In diesem Telugu-Film absolviert Sanjay nur ein Cameo.
Zur Story: Sitarama Rao (Nagarjuna) steht vor massiven familiären Problemen. Sein Vater wurde wegen angeblichen Betrugs unschuldig inhaftiert; um den Prozess und dazu die Studiengebühren seiner Schwester finanzieren zu können, verschuldet sich Sitarama hoffnungslos. Eines Abends wird er Augenzeuge bei einem fürchterlichen Autounfall; er befreit die Fahrerin, die schöne und reiche Chandra (Ramya Krishna), aus dem Wrack und bringt sie ins Krankenhaus, wo sie ins Koma verfällt. Ihn selbst halten die anwesenden Angehörigen durch ein Missverständnis für Chandras Ehemann Raj Kapoor, für den Chandra von zu Hause durchgebrannt ist. Auf Bitten eines Verwandten, der den Irrtum durchschaut, spielt Sitarama gegen seinen Willen diese Rolle, um weitere Aufregungen für Chandras herzkranken Vater zu vermeiden – und schließlich auch, weil er darin eine Chance sieht, seine Finanzprobleme zu lösen. Doch nicht jeder in der Familie ist von "Raj Kapoor" überzeugt, am wenigsten Chandras Herzensfreundin Lekha (Isha Koppikar)...
Wer hätte je einen Telugu-Film in der Filmographie Sanjay Dutts vermutet? Bislang taucht Chandralekha denn auch in keiner mir bekannten Sanjay-Filmliste auf. Zugegeben, "popular Hindi artiste Sanjay Dutt" (wie es auf dem DVD-Cover heißt) spielt nur ein winziges Cameo, eine einzige kleine Szene, aber immerhin, er spielt sie, und damit gehört Chandralekha ebenso in seine Filmographie wie z.B. der in Bezug auf den Umfang von Sanjays Cameo vergleichbare Achanak aus dem gleichen Jahr. Ich kann bislang nur vermuten, wie es zu diesem Gastspiel gekommen ist; mein Tipp lautet, dass Ram Gopal Varma, der Mentor des Chandralekha-Regisseurs Krishna Vamsi, seine Finger im Spiel hatte und seinem Daud-Hauptdarsteller diesen Ausflug in Telugu-Gefilde vermittelt hat.
Chandralekha basiert lose auf der Story des Hollywood-Filmes While You Were Sleeping. Zwei Jahre später entstand auch ein Hindi-Remake dieses Stoffes, Har Dil Jo Pyar Karega, in dem Shahrukh Khan die kleine Gastrolle übernahm, die in Chandralekha Sanjay Dutt spielte: den angeblichen Ehemann der Komapatientin, der durch sein Auftauchen kurzzeitig für Aufregung sorgt, bis er als geistesgestört entlarvt und abtransportiert wird. Eine Kleinigkeit, die Sanjay routiniert und mit eiskalt hingeworfenen englischen Phrasen aus dem Ärmel schüttelt (und wofür ihm am Ende mit "Our Thanks to Sanjay Dutt" gedankt wird). Kurz und schmerzlos.
Das lässt sich von dem Rest des Filmes leider nicht sagen. Das Maschinengewehrtempo und die Lautstärke der Dialoge nerven oft ebenso wie allzu platter Humor. Dazwischen gibt es aber auch immer wieder Lichtblicke, zum Beispiel wenn die schöne Ramya Krishna zum Tanzen ansetzt oder wenn Nagarjuna in emotionalen Szenen etwas zur Ruhe findet. Insgesamt reißt er den Film gnadenlos an sich, was angesichts der matten darstellerischen Konkurrenz aber auch weiter kein Problem für ihn war. Technische Mängel wie z.B. ein unnatürlich kräftiger Hall beim Ton, als seien die Dialoge in einem riesigen Kuppelbau aufgenommen worden, oder mangelhafte Untertitel trüben den Genuss noch zusätzlich.
Sanjay-Dutt-Fans können Chandralekha demnach als kuriose Rarität in Sanjus Filmschaffen betrachten, das man nur dann in seiner Sammlung haben muss, wenn diese partout vollständig sein soll. Sein Cameo in Chandralekha ist ebenso unsensationell wie das in Achanak und daher ebenso wenig ein Muss wie der ganze Film.
Produktion: Nagarjuna Akkineni, V. Ramprasad; Regie: Priyadarshan & Fazil, Krishna Vamsi
149 Min.; DVD: Sri Balaji Video, englische UT (inkl. Songs), ziemlich fehlerhaft und manchmal auch ganz ausfallend
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