Montag, 20. April 2015

PK (2014)

"Humra phiren... Ouka naam hai Bhairao, lekin hum ouka bulawat hai Bhaaya..."
"My friend... His name is Bhairao but I call him brother..."
Aamir Khan


Zur Story: Ein Außerirdischer (Aamir Khan) landet in der Wüste von Rajasthan, und als erstes kommt ihm dort der Talisman abhanden, den er braucht, um auf seinen Planeten zurückkehren zu können. Der Bandleader Bhairon Singh (Sanjay Dutt) nimmt sich des orientierungslosen Fremden an und schickt ihn schließlich nach Delhi, wo er bald allenthalben PK genannt wird - und wo er immer wieder zu hören bekommt, nur Gott könne ihm helfen und ihm solle er vertrauen. Auf der Suche nach diesem Gott macht PK nicht nur Bekanntschaft mit verschiedenen Religionen, sondern auch mit dem jeweiligen Bodenpersonal. Dabei erregt PK die Aufmerksamkeit der Journalistin Jagat Janani, genannt Jaggu (Anushka Sharma), die nach einer unglücklichen Liebesbeziehung mit dem Pakistani Sarfaraz Yousuf (Sushant Singh Rajput) für den TV-Sender von Cherry Bajwa (Boman Irani) arbeitet. Sie wittert eine große Story. Und als PK anfängt, simple Fragen zum Thema Gott zu stellen und Methoden wie die des Sekten-Guru Tapasvi Maharaj (Saurabh Shukla) anzuzweifeln, erweist sich schnell, dass er damit vielen Menschen aus dem Herzen spricht…

Was kann man da noch sagen außer: Rajkumar Hirani has done it again. Nach den Munnabhai-Filmen und 3 idiots schenkt er uns erneut einen Film mit einer Botschaft, die ganz ohne erhobenen Zeigefinger daherkommt - eine liebevoll erzählte Geschichte, bei der man schallend lachen und Rotz und Wasser heulen kann, und das Ganze präsentiert von einem spielfreudigen Ensemble, das größtenteils mittlerweile zum Inventar gehört und die Hiranische Handschrift aus dem FF beherrscht. Zweieinhalb Stunden wunderbare Unterhaltung, bei der es fast nichts zu bekritteln gibt - und wenn überhaupt, dann ist es Kritteln auf ganz hohem Niveau.

Hirani handhabt das kitzlige Thema “Gott und Religion” mit unglaublichem Feingefühl und ganz klar mit Liebe und Respekt allen gegenüber. Dass er dem Film einen Disclaimer “This film is a work of fiction - we do not intend to hurt the sentiments of any individual, community, sect or religion” vorausstellte, ist verständlich in einer Zeit und einem Land, wo religiöser Extremismus sich eher auf dem Vormarsch als auf dem Rückzug befindet; und dass es tatsächlich nach der Premiere Anfeindungen gab (aus mehreren religiösen Lagern, wohlgemerkt), beweist nur umso mehr, wie sehr Hirani den Nagel auf den Kopf getroffen hat und wie wichtig solche PKs sind - die keineswegs Gott selbst in Frage stellen, sondern vielmehr die Methoden seiner “Manager” auf Erden; und die ganz klar die Ansicht vertreten, dass Gott keine Menschen braucht, die ihn verteidigen oder glauben, es zu müssen.

Jedes weitere Detail der Handlung, der so unerwarteten wie herzerfrischenden Fragen PKs oder der überwältigenden Wrong-Number-Welle zu verraten würde den Film seiner schönsten Überraschungen berauben. Ich kann nur sagen: Ansehen! Es gibt wunderschöne Locations in Rajasthan, Delhi und dem belgischen Brügge, es gibt herrlich schwungvolle Feelgood-Musik, bei der der ganze Körper automatisch mitwippt, und der Cast ist eine einzige großartige Wundertüte. Aamir Khan ist eine Wucht als PK, der mit weit aufgerissenen Augen wie ein Kind eine ihm fremde Welt erkundet und in aller Unschuld Fragen stellt, die eigentlich völlig logisch sind und gerade deshalb zum Nachdenken anregen. Dass er nach Jahrzehnten im Filmgeschäft hier zum ersten Mal mit Sanjay Dutt zusammenarbeitet, ist das vielleicht größte Zuckerl dieses Films - Munnabhai meets Rancho, besser geht es nicht, zumal Sanjay seine kleine Rolle mit herrlich viel Gusto und Temperament spielt. Anushka Sharma ist bezaubernd als Jaggu - selbstbewusst und zugleich unsagbar verletzlich. Sushant Singh Rajput als Sarfaraz ist sympathisch und liebenswert, Boman Irani als TV-Boss wunderbar souverän und humorvoll und Saurabh Shukla als Sekten-Guru die Schein-Heiligkeit in Person. Und schließlich gibt es noch ein zweites Zuckerl in Gestalt von Ranbir Kapoor, der dem Film mit einem unerwarteten Cameo ein weiteres Glanzlicht aufsetzt.

PK ist ein intelligentes, respekt- und liebevolles Plädoyer für religiöse Toleranz. Möge dieser Film - gerade in unserer heutigen Zeit - viele Menschen zum Nachdenken bringen.

P.S. “PK” wird in den englischen UT übrigens mit “Tipsy” wiedergegeben; der Außerirdische wird aufgrund seiner Art und seinen Fragen ständig gefragt “are you tipsy?”, was soviel bedeutet wie “hast du einen im Tee?”. Tipsy = PK würde demnach in etwa “beschwipst” oder “bedudelt” bedeuten, im Sinne von “nicht ganz richtig im Kopf”.

Produktion: Vidhu Vinod Chopra, Rajkumar Hirani; Regie: Rajkumar Hirani153 Min; DVD: Reliance, englische UT (inkl. Songs); Bonus DVD: 18 Behind The Scenes, 4 Deleted Scenes; Fun Stickers

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