Sonntag, 24. Februar 2008

Filmfare 10/2005: Sanjay Dutt: Ich habe nie mit meinen Regisseuren gestritten oder debattiert

Filmfare, Oktober 2005

Sanjay Dutt: Ich habe nie mit meinen Regisseuren gestritten oder debattiert

Viele Leute meinen, dass ich mein Schauspielen nicht ernst nehme, aber das stimmt nicht. Ich betrachte meine Arbeit nicht als Vergnügungsreise. Natürlich macht sie mir Spaß. Aber auch nach über hundert Filmen lehne ich mich nicht einfach selbstzufrieden zurück. Ich habe alle möglichen verschiedenen Figuren gespielt, aber ich bin noch immer wie elektrisiert, wenn ich etwas Neues und auch nur ansatzweise Anderes höre. Ich bin meiner Arbeit immer mit vollkommener Aufrichtigkeit nachgegangen, und vielleicht ist das der Grund, warum ich auch nach 23 Jahren im Geschäft noch immer täglich Angebote bekomme.

Außerdem habe ich mich niemals selbst beweihräuchert, auf die Pauke gehauen oder manipuliert, um eine Rolle zu bekommen. Ich habe meine Karriere nie geplant, und auch sonst nichts in meinem Leben. Ich habe Filme für Freunde gemacht, ohne mir das Drehbuch dafür anzuhören. Auch sonst habe ich nie besonderen Wert auf meine Rolle gelegt. Die Story war mir immer wichtiger.

Ich wollte schon immer ein Filmheld werden. Wahrscheinlich weil auch meine Eltern welche waren und ich immer so viel Liebe und Respekt in den Augen ihrer Fans gesehen hatte. Ich wollte, dass die Menschen auch auf mich so reagieren. Ich habe damals meine Eltern immer zu den Außendreharbeiten meines Vaters begleitet. Und dabei gelernt, wie akkurat Dad bei seiner Arbeit war. Bei den Dreharbeiten zu Reshma Aur Shera in Jaipur wollte er für eine Einstellung 100 Kamele. Das Produktionsteam hatte 99 aufgetrieben und ging davon aus, dass Dad ein Kamel weniger nicht bemerken würde. Aber mitten im Dreh erfuhr er es und rief 'Cut'. Daraufhin ruhten die Dreharbeiten für Stunden, bis ein weiteres Kamel gefunden war. Und ich fragte mich, ob ich jemals so einen hingebungsvollen Einsatz für meine Arbeit würde entwickeln können.

Meine erste Berührung mit dem Schauspielen hatte ich bei Reshma Aur Shera. Ich wirkte in einem Song mit, und die Leute am Set klatschten, als die Szene im Kasten war. Ich wurde total verhätschelt am Set, und ich dachte: wenn es so ist, wie du behandelt wirst, dann habe ich meine Berufung gefunden. Später habe ich dann das College geschmissen und beschlossen, Schauspieler zu werden. Da ich keinerlei Erfahrung hatte, meldete Dad mich in Roshan Tanejas Schauspielkurs an. Außerdem bekam ich einen Privatlehrer für Diktion. Ich scherze ja immer, dass ich vor lauter Schauspielen und Diktion vergessen habe, auch Tanzen zu lernen. Anfangs habe ich, wenn ich auf meine beiden linken Füße angesprochen wurde, immer gekontert, dass echte Männer sowieso nicht tanzen. Aber natürlich war das nur eine Ausrede für meine Unfähigkeiten. Mit der Zeit habe ich allerdings dann doch ein wenig gelernt, mich zu bewegen.

Ich habe nie in irgendeiner Weise nach dem Lehrbuch gearbeitet. Man kann Schauspielen nicht studieren, man kann lediglich seine Fähigkeiten durch Erfahrung erweitern. Ich habe niemals Bücher über das Schauspielen gelesen und auch nie versucht, jemanden zu kopieren. Ich mache alles direkt aus dem Herzen. Ich bin kein Methoden-Schauspieler; ich brauche keine Proben, und ich will keine Zeit, um in meine Figur zu schlüpfen. Wenn man mich allein lässt, damit ich meinen Text lerne oder meine Figur verinnerliche, dann werde ich wahnsinnig. Ich bin vollkommen spontan, und ich bin ein Schauspieler, der sich ganz und gar seinem Regisseur überlässt. Ich führe keine tiefsinnigen Diskussionen; ich mache einfach, was man mir sagt. Ich habe nie mit meinen Regisseuren gestritten, nie geschmollt oder eine Produktion geschmissen. Mein größter Pluspunkt ist, dass ich mir seitenlange Dialoge innerhalb von Minuten merken kann; oft genügt bereits ein Blick darauf.

Manchmal werde ich gefragt, warum ich so viele Filme mache, in denen es um Verbrechen geht. Ich möchte diesbezüglich klarstellen, dass ich persönlich kein Verfechter von Kriminalität bin und in meinen Filmen auch stets gezeigt habe, dass sich Verbrechen nicht auszahlen. Und was ich wirklich liebend gerne mache, sind Komödien. Menschen zum Lachen zu bringen ist sehr schwierig, und man muss schon einen Sinn für Humor haben, um das richtig hinzukriegen.

Heute kann ich kein Kaugummi-Hero mehr sein, und ich will es auch gar nicht. Ich möchte Rollen spielen, die zu mir passen. Ich hatte keine Bedenken, Hrithik Roshans Vater in Mission Kashmir zu spielen. In Würde altern, das ist mein Motto. Ich will mich nicht vor Schreck winden, wenn ich mich auf der Leinwand sehe.

(Deutsch von Diwali)

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