Mittwoch, 2. Mai 2007

Filmfare 7/2004: In High Spirits: Sanjay Dutt

Filmfare, Juli 2004

In High Spirits: Sanjay Dutt


Ha, ha, ha. So kann man mich oft über seine „darüber-schreibst-du-jetzt-aber-nicht“-Witze lachen hören. Wenn das Aufnahmegerät ausgeschaltet ist, dann ist Sanjay Dutt stets in seinem Element. Seine Bemerkungen sind bissig, übertrieben und schockierend komisch – und werden serviert mit einem Pokerface, gefolgt von einem lauernden Blick, ob der Zuhörer auch verstanden hat, dass alles nur ein Scherz war.

Sobald jedoch die Aufnahmetaste gedrückt wird, verändert sich seine unbekümmerte Haltung geradezu dramatisch. Er wird zurückhaltend, scheu, schweigsam. Auf die Bitte um ein Interview reagiert er üblicherweise mit finsterem Blick und verkniffenem Mund. Irritation sickert in die Konversation wie Batteriesäuretropfen. Und nun stelle man sich meinen Schock vor, als er bereitwillig einem Gespräch am Set von Nitin Manmohans Dus zustimmt.

Der Wahlsieg seines Vaters hat diesen Zauber bewirkt. Sanjay Dutts nussbraune Augen funkeln glücklich, wenn Freunde und Kollegen ihn grüßen. Dutt jr. ist in bester Stimmung.

Es ist Zeit für sein Make-up, aber er ist noch viel zu aufgeregt über den Sieg. „Fünfmal hintereinander im gleichen Wahlkreis zu gewinnen, das ist keine Kleinigkeit. Ich fühle mich phantastisch“, strahlt er. „Mein Dad hat seinen Sitz selbst während der Anti-Kongress-Welle in der Stadt behalten. Er hat so viel Arbeit für seinen Wahlkreis geleistet, und deshalb wird er auch so unheimlich respektiert.“

Die Nachricht ist raus, dass sein Vater zum Minister für Sport und Jugendfragen ernannt worden ist. Sanju jubelt auf. „Ich war mir sicher, dass das Zentrum seine Bemühungen anerkennen und ihm ein wichtiges Amt im Kabinett geben würde. Ich hatte volles Vertrauen in den Kongress-Vorstand und war zuversichtlich, dass man Dad nicht ignorieren würde. Ich bin so stolz auf meinen Vater. Ich war überwältigt von den stürmischen Reaktionen auf ihn, die ich beobachten konnte, als ich ihn bei einer seiner Wahlkampf-Touren in der Stadt begleitete.“

Ebenso ekstatisch reagiert er auf den Wahlsieg seines Freundes und Kollegen Govinda: „Er hat es verdient; er hat viel für die Menschen getan. Er ist so erdverbunden; ich bin sicher, dass er ein guter Politiker wird“, sagt er.

Auch der Erfolg von Munnabhai MBBS hat dazu beigetragen, dass das Leuchten in das Gesicht von Dutt jr. zurückgekehrt ist. „Nach Mission Kashmir hatte ich zu Vidhu Vinod Chopra gesagt, dass er mich in allen seinen Filmen casten muss, selbst wenn ich dann nur eine Szene zu spielen habe. Er meinte, Shahrukh würde die Titelrolle in Munnabhai spielen, und gab mir die Rolle, die dann später Jimmy Shergill spielte. Und ich sagte, es ist dein Film, und ich mach das.“

Doch das Glück wollte es so, dass Shahrukh wegen seiner Rückenprobleme ausfiel. Sanjay erzählt: „Eines Tages rief mich Vidhu an und sagte, ich möchte, dass du das Skript von Munnabhai liest. Ich las es und sagte ihm, dass es sehr gut ist. Er sagte, ich möchte, dass du Munnabhai machst. Und ich sagte, arre, das haben wir doch längst vereinbart. Worauf er erwiderte, Idiot, nicht die andere Rolle; ich möchte, dass du den Munnabhai spielst.“

Die Reaktionen auf seine Leistung haben Sanjay in mehr als nur einer Hinsicht verändert. „Die Komplimente strömten von allen Seiten auf mich ein“, sagt er schüchtern. „Das viele Lob hat mir ganz neue Lebensfreude gegeben.“

Der Munnabhai-Erfolg hatte in der Tat einen heilsamen Effekt auf den Schauspieler. Vor allem hat er das Trinken aufgegeben – seit sechs Monaten hat er keinen Alkohol mehr angerührt. Und das merkt man. Er hat ein paar Kilo abgenommen, seine schimmernde Haut zeugt von seinem guten Gesundheitszustand, und seine Augen glitzern vor Vitalität. „Ich fühle mich auch besser“, registriert er. „Ich hatte das Trinken einfach satt. Ich wollte damit aufhören. Es gab keinen Druck oder Zwang, ich wollte mir lediglich etwas beweisen: Ich sagte mir, wenn ich Manns genug wäre, dann könnte ich das Trinken auf eins, zwei aufgeben. Also habe ich am Neujahrstag einen Entschluss gefasst und ihn durchgezogen.“

