Montag, 26. März 2007

Movie 10/1993: Sanjays Bekenntnis

Movie, Oktober 1993

Sanjays Bekenntnis
"Ich will nicht einmal daran denken, geschweige denn darüber reden."


Scheidung von Richa
Heirat mit Madhuri
Die Tage im Gefängnis
Der Verrat der Industrie


Schweigen ist mittlerweile Sanjay Dutts einzige Waffe gegen die Schlingen und Pfeile ungeheuerlicher (Miss-)Fortune.

Er sprach nicht, als man ihn als den Schurken darstellte, der seine krebskranke Frau Richa verlassen hat. Er sprach nicht, als seine ins Nirgendwo führende Beziehung zu Madhuri unter dem Mikroskop der Öffentlichkeit seziert wurde. Er sprach nicht, als er aus dem Gefängnis entlassen wurde, nachdem man ihn als Terrorist gebrandmarkt hatte!

Doch Schweigen wird strapaziöser, je länger es andauert. Gefangen zwischen einer qualvollen Vergangenheit und einer ungewissen Zukunft (seine monatlichen haazri bei der Polizei und die Anhörungen bei Gericht, bei denen er anwesend sein muss, erinnern ihn permanent an den Albtraum, den er durchleiden musste) beschließt Sanjay Dutt schließlich, sich den Kontroversen zu stellen. Er hat immer daran geglaubt, „dass es das Beste ist, sich dem Schlimmsten zu stellen“. Jetzt liefert er den Beweis...

(...) Ich betrachte ihn genau. Kein offensichtliches Anzeichen eines beunruhigten Menschen. Er leistet mir den Eid, die Wahrheit zu sagen und nichts als die Wahrheit, und ich behalte mir das Recht vor, ihn alles zu fragen (nur nicht nach der AK-56, weil das gerichtlich untersagt ist).



Movie: In den vergangenen sechs Monaten sind Sie in der Hölle gewesen und wieder zurückgekehrt. Wie hat das Ihre Psyche verändert?

Sanjay: Durch diese Erfahrung bin ich reifer geworden, wirklich gereift. Früher bin ich viel ausgegangen, aber jetzt mag ich es nicht mehr, Leute zu treffen. Ich bin ihnen gegenüber vorsichtig geworden. Ich liebe es, zu Hause zu sein, zu trainieren, mit meiner Familie zusammenzusein. Die wenigen Freunde, die ich habe, kommen alle zu mir nach Hause.

Movie: Jedermann möchte wissen, wie es war, im Gefängnis zu sein.

Sanjay: Zuerst war ich im dritten Stock des Crawford Market Gefängnis. Es gab kaum Licht und nur ganz wenig Lüftung. Ich konnte nichts sehen außer Baumwipfeln und ein paar Gebäuden. Ich konnte von draußen die Stimmen der Menschen und das Hupen der Autos hören. Die Spannung hielt mein Gehirn am Laufen.

Movie: Sie waren in Einzelhaft?

Sanjay: Ja. Manchmal durfte ich raus, dann schaute ich nach draußen, sah die Menschen auf der Straße gehen und beneidete sie um ihre Freiheit. Ich erkannte, was es bedeutet, frei zu sein.

Movie: Fanden Sie auch Freunde?

Sanjay: Ja, die havaldars. Das waren sehr liebe Menschen.

Movie: Hat man Ihnen eine Matratze gegeben?

Sanjay: Nein, ich habe auf dem Boden geschlafen. Ich hatte keine irgendwie besondere Zelle. Irgendwo habe ich gelesen, dass man mir zu meiner Bequemlichkeit einen Airconditioner installiert hätte. Alles Blödsinn.

Movie: Durften Sie Essen von zu Hause erhalten?

Sanjay: Ja, aber ich hatte keinen Hunger.

Movie: War Ihnen Besuch erlaubt?

Sanjay: Meine Familie kam mich besuchen – meine Schwestern und Bunty (Kumar Gaurav). Mahesh Bhatt hat Dad einmal begleitet.

Movie: Und haben Sie mit ihnen geredet?

Sanjay: Nicht viel. Meine Stimme war meistens erstickt, und es war sehr schlimm für mich zu sehen, wie meine Schwestern sich mit aller Macht bemühten, heiter zu sein und eine tapfer-optimistische Maske aufzusetzen.

Movie: Haben Sie im Gefängnis gut geschlafen?

Sanjay: Ich konnte gar nicht schlafen – zu viel Hitze, zu viele Sorgen, zu viele Gedanken.

Movie: Waren Sie zuversichtlich, dass man Sie entlassen würde?

Sanjay: Bis zum 3. Mai, ja. Doch als mir dann die Kaution verweigert wurde und man mich in das Thane-Gefängnis brachte, fühlte ich, dass ich für eine lange Zeit dort bleiben würde.

Movie: Wie haben Sie das angenommen?

Sanjay: Ich habe es akzeptiert. Ich dachte, wenn ich schon für eine längere Zeit hierbleiben muss, dann kann ich ebenso gut etwas lernen. Es gab Abteilungen wie die Schreinerei etc. Also dachte ich daran, Schreinerei zu lernen. Und zu schreiben.

Movie: Worüber?

Sanjay: Über meine Gefühle im Knast.

Movie: Haben Sie auch vorher schon geschrieben?

Sanjay: Ja, während meiner Schulzeit.

Movie: Ich habe gehört, Sie haben immer Vögel aus Ihrer Handfläche gefüttert?

Sanjay: Ja, habe ich. Das war anfangs ganz schön schwierig.

Movie: Hat man Sie im Gefängnis irgendwie schlecht behandelt?

Sanjay: Nein, man war sehr gut zu mir.

Movie: Haben Sie sich der Religion zugewandt, um Trost zu finden?

