Die Mini-Mumbai-Sause
1. bis 4. November 2009
Wie es dazu kam
Es begann mit Facebook. Ich war dort schon seit einiger Zeit mit Sanjay Dutts Frau Maanayata befreundet, aber über die üblichen Facebook-Kontaktaufnahmen war bis dahin nichts hinausgegangen. Das änderte sich jedoch rapide an jenem Samstag, dem 24. Oktober 2009, an dem ich bei einer Unterhaltung über den Soundtrack von All The Best erwähnte, dass der Film in Deutschland leider nicht gezeigt wurde und wir daher auf die DVD warten müssten, um ihn zu sehen. Woraufhin Maana antwortete: "Komm doch runter nach Mumbai, Diwali, dann mach ich eine Sondervorstellung für dich." Ich habe dann sicherheitshalber per PN nachgefragt, ob sie das ernst gemeint hat, und sie antwortete: "Ja, komm."
In den nächsten Tagen gab es ein eifriges Hin und Her zwischen Maana und mir, um einen Termin zu finden. So auf die Schnelle mal eben ein paar Tage freizuschaufeln ist schließlich gar nicht so leicht, und wir hatten nur bis zum 4. November Zeit, weil sie und Sanju danach nach Südafrika fliegen würden. Als wir dann endlich den 2. November für die Kinovorstellung festgezurrt hatten, meinte sie plötzlich, ich solle auch den anderen Sanju-Fans in meiner Umgebung Bescheid sagen; Sanju sei begeistert davon, so viele Fans in Germany zu haben, und sie habe Sanju vorgeschlagen, zu der Filmvorführung zu kommen, um ein paar seiner deutschen Fans kennenzulernen. Tatsächlich schaffte es auch noch Jassi, so kurzfristig mitzukommen, und eine weitere Freundin von uns, Susi, war ohnehin gerade in Mumbai, so dass wir die deutsche Sanju-Fan-Gemeinde zu dritt vertreten würden.
Am 28. Oktober erhielt ich eine Nachricht von Maana, dass Sanju am 2. November nach Delhi müsse und daher nicht zu der Filmvorführung kommen könne. Die einzige Alternative sei es, ein Treffen unmittelbar nach unserer Ankunft am Sonntag zu arrangieren... was ich zwar phantastisch fand, was mich aber auch skeptisch machte, denn unsere Ankunft in Mumbai war für 22:30 Uhr vorgesehen, und selbst bei pünktlicher Landung würde es doch sehr spät werden, bis wir alle Einreiseformalitäten etc. hinter uns hatten... würde Sanju wirklich so lange warten?
Der Flug am Sonntag hatte natürlich prompt auch noch Verspätung...
Susi holte uns am Flughafen ab und eröffnete uns, dass Maana sie angerufen habe: Es sei jetzt doch zu spät für das Treffen... aber Maana habe für den Montag umdisponiert: Wir sollten um 14 Uhr in Sanjus Haus "Imperial Heights" in Bandra kommen.
Unglaublich. Die beiden müssen am Sonntag Abend innerhalb kürzester Zeit ihre Terminpläne für uns über den Haufen geworfen haben, damit Sanju uns am Montag Nachmittag bei sich empfangen konnte. Und so kam es am 2. November 2009 tatsächlich zu dem Treffen...
Das Treffen bei Sanju
Rechtzeitig vor 14 Uhr fuhren wir stilgerecht mit der Rikscha vor "Imperial Heights" vor. Ich nannte dem Wachmann meinen Namen und dass wir auf Einladung von Mrs Maanayata Dutt hier seien, und wir wurden sofort eingelassen und in das Haus geführt. Unten im Flur hängt ein großes Porträt von Sunil Dutt, und an diesem vorbei wurden wir in die Lobby geführt, wo wir nebeneinander in der dreisitzigen Couch Platz nahmen.
Und nur wenige Minuten später war es dann soweit: Sanju und Maana betraten den Raum...
Ich kann nur eines sagen: Kein Foto wird diesem Mann in natura gerecht. Und es stimmt tatsächlich, was man immer liest: Sanju ist Mann - groß, schlank, majestätische Haltung - und Kind zugleich mit anfangs einer gewissen Scheu in seinem Blick, die aber schon bald einer Wärme Platz machte, die nicht zu beschreiben ist.
