Samstag, 27. Juni 2009

Sanjay Dutt Interview

Sanjay Dutt hat ein neues und offenbar umfangreiches Interview gegeben. Leider konnte ich bislang immer nur Auszüge daraus finden; ich sammle und übersetze sie hier.

Sanjay Dutt has given a new and obviously long interview. Unfortunately I could only find excerpts which I'm collecting (and translating) here.

All the best, Sanju!
'I believe in destiny'
Politics has been an eye-opener for me, says Sanjay Dutt

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Hindustan Times, 22. Juni 2009

All the best, Sanju!

Ja, es stimmt. Der Schauspieler, der bislang in seinem Leben durch zahlreiche Höhen und Tiefen gegangen ist, sucht nach einem guten Schreiber, um seine Autobiographie zu schreiben. Das war seine zögernde Reaktion auf die Frage nach seinen Plänen, ein Enthüllungsbuch herauszubringen.

Fast zwei Monate lang war er nun in Goa, um für All The Best zu drehen, die nächste Produktion seines Schauspielerfreundes Ajay Devgan, in der er einen Geschäftsmann spielt. Offenbar ist Baba, wie er selbst mit 49 noch immer liebevoll genannt wird, nach einer Pause, in der er Wahlkampf für die Parlamentswahlen machte (an denen er beinahe teilgenommen hätte, bis das Urteil des Supreme Court es verhinderte), wieder zurück vor der Kamera.

Es gibt immer eine Menge, worüber man mit ihm reden könnte... aber er ist nicht immer so richtig gesprächsbereit. Es war wohl großes Glück, dass er gerade gut gelaunt war oder Spaß hatte beim Drehen einer komischen Szene für den Film, als Sanjay Dutt zu diesem Interview kam und unbekümmert über Themen von seinem Politik-Abstecher bis zu Filmproduktions-Plänen sprach.

Ausschnitte aus der Marathon-Konversation:


Frage: Sie haben an die 12 Kilo abgenommen. Hartes Training?

Sanjay: Ich bin auf einer Diät, die mir verbietet, in irgendwelche Kohlehydrate zu beißen. Ein kleiner Fehler, und er kommt wie ein Bumerang auf dich zurück. Ich habe nicht viel trainiert, seit ich mit dieser Diät begonnen habe. In einer Woche oder zwei werde ich wieder damit anfangen.

Frage: Wird Ihr Image als Politiker jetzt Ihre Rollen- und Filmauswahl beeinflussen?

Sanjay: Nein, ich bin in erster Linie Schauspieler, und mein Job als Profi ist es, jeder Rolle gerecht zu werden. Ich bin in die Politik gegangen, um den Menschen zu dienen. Wenn ich auch nur für zehn Menschen eine Veränderung in ihrem Leben bewirken kann, dann wird es das wert sein. Die Terroranschläge von 26/11 in Mumbai haben einen starken Wunsch ausgelöst, dem Land zu dienen. Es war großartig, all die Menschen zu sehen, die sich am Gateway of India versammelten, um gegen die Untätigkeit der Regierung zu protestieren. Aber dann versiegte die Wut wieder, wie sich später bei den Wahlen zeigte. Das System wird sich nicht über Nacht ändern, aber um überhaupt eine Veränderung zu bewirken, musste ich erstmal einsteigen und verstehen, wie es funktioniert.

Frage: Sie sind neu in der Politik, mussten Sie in die Materie eingewiesen werden?

Sanjay: Das war vorgesehen, aber das geschah nicht. Jemand schlug vor, ich solle damit anfangen, über meinen Vater (Sunil Dutt) zu reden, der nach der Partition nach Lucknow kam und ein neues Leben begann. Ein anderer schlug vor, ich solle über Mohammed Tuglaq reden, der Tuglaqabad zu seiner Hauptstadt machte, später jedoch nach Delhi zurückkehrte. Dann gingen ein paar Politiker vor mir auf das Podium, und zu meiner Überraschung kam der eine mit Tuglaq daher, und der andere erwähnte meinen Dad. Ich dachte nur noch 'das ist doch mein Text'. Als ich dann dran war, habe ich einfach aus dem Herzen heraus gesprochen und mich gut dabei gefühlt.

