Stardust, Mai 1994
Possessed! (Besessen!)
„I have to clear my name... I’ll die trying!“
Sanju’s new obsession!
Das Rad der Zeit hält niemand auf. Auch nicht Sanjay Dutt. So wie ein felsiges Riff von wütenden Wellen gepeitscht und geschlagen wird, bis es gebändigt und zu weichem Sand geworden ist. Fein zu berühren, träge dem Auge und seidig unter den Füßen.
So hat das Rad der Zeit und des Schicksals auch Dutt geschlagen. Bisweilen unter die Gürtellinie. Hat ihn aufgemischt, gestählt und zur Unterwerfung geprügelt.
Ich habe mich oft gefragt, was aus Jungen Männer macht. Besonders aus den Jungen, die nie erwachsen werden. Nie erwachsen werden wollen. Wie Sanju. Immer ein übergroßer Teenager mit einem exzessiven Testosteronpegel. Hyperaktiv, hyper-angespannt. Brennend vor nervöser Energie, innerlich verbrennend. Unkontrollierbar, übermütig, wild.
Bis die Verhältnisse gegen ihn zuschlugen. Ihren Griff um ihn verschärften, ihn zermalmten, bis er nicht mehr konnte. Die Schale platzte auf, der jungenhafte Kokon fiel ab, und ihm entstieg ein Mann. Härter geworden, zäher geworden. Sanft nach außen, aber an einem Punkt, an dem er nicht mehr weiter gebrochen werden konnte. Wie Sand.
Doch diese Veränderung hat Sanju ihren Tribut abverlangt. Außerhalb seiner Familie, die ihn nach wie vor verzärtelt (und nie damit aufhören wird), verhätschelte ihn plötzlich niemand mehr. Er war bestürzt. Wo war das Samtkissen geblieben? das Füttern mit dem silbernen Löffel? der beruhigende Klang der Worte „keine Sorge, ich kümmere mich darum“?
Stattdessen presste man ihn roh gegen die kalte Wand einer Zelle, mit einem Lichtstrahl als einzigem Gefährten tagsüber. Und dem Klappern der Zellentüren nachts. Selbst seine große Liebe wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Das zerbrach ihn komplett. Und machte ihn noch fassungsloser.
Für jemanden, der stets ein behütetes Leben geführt hat, ist es nicht leicht, mit Zurückweisung und Unbill fertigzuwerden. Früher einmal rastete er aus mit Alkohol und Drogen. Diesmal verlor er sich selbst. Seinen Verstand. Und seinen Frieden.
Die Metamorphose erfolgte schrittweise, aber offensichtlich. Plötzlich traten harte männliche Züge an die Stelle des jungenhaften guten Aussehens. Ein finsterer Blick an die Stelle des Lächelns. Und Müdigkeit an die Stelle des Glitzerns in den Augen. Plötzlich war Mr. Nice Guy, der der Welt gefallen und von allen geliebt werden wollte, zynisch und still geworden. Half nur noch denen, denen er schon immer vertraut hatte. Gab nur noch, wenn er sich sicher sein durfte, dafür Liebe zu erhalten. Es hatte ihn getroffen.
Wen konnte er lieben? Wem trauen? Mit wem lachen? Diese Fragen begannen ihn zu verfolgen, ergriffen Besitz von ihm. Raubten ihm den Schlaf, wenn er sich im Bett hin- und herwälzte und nach Antworten suchte.
Dass die Ankunft einiger neuer Stars der Sanjay-Dutt-Manie ein wenig von ihrem Donnerhall genommen hatte, tat ein Übriges. Plötzlich war der Deadly Dutt, im vorigen Jahr noch auf dem Cover jeder Zeitschrift und in den Schlagzeilen jeder Zeitung, kaum noch in den Nachrichten zu finden. Es herrschte Govinda-Fieber, man interessierte sich für Shahrukh und verehrte Akshay. Während der Mann, der zwei Jahre lang ganz oben gewesen war, plötzlich nur noch ein Schattendasein führte.
