Mittwoch, 13. Juni 2007

NDTV, 13.6.2007: Trial On Fire

Pressenotiz NDTV, 13. Juni 2007

Trial On Fire
NDTV-Exklusivinterview mit Sanjay Dutt: "Der Richter hat mich nicht bevorzugt. Ich bin genug bestraft worden."


In einem Exklusivinterview mit Sreenivasan Jain von NDTV hat sich Sanjay Dutt zum ersten Mal über die schon seit längerer Zeit ausgetragene Kontroverse geäußert, der Richter sei im Fall der Bombenanschläge von 1993 ihm gegenüber objektiv gewesen sei. Dutt sagt, die Justiz sei in diesem Fall allen gegenüber objektiv gewesen. Wenige Tage vor seiner Strafmaßverkündung sagt Sanjay Dutt, er habe das Gefühl, genug bestraft worden zu sein, und dass es Zeit ist, ihm seine Freiheit wiederzugeben. Dutt wurde nach dem Arms Act verurteilt wegen illegalen Besitzes von Waffen, die er mutmaßlich von Mitgliedern der Unterwelt erhalten hat. Das Verfahren hat 15 Jahre gedauert. Sehen Sie heute Abend um 20.30 Uhr auf NDTV 24x7 und um 22.30 Uhr auf NDTV India das Exklusivinterview mit Sanjay Dutt.

Exzerpte aus dem Interview:


Sreenivasan Jain: Sie haben Antrag auf Bewährung gestellt. Sie haben das unter anderem damit begründet, dass Sie in jedem Fall Ihre Lektion gelernt haben und ein gutes, anständiges Leben führen.

Sanjay Dutt: So Gott will. Ich bete zu Gott, zu meinem Vater, zu meiner Mom, und hoffe, dass alles gut geht...

Sreenivasan Jain: Aber wissen Sie, Sanjay, mit Ihnen ist es so, dass es diese ständigen Höhen und Tiefen gibt. Alles scheint gut und in die richtige Richtung zu gehen, und dann kommt da wieder diese kleine Angst. Wie zum Beispiel diese Geschichte mit Ihrem Anwalt Satish Maneshinde und der verdeckten Ermittlung gegen ihn. Das war eine unnötige Abzweigung. Hat das in Ihnen Ängste ausgelöst, als Sie das sahen?

Sanjay Dutt: Ja, hat es, aber sehen Sie: Satish gehört nun schon seit fünfzehn Jahren zu uns, er hat sie sozusagen mit mir durchlebt. Er ist ein sehr lieber Mensch und ein guter Anwalt, und Menschen machen Fehler. Und so habe ich es einfach weggesteckt.

Sreenivasan Jain: Sanjay, dieser ganze Versuch kreist um das Vorurteil, Sie seien bevorzugt behandelt worden. Hat Sie das aufgeregt? Schließlich kam der Vorwurf von Menschen, die irgendwie zu Ihnen gehörten, die mit Ihnen zusammen diesen ganzen Prozess durchlebt haben.

Sanjay Dutt: Ich sage Ihnen eines: Ich war fünfzehn Jahre lang regelmäßig bei diesem ehrenwerten Gericht, und es gibt dort keinerlei Bevorzugte oder Bevorzugungen irgendwelcher Art, für niemanden. Das Gericht war immer fair. Es urteilt einzig nach dem Fall und nach den Beweisen.

Sreenivasan Jain: Sie haben das Gefühl, Richter Kode ist immer fair zu jedem?

Sanjay Dutt: Mit jedem.

Sreenivasan Jain: Es gibt also keine bevorzugte Behandlung, weil Sie Sanjay Dutt sind?

Sanjay Dutt: Nein nein nein nein.

Sreenivasan Jain: Das glauben Sie aus tiefstem Herzen und sagen es mit voller Überzeugung?

Sanjay Dutt: Ja. Mit voller Überzeugung.

Sreenivasan Jain: Aber was sagen Sie zu denen, die sich fragen: Warum wurde er nur nach Arms Act verurteilt und wir nach TADA?

Sanjay Dutt: Es steht nicht mir zu, das zu sagen, sondern nur dem ehrenwerten Gericht.

Sreenivasan Jain: Das hat das Gericht so gesagt.

Sanjay Dutt: Ja.