Frage: Sie sprachen davon, Mayawati eine Umarmung und einen Kuss geben zu wollen, und sie hat Sie angezeigt.

Sanjay: Ich habe klargestellt, dass ich das als ein Bruder gesagt habe. Ich hatte nie die Absicht, ein unanständiges Angebot zu machen und ihre Gefühle zu verletzen. Das hat sie verstanden, als ich es ihr erklärte.

Frage: Nun, da Sie wieder drehen: Wie wollen Sie Ihre Rollen als Schauspieler und als Politiker ausbalancieren?

Sanjay: Ich kann den Menschen auch weiterhin dienen, auch von hier aus; ich muss nicht rund um die Uhr bei ihnen sein. Ich werde regelmäßig Menschen treffen, ihnen zuhören und versuchen, ihre Probleme zu lösen.

Frage: Wird jetzt Manyata in die Politik gehen?

Sanjay: Meine Frau geht nicht in die Politik.

Frage: Wer ist Ihr Vorbild?

Sanjay: Amar Singh, und das sage ich jetzt nicht, weil er mein Bruder ist. Er ist wirklich klug... er kennt alle Fakten und Figuren aus dem Effeff. Mit ihm zu arbeiten ist eine Lernerfahrung.

Frage: Was gibt's Neues an der Filmfront?

Sanjay: Soham Shahs Luck steht als nächstes an, gefolgt von Sujoy Ghoshs Aladin und Ajay Chandoks Chatur Singh Two Star. In einer Woche drehe ich All The Best ab, der zu Diwali rauskommen soll. Und dann kommen auch noch Rahul Dholakias Lamhaa und Anthony D'Souzas Blue. Demnächst beginnen die Dreharbeiten für Anil Kapoors No Problem, und danach drehe ich für Indra Kumars Double Dhamaal. Dann ist da auch noch der nächste Film von Apoorva Lakhia, in dem ich nach Shootout At Lokhandwala, erneut einen Cop spielen werde. Und nicht zu vergessen: Rajkumar Hiranis Munnabhai Chale Amerika, mit dem es irgendwann Mitte nächsten Jahres losgehen wird.

Frage: Was ist mit Ihren Produktionsplänen? Es heißt, Sie produzieren Soham Shahs nächsten Film, India, und spielen auch darin mit.

Sanjay: Ja, und ich überprüfe auch noch andere Skripte.

Frage: Während der Kidnap-Dreharbeiten haben Sie Aamir Khan angerufen, um ihm von einem gefährlichen Stunt von Imran Khan zu erzählen. Haben Sie während der Arbeit an Luck auch wieder mit Aamir gesprochen?

Sanjay: Imran ist jung und steht am Beginn seiner Karriere. Er kann es nicht riskieren, sich zu verletzen und auch nur für einen Monat außer Gefecht gesetzt zu sein. Bei der Technologie, die wir heute haben, ist es nicht notwendig für ihn, dass er seine Stunts selber durchführt, obwohl wir genau das gemacht haben. Wozu unnötige Risiken eingehen?

Frage: Sie haben Action-Szenen in Luck und in Blue gedreht.

Sanjay: In Luck bringt meine Filmfigur andere dazu, Dinge für ihn zu tun. Und in Blue war die meiste Action unter Wasser, und das machte es spannend.

Frage: Sie arbeiten an Ihrer Autobiographie?