Das einzige, wofür man sich noch interessierte, war die schöne neue Liebe in seinem Leben, Rhea Pillai. Doch das trieb Sanju nur noch tiefer in die Schweigsamkeit. Und seine Verdrängungsversuche raubten ihm nur noch mehr den Frieden. Er wurde besessen. Gejagt von nur drei Dingen: seiner Arbeit, dem Wunsch, seinen Namen vor Gericht reinzuwaschen, und dem schönen Gesicht von Rhea Pillai.
Ich beobachtete die Veränderung. Dass ich ihn nun schon seit siebeneinhalb Jahren kenne, war hilfreich, als ich Sanjay Dutt beim Erwachsenwerden zusah. Ich sah seinen Schmerz. Und seine Ruhelosigkeit. Er sah aus wie ein gehetzter Mann. Deshalb beschloss ich, ihn aufzusuchen. Um die Veränderung aus der Nähe zu sehen.
Es war spätnachts, am Set von Aatish. Alle alberten herum. Nicht jedoch Sanju. Er war voll konzentriert auf die Schusswechsel-Szene, die er gerade drehte. (Und ich dachte, er müsste jetzt eigentlich eine komplette Aversion gegen Schusswaffen haben.) Ich fragte ihn, ob sein Schattendasein Absicht sei.
„Gut, was?“ lächelte er. „Ich war jetzt so oft in den Nachrichten, ich brauche einfach mal eine Pause. Es ist eine Erleichterung, mal eine Weile nicht im Rampenlicht zu stehen. Du hast keine Ahnung, wie schwierig es ist, wenn jeder deiner Schritte überwacht wird. Ich genieße die derzeitige Ruhe richtig.“ Aber ich sah keinen Frieden an ihm. Sanju wirkte eher wie ein gebändigter, unterworfener Mann.
„Und was ist falsch daran,“ argumentierte er schulterzuckend. „Jeder ist in seiner Jugend wild und leichtsinnig. Dass ein Junge erwachsen wird, ist ein normaler Prozess. Ich denke, mir würde in meinem Leben etwas fehlen, wenn ich nicht all diese verdammten Erfahrungen gemacht hätte. Ich war wild, ich war feurig, ich war verrückt. Aber da war ich eben auch noch ein impulsiver Teenager. Erfahrungen treffen dich hart. Und je fieser der Schock, desto stärker macht er dich. Ich hätte mein Leben auch völlig versauen und mich dann hinsetzen und darüber heulen können. Aber ich habe die Herausforderung zur Veränderung angenommen. Ich bin stärker geworden. Ich bin kein Junge mehr, ich bin ein Mann geworden. Und wenn ich dabei gedämpfter und milder geworden bin, dann ist das ein Zeichen für meine Stärke, weil ich mich nicht mehr von meinen Gefühlen beherrschen lasse. Jetzt herrsche ich über meine Gefühle. Obwohl ich zugeben muss, dass ich sie noch nicht hundertprozentig kontrolliere,“ gestand er verlegen.
„Aber ich sage dir eines. Das Feuer in einem Menschen kann niemals völlig verlöschen. Das darf man einfach nicht zulassen. Es sollte zumindest immer ein Funke übrig bleiben, der dann zu hellem Feuer auflodern kann, wenn man zu hart gestoßen wird. Ich habe diesen Funken in mir am Leben gehalten. So dass ich, wenn auch gebändigt, nicht schwach werde.“
Das Zurückrudern und Abmildern führt auch zu Repression und schließlich zu Frustrierung. Wie lange kann er jemand bleiben, der er nicht ist? Solche Bemühung fordert doch ihren Tribut. Er lächelte. „So ist es, in der Tat. Ich bin von Natur aus sorglos, impulsiv. Ich bin wild, Mann. Aber ich arbeite hart daran, zu sein, was ich nicht bin. Ich arbeite zu hart daran, mich selbst zu kontrollieren. Ich investiere viel zu viel Arbeit in diese Bemühungen. Und die Anstrengung ist mir anzumerken. Sie bringt mich um, Mann. Aber das ist die Regel der Welt. So ist es nun mal. Wenn eine Veränderung sein soll, dann bitte. Es mag für mich jetzt frustrierend sein, aber ich denke, auf lange Sicht wird alles seinen Weg gehen.“
Auf lange Sicht scheint sich vieles zu verändern. Gab es einst täglich Neues über Dutt, scheint es jetzt kaum noch Meldungen über ihn zu geben. Was wohl vor allem dem scharfen Vorgehen der FMC gegen ihn zuzuschreiben ist. Das erfüllte ihn mit Abscheu.
