Dienstag, 31. Juli 2007

Reaktionen auf das Urteil vom 31. Juli 2007

"Sanjay Dutt ist ein starker Mann. Er ist bis jetzt noch nach jeder Krise wieder zurückgekommen, und das ist jetzt wieder so eine Krise. Millionen von Fans und seine Familie beten für ihn, und das wird ihm helfen, die Zeit im Gefängnis zu ertragen."
Satish Maneshinde (Sanjays Anwalt)
Quelle

"Sanjay Dutt wurde nicht als Terrorist verurteilt. Die Menschen werden den Unterschied sehen, und die Massen werden ihn bei seiner Rückkehr mit offenen Armen willkommen heißen. Er hat eine große Fangemeinschaft. Selbst nach vier Jahren im Gefängnis kann er wiederkommen und neu beginnen."
Komal Nata (Film Information)
Quelle

Der indische Informations- und Rundfunkminister P.R. Dasmunsi meinte, dass nichts unversucht bleiben dürfe, damit der Supreme Court Sanjay begnadige. Er sei "zutiefst schockiert und überrascht" über das Urteil. Er glaube zwar an die Rechtssprechung, sei jedoch der Ansicht, das Sanjay bereits genug gelitten habe. (Mehr darüber sowie Quelle siehe hier.)


"Das hat mir das Herz gebrochen. Ich respektiere die Rechtssprechung, aber was ist mit all den mächtigen Menschen, die Verbrechen begangen haben und frei herumlaufen und sogar im Parlament sitzen? Sanjay Dutts Verhalten war beispielhaft." (Kiron Kher)

"Bei allem Respekt vor der Justiz, aber sechs Jahre sind zu hart." (Mahima Chaudhary)

"Die Strafe für Sanjay ist meiner Ansicht nach viel zu hoch für den Fehler, den er gemacht hat... Offenbar haben die Leute vergessen, unter welchen Umständen dieser Fehler zustandekam." (Saira Banu, Ehefrau von Dilip Kumar)

"Das ist ein herber Schlag für die Filmindustrie und ein schwarzer Tag für alle, die Sanju kennen. Die Ereignisse wiederholen sich." (Mahesh Bhatt)

"Wenn die Justiz so entschieden hat, dann wird es schon richtig sein und sollte respektiert werden. Vor dem Gesetz sind alle gleich." (Rakhi Sawant)

"Ich fühle mich furchtbar. Ich leide für einen Freund, einen Schauspieler, einen Star... Als Freund empfinde ich das Urteil als zu hart." (Anubhav Sinha)
Quelle


"Sanjays Bestrafung ist ein großer Verlust für Bollywood. Aber ich bin zuversichtlich, dass der Supreme Court ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen wird." (Monica Bedi)
Quelle

"Die Industrie ist geschockt. Möge Gott ihm die Kraft geben, dieses harte Urteil zu ertragen." (Govinda)
Quelle

„Sanju ist wie ein Familienmitglied. Wir werden auch weiterhin zu Gott beten, dass er gut zu ihm ist in den Zeiten, die vor ihm liegen. Er ist in den vergangenen 14 Jahren genug bestraft worden und hat sein Bestes versucht, ein guter Bürger zu sein.“ (Subhash Ghai)

„Ich bin sehr enttäuscht. Wir waren alle so optimistisch, als er heute morgen zum Gericht fuhr. Es ist sehr traurig. Ich weiß nicht, was beim Supreme Court passieren wird, ich kenne mich mit den Feinheiten des Gesetzes nicht aus.“ (Bunty Walia)

„Ich bin untröstlich. Er hat in vielfacher Hinsicht gelitten. Dazu gehört auch, wie ständig über ihn geschrieben und geredet wurde – auch darunter hat er sehr gelitten.“ (Anupam Kher)

„Die Filmindustrie muss sich zusammentun und die Justiz bitten, die Entscheidung zu überdenken. Jeder wird für Sanju eintreten – selbst die Spot Boys lieben ihn. Er hat für seinen Fehler bereits im Knast gesessen, warum wird er also noch einmal bestraft? Als seine Tochter Trishala sagte, dass sie nach Indien kommen und bei ihm sein will, hatte ich Tränen in den Augen.“ (Rati Agnihotri)

„Die Industrie muss geschlossen an die Justiv appellieren. Er ist kein gewöhnlicher Mensch. Er ist ein Kämpfer. Jeder andere an seiner Stelle hätte schon längst Suizid begangen. So wie ich ihn kenne, wird er die Sache siegreich überstehen.“ (Ashok Pandit)

„Obwohl ich noch nie mit Sanju zusammengearbeitet habe oder zu seinem engeren Freundeskreis zähle, hat mich die Entscheidung hart getroffen. Immer, wenn wir uns getroffen haben, hat er mir Mut gemacht. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie seine Schwestern und seine Tochter jetzt leiden müssen.“ (Kunal Kohli)

„Ich war immer der Ansicht, dass Sanju zwar töricht, aber kein Krimineller ist. Dieses Urteil ist sehr beklagenswert. Er hat bereits im Gefängnis gesessen, da hätte man ihm gegenüber etwas mehr Milde zeigen können. Für seinen einen Fehler muss er einen schweren Preis bezahlen.“ (Poonam Dhillon)
Quelle


Kabir Bedi gab noch am 31. Juli im indischen Fernsehen eine Sympathiebekundung für Sanjay ab, deren Wortlaut mir leider nicht vorliegt.


"Sanjays Produzenten und Regisseure wussten im Voraus um die Möglichkeit seiner Inhaftierung, und alle waren entschlossen, zu ihm zu stehen, wie damals während seiner Untersuchungshaft zwischen 1993 und 1995. Keiner von ihnen hat die Rückerstattung von Vorauszahlungen verlangt oder irgendwelche Vorbehalte für den Fall einer Verurteilung geäußert."
Satish Maneshinde (Sanjays Anwalt)

"Das hat er nicht verdient. Das Urteil ist sehr hart. Wir hatten so auf Bewährung gehofft!" (Bunty Walia)

"Auch wenn vor dem Gesetz alle gleich sind, bin ich ernsthaft der Ansicht, dass dies Sanjay Dutt nicht hätte zustoßen dürfen. Wir alle und ebenso alle seine Well-Wisher hoffen, dass es durch die Möglichkeit einer Berufung vor dem Supreme Court noch Hoffnung für ihn gibt." (Mammooty)

"Die Strafe ist viel zu hoch für seinen Fehler. Die Leute haben die Atmosphäre von damals vergessen (die Revolten nach der Zerstörung der Babri Masjid 1992). Wir wurden permanent bedroht. Sanju hat im Kugelhagel verletzte Menschen von der Straße gerettet und ins Krankenhaus gebracht. Mein Gott, was für eine Strafe!" (Saira Banu)
Quelle

"Sanju ist ein guter Mensch. Er hat doch schon bezahlt für das, was geschehen ist. Es ist wirklich traurig und verstörend, dass ein so gutherziger Mensch wie Sanju so etwas ertragen muss. Er hat bereits viel gelitten, und wir können uns gar nicht vorstellen, was er in diesem Augenblick durchmachen muss." (Kunal Kohli)
Quelle

"Ihr Herrschaften wollt Kommentare zu so einem entmutigenden Fall und macht eine Menge Lärm über die Verurteilung eines guten und anständigen Jungen, der großartige humanitäre Dienste geleistet hat. (...) Was erwartet ihr denn von ihm, wenn man ihm am Telefon mitteilt, dass seine Schwestern bei den Revolten geschändet werden sollen? Hätte er sie denn schutzlos dem Massakrieren aussetzen sollen?" (Saira Banu)
Quelle

„Ich war vor dem Gerichtsgebäude, als das Urteil verkündet wurde. Ich bin total verstört und enttäuscht. Mir fehlen die Worte, ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ (Bunty Walia)

„Ich bin zutiefst geschockt. Ich finde keine Worte. Er mag in seiner Jugend einen Fehler gemacht haben, aber er hat doch schon teuer dafür bezahlt. Ich hoffe noch immer, dass etwas Gutes seinen Weg kreuzen wird.“ (Preity Zinta)

„Sanju ist das Herz unserer Gang. Er genießt eine Menge Respekt in der Industrie und ist einfach erstaunlich. Wir waren immer füreinander da. Er hat so viel durchgemacht. Da ich wie er ein Löwe bin, verstehe ich seine Art. Baba denkt mit dem Herzen, und genau das pflegt ihn immer wieder in Schwierigkeiten zu bringen.“ (Suniel Shetty)

„Ich fühle mich richtig schlecht. Vierzehn Jahre lang hing dieses Schwert über seinem Haupt. Aber wenigstens weiß er jetzt, dass es sechs Jahre sind, und hat das Warten auf sein Urteil hinter sich. Ich bete jeden Tag für ihn und weiß, dass alle anderen das auch tun. Vor vier Tagen habe ich ihn noch getroffen, und er war wie immer, machte Scherze und sorgte sich um seine Freunde. Das Schlimmste ist jetzt vorüber, und bald wird die Sonne für ihn wieder aufgehen.“ (Jackie Shroff)

„Dieses Urteil macht mich nur noch traurig. Natürlich hat Sanju vor Jahren einen Fehler begangen, aber wie die meisten anderen in der Industrie auch bin ich der Ansicht, dass Sanjay genug bestraft worden ist. Ich bete, dass Sanjay die mentale Stabilität und die Stärke hat, das Urteil zu überstehen. Übrigens möchte ich ganz klar sagen, dass ich nichts von irgendeiner Party bei den Yalgaar-Dreharbeiten weiß, bei der Feroz Khan Sanjay angeblich Dawood Ibrahim vorgestellt haben soll. Ich war nur zum Drehen in Dubai und bin sowieso nur selten ausgegangen.“ (Manisha Koirala)
(Anm. Diwali: Feige und erbärmlich, Manisha – Sanju selbst hat von dem Dinner für die komplette Crew erzählt...)

„Verspätete Gerechtigkeit ist überhaupt keine Gerechtigkeit. 14 Jahre hat das Gesetz gebraucht, um das Urteil für eine künstliche Katastrophe zu verkünden. Allein das zeigt doch schon den haarsträubenden Zustand unseres Justizsystems. Sehr enttäuschend!“ (Diya Mirza)

„Es ist ein vorübergehender, aber dennoch großer Verlust für die Industrie. Ich habe eng mit ihm zusammengearbeitet und kann beeiden, dass er der liebste Kerl in der Industrie ist. Durch und durch ein Gentleman! Ich war wie betäubt, als ich das hörte, ich weiß nicht, was ich denken und sagen soll. Ich bete für ihn.“ (Neha Dhupia)

„Dutt saab in einem Wort zu beschreiben ist schwer. Er ist ein Mensch mit vielen Facetten. Ich habe einen Song in seinem Film Rocky gesungen, und seitdem war es ein harter Weg für Dutt saab. Er ist ein sehr bescheidener Mann, ein großartiger Sänger, er singt mit viel Gefühl, und ich denke: Genie ist die richtige Bezeichnung für ihn. Er ist wie mein eigener Sohn. Er ist ein großartiger Mensch; ich habe immer für ihn gebetet und werde das auch weiterhin tun.“ (Asha Bhosle)
(Anm. Diwali: Das ist, glaube ich, das erste Mal, dass jemand Sanju wie seinen Vater Dutt saab nennt...)

„Ich bin geschockt und sprachlos. Ich kann es nicht glauben, denn trotz allem haben wir alle das Beste für ihn gehofft.“ (Urmila Matondkar)
Quelle


"Wir waren so sicher, dass er da rauskommen würde. Das Leben ist nicht fair. Sanju ist ein Kind Gottes. Immer mit einem Lächeln bereit, jedermann zu helfen, mich eingeschlossen. Er hat mir und auch meinem Assistenten Ajay zum Durchbruch als Regisseur verholfen. Er hat so vielen Menschen so viel gegeben, nicht mal die Hälfte davon ist bekannt. Im Moment steht die Industrie still. Niemand hat Lust zum Feiern. Keine Parties, keine Premieren. Er liebt meine Söhne, hat ihnen Geschenke aus dem Ausland mitgebracht. Es ist wirklich traurig, er hat seine Mutter verloren, seine Frau, seinen Vater - dieser Mann hat so viel Schmerz durchlitten. Wann wird das endlich enden?" (David Dhawan)

"Ich fühle schrecklich mit ihm. Wir alle haben Probleme, und ich spüre das Trauma, durch das seine Familie jetzt geht. Aber wenn das Urteil einmal gesprochen ist, gibt es nichts, was wir tun oder sagen können." (Hema Malini)

"Das alles ist sehr verstörend." (Abhishek Bachchan)

"Ich bin geschockt und verstört. Ich wünsche ihm und seiner Familie Kraft und Mut. Ich bin sicher, die Filmgemeinde wird in jeder möglichen Form zu ihm stehen. Er ist ein wunderbarer Mensch. Und da er bereits 16 Monate gesessen hat, bin ich zuversichtlich, dass der Supreme Court sich milde zeigen wird. Ich wünsche ihm alles Beste." (Priyanka Chopra)

"Ich bin geschockt und sehr traurig. Er hat genug gelitten, und seine Leiden hätten längst beendet werden sollen. Alle seine Freunde fühlen sich so hilflos. Niemand kann etwas tun." (Bipasha Basu)

"Das ist einfach nur schockierend. Ich kenne ihn seit Jahren, und er ist der liebenwerteste Mensch, dem ich je begegnet bin. Er ist ein Opfer verrückter Umstände. Das Gesetz ist für alle gleich, und wir respektieren die Gesetze unseres Landes. Aber sechs Jahre erscheinen etwas zu hart, wenn man bedenkt, was für ein Mensch Sanjay ist. Meine Familie und ich stehen in dieser Krisenzeit zu den Dutts, und das meine ich wirklich." (Raveena Tandon)

"Ich bin tieftraurig über dieses Urteil. In meinem Herzen bete ich und hoffe auf ein Ende von Sanjays Problemen. Er hat einen Fehler gemacht, aber er ist kein schlechter Mensch, sondern vielmehr ein ganz fantastischer Kerl." (Preity Zinta)

"Ich bin traurig und schockiert." (Anil Kapoor)

"Ich kriege das Gefühl eines Déjà Vu. Das ist wie ein Albtraum, der ständig wiederkommt und einfach nicht verschwindet." (Mahesh Bhatt)

"Ich bin sprachlos. Das hat niemand erwartet." (Sohail Khan)

"Ich will keineswegs das Urteil in Frage stellen. Aber ich bin von ihm zu niedergeschlagen, um überhaupt nur darüber zu reden. Ich hoffe, er bekommt ganz schnell Kaution. Meine ganze Familie ist geschockt. Wir alle beten für ihn. Ich bewundere diesen Mann sehr. Gott segne ihn!" (Manoj Bajpai)

"Das ist extrem traurig und zutiefst niederschmetternd." (Urmila Matondkar)

"Ich komme noch immer nicht darüber hinweg. Die ganze Filmgemeinde befindet sich in einem Schockzustand. ich sympathisiere und unterstütze die Dutt-Familie von ganzem Herzen." (Madhur Bhandarkar)

"Ich habe absoluten Glauben und Respekt für die Entscheidung des Gerichts; zugleich jedoch bedaure ich Sanjay schrecklich für seine schlimme Lage. Als Mitglied der Filmgemeinde bekunde ich meine Solidarität mit seiner Familie in dieser Zeit der Prüfung. Sein Fehlen in der Industrie bedeutet einen furchtbaren Verlust, da er sich als einer unserer vielseitigsten Schauspieler entwickelt hat. Ich fühle mit all den Filmen, die jetzt in der Sackgasse landen." (Suneel Darshan)