Sanjay: Ich bin religiös, aber ich habe nie an Rituale geglaubt. Mein Vater brachte mir eine Hanuman Chalisa ins Gefängnis, und diese Lektüre gab mir eine Menge Kraft und Frieden. Vielleicht hatte das mit Psychologie zu tun oder mit den Mantras. Was immer es war, ich lese Hanuman Chalisa auch heute noch und faste jeden Montag und Samstag. Nach meiner Freilassung war ich bei Shirdi (Sai Baba), und ich möchte auch noch zu Vaishnodevi gehen.

Movie: Durften Sie im Gefängnis Zeitungen lesen?

Sanjay: Ja.

Movie: Hatten Sie Angst davor, die neuesten Berichte über Sie in der Zeitung zu lesen?

Sanjay: Nein, denn ich war der Ansicht, dass es besser für mich ist, die Zeitung zu lesen und mich der Situation zu stellen. Ich schaue jeder Situation am liebsten direkt ins Gesicht.

Movie: Wie war die Haltung der Presse?

Sanjay: Zunächst hat die einheimische Presse mich komplett in die Zange genommen, aber mit der Zeit hat sich das gelegt.

Movie: Hatten Sie während Ihrer Zeit im Knast die Befürchtung, bei Ihren Fans zu verlieren?

Sanjay: Ya ya ya. Die Vorwürfe gegen mich waren doch ziemlich heftiger Natur – zum Beispiel, dass ich ein Verräter bin. Aber ich habe meine Sicherheit wiedergefunden durch die vielen Briefe, die ich bekommen habe und in denen die Menschen mir versicherten, dass sie an meine Unschuld glaubten. Und dadurch, dass Menschen für mich gebetet haben.

Movie: Wen haben Sie in dieser Krisenzeit am meisten vermisst?

Sanjay: Meine Mutter. Ich denke an sie in Krisenzeiten wie auch in glücklichen Momenten. Sie hätte nicht stillgehalten. Sie hätte einen Aufruhr veranstaltet. Wirklich. Einen kompletten Aufruhr.

Movie: Aufruhr gegen wen? Gegen Sie oder gegen diejenigen, die Sie ins Gefängnis gebracht haben?

Sanjay: Gegen alle. Zuerst gegen die anderen. Und nach meiner Freilassung wäre dann ich drangewesen.

Movie: Welche Auswirkungen hatte das Ganze auf Ihre Beziehung zu Ihrem Vater? Hat es Sie beide einander nähergebracht, oder ist Ihr Verhältnis dadurch eher gespannter geworden?

Sanjay: Ich habe angefangen, ihn zu bewundern. Ich glaube nicht, dass ich jemals ein solcher Vater sein kann, wie er es ist. Er ist durch Schmerz und Leid gegangen und doch als Sieger daraus hervorgetreten. Jeder andere wäre schon viel früher daran zerbrochen. Dass ihm das nicht geschehen ist, ist bemerkenswert.

Movie: Worüber haben Sie nach Ihrer Freilassung mit Ihrem Vater gesprochen?

Sanjay: Er sagte lediglich: „Und jetzt reißt du dich zusammen. Nie wieder. Das war jetzt das letzte Mal.“ (lacht)

Movie: Also werden Sie jetzt, da Sie in Freiheit sind, nichts mehr tun, was Sie wieder reinbringen könnte?

Sanjay: Auf gar keinen Fall. Weder bewusst noch unbewusst.

Movie: Was haben Sie empfunden, als Sie freigelassen wurden? Haben Sie geweint?

Sanjay: Ich konnte nicht glauben, dass ich endlich draußen war. Aber geweint habe ich nicht.

Movie: Warum nicht? Weil Sie denken, dass das nicht Macho ist?

Sanjay: Nein, das ist es nicht. Ich breche nicht leicht zusammen. Wenn ich emotional überwältigt werde, schließe ich mich in ein Zimmer ein, bis das Ganze vorbei ist.

Movie: Trinken Sie viel?

Sanjay: Nein, yaar.

Movie: Nach Ihrem Zerwürfnis mit den Nayyars sollen sie gesagt haben, dass man den Alkohol in Ihrem Haus hinter Schloss und Riegel halten sollte.

Sanjay: Ich streite ja gar nicht ab, dass ich viel getrunken habe, aber das ist vorbei.

Movie: Ihre Familie hat nie versucht, Sie davon abzuhalten?

Sanjay: Familie ist Familie. Natürlich haben sie’s versucht. Aber letztlich muss man so etwas aus sich selbst heraus entscheiden. Und das ist nun geschehen.

Movie: Haben Sie sich auf irgendetwas nach Ihrer Freilassung ganz besonders gefreut?

Sanjay: Ich wollte einfach nur mit meiner Familie zusammensein. Mehr nicht.

Movie: Wollten Sie zu Hause auch endlich mal wieder richtig schlafen?

Sanjay: In den ersten zwei Wochen nach meiner Entlassung konnte ich überhaupt nicht schlafen. Nachdem ich so lange auf dem Boden geschlafen hatte, fiel mir das Schlafen in einem Bett schwer. Noch tagelang konnte ich in mir das Knallen der Gefängnistüren hören. Vor meiner Zelle waren noch vier andere, und ich hörte diese Türen immer und immer wieder.

Movie: Was haben Sie dann in all diesen Nächten gemacht?

Sanjay: Ich blieb wach und unterhielt mich mit meinen Schwestern.

Movie: Fühlten Sie das Bedürfnis nach einem Psychiater?

Sanjay: Nein, niemals.

Movie: Als Schauspieler steht man ohnehin unter ständiger Beobachtung. Hatten Sie nun nach Ihrer Freilassung erst recht das Gefühl, besonders angestarrt zu werden.

Sanjay: Eineinhalb Monate lang, ja. Ich hatte das Gefühl, dass mich die Menschen sehr misstrauisch beobachteten. Aber dann wurde mir klar, dass dem nicht so war. Vielmehr steckte Fürsorge dahinter, die Menschen wollten wissen, ob es mir gut geht. Allmählich hat sich dann das Gefühl, permanent beobachtet zu werden, gelegt.

