Donnerstag, 10. Januar 2008

Filmfare 12/2004: "If you have it, give it"

Filmfare, Dezember 2004

„If you have it, give it“
Sanjay Dutt hat eines der großzügigsten Herzen in der Industrie


Sanjay Dutt mit Mihir und Karan


„Ich glaube nicht daran, dass ich mein Geld in meiner Tasche behalten sollte, wenn jemand anderes es dringend braucht.“ So einfach lässt sich Sanjay Dutts Einstellung zum Geben und Teilen zusammenfassen.

Oder, wie er erklärt: „Manchmal ist die Not eines anderen Menschen größer als deine. Also wenn du etwas hast, dann gib es auch. Wir können weder Situationen noch Schicksale ändern, aber wir können zumindest mehr Verständnis aufbringen.“

Sanjay, berühmt dafür, sein Geld herzugeben, meint: „Als mein Kontostand gleich Null war, erzählte mir jeder, ich müsse lernen, Nein zu sagen. Aber meine Eltern haben mich gelehrt, dass es wichtiger ist, zu den Menschen lieb zu sein, die es weniger gut haben als du, als zu den Menschen, die mehr haben als du. Meine Eltern gehörten zu den ersten wenigen, die Shows für die jawans an der Grenze organisiert haben. Meine Mom war Sozialarbeiterin und war jederzeit für jeden erreichbar. Mein Dad ist fünfmal ins Parlament gewählt worden, und jedermann in seinem Wahlkreis wird beeiden, dass er sich vor nichts drückt. Ich trete schlicht und ergreifend in ihre Fußstapfen.“

„Abgesehen davon lehrt dich jede Religion, wohltätig zu sein. Meistens geschieht das bei mir durch unmittelbaren persönlichen Kontakt, denn traurigen Geschichten kann ich einfach nicht widerstehen. So bin ich nun mal, das ist eine Eigenschaft, die mir Gott geschenkt hat, und daran will ich auch nichts ändern.“

Kinder sind seine größte Schwäche, verrät der Schauspieler. „Ich kann Kinder nicht leiden sehen. Ich kenne die meisten Kids, die in der Nähe meines Hauses in Bandra an den Verkehrsampeln rumhängen, und ich gebe ihnen nicht einfach nur Geld, sondern auch Ratschläge. Vor allem überzeuge ich sie davon, dass sie lernen müssen. Sehr oft ist ein freundliches Wort wichtiger als ein Bündel Geldscheine.“

Sanjay engagiert sich außerdem aktiv für die Spastics Society, eine Organisation, an der auch seine Mutter, die verstorbene Nargis Dutt, aktiv beteiligt war. „Ich weiß, wie wichtig ihr diese Organisation war, deshalb hat sie auch einen besonderen Platz in meinem Herzen“, sagt er.

„Vor kurzem kamen zwei Brüder, Mihir und Karan, um mich zu treffen. Beide haben ein Wirbelsäulenproblem und sitzen deshalb im Rollstuhl. Karan, der jüngere, wollte mich unbedingt kennenlernen, nachdem er Munnabhai MBBS gesehen hatte. Als er mir erzählte, seine Lieblingsszene in dem Film sei die Stelle, wo der Mann im Rollstuhl anfängt zu gehen, da fühlte ich mich so hilflos. Ich wünschte, irgendetwas tun zu können, damit es ihnen wieder gutginge. Aber alles, was sie wollten, war ein paar Augenblicke mit mir zu verbringen.“

Eine andere Sache, die seinem Herzen nahesteht, ist die der Drogensüchtigen. Da er selber einmal drogensüchtig war, kennt Sanjay das Trauma, das die Süchtigen und deren Familien durchmachen. „Ich hatte Glück, dass meine Familie es sich leisten konnte, mich zur Behandlung ins Ausland zu schicken – und dass es wirklich mein Wille war, die Sucht zu bekämpfen“, sagt er mit weicher Stimme. „Ich weiß, dass kein Süchtiger kuriert werden kann, wenn er nicht selber willens ist, die Sucht aufzugeben. Aber ich tue alles, was ich kann, damit sie Vernunft annehmen und das einsehen. Ich stehe jederzeit und überall zur Verfügung, für Gruppen- oder Einzelgespräche mit den Süchtigen.“

Der Schauspieler tut außerdem das Seinige für AIDS-Patienten. „Vor anderthalb Jahren traf ich über die Make A Wish Foundation ein kleines Mädchen, das ohne die Schuld seiner Eltern HIV-positiv war. Sie war so begabt, so voller Lachen, dass ich sprachlos war. Als sie mir sagte: ‚Ich bin so froh darüber, dich zu treffen; du weißt gar nicht, was das für mich bedeutet’, da hat ihre Seele mich berührt.“

Sie hat Sanjay so sehr berührt, dass er von da an aktiv die AIDS-Hilfe unterstützte. „Als Rhea in ihrer Eigenschaft als UNESCO-Botschafterin eine Bühnenshow für AIDS-Patienten organisierte, habe ich ihr dabei geholfen. Ich habe viele HIV-positive Kinder getroffen, und ich wünschte wirklich, ich könnte mehr tun als lediglich meinen Beitrag zu verschiedenen NGOs zu leisten.“

Was Dutt jr. aufregt, ist, dass viele Menschen noch immer nichts von dieser Krankheit wissen. „Wir haben noch immer nicht den Ernst der Situation in Indien erkannt. Abgesehen davon behandeln viele Menschen AIDS-Patienten wie Unberührbare, einige Krankenhäuser behandeln sie nicht einmal, und es gibt keine ordentliche Beratung für ihre Familienmitglieder. Ich möchte das alles den Menschen viel mehr vor Augen führen.“

Sanjay ist außerdem Schatzmeister der Industry Workers Association, die in die IIFA (International Indian Film Academy) eingegliedert ist. „Das Ganze begann am Set von LOC Kargil“, erinnert er sich. „Als zwei Mitarbeiter bei den Dreharbeiten in Ladakh ums Leben kamen, haben Suniel (Shetty), Ajay (Devgan) und ich beschlossen, etwas für das Wohl der Arbeiter und ihrer Familien zu unternehmen. Und das war nicht nur leeres Gerede; nach unserer Rückkehr setzten wir zusammen mit gleichgesinnten Schauspielern die Hebel in Bewegung und gründeten diese Association.“

Seitdem hat diese Vereinigung zwei Benefiz-Events organisiert – ein Cricket-Match in Südafrika und ein Fußballspiel in Singapur. Sanjay betont: „Alle Schauspieler sollten ihren Beitrag leisten mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, denn es ist unsere Pflicht, den Arbeitern zu helfen, angesichts der Tatsache, dass sie am Set so viel für uns tun.“

(Nilufer Qureshi; Deutsch von Diwali)

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