"Sanjays Urteil ist zutiefst deprimierend. Ich kann keinen Kommentar über die Komplikationen des Gesetzes abgeben. Als Mensch jedoch hat er meiner Ansicht nach genug gelitten. Er ist kein Krimineller, nur ein Mann, der einen dummen Fehler gemacht hat in furchtbaren Zeiten, in denen es schwer war, sich ein klares Werteurteil zu bewahren." (Vikram Bhatt)

"Jedermann weiß, dass er es nur getan hat, um seine Familie zu beschützen. Deshalb ist er für mich ein guter Mensch. Zugleich jedoch war sein Verhalten dem Gesetz nach unkorrekt, deshalb war dieses Urteil wohl nicht zu vermeiden. Sanjay steht für die Misere, die 'mächtige' Menschen erwartet, die in Schwierigkeiten geraten. Ich halte das Urteil für etwas zu hart. Das Gericht hat all die Tage nicht berücksichtigt, die er beim Gericht und auf Polizeistationen verbrachte und an denen er nicht drehen konnte. Ansonsten wäre das Urteil wohl weniger hart ausgefallen." (Vipul Shah)

"Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht antworten. Sonst sieht es so aus, als würde ich versuchen, mir durch das Unglück eines Freundes Publicity zu verschaffen." (Arshad Warsi)
Quelle

"Wir alle empfinden das Gleiche über Sanju. Ehrlich, es ist nicht übertrieben, wenn ich sage: Sanju ist einer der nettesten Kerle, die ich in der Industrie je kennengelernt habe. Er hat mir in jeder Hinsicht immens geholfen, als ich noch ein Neuling war. Dafür stehe ich in seiner Schuld. Er ist für mich wie ein Familienmitglied. Immer wenn ich ihn gebeten habe, zu mir zu kommen, hat er zugesehen, dass er zumindest kurz mal vorbeischaut, selbst wenn es spätnachts war. Ich kann Sanjay mit nichts Schlechtem in Verbindung bringen. Ich habe seine aggressive Seite und seine berühmten Temperamentsausbrüche nie erlebt. Sein Verhalten war immer so mild und liebenswert, dass es schwierig ist, sich Sanju irgendwie anders vorzustellen. Das Schicksal hat seine eigenen Pläne für ihn; wir können nichts tun als unseren Glauben bewahren. Gott sorgt für die guten Menschen. Ich hoffe und bete, dass er so bald wie möglich da rauskommt." (Shahrukh Khan)
Quelle

Salman Khan war zum Zeitpunkt der Urteilsverkündung in Bangkok, rief jedoch mehrfach an, um sich zu informieren. Die gesamte Familie Salim Khans, für die Sanju zur Familie gehört (Salman betrachtet ihn als großen Bruder), ist geschockt und aufgewühlt; Arbaaz bekundete im Namen aller ihre Solidarität mit Sanju und den Dutts. Die Party zum 19. Geburtstag von Salmans Schwester Arpita wurde abgesagt, da niemandem in der Familie nach Feiern zumute ist.
Quelle Quelle

Suniel Shetty, einer der engsten Freunde Sanjays, hat seine Geburtstagsfeier am 11. August abgesagt.
Quelle


"Sanjay, wir stehen an deiner Seite und unterstützen dich rückhaltlos. Der Filmindustrie steht für sechs lange Jahre ein Verlust ins Haus, wenn du nicht da bist. Wir lieben dich und beten, dass alles gut wird. Ich hoffe, dich bald wiederzusehen. Inshallah." (Shahrukh Khan)

"Bitte lasst Sanju frei, er ist ein Mann mit einem goldenen Herzen, ich kenne ihn schon seit Jahren." (Bobby Deol)

"Sanjay ist KEIN Krimineller. Und er muss nicht reformiert werden. Er hat für seinen Leichtsinn bereits 16 Monate im Gefängnis verbracht und ist seitdem ein anständiger, guter und gesetzestreuer Bürger. Er hat an vielen wohltätigen Projekten teilgenommen und eine Menge guter Werke für das Wohl unserer Gesellschaft und der Menschen getan. Er sollte definitiv freigelassen werden, und das Rechtssystem sollte die Liebe, die er bei den Menschen dieses Landes genießt, nutzen und ihm Jugendarbeit auferlegen, dass er unserer Jugend die Augen öffnet für die Gefahren unreifen Verhaltens. Aber das kann er nicht tun, wenn er im Gefängnis sitzt! Es macht mich traurig, dass viele Menschen es feierten, dass Gerechtigkeit geübt wurde und niemand über dem Gesetz steht, dass sie jedoch zugleich verabsäumten, die vielen Beispiele prominenter Persönlichkeiten aus dem Bereich der Politik zu zitieren, die schuldiger sind als Sanjay und wirklich Verbrechen gegen unser Volk begangen haben. Ich hoffe, dass Sanjay Dutts Fall vom Supreme Court of India mit mehr Feinfühligkeit behandelt wird." (Farhan Akhtar)

"Er hat genug gelitten." (Irfan Khan)

"Ich kenne Sanjay persönlich. Heute schäme ich mich, ein Inder zu sein; du kannst noch so viel Gutes in diesem Land tun - sobald du einen einzigen Fehler begehst, zählt das alles nicht mehr. Auch der Medienhype hat für Probleme gesorgt; warum können Presse, TV, Rundfunkstationen nicht auch diese Petition unterzeichnen und Sanju helfen; ich bitte euch alle, zu helfen und es weiterzusagen..." (Mohit Ahlawat)

"Bitte lasst Sanjay frei, er ist ein großartiger Kerl und hat genug gelitten. Ms Präsident, bitte hören Sie auf uns!" (Sunny Deol)

"Lasst Sanju frei, das hat er nicht verdient. Er ist ein guter Mensch und denkt immer erst an andere und dann erst an sich selbst." (DJ Aqeel)

"Wie sollen wir die Strafe berechnen, die in den vergangenen 13 Jahren bereits seinem Geist auferlegt wurde? Sollte die nicht von dem Urteil abgezogen werden?" (Rajkumar Hirani)

Quelle

(Deutsch von Diwali)

Samstag, 28. Juli 2007

Ciné-Blitz 7/1998: Sunil Dutt über Sanjay

Ciné-Blitz, Juli 1998

„Meine Beziehung zu Sanjay hat gelitten...“
Sunil Dutts herzergreifendes Interview!


Keine Freundschaft oder Liebe gleicht der eines Vaters zu seinem Kind. Und wer kann sich den Schmerz und die Qualen eines Vaters vorstellen, der sein Kind wieder und wieder leiden sehen muss? Sunil Dutt war der Leidtragende bei jeder Tragödie, die seine Familie traf. Zuletzt war es Sanjays TADA-Fall, der ihn zerbrach. Obwohl er sich nach außen tapfer gibt, kann selbst er nicht leugnen, dass irgendwo ein Teil von ihm gestorben ist. Nicht wegen der Anschuldigungen gegen Sanjay, sondern wegen der Demütigung, der seine Familie sich unverdienterweise ausgesetzt sah. Und nun muss sie auch noch um das Sorgerecht für Sanjays Tochter Trishala kämpfen...

Wie hat sich das alles auf den Dutt-Clan ausgewirkt? Inwieweit haben ihre Beziehungen gelitten? Wie kämpft Sanjay seinen Kampf aus? Welcher Art sind ihr Leid und ihre Schmerzen? Und nicht zu vergessen: Ist Sanjay heute ein anderer als zuvor? Wer kann diese Fragen besser beantworten als der Mann, der Sanjays Stütze und Stärke war und ihn wahrscheinlich besser kennt als jeder andere?

Ciné-Blitz präsentiert Sanjay Dutt aus der Sicht seines Vaters Sunil Dutt.


Wunden verheilen, aber manchmal hinterlässt der Schmerz Narben, die nie entfernt werden können. Die Erinnerung daran verfolgt und verbittert uns. Sunil Dutt bildet da keine Ausnahme. Was ihn von den anderen abhebt, sind seine immense Liebe zu den Menschen und sein fester Glaube an Gott, die sein Leben lang seine treibende Kraft gewesen sind.

Viele Menschen sehen in der Dutt-Familie eine Zielscheibe der Tragödie. Doch von der anderen Seite aus gesehen zeigt sich ein ungeheurer Kampfgeist in jedem einzelnen Familienmitglied, der sie aus schwierigen Zeiten stets noch stärker hervorgehen lässt. Seien es Nargis’ und Richa Dutts Krebserkrankung, Sanjays Drogensucht oder sein TADA-Fall. Und derjenige, der stets am meisten getroffen wurde und dennoch nie die Hoffnung verlor, ist auch der Mann hinter Sanjays Stärke – Sunil Dutt. Wir fragen ihn, woran er heute denkt, wenn er Sanjay ansieht. Erwartet er die Ruhe nach dem Sturm?

„Jeder Vater hat einen Traum für seine Kinder, und ich hatte große Träume für Sanjay. Als er seinen Wunsch äußerte, zum Film zu gehen, war ich nicht sonderlich begeistert, ich hatte das Gefühl, es sei noch zu früh. Ich wollte, dass Sanjay zuerst sein Studium abschließt. Ein Schauspieler sollte nicht nur auf der Leinwand wirken, sondern auch seine Landsleute repräsentieren. Er sollte sich selbst und die Werte in seinem Leben zum Ausdruck bringen können. Das macht ihn reicher, als Schauspieler wie auch als Mensch. Als Sanjay jedoch darauf bestand, sagte ich zu ihm: ‚Ich möchte nicht, dass du einfach nur ein Schauspieler bist. Ich möchte, dass man sich an mich als an Sanjay Dutts Vater erinnert. Wenn du die Identität sowohl deines Vaters als auch deiner Mutter in den Schatten stellst, dann bin ich glücklich.’ Ich habe ihn anderthalb Jahre lang hart trainieren lassen, und als er soweit war, machte ich Rocky. Doch meiner Ansicht nach blieb der Film unvollendet. Er ließ sich sehr gut an, doch dann leider, mitten unter den Dreharbeiten, erkrankte Mrs Dutt, und da ich bei ihr in Amerika war, wurde der Film in meiner Abwesenheit fertiggedreht und geschnitten. Alle, einschließlich meiner Produzenten, waren kooperativ und sahen ein, dass ich nicht in der geistigen Verfassung zum Schauspielen oder Regieführen war. Raj Khosla, ein lieber Freund von mir, stellte den Film fertig. Als ich zurückkam, war ich nicht sehr glücklich über das Ergebnis, zumal da es das Debüt meines Sohnes war. Ich sagte ihnen, sie sollten mich nicht als Regisseur nennen, aber später gab ich nach. Bei all der Spannung, unter der ich damals stand, die Krankheit meiner Frau, die Zukunft meines Sohnes, da wollte ich den ersten Film meines Sohnes nicht auch noch irgendwelchen Kontroversen aussetzen. Aber der größte Schock stand uns noch bevor. Kurz vor der Premiere des Filmes wurde meine Frau aus Amerika in das Breach Candy Hospital gebracht, und sie wollte unbedingt bei der Premiere dabeisein, und wenn wir sie dafür auf einer Trage ins Kino hätten bringen müssen. Ich versprach, ihr diesen Wunsch in jedem Fall zu erfüllen, und hatte sogar schon den Krankenwagen organisiert. Die Premiere war am 7. Mai (1981), aber leider starb sie am 3. Mai. Dennoch besuchten wir die Premiere und ließen dabei einen Platz für Mrs. Dutt frei. Das wäre für jeden jungen Mann, dessen Zukunft gerade erst begonnen hatte, der größte nur denkbare Schock gewesen – den geliebten Menschen zu verlieren, mit dem er diesen Augenblick des Stolzes, der Freude und des Glücks hatte teilen wollen.

Einige Menschen sind stark genug, solche Schocks zu verkraften, andere nicht. Sanjay wusste nicht, wie er reagieren sollte. Er wusste nicht, ob er sich über seine Karriere freuen oder ob er trauern sollte. Seine Träume waren zerstört! Obwohl sein Einstand gut war, so glaube ich doch, dass unsere Popularität in gewisser Weise gegen ihn gearbeitet hatte. Als Sohn von Nargis und Sunil Dutt erwarteten die Leute Wunderdinge von ihm. Darüberhinaus war Nargis’ Tod auch für das Publikum ein Riesenschock. Als ich in Delhi war, hörte ich die Leute den ‚armen Sanjay’ bemitleiden. Sie genossen nicht seine Darbietung, sie fühlten mit ihm.

Später nahm er immer mehr Drogen, und jeder weiß, wie wir für ihn gekämpft haben. Ich habe alle meine Arbeit beiseite gelegt, um ihm zu helfen, von dem Zeug loszukommen. Was ich an dem Jungen so bewundere, ist, dass er erkannt hat, dass er sich selber helfen musste. Und was ich außerdem bewundere, ist, dass er, als er zurückkam, nie zu einem Produzenten gegangen ist und um Arbeit gebettelt hat. Ich klopfe mir selber auch ein wenig auf die Schulter, weil ich ihm damals gesagt habe, dass ich nicht noch einmal einen Film für ihn machen würde (lacht). Ich sagte ihm, er müsse für die Wiederbelebung seiner Karriere selber sorgen, und das tat er dann auch. Jaan Ki Baazi war zwar kein großartiger Film, aber seine Leistung darin wurde anerkannt, und von da an blickten wir nur noch nach vorne – bis dann die TADA-Sache passierte. Er spielte damals in der Top-Liga, nicht nur in Sachen Popularität, sondern wirklich auch als Darsteller. Er hatte sich seinen Platz gesichert – und dann geschah diese Tragödie. Ich warte noch immer darauf, dass mein Traum in Erfüllung geht, und ich bin sicher, dass Sanjay ganz nach oben zurückkehren wird.

Das Schöne an Sanjay ist, dass er sich immer gut in seine Umgebung einfügt. Er hat keinerlei Star-Allüren. Hätte er kein Geld, dann würde es ihm nichts ausmachen, auf dem Boden zu schlafen. Diese Einstellung hat ihm geholfen, die fünfzehn Monate im Gefängnis zu überleben. Jeder andere an seiner Stelle wäre längst gestorben. Ich kann gar nicht ausdrücken, welchen Demütigungen er ausgesetzt war... So ein großer Star des Landes, und wird in Handschellen an alle möglichen Orte verfrachtet! Selbst im Krankenhaus war er mit Handschellen ans Bett gefesselt, und sechs bewaffnete Polizisten saßen um ihn herum. Nach dem Gesetz dürfen Angeklagte gar nicht mit Handschellen gefesselt werden, sondern nur solche, die von der Justiz schuldig gesprochen wurden. Aber Sanjay wurde gedemütigt! Sechs Monate saß er in einer acht Fuß [ca. 2,50 m] großen Zelle. Ich habe keine Ahnung, wie er es darin ausgehalten hat... (Sunils Augen werden feucht) Ich stellte mir vor, an seiner Stelle zu sein, und fragte mich, ob ich die Situation mit der gleichen Stärke hätte auskämpfen können wie er.