Movie: Wie würden Sie die Reaktion der Menschen insgesamt bezeichnen?

Sanjay: Ich habe noch mehr Liebe und Zuneigung erfahren.

Movie: In diesem Punkt hatten Sie immer Glück. Noch in jeder Krise haben die Menschen Sie bislang unterstützt. Worauf führen Sie das zurück? Glück?

Sanjay: Ich denke, das kommt daher, weil ich nie jemandem wehgetan habe. Ich habe niemals jemanden verletzt. Ich war im Umgang mit den Menschen immer sehr ehrlich und fair.

Movie: Was war Ihrer Meinung nach Ihr eigener Beitrag zu dem Schlamassel, in das Sie geraten sind?

Sanjay: Ich war impulsiv. Ich denke nicht nach, bevor ich loslege.

Movie: Werden Sie dieses gefährliche Leben fortsetzen?

Sanjay: Es ist spannend, auf Messers Schneide zu leben. Aber damit ist jetzt Schluss. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass sich das auf lange Sicht nicht auszahlt. Heute bin ich sehr viel wachsamer, vorsichtiger und misstrauischer.

Movie: Ich kann mir vorstellen, dass Ihre Behandlung durch die Industrie in dieser Krisenzeit Sie sehr enttäuscht hat.

Sanjay: Ich war sehr verletzt. Wäre einer meiner Kollegen in meiner Situation gewesen, ich hätte lautstark protestiert und alles in meiner Macht Stehende versucht, um Antworten auf einige Fragen zu erhalten. Ich habe die Industrie als meine Familie betrachtet. Ich dachte, ich wäre ihr Sohn, aber sie hat mich einfach fallengelassen. Ich war völlig geschockt, und dann wurde mir klar, dass man letzten Endes ALLEIN ist. Ich werde jetzt für niemanden mehr kämpfen außer für mich selbst. Früher habe ich das gemacht... die Presse war immer nett zu mir, und als die Industrie beschloss, einige Magazine zu bestreiken, habe ich sie unterstützt. Nie wieder.

Movie: Was hat sich noch verändert?

Sanjay: Keine Filme mehr für Freunde, kein Abweichen vom Weg mehr, um jemandem zu helfen. Bei näherem Nachdenken, für ein paar von ihnen werde ich eine Ausnahme machen.

Movie: Für wen?

Sanjay: Allen voran Shatrugan Sinha. Er hat soviel für mich getan, als ich im Knast war; ich weiß gar nicht, wie ich ihm das jemals vergelten soll. Er ist BJP, aber das kümmerte ihn nicht; er wandte sich gegen die Partei und unterstützte meinen Dad und mich. Das nenne ich einen Mann. Erst als er die Initiative ergriff, wachten die anderen in der Industrie auf. Für mich ist er Gott. Was ich an ihm mag, ist, dass er für die Wahrheit kämpft. Er glaubte an meine Unschuld und sprach das auch offen aus. Shatru, Dilip Kumar – Sie werden meinem Vater immer zur Seite stehen.

Movie: Noch andere?

Sanjay: Yash Johar, Mahesh Bhatt, Afzal (Khan), Robin Bhatt.

Movie: Subhash Ghai?

Sanjay: Ja, er auch.

Movie: Während Ihrer Zeit im Knast berichtete eine Zeitung, Subhash Ghai hätte Khalnayak-Szenenfotos von Ihnen in Gefangenenkluft verteilt.

Sanjay: Ich glaube nicht, dass Subhashji das tun könnte, zumindest nicht mit böser Absicht. Egal ob wir zusammenarbeiten oder nicht, wir respektieren einander sehr, und das wird auch so bleiben. Er war immer gut zu mir, von Vidhaata bis Khalnayak.

Movie: Stand er immer zu Ihnen? Auch in der Stunde der Krise? Als Sie im Knast waren?

Sanjay: Er besuchte meinen Vater und hielt stets Kontakt, um zu wissen, wie es mir geht.

Movie: Und welche Leute haben Sie enttäuscht?

Sanjay: Die Cine Artiste Association. Nach Amjad bhais Tod gab es bei der CAA so viele Pläne, zusammenzuhalten...

Movie: Wen meinen Sie mit der CAA?

Sanjay: Alle. Mithun Chakraborty, Anupam Kher... und all die anderen. Ich habe von mehreren Journalisten gehört, dass Mithun sich sogar geweigert hat, ein Statement zu meinen Gunsten zu machen. Ich habe große Achtung vor Mithun, weil er immer schon den Armen geholfen hat, den Arbeitern etc. Aber er hat mich enttäuscht.

Movie: Mit welcher Einstellung sind Sie diesen Menschen begegnet, die Sie für Ihre Freunde hielten, als sie nach Ihrer Freilassung bei Ihnen aufkreuzten?

Sanjay: Ich habe mich um die Haltung „im Zweifel für die Angeklagten“ bemüht. Vielleicht hatten sie ja einfach nur Angst davor, sich offen zu mir zu bekennen.

Movie: Denken Sie, dass die Zeit Ihre emotionalen Wunden heilen wird?

Sanjay: Nein, das glaube ich nicht, dazu bin ich einfach zu sehr verletzt. Ich werde nie wieder etwas für die Industrie tun. Sie wissen, was für ein Typ ich bin.

Movie: Was für ein Typ sind Sie?

Sanjay: Im Grunde bin ich ein netter Kerl. Ich mache keinen Ärger. Meine Prinzipien sind: Mach deine Arbeit, tu niemandem weh, meckere nicht rum. Deshalb verletzt mich das Verhalten der anderen umso mehr.

Movie: Im Großen und Ganzen war es also nur Ihre Familie, die sich Ihrer angenommen hat?

Sanjay: Nur durch meine Familie bin ich heute überhaupt hier.

