Donnerstag, 8. November 2007

Filmfare 2/1998: A Hard Day's Night - Sanjay Dutt against all odds

Filmfare, Februar 1998

A Hard Day’s Night – Sanjay Dutt against all odds


Sein letzter Release, dieses dämliche Dau…uuud, ging daneben. Das TADA-Prozedere zieht sich endlos dahin... er verbringt noch immer jeden Tag von 11 bis 17 Uhr beim Gericht, Montag bis Freitag. Seine Drehtermine finden immer nur schubweise statt. Selbst wenn Dutt jr. nur in Thane, am Rande von Mumbai, drehen will, muss er sich vorher über einen komplizierten Dienstweg die Genehmigung dafür einholen. Filme wie Kartoos und Khauff hängen hinterher. Nun wurde bekannt, dass Sanjay Dutt in Firoz Nadiadwalas Raftaar (inszeniert von Priyadarshan) durch Suniel Shetty ersetzt worden ist.

Ein geringerer Sterblicher wäre unter solchem Druck vielleicht längst zusammengebrochen. Aber Sanjay ist stark – toi-toi-toi –, er hat keineswegs vor, das Handtuch zu werfen.

Gerade jetzt stemmt Sanju wieder energisch Gewichte in seinem selbst entworfenen Fitness-Studio in Ajanta Arts, dem Dutt-Wohnsitz in Pali Hill, zusammen mit seinem Kumpel Ramesh Narang von der Ambassador group of hotels. Sein Schwager Kumar Gaurav, genannt Bunty, wartet geduldig darauf, dass er aufhört. Die beiden müssen ein paar Dinge über ihre Home Production Chakra besprechen. Am Bürotisch erledigt Sanjays Sekretär Pankaj Kharbanda dringende geschäftliche Angelegenheiten. Die beiden treuen Seelen Prasad und Mohammad polieren den Wagenpark von Dutt jr. auf Hochglanz.

Endlich taucht Sanjay mit schweißglänzendem stalloneskem Körper vor mir auf. „Hi! Nehmen Sie sich eine Tasse Tee“, lächelt er, „ich bin in einer Minuten bei Ihnen.“

Fünfzehn Minuten später fährt Bunty davon, und ich habe Sanju ganz für mich allein.

„Bunty ist ein großartiger Kerl“, strahlt er. „Ich bin froh, dass er wieder im Einsatz ist. Er hat sogar mal mit der Idee gespielt, Regie bei Chakra zu führen. Aber dann haben wir beschlossen, damit zu warten. Deshalb bleibt es dabei, dass er den Film produziert.“

„Bunty ist ein klassischer Fall von Pech gehabt“, merkt Sanjay an. „Und er hat zuviel Selbstrespekt, um durch die Gegend zu laufen und um Arbeit zu bitten. Ich denke, Sunny Deol, Bunty und ich sind Star-Söhne, die allein aufgrund unserer Herkunft schon benachteiligt sind. Wir würden eher verhungern als betteln. Heute ist Sunny ein Hit, ich bin ganz gut im Geschäft, aber Bunty muss wieder in Fahrt kommen. Ich weiß, dass er niemals seinen Stolz verlieren wird, und ich respektiere ihn verdammt stark dafür.“

Ich frage mich, ob nicht eher Sanjays eigener Stolz ramponiert ist. Warum wurde er so formlos aus Raftaar rausgekippt?

„Überhaupt nicht“, erwidert er. „Mir blieb nichts anderes übrig als aus dem Projekt auszusteigen. Vielleicht sollte ich meinen Kopf dafür untersuchen lassen, dass ich aus einem Priyadarshan-Film aussteige, wenn ich bis zum Hals in der Scheiße stecke. Fakt ist, ich sollte Anfang des Jahres mit den Dreharbeiten beginnen. Aber da ich nur wenige Stunden am Tag arbeiten kann, hatte ich vor Juni einfach keine Termine mehr frei.“ Offensichtlich konnte Priyadarshan nicht so lange auf Sanjay warten und engagierte stattdessen Suniel Shetty.

