Mittwoch, 30. Mai 2007

Showtime 5/1991: Sanjay Dutt speaks out in anguish!

Showtime, Mai 1991

Sanjay Dutt speaks out in anguish!

Als Sunil Dutt vor einem Jahrzehnt seinen gutaussehenden Sohn Sanjay Dutt mit viel Pomp und Trara lancierte, wurde dieser umgehend als der Star des Jahrzehnts und der nächste Anwärter auf Amitabh Bachchans Superstar-Status hochgejubelt. Aber Sanjay erfüllte dieses frühe Versprechen nicht. Ganz langsam verblasste die Magie, und Enttäuschung trat ein. Was ging schief? Warum verwarf Sanjay den Mantel, bevor er ihn überhaupt anprobiert hatte? Selbst jetzt noch schwören seine Fans auf ihn und nennen ihn den einzigen Star mit Hollywood-Format. Filmemacher und Vertreiber bestätigen, dass er an den Kinokassen noch immer gewaltig zieht. Bleibt die Frage: Was ging schief?

Die Medientrommeln verkündeten die Geburt eines Stars, und das Publikum wartete mit angehaltenem Atem auf den ersten Auftritt von Sanjay „Rocky“ Dutt auf der Leinwand. Doch das erste Feuer erlosch allmählich und der Stern verging langsam im Hintergrund. Dennoch hatte Sanjay es erreicht, dass das Filmvolk und das Publikum ihn bemerkten. Die Mädchen erlagen seinem verführerischen Lächeln, seinem Schlafzimmerblick und seiner Sinnlichkeit, und die Filmemacher standen Schlange mit ihren Verträgen. Leider wurde Sanjays Karriere durchkreuzt von seinen persönlichen Traumata – dem Tod seiner Mutter, seiner Drogensucht, schlechten Filmen und Problemen mit seinen Freundinnen. Doch Sanjays Strapazierfähigkeit gewann schon bald die Oberhand. Mit Hilfe seiner Familie ließ er Schritt für Schritt seine Vergangenheit hinter sich und betrat zögernd erneut die Schwelle einer wackeligen Karriere. Die Industrie hieß ihn bei seiner Rückkehr mit offenen Armen willkommen. Naam brachte Sanjay den Beifall der Kritiker ein und erfüllte zum Teil die Rocky-Versprechen. Allmählich stabilisierte sich sein berufliches und privates Leben, als das Schicksal zuschlug. Seine Frau Richa erkrankte an einem Gehirntumor, und einmal mehr erlitt Sanjays Karriere einen Rückschlag. Nach einer Reihe von Operationen gewann Richa den Kampf um ihre Gesundheit, und Sanjay Dutt machte sein drittes Comeback. Erneut hieß die Industrie ihn willkommen, und er rechtfertigte ihr Vertrauen mit dem Hit Thanedaar, gefolgt von einem mäßig erfolgreichen Fateh. Derzeit hat sich Sanjay auf seinem eigenen Platz etabliert. Und dennoch scheint der schwer zu erreichende Spitzenplatz immer noch knapp außerhalb seiner Reichweite. Während seine Zeitgenossen wie Sunny, Jackie, Anil und selbst Newcomer wie Aamir und Salman, die erst lange nach ihm gekommen waren, ihn überholt haben, blieb Sanjay – der Meistversprechende von allen laut seinen Produzenten und Regisseuren – zurück.

A Star Is Born

Ich hatte ihn noch nie interviewt, höchstens mal ein kurzes „Hi“ mit ihm gewechselt, wenn wir uns am Set über den Weg liefen, aber seine unberechenbare Karrierekurve und die Verletzlichkeit, die stets durch die toughe Fassade hindurchschimmerte, hatten mich schon immer fasziniert. Also nagelte ich ihn eines Nachmittags während der Dreharbeiten zu Bobby Rajs Zamane Se Kya Darna auf ein Interview fest und feuerte schnell meine erste Salve ab.

