Zur Story: Der reiche Unternehmer Aarav (Akshay Kumar) hat sich auf den Bahamas mit dem Fischer Sagar (Sanjay Dutt) angefreundet, der dort zusammen mit seiner Frau Mona (Lara Dutta) ein einfaches und bescheidenes Leben führt. Mehrfach spricht Aarav den erfahrenen Tiefseetaucher Sagar auf ein Schiff namens "Lady In Blue" an, das vor Jahrzehnten mit Schätzen beladen vor der Küste gesunken ist, doch Sagar wiegelt das Thema jedes Mal ab und will nichts damit zu tun haben. Erst als sein jüngerer Bruder Sam (Zayed Khan) und Mona in Lebensgefahr geraten, weil Sam sich in Bangkok bei dem Gangster Gulshan (Rahul Dev) hoch verschuldet hat, überwindet Sagar seine Skrupel in Bezug auf die "Lady In Blue", mit der ihn ein traumatisches Erlebnis verbindet...
Blue war einer der meisterwarteten Filme des Jahres 2009. Regisseur Anthony D'Souza, der sein Handwerk in Hollywood gelernt hat, versammelte mit Action Director James Bomalick und Unterwasser-Kamera-Spezialist Pete Zuccarini an der Spitze eine fachkundige Crew um sich, und die Ankündigung grandioser Unterwasser-Szenen, wie es sie im Hindi-Kino nie zuvor gegeben habe, machte ebenso neugierig wie das hohe Budget und die Besetzung, die selbst für kleinste Nebenrollen noch Stars wie Katrina Kaif und Kabir Bedi und dazu noch Gaststar Kylie Minogue aufbot. Nach der Weltpremiere am 14. Oktober 2009 beim MEIFF in Abu Dhabi erlebte Blue in Indien denn auch ein grandioses Eröffnungswochenende, danach jedoch gingen die Zuschauerzahlen schnell zurück, als sich herausstellte: Blue wurde dem Hype rund um den Film nicht gerecht.
An den Unterwasser-Szenen lag es nicht. Die waren beeindruckend und toll gefilmt. Auch den Action-Szenen merkte man die fachkundige Crew an, die dahinter stand, auch wenn es für meinen Geschmack mindestens eine Motorrad-Verfolgung zuviel war. Das Problem des Filmes war das Drehbuch bzw. das Nicht-Vorhandensein einer spannenden und stringenten Story. Die Grundidee, die von dem im Juli 1949 gesunkenen Schiff ausging, mit dem die Briten aus Indien geraubte Schätze als Geste guten Willens hatten zurückgeben wollen, war zwar gut, aber die Ausarbeitung der Handlung wirkte irgendwie uninspiriert. Vielleicht hat sich Anthony D'Souza zu sehr auf die visuellen und technischen Aspekte seines Filmes verlassen, aber die ersetzen nun mal nicht eine gut erzählte Story.
Entsprechend hatten wohl auch die Darsteller am meisten Spaß mit den Szenen, die ansonsten nicht unbedingt zu ihrem Berufsalltag gehören – Tauchgänge rund um das Schiffswrack in Gesellschaft von ein paar Dutzend Haien, Wassersport-Aktionen und Schwimmtouren mit Delfinen im Meer. Aber insgesamt sticht keiner von ihnen großartig heraus. Sanjay Dutt war, wenige Monate nach der nervenzermürbenden Schlussphase seines Prozesses und seiner erneuten Inhaftierung, trotz intensiven Trainings weit von seiner Bestform entfernt, konnte jedoch zumindest in den emotionalen Szenen punkten, seien es die mit Zayed Khan (sympathisch und eher möchtegern- als wirklich cool) oder die mit Lara Dutta, die im wahrsten Sinne des Wortes eine gute (Bikini-)Figur machte und schön mit Sanjay harmonierte – die beiden strahlen zusammen eine warmherzige Vertrautheit aus, bei der ihr Altersunterschied letztlich nicht mehr groß stört, zumal die beiden ja auch ein Ehepaar und keine frisch verliebten Youngsters spielen.
Akshay Kumar gibt routiniert den Macho und Womanizer, Rahul Dev avanciert in der Rolle des zwielichtigen Gulshan zum heimlichen Star des Films, Katrina Kaif hat neben ihm als Nikki wenig zu tun, und Kabir Bedi als Kapitän der seinerzeit gesunkenen "Lady In Blue" noch weniger – selten wurde ein Star in einem Film derart verschenkt. Bleibt noch die australische Pop-Diva Kylie Minogue, für die laut eigenem Bekunden mit ihrem ersten Auftritt in einem Bollywood-Film ein Traum in Erfüllung ging. Als Einlage machte sich ihre "Chiggy Wiggy"-Nummer auch ganz gut, aber bei einem eventuellen weiteren Abstecher in die Hindi-Film-Industrie wäre ihr eine besser in die Handlung eingearbeitete Nummer zu wünschen – und vor allem auch ein fähigerer Maskenbildner.
Sanjay soll angeblich geäußert haben, er hätte den Film lieber ein Jahr später gedreht, als er körperlich wieder in einer entschieden besseren Verfassung war. Aber meiner Ansicht nach hätte das den Film auch nicht besser gemacht. Man kann ihn sich gut ansehen und sich an den schönen Naturaufnahmen erfreuen, aber mehr als nette und stellenweise leider auch langweilige Unterhaltung bietet er nicht. Wer unbedingt einmal Sanjay und Akshay zusammen erleben will, der greife lieber zu dem fünfzehn Jahre älteren Amaanat. In dem gibt es zwar so gut wie gar kein Wasser, aber dafür geht entschieden mehr die Post ab.
Produktion: Dhilin Mehta; Regie: Anthony D'Souza
116 Min.; DVD: Shemaroo, englische UT (inkl. Songs); Special Features: Making of the Film, Making of Songs
Offizielle Website / Sanjays Anmerkungen
Interview mit James Bomalick / Pressekonferenz (Video)
All you wanted to know about Blue
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