Freitag, 25. Mai 2007

Screen 25.5.2007: "Ich weiß, dass meine Freunde mich nicht enttäuschen werden"

Screen, 25. Mai 2007

"Ich weiß, dass meine Freunde mich nicht enttäuschen werden"
Sanjay Dutt über Freunde, Gangster, Cops, Gandhiji und Munna...


Screen: Shootout at Lokhandwala basiert auf einer wahren Begebenheit. War das für Sie als Schauspieler besonders spannend?

Sanjay: Definitiv. Das Team hatte massenweise Material recherchiert, das ich durchstudiert habe. Außerdem hatte ich die Gelegenheit, mich mit ATS Chief A.A. Khan zu treffen, der 1991 im Lokhandwala-Gebiet von Andheri jenes Gefecht angeführt hat, bei dem zwei Männer von Dawood Ibrahim, Maya Dolas und Bhuva, getötet wurden. Er wirkt zudem selber in dem Film mit, so dass ich ihn ständig um Auskünfte und Tipps bitten konnte. Wir haben uns total an die Recherchen gehalten; allerdings wissen wir nicht, was geschah, nachdem die Beteiligten das Gebäude in Lokhandwala betreten hatten. Dieser Teil musste daher fiktionalisiert werden. Deshalb lautet die Tagline des Filmes auch „auf wahren Gerüchten basierend“.

Screen: Sie haben in so vielen Filmen den Gangster gespielt. Und jetzt spielen Sie einen Cop. Was hat Ihnen mehr Spaß gemacht?

Sanjay: Das hängt immer von der Figur ab. Wenn sie gut geschrieben ist und ihre Eigenheiten gut definiert sind, dann kann jede Rolle Spaß machen. Ich kann das nicht vergleichen. Es liegt an den Zuschauern, zu sagen, in welcher Rolle sie mich gerne sehen.

Screen: Sie arbeiten meistens mit Ihren Freunden. Nehmen Sie eine Rolle an, weil ein Freund Sie darum bittet, oder weil Sie sie wirklich wollen?

Sanjay (lächelt): Ich tue es für den Freund. Aber ich weiß, dass meine Freunde mich nicht enttäuschen und mir tolle Skripts und tolle Rollen geben werden. Und das war auch stets der Fall, denke ich. Sehen Sie das anders?

Screen: Welchen der beiden Munnabhai-Filme mögen Sie lieber, MBBS oder Lage Raho?

Sanjay: O Gott, das ist eine schwierige Frage. Ich kann es nicht sagen. Munnabhai MBBS war der größere Spaßfilm, während Lage Raho eine emotionale Botschaft vermittelte. Ich weiß es nicht. Viele sagen, sie mögen MBBS lieber, während andere meinen, Lage Raho sei ein Klassiker. Ich kann mich nicht entscheiden.

Screen: Aber hätten Sie je gedacht, dass diese Filme Sie in solche Höhen katapultieren und zu einer so wichtigen Stufe in Ihrer Karriere werden würden?

Sanjay: Ich wusste, dass MBBS gut laufen würde. Er hatte dieses gewisse Etwas, das ein Film braucht, um richtig und allgemein beliebt zu werden. Der Film ist etwas Spezielles geworden. Aber ich hätte nie erwartet, dass der Film ein solcher Riesenerfolg werden würde und dass Circuit und Munna von allen so sehr geliebt würden. Heute glaube ich, sie sind sogar größer als Jai und Veeru in Sholay. Und dass Hollywood das Skript aufgreifen will und Gangster MD ankündigt, ist ein Riesenkompliment und ein toller Erfolg für uns. Was Lage Raho betrifft, so erinnere ich mich noch, dass ich während der Dreharbeiten zu Raju (Rajkumar Hirani, der Regisseur) sagte: „Du weißt gar nicht, was du da machst. An den Film wird man sich für alle Zeiten erinnern.“ Ich finde, Lage Raho hat ein fantastisches Skript und vollführt mit der Predigt der Lehren Gandhijis mit Mitteln der Unterhaltung einen wahren Drahtseilakt. Es hätte auch langweilig werden können, aber Raju hatte die fabelhafte Idee, Munna den „Prediger“ spielen zu lassen, und daraus resultierte der hohe Unterhaltungsfaktor.

Screen: Ist Ihnen nach diesem Film Gandhiji in Ihren Träumen erschienen?

Sanjay (lacht laut): Nein, nein, ich wünschte, er täte es.

Screen: Wenn ich jetzt „Munna“ sage, welches Bild erscheint da vor Ihrem inneren Auge?

