Montag, 28. Juni 2010

Sanjay Dutt: Rediff-Interview, Teil 1

Rediff, 22. Juni 2010

Sanjay Dutt zu treffen ist keine leichte Aufgabe, haben meine Filmjournalistenfreunde mich gewarnt. "Der kommt nie zu einem Interview", sagte einer. Ein anderer fügte hinzu, er würde nur mit Ja oder Nein antworten.

Mit einem solch negativen Feedback gingen mein Kollege Hitesh Harisinghani und ich los, um ihn zu interviewen. Wir warteten fünf Stunden, dann wurde uns gesagt, dass er an diesem Tag nicht kommen würde. Am nächsten Tag könne das Interview stattfinden.

Das Interview war wichtig, da er der einzige große Star in dem Film Lamhaa ist, der am 16. Juli herauskommen wird.

Am zweiten Tag tauchte Dutt zwar auf, hatte jedoch bereits zehn Interviews gegeben und war zu müde, um noch mehr Fragen zu beantworten. Können wir uns morgen treffen, dann werde ich in der richtigen geistigen Verfassung dafür sein, sagte er zu uns. Nach vier Stunden Wartezeit an diesem Tag hatten wir keine andere Wahl, als zuzustimmen.


Am dritten Tag kam Dutt nur 30 Minuten zu spät, aber er machte die zwei Tage Warten der Mühe wert. Ausschnitte:


Syed: Ist es wahr, dass Sie sehr liebevolle Kindheitserinnerungen an Kashmir haben?

Sanjay: Ja, ich habe meinen ersten Film Rocky dort gedreht. Davor hatte mein Vater (der verstorbene Sunil Dutt) uns immer zu seinen Dreharbeiten nach Kashmir mitgenommen. Mein Dad pflegte diese Dreharbeiten in den Sommer zu verlegen, so dass wir Kinder gemeinsam in Kashmir sein konnten. Deshalb habe ich viele Erinnerungen.

Syed: Nach Mission Kashmir haben Sie nun einen weiteren Film über Kashmir gemacht. Was macht Kashmir so besonders für Sie?

Sanjay: Es ist ein schöner Ort. Es ist der Himmel auf Erden. Es ist das Skript, das zu mir kam, das Kashmir erforderte. Ob Mission Kashmir oder Lamhaa, ich gehe wegen des Skripts hin.

Syed: In der Lamhaa-Promo gibt es einen Dialog: 'Kashmir ist der gefährlichste und der schönste Ort der Welt...'

Sanjay: Das sind die Turbulenzen und die Unsicherheit und all das, was man im Fernsehen sieht. Sie alle wissen, wie brisant dieser Ort geworden ist. Das ist es, was dieser Satz besagt.

Syed: Welche Rolle spielen Sie in dem Film?

Sanjay: Ich spiele einen Offizier vom militärischen Geheimdienst. Die höheren Autoritäten denken, dass ich der beste Mann bin, das Problem zu lösen, und deshalb werde ich nach Kashmir geschickt.

Syed: Wie war der Kontakt mit den Kashmiris?

Sanjay: Er war großartig. Wir waren 40 Tage lang dort. Wenn ich mit den Leuten redete, hatte ich das Gefühl, alles würde wieder normal. Die Leute kamen auf die Straßen. Viele junge Leute kamen, um bei den Dreharbeiten zuzuschauen. In den 1960ern, 1970ern und selbst in den 1980ern war das noch ein ganz normaler Anblick, aber jetzt nicht mehr. Ich spüre, dass die Menschen dort Frieden und Harmonie wollen.

Syed: Haben Sie während der Rocky-Dreharbeiten Freundschaften in Kashmir geschlossen? Und hatten Sie diesmal eine Gelegenheit, sie wiederzusehen?

Sanjay: O ja. Mein Fahrer bei Rocky war Amin. Es war so wunderbar, ihn wiederzusehen. Er ist so alt geworden. Er hat geweint, als er mich sah. So, ja, viele Erinnerungen.

Syed: Hatten Sie keine Angst um Ihr Leben während der Dreharbeiten in Kashmir?

Sanjay: Ich hatte keine Angst. Ich weiß, die meisten Menschen haben diesen Eindruck, dass es dort beängstigend ist. Aber man muss dort keine Angst haben. Du hast jede Menge Sicherheit, und die Menschen in Kashmir unterstützen dich, wovor also sollst du Angst haben? Ich möchte Jammu danken und dem Chief Minister von Kashmir, Omar Abdullah, und seinem Vater Farooqsaab, die uns ebenfalls unterstützt haben.

Syed: Was war Ihre Reaktion, als Ihr Freund, der Produzent Bunty Walia, mit diesem Skript zu Ihnen kam?

