessen Bruder Anees. Danach pflegte Anees uns regelmäßig am Set und auch an unserem Aufenthaltsort zu besuchen. Während unseres Aufenthalts dort wurde eines Tages die gesamte Crew zu einer Dinner-Party in die Residenz von Dawood Ibrahim eingeladen. Zusammen mit den anderen Crew-Mitgliedern nahm auch ich an dieser Party teil. Es kamen noch eine Menge anderer Leute zu dieser Party, und wir wurden vielen von ihnen vorgestellt, darunter Iqbal Mirchi, Sharad Shetty, Chotta Rajan und viele Künstler aus Pakistan. Da Anees uns ständig besuchte, kannte ich ihn mittlerweile ziemlich gut.
Ich kenne auch die Besitzer von Magnum Video mit Namen Hanif Kadawala und Samir Hingora. Ich habe mich auch vertraglich verpflichtet, in einem ihrer Filme, Sanam, mitzuspielen. Samir ist Schatzmeister der I.M.P.A. (Indian Motion Picture Association). Hanif und Samir pflegten ziemlich häufig zu meinem Haus zu kommen, um meine Drehtermine von meinem Sekretär zu erhalten.
Mein Vater ist aktiver Politiker in der Kongress-Partei und wurde bei der vorigen Parlamentswahl im Wahlkreis Bandra/Bombay zum Parlamentsmitglied gewählt. Er engagiert sich auch stark für Sozialarbeit.
Während der kommunalen Unruhen, die vor kurzem stattgefunden haben, hat mein Vater mit großem Engagement und mit Hilfe von Mitgliedern der Filmindustrie Hilfsmaßnahmen für die Opfer der Unruhen organisiert. Deswegen kamen viele Menschen aus der Filmindustrie, der Kongress-Partei und aus sozialen Organisationen regelmäßig zu uns, um diese Hilfsmaßnahmen zu arrangieren.
Wir erhielten damals auch viele Drohanrufe per Telefon. Anonyme Anrufer drohten, die männlichen Mitglieder unserer Familie zu töten oder tätlich zu attackieren und meine Schwestern zu missbrauchen oder zu vergewaltigen. Wir alle hatten große Angst und standen unter gewaltiger mentaler Spannung. Während seiner Besuche in Jogeshwari und Behrampada wurde mein Vater zudem zweimal von wütenden Massen attackiert und als pro-muslimisch beschimpft. Einmal erhielt ich, während mein Vater an einem Hungerstreik in Hutatma Chowk teilnahm, einen Drohanruf, der uns alle so verängstigte, dass ich die lokale Polizeistation kontaktierte. Doch wurde keine Sondereinheit zu uns geschickt. Zufällig begegnete ich einem mir bekannten Armeeoffizier, der mit seinem Trupp in unserer Gegend patrouillierte. Ich erzählte ihm die oben genannten Fakten, und als ich ihn um Hilfe bat, war er so freundlich, unser Haus in jener Nacht zu bewachen.