Movie: Während Ihrer Zeit im Knast leugnete Madhuri Dixit in einem Interview kategorisch, etwas mit Ihnen zu tun zu haben. Hatten Sie das Gefühl, dass der Zeitpunkt dafür sehr unglücklich gewählt war?

Sanjay: Dieses Statement hat mich nicht getroffen. Ich war ihr Kollege, wir haben eine Menge Filme zusammen gemacht. Sehen Sie, ich muss eine gute Beziehung mit allen meinen Co-Stars aufbauen, sei es Madhuri oder Sridevi. Zum Beispiel fühlte ich mich während der ersten Drehtage zu Gumrah sehr unwohl, denn Sie wissen, wie Sridevi ist. Sie hält Distanz, und ich musste mit ihr ins Gespräch kommen. Deshalb halb ich mich über Madhuris Worte nicht sonderlich aufgeregt. Eigentlich habe ich mich überhaupt nicht darüber aufgeregt. Wenn ich mich über etwas aufgeregt habe, dann über die CAA und die FMC (Forward Market Commissions).

Movie: Aber Madhuri war eine Ihnen nahe stehende Kollegin, keine seelenlose Körperschaft wie die CAA.

Sanjay: Warum greifen Sie jetzt sie heraus? Nur sehr wenige Menschen haben zu mir gehalten.

Movie: Da Sie davon sprachen, dass Sie erst einmal einen Kontakt zu Sridevi knüpfen mussten – war das bei Madhuri auch nötig?

Sanjay: Sie war vom ersten Tag an freundlich zu mir. Als ich zum ersten Mal mit ihr arbeitete, war sie noch nicht Madhuri der Star.

Movie: Hatten Sie beide gemeinsame Drehtermine seit Ihrer Rückkehr aus dem Knast?

Sanjay: Nein. Meine letzten Drehtage mit ihr waren, bevor ich zu den Aatish-Dreharbeiten nach Mauritius flog.

Movie: Und Sie haben seitdem nicht mit ihr gesprochen?

Sanjay: Doch, bei der Khalnayak-Premiere.

Movie: Gab es da keine Verlegenheiten?

Sanjay: Nein. Warum sollte es?

Movie: Wollen Sie damit sagen, dass Sie nichts mit ihr zu tun hatten?

Sanjay: Ja.

Movie: Sie wollen ernstlich zu Protokoll geben, dass Sie kein Verhältnis mit ihr hatten?

Sanjay: Ich wünschte, ich hätte ein Verhältnis mit Madhuri. Aber ich habe keines. (Der Reporter lacht, Sanjay stimmt mit ein.)

Movie: Das sagen Sie mir offen ins Gesicht?

Sanjay: Sehen Sie, ich bin zu allen meinen Co-Stars nett und freundlich. Wenn Sie mich mit Raveena Tandon sehen, werden Sie das Gefühl haben, dass ich auch mit ihr ein Verhältnis habe.

Movie: Warum machen dann alle anderen innerhalb und außerhalb der Industrie einen solchen Wirbel darum? D.K. Chawla, die Produzentin von Sahibaan, behauptet, Sie hätten in Ooty astronomische Summen mit Madhuri in Bombay vertelefoniert.

Sanjay: Dann soll sie mal die entsprechenden Rechnungen anschleppen, sagen Sie ihr das. Meine persönlichen Telefongespräche bezahle ich überall grundsätzlich selber. Davon abgesehen hatten Madhuri und ich für Sahibaan auch gemeinsame Drehtermine in Ooty, warum also sollte ich sie in Bombay anrufen? Schauen Sie, wenn es etwas zwischen uns gegeben hätte, dann wäre ich der Erste, der das zugibt.

Movie: Wie haben Sie dann auf die ersten Berichte über Ihre Liaison reagiert?

Sanjay: Das Ganze fing in etwa in der Zeit von Saajan an. Als die ersten Presseberichte rauskamen, drehte Madhuri gerade für Khel in Kenia. Als wir uns dann für Saajan wiedertrafen, habe ich ihr gesagt, dass mir die Sache leid tut, da sie ohne eigene Schuld unter öffentlicher Beobachtung stand.

Movie: Wie hat sie das aufgefasst?

Sanjay: Gut.

Movie: Erst kürzlich hat Subhash Ghai in einem Interview mit großer Autorität über die Love-Story von Madhuri und Sanjay gesprochen.

Sanjay: Er kennt mich sehr gut, keine Frage, aber so gut nun auch wieder nicht, dass er weiß, was in meinem Kopf vorgeht. Aber warum stellt die Presse überhaupt Fragen an Subhash Ghai, die mein persönliches Leben betreffen?

Movie: Er behauptete außerdem, 100%ig sicher zu sein, dass Sie Madhuri nicht heiraten werden.

Sanjay: Da müsste schon etwas zwischen uns sein, damit ich sie heirate.

Movie: Wer ist dann derzeit die Frau in Ihrem Leben?

Sanjay: Jeder Mann braucht eine Frau, aber ich muss die richtige erst noch finden.

Movie: Werden Sie jetzt zu Richa zurückkehren? Sie hat ja den Wunsch geäußert, wieder mit Ihnen zusammenzusein.

Sanjay: Das ist nicht möglich. Meine Ehe mit Richa ist zu Ende, wir können nicht mehr zusammenkommen. Ich habe nichts gegen Richa. Aber ihre überprotektiven Eltern haben unser Leben zerstört. Sie haben sich zu viel eingemischt. Sie haben mich so sehr mit Vorwürfen überhäuft, sagen ständig, ich wäre nicht oft genug mit Richa zusammengewesen. Aber ich möchte ihnen einfach nur eine simple Frage stellen. Wäre die Krebsbehandlung, wie Amerika sie bietet, auch in Indien möglich gewesen, wären sie dann ebenso oft nach Indien geflogen, um Richa zu besuchen, wie ich nach Amerika? Weder ihr Vater noch ihre Schwester noch ihre Mutter hätten das gekonnt – sie haben ihre Jobs, die zu verlieren sie sich nicht leisten können. Warum also konnten sie nicht verstehen, dass auch ich meine Karriere am Laufen halten musste, um mir Richas Behandlung überhaupt leisten zu können?