„Ich war sowieso nie in einem Vertragsabschlussrausch. Ich habe immer nur wenige Filme gemacht, immer nur eine Schicht, und sonntags habe ich mir freigenommen. Daran hat sich jetzt nicht allzu viel geändert. Es gab eine Menge Ankündigungen, aber die habe ich alle überprüft und dann selektiert. Und dann kam die FMC daher, dass ich bis Juli für keine weiteren Filme unterschreiben darf. So ein Scheiß, Mann! Warum hacken die auf mir rum? Wenn ich mir den Hintern aufreißen will, was geht die das an? Aber die hatten schon immer was gegen mich. Die haben mir immer das Messer in den Rücken gejagt. Ich weiß nicht, was ich denen getan habe. Irgendwann demnächst werde ich explodieren und sie fragen, was ihr Problem ist. Und ich bin gespannt, ob ihnen dann eine Antwort einfällt. Und von einigen meiner Kollegen bin ich auch angepisst. Wo sind die jetzt alle? All diese Menschen, deren Angelegenheiten ich immer unterstützt habe. Von Sperren über Boykotts und Demonstrationen bis zu persönlichen Problemen. Wo sind sie? Warum waren sie nicht da, als ich verhaftet und weggesperrt wurde? Als ich so vieler Dinge beschuldigt wurde? Niemand ist mir beigestanden. Du wirst das jetzt sicher nicht glauben, aber ich hatte damals auf Mauritius tatsächlich beschlossen, mich nach meiner Rückkehr mit den Medien auszusöhnen. Ich fühlte mich so schuldig. Besonders nachdem die Filmpresse immer so gut zu mir gewesen war. Ich war ihr Favorit. Warum sollte ich sie bekämpfen? Aber leider haben sie mich direkt am Flughafen festgenommen, und der Rest ist Geschichte,“ lachte er sardonisch.
Die Empörung schimmerte durch, als er einen Zug von seiner Zigarette nahm. Es heißt, er sei so angewidert, dass er das Land für immer verlassen wolle. „Auf gar keinen Fall,“ fuhr er ruckartig hoch. „Dieses Land könnte ich nicht um die Welt aufgeben. Dazu liebe ich es viel zu sehr. Wenn dem nicht so wäre, dann hätte ich mich schon längst woandershin verdrückt. Die Mittel dazu hatte ich. Aber allein Bombay zu verlassen ist für mich undenkbar, geschweige denn Indien. Ich liebe diese Stadt. Ich habe sie im Blut. Ich habe diese ganze Industrie in meinem Blut. Hier bin ich derzeit am besten, ich kann das nicht aufgeben. Was die Zukunft bereithält, kann niemand sagen. Das habe ich gelernt.“
Aber hieß es nicht unlängst in einem Artikel einer Sonntagszeitung, die berühmte Dutt-Residenz 58 Pali Hill stünde zum Verkauf? „Totaler Schwachsinn, Mann. Irgendein Immobilienmakler hatte uns ein Angebot gemacht. Aber wie könnten wir dieses Haus verkaufen, das so voller Erinnerungen steckt? Hier habe ich gelebt, hier bin ich aufgewachsen. Nicht im Traum könnte ich mir vorstellen, woanders zu leben. Vielleicht ging es in dem Artikel, den du meinst, um das Stück Land hinter unserem Haus. Es liegt brach, und wir haben noch nicht entschieden, ob wir es ausbauen oder verkaufen sollen. Abwarten. In solchen Dingen hat Dad zu entscheiden. Ich halte mich da lieber raus.“