Sanjay (lächelt): Können Sie mir jemanden vorschlagen, der sie schreibt? Wer immer es ist, ich sage Ihnen gleich, dass es kein Enthüllungsbuch oder sowas wird. Ich habe zuletzt eine Menge gelesen, zum Beispiel "Gangs" von Ross Kemp. Er hat seine Begegnungen mit den gefährlichsten Unterwelt-Dons der Welt dokumentiert, dabei geht es in jedem Kapitel um ein anderes Land. Es ist sehr beeindruckend. Sich vorzustellen, dass man solche Leute dazubekommt, vor der Kamera zu reden! Wow!

(Hiren Kotwani; Deutsch von Diwali)

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Screenindia, 26. Juni 2009

‘I believe in destiny’

Für Sanjay Dutt gilt nunmehr wieder: Lichter, Kamera, Action. In einer langen, offenen Unterhaltung spricht der Schauspieler über die neue Phase in seinem Leben.

Obwohl Sanjay Dutt aus einer einflussreichen politischen Familie stammt, zeigt er erst jetzt ernsthaftes Interesse daran, ein aktiver Politiker zu werden. Im Gespräch über seine Erfahrungen und seine Pläne für das Land sagt der Schauspieler, dass Generalsekretär der Samajwadi-Partei zu sein eine Menge Verantwortung mit sich bringt. Schauspiel und Politik sind zwei völlig verschiedene Rollen, aber in keiner von beiden kann man Kompromisse eingehen. "Als Schauspieler bin ich eine imaginäre Person, während ich als Politiker ich selbst, die reale Person sein muss. Es geht nicht einfach nur darum, ob man in Mumbai oder in Delhi ist. Für einen Politiker ist es wichtig, alles über Indien zu wissen, seine Vergangenheit und seine Geschichte. Der Wahlkampf in diesem Frühjahr hat mir jedoch die Augen für das wirkliche Indien geöffnet. Ich habe richtig schlimme Bedingungen vorgefunden. Zum ersten Mal habe ich tatsächliche Armut gesehen, Menschen, die unter extremen Bedingungen leben, bei 48° Celsius ohne Wasser oder Ventilator und ohne anständige sanitäre Einrichtungen. Es ist erbärmlich", verzieht er das Gesicht und fügt hinzu, dass er jedoch froh war über all die Liebe, Bewunderung und Zuneigung, die ihm auf Schritt und Tritt entgegengebracht wurden. Unter anderem besuchte er West Bengalen und die Grenzen von Jharkhand, Bangladesh, Bihar und so weiter. "Einmal traf ich auf zwei Damen, die wollten, dass ich ihren kranken Kindern einen jadoo ki jhappi gebe. Sie glaubten, dass ihnen das helfen würde", lächelte er.

Doch was ihn am meisten berührte, war, dass sie trotz ihrer Lebensbedingungen über seine Filme Bescheid wussten und die meisten davon im Fernsehen gesehen hatten. Einige nannten ihn Munnabhai, andere Sanjubaba. "Ich kam mir richtig klein vor, als sie mir sagten: 'Jetzt wissen wir, dass da jemand ist, zu dem wir aufschauen können.' Ich bin so froh, dass ich auf meine eigene kleine Weise in ihrem Leben etwas bewegen konnte. Ich möchte kein berühmter Politiker sein, sondern ein guter Mensch", sagt unser aller Munnabhai.

Auf die Frage, was ihn zu der ernsthaften Entscheidung bewogen habe, in die Politik zu gehen, sagte er, dass die Terroranschläge vom 26/11 in Mumbai die Entscheidung ausgelöst haben. "Sie haben mich schwer getroffen. Wie kann jemand mit einem Gewehr daherkommen und blind durch die Gegend schießen, dabei Hunderte von hilflosen Menschen töten und das Land in Geiselhaft nehmen? Jeden Tag fliegt irgendwo ein Zug in die Luft oder passieren andere solche Dinge, die sich auf unser tägliches Leben auswirken. Ich kann nicht das System verändern, aber ich kann mich bemühen, in das System reinzukommen und zu versuchen, wenigstens ein bisschen etwas zu verändern. Nun, da ich hier bin, wird mir klar, dass man seine Ziele nur erreicht, wenn man sich absolut dafür engagiert", meint der Schauspieler und Politiker.

