IBNLive, 28. November 2007
Als ich Sanjay Dutt traf...
Er glaubt daran, dass ein „jadoo ki jhappi“ (der „Knuddelzauber“ aus Munnabhai MBBS) eine zornige Seele beruhigen kann. Sein Gandhigiri hat sich wie ein wildes Feuer im Land und in der ganzen Welt verbreitet. Und bald sollte ich herausfinden, was Sanjay Dutt, den Leinwand-Munnabhai, auch zu einem Helden im wirklichen Leben macht...
Das Timing war perfekt: Es war der 2. Oktober 2006, Gandhi Jayanti (Gandhis Geburtstag), Dutts Sequel zu dem Superhit Munnabhai MBBS, Lage Raho Munnabhai, war eben angelaufen, und ich flog nach Mumbai, um den Star in seiner Wohnung in Pali Hills zu treffen.
Als wir in Richtung Dutt-Residenz unterwegs waren, klingelte mein Telefon. Es war Sanju Baba mit der Frage, ob wir das Interview verschieben könnten.
Mein Herz sank, Stories über Bollywood-Stars und ihre Koller gibt es ja zuhauf, und ich war auf dem Weg zu einem der größten Namen überhaupt, Bollywood-Hochadel und so weiter. Sanju Baba jedoch bat uns einfach, schnell zu ihm zu kommen, da er einen dringenden Termin mit seinem Anwalt habe.
Wir waren kaum in seinem Haus angekommen, als wir auch schon in den Lift verfrachtet wurden, um Baba zu treffen, wie seine Familie und seine Freunde ihn liebevoll nennen. Mit uns fuhren zwei seiner Hausangestellten nach oben, die schon seit mindestens zehn Jahren für Dutt arbeiten. Und die Liebe zu ihrem Baba strahlte ihnen aus den Augen...
Als sich die Tür zu seinem Apartment öffnete, stach mir sofort die klassische, unprätentiöse Einrichtung ins Auge: sehr passend für Dutt, der bekannt ist für seinen Armani-Fetisch und seine dezente Klasse.
Grauweiße Wände, Holzpaneelen an der Decke, ein klares, minimalistisches Design mit Ledersofas in beige und schwarz, bequemen beigefarbenen Kissen und Babas Porträts an den Wänden. Natürlich keine Filmplakate, sondern Fotos, die seine Freunde und Familienangehörigen gemacht haben und die jeweils eine Wand dominieren.
Ein Familienporträt in schwarzweiß mit der schönen Nargis und einem sehr gut aussehenden Sunil Dutt und eine gemalte Collage, auf der Baba mit einer Zigarre posiert, stechen heraus. Die Collage war offenbar ein Geschenk von Abhishek Bachchan.
Während ich die Einrichtung betrachtete, entdeckte ich den Schauspieler an seiner Bar beim Polieren von Cocktailgläsern. Er trug bequeme Jeans, ein weißes Hemd mit klassischen Linien und spitze braune Schuhe. Baba kam auf uns zu und versank dann neben mir in der Couch, seine Augen lächelten mich grüßend an.
Perfekter Gastgeber, als der er bekannt ist, fragte mich Baba nach meinen Vorlieben, während er für sich selbst eine Tasse Tee bestellte. Wie er so neben mir saß, fühlte sich meine Kehle wie zugeschnürt an; jeder Gedanke an etwas Trinkbares war hinfällig, weshalb ich ablehnte. Baba hakte nach: „Ein Softdrink? Nein? Dann vielleicht Rooh Afza (= ein süßer Sirup)?“ fragte er, und wir brachen alle in lautes Gelächter aus.
Dank ihm fühlte ich mich richtig wohl, und während wir redeten, spiegelten sich Babas Emotionen in seinen Augen. Sein Vater, der verstorbene Sunil Dutt, so erzählte er uns, war für ihn immer das wahre Abbild von Gandhi gewesen.
Seine Stimme wurde rau und seine Augen feucht, als er über seine Mutter Nargis und über seine Drogenjahre sprach. Unwillkürlich drängten sich mir Gedanken auf: ein Schauspieler oder ein Mensch, vielleicht sogar ein kleines Kind, überwältigt vom Leben und von dem, was es an ihn ausgeteilt hatte? Und ich fragte mich: was treibt diesen Mann an, was hält ihn am Leben?
Vielleicht ist es Babas vollkommener Glaube an Gott und sein eigenes Schicksal, was ihn in schweren Zeiten immer weitermachen lässt. Baba ist sowohl religiös als auch spirituell, und sein Glaube an Sai baba und Durga maa ist enorm... Er bot uns sogar an, mit uns einen Tempel im Süden zu besuchen, sobald der TADA-Fall einmal vorüber sei.
Heute, da das Gericht ihm in diesem Fall Kaution gewährt, erinnere ich mich daran, wie ich diesen Schauspieler damals empfunden habe. Daran, wie er einem beim Reden offen und gerade in die Augen sieht. An den Eindruck des Jungen von nebenan, der eine Scheibe zerdeppert hat und sich tausendmal für seinen Fehler entschuldigt. Oder eines Kindes, das stolz seine Tätowierungen herzeigt.
„Ich habe zwei Tattoos. Ich habe auch ein Shiva-Tattoo. Ist es nicht schön?“ hatte Baba gesagt und mir einen seiner Arme gezeigt, während ich versuchte zu vermeiden, das auf seiner Brust anzustarren...
Und natürlich, für jemanden, der als einer der größten Ladykiller in der Industrie bekannt ist, ist Sanju Baba von absolut verblüffender Schüchternheit. Auf die Frage, ob er ein Frauentyp sei, errötete Baba und erwiderte dann verschmitzt: „Das sollten Sie mir sagen, ob ich einer bin!“
Als die Interview-Stunde zu Ende ging und Baba uns schnell noch zum Flughafen gebracht hatte, bevor er zu seinem Anwalt düste, winkte er uns aus seinem schwarzen Mercedes noch einmal zu... Und das war ein Gefühl, als wären wir Freunde für immer.
(Kudrat Bhatia; Deutsch von Diwali)
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