Montag, 26. März 2007

Stardust 5/1997: Court Martial

Stardust, Mai 1997

Court Martial: Lust / Sinnliche Begierde / Sucht
(Court Martial = "Kriegsgericht": monatliche Stardust-Kolumne)


Action Hero Sanjay Dutt ist der Stoff, aus dem die Träume sind. Und Seifenopern geschrieben werden. Sanjays Lebensgeschichte könnte einen Spielberg samt seinen Special Effects mit Leichtigkeit in die Flucht schlagen. Denn Deadly Dutt ist größer als das Leben selbst. Eine Kampfmaschine, die in aller Unschuld und ohne jede Anstrengung in Schwierigkeiten hineinläuft. Obwohl er eigentlich weniger hineinläuft, sondern sich vielmehr in gewisser Weise hineinpirscht! Wie der stolze Löwe, den man im Glamour-Dschungel ausgesetzt hat. Das Hyänenpack hat sich beim Beleidigen des Löwenkönigs heiser geschrieen. Schließlich ist Sanjay des Skandals liebstes Kind. Der, der immer Geschichte geschrieben hat. Offenbar war es einfach Zeit für „seine“ Story. Zeit für den schlafenden Tiger, aufzuwachen und sich die Hyänen vorzuknöpfen. Als der wahre Überlebenskünstler, der er ist, konnte Sanjay dieser Herausforderung nicht widerstehen. Lesen Sie selbst, wie der Action Hero im Court Martial dieses Monats zur Abwechslung mal richtige Action veranstaltet.


Stardust: Sie galten einst als der sicherste Dauer-Covertyp überhaupt, heute scheinen Sie von all den Salmans und Shahrukhs ins Abseits gedrängt zu werden. Was ist aus dem Hammer geworden, der es liebte, Schlagzeilen zu machen? Was aus dem Deadly Dutt, der nur zu gerne gefährlich lebte?

Sanjay: Sehen Sie, manchmal habe ich das Gefühl, dass es ganz gut ist, sich mal ein wenig im Hintergrund zu halten. Ich gebe zu, dass Medien sehr wichtig sind. Publicity kann sehr hilfreich sein. Aber dann gibt es auch Zeiten, wo du das Gefühl hast, dass du dein eigenes Ding durchziehen willst. Und ich denke, genau durch so eine Phase gehe ich eben jetzt. Was die Schlagzeilen betrifft, okay, es gab eine Zeit in meinen jüngeren Jahren, da habe ich diese ganze Aufmerksamkeit durchaus geliebt. Heute haben diese anderen Jungs übernommen, Typen, über die man redet, und darüber bin ich froh. Das ist jetzt ihre Zeit, lasst sie die Publicity genießen! Ich habe mehr als meinen Teil daran gehabt. Ich glaube, man beginnt seine Privatsphäre viel mehr zu schätzen und zu pflegen, wenn man einmal eine Überdosis an Publicity gehabt hat.

Stardust: Ihr Miniatur-Auftritt in Sanam scheint Vivek Mushrans Ego ziemlich zerstört zu haben. Vor allem, da es Ihr Gesicht war, das auf allen Reklamewänden und in allen Promos gezeigt wurde. Kein Wunder, dass Vivek Mushran heutzutage ausflippt, sobald auch nur Ihr Name erwähnt wird. Hätten Sie angesichts Ihrer eher kleinen Rolle in diesem Film nicht ein Machtwort sprechen sollen, vor allem in Bezug auf die Werbung?

Sanjay: Ich weiß gar nicht, was ich da jetzt sagen soll. Sehen Sie, ich mische mich in diese Dinge nie ein. Die Werbung lag in den Händen der Produktionsabteilung von Sanam. Ich kann denen doch nicht sagen, was sie machen sollen, oder? Ich hab denen nicht gesagt, dass sie mein Gesicht auf die Filmplakate pinseln oder meine Szenen in den Promos spielen sollen. Das war deren Entscheidung. Und nein, ich glaube nicht, dass Vivek irgendwie sauer auf mich ist. Und selbst wenn er es ist, dann sehe ich überhaupt keinen Grund dafür. Weil ich sicher bin, er weiß, dass es nicht meine Schuld ist. Davon abgesehen, letzten Endes macht ein Produzent immer das, was für seinen Film für richtig hält.

Stardust: Safari scheint ein einziger langer Urlaub für Dobbie Goyal zu sein, den Produzenten des Filmes. Denn besonders was die Dreharbeiten betrifft, macht der Film seinem Namen alle Ehre. Es ist doch schon wieder eine ganze Weile her, dass Sie für diesen Film gedreht haben. Was genau ist der Grund für die Verzögerung? Sollten Sie diesem Film nicht Priorität einräumen, angesichts der Tatsache, dass der Film jetzt schon fast vier Jahre alt ist?