Movie: Richas Eltern haben neben vielen anderen Dingen auch behauptet, Sie hätten sich geschämt, sich mit Richa in der Öffentlichkeit zu zeigen, weil sie ihre Haare verloren hatte und nicht mehr die glamouröse Frau war, die Sie an Ihrer Seite haben wollten.

Sanjay: Diese Anschuldigungen sind falsch. Ich bin nicht die Sorte von Mann, der seine Frau nicht mehr liebt, nur weil sie ihre Haare verliert. Mit solchen Behauptungen will man lediglich eine Reaktion von mir provozieren. Ich glaube nicht, dass irgendjemand Richa mehr Mut gemacht hat als ich. Sehen Sie, das Wichtigste ist, dass man einem Menschen beisteht, wenn es ihm schlechtgeht. Wann immer Richa mich brauchte, habe ich meine Arbeit liegen und stehen gelassen und bin zu ihr geflogen (Sie wissen, wie diese Industrie ist, und man muss bedenken, dass ich damals nicht mal sonderlich gut war). Alles, weil ich verstehen konnte, was Richa durchmachen musste. Im Grunde ist es vor allem ihre Schwester, von der das ganze Gerede kommt und die für eine Menge böses Blut zwischen uns gesorgt hat. Sehen Sie, wenn es ein Problem in unserer Ehe gibt und wir irgendwie einen Kompromiss finden müssen, dann ist das eine Sache zwischen Richa und mir. Was zum Teufel mischt sie sich da ein?

Movie: Können Sie sich vorstellen, dass sie einfach nur Richas Sprachrohr ist?

Sanjay: Ich weiß nicht. Ich bin früher wirklich oft zu Richa geflogen, um mit ihr zusammenzusein, aber ihre Familie hat auf mich herabgeschaut. Richas Familie hat einen regelrechten Wettbewerb daraus gemacht, wer von uns sich mehr um Richa kümmert, sie oder ich. Sie sagen ständig: „Wir verbringen viel mehr Zeit mit ihr, wir tun dies für sie, wir tun das.“ Aber Entschuldigung, ich musste zwischendurch auch mal wieder nach Bombay fliegen, um zu arbeiten. Deshalb konnte ich nicht ständig bei ihr sein. Wären sie denn imstande gewesen, sie zu unterstützen ohne meine Hilfe?

Movie: Sie unterstützen sie also?

Sanjay: Was immer auch geschehen ist und egal welche gesetzlichen Prozeduren dafür erforderlich sind, ich werde sie immer unterstützen. Ich bin definitiv für sie verantwortlich.

Movie: Wer bezahlt derzeit ihre Krankenhausrechnungen?

Sanjay: Im Moment ist sie nicht mehr im Krankenhaus. Sie muss einmal alle zwei Monate zu einer Untersuchung dorthin. Es geht ihr gut, und es besteht Hoffnung, dass sie wieder ganz gesund wird.

Movie: Toi-Toi-Toi. Und wer hat vorher ihre Krankenhausrechnungen bezahlt?

Sanjay: Wir.

Movie: Richas Familie behauptet anderes.

Sanjay: Lassen Sie sich von ihnen die Rechnungen zeigen.

Movie: Hat Ihre Beziehung zu Richa sich von dem Moment an verschlechtert, als sie krank wurde?

Sanjay: Es lief hier schon nicht mehr gut. Schon bevor sie an Krebs erkrankte. Richa hat oft genörgelt „Ich hasse Indien“ und solches Zeug. „Ich mag nicht hier leben. In New York mein Vater dies, mein Vater das...“ Ständig hat sie mich gefragt: „Warum musst du bis zehn Uhr nachts arbeiten? Ich mag deine Arbeitszeiten nicht. Warum kannst du nicht um 8 Uhr nach Hause kommen?“ Entschuldigung, sie war selber Schauspielerin, sie weiß, wie die Industrie funktioniert. Die Leute meinen alle, unsere Ehe hätte darunter gelitten, dass Richa so schwer krank wurde, ich dagegen hatte gedacht, dass ihre Krankheit uns wieder zusammenbringen würde. Aber dann hat ihre Familie alles kaputtgemacht.

Movie: Haben Sie versucht, Ihre Liebesgeschichte nach Ihrer Hochzeit am Leben zu erhalten?

Sanjay: Natürlich.

Movie: Hat vielleicht Ihre Familie ihr das Gefühl gegeben, deren Erwartungen an eine ideale Schwiegertochter nicht zu erfüllen?

Sanjay: Meine Familie hatte überhaupt keine Erwartungen an sie. Sie mischen sich bei uns nicht ein.

Movie: Wollte sie nach der Hochzeit wieder als Schauspielerin arbeiten?

Sanjay: Sie hat mir nie etwas Entsprechendes gesagt.

Movie: Zurück zur Gegenwart. Wenn ich richtig informiert bin, haben Richas Mutter und Schwester Sie im Gefängnis besucht?

Sanjay: Ja, das stimmt.

Movie: Warum senden sie so unterschiedliche Signale aus? Wollen sie nun, dass Sie zurückkehren, oder nicht?