Sie begrüßten uns herzlich, und ich konnte mir endlich den langgehegten Wunsch erfüllen, Sanju meinen Respekt durch Berühren seiner Füße zu bekunden. Dann nahmen wir wieder auf unserer Couch Platz, während Sanju und Maana sich in die beiden Sessel setzten. Da saßen wir nun - zusammen mit Sanju in einem Raum in seinem Haus, ohne irgendwelche Bodyguards oder Pressevertreter um uns herum, so richtig schön privat. Eigentlich zu verrückt, um wahr zu sein.
Was als nächstes kam, kann man nur unter der Kategorie "Typisch Jassi" einordnen. Wir beide hatten im Vorfeld nämlich quasi gewettet, ob Sanju noch immer seinen French Beard trägt oder ob er ihn sich inzwischen wieder abrasiert hatte; immerhin fand das Treffen genau zwischen den Dreharbeiten zu Knockout (mit Bart) und No Problem (ohne Bart) statt. Und was passiert, kaum dass wir alle wieder Platz genommen hatten? Jassi grinst mir zu und verkündet lauthals, sie habe ihre Wette verloren - woraufhin wir beide erstmal laut auflachten, und dann erklärte ich Sanju, was es mit dieser Wette auf sich hatte. Da musste auch er grinsen, und das erste Eis war gebrochen...
Dann unterhielten wir uns eine Weile. Ich dankte Maana dafür, dass sie diesen Augenblick für uns möglich gemacht hatte, und ich übermittelte Sanju die Grüße von seinen Fans in Deutschland und Umgebung, die jetzt alle in Gedanken bei uns waren; ich erklärte ihm, dass wir ihn nicht nur als vielseitigen Schauspieler lieben, sondern vor allem auch als Mensch; dass wir ihn dafür respektieren und bewundern, wie er sein Leben mit all seinen Schicksalsschlägen meistert, und dass wir für seine Freiheit beten. Auch dass es hierzulande auch Hindi-Film-Fans gibt, die gerne die alten Klassiker anschauen und seine Eltern Nargisji und Dutt saab sehr schätzen, erzählte ich ihm. Er hörte mir aufmerksam zu und lächelte immer wieder dankend, vor allem als ich das mit seiner Freiheit und seine Eltern erwähnte.
Danach überreichten wir Sanju und Maana unsere mitgebrachten Geschenke. Jassi übergab ihm das Bild mit dem Gruß von seinen Fans, das sie gestaltet und in A3 ausgedruckt und gerahmt hatte, und ich präsentierte ihm die DVD "A Tribute to Sanjay Dutt", die Anksuni und ich zu seinem 50. Geburtstag gemacht haben und die wir im August bei unserem Sanju-Fan-Treffen gezeigt hatten (was ich ihm auch brühwarm erzählt habe). Diese Tribute-DVD enthält Szenen aus jedem einzelnen seiner Filme, so dass Sanju sich seine Filmkarriere sozusagen im Schnelldurchlauf anschauen kann. Und natürlich hatten wir auch ein ganz persönliches kleines Geschenk für Maana dabei.
Als nächstes fragten wir, ob wir Bilder machen dürften, und Sanju posierte willig erst allein, dann mit uns und schließlich, auf unsere Bitten, auch noch zusammen mit Maana für uns. Danach schrieb er uns noch Autogramme...
Und dann - dann kam der ganz große Augenblick, in dem Sanju uns alle drei der Reihe nach in die Arme nahm... Diesen Moment, diesen Jadoo Ki Jhappi werde ich niemals vergessen!
Jassi hatte noch ein paar weitere Bilder für die Sanju-Fans ausgedruckt, die nicht mit uns hatten kommen können; die nahm Maana an sich und versprach uns, sie abends signiert ins Kino mitzubringen. Die Vorstellung würde um 21 Uhr beginnen; und Sanju stellte uns seinen Mitarbeiter Suresh vor, der (für uns nicht sichtbar) draußen vor der Tür gewartet hatte; dieser würde uns um 20:30 Uhr in unserem Hotel abholen. Wir nannten ihm unser Hotel, und Suresh nickte und ließ uns wieder mit Sanju und Maana allein.