Sanjays Augen funkeln, als seine Bemerkung über Mayawati erwähnt wird. Er stellt klar, dass jemand aus der Menge ihn gefragt habe, ob er CM Mayawati einen jadoo ki jhappi geben würde, und er zustimmend geantwortet habe. "Man kann auch einer Schwester oder jemandem, der einem sehr nahe steht, eine Umarmung geben. Ich habe nicht chumma gesagt, oder?"

Dass seine Frau Manyata nun voll in die Politik einsteigen soll, verneint Sanjay mit dem Hinweis, sie sei nicht wirklich interessiert. Das sei nur eine Spekulation, und alles sei total übertrieben worden.

Von seinen Filmen wird der von Shree Ashtavinayak Cine Visions produzierte und von Soham Shah inszenierte Luck am 24. Juli in die Kinos kommen. Luck ist ein Action-Abenteuer-Film, der in Südafrika gedreht wurde und in dem außerdem noch Imran Khan, Shruti Hassan, Ravi Kissen und Chitrashi Rawat mitspielen. Sanjay zufolge ähnele der Streifen ein wenig seinem Film Musafir. In Luck spielt Sanjay einen Geschäftsmann, der "weder gut noch böse" ist, und es geht darum, wie sein Leben sich verändert, als er der von Imran gespielten Figur begegnet.

Sanjay hatte zuvor in Kidnap schon einmal mit Imran zusammengearbeitet, und anders als in jenem Film hatte er diesmal nicht viele Szenen mit dem aufstrebenden Schauspieler, den er für immens talentiert hält. Er hat Imrans Onkel Aamir Khan angerufen und ihm sein Kompliment zu diesem Neffen gemacht. Über den jungen Regisseur Soham Shah sagt Sanjay, dass er sehr talentiert sei. "Ich habe ihn sogar für einen Film unter meinem Banner unter Vertrag genommen. Es wird darin um Sport gehen. Ich habe Luck ausschließlich für ihn gemacht. Es war ein etwas anderes Skript, und es wurde mit viel Leidenschaft umgesetzt. Soham glaubt und bekommt von seinen Schauspielern, was er will", sagt der Schauspieler. Auf die Frage, ob er an Glück glaube, sagt Sanjay lächelnd: "Ich glaube an Schicksal."

Sanjay ist nun schon seit über einem Monat in Goa, wo er für All The Best - Fun Begins für Ajay Devgan Films dreht. Hier hat er auch eine strenge Agenda gestartet, um einen Großteil seines Übergewichts abzubauen, und das mit grandiosem Erfolg. "Goa ist ein großartiger Drehort, und mit komplettem Cast und Crew über einen längeren Zeitraum am gleichen Ort zu sein ist eine bereichernde Erfahrung. Die Leute bekommen eine gute Beziehung zueinander, und die Ergebnisse sind besser", findet er. Über Ajay Devgan sagt er, er sei ein phantastischer und unkomplizierter Produzent.

Der dritte seiner Munnabhai-Filme startet möglicherweise im Januar 2010, und auch sein guter Freund Mahesh Manjrekar hat ein interessantes Skript für eine Komödie geschrieben, mit der es ebenfalls zu dieser Zeit losgehen wird. Seine anderen Filme sind Shree Ashtavinayak Cine Visions’ Blue, der am 14. August herauskommt, Sujoy Ghoshs Aladin, Milan Luthrias Once Upon A Time, Ajay Chandoks Chatur Singh Two Star und außerdem Apoorva Lakhias nächster Film, in dem er einen Cop spielt.