Sanjay: Ja, dieser Film hat viel gelitten. Erst wurde er durch mein Lungenproblem aufgehalten, dann durch Richas Erkrankung und später durch meine Verhaftung. Aber wir haben jetzt die Dreharbeiten wieder aufgenommen. Es gibt keine Verzögerungen mehr. Jetzt werden wir den Film bald in trockene Tücher bringen, und ich habe darüber auch schon mit Dobbie gesprochen. Wir haben sehr hart an diesem Film gearbeitet.

Stardust: Von Mukul Anands Magnum Opus Dus werden Wunderdinge für Ihre Karriere erwartet. Aber wenn man bedenkt, dass Mukul mehr ein technischer Magier als ein Filmemacher ist, sollten Sie da nicht eher auf einen anderen Film setzen? Zumal da Ihr Co-Star Salman Khan ist, der wohl die substanzreichere Rolle in dem Film hat?

Sanjay: Offen gesagt, ich halte Mukul für einen großartigen Regisseur. Seine Filme kommen auf der Leinwand immer gut rüber. Auf dem technischen Sektor vollbringt er Wunderdinge. Und ich habe volles Vertrauen in ihn, auch wenn manche Leute meinen, dass seinen Filmen die emotionale Komponente fehlt. Ich weiß, dass Dus sehr gut werden wird. Es ist ein großes Projekt und zur Abwechslung mal ein ganz anderes und kraftvolles Drehbuch. Was Salman betrifft und dass er die bessere Rolle haben soll als ich, wollen wir damit nicht warten, bis Sie den Film gesehen haben? Ich jedenfalls weiß genau, wie meine Rolle in dem Film aussieht, deshalb sehe ich da überhaupt keine Probleme. Und Salman ist ein großartiger Typ, ich arbeite gerne mit ihm zusammen.

Stardust: Sie spielen eine durch und durch negative Figur in Sohail Khans nächstem Film. Und wenn man den Gerüchten glauben darf, ist Ihre diabolisch-zwielichtige Aufmachung in dem Film jederzeit imstande, bei Gulshan Grover einen Komplex auszulösen. Was hat Sie veranlasst, zu diesem Zeitpunkt Ihrer Karriere eine solche negative Rolle anzunehmen?

Sanjay: Nein, nein, die Rolle mache ich doch gar nicht mehr. Ursprünglich haben wir zwar durchaus schon an der Aufmachung gearbeitet, mit speziellen Kontaktlinsen etc., und an dem negativen Charakter – aber jetzt nicht mehr. Jetzt mache ich einen ganz anderen Film mit Sohail und Salman, einen richtigen Spaßfilm. Warten Sie’s ab – der ist Dynamit.

Stardust: Ihre Freizeit scheinen Sie voll und ganz dafür zu verwenden, sich mit Salman Khan rumzutreiben, praktisch jede zweite Nacht. Dabei hat man so einiges beobachtet. Was ist aus dem Helden geworden, der überall verkündet hat, die großen Parties aufgegeben zu haben?

Sanjay: Ich habe in all der letzten Zeit kaum jemals überhaupt an einer Party teilgenommen. Wo soll ich bitte die Zeit dafür hernehmen? Mein täglicher Terminkalender ist derart vollgestopft, dass ich kaum Zeit überhaupt zum Durchschnaufen finde. Wo soll jemand, der jeden Tag schon in aller Herrgottsfrühe aufsteht, um zum Gericht zu gehen, dann dreht, dann abends trainiert und danach die zweite Schicht dreht, die Zeit für so was finden? Okay, ich gebe zu, ich hänge viel mit Salman rum, aber das ist kein Partygehen. Wir treffen uns regelmäßig, gehen aus, trainieren manchmal zusammen, solche Dinge. Salman und ich haben wirklich eine gute Beziehung, wir stehen einander sehr nahe. Er ist ein großartiger herzensguter Typ. Wir treffen uns oft, aber das war’s dann auch, yaar. Es ist nicht so, dass ich meine ganze Freizeit mit ihm verbringe oder so was. Nichts dergleichen. Wir haben genügend Arbeit am Hals, dass wir auch so genug zu tun haben. Toi-Toi-Toi!

Stardust: Subhash Ghai ist ein Produzent, der von Ihrer Verhaftung finanziell regelrecht profitiert hat. Und nun, da Sie wieder frei sind, hat sich dieser Showman nicht mal die Mühe gemacht, auf Sie zuzugehen und Sie für Trimurti zu entschädigen. Stört Sie das, oder halten Sie es eher mit Jackie, der meinte, Sie hätten sowieso nicht viel verpasst?