Sanjay: Es ist wirklich verwirrend. Nach all der üblen Nachrede, die sie verbreitet haben, wollen sie nun, dass alles wieder wird wie zuvor. Aber es ist zu spät. Ich fühle mich verletzt. Ich kann nicht den Rest meines Lebens mit Richa verbringen, wenn ich dabei immer zwischen Richas Liebe zu ihren Eltern und der zu mir hin- und hergezerrt werde. Richa ist kein schlechter Mensch, aber sie weiß nicht, wo ihre Prioritäten liegen. Sie sollten bei mir sein, da ich mit ihr verheiratet bin, nicht mit ihren Eltern und nicht mit ihrer Schwester. Das ist bei den meisten indischen Frauen das Problem: Sie lieben ihre Familien mehr als ihren Ehemann. Warum verlassen sie dann ihr Elternhaus und heiraten? Ich will damit nicht sagen, dass man seine Familie nicht lieben soll. Aber man sollte zwischen der Liebe zur Familie und der Liebe zum Ehemann unterscheiden können.

Movie: Mit Verlaub, aber ein springender Punkt in der Argumentationsweise von Richas Familie ist, dass Ihre Schwester Anju zusammen mit ihrem Ehemann Bunty weiterhin im Haus ihres Vaters lebt: Wo liegt dann das Problem, wenn Richa im Haus ihrer Eltern lebt?

Sanjay: Ich kann nicht Bunty sein. Diese Frage müssen Sie ihm stellen. Ich kann nicht mit Richa im Haus ihres Vaters leben. Selbst wenn wir nur eine winzigkleine Wohnung hätten, wäre es besser, sie würde bei mir leben. Wie kann ich vergessen, wie sehr ihre Familie meine Familie verletzt hat, wie sehr sie mich verletzt hat? Wie soll ich wieder ein normales Leben mit Richa führen? Wir können nach all den Jahren gerne Freunde bleiben. Ich werde sie immer respektieren und mich um sie kümmern. Ich gebe ihr ja auch nicht allein die Schuld, sondern ebenso auch mir selbst. Vielleicht trägt jeder von uns die Hälfte. Aber wenn es darum geht, wieder zusammenzuleben – nein.

Movie: Werden Sie sich scheiden lassen?

Sanjay: Ich denke darüber nach.

Movie: Es heißt aber, Sie hätten die Papiere bereits ausgefüllt.

Sanjay: Ja, ich habe sie ihr zugeschickt, aber die Sache schwebt noch. Wenn wir die Sache in Freundschaft regeln können, dann ist es gut.

Movie: Wie scheidet man sich in Freundschaft?

Sanjay: Ich will ganz einfach keine Bitterkeit.

Movie: Ist die Tatsache, dass Sie bereits die Scheidungspapiere eingereicht haben, der Grund, warum Sie nicht zu Richa zurückkehren wollen?

Sanjay: Nein, ist es nicht. Mein ganzer Lebensstil hat sich geändert. Ich lebe jetzt mehr wie ein Junggeselle. Ich bin für niemanden verantwortlich außer für mich selbst und muss niemandem Rede und Antwort stehen. Das ist in den vergangenen fünf Jahren mein Lebensstil geworden.

Movie: Und Sie können nicht zur Mentalität eines verheirateten Mannes zurückkehren?

Sanjay: Ich will es nicht.

Movie: Sie wollen damit also sagen, dass Sie nicht wieder heiraten werden?

Sanjay: Sehen Sie, ich habe eine schlechte Erfahrung gemacht, und das schreckt mich jetzt vor einer weiteren Ehe ab. Meine Tochter wurde von mir ferngehalten. Ich vermisse sie so sehr. Ich habe oft an Richas Vater geschrieben, aber er hüllt sich in Schweigen. Wieviel soll ich denn noch hinnehmen, was erwartet man von mir? Sie haben mich gegen die Wand gedrängt, deshalb denke ich über sie jetzt nur noch: F... them!

Movie: Ich bin auch ein Vater, Sanju, und ich kann nicht begreifen, wie Sie Ihrer Tochter fernbleiben können.

Sanjay: Tja, Sie haben nie den Kontakt zu Ihrer Tochter verloren, und Ihre Frau hält Sie auch nicht davon ab, sie regelmäßig zu sehen. Und ich vermute mal, dass auch ihre Eltern sich Ihnen nicht in den Weg stellen.

Movie: Was empfinden Sie über die Distanz zwischen Ihnen und Ihrer Tochter?

Sanjay: Eine ganze Menge – aber ich bin mir sicher, dass sie irgendwann, wenn sie ein bisschen älter ist, ihre Mutter fragen wird: „Wo ist mein Dad?“ Dann werde ich für sie da sein. Aber auch dann werde ich nicht zu Richa zurückkehren.

Movie: Reden Sie mit Ihrer Tochter?

Sanjay: Regelmäßig. Ich bemühe mich gerade darum, dass sie in den Ferien hierherkommen kann, damit sie endlich auch mal meine Familie kennenlernt. Die kennt sie nämlich noch überhaupt nicht.

Movie: Ihre Cousine Zaheeda hat mir einmal erzählt, dass Trishala Sie früher Onkel genannt hat, während sie zu Richas Vater Daddy sagte.

Sanjay: Das hat sie anfangs tatsächlich getan, und ich war sehr wütend darüber und habe Richa ins Gebet genommen. Auch wenn ich selber nicht anwesend bin, ist es nicht Richas Pflicht, die Erinnerung an mich im Geist meines Kindes lebendig zu halten? Ich habe Richa gesagt: „Wäre ich an deiner Stelle und die Situation wäre umgekehrt, ich hätte garantiert, dass die Erinnerung an dich lebendig bleibt.“ Sie hat das nie getan. Ich weiß noch, wie sie im Krankenhaus mit dem Tod rang und ihre Eltern mich fragten: „Okay, was wird nun mit Trishala?“ „Was soll mit ihr sein?“ entgegnete ich. Sie meinten, sie wollten Trishala gerne bei sich behalten, und ich sagte: „Warum redet ihr über so was? Noch lebt Richa, sie ist noch nicht tot. In erster Linie solltet ihr euch jetzt wirklich um eure Tochter Gedanken machen.“ Da war auch bei mir der Punkt erreicht, wo ich nicht mehr alles hinnehmen konnte.