Auf die Frage, was er gerne in seiner Freizeit macht, sagt Sanjay, dass er zuletzt viel über verschiedene Themen gelesen habe. Im Moment nimmt ihn das Buch "Gangs" von Ross Kemp gefangen, von dem es auch einen Dokumentarfilm in vier Teilen zu je vier Kapiteln gibt. Über den Inhalt sagt er, es basiere auf Kemps Interaktionen mit Kriminellen und ihren Gangs. In der Show reist Kemp durch die Welt, spricht mit Gang-Mitgliedern, Gewaltopfern und den Behörden, die das Problem zu lösen versuchen. In jeder Episode versucht er, Kontakte zu Gangs zu knüpfen und Interviews zu arrangieren mit Gang-Leadern aus Brasilien, Kuba, Puerto Rico, Kolumbien, der Ukraine, Kapstadt, den USA u.a. Sanjay ist verblüfft darüber, wie es dem Journalisten gelungen ist, die Kriminellen zum Reden über ihr Leben zu bewegen. "Das ist ein bemerkenswertes Erlebnis", stellt er fest.

Er hegt auch Pläne, eine Biographie zu schreiben, vorausgesetzt "ich kriege einen guten Verleger". Wird das Buch die wahren Fakten über sein Leben beinhalten? Sanjay lacht laut auf: "Sie meinen, ein paar unbekannte Fakten. Ich werde da etwas vorsichtig sein müssen. Ja, aber nur mit Zuckerguss."

Sanjay, der sich erst jüngst die Namen seiner Eltern auf die Brust hat tätowieren lassen, plant in naher Zukunft noch mehr Tattoos auf seinem Körper. "Ich habe bereits Gott Shiva auf meinem Arm und ein Tattoo auf meinem Nacken", sagt er mit glänzenden Augen.

Nachdem er nun bereits in die Filmproduktion eingestiegen ist, wäre als nächster Schritt zweifellos die Filmregie dran. Aber Sanjay hebt abwehrend die Hand: "Regie ist nichts für mich. Das ist eine große Verantwortung, und ich werde niemals imstande sein, um 7 Uhr morgens am Set zu sein und so viele Menschen dirigieren zu können." Ungeachtet dessen gibt es einen Film aus dem Banner seines verstorbenen Vaters Sunil Dutt, von dem er gerne ein Remake machen würde, und das ist Mujhe Jeene Do. "Man müsste ihn den modernen Standards anpassen, aber das war ein Film, der mich schon immer berührt hat."

(Namita Nivas; Deutsch von Diwali)

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Indianexpress, 23. Juni 2009

Politics has been an eye-opener for me, says Sanjay Dutt

Mumbai: Sein Ausflug in die Politik mag der Samajwadi-Partei (SP) in den jüngsten Parlamentswahlen keine großen Gewinne beschert haben, aber für Sanjay Dutt wird dieser Teil seines Lebens unvergesslich bleiben.

In einer Kampagne voller kontroverser Statements wie "Der Kongress hat meinen Vater getötet" und ungeachtet eines öffentlichen Streits mit seiner Schwester Priya Dutt und natürlich der ganzen "jhappi and pappi"-Obszönitätsgeschichte mit Mayawati ist sich Dutt sicher, ein paar sachdienliche Lektionen gelernt zu haben, die, so hofft er, helfen werden, bitter nötigen Schwung in die SP zu bringen: "Wie Sie wissen, bin ich landesweiter Generalsekretär der SP. Damit liegt eine große Verantwortung auf meinen Schultern, und ich habe vor, ihr Ehre zu erweisen."

