Montag, 9. Juli 2007

Movie 7/1987 Sanjay Dutt: A View from the Top

Movie, Juli 1987

Sanjay Dutt: A View from the Top


Er rannte durch die Straßen von Hongkong. Bahnte sich seinen Weg durch die Menge in einem verzweifelten Versuch, zu entkommen. Aber es war zu spät. Ein gezeichneter Mann, wurde er von den Cops entdeckt – und angeschossen. Minuten später war alles vorbei. Als die Flammen des Scheiterhaufens über die Leinwand züngelten, saßen die Zuschauer in ihren Kinosesseln und schluchzten hemmungslos in ihre Taschentücher.

Das war Naam. Und für den jungen Sanjay Dutt war das ein Augenblick des Triumphs. Wie ein Phönix hatte er sich aus der Asche seiner Karriere erhoben. Ein Star war wiedergeboren.

Erfolg war genau das Stärkungsmittel, das er gebraucht hatte nach einer langen Pechsträhne voll persönlicher Tragödien – eine seelenzerfetzende Drogenphase, der Tod der geliebten Mutter, gebrochene Liebesaffären und eine gescheiterte Karriere. Nun ist Sanjay wieder auf den Beinen und dabei, sich selbst zu beweisen. Und das Publikum, müde der altbekannten Gesichter und talentloser Newcomer, begrüßte seine Rückkehr.

Sanjays Wirkung beruht nicht auf irgendeiner besonderen Begabung für Darstellung oder Tanz, sondern auf seiner merkwürdigen Mischung aus kleinem verlorenem Jungen und schroffem Äußeren. Seine starke Macho-Physis ist nur eine dünne Maske für seine grundlegende Verletzlichkeit. Und damit trifft er mitten ins Ziel.

Heute spricht Sanjay frei und ungezwungen. Über seine Entwicklung als Star. Über die Menschen, die ihm auf dem Weg nach oben geholfen haben. Über die Mutter, die er über alles geliebt hat. Über seine Familie. Und über die Frauen, die er bewusst vergessen hat...

Seine Familie

„Meine frühesten und besten Erinnerungen gelten meiner Familie. Einer Familie, die menschliche Werte über alles andere gestellt hat. Meine Eltern waren damals beide auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, aber sie waren immer da, wenn ich sie brauchte. Sie haben mich gelehrt, die Menschen und das Leben aus der richtigen Perspektive zu betrachten. Ich wurde in eine wohlhabende Familie hineingeboren, aber mir wurde beigebracht, dass ich alles selber verdienen musste, was ich haben wollte – einschließlich Ruhm und Geld. So wie auch meine Eltern sich alles selber erarbeitet haben. Nur ganz wenige Eltern erziehen ihre Kinder heute so, wie Anju, Priya und ich aufgezogen wurden. Wir haben in vielerlei Hinsicht dankbar zu sein.

Mum (Nargis) war ein Stützpfeiler der Stärke für mich. Sie war eine wahrlich bemerkenswerte Dame. Hingabe und Perfektion wahren ihre Schlagworte. Für andere war sie zu ihrer Zeit vielleicht die regierende Box-Office-Königin, doch für uns war sie eine warmherzige, sanfte und liebevolle Mutter. Bis heute kann ich ihre Gegenwart in 58 Pali Hill spüren. Ihre alles leitende Hand ist allgegenwärtig. Es gibt nur eines, was ich bereue – dass ich ihr durch meine Drogensucht solchen Kummer bereitet habe. Ich musste ihr gar nicht davon erzählen – sie war eine sehr scharfsichtige Frau. Ihre Familie kam für sie immer an erster Stelle. Sie war es, die mich dazu inspiriert hat, Schauspieler zu werden; sie hat mich gelehrt, nach Größe, ganz nach oben zu streben. Wenn mir das gelingt, dann in Erinnerung an die Frau, die ich am meisten liebe – meine Mutter.

Ich erinnere mich an Dad als einen strengen und ernsten Mann, ziemlich das Gegenstück zu Mum. Obwohl ich ihn liebte, hatte ich immer Angst vor ihm. Irgendwann hatte Dad das Gefühl, dass es das Beste war, mich von zu Hause fort und auf ein Internat zu schicken. Jetzt, rückblickend, danke ich Dad dafür.

Mein Vater Sunil Dutt ist ein außergewöhnlicher Mann. Wieviele Menschen kennen Sie, die jahrelang in Luxus leben und sich üblicherweise vom Chauffeur durch die Gegend fahren lassen und die dann für eine gute Sache Tausende von Meilen zu Fuß gehen? Wieviele Menschen kennen Sie, die ihre Worte auch in die Tat umsetzen? Ich habe mir wirklich Sorgen um Dad gemacht während seiner Padayatra, aber ich war auch furchtbar stolz auf ihn.