Es gab Momente, in denen ich mich nicht mehr beherrschen konnte – aber Sanjay schon. Er weinte nie in meiner Gegenwart, obwohl er es ganz bestimmt getan hat, wenn er alleine war. Ich habe einmal in seiner Gegenwart geweint, als sie ihm zum ersten Mal Handschellen anlegten. In dem Augenblick hatte ich das Gefühl, dass alles, was wir mit unseren geringen Mitteln für unser Land getan hatten, sinnlos gewesen war. Ich musste zusehen, wie mein eigener Sohn vor meinen Augen mit Handschellen gefesselt wurde, und konnte nicht das Geringste dagegen tun. Aber ich werde niemals die Geste vergessen, mit der er damals reagiert hat. Er packte mich an den Schultern, lachte und sagte: ‚Papa, das ist reine Routine.’ Er umarmte mich und sagte dann zu dem Inspektor: ‚Na los, leg mir die Dinger an.’ Ich fühlte unendlichen Stolz in mir.

Als Mensch hat Sanjay gewisse Qualitäten, die nur ganz wenige Menschen verstehen. Es ist tragisch, wie leicht man in unserem Land als schlechter Mensch abgestempelt wird. Selbst wenn man irgendwann in frühen Teenagerjahren mal Drogen genommen hat, bleibt dieses Stigma ein Leben lang an einem haften. Besonders in der höheren Gesellschaft, die die menschliche Psyche nicht verstehen. Millionen Menschen machen in ihrer Jugend Fehler, von denen nie jemand erfährt. Nicht so bei Sanjay, der aus einer Familie kommt, deren Leben wie ein offenes Buch ist. Sanjays Tragödie ist, dass er vom Augenblick seiner Geburt an bereits bekannt war. Ein Prominentenstatus kann manchmal tragisch sein. Ich glaube, er hat schon in seiner Schulzeit ständig kämpfen müssen. Auch meine politische Karriere hat ihm bisweilen geschadet. Man hat eine Menge gegen ihn geschrieben, nur weil er der Sohn eines Kongressmitglieds war. Dabei hatte Sanjay nie etwas mit meiner politischen Laufbahn zu tun gehabt und niemals auch nur Wahlkampf für mich gemacht. Und dennoch wurde er zur Zielscheibe derer, die Groll gegen meine Partei hegten! Ich habe meinen politischen Einfluss nie für seine Filmkarriere eingesetzt. Wenn wir nichts von alledem gemacht haben und dann dennoch für unsere Ehrlichkeit bestraft werden, dann ist das wirklich tragisch.

Viele halten Sanjay für arrogant, aber das kommt daher, weil er in seiner eigenen Traumwelt lebt. Er hielt nie etwas davon, Beziehungen zu verheimlichen. Wenn er eine Freundin hatte, stand er offen dazu. Er hat jedes Mädchen respektiert, mit dem er sich traf. Er hat nie irgendwelche Kommentare über andere gemacht. Inwiefern also, bitte schön, ist Sanjay kein guter Mensch? Diese Dinge zieht niemand in Erwägung. Er hat beste Beziehungen zu jedem Schauspieler. Es heißt immer, dass Stars eifersüchtig aufeinander sind; aber Sanjay ist ebenso gut Freund mit Shahrukh wie mit Govinda und Jackie. Und zwar, weil er an sich selbst glaubt. Eifersüchtig ist man nur, wenn man kein Selbstvertrauen hat. Aber Sanjay weiß, wer er ist.“

Hat das Gefängnis Sanjay zynischer oder stärker gemacht? Welche Veränderungen beobachtet Sunil Dutt als Vater in Sanjay?

„Ich habe das Gefühl, dass eine Art Kampf in ihm tobt. Er ist mir gegenüber stiller geworden. Zwischen mir und meinem Sohn ist ein sehr großer Zwiespalt – nicht aufgrund von Differenzen, sondern von Gefühlen. Ich habe oft das Gefühl, dass ich der Grund dafür bin, dass mein Sohn bestraft wird. Und ich denke, ebenso wird er das Gefühl haben, dass er der Grund dafür ist, dass meine politische Karriere zum Stillstand gekommen ist. So fühlen wir beide füreinander, aber was können wir tun? Das gehört zum Leben, und wir müssen es nehmen, wie es ist. Das ist der Grund, weswegen er stiller geworden ist. Ich weiß, dass er sich meinetwegen schlecht fühlen muss wegen der Träume, die ich für ihn hatte, aber er kann seine Hilflosigkeit nicht ausdrücken. So wie auch ich meine Gefühle für ihn nicht ausdrücken kann, was ich durchmachte, als er im Gefängnis war. Wie ich oft mitten in der Nacht nach Thane fuhr und das Gefängnis umkreiste, nur um Sanjays Nähe zu fühlen und sicher zu sein, dass auch er meine Gegenwart spüren musste,“ sagt Sunil Dutt und wischt sich die Tränen fort. Gott allein weiß, wie oft sie ihm in jenen dunklen Nächten die Wangen hinuntergelaufen sein müssen. „Ich sagte ihm immer wieder: ‚Wann immer du dich einsam fühlst, dann spüre einfach, dass da lediglich eine Wand zwischen dir und mir ist’ und dass ich direkt neben dieser Wand sein würde, immer für ihn da! Wenn ich alles zusammenfasse, dann denke ich, dass die Heiterkeit aus unserer Familie herausgesaugt worden ist. Sogar meine Töchter sind nicht mehr so heiter wie früher. Wir zeigen das vielleicht nicht nach außen, aber das ist die Wahrheit. Eine gute Sache ist, dass wir von unserer Art zu leben nicht abgewichen sind. Unsere Prinzipien, Überzeugungen und unser Denken sind immer noch wie zuvor. Wir können nicht unsere Lebensideologien verändern, aber rückblickend empfinden wir alles als übermäßige Strafe für eine Familie, die sie nicht verdient hat.

Es war völlig selbstverständlich, dass Sanjay sich an den Hilfsaktionen für die Opfer der Unruhen beteiligte. Als er sah, wie ich die Initiative ergriff, empfand er es ebenfalls als seine Pflicht, Menschen in Not zu helfen. Auch heute wird er ganz bestimmt nicht vor solchen guten Taten zurückscheuen. Ich fühle für andere, weil ich seit den Tagen der Partition immer wieder Leid gesehen habe. Wir lieben Menschlichkeit, und deshalb betone ich immer wieder, dass, selbst wenn ein paar Menschen uns gefoltert haben, das nicht bedeutet, dass die gesamte Menschheit falsch ist. Wir müssen an die Millionen Menschen denken, die uns Liebe und Unterstützung gegegben haben. Ich habe noch all die Briefe und Bücher mit Bildern und Zeitungsausschnitten von Sanjay, die uns zugeschickt wurden, darunter mit Blut geschriebene Briefe, vor allem von Mädchen, die Sanjay damals ins Gefängnis geschrieben haben. Das bedeutet uns viel mehr als die paar Menschen, die uns gequält haben. Wir sind den Menschen unseres Landes sehr dankbar; wenigstens sie haben zu uns gehalten.

Nur wer den Schuh trägt, weiß, wo er drückt. Ich wollte, dass meine Kinder all das bekommen, worauf ich in meinen jungen Jahren verzichten musste, ob es nun die beste Ausbildung war oder die besten Autos. Vor allem für meine Töchter habe ich mir das gewünscht. Und sie dann stundenlang vor dem Gefängnis warten zu sehen, damit sie einen flüchtigen Blick auf ihren Bruder erhaschen können – das hat mir sehr weh getan. Kann man sich so eine väterliche Misere vorstellen? Es war uns nicht einmal gestattet, Sanjay zu umarmen, wenn er zum Gericht gebracht wurde. Diese Narben werden für immer in unseren Herzen bleiben.“

Da er für seine Kinder immer das Beste wollte, muss er auch Sanjays Gefühle für Trishala nachvollziehen können. Was ist mit dem jüngsten Verfahren, das Sanjay aufgezwungen wurde – das über das Sorgerecht für seine Tochter und die Aufhebung seiner Besuchsrechte?

„Über Trishalas Sorgerecht möchte ich nicht reden, da die Sache in den USA bereits verhandelt wird. Als Großvater des Mädchens wäre es nicht klug von mir, die Angelegenheit zu kommentieren. Sanjay ist der Vater, und seine Gefühle sind mit Sicherheit noch tiefer als meine. Er ist der richtige Mann, sich über diesen Fall zu äußern.“

Kam das nicht wie ein Schock für Sie?

„Wir haben in unserem Leben schon so viele Schläge erlebt, dass uns offenbar nichts mehr wirklich schockieren kann. Wir sind schocksicher geworden.“

Ist Sanjay sehr sensibel?

„Viele Dinge bleiben in ihm verborgen. Wenn Sie ihn analysieren, dann werden Sie das Gefühl haben, er habe seine Sensibilität ausgeschaltet. Sie müssen sich das so vorstellen: Wenn man ein Problem hat, dann teilt man es mit anderen. Aber wenn man wieder und wieder von einer Tragödie nach der anderen geschlagen wird – wie viel kann man dann wirklich noch teilen? Kriegt man nicht eher irgendwann das Gefühl: Warum soll ich andere Leute in meine Leiden mit reinziehen? All das ist ihm widerfahren und hat ihn verschlossen. Aber er ist definitiv sensibel und gefühlvoll, auch wenn er es nach außen nicht allzu sehr zum Ausdruck bringt.“

Wie war seine Beziehung zu Sanjay vor dessen Inhaftierung?

„Es ist so, dass ich eine andere Art von Vater bin. Ich glaube nicht an das offene Zurschaustellen von Gefühlen, weder meine Kinder noch meine Frau betreffend. Meine Familie war immer meine oberste Priorität, und das war meine Art, ihnen zu zeigen, wie sehr ich sie liebe.“

Sunil Dutt war stets ein Stützpfeiler der Stärke für seine Familie, besonders für Sanjay. War umgekehrt Sanjay auch für ihn ein solcher Stützpfeiler in Zeiten, in denen er, Sunil, am Boden war?

„Diese eine Geste von ihm, als ich in seiner Gegenwart zusammenbrach, zeigt, wie sehr er mich liebt. Er konnte es nicht ertragen, mich in Tränen zu sehen; und das Gefühl, dass sein Vater nicht in der Öffentlichkeit weinen sollte, das ist Sanjays Liebe zu mir! Und das hat mir damals viel Kraft gegeben.“

Was hält er von Sanjay als Schauspieler?

„Ich finde, er ist einer der derzeit besten Schauspieler unseres Landes. Er hat sehr unterschiedliche Filme gemacht, und in allen war er überzeugend. Dushman habe ich noch nicht gesehen, aber man hat mir erzählt, dass seine Leistung darin sehr gut ist, auch wenn es nur eine kleine Rolle ist.“

Welche sind seine Lieblingsfilme mit ihm?

„Ich kenne nicht jeden einzelnen seiner Filme, aber ich fand ihn sehr gut in Sadak und auch in Thanedaar. Er ist ein sehr guter Komödiant, er hat ein gutes Gespür für Timing. Niemand hat bislang so recht die humorvolle Seite von Sanjay zur Kenntnis genommen. Er hat einen sehr feinsinnigen Komödienstil. Ich habe ihn nicht an den Sets beobachtet, aber mir wird immer wieder erzählt, dass er selbst mit den einfachsten Helfern, sei es der Beleuchter oder dessen Assistent, überaus freundlich umgeht. Er scherzt mit ihnen herum und verhält sich keineswegs wie ein Star. Dadurch gibt er den Menschen in seiner Umgebung das Gefühl, dass er einer von ihnen ist. Das ist auch der Grund, warum ihn niemand Sanjay saab nennt, sondern alle stattdessen Sanju baba zu ihm sagen! Er hat einen enormen Sinn für das Geben. Wenn er einen Film macht mit jemandem, der ihm nahe steht, dann fragt er nicht einmal nach, worum es in dem Drehbuch überhaupt geht. Das würde nicht einmal ich machen (lacht)! Er sorgt und kümmert sich sehr um seine Mitmenschen, so war er schon als Kind. Er war gerade mal acht Jahre alt, als wir einmal nach Delhi zu einer Hochzeit fuhren. Es war kalt draußen, und Sanjay trug seine neue Jacke. Auf unserem Weg zu dem Ort der Feierlichkeiten sah Sanjay ein paar Kinder, die vor Kälte zitterten. Er sagte seiner Mutter, dass er ihnen gerne seine Jacke schenken würde, und das tat er dann auch!“

Hat Sanjay seine Religiosität von seinem Vater?

„Ich glaube an Gott und an alle Religionen. Ich besuche Tempel, dargas, gurdwaras und Kirchen. In unseren schwierigen Zeiten sind wir überall hin gegangen, wozu uns von wohlgesinnten Menschen geraten wurde, und haben dort Trost gefunden, sei es Siddhivinayak, Haji Ali oder Tirupati. Sanjay ist ein gottesfürchtiger Mann. Im Gefängnis hat er regelmäßig das Hanuman Chalisa gelesen und wusste sein Durga-Gebet auswendig. Ich weiß allerdings nicht, ob er diese Gebete heute immer noch regelmäßig spricht, da er inzwischen sein eigenes Apartment hat und alleine lebt.“

Was hat er empfunden, als Sanjay Rhea in seiner Abwesenheit heiratete?

„Ich war damals gerade in Sachen Wahlkampf unterwegs und erfuhr aus der Zeitung, dass Sanjay geheiratet hatte. Er versuchte auch mehrfach, mich anzurufen, und als er mich dann endlich in der Leitung hatte, sagte er: ‚Papa, ich brauche deinen Segen.’ Ich antwortete ihm, dass mein Segen ohnehin immer mit ihm war. Ich war nicht böse oder sauer; schließlich ist Sanjays Glück alles, was ich mir wünsche. Im Gegenteil, der Junge verdient mein Kompliment; immehrin lebte er bereits mit Rhea zusammen, und er hat recht daran getan, sie zu heiraten.“

Aber war diese Entscheidung nicht zu plötzlich?

„Ja, er entscheidet immer sehr spontan. Aber warum soll Sanjay Dutt anders sein als andere? (lacht)“

Was mag er an Sanjay?

„Ich mag ihn ganz einfach! Mein einziger Traum ist, dass er sich seinen Platz erarbeitet als Mensch und als Schauspieler. Ich möchte, dass mich die Menschen überall als Sanjay Dutts Vater kennen.“

Es muss für ihn ein unvergesslicher Moment gewesen sein, die Trophäe für den Lifetime Achievement Award aus der Hand seines Sohnes zu erhalten.

„Als Sanjay noch im Gefängnis war, kamen bei einer Award-Verleihung Anil Kapoor und andere Stars auf die Bühne und sangen Sanjays Filmsongs. Ich war wahnsinnig gerührt, das war eine ganz liebe Geste, zumal ich gar nicht in der Stadt war. Einen solchen moralischen Schub konnten wir damals sehr gut brauchen, und ich habe den Organisatoren auch dafür gedankt. Und nach Sanjays Freilassung war es wirklich lieb von ihnen, Vater und Sohn zusammen auf die Bühne zu bringen. Das war in der Tat ein Augenblick, den ich nie vergessen werde.“

Als wir das Interview beendeten, sagte er lächelnd: „Ein so langes Interview habe ich noch nie gegeben. Ich denke, jetzt sollte klar geworden sein, was für eine Art Vater ich bin.“

Ja, Dutt saab. Einer, den sich jedes Kind nur wünschen kann!

