Zur Story: Eine Bande entflohener Krimineller mit Cheetah (Gulshan Grover) an der Spitze tötet den Vater von Geeta (Anita Raaj); sie selbst entgeht nur knapp einer Vergewaltigung. Entschlossen, diese Verbrechen persönlich zu rächen, identifiziert sie keinen der Täter in der Polizeikartei und übt sich stattdessen fortan im Schießen. Dabei hilft ihr ein junger Mann namens Amar (Sanjay Dutt), von dem Geeta erst später aus der Zeitung erfährt, dass er Police Inspector ist. Die beiden verlieben sich und heiraten. Doch nur kurze Zeit später kommt Amar in einem Feuergefecht mit Cheetah und dessen Mannen ums Leben. Geeta schlägt nun selber die Polizistenlaufbahn ein und wird Inspector, doch wegen ihres zu harten und rücksichtslosen Vorgehens gegen die Kriminellen wird sie suspendiert. Nun führt sie ihren Kreuzzug auf eigene Faust weiter – und findet unerwartete Hilfe in dem Autorikscha-Fahrer Laxman (Sanjay Dutt), der Amar aufs Haar gleicht und nicht weniger furchtlos und verwegen ist als ihr verstorbener Mann...
Jaan Ki Baazi fällt in die Kategorie „Übergangsfilm“ zwischen Sanjays Anfängerjahren und seiner ersten Glanzzeit nach Naam. In seinen Grundzügen weist der Film auf den ein Jahr später veröffentlichten Mera Haque voraus. Auch hier ist Sanjay in zwei verschiedenen Figuren zu sehen: ein sympathischer jugendlicher Held (ohne Schnauz) und ein nicht weniger sympathischer aufmüpfiger Rumtreiber (mit Schnauz); und ich könnte mir übrigens gut vorstellen, dass er die entsprechenden Szenen aus den beiden Filmen parallel zueinander gedreht hat. Zudem ist in beiden Filmen Anita Raaj Sanjays Partnerin, die selten so tough und selbstbewusst aufgetreten sein dürfte wie in Jaan Ki Baazi, wo sie nicht einmal vor einem handfesten Nahkampf mit Oberschurke Gulshan Grover (mal wieder so richtig teuflisch fies) zurückschreckt. Es ist wirklich ein Jammer, dass diese talentierte Schauspielerin Mitte der 1990er Jahre von der Leinwand verschwand.
Eines kann man Sanjay in Jaan Ki Baazi keineswegs vorwerfen: mangelnden Einsatz. Vielmehr platzt er geradezu vor Energie, springt von Hochhäusern, schwebt an einem Kranhaken hängend durch die Luft, gestaltet wilde Actionszenen und legt ein paar wirklich temperamentvolle, tolle Clips mit seinen beiden Partnerinnen Anita Raaj und Anuradha Patel auf den Asphalt. Schon als Amar strahlt er eine anrührende Lebensfreude aus, und als Laxman dreht er dann richtig auf – man spürt richtig, wie viel Spaß es ihm macht, der Liebhaber-Schublade seiner Anfängerjahre immer mehr zu entkommen und es zugleich allen zu zeigen, die ihn schon abgeschrieben hatten - Jaan Ki Baazi war Sanjays erster Film nach seiner erfolgreichen Drogenreha. Er zaubert verblüffende Ballkunststücke, fängt ein brennendes Streichholz auf, gestaltet mit Anuradha Patel (ein wahres Temperamentsbündel als Sundari) eine ausgiebige Suffszene und fährt seine Rikscha auf Hinterrädern mitten hinein in den Banditenhaufen. Und auch die Gefühle kommen nicht zu kurz – wenn Laxman Amars Mutter im Krankenhaus besucht, die sich weigert, den Tod ihres Sohnes zu akzeptieren, und ihr durch seinen Anblick wieder ein wenig Lebensmut zurückgibt, dann ist das ebenso berührend wie kurz zuvor Geetas flehentliche Bitte um diesen Gefallen, den Laxman ihr da noch glattwegs verweigert hatte.
In Kauf nehmen muss man leider ein paar der für Hindi-Filme oft so typischen Comic Reliefs – wer weiß, vielleicht hat David Dhawan, der hier noch für den Schnitt zuständig war, bei ihnen gelernt, wie man lauten und nervigen Klamauk macht... Ansonsten ist Jaan Ki Baazi jedoch ein durchaus sehenswerter Film mit einem herausragenden Sanjay und einer nicht minder beeindruckenden Anita – trotz ein paar ebenso verstörender (Geetas eiskalte Abrechnung mit den Schurken im Dienst als Police Inspector) wie Kopfschütteln auslösender Szenen (Laxman beim Blutspenden im Krankenhaus, der dabei zugleich raucht – ist so etwas in Indien tatsächlich erlaubt?). Und für Sanju-Fans ist er als Dokument von Sanjus Comeback nach der Drogenreha sowieso ein Muss.
Produktion: B.P. Verma; Regie: Ajay Kashyap
129 Min.; DVD: Shemaroo, englische UT (inkl. Songs); leider fehlt auf dieser DVD der Clip, in dem Laxman und Sudheri betrunken im Regen tanzen - ärgerlich. Auf der Shemaroo-VCD ist diese Szene enthalten.
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