Heute haben wir beide eine Beziehung zueinander, die auf Liebe basiert und die keine Macht auf Erden zerstören kann. Dazu haben wir zu viele Stürme gemeinsam überstanden. Er ist ein sehr starker Mensch. Ich habe ihn nur ein einziges Mal zusammenbrechen sehen, und das war, als Mum starb.

Anju und Priya stand ich immer sehr nahe. Sie haben durch dick und dünn zu mir gehalten. Nach Mums Tod hat Anju die Herrschaft im Haus übernommen. Und sie hat alles genauso gemacht wie früher Mum. Ich hatte immer Vertrauen zu Anju, weil sie sowohl tiefes Verständnis als auch sehr viel Liebe hat. Heute ist sie glücklich verheiratet mit meinem besten Kumpel Kumar Gaurav. Ich will die unschönen Gerüchte rund um ihre Hochzeit gar nicht erst kommentieren – sie sind nichts als gemeine Lügen. Ich mische mich nicht in ihr Leben ein, sie sind beide erwachsene Menschen. Aber ich werde immer für sie da sein.

Priya ist das Nesthäkchen der Familie. Aber in meinen Augen ist sie phänomenal – und das sage ich nicht einfach nur, weil sie meine Schwester ist. Kein anderes Mädchen in ihrem Alter hätte eine Padayatra von so vielen Tausenden von Meilen unternommen. Sie ist ohne zu murren in glühender Hitze den ganzen Weg von Bombay nach Amritsar gegangen. Ist das zu toppen? Wenn sie mal etwas beschlossen hat, dann zieht sie das auch durch. Eigentlich gilt das für die gesamte Familie. Die Dutts machen niemals etwas halb oder lassen es halbfertig liegen.“

Seine Mentoren

„Ich glaube fest an das Schicksal. Natürlich leisten auch die persönlichen Anstrengungen ihren Beitrag, aber die Basis für meinen Erfolg – oder für mein Scheitern – ist Schicksal.

Heute habe ich 28 Filme an der Hand mit ausgezeichneten Regisseuren und unter Top-Bannern. Ich bin von Grund auf ein Schauspieler, der sich dem Regisseur überlässt. Ich bin immer dann am besten, wenn ich mit dem Regisseur auf gleicher Wellenlänge liege. Ich hasse jede Art von Unannehmlichkeiten bei der Arbeit. Ich muss ständig mit ganzem Herzen bei der Arbeit sein.

Warum schießen die Leute ständig gegen meine engen Verbindungen zu Pappu Verma, Mahesh Bhatt, Dobby Goel und J.P. Dutta? Das sind Freunde, die in der schlimmsten Phase meines Lebens zu mir gestanden sind – und damit meine ich jetzt nicht die Drogenphase. Denn die Hölle, durch die ich nach meiner Entzugstherapie und der Rückkehr zur Industrie ging, war schlimmer. Damals empfingen mich Hohn und Spott und Bezeichnungen wie ‚verloren’. In dieser Zeit ging Pappu Verma bewusst das Risiko ein, mich unter Vertrag zu nehmen, und Mahesh Bhatt machte mich zum Star. Ich bin ein sehr sentimentaler Mensch. Ich vergesse niemals eine Freundlichkeit. Dem Vertrauen, das diese Menschen in mich hatten, verdanke ich meine heutige Position. Ich bin ihnen dankbar und respektiere sie, sowohl als Privatmenschen als auch als Männer mit großem Talent.“

Seine Traumata

„Ich habe vorhin gesagt, die Drogenphase sei nicht die schlimmste Zeit meines Lebens gewesen. Sie kommt all den anderen Traumata, die sich vor einigen Jahren einmal nur so anzuhäufen schienen, ziemlich nahe. Aber ich denke, die Monate nach Mums Tod waren die schlimmsten Monate meines Lebens. Ich habe sie so lange stumm leiden sehen. Ich konnte nicht begreifen, warum das gerade ihr zustoßen musste. Sie war so gut, so ein wunderbarer Mensch. Aber ihr Tod war nicht der Grund für meine Drogensucht. Ich war dem Zeug schon lange vor ihrer Erkrankung verfallen. Am Anfang war es einfach nur ‚in’, Drogen zu nehmen, aber für mich wurde es ganz schnell zu einer Manie und dann zu einem Albtraum. Im Laufschritt in die Hölle. Meine Karriere scheiterte. Ich verlor meine Mutter. Es wurde zu viel für mich, ich kam damit nicht klar.