(Ranjeeta; Deutsch von Diwali)

Freitag, 27. Juli 2007

Filmfare 7/2005: Sanjay über seinen verstorbenen Vater

Filmfare, Juli 2005

„Er umarmte mich und sagte: ‚Mein Sohn, du verwöhnst mich.’“
Eine Woche nach dem Tod seines Vaters sprach Sanjay Dutt exklusiv mit der Filmfare


In den vergangenen paar Tagen war ich wie betäubt. Ich habe keine Ahnung, wann ich das letzte Mal geschlafen oder gegessen habe. Die Zeit vergeht, aber ich kann es immer noch nicht glauben, dass Dad nicht mehr da ist. Wenn mein Telefon klingelt, denke ich, dass vielleicht er es ist. Ich warte die ganze Zeit darauf, dass er bei mir zur Tür hereinkommt und „Sanju, Sanju!“ ruft. Es heißt, die Zeit heilt alle Wunden, aber ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass ich über diesen Verlust jemals hinwegkommen werde.

Wir betrachten unsere Eltern immer als selbstverständlich. Wir denken, sie werden immer für uns da sein. Ich hatte mir niemals auch nur ansatzweise vorgestellt, Dad könnte einmal nicht da sein. Er war stets für seine Familie da, für jeden. Und für mich, ob während meiner Drogenphase oder während meiner Zeit im Gefängnis. Er stand felsenfest zu mir. Er war mein Stützpfeiler der Stärke. Wenn ich in meinen Krisenzeiten immer durchgehalten und weitergemacht habe, dann deshalb, weil er bei mir war.

In meiner Jugend hatte ich große Angst vor ihm und mied seine Gegenwart, weil ich offenbar alles immer nur falsch machte. Das war mir bewusst, und ich wusste, dass meine Art ihm nicht passte. Die Zeit nach Moms Tod ist für ihn ganz bestimmt nicht leicht gewesen, aber er hat es sich nie anmerken lassen. Er wurde zum emotionalen Rettungsanker für meine Schwestern Namrata und Priya und für mich.

Es waren all die Krisen, durch die ich nach dem Tod meiner Mutter ging, die Dad und mich einander nähergebracht haben. Zuerst war da mein Drogenproblem. Als ich ihm sagte, dass ich von meiner Drogensucht loskommen wollte, legte er all seine Arbeit beiseite und brachte mich ins Ausland. Als ich im Gefängnis war, besuchte er mich beinahe jeden Tag und hörte nie auf, mir zu versichern, dass alles gut werden würde.

Im vergangenen Jahr haben wir viel Zeit miteinander verbracht; unser Verhältnis war nunmehr richtig entspannt, und wir haben viel geredet. Er wollte in die Wohnung neben mir ziehen, und wir waren fleißig dabei, alles für ihn herzurichten. Ich war wirklich aufgeregt bei dem Gedanken, dass wir nun wieder zusammenleben würden. Aber dazu sollte es nicht mehr kommen.

Ich gehe im Moment immer wieder in die Wohnung, in die er einziehen wollte, und starre all die unausgepackten Kisten an. Und dann kommen mir jedes Mal die Tränen, und ich weine hemmungslos. Ich hatte ihm noch sieben richtig teure Weinflaschen als Willkommensgeschenk im neuen Heim besorgt, denn er liebte guten Wein. Und er hatte mich umarmt und gesagt: „Mein Sohn, du verwöhnst mich.“

Vier Tage vor seinem Tod war ich noch mit ihm in seinem alten Haus zusammengesessen und hatte mit Blick auf seine Schränke gesagt: „Dad, eines Tages werde ich alle deine Schränke plündern.“ Woraufhin er lächelnd erwiderte: „Brauchst du nicht, mein Sohn, das gehört doch alles sowieso dir.“ Ich war so bewegt, dass ich ihn spontan in die Arme schloss.

Mein letztes Gespräch mit ihm war am Abend vor seinem Tod. Er hatte leichtes Fieber, und ich rief ihn an und fragte, ob ich zu ihm kommen sollte. Er sagte nein, bat mich jedoch, am nächsten Tag um halb 11 Uhr vormittags vorbeizuschauen, und versprach außerdem, abends zum Dinner zu mir zu kommen. Wir redeten noch eine Weile, und dann ging ich zu Bett.

Das nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass Anju (Namrata) mich aufweckte: „Dad steht nicht auf.“ Ich nur, was meinst du damit, steht nicht auf – und dann flitzte ich zu seinem Haus und sah ihn schlafend in seinem Bett liegen. Er schlief oft mit leicht geöffneten Augen und mit den Händen auf seiner Brust, und genau so lag er da. Ich versuchte, ihn zu wecken, aber es kam keine Reaktion. Er war ganz friedlich und schmerzlos im Schlaf gestorben.

Dad war ein Mann des Volkes. Er wurde nicht nur geliebt, sondern auch respektiert. Wenn er einen Raum betrat, standen die Leute automatisch auf. Wenn er die Slums besuchte, dann drängten sich die Menschen in Scharen um ihn.

Wie unsagbar die Menschen ihn liebten, wurde mir am Tag seines Todes bewusst. Ich hatte noch nie zuvor eine solche Menschenmenge gesehen. Und alle trauerten aufrichtig um ihn.

Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit bedanken bei allen Mitgliedern der Filmindustrie, bei Ministerpräsident Manmohan Singh, Madam Gandhi (Sonia), Rahul (Gandhi), den Politikern, den Medien und allen, die in der Stunde der Trauer bei uns waren. Wir haben gespürt, dass wir nicht alleine waren. Als Ältestem seiner drei Kinder liegt nunmehr eine hohe Verantwortung auf meinen Schultern. Wir, seine Kinder, sind entschlossen, seine Werke fortzuführen. Wir werden dafür sorgen, dass sein Vermächtnis weiterlebt. Gebt mir lediglich ein wenig Zeit; ich brauche sie, um zu überlegen, nachzudenken und dann weiterzumachen. Ich möchte, dass er und unser Land stolz auf mich sein können.

(Protokolliert von Nilufer Qureshi; Deutsch von Diwali)

Dienstag, 24. Juli 2007

Filmfare 7/1997: Right on! Dutt jr. unwinds

Filmfare, Juli 1997

Right on! Dutt jr. unwinds

Er ist wieder gefragt. Führende Filmemacher wie David Dhawan, Mukul Anand und Priyadarshan haben ihn für Haseena Maan Jaayegi, Dus und Raftaar unter Vertrag genommen.

Allmählich verblassen die Narben seiner Kerkerhaft. Manchmal fragt man sich sogar... war Sanjay Dutt wirklich weg?

Die Realität sieht so aus: Die vergangenen achtzehn Monate verbrachte Sanjay jeweils montags bis freitags beim Gericht, in Zusammenhang mit den Bombenanschlägen von 1993.

Derzeit ist jedoch Ruhepause. Da der TADA-Gerichtshof wegen Sommerferien geschlossen ist, befindet sich Sanjay bereits Punkt 8:30 morgens im Mehboob-Studio. Selbst die Helfer am Set sind noch nicht da.

Sanjay nimmt es gelassen hin und lädt mich zu einem Gespräch und einer Tasse Chai in seinem klimatisierten, schnittigen blauen Range Rover ein.

Unbewusst fährt er sich durch das lange Haar, zündet sich eine Marlboro an und meint: „Mit dem Alkohol habe ich Schluss gemacht... ich wünschte, ich könnte mit den Zigaretten auch Schluss machen.“

Immer schon ein Fitness-Freak, erstrebt Dutt jr. nun eine Physis wie die von Sly Stallone. Seit einem Jahr trainiert er nun schon seine Muskeln drei Stunden täglich in seinem privaten, speziell auf ihn zugeschnittenen Fitness-Studio auf Pali Hill.

Er zieht sich sein Shirt über den Kopf und entblößt dabei stolz seine Brust- und Armmuskeln. „Ich habe auch an meinen Bauchmuskeln gearbeitet, weil Ram Gopal Varma mich gezwungen hat, bei den Daud-Songs zu strippen,“ grinst er.

Ich entdecke einige importierte Päckchen mit Nahrungsmitteln auf dem Rücksitz. Sanjay erklärt: „Ich habe den Wagen mit Protein- und Carbohydrat-Zusätzen vollgestopft. Ich habe jetzt schon seit drei Monaten keinen Tropfen Alkohol mehr getrunken und nehme nur noch gekochtes Essen zu mir. Furchtbar! All die Jungs um mich rum genießen ihre biryanis und kheers – und ich, ich lebe wie ein verfluchter Idiot von Pulvern und fadem Zeug. Aber was soll’s, man muss eben Opfer bringen. Wenn du im Showbusiness bist, dann musst du einen schönen Körper vorzeigen.“

Er seufzt hörbar. „Ich habe Demi Moore getroffen, als sie in Mumbai war. Mann, die ist unglaublich. Als Mutter von drei Kindern so eine Figur! Und sie ist total normal. Ich habe gehört, dass Madhuri Dixit und Manisha Koirala zugenommen haben. Ich wünschte mir, sie würden sich ein Beispiel an Demi Moore nehmen und wieder in Form kommen.“

In der Hoffnung, dass sein guter Rat richtig aufgefasst wird, fügt er hinzu: „Das soll jetzt keine Predigt sein. Aber wenn ich die Kurve gekriegt habe, nachdem ich meinen Körper lange Zeit so mies behandelt habe, dann können andere das auch.“

Mit einem tiefen Zug an seiner Zigarette betont Sanjay, dass seine Arbeit ihm heilig ist. Während seiner Abwesenheit von den Studios hat er die Scheinwerferlichter schrecklich vermisst. Nun, da er wieder ins Geschäft zurückkehren durfte, will er alles geben, was er hat. „Aber ich werde nie jemanden um Arbeit bitten,“ konstatiert er kategorisch. „Das wäre unter meiner Würde.“

Zu seinem Glück ist die Industrie ihm nach wie vor sehr wohlgesonnen. „Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich für Projekte mit Leuten wie Mukul Anand und David Dhawan unterschrieben habe. Das sind Freunde von mir, aber ich hätte mich geniert, sie um Arbeit zu bitten. Glücklicherweise war es umgekehrt und sie sind auf mich zugekommen.“

Jemand klopft an das Autofenster. Sanjay kurbelt die Scheibe runter, sieht eine Frau und fragt gutgelaunt: „Wär’s nicht Zeit, dass du deinen Job endlich aufgibst und Kinder kriegst? Verheiratete Frauen gehören nach Hause.“

„Deine Denkweise ist veraltet,“ kontert die Frau, was Sanju jedoch überhaupt nicht berührt. Er fährt fort, sie zu necken, bis sie aufgibt. Er beendet seine Spötteleien und verspricht ihr ein Interview. Sie geht, und seine Stimme wird weich wie Marshmallows: „Sie war einer der wenigen Journalisten, die mich während meiner Untersuchungshaft immer mal wieder besucht haben. Ich bin ihr wirklich dankbar für all die Interviews, die sie im Gefängnis mit mir geführt und dann gedruckt hat. Das hat dazu beigetragen, dass ich eine neue Anhörung bekam.“

Der Schauspieler erzählt mir, dass er dem Anführer der Shiv Sena, Balasaheb Thackeray, außerordentlich dankbar ist. „Für Saheb würde ich alles tun,“ schwört er. Und wie auf Stichwort verspricht er einem Sena-Volontär – dem Zweiten, der uns an jenem Morgen unterbricht –, später im Lauf des Tages an einer Veranstaltung der Shiv Jayanti teilzunehmen.

Sein Mobiltelefon summt. Verwirrt blickt er auf die goldene Rolex an seinem Handgelenk, schüttelt den Kopf und lacht: „Das ist Ramu (Ram Gopal Varma). Er hat endlich doch noch beschlossen, mich für eine Szene einzurufen.“

Mit dem Versprechen, am Set zu mir zurückzukommen, verschwindet Sanju in einem Wohnmobil, um sich umzuziehen. Wenige Minuten später verlässt er es wieder mit großen Schritten wie ein ungezähmter Leopard – eine schwarze Levis schmiegt sich um seine langen Beine, sein Haar ist zurückgegelt, und seine Brust ist blank wie die von Rambo.

Sein Maskenbildner ölt mit geschickten Fingern seinen Körper ein, während Gäste am Daud-Set aus allen Winkeln zu ihm rübergaffen.

Eine Gruppe langbeiniger, blonder Tänzerinnen, eigens aus London eingeflogen, erscheint in kurzen weißen Shorts und paillettenbesetzten Bustiers. Sanjay gesellt sich für einen Clip zu ihnen. Ram Gopal Varma ist mit ihren Posen nicht zufrieden. „Cut... nochmal,“ ordert er an.

Auch nach dem Dreh albert Sanjay noch eine Weile mit den Blondinen herum. Die Mädchen staunen ihn anbetend an. „Ich lade euch alle nach Drehschluss ins J49 ein, das ist ein ganz schicker Nachtclub,“ verspricht er ihnen.

Er zieht sich einen Stuhl heran und erläutert: „Mann, ist das heiß... Diese Mädels sind aus England, sie haben Heimweh. Die sind diese furchtbare Hitze nicht gewöhnt. Und niemand führt sie mal aus, die Armen. Deshalb werde ich eine Party ganz speziell für sie schmeißen.“

Und mit dem gleichen Atemzug gesteht er: „Ich bin ziemlich einsam... vor allem, wenn Rhea weg ist. Sie ist in den USA zu einer Modenschau, und danach will sie ihre Leute in Florida besuchen. Die ersten paar Tage habe ich es ja noch irgendwie ausgehalten. Aber inzwischen vermisse ich sie wie verrückt.“

Sanjay ergänzt, dass er vermutlich auch verrückt geworden wäre, hätte er nicht seinen Kumpel Salman Khan gehabt, mit dem er so manchen Abende verbringt. „Ich bin froh, dass ich Salman habe,“ erzählt mir der Schauspieler. „Wir zwei sind uns in den letzten paar Monaten ziemlich nahe gekommen.“

Er spürt meine Neugier und fährt fort: „Wir sind beide Gesundheitsfreaks. Und Salman ist ebenfalls besessen von seinem Body. Also trainieren wir jeden Abend zusammen. Und wir mögen beide guten, sauberen Spaß. Im Gegensatz zu anderen Typen zerreißen wir uns nicht das Maul über andere. Und wir machen uns keine Gedanken darüber, woran die anderen Schauspieler gerade arbeiten.“

Gegen Mittag erscheint Salmans Freundin Somy Ali im Studio mit einem Lunchkorb für Sanjay. Der Schauspieler grüßt sie mit viel Wärme und macht sich über das Essen her, solange es noch schön heiß ist.

