Montag, 26. März 2007

India News 1/2007: 2006 - ein Wendejahr im Leben von Sanjay Dutt

India News, 1. Januar 2007

2006 - ein Wendepunkt im Leben von Sanjay Dutt

Wenn Sanjay Dutt auf das Jahr 2006 zurückblickt, das sein Leinwand-Image vom liebenswerten, aber falschen Doktor zu einem lockeren Gandhi-Anhänger veränderte, dann wird es für ihn zweifellos nicht leicht werden, seine derzeit anstehenden Projekte mit der gleichen Inspiration und der gleichen Energie zu verfolgen wie seine vorigen.

Größere Höhen als in Lage Raho Munnabhai, dem Sensationserfolg des vergangenen Jahres, bleiben ihm wohl kaum zu erklimmen - so könnte er jedenfalls zumindest empfinden.

Was den TADA Court betrifft, der am 18. Januar das Strafmaß für Sanjays Verbindungen zu den Ausführenden der Mumbaier Bombenattentate von 1993 verkünden wird, so sieht es so aus, als könnte er Bewährung bekommen. Doch weder er noch seine Millionen Fans können ein solches Urteil als gegeben voraussetzen. Immerhin wurde Sanjay jedoch von allen Terrorismus-Vorwürfen freigesprochen.

2006 erwies sich als Wendejahr in dem turbulentem Leben von Sanjay, auch Sanju Baba genannt, dem Schauspieler mit der langen Karriere und dem Sohn zweier legendärer Filmstars - Nargis und Sunil Dutt -, der seinen eigenen Weg gegangen ist.

Ohne Frage ist der größte Film in Sanjays abwechslungsreicher, nun bereits 25 Jahre andauernder Filmkarriere die 2006er Produktion, die Mahatma Gandhis Festhalten an Wahrheit und Gewaltlosigkeit auf eine etwas andere Art präsentierte - aber auf eine, die das einfache Publikum verstehen und würdigen konnte: der Superhit Lage Raho Munnabhai.

Sowohl dieser Film - inklusive seiner drolligen Präsentation und dem schnodderigen Echo im ganzen Land - als auch das Gerichtsverfahren machten Sanjay Dutt (mehr als jeden Anderen) das ganze Jahr hindurch zu einem permanenten Nachrichtenthema.

Die immense Popularität des Filmes, besonders der Darstellung des Munnabhai, resultierte ganz offensichtlich aus der totalen Identifikation des Schauspielers Sanjay mit dieser Figur, dem Gangster mit Herz, der ehrlich versucht, Gandhis Lehren über Wahrheit und Gewaltlosigkeit in die Praxis umzusetzen.

Die Liebe und Sympathie, die Tausende von Fans für diesen Mann empfinden, der auch eine Drogenkrise erfolgreich überwunden hat, stieg ebenfalls wie nie zuvor während Sanjays Gerichtsterminen in den beiden alles entscheidenden Monaten November und Dezember

Vor der Urteilsverkündung am 28. November beteten die Menschen für ihn, auch als er den Siddhivinayak-Tempel besuchte. Und alle empfanden die gleiche Erleichterung wie er selbst, als der Richter ihn von den schweren Vorwürfen der Terrorismus-Involvierung freisprach.

Kurz zuvor hatte Filmemacher Mahesh Bhatt aus Singapur mitgeteilt: 'Ich schwanke zwischen Angst und Hoffnung; Angst, dass er (Sanjay) ins Gefängnis geschickt wird, und Hoffnung, dass der Richter über den Bilderrahmen hinaussieht und ihn freilässt.'

Wenn die Gerichtsentscheidung über Sanjays Bewährungsantrag fällt (voraussichtlich am 18. Januar), steht das Urteil des Volkes bereits fest: Er verdient seine Freiheit - aufgrund seiner guten Führung, der emotionalen Qualen, die er dreizehn Jahre lang durchlitten hat, und der 16 Monate, die er bereits im Gefängnis verbracht hat.

Die grausamen Schicksalsschläge, die er sein Leben lang, schon seit frühester Kindheit, erleiden musste, und die hohe Achtung der Inder vor seinen als Ikonen geltenden Eltern erklären die Popularität und die Sympathien, die Sanju Baba genießt. Und der Mut, den er bewies, als er seine persönlichen Tragödien überwand und sich aus dem Nichts als Filmheld etablierte, verschaffte ihm unumwundene Bewunderung.

Tief verletzt durch Gerüchte über eine Verbindung seiner Mutter mit einem legendären Bollywood-Star geriet Sanjay in seiner Schulzeit in schlechte Gesellschaft und begann, Drogen zu nehmen. Seine Sucht wirkte sich verheerend auf den Zustand seiner krebskranken Mutter aus, die etwa zur gleichen Zeit starb, als sein erster Film Rocky (1981) herauskam.

Auch seine erste Frau Richa Sharma starb früh, nach der Geburt der Tochter Trishala, für die er das Sorgerecht nach einem bitter ausgekämpften Gerichtsverfahren an seine Schwiegereltern verlor.

Und seine zweite, 1995 geschlossene Ehe mit Rhea Pillay dauerte ebenfalls nicht lange - nach einer langen Trennungsphase erfolgte die Scheidung 2005, im gleichen Jahr, in dem sein Vater Sunil Dutt, damals Minister im Kabinett, verstarb.

Sanjays Leben vor der Kamera war nicht weniger schwierig. In einem kürzlich veröffentlichten Artikel über die Kämpfe des Schauspielers in seinen frühen Jahren erzählt Mahesh Bhatt, wie die Menschen sich anfangs über Sanjay lustig machten, wann immer er auf der Leinwand erschien.

'Seine Rolle in Vidhaata war ein Desaster. Das Publikum brüllte vor Lachen in einer emotionalen Szene, weil er einfach nicht rüberkam.'

Doch dann erinnert sich Mahesh auch, wie beherzt der Schauspieler nach seinem Drogenentzug - 'er sah aus wie eine Blume, die über Nacht in deinem Hinterhof erblüht ist' - seine zweite Chance ergriff.

'Sanju spielte seine Rolle in Naam mit der Zielstrebigkeit eines Pferdes mit Scheuklappen', sagt Mahesh.

Neben Khalnayak, einem der größten Sanjay-Hits, der zeitlich mit seiner Involvierung in die Mumbai Blasts von 1993 zusammenfiel, waren es Filme wie Sadak, Vaastav und Mission Kashmir, durch die er sich einen Namen als Schauspieler machte, der in einer eigenen Liga spielt.

Munnabhai MBBS und Lage Raho Munnabhai freilich katapultierten ihn auf den Gipfel des Ruhms und schrieben eine weitere Geschichte in der indischen Filmindustrie.

Sein ansteckendes Lächeln, das Leid in seinen melancholischen Augen, die Sprache des einfachen Mannes, die er so selbstverständlich spricht, und seine anspruchslose Bescheidenheit sind es, weswegen ihn die Menschen so lieben.

Um noch einmal Mahesh Bhatt zu zitieren: 'Sanjay benahm sich niemals wie ein Mitglied der Bollywood-Aristokratie oder wie der Sohn zweier Filmikonen... ebenso wenig drückte ihn das Gewicht der Berühmtheit seiner Eltern nieder... Für die Menschen war er ganz einfach immer nur einer von ihnen, der eher bei den Fahrern, Maskenbildnern und Beleuchtungsjungs zu Hause war.'

(Shyam Pandharipande; Deutsch von Diwali)

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