Movie: Aber wie konnte Trishala in der Obhut ihrer Großeltern verbleiben, wo sie doch einen Vater hat?

Sanjay: Ich bin heute nicht mehr überzeugt, dass Richa, müsste sie sich zwischen ihren Eltern und mir entscheiden, sich auf meine Seite stellen würde, wenn es um die Sorge um Trishala geht.

Movie: Haben Sie schon daran gedacht, auf dem Rechtsweg um das Sorgerecht für Ihr Kind zu kämpfen?

Sanjay: Im Moment möchte ich dieses Sorgerecht gar nicht. Aber was auch geschieht, ich möchte die Freiheit haben, sie zu sehen, wann immer ich es möchte.

(Sondereinschub:)

Movie: Warum haben Sie zuletzt trotz des Erfolges von Khalnayak für keine neuen Filme unterschrieben?

Sanjay: Die FMC hat mich mit einer Strafe belegt und eine Art von Gesetz erlassen: Ich kann für keine neuen Filme unterschreiben.

Movie: Wieso denn diesmal? Es gab doch schon einmal eine solche Regel, dass Sie keine neuen Filmprojekte annehmen dürften, bis Sie vom Gericht wegen der AK.56.Geschichte freigesprochen sind.

Sanjay: Nein, nein, nein. Das hat sich erledigt. Schon damals hatte ich das Gefühl, dass sie mich verurteilten, noch bevor das Gericht es tun konnte. Diesmal geht es um etwas anderes. Sie bestehen darauf, dass ich erst meine ganzen alten Filmprojekte abschließe, bevor ich neue annehme.

Movie: Aber dann müsste diese Regel doch auch anderen Stars auferlegt werden?

Sanjay: Nein, ich wurde als einziger dazu auserkoren, und ich würde von der FMC gerne den Grund dafür wissen. Ist es, weil ich im Knast war und nun wieder da bin? Ich denke, die FMC sollte dazu da sein, den Menschen zu helfen, nicht sie fertigzumachen. Ich gehöre zu der Sorte Typen, die, je mehr man sie bedrängt, umso weniger zuhören. Ich arbeite gerade an acht Filmen. Wieso darf ich nicht für vier weitere unterschreiben, da die Höchstgrenze doch bei zwölf liegt?

Movie: Welche Begründung hat Ihnen die FMC denn genannt?

Sanjay: „Mach erstmal deine acht Filme fertig. Es gibt Beschwerden gegen dich.“

Movie: Haben Sie einen Verdacht, dass einer Ihrer Hero-Rivalen da die Hand im Spiel hat?

Sanjay: Die Beschwerden kamen von ein paar Filmemachern.

Movie: Halten Sie denn deren Filme auf?

Sanjay: Warum sollte ich denn? Aber die Schecks von einigen dieser Produzenten sind geplatzt. Warum sollte ich ihre Filme fertig stellen? Bin ich die Wohlfahrt? Würde irgendeiner meiner Produzenten ähnlich wohltätig sein und seine Filme den Verleihern kostenlos zur Verfügung stellen? Ich will der FMC ja nicht drohen, ich respektiere sie, aber sie sollte mich mit Liebe behandeln. Wenn sie mich jedoch zwingen wollen... dann mache ich diese acht Filme nicht fertig. Pfeif auf sie. Dann arbeite ich nicht und bleibe zu Hause.

Movie: Und was machen Sie dann dort, Sanjay?

Sanjay: Solange die Menschen mich haben wollen, bin ich auf der sicheren Seite.

Movie: Im Moment läuft Ihre Karriere sehr gut. Da können Sie sich einen Ärger mit der FMC eigentlich nicht leisten.

Sanjay: Ich habe noch nie in meinem Leben vor jemandem Angst gehabt. Niemand auf dieser Welt kann mich kontrollieren. Wenn ich im Recht bin, dann kämpfe ich auch dafür, was ich niemals tun würde, wenn ich weiß, dass ich nicht im Recht bin.

Movie: Sie können nicht das System bekämpfen.

Sanjay: Ich kann es mir leisten, zu Hause zu bleiben. Ich kann selber einen Film inszenieren. Sehen Sie, ich will die FMC ja nicht bekämpfen. Ich versuche lediglich, ihnen klarzumachen, dass sie mich nicht gegen die Wand drängen und zugleich erwarten sollen, dass ich nicht dagegen protestiere.

Movie: Warum suchen Sie nicht eine Aussprache mit jenen Produzenten zusammen mit der FMC?

Sanjay: Das werde ich tun. Wenn man mich beschuldigt, einem neuen Film den Vorzug zu geben vor einem alten, der sich schon ewig hinzieht wegen fehlender finanzieller Mittel (also nicht durch meine Schuld), dann möchte ich doch die Frage stellen: Sollte ich mich nicht um meine Karriere kümmern? Wenn morgen ein Produzent zwei Projekte gleichzeitig am Laufen hat, eines mit Sanjay Dutt und eines mit Amitabh Bachchan, welches wird er dann wohl zuerst beenden? (Pause) Natürlich das mit Amitabh. Wie können sie mich davon abhalten, meine Karriere zu planen?

Movie: Die letzten paar Jahre Ihres Lebens waren sehr hektisch und qualvoll. Gab es denn auch Lichtblicke?

Sanjay: Einfach nur meine Karriere. So großartig akzeptiert zu werden gibt mir ein gutes Gefühl. Ich war wohl gut.

Movie: Ganz offensichtlich. Laut der Movie-Meinungsumfrage 1993 sind Sie hinter Amitabh der beliebteste Filmheld.

Sanjay: Machen Sie mich nicht verlegen, yaar. Niemand kommt auch nur annähernd an Amitabh heran. Ich bin selber ein großer Fan von ihm. Auf Platz 2 hinter Amitabh zu liegen macht mich sehr glücklich, aber noch glücklicher bin ich darüber, dass die Massen mich lieben. Nur durch sie sind wir überhaupt hier. So viele Menschen überall im Land lieben mich und wünschen mir Glück. Das geht mir zu Herzen.