Sich zu mir wendend, sagt Dutt jr.: „Solange Rhea weg ist, bringen mir Salman und Somy meine Diätkost. Sie sorgen wirklich gut für mich. Ich freue mich jetzt schon auf die Dus-Drehtage im Juli; Salman und ich werden eine tolle Zeit in Amerika haben.“

Hinter seinem toughen Äußeren ist Sanjay ein Softie. Seine Augen schimmern, als er hinzufügt: „Ich bin ein sentimentaler Typ.“ Er verweist auf den sich in der Nähe bereithaltenden Mohammed, sein „Mädchen für alles“, und erklärt: „Dieser Mann ist jetzt schon seit 18 Jahren bei mir. Als ich im Gefängnis war, hat er gar nicht erst versucht, Arbeit bei einem anderen Star zu finden. Sollte Mohammed jemals in der Klemme stecken, dann werde ich für ihn da sein. Ich habe wirklich großes Glück, so loyale Kerle wie ihn zu haben. Es sind die Menschen in der näheren Umgebung eines Stars, die ihn zu dem machen, was er ist. Ruhm und Reichtum kommen und gehen.“

Sanju zündet sich die sechste Zigarette des Tages an und spricht über Afzal Khan, den Regisseur von Mahaanta. „Wussten Sie, dass die Produktion von Mahaanta sieben Jahre gedauert hat?“ fragt er. „Afzal ist durch die Hölle gegangen. Zuerst hatte er Terminprobleme mit Madhuri. Dann war ich anderthalb Jahre lang im Gefängnis... so viele Dinge haben sich verändert. Aber der Mann hat nie aufgegeben. Es ist völlig gleichgültig, ob der Film ein Hit wird oder nicht. Für sein Durchhaltevermögen verdient Afzal die Höchstpunktzahl. Nicht einmal in all den Jahren hat sich Afzal bei mir beklagt.“

Ein Assistent kommt, um Sanju baba zu einer Probe zu rufen. „Hol erstmal Urmilaji. Ich bin ja nur dazu da, um sie hochzuheben, oder?“ sagt er zu dem Mann, der sich wie ein verängstigtes Kaninchen davonmacht.

Urmila erscheint in einem tiefroten Bodysuit. Sanju springt auf, um seine Partnerin zu begrüßen, hebt sie mühelos hoch und marschiert mit ihr auf die Kamera zu. In wenigen Sekunden ist die Szene im Kasten.

Nach der Szene taucht der Physis-Trainer des Stars auf. „Ich bin in einer Stunde wieder da,“ sagt er. Ich wechsle ein paar Worte mit Leuten vom Studio. Einer erzählt mir, dass Sanju wohl ziemlich verärgert über Manisha Koirala ist, weil die Schauspielerin die Dreharbeiten zu Khauff aufhält.

Als Sanju zu mir zurückkommt, konfrontiere ich ihn mit diesem Gerücht. „Nein, ich bin nicht sauer auf Manya,“ erwidert der Schauspieler, fügt jedoch hinzu: „Ich hasse Störungen in meinem Terminkalender. Kürzlich wurden zwei Drehtage abgesagt, weil Manisha überbeschäftigt ist. Das war wirklich frustrierend... Ich habe gehört, sie arbeitet derzeit drei Schichten täglich; da müssen ihre Terminpläne ja hops gehen. Ich wünschte, sie brächte ein wenig mehr Organisation in ihr Berufsleben.“

Sanjay erinnert sich an die Zeit in seiner Karriere, in der auch er überbucht war. „Das hat mir nicht gut getan. Ich wünsche Manya wirklich nur Gutes. Ich hoffe aufrichtig, dass sie die Kurve kriegt.“

Die kleine Trishala ruft aus New York an und erzählt, dass sie sich beim Spielen wehgetan hat. Sanjays Gesichtsausdruck wird aufgewühlt. „Pass auf dich auf, Baby,“ rät der besorgte Vater und verspricht, sie anzurufen, sobald er nach Hause kommt.

Und urplötzlich wird Sanjay mit Anrufen bombardiert. Vikram Phadis, sein Kostümbildner, drängt sich dazwischen und bittet den Star zu einer Kostümanprobe. Ram Gopal Varma will eine private Unterhaltung mit ihm.

Sein Sekretär Pankaj Kharbanda braucht ihn, um einen Stapel Briefe zu unterschreiben. Und der Shiv-Sena-Volontär will ihn in die Residenz von Balasaheb fahren, um den Supremo zu treffen. Nein, Sanjay krümmt sich nicht unter dem Druck. Vielmehr scheint er die Situation zu lieben, so wie sie ist.

Wie ich schon sagte, jene langen leeren Stunden in seiner Gefängniszelle sind Vergangenheit... heute geht es rund um Sanjay.

(Sangeeta Mahadevan; Deutsch von Diwali)

Sonntag, 22. Juli 2007

Stardust 5/1994: Possessed - Sanju's new obsession!

Stardust, Mai 1994

Possessed! (Besessen!)
„I have to clear my name... I’ll die trying!“
Sanju’s new obsession!


Das Rad der Zeit hält niemand auf. Auch nicht Sanjay Dutt. So wie ein felsiges Riff von wütenden Wellen gepeitscht und geschlagen wird, bis es gebändigt und zu weichem Sand geworden ist. Fein zu berühren, träge dem Auge und seidig unter den Füßen.

So hat das Rad der Zeit und des Schicksals auch Dutt geschlagen. Bisweilen unter die Gürtellinie. Hat ihn aufgemischt, gestählt und zur Unterwerfung geprügelt.

Ich habe mich oft gefragt, was aus Jungen Männer macht. Besonders aus den Jungen, die nie erwachsen werden. Nie erwachsen werden wollen. Wie Sanju. Immer ein übergroßer Teenager mit einem exzessiven Testosteronpegel. Hyperaktiv, hyper-angespannt. Brennend vor nervöser Energie, innerlich verbrennend. Unkontrollierbar, übermütig, wild.

Bis die Verhältnisse gegen ihn zuschlugen. Ihren Griff um ihn verschärften, ihn zermalmten, bis er nicht mehr konnte. Die Schale platzte auf, der jungenhafte Kokon fiel ab, und ihm entstieg ein Mann. Härter geworden, zäher geworden. Sanft nach außen, aber an einem Punkt, an dem er nicht mehr weiter gebrochen werden konnte. Wie Sand.

Doch diese Veränderung hat Sanju ihren Tribut abverlangt. Außerhalb seiner Familie, die ihn nach wie vor verzärtelt (und nie damit aufhören wird), verhätschelte ihn plötzlich niemand mehr. Er war bestürzt. Wo war das Samtkissen geblieben? das Füttern mit dem silbernen Löffel? der beruhigende Klang der Worte „keine Sorge, ich kümmere mich darum“?

Stattdessen presste man ihn roh gegen die kalte Wand einer Zelle, mit einem Lichtstrahl als einzigem Gefährten tagsüber. Und dem Klappern der Zellentüren nachts. Selbst seine große Liebe wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Das zerbrach ihn komplett. Und machte ihn noch fassungsloser.

Für jemanden, der stets ein behütetes Leben geführt hat, ist es nicht leicht, mit Zurückweisung und Unbill fertigzuwerden. Früher einmal rastete er aus mit Alkohol und Drogen. Diesmal verlor er sich selbst. Seinen Verstand. Und seinen Frieden.

Die Metamorphose erfolgte schrittweise, aber offensichtlich. Plötzlich traten harte männliche Züge an die Stelle des jungenhaften guten Aussehens. Ein finsterer Blick an die Stelle des Lächelns. Und Müdigkeit an die Stelle des Glitzerns in den Augen. Plötzlich war Mr. Nice Guy, der der Welt gefallen und von allen geliebt werden wollte, zynisch und still geworden. Half nur noch denen, denen er schon immer vertraut hatte. Gab nur noch, wenn er sich sicher sein durfte, dafür Liebe zu erhalten. Es hatte ihn getroffen.

Wen konnte er lieben? Wem trauen? Mit wem lachen? Diese Fragen begannen ihn zu verfolgen, ergriffen Besitz von ihm. Raubten ihm den Schlaf, wenn er sich im Bett hin- und herwälzte und nach Antworten suchte.

Dass die Ankunft einiger neuer Stars der Sanjay-Dutt-Manie ein wenig von ihrem Donnerhall genommen hatte, tat ein Übriges. Plötzlich war der Deadly Dutt, im vorigen Jahr noch auf dem Cover jeder Zeitschrift und in den Schlagzeilen jeder Zeitung, kaum noch in den Nachrichten zu finden. Es herrschte Govinda-Fieber, man interessierte sich für Shahrukh und verehrte Akshay. Während der Mann, der zwei Jahre lang ganz oben gewesen war, plötzlich nur noch ein Schattendasein führte.

Das einzige, wofür man sich noch interessierte, war die schöne neue Liebe in seinem Leben, Rhea Pillai. Doch das trieb Sanju nur noch tiefer in die Schweigsamkeit. Und seine Verdrängungsversuche raubten ihm nur noch mehr den Frieden. Er wurde besessen. Gejagt von nur drei Dingen: seiner Arbeit, dem Wunsch, seinen Namen vor Gericht reinzuwaschen, und dem schönen Gesicht von Rhea Pillai.

Ich beobachtete die Veränderung. Dass ich ihn nun schon seit siebeneinhalb Jahren kenne, war hilfreich, als ich Sanjay Dutt beim Erwachsenwerden zusah. Ich sah seinen Schmerz. Und seine Ruhelosigkeit. Er sah aus wie ein gehetzter Mann. Deshalb beschloss ich, ihn aufzusuchen. Um die Veränderung aus der Nähe zu sehen.

Es war spätnachts, am Set von Aatish. Alle alberten herum. Nicht jedoch Sanju. Er war voll konzentriert auf die Schusswechsel-Szene, die er gerade drehte. (Und ich dachte, er müsste jetzt eigentlich eine komplette Aversion gegen Schusswaffen haben.) Ich fragte ihn, ob sein Schattendasein Absicht sei.

„Gut, was?“ lächelte er. „Ich war jetzt so oft in den Nachrichten, ich brauche einfach mal eine Pause. Es ist eine Erleichterung, mal eine Weile nicht im Rampenlicht zu stehen. Du hast keine Ahnung, wie schwierig es ist, wenn jeder deiner Schritte überwacht wird. Ich genieße die derzeitige Ruhe richtig.“ Aber ich sah keinen Frieden an ihm. Sanju wirkte eher wie ein gebändigter, unterworfener Mann.

„Und was ist falsch daran,“ argumentierte er schulterzuckend. „Jeder ist in seiner Jugend wild und leichtsinnig. Dass ein Junge erwachsen wird, ist ein normaler Prozess. Ich denke, mir würde in meinem Leben etwas fehlen, wenn ich nicht all diese verdammten Erfahrungen gemacht hätte. Ich war wild, ich war feurig, ich war verrückt. Aber da war ich eben auch noch ein impulsiver Teenager. Erfahrungen treffen dich hart. Und je fieser der Schock, desto stärker macht er dich. Ich hätte mein Leben auch völlig versauen und mich dann hinsetzen und darüber heulen können. Aber ich habe die Herausforderung zur Veränderung angenommen. Ich bin stärker geworden. Ich bin kein Junge mehr, ich bin ein Mann geworden. Und wenn ich dabei gedämpfter und milder geworden bin, dann ist das ein Zeichen für meine Stärke, weil ich mich nicht mehr von meinen Gefühlen beherrschen lasse. Jetzt herrsche ich über meine Gefühle. Obwohl ich zugeben muss, dass ich sie noch nicht hundertprozentig kontrolliere,“ gestand er verlegen.

„Aber ich sage dir eines. Das Feuer in einem Menschen kann niemals völlig verlöschen. Das darf man einfach nicht zulassen. Es sollte zumindest immer ein Funke übrig bleiben, der dann zu hellem Feuer auflodern kann, wenn man zu hart gestoßen wird. Ich habe diesen Funken in mir am Leben gehalten. So dass ich, wenn auch gebändigt, nicht schwach werde.“

Das Zurückrudern und Abmildern führt auch zu Repression und schließlich zu Frustrierung. Wie lange kann er jemand bleiben, der er nicht ist? Solche Bemühung fordert doch ihren Tribut. Er lächelte. „So ist es, in der Tat. Ich bin von Natur aus sorglos, impulsiv. Ich bin wild, Mann. Aber ich arbeite hart daran, zu sein, was ich nicht bin. Ich arbeite zu hart daran, mich selbst zu kontrollieren. Ich investiere viel zu viel Arbeit in diese Bemühungen. Und die Anstrengung ist mir anzumerken. Sie bringt mich um, Mann. Aber das ist die Regel der Welt. So ist es nun mal. Wenn eine Veränderung sein soll, dann bitte. Es mag für mich jetzt frustrierend sein, aber ich denke, auf lange Sicht wird alles seinen Weg gehen.“

Auf lange Sicht scheint sich vieles zu verändern. Gab es einst täglich Neues über Dutt, scheint es jetzt kaum noch Meldungen über ihn zu geben. Was wohl vor allem dem scharfen Vorgehen der FMC gegen ihn zuzuschreiben ist. Das erfüllte ihn mit Abscheu.

„Ich war sowieso nie in einem Vertragsabschlussrausch. Ich habe immer nur wenige Filme gemacht, immer nur eine Schicht, und sonntags habe ich mir freigenommen. Daran hat sich jetzt nicht allzu viel geändert. Es gab eine Menge Ankündigungen, aber die habe ich alle überprüft und dann selektiert. Und dann kam die FMC daher, dass ich bis Juli für keine weiteren Filme unterschreiben darf. So ein Scheiß, Mann! Warum hacken die auf mir rum? Wenn ich mir den Hintern aufreißen will, was geht die das an? Aber die hatten schon immer was gegen mich. Die haben mir immer das Messer in den Rücken gejagt. Ich weiß nicht, was ich denen getan habe. Irgendwann demnächst werde ich explodieren und sie fragen, was ihr Problem ist. Und ich bin gespannt, ob ihnen dann eine Antwort einfällt. Und von einigen meiner Kollegen bin ich auch angepisst. Wo sind die jetzt alle? All diese Menschen, deren Angelegenheiten ich immer unterstützt habe. Von Sperren über Boykotts und Demonstrationen bis zu persönlichen Problemen. Wo sind sie? Warum waren sie nicht da, als ich verhaftet und weggesperrt wurde? Als ich so vieler Dinge beschuldigt wurde? Niemand ist mir beigestanden. Du wirst das jetzt sicher nicht glauben, aber ich hatte damals auf Mauritius tatsächlich beschlossen, mich nach meiner Rückkehr mit den Medien auszusöhnen. Ich fühlte mich so schuldig. Besonders nachdem die Filmpresse immer so gut zu mir gewesen war. Ich war ihr Favorit. Warum sollte ich sie bekämpfen? Aber leider haben sie mich direkt am Flughafen festgenommen, und der Rest ist Geschichte,“ lachte er sardonisch.