Inzwischen war auch indischer Kaffee und Wasser serviert worden. Leider konnte Sanju dann nicht mehr länger bleiben; er musste ja nach Delhi. So verabschiedeten wir uns von ihm und Maana - und dann blieben wir allein mit unseren Kaffeetassen, Autogrammen und Eindrücken zurück.
Keiner drängte uns, das Haus zu verlassen. Wir hätten wohl noch Stunden in der Lobby verbringen können, ohne dass uns jemand rausgeschmissen hätte. Denn wir sind noch eine ganze Weile geblieben, ohne dass jemand auch nur die Nasenspitze zu uns reingesteckt hätte. So hatten wir Zeit, unsere Eindrücke noch an Ort und Stelle ein wenig zu verarbeiten. Und ich gebe zu: Als ich mir alles noch einmal vor Augen führte, was ich gerade erlebt hatte - da kamen mir die Tränen... Ich war einfach nur glücklich.
Der Kino-Abend
Über Inder und Pünktlichkeit gibt es ja die verrücktesten Geschichten, aber in unserem Fall können wir uns nicht beschweren. Sanju hatte uns weder am Nachmittag warten lassen, noch kam am Abend Suresh zu spät - Punkt halb 9 stand der Wagen mit Suresh und Fahrer vor unserem Hotel, um uns zum Kino zu chauffieren.
Die Sondervorstellung von All The Best fand im Picxion statt; wie Maana mir mitteilte, ist das kein öffentliches Kino, sondern es gehört einem Freund von ihnen und wird nur für private Vorführungen und Previews benutzt. Man geleitete uns in einen kleinen Kinosaal mit gerade mal zwanzig Plätzen - aber was für Plätze! Superbequeme Ledersessel, in denen wir erstmal fast komplett versanken und die sich dann zudem als Liegesessel entpuppten. Dann brachte man uns noch Wasserflaschen, und kurze Zeit später ging All The Best los... Und eines stand schnell fest: Auch wenn es nur ein kleiner Kinosaal war - soundmäßig habe ich noch nie etwas Tolleres erlebt.
Der Film lief ohne Untertitel, aber das hat keinen von uns groß gestört; wir sind problemlos mitgekommen, zumal es auch genügend Situationskomik gab. Wir haben uns königlich amüsiert, und vor allem bei der nächtlichen Szene mit Sanju im rosa Nachthemd und mit dem im Vorfeld vielzitierten "Dostana-Akt" haben wir uns weggeschmissen. Sanju und Ajay sind zwei begnadete Komiker, und man merkt genau, wieviel Spaß sie bei der ganzen Sache gehabt haben.
Während der Intermission erwartete uns eine weitere Überraschung: Im Foyer waren erlesenes indisches Finger Food und Getränke aufgetischt worden. Wir genossen die Köstlichkeiten ebenso wie die Gelegenheit, noch einmal ein wenig mit Maana zu plaudern. Als wir nach der Pause unsere Plätze wieder einnahmen, drückte mir Maana eine Tüte in die Hand mit dem Hinweis, sie enthalte die von Sanju signierten Bilder. Als ich dann kurz in die Tüte reinschaute, blieb mir erst einmal die Luft weg - denn ich sah auf den ersten Blick, dass sie nicht nur das Bilderpäckchen enthielt; Maana hatte auch noch drei wunderschöne Dupattas mit Goldmuster mit eingepackt... Dass die Tüte selbst nicht irgendeine Tüte war, sondern ein ausgesprochen edel gestaltetes Teil mit einem goldenen SD-Monogramm, das merkte ich darüber gleich gar erst auf den zweiten Blick. Aber wir hatten gar keine Zeit, uns von unserem Staunen zu erholen, denn der zweite Teil begann.
Schon bei den Pausengesprächen war uns der Fotograf aufgefallen, der munter drauflos knipste. Als er auch nach Wiederbeginn des Filmes nach der Pause immer wieder in unsere Richtung blitzte, gab es für uns keine Zweifel mehr: Der Mann war entweder von der Presse, oder er sollte die Veranstaltung einfach so für die Privatzwecke der Dutts dokumentieren. Selbst am Ende, als wir das Kino wieder verließen, fotografierte er noch einmal - wir posierten sogar extra mit dem erhobenen All-The-Best-Daumen für ihn. Anschließend brachte Suresh uns drei, wie von Sanju versprochen, wieder in unsere Hotels zurück.
