Filmfare, 4. Januar 2012
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4 "Why should Trishala shake her ass in films?"Sanjay Dutt schießt aus der Hüfte. Rahul Nanda lauscht dem Hero seiner Kindheit.
Diese schwermütigen Augen, diese raue Stimme, dieser schwere Gang... Alles an ihm hat mich seit meiner Kindheit fasziniert. Bollywoods coolster Bad Boy war mein Poster-Hero. Als man mir nun aus heiterem Himmel anordnet, alles stehen und liegen zu lassen und für ein Interview mit Sanjay Dutt in die Mehboob Studios zu fahren, schieße ich daher los wie ein Blitz.
Da steht sein riesiger Vanity Van, umgeben von seiner Security. Drinnen gibt er Radio-Interviews. Ein paar Minuten später kommt er heraus. Sein Kopf kahlgeschoren, seine Augenbrauen nach Agneepath gerade erst wieder nachgewachsen, seine Arme über und über tätowiert... Er sieht gefährlich aus. Und ich gebe zu, ich bin ein kleines bisschen nervös. Das Herz rutscht mir in die Hose! Man hat mich gewarnt, dass er es hasst, Interviews zu geben. Dass er nicht länger als nur ein paar Minuten redet. Das nehme ich auf mich, solange ich dem Helden meiner Kindheit begegnen kann.
Auch die Crew, die das Making of Agneepath dreht, wartet auf ihn. Er beschließt, das zuerst zu erledigen. Er fragt den Assistenten: "Was wollt ihr machen?" Dieser antwortet: "Sir, wir hätten gerne, dass Sie in Ihrem Agneepath-Kostüm drehen." Sanjay erwidert: "Ich drehe in meinem T-Shirt. Wenn ihr mich in meinem Agneepath-Look wollt, dann kommt morgen ans Set." Da sie nicht wissen, wann sie ihn das nächste Mal greifen können, sind sie damit einverstanden, dass er beim Dreh sein T-Shirt trägt.
Nach dem Dreh sitzt er auf einem Stuhl und zündet eine Zigarette an. Man hat ihm gesagt, dass das Interview mit mir sein letztes an diesem Tag sein wird. Ich ziehe mir einen Stuhl heran und setze mich neben ihn. "Ich weiß, welche Fragen Sie mir stellen werden, und ich weiß auch meine Antworten – was bedeutet Agneepath für Sie, was bedeutet Kancha Cheena (seine Rolle in Agneepath) für Sie?" rattert er los. Meine Nervosität wächst mit jeder Minute. Seine Begleiter fangen an zu lachen. Er zwinkert mir zu, und ich nutze den Moment und lege los...Rahul: Abgesehen von Ihrer Arbeit, was lag Ihnen zuletzt alles am Herzen?
Sanjay: Kein Interview zu geben. Diese Agneepath-Leute haben mich so übersättigt... Bitte fragen Sie mich mal etwas anderes. Ich werde versuchen, Ihnen ein gutes Interview zu geben.
Rahul: Wie war das Jahr 2011 für Sie?
Sanjay: Es war ein gutes Jahr für mich und für die Industrie. Eine Menge Filme meiner Freunde waren Erfolge. Ich hoffe, dass dieser Trend anhält. Ich hoffe, es gibt auch nächstes Jahr einen Boom, so dass meine Produzenten mir Rs 15 crore Gage zahlen können.
Rahul: Wie hat die Vaterschaft Sie verändert?
Sanjay: Bodenständig war ich schon vorher geworden. Aber Vater zu sein ist eine großartige Sache. Es ist eine schöne Erfahrung, die ich bei meiner Tochter Trishala nicht durchleben durfte. Damals hatte ich auch keine Ahnung davon, wie man ein Kind aufzieht. Heute bin ich verantwortungsvoller. Es ist ein schönes Gefühl, zu sehen, wie sie mit jedem Tag größer werden und immer mehr an dir hängen. Dieses Gefühl kannte ich noch nicht.
Rahul: Sie haben sogar eine Geburtstagsparty für sie veranstaltet...
Sanjay: Das ist etwas völlig Neues für mich. Es hat mir sehr viel Freude gebracht. Gott sei Dank, dass ich eine Frau wie Maanayata habe. Sie ist so eine hingebungsvolle Ehefrau und Mutter. Wäre ich allein, ich wäre niemals imstande gewesen, solche Dinge für die Kinder zu tun.
Rahul: Hat die Vaterschaft Sie diszipliniert?
Sanjay: Nicht, was meine Zeiteinteilungen betrifft. Ansonsten aber: ja. Heutzutage mag ich nach getaner Arbeit nicht mehr ausgehen. Ich verbringe lieber Zeit mit den Kindern. Auch als wir in Diu drehten, fuhr ich an jedem Wochenende nach Hause, nur um sie zu sehen.
Rahul: Sie scheinen jetzt auch fitter zu sein. Wie kam es dazu?
Sanjay: Um ehrlich zu sein, das geschah auf Druck meiner Fans und meiner Familie, dass ich wieder in Form kommen sollte. Ich hatte mich völlig gehen lassen. Das sah mir eigentlich gar nicht ähnlich. Ich war immer so fitnessbewusst.