Die Empörung schimmerte durch, als er einen Zug von seiner Zigarette nahm. Es heißt, er sei so angewidert, dass er das Land für immer verlassen wolle. „Auf gar keinen Fall,“ fuhr er ruckartig hoch. „Dieses Land könnte ich nicht um die Welt aufgeben. Dazu liebe ich es viel zu sehr. Wenn dem nicht so wäre, dann hätte ich mich schon längst woandershin verdrückt. Die Mittel dazu hatte ich. Aber allein Bombay zu verlassen ist für mich undenkbar, geschweige denn Indien. Ich liebe diese Stadt. Ich habe sie im Blut. Ich habe diese ganze Industrie in meinem Blut. Hier bin ich derzeit am besten, ich kann das nicht aufgeben. Was die Zukunft bereithält, kann niemand sagen. Das habe ich gelernt.“

Aber hieß es nicht unlängst in einem Artikel einer Sonntagszeitung, die berühmte Dutt-Residenz 58 Pali Hill stünde zum Verkauf? „Totaler Schwachsinn, Mann. Irgendein Immobilienmakler hatte uns ein Angebot gemacht. Aber wie könnten wir dieses Haus verkaufen, das so voller Erinnerungen steckt? Hier habe ich gelebt, hier bin ich aufgewachsen. Nicht im Traum könnte ich mir vorstellen, woanders zu leben. Vielleicht ging es in dem Artikel, den du meinst, um das Stück Land hinter unserem Haus. Es liegt brach, und wir haben noch nicht entschieden, ob wir es ausbauen oder verkaufen sollen. Abwarten. In solchen Dingen hat Dad zu entscheiden. Ich halte mich da lieber raus.“

Er würde sich auch lieber aus den Presseseiten raushalten, dieser leichtgläubige Sanju. Ich weiß noch, wie er einmal einem missgesonnenen Zeitgenossen die Story geglaubt hatte, die Medien brächten Sanju mit bestialischem und perversem Sex in Verbindung. Er war damals vor Wut explodiert, hatte diesem Aufhetzer Glauben geschenkt. Er lächelte verlegen. „Ich war wirklich sehr naiv und leichtgläubig. Ich glaubte alles, was man mir erzählte. Und da war diese Person, die mir einredete, ihr Jungs würdet diese verrückte Story vorbereiten. Und das habe ich ihm geglaubt. Heute fühle ich mich so dumm deswegen. Ich meine, ich hätte doch nur zum Telefonhörer greifen müssen, um euch zu fragen, anstatt gleich in die Luft zu gehen. Das spart einem soviel Zeit und Energie. Gott sei Dank bin ich heute nicht mehr ganz so leichtgläubig. Was für ein Trottel muss ich gewesen sein, um darauf reinzufallen. Ihr Jungs wart daraufhin natürlich nicht gut auf mich zu sprechen, obwohl keiner von uns wirklich schuld war. Und ich denke, genau das hat der Kerl, der diese Geschichte angezettelt hat, auch gewollt – einen Graben zwischen uns zu schaffen. Und ich habe völlig unnötig euer Wohlwollen verspielt. Aber mittlerweile bin ich auf dem geradlinigen Trip. Gute Kontaktpflege mit allen Guten. Und mit bösen Jungs habe ich nichts mehr zu tun.“

Das Wort Jungs erinnerte mich an andere, die auf den Plan getreten sind und sich ihr Stück aus Sanjus Erfolgskuchen herausgenommen haben – Govinda, Shahrukh, Akshay etc., die derzeit im Focus der Presse stehen, dort, wo es vor einem Jahr noch überall Sanju, Sanju hieß. Er lehnte sich auf seine typische selbstbewusste Art zurück und warf die Haare in den Nacken. „Ich freue mich für sie. Jeder, der hart arbeitet und Talent hat, verdient es auch, erfolgreich zu sein. Und ich habe mich auch nie als die Nummer eins oder in irgendeiner Weise als King bezeichnet. Ich weiß, wo ich stehe, und ich bin von mir überzeugt. Ich bin nie zusammengebrochen, wenn es mal nicht so gut lief, und ich bin nicht abgehoben, als ich ganz nach oben kam. Ich war, bin und werde immer der gleiche Sanju sein. Es ist doch großartig, dass diese Jungs jetzt im Scheinwerferlicht stehen. Das gibt mir ein wenig Entspannung. Und es sind alles nette Kerle. Sie verdienen es, ganz oben zu sein. Ich werde weiterhin mein Bestes geben, so wie auch sie ihr Bestes geben. Belasst es dabei.“

Er klang verloren. Verändert. Doch ein widersprüchlicher Bericht ließ mich Anderes glauben. Offensichtlich war Karisma verärgert über Sanju, weil er in ihrem kürzlichen Streit mit Raveena am Aatish-Set nicht für sie Partei ergriffen hatte. Zumal da er, zusammen mit Atul Agnihotri und Regisseur Sanjay Gupta, überhaupt erst schuld daran gewesen sei.

„Was für ein Streit?“ meinte er offensichtlich verblüfft und blickte verstohlen zu Sanjay Gupta hinüber. „Ach, das? Ja, es gab ein bisschen Stress am Set, aber das war zwischen den Mädels. Damit hatte ich überhaupt nichts zu tun. Ich werde mich hüten und in einem Streit zwischen Mädels Partei ergreifen, Mann. Das wäre mein Ende,“ lachte er.

„Im Moment konzentriere ich mich ganz und gar auf meine Arbeit. Sie ist meine einzige Besessenheit geworden, sie beherrscht meine Träume und mein Denken. Ich muss etwas beweisen. Meine Arbeit verfolgt mich derzeit wie verrückt.“ Er atmete tief durch.

Die Spannungen des Scheidungsverfahrens mit Richa müssen ebenfalls an ihm zehren. Wann war es soweit? Hatte er Kontakt zu seiner ihm nunmehr entfremdeten Frau? Und zu seiner hübschen Tochter Trishala? Er seufzte. „Das Verfahren läuft noch. Die Scheidung sollte bald durch sein. Aber um das Ganze abzuschließen, muss ich nach New York fliegen. Und im Moment habe ich zu überhaupt nichts Zeit. Ich stecke dermaßen fest in Arbeit und in all dem Stress hier. Mal sehen, wahrscheinlich nehme ich mir demnächst eine Auszeit und fliege rüber. Ich will ja auch Trishala sehen. Ich rede so oft von hier aus mit ihr, ich rufe sie jeden zweiten Tag an. Und wenn Richa am Telefon ist, rede ich auch mit ihr. Aber das war’s auch. Viel mehr gibt’s dazu nicht mehr zu sagen.“

So wie im Fall von Madhuri Dixit. Wahrlich nichts. Wenn heute die Rede auf ihn kommt, sind ihre Lippen versiegelt. Nicht mal mehr das übliche „wir sind gute Freunde, wir kommen gut miteinander aus“. Sie verlor kein einziges Wort mehr über Dutt.

„Gut für sie,“ lächelte er. „Es war ja ohnehin nie etwas zwischen uns“ (ich ignorierte das Dementi). „Und wenn sie jetzt nicht mehr über mich reden will, ist das okay. Für mich ist sie nach wie vor ein Co-Star und eine Freundin, mit der ich gut auskomme. Mehr war da ohnehin nie. Lasst sie in Ruhe. Sie muss es genauso satt haben wie ich, immer die gleiche alte Frage zu beantworten.“

Die neue Frage betrifft seine Freundschaft mit dem atemberaubenden Model Aishwarya Rai. Die Gerüchteküche behauptet steif und fest, sie würden miteinander ausgehen. „Das ist überhaupt nicht wahr,“ dementierte er. „Ich habe sie einmal für einen Fototermin getroffen und dann noch ein paar Mal einfach so. Wir kennen einander, aber nicht so gut, wie ihr es schon wieder klingen lassen wollt.“

Aber es war ein musikalischer Klang, sagte ich ihm, der Klang der Liebe, wenn es um die schöne, liebenswerte und gefühlvolle Rhea Pillai ging. Seine schönste Besessenheit. Die ätherische Verfolgung. Ausgekochter Lügner, der er ist, wurde Sanju nicht mal rot. Nur eine kleine Furche zwischen den Brauen und jener verletzliche Gesichtsausdruck verrieten ihn. „Ich sage es noch einmal, dass Rhea eine Idealfrau ist. Sie ist mehr als perfekt. Sie ist mehr als gut. Aber sie ist auch sensibel. Extrem sensibel. Und sie ist kein Teil der Filmwelt. Das ist der Grund, weswegen ich nicht über sie sprechen will. Lass sie uns bitte da raushalten. Ich will sie in keiner Weise verletzen. Lass uns über irgendetwas anderes reden.“ Sein Blick war beinahe flehentlich – ein sicheres Zeichen, dass es ihm absolut ernst mit diesem Model war. Denn Sanju redet nie über die Frauen, mit denen er es ernst meint. Das ist eine seiner eisernsten Umgangsformen. Ich ließ ihn in Ruhe.

„Ich habe ja auch noch so viele andere Dinge im Kopf. Zuviel Stress, Mann,“ versuchte er, das Thema zu wechseln. „Da ist dieses laufende Gerichtsverfahren. Mal sehen, was passiert. Ich weiß, dass ich nicht schuldig bin, und ich vertraue unserer Rechtssprechung und unserem Gesetz. Ich habe beschlossen, meine Akte komplett zu bereinigen. Ich habe heutzutage nicht einmal mehr Wasserpistolen in meinem Haus. Wie gesagt, ich habe im Moment nur zwei Dinge auf dem Herzen: meinen Namen reinzuwaschen und zu arbeiten wie ein Tier. Das ist eine verrückte Besessenheit in mir. Und wenn ich bei dem Versuch sterbe.“

Das würde er wohl. Dafür stand jener Funke in ihm. Nur dass er ihn diesmal sinnvoll einsetzen wollte. Um zu wärmen, statt zu verbrennen. Der Brandstifter war tot. Der Heizer war geblieben.

Kein Wunder, dass er wie ein besessener Mann war. Wie ein gehetzter Mann. Aber schließlich bringt wahre Liebe immer das Beste in einem zum Vorschein, nicht wahr?

(Omar Qureshi; Deutsch von Diwali)

Shootout At Lokhandwala (2007)

Zur Story: Zur Bekämpfung von Terroristen hat ACP Shamsher Khan (Sanjay Dutt) die Anti Terrorist Squad ATS gegründet und die Mitglieder dieser Spezialtruppe persönlich ausgewählt. Durch ihre nicht immer legalen Methoden stößt die ATS selbst bei der Mumbaier Polizei häufig auf Kritik. Derzeit hat sie eine Gangstergruppe im Visier, deren Anführer Maya Dolas (Vivek Oberoi) dabei ist, sich von seinem Boss in Dubai zu lösen und sein eigenes gnadenloses Regiment zu führen. Als Khan am 16. November 1991 endlich den Aufenthaltsort von Maya und seinen Kumpeln Buwa (Tushaar Kapoor), Fattu (Rohit Roy), RC (Shabbir Ahluwalia) und Doubling (Aditya Lakhia) im Swami-Building in Lokhandwala erfährt, lässt er das Gebäude von Polizeikräften belagern. Schon bald beginnt ein Feuergefecht zwischen 286 Polizisten und den Gangstern, das sich über sechs Stunden hinzieht und den Mumbaier Vorort in einen Kriegsschauplatz verwandelt. Doch anschließend sieht sich Khan einer abteilungsinternen Untersuchung ausgesetzt und der Verletzung von Menschenrechten sowie der Zusammenarbeit mit dem Dubaier Gangsterboss angeklagt. Anwalt Dhingra (Amitabh Bachchan) soll entscheiden, ob Khan und seine beiden Assistenten Inspector Kaviraj Patil (Suniel Shetty) und Constable Javed Shaikh (Arbaaz Khan) für das Blutbad in Lokhandwala zur Verantwortung gezogen werden müssen...

Sogenannte „encounter“, in denen es zu Schusswechseln zwischen Polizisten und Verbrechern kommt und die nicht selten seitens der Polizei nur vorgetäuscht werden, um tödlichen Schüssen auf angeblich flüchtende Kriminelle den Anstrich der Legalität zu verpassen, gehören offenbar zum Repertoire der Mumbaier Polizei. Nur wenige Tage vor dem Release von Shootout At Lokhandwala hatte wieder ein solcher Fall die Schlagzeilen gefüllt und zu Debatten über diese umstrittenen Polizeimethoden geführt und dem Film dadurch zusätzliche Brisanz und nicht vorhergesehene Aktualität verliehen – ganz im Sinne der Macher, die mit ihrem Film, der auf einer wahren Begebenheit basiert, Fragen weniger beantworten als vielmehr aufwerfen und Kontroversen auslösen wollten.

Das gelang ihnen auch – vor allem durch den Schluss, der in diesem Fall, da die historischen Tatsachen nun mal bekannt sind, ruhig vorweggenommen werden darf: durch den Freispruch Khans und seiner Assistenten vor Gericht. Ist es also richtig und legal, dass die Polizei im Kampf gegen Terroristen illegale Methoden verwendet? Sind Polizisten applauswürdige Helden, die mit der Anweisung „shoot to kill“ (Khan) ein Blutbad anrichten? Glorifiziert Shootout At Lokhandwala Polizisten, die sich über das Gesetz hinwegsetzen?

Nein. Lakhia hat getan, was er konnte, um den Freispruch, an dem er aufgrund der Fakten nun mal nicht vorbeikam, zumindest zu hinterfragen, stellt die Frage nach der Gerechtigkeit dieses Freispruchs ebenso wie die Frage, ob die Tötung der Gangster während des Shootouts gerecht war, und fordert das Publikum auf, seine eigene Entscheidung über recht und unrecht zu treffen. Anwalt Dhingra lässt während seiner Verhöre von Khan, Patil und Shaikh keinen Zweifel daran, dass die Männer der ATS für ihn keinen Deut besser sind als die Terroristen. Und seine Frage vor Gericht „wenn ein Mann mit einem Gewehr in Ihrem Garten steht, wer wäre Ihnen dann lieber: Maya, Buwa oder Shamsher Khan?“ ist in meinen Augen kein Plädoyer für Khan – vielmehr stellt Dhingra damit den ACP in eine Reihe mit den Gangstern (Sanjay reagiert ja auch entsprechend). Für mich ist das Finale keineswegs eine Rehabilitierung der Polizei, und hätte Amitabh in der Schlusseinstellung nicht gestrahlt wie ein frischgebackener Olympiasieger, dann wäre die Sache noch glaubhafter gewesen.

Das Blutbad in Lokhandwala, bei dem 1991 innerhalb von sechs Stunden 1.755 Kugeln abgefeuert wurden, ist ein Höhepunkt des Films und mitsamt seinen Gewaltexzessen grandios gefilmt. Zuvor bekommt der Zuschauer Gelegenheit, beide Parteien kennenzulernen – und keine davon wird in ein sonderlich vorteilhaftes Licht gestellt. Die Cops sind überwiegend kaputte Typen mit einem noch kaputteren Familienleben, und die Gangster sind unreife Jungs, die einfach nur leben und spielen wollen und sich dafür eben ausgerechnet das Erpressen und Killen ausgesucht haben. Sympathie kann man für keinen von ihnen entwickeln. Ebensowenig Mitleid – nicht mal, wenn die Jungs am Ende noch mitten im Kugelhagel Familienangehörige oder Liebste anrufen und tränenreich Abschied nehmen. Zudem werden selbst diese scheinbaren Versuche, die Gangster „menschlicher“ zu machen, umgehend ad absurdum geführt; wenn zum Beispiel Buwa seiner Tanu vorjammert, er hätte so gerne gelebt, bevor er sterben muss – heiraten, Kinder kriegen etc. –, und dann im gleichen Atemzug noch einmal daran erinnert, wie viele Menschen er umgebracht hat. Hat hier jemand Mitleid? Ich nicht.

Besetzt und gespielt ist der Film sehr gut, zum Teil sogar hervorragend. Sanjay Dutt gibt eine beeindruckende Vorstellung des knallharten ACP Khan (sein „historisches Vorbild“ Aftab Ahmed Khan, den er zu diesem Zweck genau studiert hat, wirkt in der Rolle des Commissioners Krishnamurty übrigens ebenfalls mit). Nicht weniger überzeugend ist Vivek Oberoi, der seine wohl beste Leistung seit Company abliefert. Amitabh Bachchan spielt seine kleine Rolle mit einem wohltuenden Schuss Sarkasmus und hat übrigens – ebenso wie sein Sohn Abhishek in der Winzrolle des Cops Abhishekh Matre – aus alter Freundschaft zum „Presenter“ des Filmes Sanjay Dutt für seinen Einsatz kein Honorar verlangt. Ach ja, und ein paar Frauen sind in diesem Actionfilm auch mit von der Partie, wobei Amrita Singh als Mayas Mutter spielend unter Beweis stellt, dass sie im kleinen Finger mehr Schauspieltalent hat als Diya Mirza (Reporterin), Aarti Chhabria (Tanu) und Neha Dhupia (Khans Frau) zusammen.

