Freitag, 16. März 2007

Jeete Hain Shaan Se (1988)

Zur Story: Johny (Mithun Chakraborty), Govinda (Sanjay Dutt) und Iqbal Ali (Govinda) sind drei Freunde, die in ihrer Gemeinde in Bombay immer zur Stelle sind und eingreifen, wenn Menschen in Not geraten oder bedroht werden. Johny ist ohne Eltern aufgewachsen, weswegen er häufig depressiv wird, zu Alkohol greift und von seiner Freundin Julie (Mandakini) wieder aufgerichtet werden muss. Der hitzköpfige Govinda und die reiche, egozentrische Kiran (Vijayata Pandit) wiederum brauchen ein wenig Nachhilfe von Iqbal, um nach anfänglichen massiven Schwierigkeiten zueinanderzufinden. Als Govinda von Johny erfährt, dass Kirans Vater Balwant (Danny Denzongpa) ein Drogenschmuggler ist, und er daraufhin Kiran mit der Wahrheit über ihren Vater konfrontiert (den sie bis dahin für einen ehrlichen Mann gehalten hat), befiehlt Balwant, Govinda zu töten - doch die Mörder erschlagen versehentlich Govindas Mutter Geeta (Ashalata). Bei ihrer Trauerfeier kommt es zu einem überraschenden Wiedersehen Govindas mit seinem seit Jahren verschollenen Vater, Advokat Verma (Satyen Kappu). Doch die Freude währt nur kurz, denn bald darauf erfährt Johny, dass seine Mutter Mary (Gita Siddharth) am Leben ist: Sie war vor zwanzig Jahren wegen Mordes an ihrem Mann zu lebenslanger Haft verurteilt worden, weil ihr Anwalt Verma den Beweis ihrer Unschuld an den wahren Mörder verkauft hatte. Als Johny Verma deswegen zur Rede stellt, weist Govinda die Vorwürfe vehement zurück, doch bevor die beiden Freunde sich in ihrer Rage gegenseitig töten können, enthüllt Verma ihnen die ganze Wahrheit: Der Verantwortliche für den Tod von Johnys Vater ist Balwant, der damals den Verdacht auf Mary lenkte und Verma mit der Drohung, Geeta und Govinda zu ermorden, zum Schweigen vor Gericht erpresste. Und während Johny und Govinda sich versöhnen und beschließen, gemeinsam gegen Balwant vorzugehen, plant dieser bereits den nächsten grausamen Anschlag auf das Glück der drei Freunde...

Jeete Hain Shaan Se (= Wir leben mit Stolz) ist allein schon aus besetzungstechnischen Gründen ein interessanter Film, markiert er doch das erste Aufeinandertreffen sowohl von Sanjay und Govinda als auch von Sanjay und Mithun auf der Leinwand. Wobei Govinda, Sanjus späterer mehrfacher Partner sowohl in ernsten Geschichten als auch in Klamaukkomödien, hier noch verhältnismäßig wenig zu tun hat, eher das ausgleichende Gute-Laune-Element in dem Freundestrio ist und diese Aufgabe mit viel liebenswertem Charme löst. Die beiden zentralen Gestalten sind Mithun und Sanjay, und das barg Zündstoff nicht nur innerhalb der Story. Denn in dem damals immer mehr aufstrebenden Sanjay durfte Mithun zu Recht einen ernsthaften Rivalen um seine Position als Leading Hero befürchten – hier sogar noch mehr als in dem ein Jahr später herausgekommenen Ilaaka, wo Sanjay zumindest auf dem Drehbuch-Papier definitiv nur die zweite Geige spielte (was er dann daraus machte, ist natürlich wieder ein ganz anderes Kapitel), während seine Rolle in Jeete Hain Shaan Se mit der von Mithun absolut gleichwertig war. Und Sanju wäre nicht Sanju gewesen, wenn er diese einmalige Chance nicht 100%ig für sich genutzt und mit einer tollen und temperamentvollen Leistung aufgetrumpft hätte. Es lässt sich nicht leugnen, dass er immer dann besonders gut ist, wenn ihn angesichts seiner Partner der Ehrgeiz packt – ob als Tänzer an der Seite einer Tanzgöttin wie Madhuri Dixit oder als Schauspieler neben Kalibern wie Amitabh Bachchan oder eben unmittelbaren Rollenfach-Rivalen wie Mithun Chakraborty.

