Sonntag, 27. Mai 2007

Indianexpress 5/2007: Walk the Talk, Teil 1

The Indian Express, 21. Mai 2007

Sanjay Dutt: „Das Gefängnis war ein Schock für mich. Mit der Zeit las ich das Ramayana und die Gita. Und ich begann, viel zu beten.“

Schauspieler Sanjay Dutt hat sein Leben lang ständig Schlagzeilen gemacht – positive wie negative. Die vergangenen beiden Jahre jedoch sind gut für ihn gewesen – die beiden Munnabhai-Filme waren Riesenerfolge, und er wurde von allen Terrorismus-Anklagen freigesprochen. In diesem ersten Teil eines ausführlichen Interviews mit dem Chefeditor von Indian Express, Shekhar Gupta, auf NDTV 24x7’s Walk the Talk, spricht Dutt über seine Drogenprobleme, seine Drogentherapie und darüber, wie das Leben im Gefängnis ihn verändert hat...


Shekhar: Mein heutiger Gast ist einer der vielseitigsten, dauerhaftesten und begabtesten Schauspieler des Hindi Cinema. Nicht nur das, er ist vielleicht einer der umstrittensten, und dennoch liebenswert. Sanjay Dutt, willkommen bei Walk the Talk. Lang ist’s her.

Sanjay: Danke, Shekhar.

Shekhar: Ich hätte noch ein Adjektiv hinzufügen sollen – einer der schüchternsten. Warum sind Sie so scheu?

Sanjay: Ich war schon immer so, sehr schüchtern und ruhig.

Shekhar: Außer vor der Kamera.

Sanjay: Absolut. Ansonsten bin ich wirklich ziemlich schüchtern. Da rede ich dann auch etwas weniger. Worüber sich die Journalisten dann beklagen.

Shekhar: Das kann ich mir vorstellen. Offen gesagt: Als ich dieses Gespräch mit Ihnen vorbereitete, erzählte mir jeder: „Der redet ja doch nicht.“

Sanjay: Nein, nein. Heute reden wir.

Shekhar: Und lassen Ihren Worten Taten folgen (= walk the talk).

Sanjay: Yes, Sir!

Shekhar: Sie haben schwere Zeiten durchgemacht. Wie verkraften Sie das alles?

Sanjay: Ich glaube an Gott. Ich glaube an meine Familie und mich selbst. Ich glaube an die Menschen in unserem Land. Und wenn ich mich umschaue, sehe ich, dass so viele Menschen mich lieben.

Shekhar: Und glauben Sie auch an die Rechtssprechung?

Sanjay: Absolut und total.

Shekhar: Wie sieht Ihr Tagesablauf aus? Wann im Laufe des Tages überkommen Sie Zweifel? Und was machen Sie, wenn die Zweifel Sie bedrängen?

Sanjay: Gar nichts, ich bin genug mit meiner Arbeit beschäftigt. Ich stehe auf, frühstücke und fahre dann zu Dreharbeiten oder anderen Terminen. Und sehen Sie, unsere Welt ist so kreativ, dass uns gar keine Zeit für Zweifel bleibt – wir stehen ständig vor der Kamera oder improvisieren oder versuchen, etwas besser zu machen. So geht der Tag vorüber. Dann komme ich nach Hause, gehe in mein Fitness-Studio und trainiere. Und danach bin ich mit meiner Familie zusammen.

Shekhar: Und machen Sie sich manchmal zwischendurch auch Sorgen?

Sanjay: Ja. Ich bin ein Mensch. Aber ich bete viel zu Gott und habe einfach Vertrauen.

Shekhar: Und was passiert dann? Haben Sie manchmal Angst? Oder bricht kalter Schweiß aus, wenn ich, Gott verhüte, die letzten achtzehn Monate zurückgehen muss...

Sanjay: Ja, manchmal passiert das schon. Aber dann, wie ich schon sagte, setze ich mein Vertrauen in den Allmächtigen, in die Rechtssprechung unseres Landes und in die Bewohner meines Landes. Und dann fühle ich mich besser.

Shekhar: Aber wenigstens sind die Terrorismus-Beschuldigungen von Ihrem Haupt genommen worden.

