Freitag, 23. Mai 2008

g 6/1990: Without Greasepaint - Sanjay Dutt getting personal

g, Juni 1990

Ungeschminkt
Sanjay Dutt wird persönlich


Ich lüge: „Als Kind habe ich ohne mit der Wimper zu zucken unzählige Lügen erzählt, aber das waren kleinere. Aber ich denke, diese Angewohntheit fällt einem mit der Zeit immer leichter, und als ich die größte Lüge meines Lebens erzählen musste, kam sie mir ganz leicht über die Lippen: Als ich drogensüchtig wurde, musste ich das unbedingt geheim halten, besonders vor meiner Mutter, und das konnte ich, ohne eine Miene zu verziehen. Ich leugnete, jemals Drogen genommen zu haben. Ich musste lügen, weil sie leicht reizbar war und tausend Fragen in dem Zusammenhang gestellt hätte. Zweitens wusste ich, dass es ihr das Herz brechen und sie sich elend fühlen würde. Es war leicht für mich, sie zu belügen, weil sie mir leicht glaubte. Und wenn sie dann doch mal eine Frage zu diesem Thema stellte, hatte ich immer eine Antwort parat und erzählte ihr eine ganze Kette von Lügen, um die Wahrheit zu verbergen. Und wenn jemand mal eine meiner Lügen entlarvte, bekam er die Gardinenpredigt seines Lebens.

Als Kind wurde ich noch geschlagen für meine Flunkerei, später ausgeschimpft, und als ich groß wurde, hörten die Leute einfach auf, mit mir zu reden, weil sie mir wegen meiner Lügerei nicht mehr trauen konnten. Doch jetzt habe ich mich geändert. Heute sage ich lieber die Wahrheit und trage die Konsequenzen, als zu lügen und mit der Angst zu leben, ertappt zu werden.“


Ich bekenne: „Einen Fehler zuzugeben ist natürlich sehr schwierig, aber ich habe es getan. Allerdings nicht als Kind. Damals scherte ich mich einen Dreck um Richtig oder Falsch und gestand nur, wenn ich auf frischer Tat ertappt wurde, weil es dann kein Entkommen gab. Eines der wirklich großen Bekenntnisse meines Lebens war das Eingeständnis, dass ich drogensüchtig war, dass ich mein Leben ruinierte und dass ich Hilfe brauchte, um da raus zu kommen. Erst habe ich das mir selbst eingestanden und dann allen.

Meistens entscheide ich mich ganz spontan zu einem Bekenntnis. Ich bin sehr impulsiv. Dann rufe ich den Menschen, dem ich unrecht getan habe, einfach an oder gehe zu ihm und gebe es zu. Manche reagieren fair und sagen: ‚Vergiss es, geschehen ist geschehen.’ Andere werden wütend, und dann geigen sie dir die Meinung. Und dann kannst du nur warten und zuhören, bis ihr Zorn verraucht ist. Das bedeutet jetzt nicht, dass ich ständig Bekenntnisse mache. Ich mache das nur, wenn eine größere Angelegenheit geklärt werden muss. Aber eines ist sicher: Es atmet sich sehr viel leichter, sobald man etwas eingestanden hat.“

(Deutsch von Diwali)

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