Sanjay: Hey, hat Jaggu das gesagt? Wirklich? Im Ernst, ich weiß gar nicht, was ich dazu jetzt sagen soll. Ich habe Trimurti nicht gesehen, kann mir zu dem Film demnach keine Meinung bilden. Deshalb kann ich jetzt wirklich keinen Kommentar abgeben. Um Ihre Frage zu beantworten: nein, Subhashji ist bislang mit keinem neuen Filmangebot an mich herangetreten.

Stardust: Mit Ihrem Aussehen – die Inkarnation eines Adonis – gelten Sie als das perfekte Material für Ohnmachtsanfälle. Die Sorte, vor der jede Frau schwach wird und in die Knie geht. Ihr sogenannter Aufreißer-Ruf heizt diesen Punkt noch mehr an. Solange Sie die Frauen nicht völlig verrückt machen, natürlich. Werden Sie Ihrem Casanova-Image immer noch gerecht?

Sanjay: Ich? Casanova? Über welches Casanova-Image reden wir hier? Ich glaube nicht, dass ich diese Form von Aufreißer-Image heute noch habe. Früher hatte ich es, zugegeben. Jeder Typ durchläuft doch mal eine Phase in seinem Leben, in der er sich darin gefällt, sich als ein großer Casanova aufzuspielen, und die hatte ich durchaus auch. Aber heute haben wir doch genügend andere Casanovas wie Akshay Kumar, die sind jetzt dran. So wie es auch einmal eine Zeit gab, in der Tom Cruise als hot galt, und heute gilt Brad Pitt als sexiest man alive. So geht das. Ich finde, jetzt ist die Zeit von Akshay. Gilt nicht er als Casanova?

Stardust: Von Akshay heißt es ja, dass er es extrem auf Sie abgesehen hat. Vor allem, da er immer noch Ihnen die Schuld dafür gibt, dass er in Amaanat so an den Rand gedrängt worden ist. Heute meint er ein größerer Star als Sie zu sein aufgrund seines Status als Mann, der immer für einen Hit gut ist. Solche Ego-Kollisionen gehören natürlich zum Spiel, aber wäre es nicht besser, Sie würden das Problem jetzt aus der Welt schaffen anstatt es leise weiterköcheln zu lassen und damit das Schicksal von Raftaar zu beeinflussen?

Sanjay: Also falls Akshay während Amaanat igrendwelche Probleme hatte, so betrafen sie ganz und gar ihn und den Produzenten. Ich war da nie involviert. Ich mag es nicht, in so was hineingezogen zu werden. Was mich betrifft, ich habe mit niemandem ein Problem. Wenn ein anderer Schauspieler ein Problem hat, dann ist das seine Sache. Warum soll ich mich da einmischen? Ich halte mich aus solchem Ärger lieber raus. Und ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass Akshay ein Problem mit mir hat. Er hat immer zu mir aufgesehen und mir sogar gesagt, dass er mich sehr schätzt. Was Raftaar betrifft, so habe ich Feroz (Nadiadwala) sofort klargemacht, dass es Probleme dieser Art in Zukunft nicht mehr geben sollte. Wir haben uns zusammengesetzt und die ganze Sache ausdiskutiert. Es gab eine genaue Erzählung des Drehbuchs, und es ist besser, Klartext zu reden, statt solche Dinge Einfluss auf den Film nehmen zu lassen. Da stimme ich vollkommen mit Ihnen überein. Und genau so sind wir vorgegangen. Und ich glaube nicht, dass es irgendwelche Ego-Kollisionen als solche zwischen Akshay und mir gibt.

Stardust: Shahrukh scheint ein Tabu-Thema zu sein, was Sie betrifft. Besonders seit dieser Khan Sie auf Feroz Nadiadwalas Party im Scherz als qaidi (Gefangener) bezeichnet haben soll, so heißt es jedenfalls. Glauben Sie tatsächlich, dass Shahrukh imstande ist, so etwas zu sagen? Sollten Sie nicht auf das Wort des Khan vertrauen, statt dem Rest der Welt zu glauben? Wir können Sie nur so stur sein?