Ich danke Gott für meine wundervolle und hilfsbereite Familie. Sie machten mir nie Vorwürfe, warteten einfach nur still und geduldig ab. Wenn ich heute ein anderer Mensch bin (und die Metamorphose ist unglaublich), dann ist das Dad, Anju und Priya zu verdanken. Natürlich hatte ich Freunde wie Gaurav, aber das waren nur wenige. Entscheidend war letztlich mein Beschluss, mit den Drogen aufzuhören. Meine Familie hatte mir die Augen geöffnet, aber sie konnte sie nicht für mich offen halten.“

Seine Freundinnen

„Dass ich keines der Mädchen, mit denen ich in all den Jahren gesehen wurde, geheiratet habe, ist Beweis genug, dass es mit keiner von ihnen etwas wirklich Ernstes war. Hätte ich in einem dieser Mädchen Mrs. Sanjay Dutt gesehen, dann hätte ich sie längst geheiratet.

Meine Beziehung zu Tina war nichts als Verliebtheit. Ich habe sie geliebt, aber es war eine Jugendliebe. Wir haben einige schöne Momente geteilt. Da sich nun unsere Wege getrennt haben, möchte ich nicht mehr über sie reden – das wäre nicht korrekt.

Was wollen Sie, dass ich über Shai sage? Die ganze Welt hat darüber schon ihre Kommentare abgegeben, es hat gar keinen Sinn, dass ich darauf näher eingehe. Ich verstehe nur nicht, warum jedermann ausschließlich auf mich mit dem Finger zeigt. Auch andere Typen haben Affären. Warum greift man mich heraus?

Ich will auch nicht über meine Beziehung zu Kimi Katkar reden. Wir haben unsere Differenzen jetzt ausgeräumt und arbeiten auch wieder zusammen. Und ich sage nichts zu Richa Sharma. (Frage des Redakteurs: Ist sie die zukünftige Mrs. Dutt?) Die Welt hat keinerlei Anspruch auf Details aus meinem Privatleben. Ich sage nur eins: Ich liebe sie sehr.“

Die Presse

„Wenn ich die Presse verachte, dann deshalb, weil sie sehr unfair zu mir war. Wie oft haben die Medien denn über meine Karriere berichtet? Es ging ihnen immer nur um Sanjay und die Drogen oder Sanjay und die Frauen... Ich verstehe ja, dass die Filmmagazine ihr Material ein bisschen würzen müssen. Aber warum müssen sie sich auf das Niveau schmutziger und billiger Sensationsmache herabbegeben? Ich will jetzt keine Namen nennen, aber es gibt gewisse Publikationen und Schreiber, die einzig auf der Basis von Gemeinheit arbeiten. Aber von jetzt an werde ich kompromisslos gegen jeden vorgehen, der bei mir aneckt. Ich komme niemandem in die Quere, und ich will, dass auch mir niemand in die Quere kommt.“

Seine Kollegen/Rivalen

„Mir ist bewusst, dass viele in der Ankunft einiger neuer Stars eine Bedrohung für meine Position in der Industrie sehen. Aber bitte, macht mal halblang! Die Industrie ist groß genug, dass jeder, der Talent hat, in ihr Platz findet. Anil Kapoor, Jackie Shroff, Sunny Deol, Govinda – wir sind alle auf einer Stufe, und jeder ist auf seine eigene Weise erfolgreich. Warum will man mit Gewalt eine Kontroverse schaffen, wo es gar keine gibt?

Ich weiß auch, dass manche Leute denken, ich könne nicht tanzen. Aber wartet nur ab! In einigen meiner nächsten Filme habe ich mir den Hintern abgetanzt. Lasst mir Zeit, Leute, ich bin noch jung. Meine beste Zeit kommt erst noch!“

Seine Favoriten

„Ich habe viele Favoriten, sowohl unter Menschen als auch unter Dingen. Ganz oben auf der Liste steht natürlich meine Familie. Sie bedeutet mir so ziemlich alles, und das wird auch immer so bleiben.

Meine Vorstellung von einem Auswärtsabend ist nicht, in einer Disco auszuflippen. Ein ruhiges Dinner bei Kerzenschein an einem Ort wie dem Rendezvous oder dem Café Royal ist mir lieber – und danach dann eine lange Autofahrt.

Meine Lieblingsparfüms? Armani und Silver von Etienne Aigner. Sie sind exklusiv – so wie ich (lacht).

Mein Lieblings-Co-Star? Dingy (Amrita Singh). Es macht großen Spaß, mit ihr zu arbeiten.

Ach, meine Favoritenliste ist endlos. Wenn ich jetzt damit weitermache, dann kommen Sie mit Ihrem Interview nie zu Ende.“

Seine Träume und Sehnsüchte


„Ich bin der größte Träumer der Welt. Natürlich träume ich nur von schönen Dingen. Nach Hollywood zu gehen und der größte Star der Welt zu werden. Mit Al Pacino zu arbeiten. Brooke Shields kennenzulernen. Und noch so viel mehr...“

(Deutsch von Diwali)

Keine Kommentare: