Dienstag, 10. Juli 2007

Ciné-Blitz 9/1987: Sanjays Lungenkollaps

Ciné-Blitz, September 1987

Panik nach der Verlobung


1. August – der glücklichste Tag im Leben von Richa Sharma und Sanjay Dutt. Sie wurden in aller Form verlobt in Anwesenheit ihrer beider Familien. Nach vielen turbulenten Beziehungen hat sich Sanjay endlich seine zukünftige Braut erwählt: Richa. Der sportliche Yankee-Teenager, den Dev Anand aus New York mitgebracht hatte, gab alle Filmpläne auf, um als die zukünftige Mrs. Sanjay Dutt sesshaft zu werden. Und auf strenge Anweisungen ihres Freundes flog sie zurück nach Amerika, nach Hause und zu ihrem halbfertigen Architektur-Studium. Das war in jedem Fall besser als herumzuhängen und auf das Ja-Wort zu warten.

Sanjay stand zu seinem Wort und flog bei der ersten sich bietenden Gelegenheit ebenfalls nach New York, um die Verlobung zu verkünden. Er wählte den Termin so, dass auch seine Schwester Anju und ihr Mann (Sanjays bester Freund Bunty), die gerade Urlaub in Amerika machten, an der Zeremonie teilnehmen konnten. Auch Papa Sunil war zufällig gerade in Amerika für eine Veranstaltung des Nargis Memorial Trusts und verlängerte seinen Aufenthalt, um die Verlobung seines einzigen Sohnes zu organisieren. Die Zeremonie verlief wie geplant, und als Hochzeitstermin wurde der 12. Oktober festgelegt.

Wie jedes verliebte Mädchen war Richa in einem Zustand absoluter Glückseligkeit, als sie allen ihren Freunden ihren exquisiten Diamantring präsentierte. Doch ihr Glück war nur von kurzer Dauer. Am 10. August, keine zehn Tage nach ihrer Verlobung, erlitt Sanjay einen schweren Lungenkollaps – ein sehr seltenes Leiden, von dem gewöhnlich nur Athleten betroffen sind. Eine Abendzeitung berichtete davon, und sofort verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer, oft mit sehr unschönen Begleiterscheinungen. Der Dutt-Hausstand war in Panik, und wir konnten Sanjays Schwester Priya nicht für einen Kommentar erreichen. Seine andere Schwester Anju (Buntys Frau) sollte erst am 14. August wieder zurückkommen. Dafür gelang es uns, mit Sanjays Cousin und Manager Sarwar Khan zu sprechen, der uns folgendes mitteilte:

„Wir machen uns furchtbare Sorgen um ihn – umso mehr, da wir noch keine Nachricht von Dutt saab oder Sanjay selbst haben. Aber ich habe vor ein paar Tagen mit New York telefoniert, und da hieß es, er sei noch immer im Krankenhaus, aber nicht mehr in kritischem Zustand. Das ist eine Krankheit, die niemanden in seiner Familie oder von seinen Freunden je befallen hat, und deshalb fragten wir uns natürlich, was um alles in der Welt das war. Doch unser Hausarzt hat mir versichert, dass Sanjay keine Gefahr droht, da er sofort und rechtzeitig behandelt werden konnte.

So ein Kollaps passiert bei gewaltigem Druck auf die Lungen. Üblicherweise sind Langstreckenläufer und Athleten anfällig dafür. Eine Art Bläschen bildet sich in einer der Lungen und hemmt die Atmung. Sanjay hatte einen schlimmen Anfall von Gelbsucht vor seinem Abflug in die USA, und der Arzt hatte ihn ernsthaft vor jeder Form von Training gewarnt, denn er wusste um Sanjays Gewohnheit, Gewichte zu stemmen und ausgiebig Squash zu spielen. In New York wohnt er derzeit bei seinem Freund Hemant, und ich habe erfahren, dass er die Anordnung des Arztes ignorierte und sich jeden Abend Hemant zu Fitness-Training und anderen anstrengenden Aktivitäten anschloss. Aber nun ist er operiert worden und wird sich sicher bald wieder erholen.

Wegen des höhenbedingten Luftdrucks in einem Flugzeug wird Sanjay die nächsten paar Wochen auf keinen Fall heimfliegen können; außerdem wurde ihm strenge Bettruhe verordnet. Selbst nach seiner Rückkehr wird er noch mindestens einen weiteren Monat lang nicht drehen oder irgendwelche physischen Aktivitäten unternehmen. Auf beruflichem Sektor kann er derzeit lediglich seine Dubbing-Termine wahrnehmen.“

Auf unsere Frage, ob Papa Sunil aufgrund von Sanjays Erkrankung nun die Hochzeit verschoben hat, versicherte Sarwar: „Die Hochzeit wird wie geplant am 12. Oktober stattfinden. Dutt saab wollte inzwischen eigentlich wieder zurücksein, aber er hat beschlossen, seinen Amerika-Aufenthalt zu verlängern und erst dann heimzufliegen, wenn er einen ausführlichen Röntgenbericht von den Ärzten bekommen hat. Das könnte noch eine Woche dauern. Wir machen uns große Sorgen um Dutt saab, bei all dem Druck, unter dem er steht. Aber die Ärzte auch hier in Bombay haben uns versichert, dass ein Lungenkollaps bei vollständiger Bettruhe kuriert werden kann. Der Produzent Tinnu Anand hatte vor ein paar Jahren einen ähnlichen Anfall. Und sagt den Leuten um Himmels willen, sie sollen keine dummen Schlussfolgerungen ziehen und die Ursache für die Krankheit in Sanjays Drogenvergangenheit suchen! Das stimmt einfach nicht.“

Richas Familie und Angehörige leben alle in Amerika. Daher haben die Dutts einer Hochzeit in New York zugestimmt. Nargis’ Nichte und Sanjays Cousine Zaheeda, früher selber Schauspielerin, hält es nur für fair, dass die Hochzeit in New York stattfindet: „Man kann von Richas zahlreicher Verwandtschaft nicht erwarten, dass sie geschlossen nach Bombay pilgert. Das wäre für sie äußerst umständlich und unerwünscht. Und nach der Hochzeit wird Richa ja hierherkommen und für immer bei Sanjay bleiben. Natürlich wird es dann auch ganz bestimmt noch einmal eine große Feier im Haus von Dutt saab geben. Richa ist ein liebes Mädchen. Ich hoffe, die beiden werden sehr, sehr glücklich. Gott segne die beiden! Doch im Moment beten wir alle nur, dass Sanjay bald wieder gesund wird.“

Irgendwann in der ersten Oktoberwoche werden also Dutt saab und Anju und Bunty mit ihrer kleinen Tochter Sacchi zur Hochzeit nach New York fliegen. Nur Sanjays jüngste Schwester Priya überlegt noch, ob sie mitkommen wird. Sie hat schon ihre Prüfungen Anfang des Jahres verpasst wegen ihrer Teilnahme an der Padayatra, sie wird wohl nicht auch noch auf das Oktober-Examen verzichten können.

Kurz vor Drucklegung des Magazins haben wir noch erfahren, dass Sanjay nach zehntägigem Aufenthalt aus dem Krankenhaus entlassen worden ist und sich derzeit im Haus seines Freundes Hemant erholt. Alle Versuche, Richa und ihre Familie in New York zu kontaktieren, waren vergeblich; wir trafen immer nur auf einen Anrufbeantworter, der uns erzählte, dass niemand zu Hause sei. Offensichtlich schiebt die gesamte Familie Wache an Sanjays Krankenbett. Damit am D-Day 12. Oktober alles in Ordnung ist.

(Moni Mathal; Deutsch von Diwali)

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