Sein erster Film Rocky war vielversprechend gewesen, aber er hatte diese Versprechen nicht eingelöst. An welcher Stelle war er seiner Ansicht nach gescheitert? „Ich war gerade 19 Jahre alt, als ich Rocky drehte, fast noch ein Kind. Wenn die Leute damals ganz große Dinge von mir erwarteten, dann war das nicht die richtige Erwartungshaltung. Ich denke, niemand sollte eine Filmkarriere beginnen, wenn er noch in den Teenager-Jahren steckt; da ist man einfach noch zu unreif. Dennoch, alles was geschah, geschah zu meinem Besten. Jetzt müsste Rocky zu mir kommen. Solange du jung bist, spielt da noch so viel Ängstlichkeit mit. Du willst so viele Filme wie möglich machen, weil du dich unsicher fühlst. Als Folge davon habe ich für eine Menge falscher Filme unterschrieben. Zusätzlich hatten meine persönlichen Probleme in meinem Leben und meiner Karriere völlig überhand genommen, und alles andere schwand einfach dahin. Aber ich glaube nicht an diese beschissenen Zahlen. Ich habe kein Verlangen, die Nummer 1 zu sein. Ich möchte meinen sicheren Platz haben und eine eigene Nische in Beschlag nehmen. Ich möchte als ein guter Schauspieler bekannt sein und nicht einfach nur als Star. Denn Sterne vergehen (er grinst), aber an eine gute Darbietung wird man sich immer erinnern.“

Return Of The Actor

Als Sanjay von seiner Drogentherapie zurückgekehrt war, hatte er ganz von vorne beginnen müssen. Er hatte den Schmerz über den Verlust seiner Mutter, die Trennung von Tina Munim und seine schmerzvolle Befreiung von der Drogensucht hinter sich lassen und ganz klein anfangen müssen, ohne zu wissen, ob eine Karriere ihn erwartete oder nicht. Doch Naam brachte ihn zurück und bewies seine Fähigkeiten als Schauspieler. Heute gibt er zu: „Ich bin als Schauspieler gereift und gewachsen. Ich habe immer daran geglaubt, dass ich, wo immer ich bin und was immer ich auch tue, immer mein Bestes geben muss. Wäre ich ein Journalist, dann würde ich auch versuchen, der beste zu sein. Und genau das versuche ich als Schauspieler. Wenn ich das nicht schaffe, dann versuche ich es woanders; das Schauspielen ist nicht das Ende der Welt für mich. Eine gute Darbietung zählt mehr als ein Hit. Agneepath war kein besonderer Erfolg, aber kann irgendjemand Amitjis Leistung darin in Zweifel ziehen? Er war einfach zu gut, Mann!“

Er zündet sich eine Zigarette an und sagt nachdenklich: „Ich glaube, dass die Umstände einen Schauspieler formen. Der Schmerz, das Glück und die Erfahrungen, die er als Mensch durchlebt, helfen ihm, sich zu einem guten Künstler zu entwickeln. Was ich in meinem Leben in all diesen Jahren durchgemacht habe, hat mich sensibler gemacht, und ich kann mich besser mit den emotionalen Szenen identifizieren. Sehen Sie, die Szene, die wir gerade drehen, in der ein Sohn sich mit seiner Mutter streitet, das habe ich genauso mit meiner eigenen Mutter erlebt. Irgendwie ist es bei mir immer so, dass ich auf eigene Erfahrungen zurückgreifen kann. Die Frustgefühle, die Wut und die Emotionen in Naam waren alle echt, die hatte ich alle genauso schon selbst empfunden.“ Nur dass für Sanjay Dutt nach Naam nichts mehr kam. Sunny hatte einen Ghayal, Jackie einen Parinda, ein Aamir einen Dil und Salman einen Maine Pyar Kiya. Dagegen hatte Sanjay Yodha und Kroadh. Sanjay kontert sofort: „Wollen Sie damit sagen, dass Sunny in seinen anderen Filmen schlecht war? Hat jemand gesagt, dass Sanjay in diesem oder jenem Film schlecht war? Ich wiederhole es noch einmal: Eine gute Darbietung zählt mehr als ein großer Hit, wenigstens für mich. Meine Filme haben Kasse gemacht und hatten immer ein gutes Eröffnungsergebnis. Thanedaar und Fateh sind toll gestartet. Wenn meine Filme nicht gut laufen, warum sollten die Vertreiber dann Geld in einen Sanjay-Dutt-Film investieren?“

Er fährt fort: „Demnächst kommen ein paar gute Filme von mir raus. Saajan, in dem ich einen körperbehinderten Poeten spiele, dann Sahibaan und danach Sadak, in dem ich eine wahnsinnige selbstmörderische Figur spiele, und noch ein paar andere gute Filme. Wenn sich mit mir keine Verkaufserfolge erzielen lassen, warum sollte man mich dann überhaupt noch unter Vertrag nehmen?“ Warum glaubt er, dass die Industrie sich geschlossen hinter ihn stellt und ihm wieder und wieder eine Chance gibt? Seine Erklärung: „Vielleicht, weil ich mit meinen Gefühlen immer ehrlich war. Mein Leben ist wie ein offenes Buch. Ich habe nie jemanden verletzt, war nie manipulierend oder gemein und habe niemandem sein Glück zerstört. Sympathie kann jedenfalls nicht der Grund sein. Wie lange könnte ich auf der Basis von Sympathie überleben?“

