Zur Story: ACP Vijay Khanna (Ram Charan) hat zwei Probleme: Zum einen wird er von einem ständig wiederkehrenden Albtraum aus seiner Kindheit geplagt, und zum anderen gerät er durch seine heißblütige Art immer wieder in Schwierigkeiten, so dass er nun zum siebzehnten Mal innerhalb von fünf Jahren versetzt wird – diesmal von Hyderabad nach Mumbai. Hier bekommt er es u.a. mit dem Autodealer Sher Khan (Sanjay Dutt) zu tun, der sich trotz seines illegalen Gewerbes einen Sinn für Werte bewahrt hat und dem Cop Vijay, beeindruckt von dessen offener und furchtloser Haltung, seine Freundschaft anbietet. Die NRI Mala (Priyanka Chopra) aus den USA wird zufällig Augenzeugin eines Mordes; anhand eines Phantombildes, das mit ihrer Hilfe erstellt wird, identifiziert Sher Khan den Täter: Kataria, der für den Ölmafiaboss Rudra Pratap Teja (Prakash Raj) arbeitet. Kurz darauf stirbt Kataria in Polizeigewahrsam; Vijay gerät in Verdacht, dies durch seine harten Verhörmethoden verschuldet zu haben, und wird vom Dienst suspendiert. Nun erklärt Vijay – gestärkt durch die Freundschaft Sher Khans und die Liebe Malas – Teja offen den Krieg...
Schon vierzig Jahre vor Zanjeer hat es einen Film gleichen Namens gegeben – er begründete damals 1973 Amitabh Bachchans Image als "angry young man" und wurde zum Startschuss für eine unvergleichliche und bis heute andauernde Karriere. Dass sich dies nun bei dem südindischen Star Ram Charan, der mit diesem Remake des Amitabh-Klassikers sein Debüt im Hindi-Kino gab, wiederholen wird, darf bezweifelt werden – zu glatt, zu geleckt kommt Ram Charan mit seiner stets perfekt gefönten Tolle vor allem im ersten Teil rüber, und auch wenn er nach seiner Suspendierung ein wenig lockerer wird – von der Intensität und Wucht eines Amitabh Bachchan ist er meilenweit entfernt.
Nun sollte man Klassiker-Remakes ja nach Möglichkeit die Bürde des Vergleichs mit dem (meist erfolgreichen, geliebten und oft tatsächlich auch guten) Original ersparen und sie nach ihren eigenen Verdiensten bewerten. Aber es geht eben nicht jedes Remake so kraftvoll seinen eigenen und neuen Weg wie zum Beispiel Karan Malhotras Agneepath, bei dem sich Vergleiche mit dem Original schnell erübrigten – nicht zuletzt auch dank der starken Leistungen der Hauptdarsteller. Apoorva Lakhias Zanjeer-Remake dagegen hat nicht allzu viel Neues zu erzählen und bleibt insgesamt eher blass. An Prakash Raj und Sanjay Dutt liegt es nicht, sie geben dank ihrer Spielfreude und Routine im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten ihr Bestes. Aber was sollen sie machen, wenn einmal mehr Zweikämpfe und Massenschlägereien überwiegend in Zeitlupe gedreht werden, so dass man sich am Ende fragt, ob es jetzt Vijay und Sher Khan sind, die da beinahe einschlafen, oder ob man selber am wegnicken ist.
Dass Priyanka Chopra, die zuletzt vor allem in Barfi mal wieder bewiesen hat, was für eine tolle Schauspielerin sie ist, sich hier auf die Rolle eines doofen, hysterischen Weibchens eingelassen hat, das sich nach bester klassisch-indischer Filmart von dem Chauvi-Mann zusammenstauchen lassen muss und bei Gefahr kurzerhand weggesperrt wird, ist bedauerlich, und man kann nur hoffen, dass dies ein Ausrutscher in ihrer aktuellen Rollenauswahl bleiben möge. Atul Kulkarni als Journalist Jay Dev und Mahie Gill als Mona Darling leisten soliden Support.
Insgesamt kann der Film jedoch nicht wirklich überzeugen. Vor allem im ersten Teil wirkt er kalt, und leider kommt Sanjay Dutt dort zu selten vor, um ihm etwas Wärme einzuhauchen. Erst nach der Pause bekommt er ein wenig mehr zu tun. Über seinen Look (seltsame Frisur und Wangennarbe) kann man streiten; nett dagegen ist seine Kollektion an einfarbigen Kurtas in den verschiedensten Farben, die ein wenig an das Hemdensortiment von Munnabhai erinnern – und in gewisser Weise ist Sher Khan ja auch wie Munnabhai: ein liebenswerter Gangster mit einem goldenen Herzen... und somit eine Rolle wie gespuckt für Sanjay Dutt, der den Vergleich mit dem originalen Sher Khan des legendären Pran auch nicht wirklich zu scheuen braucht.
Ähnlich wie bei Policegiri erledigte Sanjay auch für Zanjeer die letzten Dreh- und Synchronisationsarbeiten in aller Eile, bevor er im Mai 2013 seine Arms-Act-Haftstrafe antreten musste. Für die Schlussszene hat es offenbar nicht mehr gereicht; hier spricht Sher Khan eindeutig mit einer fremden Stimme. Wurde diese Szene, in der unverhohlen die Möglichkeit eines Sequels präsentiert wird, womöglich kurfristig noch eingebaut, sozusagen als Hoffnungs- und Solidaritätsbekundung an Sanjay? Denkbar wäre es, ebenso wie das Sequel. Zeit, sich eine zweite (und gute!) Story für Vijay und Sher Khan auszudenken, hat Apoorva Lakhia im Moment ja allemal.
Produktion: Reliance Entertainment, Puneet Prakash Mehra, Sumeet Prakash Mehra & Flying Turtle Films; Regie: Apoorva Lakhia
135 Min.; DVD: Reliance, englische UT (inkl. Songs)
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Mittwoch, 30. Oktober 2013
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