Er würde sich auch lieber aus den Presseseiten raushalten, dieser leichtgläubige Sanju. Ich weiß noch, wie er einmal einem missgesonnenen Zeitgenossen die Story geglaubt hatte, die Medien brächten Sanju mit bestialischem und perversem Sex in Verbindung. Er war damals vor Wut explodiert, hatte diesem Aufhetzer Glauben geschenkt. Er lächelte verlegen. „Ich war wirklich sehr naiv und leichtgläubig. Ich glaubte alles, was man mir erzählte. Und da war diese Person, die mir einredete, ihr Jungs würdet diese verrückte Story vorbereiten. Und das habe ich ihm geglaubt. Heute fühle ich mich so dumm deswegen. Ich meine, ich hätte doch nur zum Telefonhörer greifen müssen, um euch zu fragen, anstatt gleich in die Luft zu gehen. Das spart einem soviel Zeit und Energie. Gott sei Dank bin ich heute nicht mehr ganz so leichtgläubig. Was für ein Trottel muss ich gewesen sein, um darauf reinzufallen. Ihr Jungs wart daraufhin natürlich nicht gut auf mich zu sprechen, obwohl keiner von uns wirklich schuld war. Und ich denke, genau das hat der Kerl, der diese Geschichte angezettelt hat, auch gewollt – einen Graben zwischen uns zu schaffen. Und ich habe völlig unnötig euer Wohlwollen verspielt. Aber mittlerweile bin ich auf dem geradlinigen Trip. Gute Kontaktpflege mit allen Guten. Und mit bösen Jungs habe ich nichts mehr zu tun.“
Das Wort Jungs erinnerte mich an andere, die auf den Plan getreten sind und sich ihr Stück aus Sanjus Erfolgskuchen herausgenommen haben – Govinda, Shahrukh, Akshay etc., die derzeit im Focus der Presse stehen, dort, wo es vor einem Jahr noch überall Sanju, Sanju hieß. Er lehnte sich auf seine typische selbstbewusste Art zurück und warf die Haare in den Nacken. „Ich freue mich für sie. Jeder, der hart arbeitet und Talent hat, verdient es auch, erfolgreich zu sein. Und ich habe mich auch nie als die Nummer eins oder in irgendeiner Weise als King bezeichnet. Ich weiß, wo ich stehe, und ich bin von mir überzeugt. Ich bin nie zusammengebrochen, wenn es mal nicht so gut lief, und ich bin nicht abgehoben, als ich ganz nach oben kam. Ich war, bin und werde immer der gleiche Sanju sein. Es ist doch großartig, dass diese Jungs jetzt im Scheinwerferlicht stehen. Das gibt mir ein wenig Entspannung. Und es sind alles nette Kerle. Sie verdienen es, ganz oben zu sein. Ich werde weiterhin mein Bestes geben, so wie auch sie ihr Bestes geben. Belasst es dabei.“
Er klang verloren. Verändert. Doch ein widersprüchlicher Bericht ließ mich Anderes glauben. Offensichtlich war Karisma verärgert über Sanju, weil er in ihrem kürzlichen Streit mit Raveena am Aatish-Set nicht für sie Partei ergriffen hatte. Zumal da er, zusammen mit Atul Agnihotri und Regisseur Sanjay Gupta, überhaupt erst schuld daran gewesen sei.
„Was für ein Streit?“ meinte er offensichtlich verblüfft und blickte verstohlen zu Sanjay Gupta hinüber. „Ach, das? Ja, es gab ein bisschen Stress am Set, aber das war zwischen den Mädels. Damit hatte ich überhaupt nichts zu tun. Ich werde mich hüten und in einem Streit zwischen Mädels Partei ergreifen, Mann. Das wäre mein Ende,“ lachte er.
„Im Moment konzentriere ich mich ganz und gar auf meine Arbeit. Sie ist meine einzige Besessenheit geworden, sie beherrscht meine Träume und mein Denken. Ich muss etwas beweisen. Meine Arbeit verfolgt mich derzeit wie verrückt.“ Er atmete tief durch.
Die Spannungen des Scheidungsverfahrens mit Richa müssen ebenfalls an ihm zehren. Wann war es soweit? Hatte er Kontakt zu seiner ihm nunmehr entfremdeten Frau? Und zu seiner hübschen Tochter Trishala? Er seufzte. „Das Verfahren läuft noch. Die Scheidung sollte bald durch sein. Aber um das Ganze abzuschließen, muss ich nach New York fliegen. Und im Moment habe ich zu überhaupt nichts Zeit. Ich stecke dermaßen fest in Arbeit und in all dem Stress hier. Mal sehen, wahrscheinlich nehme ich mir demnächst eine Auszeit und fliege rüber. Ich will ja auch Trishala sehen. Ich rede so oft von hier aus mit ihr, ich rufe sie jeden zweiten Tag an. Und wenn Richa am Telefon ist, rede ich auch mit ihr. Aber das war’s auch. Viel mehr gibt’s dazu nicht mehr zu sagen.“
So wie im Fall von Madhuri Dixit. Wahrlich nichts. Wenn heute die Rede auf ihn kommt, sind ihre Lippen versiegelt. Nicht mal mehr das übliche „wir sind gute Freunde, wir kommen gut miteinander aus“. Sie verlor kein einziges Wort mehr über Dutt.
„Gut für sie,“ lächelte er. „Es war ja ohnehin nie etwas zwischen uns“ (ich ignorierte das Dementi). „Und wenn sie jetzt nicht mehr über mich reden will, ist das okay. Für mich ist sie nach wie vor ein Co-Star und eine Freundin, mit der ich gut auskomme. Mehr war da ohnehin nie. Lasst sie in Ruhe. Sie muss es genauso satt haben wie ich, immer die gleiche alte Frage zu beantworten.“
Die neue Frage betrifft seine Freundschaft mit dem atemberaubenden Model Aishwarya Rai. Die Gerüchteküche behauptet steif und fest, sie würden miteinander ausgehen. „Das ist überhaupt nicht wahr,“ dementierte er. „Ich habe sie einmal für einen Fototermin getroffen und dann noch ein paar Mal einfach so. Wir kennen einander, aber nicht so gut, wie ihr es schon wieder klingen lassen wollt.“
Aber es war ein musikalischer Klang, sagte ich ihm, der Klang der Liebe, wenn es um die schöne, liebenswerte und gefühlvolle Rhea Pillai ging. Seine schönste Besessenheit. Die ätherische Verfolgung. Ausgekochter Lügner, der er ist, wurde Sanju nicht mal rot. Nur eine kleine Furche zwischen den Brauen und jener verletzliche Gesichtsausdruck verrieten ihn. „Ich sage es noch einmal, dass Rhea eine Idealfrau ist. Sie ist mehr als perfekt. Sie ist mehr als gut. Aber sie ist auch sensibel. Extrem sensibel. Und sie ist kein Teil der Filmwelt. Das ist der Grund, weswegen ich nicht über sie sprechen will. Lass sie uns bitte da raushalten. Ich will sie in keiner Weise verletzen. Lass uns über irgendetwas anderes reden.“ Sein Blick war beinahe flehentlich – ein sicheres Zeichen, dass es ihm absolut ernst mit diesem Model war. Denn Sanju redet nie über die Frauen, mit denen er es ernst meint. Das ist eine seiner eisernsten Umgangsformen. Ich ließ ihn in Ruhe.
„Ich habe ja auch noch so viele andere Dinge im Kopf. Zuviel Stress, Mann,“ versuchte er, das Thema zu wechseln. „Da ist dieses laufende Gerichtsverfahren. Mal sehen, was passiert. Ich weiß, dass ich nicht schuldig bin, und ich vertraue unserer Rechtssprechung und unserem Gesetz. Ich habe beschlossen, meine Akte komplett zu bereinigen. Ich habe heutzutage nicht einmal mehr Wasserpistolen in meinem Haus. Wie gesagt, ich habe im Moment nur zwei Dinge auf dem Herzen: meinen Namen reinzuwaschen und zu arbeiten wie ein Tier. Das ist eine verrückte Besessenheit in mir. Und wenn ich bei dem Versuch sterbe.“
Das würde er wohl. Dafür stand jener Funke in ihm. Nur dass er ihn diesmal sinnvoll einsetzen wollte. Um zu wärmen, statt zu verbrennen. Der Brandstifter war tot. Der Heizer war geblieben.
Kein Wunder, dass er wie ein besessener Mann war. Wie ein gehetzter Mann. Aber schließlich bringt wahre Liebe immer das Beste in einem zum Vorschein, nicht wahr?
(Omar Qureshi; Deutsch von Diwali)
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