Rahul: Sie haben im vorigen Jahr ein Produktionshaus gegründet...
Sanjay: Nach dem Tod meines Vaters (Schauspieler und Parlamentsmitglied Sunil Dutt) wollte ich sein Produktionshaus Ajanta Arts wiederbeleben. Aber aus meiner Umgebung wurde mir geraten, mein eigenes Produktionsbanner zu errichten und zudem Filme unter Ajanta Arts zu machen.
Rahul: Ihr erster Film unter Sanjay Dutt Productions, Rascals, war ein Flop. Warum?
Sanjay: Weil Rascals keine Story hatte. Der Film machte schon für mich keinen Sinn; welchen Sinn sollte er dann für das Publikum machen? Als ich mit dem Dubbing dafür begann, wurde mir klar, dass er Schrott war. Außerdem haben wir den kompletten Film in Phuket gedreht. Wir hätten an verschiedenen Orten in Thailand drehen sollen. Als Produzent hatte ich diese Option offengehalten. Wir entschieden uns, an einem Ort namens Royal Cliff zu drehen, den David Dhawan aus irgendwelchen Gründen mochte. Ich hatte auch noch andere Orte vorgeschlagen, aber sie wollten trotzdem dort drehen.
Rahul: Es wird viel geredet über Ihre "neugefundene" Freundschaft mit Shahrukh Khan. Waren Sie immer schon Freunde?
Sanjay: Was für einen Müll die Leute reden! Ich war immer schon sein Freund, von dem Moment an, als er nach Mumbai kam.
Rahul: Wie ist er wegen des Cameos in Ra.One an Sie herangetreten?
Sanjay: So wie es die meisten meiner Freunde tun. Er rief mich an und bat mich, es zu machen. Für sowas muss er keine formelle Einladung durch die Gegend schicken wie wenn er heiraten würde.
Rahul: Angeblich gab es einen Streit zwischen Ihnen und Salman Khan, weil Sie einen Gastauftritt in Ra.One absolvierten, aber nicht in Bodyguard?
Sanjay: Das ist sowas von witzig! Ich warte immer nur darauf, dass so ein Zeug geschrieben wird. Salman und ich amüsieren uns immer königlich über Berichte über unsere Entzweiung. Zwischen uns ist alles in Ordnung. Er ist wie mein kleiner Bruder.
Rahul: Plötzlich ist Salman wieder an der Spitze. Was hat Ihrer Ansicht nach für ihn funktioniert?
Sanjay: Er hat Filme wie Wanted und Dabangg gemacht, als der Trend zu Komödien und Liebesgeschichten ging. Er ging das Risiko ein und machte Action-Filme. Das ist voll aufgegangen, und darüber bin ich glücklich. Salman und ich sind Action-Heroes. Solche Filme sind unser Broterwerb. Ich bin froh, dass Salman dieses Genre zurückgebracht hat.
Rahul: Angeblich haben Sie sich mit Vivek Oberoi zerstritten, aber nun machen Sie Zila Ghaziabad mit ihm...
Sanjay: Ja, es gab einen Streit zwischen uns, aber dank meines Freundes Dharam Oberoi haben wir uns ausgesöhnt. Vivek ist ein netter Kerl, und Missverständnisse passieren schon mal. Jetzt sind sie ausgeräumt, und ich werde ihn unterstützen, wann immer er mich braucht. Wir arbeiten nicht nur in Zila Ghaziabad zusammen, sondern auch in ein paar anderen Filmen.
Rahul: Offensichtlich arbeiten Sie und Ajay Devgn immer jeweils in den Produktionen des anderen, ohne etwas dafür zu verlangen...
Sanjay: Ja, das kann man so sagen. Wir fühlen uns wohl miteinander, und Ajays Produktion ist wie meine eigene – und umgekehrt.
Rahul: Nach Khalnayak kehren Sie nun in Agneepath als Schurke auf die Leinwand zurück...
Sanjay: Diese Rolle ist eine große Herausforderung. Es braucht Mut, eine Rolle wie Kancha Cheena zu spielen (im Original gespielt von Danny Denzongpa). Aber sie ist gut geworden. Ich denke, dieser Kancha ist eine bessere Filmfigur als der originale Kancha Cheena. Er ist viel bedrohlicher und unberechenbarer. Er ist irrer als früher.
Rahul: Nach Mission Kashmir arbeiten Sie erneut mit Hrithik Roshan. Wie hat er sich als Schauspieler entwickelt?
Sanjay: Als ich zum ersten Mal mit ihm arbeitete, war noch keiner seiner Filme veröffentlicht. Kaho Na... Pyaar Hai kam heraus, während wir für Mission Kashmir drehten. Es ist großartig zu sehen, dass er die Hingabe, den Respekt und die Konzentration, die er schon damals hatte, nicht verloren hat. Damals war er noch roh und ungeschliffen. Heute ist er als Schauspieler viel intensiver geworden.