Sanjay: Ich liebte das Skript, und ich fühlte mich stolz darauf. Ich stellte ihm nur eine einzige Frage: Bist du sicher, dass du darüber einen Film machen willst? Er sagte, ja. Regisseur Rahul Dholakia hat eine Menge Recherchen durchgeführt; er hat sechs Monate lang in Kashmir gelebt, bevor er mit dem Drehen begann.

Syed: Gibt es eine Botschaft in Lamhaa?

Sanjay: Es ist die Botschaft des Friedens.

Syed: Viele Top-Schauspieler wie Shahrukh Khan oder Aamir Khan sind wählerisch geworden und machen nur einen oder zwei Filme pro Jahr, während Sie pro Jahr im Schnitt vier Filme machen. Was treibt Sie voran?

Sanjay: Filme sind meine Leidenschaft. Ich liebe gute Skripts, und ich mache sie.

Syed: In Ihrer Filmkarriere gab es viele Höhen und Tiefen. Auf vier Flops kommt ein großer Mega-Hit. Analysieren Sie, warum es mehr Fehlschläge gibt?

Sanjay: Es hängt vom Publikum ab. Ich glaube an einen Film und lege mein ganzes Herz in seine Entstehung. Läuft er gut, dann ist alles bestens; läuft er nicht, dann mache ich mir keinen Kopf darüber. Ich glaube an die Skripts, und ich kann nicht sagen, ich hätte nicht an das Skript geglaubt, wenn der Film floppt.

Syed: Meinen Sie nicht, Sie haben zu viele Filme nur deshalb gemacht, damit sie gemacht werden?

Sanjay: Doch, bei vielen Filmen ist alles ganz furchtbar schiefgelaufen.

Syed: Sind Sie niemals der Ansicht, dass Ihre Gutherzigkeit Ihrer Karriere geschadet hat, weil Sie Filme für Freunde machten und die dann nicht gut waren?

Sanjay: Doch, das denke ich schon, aber wenn ein Freund mich fragt, dann mache ich es. Es spielt keine Rolle.

Syed: Wer hat Sie gelehrt, dass Freunde das Wichtigste im Leben sind?

Sanjay: Du kannst keine 50 Freunde haben. Du kannst nur ein paar Freunde haben, auf die du dich verlassen kannst, und diese wenigen Freunde sind Millionen (Rupien) wert; so etwas kannst du nicht kaufen.

Syed: Woher hat Sanjay Dutt ein solch großes Herz?

Sanjay: Ich muss bereits mit einem großen Herzen zur Welt gekommen sein, yaar. Und auch deine Erziehung zählt.

Syed: Was bringt Sanjay Dutt dazu, niemals aufzugeben?

Sanjay: Ich bin in die Lawrence School in Sanawar gegangen. Unser Motto dort war: Gib niemals auf! Ich finde, es sollte nie in deinem Leben einen Augenblick geben, in dem du aufgibst. Du kannst nicht aufgeben. Du musst weitermachen, weiterkämpfen und vorwärtsgehen. Es ist wie ein Krieg. Wenn ein Battaillon in Bewegung ist, dann marschiert es die ganze Zeit über vorwärts. Die setzen sich nicht einfach hin und sagen, arre yaar, ho gaya (tja, es ist passiert). Man muss weitergehen. An dem Tag, an dem du sagst: bas, ho gaya, mere saath kyon ho rata hai (das war's, es ist passiert, warum passiert sowas mir?), hat alles keinen Sinn mehr. Wenn du das als eine Lektion annimmst und weitermachst, dann bist du der Sieger.

Syed: Erzählen Sie uns von Ihren schlechten Zeiten.

Sanjay: Man muss sich ihnen stellen. Wie lange kann man vor einem Problem davonlaufen? Wenn es ein Problem gibt, und du läufst davon, sechs Monate lang oder ein Jahr, dann ist das Problem deswegen immer noch nicht gelöst. Man muss sich dem Problem stellen und begreifen, welche Konsequenzen es hat. Lauf nicht davon!

Syed: Was verleiht Ihnen Kraft?

Sanjay: Mata Rani. Ich glaube an sie. Meine Freunde, meine Fans, sie lieben mich, so wie mein Vater und meine Mutter mich geliebt haben, und meine Familie. Da kommt Vieles zusammen.

Syed: Ist dieser Glaube an Mata Rani ein neues Phänomen?

Sanjay: Nein, ich war schon immer ein gottesfürchtiger Mensch. Ich bin säkular. Ich gehe in Dargahs, Tempel und Kirchen. Gott ist eins; ich glaube, dass er in uns lebt.

(Syed Firdaus Ashraf; Deutsch von Diwali)

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