In Akt 2 seiner Politik setzt Dutt auf die menschliche Note. Er möchte mit seinen Wählern unter vier Augen Kontakte knüpfen. Eine seiner lebhaftesten Wahlkampf-Erinnerungen ist eine alte Dame in Purulia, West Bengalen, die ihn drängte, zu ihr nach Hause zu kommen und ihrem kranken Sohn einen jadoo ki jhappi zu geben: "Ich war sprachlos über diese Bitte. Obwohl ich ihr sagte, dass ich nichts tun kann, bestand sie darauf, dass ich ihren Sohn umarmte. Ich tat es, und ich werde niemals die Dankbarkeit in ihren Augen vergessen. Wenn ich auch nur für zehn Menschen wie sie etwas verändern kann in meiner gesamten politischen Karriere, dann habe ich meinen Job gemacht."

Dutt, der das politische Erbe seines Vaters Sunil Dutt fortsetzen möchte, sagt, dass er sich nach den Terroranschlägen vom 26/11 in Mumbai entschlossen habe, in die Politik zu gehen: "Es war ein Punkt erreicht, an dem ich sagte: Genug. Jeden zweiten Tag explodiert bei uns eine Bombe in einem Zug, und nun kommen auch noch ein paar Menschen mit Booten und zwingen ein ganzes Land in die Knie. Ich sagte zu mir selbst, dass ich allein zwar nicht das System ändern kann, aber wenn ich mich in das System einbringe und gute Menschen sich mir anschließen, dann können vielleicht wenigstens ein paar Dinge besser werden."

Das schwache Abschneiden seiner Partei bei den jüngst durchgeführten Parlamentswahlen schreibt er offen einer öffentlichen Apathie zu: "Ich denke, die Menschen haben aufgehört, an das System zu glauben. Wir dachten, der Volkszorn, der nach 26/11 ausbrach, würde wirklich etwas aufrütteln, aber das geschah nicht. Es war lediglich wie das Sprudeln von Sodawasser, das kam und wieder ging."

Dutt, der derzeit in Goa für Ajay Devgans All The Best dreht, steht in permanentem Kontakt mit seinen Parteimitarbeitern und plant, seine Zeit fair zwischen Politik und Filmen aufzuteilen. Die Hitze und der Staub der indischen Politik haben einen unauslöschlichen Eindruck auf den 49-jährigen Schauspieler hinterlassen. Es hat ihm geholfen, das Land neu zu entdecken: "Wir, die wir in Bombay leben, wissen gar nicht, was das wirkliche Indien ist. Ich war in Städten, von denen andere noch nicht einmal gehört haben. In Orten wie Siwan und Hajpur in Bihar leben Menschen in solch erbärmlicher Armut, dass es einem die Sprache verschlägt. Wir leben im 21. Jahrhundert, und so viele Dörfer sind noch immer ohne Elektrizität. All das hat mir die Augen geöffnet." Um mehr über Indien zu erfahren, liest er derzeit "The City of Joy" von Dominique Lapierre.

Diesmal ist Dutt konzentrierter und vorbereiteter. Öffentliche Reden zu halten fällt ihm zusehends leichter, und er sucht für sie seinen eigenen Stil und Inhalt, wofür er eine Weile gebraucht hat, um es zu verinnerlichen: "Ich bin ein Filmmensch. Ich denke aus dem Herzen und habe mein Lebtag keine öffentlichen Ansprachen gehalten; außer zumindest ansatzweise bei Award-Verleihungen. In meinen ersten paar Reden merkte ich, dass alles, was ich sagen wollte, schon von den MLAs des Ortes gesagt worden war, also musste ich mich noch mehr vertiefen."

Die Mayawati-Kontroverse hat ihn außerdem gelehrt, politically correct zu werden und seine Worte mit Bedacht zu wählen. "Jemand aus der Menge fragte mich, ob ich Mayawati einen jadoo ki jhappi geben würde, und ich sagte: ja, eine Umarmung und einen Kuss. Man gibt schließlich auch seinen Schwestern einen Kuss, oder? Ich habe nicht chumma gesagt. Aber sie fühlte sich gekränkt, also habe ich mich bei ihr entschuldigt." Na denn.

(Harneet Singh; Deutsch von Diwali)

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