Indian Express, 8. Oktober 2010
Sanjay Dutts wechselvolle Karriere wurde von ebenso vielen Tiefen wie Höhen geprägt. Kurz vor der Premiere seines neuesten Films Knock Out erzählt der Schauspieler Priyanka Pereira, dass er noch viel mehr hat, worauf er sich freuen kann – seine Produktionsfirma, wieder Munnabhai zu spielen, die Rückkehr zu Action-Filmen und die Geburt seiner Zwillinge.
Priyanka: Jeder Film hat einen gewissen Neugier-Moment, der einen Schauspieler dazu bewegt, ihn anzunehmen. Was war Ihre Inspiration für Knock Out?
Sanjay: Als Mani Shankar mir das Skript erzählte, klang es faszinierend. Bei den Dreharbeiten steckte ich dann 45 Tage lang in diesem Zimmer fest. Da ich ja die ganze Zeit über mit Irrfan per Telefon kommuniziere, musste ich mir vorstellen, wie er reagieren würde, und die Dialoge entsprechend bringen. Es war schwierig, mit mir selbst zu reden.
Priyanka: Hat es Ihnen Spaß gemacht, diese Rolle zu spielen?
Sanjay: Natürlich. Mani hat die Action-Regisseure von Bourne Identity eingeflogen. Es war eine Mischung aus Martial Arts und Parkour. Es war wie eine Befreiung für mich, nach so langer Zeit endlich mal wieder eine Kampfszene zu drehen.
Priyanka: Warum haben Sie aufgehört, totale Action-Filme zu drehen?
Sanjay: Der Draht zu Action-Filmen war komplett verloren gegangen. Alle Produzenten hatten zu viel Angst, sich an dieses Genre zu wagen. Schnulzige Liebesgeschichten und Komödien hatten das Heft in die Hand genommen. Es war so eine wunderbare Abwechslung, Dabangg zu sehen. Ich bin stolz auf Salman; nur einer von seinem Kaliber hatte den Schneid, das zu machen.
Priyanka: Nun, da Sie Ihr eigenes Produktionshaus gegründet haben, werden Sie den Trend wiederaufleben lassen?
Sanjay: Definitiv. Salman hat den Startschuss gegeben, und ich folge ihm auf dem Fuße. Ich bin glücklich, dass mit dem Action-Genre nicht Schluss ist.
Priyanka: Zuletzt haben Sie Rollen gespielt, die nicht typisch sind für einen Bollywood-Hero, und als solcher waren Sie ja populär. Warum diese Veränderung?
Sanjay: Nun, wenn ich in einem Film auftrete, dann will ich nicht 'Sanjay Dutt' spielen, sondern lieber eine interessante Filmfigur. Außerdem war das Genre der Masala-Action-Filme – in denen ich einfach ich selbst sein konnte – abhanden gekommen. Und in meinem Alter kann ich keine schmalzigen Liebesgeschichten drehen. All diese Hochzeitsszenen kommen mit mir definitiv nicht vor.
Priyanka: Wonach suchen Sie dann heutzutage in Ihren Rollen?
Sanjay: Ich suche nach kreativer Erfüllung, ungeachtet der Art der Rolle – also egal ob ernst, komisch oder blöd. Auch nach all diesen Jahren in der Industrie ist es für mich immer noch wichtig, dass den Menschen meine Arbeit gefällt. Natürlich zählen auch wirtschaftliche Aspekte.
Priyanka: Sind Sie zufrieden mit Ihrer Karriere, so wie sie derzeit verläuft?
Sanjay: Gott war sehr gut zu mir. Trotz aller Höhen und Tiefen habe ich immer gute Arbeit bekommen. Als nächstes kommt No Problem heraus, und dann kommen noch Power, Double Dhamaal, Rascals und der nächste Munnabhai-Film.
Priyanka: Es gab ja ein Gerücht, dass für Munnabhai bereits eine andere Besetzung feststünde.
Sanjay: Davon weiß ich nichts. Wir werden im kommenden Jahr dafür drehen. Soviel ich weiß, spiele ich Munnabhai.