Der Schauspieler sagt, dass er nicht einmal in einer feucht-fröhlichen Freundesrunde in Versuchung kommt, ein Glas zu ergreifen. „Es interessiert mich nicht. Ich bin in Hochstimmung, seit ich das Trinken aufgegeben habe“, bemerkt er. „Wenn ich jetzt zurückblicke, dann frage ich mich nur noch, warum ich so viele Jahre mit dem Trinken vergeudet habe. Heute langweilt es mich, wenn die Leute um mich herum einfach nur dasitzen und trinken.“

Der Trick besteht für den Schauspieler im Moment darin, seine Karriere ganz ruhig weiterlaufen zu lassen. Die Filmemacher umwerben ihn ohne Ende. Trotz der Küsse, mit denen sie seinen Weg säumen, bleibt Sanjay Dutt auf dem Boden. „Munnabhai hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, gute Arbeit zu machen. Ich hatte verschiedene Hits in meinem Leben, aber diese Form von Zuneigung habe ich nie zuvor erfahren. Jetzt bin ich süchtig danach, ich will mehr davon. Natürlich werde ich dabei sorgfältig vorgehen. Ich habe meinen Anteil an schlechten Projekten und Projekten für Freunde gemacht. Jetzt will ich mich ganz auf Qualität konzentrieren“, insistiert er.

Wenn das bedeutet, Nein zu einem Hollywood-Angebot von Peter Jackson sagen zu müssen, dann soll es so sein. „Er macht das Mahabharata und wollte, dass ich den Duryodhan spiele“, erläutert er. „Sie waren eine ganze Weile dahinter her. Aber ich war nicht übermäßig beeindruckt von dem Skript. Davon abgesehen wollten sie sofort beginnen, und ich hatte keine Termine frei. Ich habe Verpflichtungen hier; ich werde nicht alles liegen und stehen lassen und verschwinden, nur weil Hollywood winkt.“

Stattdessen machte er also nun einheimische Filme wie Musafir, Rakht, Deewaar, Tango Charlie, Shabd und Dus. „In diesen Filmen kann ich unterschiedlichste Rollen spielen“, stellt er fest. Besonders reizt ihn die Rolle eines Schriftstellers in Shabd. „Außerdem freue ich mich auf eine erneute Zusammenarbeit mit Aishwarya Rai. In Hum Kisise Kum Nahin war sie ja nicht meine direkte Partnerin. Mit ihr kann man großartig zusammenarbeiten.“

„Und warten Sie mich mal in Musafir ab“, sagt er. „Ich habe in dem Film einen Song gesungen. Sanjay Gupta, der Regisseur, hielt das für großartige Idee, dass ich singe, also hab ich’s gemacht. Und übrigens, ich habe sehr schön gesungen“, sagt er und lacht vor sich hin.

Ähnlich unerwartet kam sein Werbespot für Venky’s Chicken. „Den habe ich für meinen Freund Bala gemacht“, erklärt er. „Als in anderen Teilen Asiens die Vogelgrippe grassierte, ging der Verbrauch in Indien zurück. Ich habe mich vergewissert, dass das Hühnerfleisch in Indien sicher ist, bevor ich den Spot machte. Als Bala mich um Hilfe bat, habe ich sofort zugestimmt. Für Freunde tue ich alles.“

Alles für Freunde – das war das Motto in seinem Leben. Über die Jahre hat er enge Freundschaften u.a. zu Sanjay Gupta, Nitin Manmohan, Sohail Maklai und Suniel Shetty aufrechterhalten. Insider meinen, dass er für seine Freunde alles tun würde und dass er dadurch seine Freunde zu gleicher Loyalität inspiriert. Sanjays Antwort darauf ist simpel: „Ja, ich glaube an Freundschaften. Und ich glaube daran, dass man zu seinen Freunden steht durch dick und dünn. Sollte es denn nicht auch genau so sein?“

Es heißt, er habe auch eine kleine Schwäche für Riya Sen und VJ Sophiya, erzähle ich ihm. Geschichten über ihn und sie kleben an ihm wie Motten am Licht. Sofort verschließt er sich, und seine Antworten werden einsilbig. Wenn man ihn dann etwas weiter bedrängt, kommt die Erwiderung: „Ich kenne Riya Sen nicht und ich will sie auch nicht kennen. Das können Sie gerne wörtlich zitieren.“ Und über VJ Sophiya: „Habt ihr nicht geschrieben, dass sie mit Bhooshan Kumar von T-Series zusammen ist? Wie könnt ihr sie dann mit mir in Verbindung bringen? Wieso bringt ihr alles durcheinander?“

Er erhebt sich und wendet sich zum Gehen, hält dann jedoch noch einmal inne: „Ich fühle mich im Moment rundum super. Mein Dad hat die Wahlen gewonnen. Meine Karriere verläuft großartig. Also macht das alles bitte nicht kaputt mit solch albernen Fragen. Lasst mich den Augenblick genießen. Der morgige Tag kann für sich selbst sorgen.“

(Anuradha Choudhary; Deutsch von Diwali)

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