Danach habe ich die oben genannten Ereignisse gelegentlich gegenüber einigen Menschen in unseren üblichen Gesprächen erwähnt, darunter Hanif Kadawala und Samir Hingura. Hanif meinte, wenn ich es wollte, dann würde er sofort arrangieren, dass mir zu meinem Schutz eine automatische Feuerwaffe zur Verfügung gestellt würde. Anfangs zeigte ich kein Interesse, doch als Hanif und Samir mich wieder und wieder bedrängten, eine Feuerwaffe von ihnen anzunehmen, gab ich allmählich nach, und als ich Hanif und Samir gegenüber meinen Wunsch zum Ausdruck brachte, sagten sie, dass sie mich sofort mit einer automatischen Feuerwaffe versorgen würden. An einem Tag Mitte Januar gegen 21 oder 21.30 Uhr kamen Hanif und Samir zu meinem Haus zusammen mit einem Mann namens Salem. Diesem Salem war ich schon früher ein oder zweimal begegnet. Dann sagten diese drei, sie würden am kommenden Morgen mit den zu liefernden Waffen zu mir kommen. Dann gingen sie fort. Am nächsten Morgen kamen Hanif, Samir und Salem zusammen mit einer weiteren, mir nicht bekannten Person zu meinem Haus. Sie kamen in einem Maruti-Lastwagen und parkten ihn in einem Blechschuppen, den wir üblicherweise für unsere Autos benutzen. Eine Person saß in dem Maruti. Nach 15 bis 20 Minuten holte er drei Gewehre hervor, und sie sagten, das wären AK-56-Rifles. Ich holte ein Stück Tuch aus meinem Haus und gab es ihnen. Salem und der Mann, der mit ihm gekommen war, wickelten die Gewehre in das Tuch und gaben sie mir. Als ich das Bündel öffnete, sah ich, dass es drei Gewehre, ein paar Magazine und Patronen enthielt; sie sagten, es seien 250 Patronen. Die Patronen lagen in einer Extratasche, die ich geholt hatte. Beim Anblick der drei Gewehre bekam ich Angst und sagte ihnen, dass ich nur eine Waffe wollte. Daraufhin meinten Hanif und Samir, ich solle sie erstmal behalten, und falls ich sie nicht brauchte, würden sie die anderen beiden Waffen wieder abholen. Sie zeigten mir auch ein paar braungefärbte Handgranaten und fragten, ob ich die auch wollte. Ich sagte ihnen, dass ich diese Handgranaten nicht wollte und dass sie jetzt bitte sofort mein Haus verlassen sollten. Ich kann den Kerl, der im Wagen saß, und die Handgranaten identifizieren, wenn sie mir heute gezeigt werden. Ich legte die Gewehre und die Munition auf den Rücksitz meines Autos Nr. MMU 4372 und schloss es ab. In der Nacht des gleichen Tages brachte ich die Gewehre und die Munition, die ich in der Extratasche beließ, in meinen Privatflur im zweiten Stock unseres Bungalows. Zwei Tage später kontaktierte ich Hanif Kadawala, da ich unter beträchtlichem mentalem Stress stand, und bat ihn, die Waffen wieder abzuholen. Er sagte, er würde mir jemanden schicken, um sie abzuholen. Zwei Tage später kamen Hanif Kadawala und Samir Hingora zusammen mit Salem abends in einem Auto zu meinem Haus. Ich gab ihnen zwei AK-56-Gewehre und einen Teil der Munition zurück, behielt jedoch eine AK-56 und etwas Munition. Ich sagte ihnen auch, dass sie die dritte AK-56 und die restliche Munition ebenfalls wieder abholen sollten, sobald die Unruhen abgeklungen seien, und sie erklärten sich damit einverstanden. Etwa eine Woche später rief ich Hanif Kadawala erneut an und bat ihn, das Gewehr und die Munition abzuholen, da die Unruhen mittlerweile unter Kontrolle waren und ich die besagte Waffe nicht mehr benötigte. Ich stand in dieser Zeit unter großem mentalem Druck, da mir bewusst geworden war, dass es nicht richtig war, was ich da tat. Hanif Kadawala jedoch zeigte keinerlei Neigung, die Waffe abzuholen. Deshalb ordnete ich meinem Sekretär an, Hanif und Samir keine Drehtermine mehr zu geben, damit ihnen klar würde, dass ich mit ihnen nicht kooperierte. Deswegen gab es einige hitzige Diskussionen zwischen ihnen und meinem Sekretär. Als ich sie traf, sagten sie mir, dass das Gewehr in meinem Besitz sie nichts anginge.
Irgendwann im September 1992, während eines Drehtermins im R.K.Studio, war ein gewisser Kayyum, ein Mitglied der Dawood-Ibrahim-Gang, der mich in Dubai bei den Dreharbeiten zu dem Film Yalgaar kennengelernt hatte, zusammen mit einem Fremden auf mich zugekommen. Sie boten mir eine 9-mm-Pistole mit Munition an. Als ich sie sah, gefiel sie mir, und ich verspürte den starken Wunsch, sie zu kaufen. Sie boten sie mir für eine Summe von Rs. 40.000,- an. Ich bezahlte ihnen die genannte Summe in bar in meinem Haus und erwarb die Waffe. Ich kenne nicht den Namen der Person, die Kayyum begleitet hatte. Der Mann war etwa 35 bis 38 Jahre alt, offensichtlich Muslim, dunkle Gesichtsfarbe, etwa 1,65 groß, fettleibig, Schnurrbart, mittellanges gelocktes Haar, er trug ein Shirt und eine Hose. Wenn er mir gegenübergestellt wird, kann ich ihn identifizieren. Er übergab mir auch acht Patronen für die besagte Pistole.