Priyanka: Seit Munnabhai scheinen Sie Komödien total zu mögen. Macht Ihnen dieses Genre Spaß?
Sanjay: Komödie ist ein schwieriges Genre. Es besteht ja nicht nur aus Clownereien. Nehmen Sie zum Beispiel All The Best: Egal was meine Figur darin sagt, er verzieht niemals eine Miene – aber es ist witzig.
Priyanka: Welche Pläne haben Sie für Ihr Produktionsbanner?
Sanjay: Wir planen derzeit vier, fünf Filme. Wir werden immer nur an einem oder zwei Filmen zugleich arbeiten. Aber ich werde nicht in allen mitspielen. Ein paar Regisseure habe ich bereits unter Vertag genommen – Soham Shah und David Dhawan.
Priyanka: Was war der Anlass für die Gründung Ihres Produktionsbanners?
Sanjay: Es war der Traum meines Vaters (Sunil Dutt). Es hat ihn sehr mitgenommen, dass seine Produktionsfirma Ajanta Arts schließen musste. Ich wollte sie wiederaufleben lassen, aber dann begann die Rezession, und wir mussten ein wenig warten. Schließlich wurde sie nun registriert als SDP – Sanjay Dutt Productions.
Priyanka: In letzter Zeit waren die meisten Ihrer Filme keine großen Kassenerfolge. Haben Sie das Gefühl, falsche Entscheidungen getroffen zu haben?
Sanjay: Ich gebe nicht den Filmen die Schuld; schließlich war ich es, der das Skript gehört und sich dafür entschieden hat. Also muss ich dann auch mir die Schuld geben. Aber ich analysiere. Neulich habe ich zu Bunty Walia (Produzent von Lamhaa) gesagt, wir hätten besser Rambo zur Lösung der Probleme nach Kashmir schicken sollen als einen Ex-Militär. Vielleicht hätten die Leute damit eher etwas anfangen können.
Priyanka: Werden Sie wieder in die Politik zurückkehren?
Sanjay: Niemals. Ich habe genug davon.
Priyanka: Und mit Ihren Zwillingen werden die Tage für Sie ohnehin noch anstrengender.
Sanjay: Ich konnte nicht miterleben, wie meine Tochter Trishala aufwuchs. Ich möchte viel Zeit mit meinen Kindern verbringen. Ich liebe Kinder. Besonders liebe ich die Kinder meiner beiden Schwestern Priya und Namrata. Ich verbringe viel Zeit mit ihnen, und sie stehen mir sehr nahe.
Priyanka: Sind Sie bereit, all diese Verantwortung zu übernehmen?
Sanjay: Ich bin jetzt 51. Die Leute sollten aufhören, mich als 'Sanju Baba' zu sehen.
Dutt im Lauf der Jahre
Mahesh Bhatt, Filmemacher
Sanjay Dutt ist zuallererst ein Freund, und dazu ein Schauspieler, mit dem ich mit Naam und Sadak große Höhen erreicht habe.
Jackie Shroff, Schauspieler
Ich habe Baba kurz nach der Premiere von Rocky kennengelernt. Er besaß eine absolut überwältigende Musikkollektion. Später bin ich, wenn ich außerhalb von Mumbai drehte, oft nach Hause geflogen, um meine Kinder zu besuchen – und er hat mich jedes Mal zum Flughafen chauffiert.
David Dhawan, Filmemacher
Ich traf ihn zum ersten Mal, als ich am Schnitt von Naam arbeitete. Ich habe ihn in meinem ersten Film Taaqatwar besetzt. Er hat jeden Film gemacht, um den ich ihn gebeten habe. Für mich gehört er zur Familie.
Vidya Balan, Schauspielerin
Ich stehe Sanjay Dutt sehr nahe. Er ist warmherzig, kümmert sich um seine Kollegen und behandelt sie wie Familienmitglieder.
Rohit Shetty, Filmemacher
Sanju ist ein Mann mit einem goldenen Herzen. Am Set ist er oft noch dageblieben, nachdem seine Schicht zu Ende war, um den Dreh für den nächsten Tag vorzubereiten.
(Priyanka Pereira; Deutsch von Diwali)
Freitag, 8. Oktober 2010
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