Sanjay: Ja, das ist eine große Erleichterung. Und ich wünschte, mein Vater wäre am Leben, um diese Worte zu hören. Sie sind alles, was er noch hören wollte.

Shekhar. Ich bin sicher, Sie hatten diese Sorgen auch, als Ihr Vater noch lebte, und dass Sie dann Ihren Vater um Hilfe gebeten haben. Welchen Rat gab er Ihnen?

Sanjay: Wissen Sie, genau das ist es, was wir mit Dad vermissen. Er war ein solcher Stützpfeiler, er stand einfach da wie ein Felsen. Ich meine, ich konnte mich an ihn anlehnen. Ich wusste, er würde ganz einfach sagen: „Sohn, ich bin da.“ Das ist etwas, was wir alle ganz schrecklich vermissen.

Shekhar: Erinnern Sie sich an irgendeine Unterhaltung, bei der er etwas sagte, was Ihnen in Erinnerung geblieben ist?

Sanjay: Nein, er hat mich einfach nur in den Armen gehalten. Er hat mir immer so viel Kraft gegeben. Wir vermissen ihn wirklich.

Shekhar: Er hat Sie auch besucht, als Sie im Gefängnis waren.

Sanjay: Ja.

Shekhar: Und was sagte er da zu Ihnen, wenn Sie beunruhigt oder verzweifelt waren?

Sanjay: Er sagte: Die Wahrheit wird eines Tages ans Licht kommen. Und: „Ich bin für dich da.“

Shekhar: Hatte er jemals Zweifel?

Sanjay: Nein.

Shekhar: Niemals? Er war niemals irritiert? Von wegen „warum steckst du in solchen Schwierigkeiten“?

Sanjay: Nein, er sagte: „Ich weiß, dass du da nicht drinsteckst.“

Shekhar: Aber es gab auch Zeiten, in denen er hilflos war. Er hat für Sie alle möglichen Leute um Hilfe angefleht.

Sanjay: Ich habe das nicht selbst miterlebt, weil ich ja nicht da war. Aber ich habe gehört, dass er das alles getan hat.

Shekhar: Er ging zu Balasaheb (Thackeray).

Sanjay: Ja.

Shekhar: Haben Sie da mit ihm gefühlt? Dass ein so stolzer Mann wie er das tun musste...

Sanjay: Natürlich habe ich mit ihm gefühlt. Natürlich habe ich das.

Shekhar: Und jetzt wäre er glücklich?

Sanjay: Ja, jetzt wäre er sehr glücklich.

Shekhar: Ein Gefängnisurteil ist eine Sache, aber ein Gefängnisurteil wegen Terrorismus ist noch einmal etwas ganz anderes.

Sanjay: Ja, absolut richtig. Aber wie ich sage, Gott ist groß. Und alles ist gut.

Shekhar: Das war ein gutes Jahr für Sie. Erst Munnabhai der Zweite und dann dies.

Sanjay: Ja.

Shekhar: Aber wissen Sie, dieser Gegensatz ist schon interessant: eine Seite Ihrer Persönlichkeit ist dieser Fall, der nun schon seit anderthalb Jahrzehnten andauert, und dann machen Sie Schlagzeilen mit etwas wie Munnabhai. Das Leben ist bittersüß.

Sanjay: Das ist es. Aber Munnabhai ist großartig. Ich meine, er ist ein totaler Wendepunkt in meiner Karriere. Er ist so ein herrlicher Charakter geworden. Und besonders zusammen mit Circuit. Haben Sie den Film gesehen?

Shekhar: Ja. Ich hoffe, Sie wissen, wie viele Hunde in diesem Land mittlerweile Circuit heißen! Der Lieblingskumpel des Landes heutzutage.

Sanjay: Absolut. Aber mit ihm kam eben auch Munnabhai, und Raju ist ein so weichherziger Regisseur.

Shekhar: Raju Hirani.

Sanjay: An den ersten Drehtagen habe ich mich ja noch gefragt: Was macht der da eigentlich? Weil er zu weich war. Aber mit der Zeit wurde mir klar, dass er Hindi-Filme macht, die Meilensteine werden – Munnabhai MBBS und Lage Raho Munnabhai –, um die Botschaft des großen Mahatma Gandhi auf so schöne Art und Weise zu verbreiten.