Zu tun haben sie nicht viel. Aber auch den männlichen Figuren hätte ein wenig mehr Persönlichkeitsentwicklung gut getan. Da hätte Lakhia besser auf einen oder zwei der unnützen Songs, die hier wirklich nur Füllselfunktion haben, verzichtet und dafür noch ein bisschen mehr Charakterzeichnung betrieben. Oder den Plot mit dem Dubai-Boss noch ein wenig mehr ausgearbeitet – wenn er schon den Fakt mit ins Spiel bringt, dass Khan beschuldigt wurde, bei dem Shootout in dessen Interesse bzw. Auftrag gehandelt zu haben, dann ist es geradezu unverzeihlich, dass er danach nie wieder darauf zurückkommt. Etwa aus Rücksicht auf den echten ACP Khan, den man ja quasi als Informationsquelle mit an Bord hatte – und von dem es seinerzeit durchaus auch hieß, er besuche Partys von Filmstars ebenso wie Partys von Mafia-Bossen?

Shootout At Lokhandwala wirft in der Tat eine Menge Fragen auf. Und ist von brennender Aktualität. Nicht nur in Indien, wo, wie gesagt, solche „encounter“ nach wie vor an der Tagesordnung sind (wenn auch seit 1991 nicht mehr in einem solchen Ausmaß wie damals in Lokhandwala). Sondern auch in Deutschland, wo derzeit ja u.a. darüber debattiert wird, ob man (potentielle) Terroristen vorsorglich abknallen darf oder nicht.

Produktion: Sanjay Gupta, Shobha Kapoor, Ekta Kapoor; Regie: Apoorva Lakhia
121 Min.; DVD: Rainbow, englische UT (inkl. Songs); kleine Info-Broschüre sowie Bonus-DVD mit Making of the Movie, Making of the Song, Interview of the Stars, Exclusive Premier Footage und Original Footage of Encounter Held in Mumbai 1991 By ACP A.A. Khan (die fünf Kapitel enthalten allerdings fast durchgehend immer das gleiche Material...)


P.S. Liz Mermin drehte mit Shot in Bombay einen Dokumentarfilm über die SOAL-Dreharbeiten. Hier meine Review zu dieser sehenswerten Dokumentation.

Samstag, 21. Juli 2007

Filmfare 5/1991: Strictly Personal - Sanjay Dutt über seinen Vater

Filmfare, Mai 1991

Strictly Personal - Sanjay Dutt über seinen Vater
„Als ich die Hand nach ihm ausstreckte, war er da“


Er war der eigensinnige Sohn, den Sunil Dutt schon fast aufgegeben hatte, als sich die Dinge plötzlich änderten. Sie entdeckten einander neu und bemerkten dabei, wie ähnlich sie sich sind.


Die Leute haben oft über unsere Beziehung spekuliert und mich dabei eher für Mamas Jungen gehalten; aber tatsächlich ist es mein Vater, der mich am meisten beeinflusst hat. Wir haben die gleichen Werte und Prioritäten. Wenn Dad einmal eine Entscheidung getroffen hat, dann rückt er auch nicht mehr von ihr ab; das ist bei mir genauso. Auch ist er sehr offen und geradeheraus und kann seine Ansichten vermitteln, ohne um den heißen Brei herumzureden. Er fordert Respekt, und ich denke, genauso bin ich auch.

Dad legte immer großen Wert darauf, uns von der Atmosphäre der Filmindustrie fernzuhalten. Selbst wenn wir mit auf eine Party gehen mussten, dann brauchten wir nur eine halbe Stunde zu bleiben und dann waren wir frei zu tun, was wir wollten. Er wollte ganz einfach nicht, dass ich ein Klugscheißer werde, ein arroganter Filmstarsohn, wozu es definitiv gekommen wäre, wäre ich zu Hause geblieben. Dad hatte das erkannt und deshalb beschlossen, mich nach Simla ins Internat zu verfrachten. Und an dieser Entscheidung hielt er fest, obwohl Mom entschieden gegen diese Idee war. Ich war ein verwöhnter Bengel, und er wusste: Wenn aus mir ein unabhängiges Individuum werden sollte, dann musste er mich fortschicken. Und wenn ich heute eines geworden bin, dann ist das einzig und allein seinem verantwortungsvollen Entschluss zu verdanken. Heute weiß ich, dass er seinerzeit recht gehandelt hat; aber damals, als er mich zwang, fortzugehen, habe ich ihn dafür gehasst. Ich begann mir selbst so leid zu tun, dass ich allen Ernstes den Verdacht hegte, ich sei nicht das leibliche Kind meiner Eltern. Vielleicht war ich adoptiert. Erst Jahre später begriff ich, dass es richtig von Dad war, mich fortzuschicken.

Er war immer ein strenger Vater, weil er nicht wollte, dass wir verzogen oder arrogant werden. Als er mich einmal dabei erwischte, wie ich einen Diener beleidigte, hat er mir gründlich die Meinung gegeigt. Dann erinnere ich mich an eine Tracht Prügel, die ich mit vier bekommen habe, als ich rauchte. Ich bin oft geschlagen worden, von beiden, Mom und Dad, und ich denke, ich habe es auch regelrecht herausgefordert. Dad meinte es wirklich ernst; falsch ist falsch, basta. Gut, meine Schwestern wurden nie verprügelt, aber die haben ja auch niemals die gleichen Dinge angestellt wie ich.

Priya war immer Dads Liebling. Sie kann mit ihm auf einem ganz anderen Level kommunizieren und dabei Dinge zu ihm sagen, die auszusprechen ich nicht mal im Traum wagen würde. Nicht aus Angst vor ihm, sondern aus schierem Respekt. Früher hatte ich Angst vor ihm, weil ich immer die falschen Dinge machte. Drogen, Alkohol, lange Nächte – alles nicht im Sinne von Dad, der mir ständig erklärte, unser Haus sei kein Hotel, und ich hätte gefälligst die Würde des Zuhauses zu respektieren.

In jener Phase war unsere Beziehung sehr angespannt. Ich hatte nicht die geringste Lust, in seiner Nähe zu sein, und wenn ich dann doch mal in Hörweite kam, schnauzte er mich an. Oder er redete einfach überhaupt nicht mit mir. In all diesen acht Jahren muss ich ihm eine Menge Kummer bereitet haben. Damals dachte ich eben, es ist mein Leben, also was soll’s, wenn ich es ruiniere.

Aber er machte sich Sorgen. Es schmerzte ihn, mir bei meiner Selbstzerstörung zusehen zu müssen. Und deshalb ließ er auch alles liegen und stehen, als ich ihm sagte, ich wolle davon loskommen, und stand mir bei. Er wollte mir dabei helfen, meine Schwächen zu überwinden. In all den Jahren ist er milder geworden. Als Kinder hatten wir noch Angst davor, ihn zu verärgern, aber heute kann Priya richtig frech zu ihm sein und kriegt trotzdem, was sie will. Als Anju in Amerika einen Kurs belegen wollte, hat er sich noch rundheraus geweigert, sie alleine dorthin fahren zu lassen, aber Priya durfte vor kurzem einen solchen Kurs absolvieren.

Was ich an Dad am meisten bewundere, ist, dass er, obwohl er schon so viel hat durchmachen müssen, immer standgehalten hat. Er lächelt nach wie vor, er wird mit allem fertig. Ein schwächerer Mann als er hätte womöglich begonnen zu trinken, aber er wusste, er musste für uns drei leben. Nach Mom’s Tod war er uns Mutter und Vater zugleich und hat sehr darauf geachtet, dass keiner von uns deswegen vernachlässigt wurde. Und dafür lieben wir ihn alle nur noch mehr. Auch früher schon war er immer für uns da. Immer wenn er von Außenaufnahmen zurückkam, selbst wenn es schon spät nachts war, dann weckte er uns auf, um mit uns zu spielen. Und wir wussten, dass er immer da war, wenn wir ihn brauchten.

Aber er ist leichtgläubig. Ständig wird Dad zum Narren gehalten, immer und immer wieder wird er aufs Kreuz gelegt. Ich wünschte, er würde das endlich merken und aufhören, sich so behandeln zu lassen. Er ist einfach ein zu guter Mensch und will anderen helfen, vor allem da er nun in einer Position ist, in der er das kann. Die Politik ist nach wie vor ein Stein des Anstoßes zwischen uns. Ich finde, er sollte es bleiben lassen. Er ist zu gut und zu ehrlich für die Politik. Er will Gutes für sein Land tun, aber er begreift nicht, dass das kein Ein-Mann-Job ist. Seit er in die Politik gegangen ist, steht er ständig unter Stress. Ich wünschte, er würde sich wieder auf das Filmemachen verlegen, also auf das, was er sein Leben lang gemacht hat.

Dad hatte nie etwas dagegen, dass ich Filmstar werde. Er hatte zwar großen Wert auf meine Studien gelegt, aber irgendwie gelang es mir, ihn zu überzeugen, dass in meinem Fall das College Zeitverschwendung war und dass er mich besser etwas machen lassen sollte, was der Mühe wirklich wert war. Und er muss gewusst haben, dass ich das Zeug dazu habe, mir als Schauspieler einen Namen zu machen, sonst hätte er mich nicht unterstützt.

Rocky wurde als mein Debütfilm produziert. Dad testete mich auf Herz und Nieren, und ich musste trainieren, bis er zufrieden war und mich für gut genug für einen Film hielt. Karate, Tanz, Dialoge sprechen – alles habe ich ausgiebig trainiert. Wäre ich ihm als Schauspieler nicht gut genug gewesen, dann hätte es auch keinen Rocky gegeben. Leider lief der Film nicht gut, aber damals spielte das für uns kaum eine Rolle, wir waren wie betäubt von dem Schock über Mom’s Tod – schließlich kam Rocky gerade mal drei Tage danach raus. Ich bin froh, dass wenigstens Dad noch miterleben kann, dass ich es geschafft habe. Endlich.

(Protokolliert von Meera Joshi; Deutsch von Diwali)

Freitag, 20. Juli 2007

Stardust 5/1990: Court Martial: Sanjay Dutt

Stardust, Mai 1990

Court Martial: Sanjay Dutt


Andere zu bedrohen oder zu verprügeln ist für ihn ebenso normal wie die Zigarette zu rauchen, die er ständig in der Hand hält. Eine düstere Drogenvergangenheit. Eine Karriere, die konstant die Startbahn entlangrollt und nach wie vor aufs Abheben wartet. Dazu höhnische oder abfällige Bemerkungen von seinen Konkurrenten. Und eine kranke Ehefrau in den USA. Sanjay Dutts Kelch ist am Überfließen. In unserem Court Martial stellt sich der Deadly Dutt den Anschuldigungen – mit seiner gewohnten extravaganten „ist-mir-scheißegal“-Haltung. Und natürlich mit seinen üblichen Warnungen.

Stardust: Sie haben eine vorherrschende gewalttätige Seite in sich, und anstatt sie zu zügeln, protzen Sie offen damit, was Ihnen durchaus auch ein wenig furchtsamen Respekt eingebracht, Ihnen aber vor allem viele Feinde verschafft hat und den Ruf eines wahnsinnigen Verrückten.

Sanjay: Was für Feinde? Ich glaube nicht, dass ich Feinde habe. Zumindest keine, die sich mir offen zeigen. Und die, die hinter meinem Rücken über mich reden, sind so rückgratlos, dass sie nicht zählen. Schwache Feinde sind keine richtigen Feinde, wirklich nicht. Ich wünschte mir, die Leute würden zu mir kommen und mir offen ins Gesicht sagen, was für ein Problem sie mit mir haben. Was meine gewalttätige Nater betrifft, die empfinde ich als hilfreich; sowas verhindert, dass die Leute Spielchen mit dir spielen. Ich bin offen und geradeheraus, und wenn ich jemanden nicht leiden kann, dann sage ich es ihm ins Gesicht, dass er sich verpissen soll. Ich finde, es ist besser, so zu sein. Und selbst wenn ich heute sehr viel ruhiger geworden bin, dürfen die Leute ruhig weiterhin an die gewalttätige Seite in mir glauben. Das hält nutzlose Zeitgenossen auf gute Distanz.

Stardust: Erst prügeln Sie Ayub Khan (den Besitzer der Mehboob Studios) ohne jeden Grund grün und blau, und dann, als er Ihnen den Zutritt zu seinem Studio verbietet, bedrohen Sie ihn mit einem Messer. Was sind Sie, ein Schauspieler oder ein Gangster?

Sanjay: Das war nach einer Party in den Mehboob Studios; ich hatte Dilip (Kumar) saab und Sairaji – zwei Menschen, die ich verehre – zu ihrem Auto begleitet, als ein völlig betrunkener Ayub ankam und ein paar extrem schmutzige und abfällige Bemerkungen zu ihnen machte. Sie waren völlig überrumpelt und wussten gar nicht, wie sie reagieren sollten, aber ich habe die Beherrschung verloren und Ayub grün und blau geschlagen. Und das hatte er verdient, denn so spricht man nicht mit einer Dame und einem Gentleman. Später hat er dann im Studio diesen Aushang gemacht, der mir den Zutritt untersagte. Daraufhin habe ich den Kopf noch mehr verloren. Ich nahm ein gupti (gebogenes Messer), setzte mich damit runter in die Studiokantine und bat jemanden, Ayub runterzurufen. Aber diesmal war er nüchtern und weigerte sich, runterzukommen. Stattdessen ließ er mir durch den Mann seine Entschuldigungen ausrichten und dass das Zutrittsverbot aufgehoben sei. Daraufhin bin ich in aller Ruhe wieder gegangen, und später war die Sache dann erledigt. Aber eines will ich noch sagen. Die Leute sollten besser darauf achten, wie sie mit einer Dame reden. Ich mag es nicht, wenn sie dabei keinen Respekt zeigen.

Stardust: Anil Sharma ist extrem verärgert über Sie. Erst unterschrieben Sie für seinen Film Tahelka, und dann ließen Sie ihn wegen der Termine hängen. Und schließlich ließen Sie ihn im Stich, ohne eine Begründung anzugeben. Warum sind Sie so sprunghaft?

Sanjay: Das ist eine Kontroverse, die auch ich gerne aufklären möchte. Also, zuerst einmal hatte Anil Sharma mir noch nichts bezahlt, also war ich auch durch nichts an ihn gebunden. Zweitens hatte ich keinen Vertrag unterschrieben. Drittens wollte er, dass ich mir bei der F.M.C. (Film Makers’ Combine) einen Brief mit der Genehmigung für den Drehbeginn besorge. Aber es ist nicht mein Job, zum F.M.C. zu gehen und grünes Licht für Drehtermine einzuholen, sondern der des Produzenten. Und viertens, warum sollte ich andere Produzenten schädigen zugunsten von Mr. Anil Sharma? Was hat er mir mit Tahelka schon Besonderes geboten? Was kann Tahelka mir bringen? Der hat noch zehn weitere Hauptdarsteller. Von meiner Seite aus gab es da überhaupt kein Missverständnis. Die F.M.C. gab mir eben keine Genehmigung, und ich musste aus dem Film aussteigen. Und jetzt läuft der Mann herum und bläht das Ganze unverhältnismäßig auf. Und ich bin sowas von froh, dass ich den Film nicht gemacht habe. Besonders seit ich all diese Tahelka-Hauptdarsteller als Mädchen in Badeanzügen gesehen habe. Gott, das hätte ich niemals machen können. Wie auch immer, ich brauche keinen Anil Sharma in meinem Leben. Vermutlich wird er es sein, der eines Tages mich braucht.