Sanjay: Ich in einem orangefarbenen Hemd. Aber ich empfinde dabei auch eine Menge Emotionen. Ich denke an jemanden mit einem toughen Äußeren und einem verletzlichen Herzen. Ich denke an einen hilfreichen, ehrlichen, liebenswerten und emotionalen Menschen.

Screen: Welcher Munnabhai-Film ist der Favorit Ihrer Tochter Trishala?

Sanjay: Sie mag Munnabhai MBBS lieber.

Screen: Welche Ähnlichkeiten bestehen zwischen Ihnen und Munna?

Sanjay: Ich finde, wir haben jede Menge gemeinsam. Wir sind beide verletzlich, hilfsbereit und emotional. Wir sind beide gut darin, Probleme zu lösen und Witze zu machen.

Screen: Und was unterscheidet Sie beide voneinander?

Sanjay: Wir sind total gleich. Ich identifiziere mich vollkommen mit Munna.

Screen: Sie haben unlängst eine Special Appearance in einem Song für Farah Khans Om Shanti Om gemacht. Was war das für eine Erfahrung?

Sanjay: Das war ein Hammer. Salman, Shahrukh, Saif und ich hatten einen Heidenspaß. Die Energie war sagenhaft, und wir haben wirklich toll zusammengarbeitet, ein richtiges Team. Der Song wird klasse.

Screen: Solche Freundschaftsdienste machen Sie ständig. Es heißt, Sie könnten niemals Nein zu jemandem sagen?

Sanjay: Ich liebe es, so zu sein. Und schließlich sind all diese Jungs, Salman, Shahrukh, sie alle sind Freunde und Familie für mich. Sie sind richtig warmherzige Menschen, und wenn ich irgendetwas für irgendeinen von ihnen tun kann, dann denke ich nicht zweimal darüber nach.

Screen: Sie haben sich als Sänger mittlerweile einen guten Ruf erworben, besonders jetzt nach Ihrem Song mit der legendären Asha Bhosle.

Sanjay: Als Ashaji mich anrief und mir sagte, dass sie mit mir singen wollte, stand ich erst mal völlig unter Schock. Sie sagte sogar tatsächlich, dass sie meine Stimme mag. Ich wusste gar nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich habe versucht, mein Leben zu retten, indem ich ihr sagte, ich könne nicht singen, aber sie bestand darauf, und dann konnte ich einfach nicht Nein zu ihr sagen. Aber ich bat darum, meinen Teil separat singen zu dürfen – mit ihr zusammen, das hätte ich niemals geschafft. Gott sei Dank war sie damit einverstanden, und wir haben getrennt voneinander gesungen. Aber das Musikvideo haben wir gemeinsam gedreht, und das war eine wundervolle Erfahrung.

Screen: Sie arbeiten jetzt schon seit 26 Jahren als Filmschauspieler. Was ist dran an diesem Beruf, dass er Sie nach wie vor fesselt?

Sanjay: Ich liebe die Möglichkeit, so viele verschiedene Figuren zu interpretieren. Das ist, wie wenn man verschiedene Leben spielt. Solange ich die ganzen verschiedenen Figuren nicht mit zu mir nach Hause schleppe, ist das eine tolle Art, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Außerdem liebe ich die Erfahrung, mit Typen wie Mahesh Bhatt, Raju, Sanjay Gupta, Vidhu Vinod Chopra und Mahesh Manjrekar zu arbeiten, weil sie die Schauspieler in ihre Schöpfungen mit einbinden. Ich liebe es, wirklich Teil der emotionalen Reise einer Figur zu sein. Ich liebe es, die Emotionen der Figur zu empfinden, die ich spiele.

Screen: Sie haben in Ihren Filmen mit so vielen verschiedenen Looks experimentiert. Welche gefielen Ihnen persönlich ganz besonders?

Sanjay: Ich habe meinen Look in Musafir und Deewaar geliebt.

Screen: Gibt es unter den neueren Filmen welche, bei denen Sie gerne mitgewirkt hätten?

Sanjay: Ich sehe nicht allzu viele Filme, aber 300 mochte ich sehr. Der Film war echt tödlich. Ich habe im eNet nachgeschaut, wie diese Jungs ihre Bodys so toll hingekriegt haben. Wussten Sie, dass sie alle anderthalb Jahre lang extrem und bis zum Anschlag dafür trainiert haben – und zwar das volle Programm: Aerobic, Konditions- und Krafttraining etc. Sehen Sie: So bereitet man sich auf eine Rolle vor.

Screen: Abschließend: Sanju in einem Wort?

Sanjay: Ehrlich.

(Harneet Singh; Deutsch von Diwali)

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