Sanjay: Erstens mal glaube ich keineswegs, dass Shahrukh imstande wäre, mich gezielt zu beleidigen. Nicht nachdem er mir jede Menge Briefe geschrieben hat, als ich im Knast war. Die Frage, ob ich all dieses Zeug glaube, stellt sich daher überhaupt gar nicht erst. Ja, Shahrukh hatte ein paar Probleme mit Feroz auf jener Party, aber soweit es mich betrifft, gibt es keinerlei Spannung zwischen Shahrukh und mir. Fakt ist, Shahrukh hat mich sogar angerufen, als diese Geschichten die Runde machten, um die Dinge klarzustellen, und ich habe ihm gesagt, dass ich kein Wort glaube von dem Zeug, das die Leute verbreiten. Und ich fand es wirklich nett von ihm, dass er extra angerufen hat, um die Sache aus der Welt zu schaffen.

Stardust: Die Gerüchteküche behauptet steif und fest, Sie hätten Filmangebote mit Madhuri Dixit zu Dutzenden abgelehnt. Mit dem Ergebnis, dass Madhuri eingeschnappt ist und Sie bei der Mahaanta-Party nach einem lahmen „Hallo“ wie Luft behandelt hat. Treiben Sie es mit Ihrem Groll gegen Madhuri nicht zu weit?

Sanjay: Madhuri ist eine gute Schauspielerin und ein ganz lieber Mensch. Wenn ich noch nicht wieder mit ihr gearbeitet habe, dann deshalb, weil mir nichts wirklich Gutes angeboten wurde. Und nicht, weil ich irgendeinen Groll gegen sie hätte. Und ich finde auch nicht, dass wir einander auf der Mahaanta-Party ignoriert haben oder dass sie mich wie Luft behandelt hätte. Klar habe ich „Hallo“ gesagt, als ich sie auf der Party traf. Was erwarten die Leute denn mehr von mir? Dass ich auf der Stelle in einen Song ausbreche und mit ihr zu tanzen anfange?

Stardust: Viele meinen, dass Sie nicht so viel Zeit mit Ihrer Tochter Trishala verbringen, wie Sie sollten. Nun, da sie im Ausland bei Richas Eltern lebt, hat das Ihre Beziehung zu Trishala irgendwie beeinträchtigt?

Sanjay: Sehen Sie, Trishala ist dort einfach in einer glücklicheren Situation. Ihre Großeltern kümmern sich gut um sie. Sie fühlt sich sehr wohl dort. Und sie ist in Amerika aufgewachsen, daher ist das Leben dort für sie leichter. Sie war für eine Woche hier in Indien, und glauben Sie mir, sie kam nicht klar damit. All die Luftverschmutzung und die Hitze. Und ganz im Ernst, mir ist es lieber, sie wächst da drüben auf, in einer anderen Umwelt. An einem Ort, wo sie glücklich ist. Es macht ihr Spaß, dort zur Schule zu gehen... und glauben Sie mir, hierzulande habe ich noch kein Kind getroffen, das gerne zur Schule geht. Was diese Kinder hier an Hausaufgaben zu tun kriegen, schockt mich total. Für mich zählt Trishalas Zukunft mehr als die Frage, ob sie bei mir ist. Und dank E-mails bleiben wir regelmäßig in Kontakt. Sie schreibt mir die ganze Zeit über immer wieder so süße kleine Briefe. Wir sind ein High-Tech-Vater-und-Tochter-Team.

Stardust: Wie genau sieht der Status Quo zwischen Ihnen und Rhea derzeit aus? Erst kürzlich gab es eine Menge Gerüchte, dass Ihre Beziehung derzeit durch eine raue Phase geht. Warum klären Sie das Ganze nicht ein für allemal? Oder noch besser, warum überraschen Sie die Welt nicht zur Abwechslung mal mit einer guten Nachricht?

Sanjay: O ja, darüber habe ich auch schon einiges gehört – dass ich ohne Rhea auf Parties gehe oder dass wir Probleme haben... Offen gesagt: nichts davon. Rhea ist ein wunderbarer Mensch. Ich weiß nicht, was ich ohne sie machen würde. Sie stand zu mir, als ich sie am meisten brauchte, und das werde ich ihr nie vergessen. Ich könnte Rhea niemals verlassen, völlig unmöglich. Ich liebe sie zu sehr, um überhaupt an so etwas zu denken. Rhea ist die ideale Frau für mich. Und im Grunde genommen bin ich im Herzen durch und durch altmodisch. Besonders, was Liebe betrifft. Ich glaube sehr an Loyalität. Es ist einfach so, dass ich nicht viel über unsere Beziehung reden will. Ich bin da sehr abergläubisch. Was gute Nachrichten betrifft – warten Sie’s ab. Sie werden bald genug etwas Entsprechendes hören, soviel kann ich Ihnen versichern. Sie haben mein Wort darauf.

(Rohini Iyer; Deutsch von Diwali)

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