Stardust: Ein weiterer Produzent, der große Probleme mit Ihnen hat, ist Salim Akhtar. Offenbar war es die herablassende Haltung Ihres Sekretärs Pankaj Kharbanda, die dazu führte, dass er Ihre Rolle in Indradhanush jemand anderem gab, obwohl der Regisseur (Daddoo Sippy) einer Ihrer engsten Freunde ist.

Sanjay: Warum sollte jemand ein Problem mit Pankaj haben? Pankaj hat mit meinen Drehbüchern oder anderen Dingen nichts zu tun. Er kümmert sich lediglich um meine Termine und das ganze berufliche Drumherum. Ich mochte ganz einfach diesen Film nicht, und ich habe verdammt noch mal das Recht darauf, einen Film nicht zu machen, wenn ich ihn nicht mag. Zweitens kann ich Mr. Salim Akhtars Arroganz nicht ausstehen. Er weiß nicht, mit wem er es zu tun hat. Wenn er mir arrogant kommt, dann muss er mit einer noch arroganteren Reaktion von mir rechnen. Und so habe ich ihm gesagt, dass ich nicht daran interessiert war, seinen Film zu machen, weil mir das Set-Up nicht gefiel. Wahrscheinlich war das das erste Mal, dass jemand Nein zu ihm sagte. Und wahrscheinlich war es das, was ihn verletzt hat. Und dann gibt er bequemerweise Pankaj die Schuld, der überhaupt nichts dafür kann.

Stardust: Aber Pankaj Kharbanda erwirbt sich gerade mehr und mehr den schlechten Ruf des arrogantesten Sekretärs in der ganzen Glitzerstadt. Viele fühlen sich abgestoßen von seinem selbstherrlichen und hochnäsigen Benehmen. Glauben Sie nicht, dass Ihre Karriere darunter leiden könnte?

Sanjay: Überhaupt nicht. Ich finde, Pankaj ist ein verkappter Segen. Mein früherer Sekretär Sarvar Husain hat den Zugang zu mir immer leicht gemacht. Es war immer ganz einfach, an Sanjay heranzutreten, und Sanjay wurde zu allen möglichen Dingen manipuliert. Nach dem Motto „na klar, Sanjay Dutt wird da sein, ich mache gleich den Termin fest“. Ich wurde einfach als selbstverständlich vorausgesetzt. Aber heute hat sich die Situation geändert, mit Panks läuft das anders. Man kommt immer noch an mich ran, aber jetzt verläuft das in geordneten Bahnen. Panks ist disziplinierter und organisierter. Und diese Disziplin hat die Leute wohl schockiert, und jetzt reden sie schlecht darüber. Aber wenigstens sagt jetzt einer auch mal Nein zu ihnen. Es heißt ja auch, dass Rikku Madhuris Leben kaputtmacht oder Boney das von Anil oder Mukul das von Jackie. Was soll das, yaar? Ich finde, diese Männer sind ihnen eine Hilfe, so wie Pankaj mir eine Hilfe ist. Und je mehr Leute über uns reden, desto mehr zeigt das, dass wir in unserem Leben wirklich erfolgreich vorankommen.

Stardust: Während alle Ihre Co-Stars in Khatarnaak auf ihr Gehalt verzichtet haben, um dem Fight Master Ram Shetty zu helfen, den Film zu vollenden, waren Sie der einzige, der sich das abgelehnt hat. Nicht nur das, Sie haben den armen Ram weiterhin wegen der Termine schikaniert, auch nachdem er Sie bezahlt hatte. Sehr unfair von Ihnen, finden Sie nicht?

Sanjay: Dazu sage ich hier nur eines. Nämlich dass ich meine Frau in einem sehr schlechten Gesundheitszustand in den USA zurückgelassen habe, um diesen Film zu machen. Nicht nur ein-, sondern drei- oder viermal. Ich ließ Richa in schwierigen Situationen in Amerika zurück und kam zurück, um Khatarnaak zu vollenden. Das soll Ram Shetty mal nur einmal umgekehrt für mich machen. Ob er das wohl könnte? Was das Geld betrifft: er war es, der darauf bestanden hat, mir eine symbolische Summe auszuzahlen. Und nachdem er sich schon mal selber dazu verpflichtet hatte, bestand ich auch darauf. Dabei hätte ich das Geld wahrscheinlich sausen lassen, hätte er die Filmtechniker bezahlt. Das tat er jedoch nicht, und deshalb habe ich das mir versprochene Geld eingefordert. Und überhaupt ist Ram Shetty der letzte, der sich beklagen sollte. Ich habe ihm viel geholfen, und das weiß er auch.

Stardust: Konkurrenz, ganz gleich in welcher Form, können Sie nicht ertragen. Aamir Khan mögen Sie überhaupt nicht. Selbst der jüngste Newcomer Salman Khan hat bereits seinen Weg in Ihre Hassliste gefunden, nur weil er sich Sie zum Vorbild genommen hat. Selbst den humorvollen Chunky Pandey machen Sie schlecht. Gibt es denn überhaupt jemanden in der Filmindustrie, den Sie ausstehen können?

Sanjay: Ich habe noch nie jemanden gehasst oder nicht gemocht, solange er mich nicht gehasst oder nicht gemocht hat. Meine Vorlieben und Abneigungen sind sehr offensichtlich. Denn wenn jemand jemanden nicht mag, dann weiß der das irgendwie. Wenn also niemand etwas davon weiß, dass ich ihn nicht mag, dann bedeutet das, dass es eben auch niemanden gibt, den ich nicht mag. Ich hatte noch nie etwas gegen Aamir Khan. Er war immer nett zu mir. Was Salman betrifft, dazu sage ich Ihnen nur eins: Ich kenne ihn seit seiner Kindheit und habe ihn immer gemocht. Wenn er jetzt überall verkündet, dass ich sein Vorbild bin oder dass er aussieht wie ich, dann fühle ich mich gut dabei. Drittens hat er mir gegenüber stets eine Menge Respekt an den Tag gelegt, und wann immer er Rat oder Hilfe von mir braucht, werde ich für ihn da sein. Und gegen Chunks habe ich auch nichts. Im Grunde ist er ein verdammt netter Kerl. Und wenn ich ihn einmal einem Journalisten wegen eines Interviews empfohlen habe, dann weil er die sehr viel bessere Adresse für die Themen Sex und Jungfräulichkeit ist, als ich es jemals sein könnte. So, ich hoffe, ich habe jetzt alles klargestellt, denn ich mag es nicht, wenn jemand rumläuft und meine persönlichen Beziehungen zu anderen kaputtmacht.

Stardust: Ihr Hass auf Anil Kapoor ist aber ganz bestimmt nicht eines der bestgehüteten Geheimnisse der Industrie. Warum machen Sie ständig solche Anti-Anil-Statements? Noch dazu, wo er sie stets stillschweigend hinnimmt?

Sanjay: Ich sage nie etwas zu jemandem ohne Grund. Es war Anil, der damit angefangen hatte, Bemerkungen über mich in der Presse und auch anderswo zu machen. Und was er da so verzapft hat, hat mir nicht gefallen, deshalb habe ich selber gegen ihn auch ein paar Bemerkungen gemacht. Aber nur, weil ich ihn nicht direkt erwischen konnte. Wir sind uns nie persönlich begegnet. Deshalb gab es anfangs einen Kalten Krieg zwischen uns, aber eben nur, weil wir uns nie getroffen haben. So, und nachdem wir das jetzt geklärt haben, möchte ich noch etwas sagen. Ich will nicht, dass irgendjemand mich benutzt, um etwas gegen Anil zu sagen. Wenn ich ihm etwas zu sagen habe, dann mache ich das selber. Es gibt nichts, was ihm ins Gesicht zu sagen ich nicht den Mumm und den Nerv hätte. Ich brauche dafür keine Presse oder sonst jemanden, der meine Schulter benutzt, um von dort aus auf Anil zu feuern. Ich bin nicht der Typ, der Boten nötig hat. Ich meine, der Mann fängt ja mittlerweile tatsächlich an, mir leid zu tun, wenn ich mir ansehe, wie man ihn behandelt. Ich denke, ich werde ihn demnächst mal zum Lunch einladen.

Stardust: Sie machen sich öffentlich über den Film Kroadh lustig, in dem Sie selber mitspielen. Wie können Sie den Interessen Ihrer eigenen Produzenten entgegenwirken? Offenbar haben Sie keine Ahnung von den ethischen Grundsätzen in Ihrem Beruf.

Sanjay: Habe ich Anti-Werbung gegen den Film gemacht? Ich finde: nein. Okay, ich bin impulsiv und rede, ohne nachzudenken. Aber ich denke nicht, dass ich dem Film in irgendeiner Weise geschadet habe. Und letzten Endes entscheidet das Publikum, wie gut oder schlecht ein Film ist; es lässt sich da von niemandem beeinflussen. Davon abgesehen, dass ich doch ganz gut über den Film gesprochen habe.

Stardust: Es heißt, Ihre „gute Freundschaft“ mit Amrita Singh sei nur ein Vorwand, um die Affäre zu vertuschen, die Sie mit ihr hatten. Richtig oder falsch?

Sanjay: Ja, Amrita und ich sind gute Freunde. Was soll ich noch mehr dazu sagen? Sie ist einer der besten Menschen in der Industrie. Sie ist ein lieber Kerl und eine fabelhafte Freundin, aber sie ist nicht der Typ Frau, mit der ich eine Affäre starten würde. Das ist alles.

Stardust: Gerüchte besagen, dass Sie dieses Feld derzeit wie ein Profi beackern. Offenbar haben Sie sich sehr oft mit Shilpa Shirodkar getroffen – nachdem Sie sie schon regelmäßig von Kodaikanal aus angerufen haben, wo Sie für Thanedaar drehten. Ebenso wie Ektaa, mit der Sie sich nach Auskunft der Gerüchteküchen ebenfalls häufig treffen. Klartext, bitte.

Sanjay: Ich kenne Shilpa Shirodkar überhaupt nicht. Punkt. Sie ist ein nettes Mädchen, mit der ich einen oder zwei Filme habe, aber das war’s auch schon. All das Gerede, ich würde sie anrufen, ist Schwachsinn. Über Ektaa und mich habe ich auch schon eine Menge Gerüchte gehört, und ich würde zu gerne herausfinden, wer solche Lügen verbreitet. Warum sagt mir sowas keiner ins Gesicht, anstatt auf diese Weise zu lästern und zu verleumden. Wenn sie zu mir sagen: „Sieh mal, Sanju, das und das machst du“ – dann reagiere ich vielleicht. Bitte finden Sie für mich heraus, wer diese Gerüchte verbreitet. Es ist lange her, dass ich jemandem in den Hintern getreten habe, aber jetzt wär’s mal wieder soweit.

Stardust: Sie sind total vernarrt in Madhuri Dixit. Empfehlen Sie sie deshalb für jeden Ihrer Filme als Ihre Partnerin? Und ist das nicht noch ein zusätzlicher Grund für Ihre Abneigung gegen Anil Kapoor – dass sie so fest in seinem Lager verwurzelt ist?

Sanjay: O Gott! Noch weiter hergeholt ging’s wohl nicht? Ich bin überhaupt nicht vernarrt in Madhuri. Sie ist eine sehr gute Schauspielerin und ein sehr lieber Mensch und ich mag sie sehr, aber ich empfehle sie nirgends. So, und jetzt verrate ich Ihnen ein kleines Geheimnis: Ich bin vernarrt in Sridevi, nicht in Madhuri. Sri ist eine umwerfend schöne Frau und eine irrsinnig gute Schauspielerin, und ich bin verrückt nach ihr. Und was soll das mit den Lagern? Das ist sowas von scheißpervers, Mann. Ich stelle hiermit noch einmal klar, dass ich Anil Kapoor nicht hasse. Warum sollte ich? Ich habe genügend Selbstvertrauen.

Stardust: Trotz allem, was geschehen ist und gesagt wurde, sind Sie niemals wirklich über Tina Munim hinweggekommen und sehnen sich immer noch nach ihr. Stimmen Sie dem zu?

Sanjay: Woher wissen Sie das? Oder wie will das überhaupt jemand wissen? Ich sage es jetzt ein für allemal: Tina ist ein vergessenes Kapitel in meinem Leben, und es gibt nichts, ich wiederhole: nichts, das es jemals wieder aktuell werden lassen könnte. Ich habe jetzt wirklich anderes zu tun als mir noch ein weiteres Problem aufzuhalsen. Lasst das jetzt endlich ruhen.

Stardust: Wenn Sie Tina wirklich hinter sich gelassen haben, warum machen Sie dann immer noch abfällige Bemerkungen über Rajesh Khanna? Wäre es denn nicht höchste Zeit, zu vergeben und zu vergessen?

Sanjay: Rajesh Khanna! Dem trete ich in den Hintern, wenn ich ihm mal begegne. Sagen Sie ihm das ruhig. Und dabei habe ich nicht einmal etwas gegen ihn. Der wahre Grund ist, dass er niemals nett über mich redet. Er macht mich immer und überall nur schlecht. Und das hat nichts mehr mit Tina zu tun. Er hat irgendetwas Persönliches gegen mich. Natürlich war es anfangs wegen Tina, dass wir uns nicht mochten. Aber irgendwann ist üblicherweise alles vergeben und vergessen, und man ist sich wieder gut. Wie ich jedoch höre, verbreitet er nach wie vor gemeine Dinge über mich in der Industrie. Das fällt dann auf mich zurück, und das passt mir nicht. Aber ich werde noch schlimmer sein. Ich warte nur darauf, dass er mir eine Gelegenheit dazu gibt. Der ist doch krank, Mann!

Stardust: Angesichts von Richas Gesundheitszustand, sollten Sie im Moment nicht eher bei ihr und Trishala in Amerika sein als hier?

Sanjay: Wer immer das fordert, der soll mal an meine Stelle treten, wenn er schon so verdammt besorgt um mein Leben ist. Warum halten die Leute sich nicht einfach aus meinem Leben raus? Es ist mein Leben, und ich will nicht, dass irgendjemand Urteile darüber fällt. Ich tue das Beste für meine Familie, das in meinen Kräften steht, und ich glaube, 99% aller Männer würden nicht mal halb so viel tun. Schweinebacken! Wenn ich zu meiner Familie fliege, schreiben sie, ich sei verantwortungslos, weil ich so viele Filme blockiere, in die so viel Geld investiert worden ist. Und wenn ich dann wiederkomme, um meine Filme fertigzustellen, heißt es, ich vernachlässige meine Familie. Ich finde, ich bewältige meine beiden Verpflichtungen bemerkenswert gut. Ich arbeite hier, um Geld zu verdienen, und dann fliege ich nach New York und verbringe meine schönsten Momente mit Richa und Trishala. Aber wie heißt es so schön: Man kann nun mal nicht alle zufrieden stellen.

(Omar Qureshi; Deutsch von Diwali)