In diesem Moment wird er vor die Kamera gerufen. „Ich geh nur mal kurz mit meiner Mutter streiten und komme dann wieder!“ Ich gehe das Risiko ein, einen der berühmten Temperamentsausbrüche des Deadly Dutt auszulösen, und befrage ihn nach seinen „Freundschaften“ mit seinen Co-Stars. „Affären? Was für Affären?“ schaut er mich verblüfft an. „Ich gehe mit allen meinen Co-Stars freundlich um. Ich liebe es, herumzublödeln und Quatsch zu machen, und arbeite grundsätzlich lieber in einer problemfreien und lockeren Atmosphäre. Ich lehne es ab, mit Leuten zu arbeiten, mit denen ich mich nicht wohl fühle.“ Seine Reife scheint sein Temperament gezügelt zu haben!

Aber wenn das so ist, warum hat er dann für einen Film mit Sridevi unterschrieben, die immer reserviert ist und niemanden an sich heranlässt? Seine Antwort kommt überraschend. „Ich werde aus dem Film aussteigen. Ich habe nicht die gewünschten Termine frei. Vielleicht träumen andere davon, mit Sridevi zu arbeiten, ich nicht. Auch wenn sie eine phantastische Schauspielerin und eine süße Frau ist. Sie sollte ebenso scharf darauf sein, mit mir zu arbeiten. Aber mit wem ich wahnsinnig gerne arbeiten würde, ist Michelle Pfeiffer – die würde alle meine Termine kriegen,“, grinst er spitzbübisch. „Ich möchte Filme wie Scarface oder The Awakening machen, aber wer hat hier schon den Mut zu solchen Filmen, yaar. Ich wollte Ghost machen, aber andere Produzenten wollen das auch, und die werden es eher vermasseln. Ich möchte sein wie Dharamji. Ich möchte eine langes und beständiges Leben führen und von allen Seiten viel Liebe bekommen.“

Die Kraft zum Überleben

„So vieles ist geschehen in den 32 Jahren meines Lebens. Ich bin durch wirklich schlechte Zeiten gegangen. Die Angst und Unsicherheit, ob Richa leben oder sterben würde, der Schmerz, die Qualen, das alles hatte mich völlig ausgebrannt. Jetzt natürlich sind die Dinge wieder okay. Richa und Trishala werden bald zurückkommen. Ich vermisse sie so sehr.“ Sanft fügte er hinzu: „Aber ich überlebe. Meine Karriere schreitet in einem guten Tempo voran, und wenn meine Familie wieder zusammen ist, wird auch Beständigkeit dazukommen. Ich habe jede Menge Liebe, Gebete und gute Wünsche bekommen von meinem Publikum, den jüngeren Künstlern, den Tänzern, Spot Boys und meinen Freunden, und die geben mir die Kraft, mich allem zu stellen.“

Sein Tonfall wird etwas mürrisch. „Die Presse behandelt mich immer wieder mies. Vor kurzem hat ein Interview zu Spannungen zwischen meinem Vater und mir geführt. Ich gebe in aller Offenheit ein Interview, und wenn es dann gedruckt wird, steht plötzlich was ganz anderes drin! Ich bin so wütend über diesen Artikel. Ich kann fühlen, wie verletzt mein Vater ist, Mann. Ich habe versucht, ihm zu erklären, was ich wirklich gemeint habe, aber er zweifelt, er hat das Gefühl, irgendetwas müsse ich ja gesagt haben, damit die so was schreiben. Ich bin so wütend.“ Ich verließ einen emotional aufgewühlten Sanjay, der still an seiner Zigarette zog und sich fragte, wie er seinem Vater seinen Schmerz über ihr Missverständnis begreiflich machen sollte.

Mut und feste Entschlossenheit verleihen die Kraft zum Überleben, und Sanjay Dutt mit seiner unbezähmbaren Courage hat allen Traumata und allem Schmerz in seinem persönlichen wie auch in seinem beruflichen Leben widerstanden. Dieser Star hat sich als ein Sieger erwiesen. Und das ist es, was am Ende zählt!

(Chandrika Battacharya; Deutsch von Diwali)

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