Sreenivasan Jain: In gewisser Weise müssen Sie mit dieser letzten Wegstrecke alleine fertigwerden. Aber wie ich schon sagte, es gab immer Höhen und Tiefen, und ich denke, die größte Höhe war die berühmte Erklärung des Richters, dass er in Ihnen keinen Terroristen sieht. Das muss für Sie doch ein außerordentlicher Moment gewesen sein. Durchleben Sie ihn noch einmal für uns.

Sanjay Dutt: Er rief meinen Namen auf, ich ging nach vorne, und er begann. Zuerst nannte er meine TADA-Anklagen und verkündete schließlich, ich sei raus aus TADA und stünde nunmehr unter dem Arms Act. In meinem Statement 313 hatte ich geschrieben, dass ich kein Terrorist bin, und der ehrenwerte Richter wiederholte dieses, und damit war eine ungeheure Last von der Dutt-Familie genommen.

Sreenivasan Jain: Waren Sie damals nahe daran zu weinen? Stiegen Ihnen Tränen in die Augen?

Sanjay Dutt: Ich wollte weinen. Ich weiß es nicht. Es war einfach alles plötzlich anders. Ja, ich war nahe dran. Ich saß da in dieser Box und fühlte mich so unendlich erleichtert. Sehen Sie, ich habe das schon zu vielen Menschen gesagt: Jeder von uns, jeder Mensch auf dieser Welt setzt Freiheit als gegeben voraus. Als etwas Selbstverständliches. Aber erst wenn sie einem weggenommen wird, begreift man, wie wertvoll Freiheit ist. Und ich habe das begriffen.

Sreenivasan Jain: Sie haben die Kehrseite kennengelernt.

Sanjay Dutt: Ja, und deshalb möchte ich jedem raten, seine Freiheit zu schätzen. Begreift, wie wichtig eure Freiheit ist! Alles kann geschehen, und wenn sie euch weggenommen wird, dann erkennt ihr ihren Wert und ihre Wichtigkeit.

Sreenivasan Jain: Waren das sehr schwierige Tage für Sie, Sanjay, jene Zeit, in der Sie Ihrer Freiheit beraubt waren?

Sanjay Dutt: So etwas ist für jeden schwierig und in jeder Lage.

Sreenivasan Jain: Aber doch sicher noch mehr für jene von uns, die ein anderes, ein behütetes Leben geführt haben. All das plötzlich zu verlieren muss doch traumatisch sein.

Sanjay Dutt: O ja, das ist es. Das ist traumatisch für jeden. Jede Art der Freiheitsberaubung ist traumatisch.

Sreenivasan Jain: Aber sagen Sie mir, Sanjay, wie nutzen Sie die Zeit, die Ihnen bleibt? Sie sagen, die Justiz ist fair, und Sie hoffen, dass alles so kommt, wie Sie es sich wünschen. Aber haben Sie sich auch mental vorbereitet für den Fall, dass es anders kommt?

Sanjay Dutt: Man muss beide Möglichkeiten im Auge haben und auf beide vorbereitet sein. Und ich fühle: Gott ist groß.

Sreenivasan Jain: Bevor wir zum Ende kommen: Haben Sie das Gefühl, dass Sie in gewisser Weise genug bestraft worden sind für das, was Sie getan haben? Dass es lange genug gedauert hat und dass es nicht fair wäre, noch einmal Ihre Freiheit zu verlieren? Sehen Sie das so?

Sanjay Dutt: Manchmal habe ich dieses Gefühl. Ich weiß nicht. Ich kann nur sagen, ich bin ein guter Mensch, ein guter Bürger, und ich liebe mein Land.

Sreenivasan Jain: Und haben Sie das Gefühl, in gewisser Weise den Preis bezahlt zu haben? Ihr Leben hat sich vollständig verändert, und Sie hatten ein sehr, sehr hartes Leben?

Sanjay Dutt: Ich habe getan, was immer mir möglich war. Ich arbeite für gute Zwecke. Ich kümmere mich um drogensüchtige Straßenkinder für SUPPORT, und nach dem Tod meines Vaters habe ich seine Nargis Dutt Cancer Foundation übernommen. Dann ist da noch Cry – Save the Children. Das ist gut so. Ich bin glücklich, wenn ich für Kinder und gegen Krebs etc. arbeiten kann.

(Deutsch von Diwali)

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