Shekhar: Aber hatten Sie angesichts der Komplikationen, die Ihr Leben belasten, keine Bedenken, sich der Gangster-Sprache zu befleißigen? Kurz nach Ihrer Entlassung aus dem Gefängnis haben Sie Vaastav gemacht. Hat Ihnen das nie zu denken gegeben?

Sanjay: Nein, hat es nicht, weil Munnabhai ein liebenswerter Gangster ist.

Shekhar: Das stimmt.

Sanjay: Munnabhai will ein Arzt werden. Munnabhai will die Botschaft Gandhijis verbreiten. Er hat die Lehren Gandhijis, die meiner Ansicht nach bereits vergessen waren, wiederbelebt. Totales Gandhigiri, Frieden und all diese Dinge.

Shekhar: Als Sie im Gefängnis waren, haben Sie da mal über Gandhi gelesen? Hat Ihr Vater mal über ihn gesprochen? Haben Sie da überhaupt jemals an Frieden gedacht; Arthur Road Jail ist schließlich ein hartes Gefängnis und nicht gerade voller netter Jungs.

Sanjay: Nein, absolut nicht.

Shekhar: Kein Gefängnis ist voller netter Leute, aber Arthur Road ganz besonders...

Sanjay: Nein, nein, mein Vater war selbst Gandhianer. Er glaubte an das, was Gandhiji gesagt hat. Und er hat Anju, Priya und mich entsprechend erzogen. Das hat definitiv eine Menge ausgemacht.

Shekhar: Sanjay, wir wissen, wo Sie heute stehen, und dass es eine harte Reise war. Ich weiß, Sie können nicht zu viel über Ihren Aufenthalt im Gefängnis reden, da der Fall noch immer läuft. Aber erzählen Sie wenigstens ein kleines bisschen über Ihre 18 Monate im Knast. Etwas, das sich Ihnen eingeprägt hat.

Sanjay: Nun, um ehrlich zu sein, anfangs war es ein großer Schock für mich. Aber dann habe ich mit der Zeit damit begonnen, viel zu lesen. Und viel zu beten. Ich habe das Ramayana und die Gita gelesen. Und ich habe eine Menge Bücher im Knast gelesen. Und außerdem interessante Menschen kennengelernt – einfach beim Zusammensitzen und Essen und so. Aber ich habe viel gebetet. Verdammt viel gebetet!

Shekhar: Haben Sie dadurch die Spiritualität in Ihnen entdeckt? Denn so religiös waren Sie doch vorher nicht.

Sanjay: Nein, ich war auch vorher schon ein religiöser Mensch. Bin immer zum Mandir gegangen. Ich habe auch ein Mandir zu Hause. Aber ich habe mich vorher nie hingesetzt, um zu lesen.

Shekhar: Und Sie kommen aus einer Familie mit zwei Religionen.

Sanjay: Ja. Aber ich hatte vorher nie das Ramayana und all das gelesen, obwohl mein Vater mir immer wieder gesagt hatte, ich solle es tun. Aber jetzt habe ich alle diese Bücher gelesen, und ich finde sie einfach brillant.

Shekhar: Aber es war eine harte Erfahrung.

Sanjay: Das wäre es für jeden. Es ist eine sehr harte Erfahrung.

Shekhar: Gab es Zeiten, in denen Sie zu Ihrem Vater sagten „ich gebe auf, ich schaffe das nicht“? Sie waren ein sehr verwöhntes Kind.

Sanjay: Nein, so etwas habe ich nie gesagt, weil ich meinen Vater immer so bestürzt und mit Tränen in den Augen gesehen habe. Also habe ich immer eine Fassade aufgesetzt und zu ihm gesagt „es ist okay, irgendwann wird alles gut werden“. Aber Dad war immer so aufgewühlt.

Shekhar: Mehr als Sie?

Sanjay: Nein, ich war mindestens ebenso aufgewühlt, aber ich musste so mit ihm reden. Sehen Sie, wenn ich angefangen hätte, mit ihm zusammen zu weinen, dann hätte ihn das zerbrochen.

Shekhar. Gut. Aber, Sanjay, Sie hatten es schon von Kindheit an nicht leicht.

Sanjay: Ja.

Shekhar: Erzählen Sie uns davon.

Sanjay: Es fing mit Mom an.

