Sonntag, 25. März 2007

Fateh (1991)

Zur Story: Karan (Sanjay Dutt), Ranvir (Satyajeet Puri) und Salim (Mohsin Khan) dienen beim Militär unter Major Anand (Suresh Oberoi), der ihnen wie ein Vater zugetan ist. Bei der „Operation Fateh“ gegen den Waffenhändler und Drogenschmuggler Samrat (Paresh Rawal) schießt dieser den Major zum Krüppel und entkommt selbst nur mit knapper Not. Major Anand sieht sich gezwungen, die Armee zu verlassen, und eröffnet eine Werkstatt. Schon bald legt er sich mit dem Gangster Bablia (Dinesh Anand) an, der wiederum mit Samrat zusammenarbeitet, und während eines Handgemenges mit Bablias Männern erschießt Samrat den Major. Karan, Ranvir und Salim erweisen ihrem früheren Vorgesetzten die letzte Ehre, doch bei ihren Erkundigungen nach den Umständen seines Todes hüllt sich alles in angstvolles Schweigen. Die drei beschließen, auf eigene Faust den Mörder zu ermitteln und zur Strecke zu bringen – wobei Karan und Salim auch noch die Zeit bleibt, sich in Maria (Ekta Sohini) bzw. Sahira (Sonam) zu verlieben. Über Bablia und den zwielichtigen Inspektor Doshi (Shafi Inamdar) kommen die drei Freunde der Wahrheit allmählich näher...

Wer immer schon mal wissen wollte, warum Sanjay auch „Deadly Dutt“ genannt wird, der sehe sich den Clip „Tere Siva Mere Siva“ aus dem Film Fateh an. Zwischen faszinierend-kalt ausgeleuchteten Eisblöcken umtanzt Ekta Sohini einen saugut aussehenden langhaarigen Sanjay Dutt in Jeans, Unterhemd und Sonnenbrille, der seinerseits nicht tanzt, sondern – völlig cool trainiert! Hanteln, Punching-Sack, Klimmzug-Stange, alles kommt zum Einsatz, und von den arbeitenden Muskeln bis zu den im Scheinwerferlicht glitzernden Schweißperlen auf Sanjus Gesicht und Body wird alles in Großaufnahmen eingefangen, bei denen frau jede Selbstkontrolle über Bord werfen möchte – da kann der Song noch so sehr an Laura Branigans „Self Control“ gemahnen. Dieser Clip ist absolut tödlich, und Fans des durchtrainierten und langhaarigen Sanju-Pumas sollten ihn sich keinesfalls zu Gemüte führen, ohne Herztropfen in Griffweite zu haben.

War sonst noch was? Ach ja, der Film. Der ist, alles in allem, okay. Sanjay Dutt, Satyajeet Puri und Mohsin Khan sind ein sympathisches Freundestrio (süß die Szene, in der jeder mit einer roten Rose am Krankenbett des Majors erscheint), Suresh Oberoi glänzt in seiner kleinen Rolle durch gewohnt souveräne Präsenz (dass er trotz steifen Beins noch so toll kämpfen kann, soll mich nach Prans Don-Seiltanz nicht weiter wundern), Paresh Rawal spielt seinen üblichen Schurkenstiefel (wobei es deftigen Punktabzug für seine Maskenbildner wegen der dilettantisch aufgeklebten Brandnarbe gibt, die sich zudem auch noch immer wieder verändert), Shafi Inamdar ist wunderbar als korrupter Inspektor, und die beiden Damen Ekta Sohini und Sonam haben erfreulich viel zu tun, wobei vor allem Sonam einmal mehr durch ihr intensives Spiel besticht.

Sanjay freilich verdient noch einmal ein Extrakapitel, und das nicht nur wegen dieses tödlichen Eis-und-Schweiß-Clips. Ein für Sanju-Fans interessanter Nebeneffekt bei Fateh ist nämlich, dass man im Verlauf dieses Films seine damalige Entwicklung hin zum Action-Helden direkt nachvollziehen kann. Gemäß der damals üblichen Schichtarbeit-Vorgehensweise wurden auch bei Fateh nicht alle Szenen in einem Rutsch gedreht, und so gibt es zwischendrin eine Reihe von Szenen, in denen Sanjus Haare noch nicht ganz so lang waren wie bei den späteren Vokuhila-Sequenzen und in denen er noch eher liebenswert-humorvoll dargestellt wird. Dabei liefert er auch wieder einmal einen Beweis für seine köstliche Fähigkeit, sich selbst auf die Schippe zu nehmen, indem er sich in angesäuseltem Zustand von einer - freundlich gesagt - gut gebauten Dame Typ „Mummy“ (Guddi Maruti) schultern und abtransportieren lässt. Überhaupt greift Karan erstaunlich oft in diesem Film zur Flasche, er tanzt besoffen, kämpft besoffen und mit der Flasche in der Hand, und selbst zum „Vorstellungsgespräch“ beim Vater seiner Angebeteten - Satyen Kappu - erscheint er in angeheitertem Zustand, wobei ihn die Tatsache rettet, dass Papa auch gern einen hebt...

Diese Szenen waren also längst im Kasten, als Sanjay sich in anderen Filmen immer mehr als großer Action-Held profilierte und ausgedehnte Kampfszenen, in denen bei ihm dann auch reichlich Blut fließen musste, in seinen Action-Filmen nicht mehr fehlen durften – es mag genügen, wenn ich darauf hinweise, dass Fateh etwa zeitgleich mit Sadak herausgekommen ist. Ergo finden sich neben den anderen dann auch solche Sanjay-kämpft-und-blutet-Szenen in Fateh, und ich wage die Behauptung, dass diese noch nachträglich in den Film reingeschrieben wurden, um ihn dem aktuellen Publikumsgeschmack anzupassen, und dass das dadurch manchmal etwas uneinheitliche Charakterbild Karans demnach schlichtweg Sanjays damaliger Rollenbild-Entwicklung geschuldet ist. Den Filmgenuss sollte das indes nicht trüben. Schon wegen „Tere Siva Mere Siva“ nicht. Soviel Puma war selten.

Produktion: Mukesh Duggal; Regie: Talat Jani
154 Min.; VCD: Eagle, ohne UT
Haarfaktor

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