„Einen Priyan-Film zu verlieren ist schon ein größerer Rückschlag, yaar“, gibt Sanjay zu. „Aber was hätte ich machen sollen? Ich hätte lügen können, behaupten, dass ich es irgendwie schon schaffen würde, mit der Arbeit anzufangen, wie es so viele Schauspieler machen. Aber das ist nun mal nicht mein Stil.“ Er zündet sich seine erste Zigarette an diesem Abend an und fährt fort: „Alles, was ich derzeit auf meiner Haben-Seite verbuchen kann, ist massenweise Wohlwollen. Mein Sekretär Panks erzählt mir, dass mein Terminkalender bis Ende 1998 voll ist. Es fällt mir schwer, das zu glauben. Aber Pankaj hat keinen Grund, mich zu belügen.“

Inzwischen hat Sanjay Dutt für den Film Vaastav unterschrieben, den Mahesh Manjrekar, der Senkrechtstarter aus dem Marathi-Kino, inszenieren wird. Seine eigene Produktion Chakra macht leichte Fortschritte. David Dhawan hat fast 50 Prozent von Haseena Maan Jaayegi im Kasten. Pooja Bhatts Dushman mit Sanjay in einer Special Appearance ist fast fertig. Und Sanjay Chhel plant, seinen Film Khoobsurat im Eiltempo abzudrehen. „Dus, der nach Mukuls Tod eingestellt worden war, wird nun von Ramesh Sippy inszeniert“, vermerkt der Schauspieler. „Ich habe weitere 125 Tage für die Fertigstellung des Films eingeplant. Das wirft jetzt natürlich meine sämtlichen Kalkulationen über den Haufen.“

Ich frage ihn, ob Manisha Koirala daran schuld ist, dass Khauff noch immer nicht fertig ist. Sanjay erklärt sämtliche diesbezüglichen Gerüchte für null und nichtig: „Es ist unfair, Manisha die Schuld zu geben. Das arme Mädel scheint derzeit ein besonders beliebtes Prügelobjekt der Industrie zu sein. Okay, Manisha macht viel zuviel. Aber ich kann’s mir nicht leisten, über andere zu reden. Schauen Sie, wie viele Probleme ich habe. Zwei Termine für Außendreharbeiten für Kartoos und Khauff in London bzw. Kanada mussten abgesagt werden, weil ich vom Gericht keine Genehmigung bekam, dem Prozess fernzubleiben.“

Am 25. September vorigen Jahres haben Sanjays Anwälte für ihn einen Antrag für dauerhafte Prozess-Freistellung beantragt. „Wenn der durch ist, dann werde ich mich wieder wie ein normaler Mensch fühlen“, grinst er ironisch. „Die meisten Menschen haben am Wochenende frei, aber ich arbeite hauptsächlich an den Wochenenden. Die ganze Woche über kann ich nur nachts drehen. Das ist frustrierend, weil dadurch das Arbeitstempo behindert wird. Davon abgesehen fängt das ewige Rumsitzen bei Gericht allmählich an, mir seinen Tribut abzuverlangen.“

Sanjay erzählt mir, dass er jedes Mal mies gelaunt ist, wenn er nicht zu seinem gewohnten Training kommt. „Diese beiden Stunden am Abend bedeuten die Welt für mich. Ich trainiere wie ein Irrer. Das entspannt mich. Ich hasse es, wenn irgendjemand oder irgendetwas mich bei dieser Routine stört.“ Oft jedoch muss der Schauspieler auf sein Training verzichten, „weil von mir erwartet wird, dass ich mich bei irgendwelchen gesellschaftlichen Anlässen blicken lasse. Außerdem habe ich Ehrengast bei allen möglichen Veranstaltungen zu sein. Wenn’s nach mir ginge, würde ich das alles komplett sausen lassen, aber dann würde mein Dad mich killen. Er hat die vielen Menschen nicht vergessen, die zu mir gehalten haben, als ich im Gefängnis war. Und wenn also jetzt ein Sozialarbeiter oder Würdenträger eine Veranstaltung organisiert, dann erwartet Dad von mir, dass ich anwesend bin. Mein Vater hat strenge Prinzipien. Trotz meiner 38 Jahre habe ich noch immer Riesenbammel vor ihm.“

Erneut wird Tee serviert. Er kippt das heiße Gebräu runter und fügt hinzu: „Ich bin gereift, yaar. Vor kurzem haben wir in Südafrika für Kartoos gedreht. Rhea war dabei. Wir hatten eine gute Zeit dort, aber ich bin nicht ausgeflippt wie früher. Ich kann nicht mehr auf Sauftouren gehen und dann frühmorgens bei der Arbeit antanzen, ich würde mich wie ein Zombie fühlen! Glauben Sie mir, es ist jetzt fast zehn Monate her, dass ich den Alkohol aufgegeben habe. Ich will unbedingt und auf jeden Fall meinen schlanken Look wiederbekommen.“

Er zupft an seinem kurzen Haar und erklärt: „Ich habe sogar meine langen Haare abgeschnitten, weil sich mein Kopf immer so schwer angefühlt hat. Und man hat mir schon gesagt, dass ich jetzt mindestens fünf Jahre jünger aussehe“, grinst er.

Sanjay gibt zu, dass die besten Banner sich nicht mehr um ihn reißen. „Na und?“ fragt er. „Ich bin glücklich mit den Filmen, die ich habe. Wäre Daud ein Super-Duper-Hit geworden, würde jetzt alles anders ausschauen.“ Was ging schief? Lag es etwa an Ramgopal Varmas Neigung, Urmila Matondkar zur Schau zu stellen? „Nein, nein“, erwidert Dutt jr. sofort. „Ich mache keine Kommentare zu Ramus Leidenschaften oder Vorlieben. Das geht mich nichts an. In meinen Augen war die erste Hälfte von Daud gut. Aber all der Spaß und die Lacher hätten irgendwohin führen müssen. Das Problem war, dass Daud einfach kein Skript hatte. Und die Fans von A.R. Rahman waren enttäuscht. Außer ‚O bhanware’ waren die Songs alle pathetisch. Nach Rangeela hat das Publikum ein ‚Vom Winde verweht’ von Urmila, Rahman und Ramgopal Varma erwartet. Stattdessen haben sie ‚Flammendes Inferno’ bekommen. Aber warum jetzt darüber reden? Ramu ist ein guter Techniker. Wahrscheinlich landet er mit Satya wieder einen Volltreffer. Der Kerl versteht sein Handwerk.“

Auf dem Weg zum Ausgang von Ajanta Arts informiert mich Sanjay noch über die Fortschritte, die seine Tochter Trishala in New York macht. „Sie hat jetzt zwei Wochen Ferien“, sagt er. „Ich habe Richas Eltern gebeten, sie nach Mumbai kommen zu lassen, damit sie ein wenig Zeit mit mir verbringen kann. Ich hoffe, sie erlauben es.“

Sanjay und Rhea werden bald in ein neues Apartment ziehen. „Irgendwann in diesem Jahr werden wir wohl heiraten“, vertraut er mir an. „Aber ob Heirat oder nicht, Rhea wird immer ein Teil von mir sein. Die Hochzeitszeremonie wird nur eine Formalität sein.“

Sein Mobiltelefon summt bereits zum hundertsten Mal. Verärgert murrt er: „Gott, ich bin mir sicher, dass das Telefon der Mumbaier Stadtverwaltung weniger oft bimmelt als meines. Scheinbar hat die ganze Welt meine Mobilnummer. Ich muss Pankaj sagen, dass er sie ändern muss, gleich als allererstes morgen früh. Ich bin ein Star, yaar, nicht die BMC.“

(Meena Iyer; Deutsch von Diwali)

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