Mithun seinerseits lässt sich natürlich auch nicht lumpen, spielt ebenfalls großartig auf und gestaltet seinen Part (einschließlich eines humorvollen Auftritts als sich selbst) ungemein sympathisch, so dass das Drei-Konfessionen-Freundeskleeblatt (Johny ist Christ, Govinda Hindu und Iqbal Muslim) bestens miteinander harmoniert – zumal es zumindest keine sichtbaren Versuche gibt, den oder die Konkurrenten in irgendeiner Weise auszustechen oder an die Wand zu spielen. Vielmehr schaukeln die drei sich gegenseitig ständig hoch: Ungemein emotional und bewegend gestalten sie die Trauerfeier-Szene für Govindas Mutter, bei den Konfrontationen zwischen Mithun und Sanjay geht so richtig die Post ab, und ein wahres Vergnügen ist ihre große gemeinsame Tanzszene, in der Sanjay hinter seinen beiden – damals zu Recht als die besseren Tänzer angesehenen – Co-Stars überhaupt nicht zurücksteht, ja stellenweise sogar die elegantesten Bewegungen von allen draufhat. Überhaupt sind die Clips hier sehr gerecht auf die drei Hauptdarsteller verteilt: Jeder bekommt seinen eigenen Auftrittsclip, dazu dürfen Mithun und Sanju sich auch noch mit ihren Partnerinnen tanzenderweise amüsieren.

Auch an die geht ein großes Lob: Mandakini ist hier viel präsenter als in Jeeva und bietet Johny, wenn den mal wieder der (Alkohol-)Rappel packt, ohne Umschweife Paroli. Vijayata Pandit dagegen hat das Pech, eine anfangs sehr unsympathisch gezeichnete Figur spielen, dafür von Sanjay zumindest verbal entsprechend einstecken zu müssen (holla, kann Sanju wütend werden – er macht Kiran ein paarmal ganz schön zur Schnecke) und am Ende dann auch noch vom Drehbuch buchstäblich vergessen zu werden. Wobei sie zumindest dieses Schicksal mit Mandakini teilt. Denn sobald nach gut anderthalb Stunden Danny Denzongpas Stunde schlägt, dreht sich alles nur noch um ihn, seine früheren Opfer und die drei Freunde. Danny spielt den Schurken mit viel nobler Zurückhaltung und verleiht ihm dadurch eine unterschwellige Gefährlichkeit, die seinen Balwant wohltuend von so manchen anderen und eher plakativen Fieslingsrollen in den 1980er Jahren abhebt.

Jeete Hain Shaan Se ist in jedem Fall das Prädikat „sehenswert“ zu verleihen. Gute Story (abgesehen von den üblichen kleinen Ungereimtheiten - zum Beispiel: Warum kommt die zu lebenslänglich verurteilte Mary plötzlich frei?), gute Darsteller und – rückblickend – eben ein paar sehr interessante erste Begegnungen auf der Leinwand, die zum Glück nicht in Mord- und Totschlag unter Rivalen geendet haben, sondern die Beteiligten zu intensiven und mitreißenden Leistungen inspiriert haben. Da macht es doch so richtig Spaß, zuzuschauen. Schnipp’s noch einmal, Sanju!

Produktion: P. Bhagyam; Regie: Kawal Sharma
153 Min.; DVD: KMI, englische UT (inkl. Songs); die DVD hat einige Ton- und Bildstörungen

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