Als die Unruhen vorüber waren, dachte ich daran, die Polizei über die Waffen zu informieren, d.h. über die AK-56 und die Munition, oder alles zusammen irgendwo wegzuwerfen; aber aus Furcht, von meinem Vater gerügt zu werden oder Ansehen und Namen meiner Familie zu beflecken, behielt ich die Waffe bei mir. Danach war ich bald wieder ganz und gar mit meinem normalen Drehplan beschäftigt. Am 12. März 1993 erfuhr ich von den Bombenanschlägen, als ich für den Film Jai Vikraanta in Jaipur drehte. Ich stand total unter Schock. Während der Dreharbeiten zu Sanam hatten Hanif, Samir und ich oft über Filme und andere Dinge geplaudert. Während einer solchen Unterhaltung hatten Hanif und Samir mit einem Kerl namens Tiger Memon angegeben und mir erzählt, er sei ein sehr dynamischer und verwegener Kerl, und beim Zoll und bei der Polizei habe man Angst vor ihm, und er sei ein guter Freund von ihnen. Gelegentlich redeten sie auch über ihre Freundschaft mit Dawood Ibrahim und dessen Bruder Anees.
Am 2. April flog ich nach Mauritius zu Dreharbeiten für den Film Aatish. Dort erfuhr ich durch einen zufälligen Kontakt, dass Hanif und Samir von der Bombayer Polizei wegen ihrer Beteiligung an den Bombenanschlägen verhaftet worden sind.
Als ich diese Nachricht erfuhr, bekam ich Angst, da diese beiden mir die AK-56 gegeben hatten und womöglich der Polizei meinen Namen nennen würden, um mich in diesen Bombenanschlag-Fall mit hineinzuziehen. Ich kontaktierte meinen Freund Mr. Yusuf Nullwalla per Telefon und sagte ihm, dass in meinem Flur im zweiten Stock meines Hauses etwas in einer schwarzen Tasche läge, und das müsse sofort abgeholt und der Inhalt vollständig zerstört werden. Ansonsten würde ich in große Schwierigkeiten geraten. Zu diesem Zeitpunkt war die Nachricht, dass ich AK-56-Gewehre besäße, bereits in der Presse erschienen. Als mein Vater davon erfuhr, fragte er mich, ob das wahr sei, aber ich leugnete es. Meine Angst wegen dieser ganzen Geschichte wurde unerträglich, und ich beschloss, vorzeitig nach Bombay zurückzukehren. Mein Vater informierte die Polizei über die Details meines Fluges, und sobald ich in Bombay gelandet war, wurde ich von der Polizei festgenommen und gestand ihnen alles.
Diese meine Aussage wurde von mir gelesen und enthält die vollständige und wahrheitsgemäße Wiedergabe der Tatsachen, so wie ich sie angegeben habe.
Sanjay Dutt
28.4.93
Zertifikat
Ich habe Sanjay Dutt, Sohn von Balraj Sunil Dutt, erklärt, dass er nicht verpflichtet ist, ein Geständnis zu machen, und dass, wenn er es tut, jedes Geständnis von ihm als Beweismittel gegen ihn verwendet werden kann; und ich glaube, dass dieses Geständnis freiwillig abgelegt wurde. Es wurde in meiner Gegenwart gemacht, ich habe es gehört und aufgezeichnet, und es wurde von der Person, die es gemacht hat, durchgelesen und als korrekt bestätigt, und es enthält die vollständige und wahrheitsgemäße Wiedergabe seiner Aussage.
K. Bishnoi (? Der Name wurde nicht gedruckt, sondern ist nur auf der Abbildung eines unvollständigen Stempels zu lesen; Anm. Diwali)
28.4.93
Commander of Police, Zone III Bombay
(Deutsch von Diwali)
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