Shekhar: Ihre Krankheit?

Sanjay: Ja, die Diagnose Krebs. Die ganze Reise nach Amerika, und damals war man medizinisch noch nicht auf dem gleichen Stand wie heute. Und ich sah meinen Vater kämpfen, und wie meine Mutter kämpfte, um zu überleben. Wir waren noch Kinder. Und sie musste sich einer schweren Operation unterziehen. Wir sahen, wie es ihr ging. Ich war alt genug, es zu begreifen. Priya war noch klein. Und schließlich brachten wir sie nach Hause, und sie starb, und das war ein weiterer großer Schock für uns, besonders für Dad. Er hatte seine Lebenspartnerin verloren. Er musste uns drei aufziehen, und das hat er fantastisch gemacht. Er war uns alles – Mutter, Vater, Freund, alles. Das war das eine. Und dann kam meine Drogenphase. Eine weitere schlimme Zeit, neun lange Jahre. Und mein Vater hat für mich gekämpft.

Shekhar: Erzählen Sie mir ein wenig davon. Wie begann es, und wie endete es?

Sanjay: Nun, es begann mit Freunden, und ich kann es nicht auf den Tod meiner Mutter schieben.

Shekhar: Keine Ausflüchte.

Sanjay: Keine Ausflüchte. Es war im Freundeskreis, und ich wollte etwas ausprobieren. Ich meine, es wurde dann von Tag zu Tag einfach mehr.

Shekhar: Und wie bei den meisten Süchtigen genügt dann ein Moment der Schwachheit.

Sanjay: So ist es. Bis ich dann eines Tages zu meinem Vater ging und ihm sagte „du musst mir da raushelfen“.

Shekhar: Sie haben Ihrem Vater gebeichtet?

Sanjay: Ja. Ich konnte mich einfach selber nicht mehr ausstehen. Und so sagte ich zu Dad „du musst mir helfen“, und er sagte „okay“. Und dann brachte er mich zuerst ins Breach Candy Hospital und danach direkt in die USA. Dort blieb ich anderthalb Jahre lang in Behandlung.

Shekhar: In Texas, glaube ich.

Sanjay: In Mississippi. Und danach gab es kein Zurück mehr.

Shekhar: Wie war das Leben damals in der Reha?

Sanjay: Es war sehr schön, denn wir waren etwa 60 Leute.

Shekhar: Verschiedene Altersgruppen?

Sanjay: Verschiedene Altersgruppen, die alle das gleiche Problem hatten, nur mit unterschiedlichen Drogen. Das Problem war das gleiche, und wir haben einander sehr geholfen, um da rauszukommen. Es gab viel Therapiearbeit, wo du über dein Problem reden musstest. Die bringen dich wirklich dazu, zum Kern dessen vorzudringen, was dich eigentlich in diese Lage gebracht hat. Es gab also viel Therapie, aber auch viele Spiele, die wir spielten, Ausflüge zum See. Einfach, um uns ganz langsam an die Welt zu gewöhnen. Und als ich dann die anderen Familien sah, wie sie lachten, Boot fuhren und so weiter, da wünschte ich immer, ich könnte sein wie sie. Ich wollte dieses Leben von mir nicht mehr. Ich wollte lachen und das Leben in vollen Zügen genießen. Und so kam es dann auch. Gott ist groß, und ich bin wirklich raus aus dem Ganzen.

Shekhar: Anderthalb Jahre hat es gedauert?

Sanjay: Ja, in der Reha.

Shekhar: Erlaubt man dort Besucher?

Sanjay: Nein, Besucher waren nicht erlaubt.

Shekhar: Die ganze Zeit über?

Sanjay: Ein einziges Mal in all dieser Zeit durfte jemand vorbeikommen, und am Ende durften sie kommen und mich abholen.

Shekhar: Aber man hat Sie dort gut und ein für allemal kuriert?

Sanjay: Ein für allemal.

Shekhar: Ist das der Grund, weshalb Sie soviel mit Kindern arbeiten, die Drogenprobleme haben?

Sanjay: Ja, das ist einer der Hauptgründe. Sehen Sie, wenn sie reden, dann kann ich mich damit identifizieren und sie auch verstehen. Einfach nur mit ihnen zusammensitzen und reden und ihre Emotionen rauskitzeln.