Ein unvergesslicher Tag ging zu Ende. Und wir waren uns absolut einig: Maana und Sanju sind einfach unglaublich. Waren ihre Einladung und ihre warmherzige Gastfreundschaft nicht schon Geschenk genug gewesen? Hätte jemand ernsthaft vermutet, dass sie uns da noch zusätzlich mit Geschenken beglücken würden? Also von uns dreien mit Sicherheit niemand.
Das Interview
Für den Dienstag hatten wir uns am Vorabend einen Tourist Car gemietet, der auch pünktlich um 10 Uhr parat stand. Wir machten mit ihm eine ausgiebige Stadtrundfahrt, hielten an besonderen Orten wie dem Gandhi-Haus, dem Gateway of India oder den Hanging Gardens auch mal eine Weile an, um uns in Ruhe umzusehen, und sogen die Impressionen dieser unglaublichen Stadt auf wie ein Schwamm.
Es war bereits Spätnachmittag, als wir uns noch zum Juhu Beach fahren ließen, wo wir uns etwas abseits vom größten Trubel im Sand niederließen, um noch einmal so richtig zu entspannen und sowohl den Rundumblick auf Mumbai als auch den Blick hinaus aufs Meer zu genießen. Es dürfte so kurz vor halb 5 gewesen sein, als plötzlich das Handy klingelte – und Maana mir frisch-fröhlich mitteilte, dass innerhalb der nächsten fünf Minuten Upala vom Mid-Day bei mir anrufen würde, um mir ein paar Fragen zu unserem Besuch in Mumbai und bei Sanju zu stellen. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits soweit, dass ich mich über nichts mehr wunderte; bei all dem, was ich am Vortag erlebt hatte, was war da schon noch ein Telefoninterview? Ich also: klar, kein Problem... wobei ich mich vorsichtshalber noch versicherte, ob ich auch wirklich über alles berichten durfte, was Maana bejahte.
So. Da saßen wir nun im Sand von Juhu Beach und warteten auf einen Presseanruf.
Es dauerte nicht lange, bis Upala anrief und mir eine Reihe von Fragen stellte: Wie war es zu diesem Mumbai-Besuch von uns gekommen? Was hatten wir alles erlebt? Wie verbreitet sind Hindi-Filme in Germany? Was halten wir von Sanju (was für eine Frage!!!)? Hatten wir Sanju und Maana Geschenke mitgebracht? Und wie hatte es uns in Mumbai gefallen? Und ich hab nur noch geredet wie ein Wasserfall... (Das Ergebnis konnten wir dann am 5. November im Mid-Day nachlesen.)
Und dann ging der Tag auch schon zur Neige... und unser Zwei-Tage-Trip nach Mumbai ging zu Ende... Aber was war es für ein Trip gewesen!!!
Ich hatte in all der Zeit, in der ich mich jetzt schon mit Sanjay Dutt befasse, immer wieder von seinem großen und goldenen Herzen gelesen – in diesen Tagen habe ich es am eigenen Leib erleben dürfen. Was Sanju und Maana uns geschenkt haben, das war mehr als nur ein einfaches "Star trifft Fans". Sie haben uns als willkommene Gäste betrachtet und entsprechend alles getan, damit wir uns wohlfühlen und unvergessliche Erlebnisse mitnehmen konnten.
Und ich weiß jetzt mehr denn je, warum gerade Sanjay Dutt und niemand sonst mich derart für sich hat einnehmen können, dass ich mich per Website und Mundpropaganda für ihn einsetze und auch weiterhin einsetzen werde. Wobei der Schauspieler für mich nach wie vor nur zweitrangig ist; ungleich beeindruckender und liebenswerter ist Sanju als Mensch. Ich wünsche ihm und Maana alles Glück dieser Welt - diese beiden warmherzigen Menschen verdienen es.
All the best, Sanju and Maana, and thank you from the bottom of our hearts. God bless you!
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen