Zur Story: Seit seiner Kindheit leidet Aladin Chatterjee (Riteish Deshmukh) unter seinem Vornamen; ständig wurde er in der Schule gehänselt und dazu gezwungen, an irgendwelchen Lampen zu reiben – und hinterher dafür verspottet, dass sich kein Geist blicken ließ. Mit dem Ergebnis, dass Aladin Lampen mittlerweile hasst wie die Pest. Aber selbst auf dem College hört das Mobbing nicht auf; besonders Kasim (Sahil Khan) und seine Gang machen Aladin das Leben schwer. Zu Aladins Geburtstag bringt Kasim die ahnungslose Jasmine (Jacqueline Fernandez), die neu am College ist, dazu, Aladin eine Lampe zu schenken und ihn zu bitten, an ihr zu reiben. Aladin, der sich Hals über Kopf in Jasmine verliebt hat, tut ihr resignierend den Gefallen – und diesmal meldet sich tatsächlich ein Genie zur Stelle: Genius (Amitabh Bachchan), der Aladin drei Wünsche in Aussicht stellt und sich auf seinen anschließenden Ruhestand freut. Doch Genius hat seine Rechnung ohne den fiesen und machthungrigen Ex-Genie Ringmaster (Sanjay Dutt) gemacht...
Aladin goes Harry Potter. Dieser Gedanke schoss mir beim Ansehen dieses Filmes mehrfach durch den Kopf. Ich will den Grund dafür gar nicht weiter ausführen, denn das geht nicht ohne massive Handlungsspoiler, aber vielleicht mache ich dadurch ja ein paar Leute auf diesen Aladin-Film neugierig, die sich sonst womöglich von seinen schlechten BO-Ergebnissen abschrecken lassen würden. Meiner bescheidenen Ansicht nach ist Aladin nämlich ein überaus gelungener Fantasy-Film, der dank toller Special Effects und Zaubertricks und eines bestens aufgelegten Ensembles einfach Spaß macht.
Produzent und Regisseur Sujoy Ghosh hat dabei von Anfang an klargestellt, dass er keine Realverfilmung des gleichnamigen Disney-Zeichentrick-Klassikers vorhatte – der sei seiner Ansicht nach viel zu genial, um so etwas überhaupt in Erwägung zu ziehen. Nein, Ghosh verlegte das 1001-Nacht-Märchen in die Moderne und kreierte eine eigene Story rund um den Kern der Geschichte, machte aus Aladin einen liebenswerten Loser, aus Jasmine den für Aladin unerreichbaren Schwarm aller College-Studenten und aus dem Lampengeist einen Pop-Star mit entsprechenden Allüren, aber ebenso auch geradezu menschlichen Schwächen. Diese Rolle schrieb er Amitabh Bachchan auf den Leib, und dieser kostet sie hingebungsvoll aus, singt und rappt und überschreitet in seinem meist extrovertierten Spiel bisweilen durchaus auch die Grenzen zum Chargieren. Aber wen stört das schon, wenn dieser Genius einen dabei so herrlich zum Lachen bringt? Ghoshs Aladin-Film ist zuvörderst eine heitere Big-B-Show.
Riteish Deshmukh ist für den schüchternen und unbeholfenen, dabei jedoch rundum sympathischen Aladin eine Paradebesetzung. Jacqueline Fernandez, Miss Sri Lanka 2006, gibt als Jasmine ihr Film-Debüt und zeigt gleich, dass sie mehr kann als nur wunderschön aussehen und strahlend lächeln; sie spielt frisch und selbstbewusst, tanzt temperamentvoll und legt ohne weiteres auch mal Männer aufs Kreuz. Sahil Khan spielt genüsslich den Ober-Macho und -Mobber und beweist dabei auch eine gute Portion Selbsthumor.
Und dann ist da noch Sanjay Dutt, dessen Ringmaster-Schurkenrolle von Ghosh leider ein wenig vernachlässigt wurde. Sicher, Ghosh hat da einen interessanten und herrlich fiesen Charakter erfunden, aber es hätte dieser Figur sehr gut getan, hätte man ihre Geschichte und ihren Hintergrund noch etwas genauer ausgearbeitet. Auch von den Konfrontationen Ringmaster-Genius hätte man gerne mehr gesehen – wenn schon mal zwei Schauspieler vom Kaliber eines Amitabh Bachchan und eines Sanjay Dutt aufeinanderprallen, noch dazu als die Antipoden Gut und Böse, dann sollte mehr drin sein als ein nächtliches Wortgefecht, ein finaler Nahkampf und dazwischen ein wenig Geplänkel. Sanjay macht letzten Endes das Beste aus seiner Rolle, ist wunderbar fies und boshaft und hat offensichtlich einen Heidenspaß dabei, eine Art Fantasy-Mogambo zu spielen. In seinem comic-artigen Outfit wirkt er wie ein großes Kind, das eine diebische Freude daran hat, anderen den Spaß zu verderben. Schade, dass seine von ihm selbst gesungene Nummer "Giri Giri" im Film selber keinen Platz mehr fand und in die End Credits verbannt wurde; als kleiner Trost wurde der Clip in die Bonus-DVD integriert.
Neben den Schauspielern gibt es noch eine Menge weiterer Details, die Aladin zu einem unbeschwerten Filmvergnügen machen; seien es die mühelos wirkenden Tricks der Firma EyeQube, die Bildhintergründe von Charles Darby, die Truppe skurriler Zirkusartisten rund um Ringmaster oder die flotte Musik und die bunten Tanznummern. Das New Yorker Publikum beim SAIFF, wo Aladin am 28. Oktober 2009 seine Weltpremiere erlebte, hatte definitiv seinen Spaß an dem Film, ebenso wie danach vor allem die Kinder im indischen Publikum. Doch die Kritiker konnten mit Sujoy Ghoshs Fantasy-Film nichts anfangen, und Aladin fiel durch. Wenn man mich fragt: in höchstem Grade unverdient.
Produktion: Sunil A Lulla, Sujoy Ghosh; Regie: Sujoy Ghosh
132 Min.; DVD: Eros, englische UT (inkl. Songs); Bonus-DVD mit Making of Aladin, Making of Songs, Giri Giri Music Video, Theatrical Trailers, Eyeqube Effects Showreel
Offizielle Website
Boundscript's Aladin-Blog (Teil 5 "Ringmaster arrives" auf Deutsch)
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