Rahul: Hat Ihr Produzent Karan Johar Agneepath gesehen? Was sagte er dazu?
Sanjay:
(lacht) Er hat ihn gesehen, aber er hat mir nicht ein Wort gesagt. Ich denke, ich bin erledigt.
Rahul: Sie haben auch wieder mit Ram Gopal Varma gearbeitet für Department. Fühlen Sie sich okay mit seinem Stil der niedrigen Kamerawinkel?
Sanjay: In dem Film geht es um die Encounter-Spezialisten Pradeep Sharma und Daya Nayak und die ATS. Ich fand das Thema interessant. Was Ram Gopal Varmas Stil betrifft, hier haben wir den neuen RGV in Kombination mit Spuren des alten Ramu. Es gibt gewisse Drehs, die so für ihn einfach notwendig sind. So ist er nun mal, und die 5D-Kamera macht es ihm wirklich leicht.
Rahul: Berichten zufolge hat Ihre Tochter Trishala den Wunsch, Schauspielerin zu werden...
Sanjay: Trishala ist Gerichtswissenschaftlerin, Punkt. Sie hat so einen guten Job. Warum sollte ich wollen, dass sie hierher kommt und in Filmen mit dem Hintern wackelt?
Rahul: Hat Trishala ihre kleine Schwester (Iqra) und ihren Bruder (Shahraan) schon einmal gesehen?
Sanjay: Nein, noch nicht. Aber sie hat Maanayata getroffen, und die beiden verstehen sich wirklich gut. Etwas, worüber ich sehr glücklich bin.
Rahul: Zwei Ihrer Heroinen aus den 90ern, Karisma Kapoor und Madhuri Dixit, stehen vor ihrem Comeback...
Sanjay: Alles, was ich dazu sagen kann, ist: Viel Glück und alles Gute! Wer bin ich, um irgendetwas zu ihren Comebacks zu sagen? Sie sind beide Frauen mit Familien. Wenn sie ihre Familien und Karrieren unter einen Hut bringen können, warum dann nicht? Mit Karisma werde ich bald in Satte Pe Satta arbeiten. Ich weiß nicht, was Madhuri macht, aber sie ist eine Super-Schauspielerin und ein Super-Mensch. Darum hoffe ich, dass alles gut geht mit ihrem Comeback.
Rahul: Katrina Kaif scheint der neue Hero zu sein. Sie braucht keine Heroes, damit ihre Filme funktionieren. Ihre Meinung dazu?
Sanjay: Sie hat eine Position erreicht, in der die Menschen ihretwegen in die Filmpremieren strömen. Ich habe gerade mit ihr für die Item-Nummer Chikni Chameli in Agneepath gearbeitet. Sie arbeitet wirklich hart. Hut ab vor ihr.
Rahul: Wie stehen Sie heute mit Sanjay Gupta?
Sanjay: Ich weiß nicht, wer Sanjay Gupta ist. Ich kenne niemanden dieses Namens.
Rahul: Müssen Sie nicht noch seinen Film Alibaug vollenden?
Sanjay: Ich sagte Ihnen, ich weiß nicht, wer dieser Sanjay Gupta ist, von dem Sie reden. Was ist dieses Alibaug? Für mich ist Alibaug ein Urlaubsziel.
Rahul: Ist es wahr, dass Sie Anil Kapoor geraten haben, nicht mit Sanjay Gupta zu arbeiten?
Sanjay: Großer Gott noch mal, wer zum Teufel ist Sanjay Gupta? Wenn ich niemanden dieses Namens kenne, wie soll ich dann Anil raten, nicht in seinen Filmen mitzuwirken?
Rahul: Okay, was wäre, wenn man Sie in das Bigg-Boss-Hause stecken würde?
Sanjay: Ich würde niemals in das Bigg-Boss-Haus gehen, nicht einmal rein hypothetisch. Ich war im Gefängnis; ich würde durchdrehen, wenn man mich in diesem Haus einsperren würde.
Rahul: Was ist Ihr Vorsatz für das neue Jahr 2012?
Sanjay: Ich werde mir einen Body verschaffen, der die Menschen schockieren wird. Außerdem werde ich versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören.
Sanjus Fitness-Tipps...
- für einen aufgepumpten Körper:Siebzig Prozent deines Körpers ist, was du isst, und der Rest ist deine Arbeit im Fitnessstudio. Ich konzentriere mich hauptsächlich auf instinktives Training. Das bedeutet, dass du im Fitnessstudio ganz deinem Instinkt folgst. Man muss zudem viel Fleisch und Proteine zu sich nehmen und viel mit schweren Gewichten trainieren.
- für einen schlanken Körper:Wenn du schlank werden willst, dann schließe Salz aus deinem System aus und iss gekochte Speisen. Nimm kleine Mahlzeiten zu dir, aber dafür sechs bis sieben Mal am Tag. Dazu musst du ins Fitnessstudio und ausgiebig trainieren nach dem Pyramiden-Prinzip, mit leichten Gewichten und hoher Wiederholungsfrequenz.
(Rahul Nanda; Deutsch von Diwali)