Shekhar: Können Sie ein paar Beispiele geben, oder ein paar Gespräche rekapitulieren, die Sie mit Kindern geführt haben?

Sanjay: Nun, da war vor ein paar Jahren dieser Junge. Seine Eltern baten mich, mit ihm zu sprechen, und sie holten ihn, und er war total auf Drogen. Ich sagte also: „Schau mich an und rede mit mir.“ Er sagte: „Nein, nein, nein, ich bin nicht auf Drogen.“ Ich fing an, mit ihm über meine eigenen Erfahrungen zu sprechen, und nach etwa 30 Minuten brach er zusammen. Er fragte mich: „Wie komme ich da raus?“ Ich sagte ihm: „Wenn du Hilfe brauchst, dann bin ich für dich da. Hör auf damit. Du musst damit aufhören. Ich kann dir dabei helfen.“ Und heute ist er absolut in Ordnung. Er arbeitet, und es geht ihm gut.

Shekhar: Sie konnten ihn nach Mississippi schicken. Aber eine Menge Straßenkinder sind auf Drogen, ganz besonders auf Heroin.

Sanjay: Ja.

Shekhar: Was geschieht mit ihnen?

Sanjay: Nun, ich arbeite mit dieser Organisation namens Support zusammen, die sich um Straßenkinder kümmert. Aber diese Organisation ist nur wenig bekannt. Nächstes Mal nehme ich Sie mit zu dem Zentrum, da werden Sie Sechsjährige, Zehnjährige, Zwölf-, Vierzehnjährige sehen, die komplett drogensüchtig sind. Wir müssen sie davon wegbringen.

Shekhar: Aber die Möglichkeiten, die hier dafür zur Verfügung stehen, müssen doch Lichtjahre entfernt sein von denen in jenem Zentrum in Mississippi?

Sanjay: Absolut. Dieses hier ist in Amboli. Es ist ein einziges Chaos. Ich finde, ein solches Reha-Zentrum sollte weit entfernt von der Stadt sein. Es sollte ein schöner Ort sein, wo man diese Kinder therapiert, mit ihnen spricht und sie dann zur Ausbildung schickt.

Shekhar: Gab es damals Zeiten, in denen Sie davonlaufen wollten? Haben Sie es mal versucht?

Sanjay: Versucht habe ich es nie. Sie hatten mir meinen Pass weggenommen. Aber ja, ich wollte definitiv davonlaufen. Mein Betreuer war ein Mann namens Jack McCombe. Es war ein spirituelles Programm. Er pflegte uns Ratschläge zu erteilen. Ich wollte da einfach raus. Also ging ich zu ihm und sagte: „Ich hatte heute Nacht einen Traum.“ „Ja, gut, erzähl ihn mir.“ Ich sagte: „Ich weiß nicht, jemand in weiß kam zu mir und sagte: ‚Sanjay, du bist bereit, du kannst gehen.’ Jack, ich weiß nicht, wer das war.“ Aber er sah mich nur an und sagte: „Sanjay, das war Gott. Und hat er dir nicht gesagt, dass du anderthalb Jahre hierbleiben wirst?“ Es sind alles ehemalige Süchtige, die in diesem Zentrum arbeiten, und die wissen genau, was in den Patienten vorgeht.

Shekhar: Sie haben also Ihre Tricks versucht, und sie haben Sie erwischt.

Sanjay: Diesen einen habe ich versucht.

Shekhar: Haben Sie irgendwelche angenehmen Erinnerungen an diese anderthalb Jahre? Etwas, woraus Sie etwas gelernt haben?

Sanjay: Als sie uns langsam wieder in die Welt zurückführten, sah ich stets eine Menge glücklicher Menschen, die sich am Leben und an ihrer Arbeit berauschten – Menschen, die sich vor nichts verstecken mussten. Und ich wollte wirklich so sein wie sie. Ich wollte mich nicht länger verstecken, ich wollte lachen, ich wollte mit meinem Vater und mit meinen Schwestern zusammensitzen und normal sein, anstatt jeden zweiten Augenblick ins Badezimmer zu rennen. Und ich denke, das war der Wendepunkt für mich.

(Fortsetzung folgt)


(Deutsch von Diwali)

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