Movie: Wie macht sich Khalnayak an den Kinokassen?

Sanjay: Die Verleiher sagen, er sei A-1, ein großer Hit. Die Industrie mag zwar reden, dass die Climax schwach ist, aber das Publikum liebt den Film. Ich bin auf eigene Faust zusammen mit Subhash Ghai zu verschiedenen Premieren im ganzen Land gereist, ich habe die Anerkennung selber erlebt.

Movie: Von wem stammte denn die Idee, die Figur an Jack Nicholson in Batman zu orientieren? Sie haben ihn trefflich nachgeahmt.

Sanjay: Das war Subhash Ghais Idee. Persönlich bin ich kein großer Fan von Jack Nicholson. Wenn es so ausgesehen hat, dass ich mich gut gefühlt habe, dann einfach deshalb, weil diese Figur mir Spaß gemacht hat.

Movie: Subhash Ghais Filme tragen seinen Stempel – selbst die Massen erkennen das. Können Sie als Künstler den Unterschied am Set fühlen, ja spüren?

Sanjay: Definitiv. Er ist ganz ganz anders als die anderen Filmemacher. Er macht ständig Witze, tanzt zum Choli-Song („Choli Ke Peeche“). Die Ansprüche an die Schauspieler sind hoch, weil er die Szenen ganz speziell für dich inszeniert. Er verwöhnt dich wie ein Baby. Und du hast das Gefühl: „Wenn Subhashji das so toll spielen kann, warum kann ich das dann nicht auch?“

Movie: Nach Vidhaata soll Subhash Ghai gesagt haben, Sie seien unprofessionell und er würde nie wieder mit Ihnen arbeiten wollen.

Sanjay: Okay, damals war ich ja auch undiszipliniert und unberechenbar. Er hat mit mir eine schwere Zeit durchgemacht. Aber dann habe ich mich geändert, und als Subhash das bemerkte, kam er auf mich zu.

Movie: Was halten Sie von Jackies Leistung in Khalnayak?

Sanjay: Sehr gut, sehr kontrolliert und zurückhaltend.

Movie: Zum Glück hat es sich für ihn ausgezahlt. Er bekam Jubelkritiken. Aber meiner Ansicht nach hat Jackie seinen Hals riskiert, als er für diesen Film unterschrieb, obwohl er wusste, dass Sie die Titelrolle spielen würden. Hätten Sie ein solches Risiko auf sich genommen?

Sanjay: Sowas kommt immer auf die Situation an, in der man gerade ist. Wenn man mir ein paar Gefallen getan hätte, dann vielleicht ja.

Movie: Stellen wir uns mal vor, Khalnayak würde jetzt gedreht werden: Würden Sie Jackies Rolle spielen?

Sanjay: Eine verdammt knifflige Frage.

Movie: Berücksichtigen Sie bei der Antwort bitte auch die Tatsache, dass Jackie ein Filmheld ist, der ebenfalls persönlich auf Ihrer Seite stand in der Stunde der Krise und offen sein Missfallen darüber zum Ausdruck brachte, dass die CAA Sie nicht unterstützte.

Sanjay: Das ist etwas Persönliches. Jaggu ist ein sehr guter Freund von mir, und wir hatten ein paar sehr gute Zeiten zusammen, haben viel zusammen gelacht. Im Leben kann ich daher alles für ihn tun. Aber ich glaube nicht, dass ich den Film gemacht hätte... ich vermische Persönliches nicht mit Beruflichem. Und außerdem ist Khalnayak jetzt Vergangenheit.

Movie: Ich war zu einem Preview von Gumrah eingeladen, Ihrem nächsten großen Release. Offensichtlich wurde der Film von Bangkok Hilton inspiriert. In erster Linie geht es um eine Vater-Tochter-Beziehung (Anupam und Sridevi). Ihre Figur wirkt wie ein Anhängsel, das versucht, ein Teil der Geschichte zu sein. Sie sticht heraus.

Sanjay: Ursprünglich war meine Rolle eher ein Cameo. Doch während der Dreharbeiten entwickelte sich die Figur zu etwas derart Liebenswertem, dass Regisseur, Produzent und Drehbuchautor aus ihr einen vollwertigen Filmhelden machten. Eigentlich sollte ich ja nur eine Gastrolle spielen.

Movie: Eine Gastrolle? Ironischerweise hat Rahul Roy, der eigentlich der Held sein sollte, nun darauf bestanden, als Friendly Appearance angekündigt zu werden. Soviel ich weiß, wurde auch sein einziger Song gestrichen.

Sanjay: Ich weiß zumindest, dass sie einen aufgenommen hatten.

Movie: Ob nun Khalnayak oder Gumrah oder Ihr jüngster Hit Sadak, Sie spielen, mit leichten Variationen, immer Menschen mit einem grenzwertigen Leben. Warum?

Sanjay: Das fing mit Naam an. Sehen Sie, Mahesh Bhatt spürte, dass ich trotz meines gefährlichen Lebensstils im Grunde sehr verletzlich bin und hat das in Naam aufgefangen. Der Erfolg dieses Films startete einen Trend, und die Massen wollten mehr davon sehen.

Movie: Und Sie haben ihnen den Gefallen getan?

Sanjay: Sehen Sie, man muss den Menschen geben, was sie wollen. Nach so vielen mühsamen Jahren, nachdem ich bereits abgeschrieben war, hatte ich endlich Erfolg. Den will ich jetzt nicht wieder verlieren, indem ich zuviel riskiere. Erfolg ist wie eine Handvoll Sand: Wenn du nur ein bisschen entspannst, rinnt er dir durch die Finger.

(Dinesh Raheja; Deutsch von Diwali)

Keine Kommentare: