Donnerstag, 23. Oktober 2008

Asianoutlook: Heart 2 Heart with Sanjay Dutt!

Asianoutlook

Heart 2 Heart with Sanjay Dutt!

Ich hatte schon viel über den toughen Mann von Bollywood gehört, und diesen Eindruck hatte ich auch, bis ich ihm begegnete und dan wahren Mann in ihm entdeckte. Selbst wenn man ihn in eine Schlangengrube werfen würde, er würde unversehrt und mit einem strahlenden Lächeln wieder herauskommen, und zwar dank seines Charmes und nicht durch rohe Gewalt. Die legendäre Nargis und der entschlossene, hingebungsvolle Sunil Dutt hätten keinen besseren Nachkommen hervorbringen können als Sanju.

Er ist groß, dunkel und gutaussehend, aber vor allem hat er das schönste Herz in der ganzen weiten Welt.

Einem besseren Menschen könnte man gar nicht begegnen. Er hat in seinem Leben mehr Höhen und Tiefen erlebt als eine Achterbahn in Disney World, aber er ist ein geborener Überlebenskünstler, und jedes negative Erlebnis hat ihn eine neue Lektion gelehrt, nach jeder Tragödie hat ein neues Kapitel in seinem Leben begonnen, und Gott hat ihm unglaubliche Stärke gegeben in Gestalt seiner Familie und Freunde. Und ich bin sehr stolz darauf, einer seiner Freunde zu sein.

Geboren am 29. Juli 1959 in Bombay in ein Zuhause, das aus echter Liebe zueinander geschaffen wurde, verbrachte er dort seine Kindheit, wurde ein Teil dieser Liebe und Zuneigung, bekam alles, was ein Kind sich nur wünschen konnte, und wurde ein verwöhnter kleiner Bengel – dennoch teilte er stets seine Spielsachen mit seinen Mitmenschen und blieb ein liebevolles Kind.

In seinen jüngeren Jahren hatte er immer mehr Freunde als andere, aus dem einfachen Grund, weil er sie immer beachtete und immer Zeit für seine Freunde hatte. Denn Kinder sind sehr scharfsichtig, wenn es darum geht zu unterscheiden, wer es ernst mit ihnen meint und wer nicht.

Bei seinen Freunden und in seiner Familie ist Sanjay als Sanju baba bekannt. Ich traf Sanju zum ersten Mal vor ein paar Jahren, als er noch mit seiner Frau Rhea Pillai zusammen war, und im Gegensatz zu so manchen anderen Superstar-Ehefrauen, die ich kenne, war sie nicht die Spur steif oder langweilig. Rhea war so sympathisch; zuerst dachte ich, sie sei aus London, doch als ich dann mit ihr ins Gespräch kam, erfuhr ich, dass sie Sanjus Frau war, und sie ist wirklich entzückend und freundlich.

Ich fragte sie, ob es nicht schwierig sei, mit so einem unglaublichen Mann verheiratet zu sein, aber Rhea meinte: überhaupt nicht; er sei ein sanfter Riese mit einem Herzen aus Gold, und mit ihm zusammenzuleben sei sie leichteste Sache der Welt. Sanju hätte gar keine bessere Lebensgefährtin finden können als Rhea; sie ist unglaublich attraktiv und sehr liebenswert und großzügig – genauso wie er selbst. Sie unterstützen und ergänzen einander nicht nur, sie betrachten auch das Leben aus der gleichen Perspektive. Und diese Perspektive heißt Menschlichkeit. Rhea und Sanju engagieren sich für so viele wohltätige Zwecke, dass es kaum zu glauben ist. Einen soliden finanziellen Hintergrund zu haben oder auch ein eigenes Vermögen zu machen bedeutet den beiden nichts. Was sie lieben, ist das Leben und die Menschen. Jedem Leidenden stehen die beiden zur Seite.

Und später sollte ich allmählich ebendiese Wahrheit entdecken: dass Sanju wahrlich ganz und gar Herz ist. Sanju hat sehr viele Turbulenzen durchlitten, doch die schlimmste Zeit seines Lebens war die, in der er fälschlicherweise in die Bombenanschläge in Bombay verwickelt wurde und leiden musste für seine Liebe zur Menschheit und für seine Bemühungen, diese Welt zu verbessern.

Nur weil er jedem half, egal ob Muslime, Hindus, Sikhs oder Christen. Wenn sie im Namen der Menschlichkeit zu ihm kamen, dann half er immer. Und merkte nicht, dass einige engstirnige Leute nicht begriffen, dass sie alle, ungeachtet ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder ihrer Religion, Menschen waren.

Ich weiß noch, wie ich einmal mit Sanju in einem Restaurant saß und ein älterer Mann auf ihn zukam, um ihm die Hand zu schütteln. Sanju erhob sich und grüßte den alten Mann mit solcher Liebe und schloss ihn auf seine typisch herzliche Art in die Arme, dass der alte Mann Freudentränen in den Augen hatte. Er fragte Sanju, wie es seinem Vater ginge, und versicherte ihm, er habe während Sanjus sorgenvollen Zeiten stets von Herzen für ihn gebetet. Als er nach ein paar Minuten wieder ging, fragte ich Sanju, ob er den Mann persönlich kenne. Aber Sanju lachte und sagte, yaar, alle diese Menschen sind wahre Freunde, denn nur durch ihre guten Wünsche bin ich noch immer da. Daraufhin liebte und respektierte ich ihn noch mehr als zuvor; hier zeigte sich seine wahre Persönlichkeit.

Schon mehrfach hatte ich Sanju gebeten, ein Interview mit ihm führen zu dürfen, aber immer kam irgendetwas dazwischen. Schließlich jedoch nagelte ich ihn in einem Londoner Hotel zu einem vertraulichen Gespräch fest.


Shahid: Sanju, wir alle wissen, was du im Gefängnis durchgemacht hast. Verrat mir, was dich sozusagen am Leben gehalten hat.

Sanju: Ich glaube nicht, dass es möglich ist, sich vorzustellen, was man bei einem Gefängnisaufenthalt alles durchmacht, solange man es nicht am eigenen Leib erlebt hat. Was mich wirklich am Leben und bei Kräften gehalten hat, war die Liebe und Zuneigung, die ich in dieser Zeit erfahren habe. Mein Vater ist ein Fels in der Brandung, Rhea und Dad verliehen mir die Energie zum Weitermachen, und dank der Stärke all meiner anderen wahren Freunde blieb mein Haupt erhoben. Ein paar Mitläufer und Schönwetterfreunde machten sich vom Acker, weil sie dachten, dies sei das Ende des Sanju, den sie kannten. Doch Gott ist groß; diese schwierige Zeit hat nicht nur unseriöse Menschen aus meinem Leben aussortiert, sie hat mich auch eine Menge gelehrt und mich in meinem Entschluss, all denen beizustehen, die am Boden liegen, nur noch bestärkt. Aus aller Welt haben mir Menschen geschrieben, dass sie mich unterstützen und wie sehr sie mich lieben und wie sie für mich beteten. Ich habe mich im Gefängnis nie wirklich alleine gefühlt. Ich hatte alle Liebe und Unterstützung der Welt, und ich hatte meine Gedanken, die mir halfen. Ich bin auch ruhiger geworden. Früher war ich wie ein Löwe im Käfig, aber ich habe gelernt, geduldig zu sein und das Leben zutiefst zu respektieren und zu schätzen.

Shahid: Hast du im Gefängnis jemals daran gedacht, das Schauspielen aufzugeben?

Sanju: Damals sind mir Millionen von Dingen durch den Kopf gegangen. Ich habe viel über das Schauspielen nachgedacht, aber es ist das, was ich liebe und wofür ich lebe, und daher wartete ich nur darauf, rauszukommen und ein gewaltiges Comeback zu machen.

Shahid: Du hast eine Menge Turbulenzen in deinem Leben durchgemacht, vor allem als deine Mom starb und du in der Drogenszene landetest. Wie bist du dorthin gekommen, und was hat dich in die Realität zurückgeholt?

Sanju: Ja, Mom war die Beste überhaupt. Ich glaube, ich werde niemals ganz über ihren Verlust hinwegkommen können; nach ihrem Tod hatte ich immer das Gefühl, dass ein Teil meines Herzens sehr leer ist, und das wird auch immer so bleiben. Weißt du, jeder, der seine Mutter noch hat, ist ein sehr glücklicher Mensch. Es gibt keine Alternative zur Liebe einer Mutter, ganz besonders wenn es eine Mutter ist wie die meine, die aus purer Liebe gemacht war. Diese Liebe ist in mir aufgewachsen, und ich denke, mehr als das gibt es im Leben nicht. Was die Drogenszene betrifft – diese Tortur begann ganz harmlos, fast wie ein Scherz, jeder in unserer Clique wollte es eben mal ausprobieren. Aber ich habe es geschafft, die Sucht loszuwerden und zurückzukommen. Leider haben viele Menschen nicht die Kraft oder die Rückendeckung, um sich von der Sucht zu lösen, und sie leiden furchtbar. Ich möchte allen Menschen von jeder Form von Exzessen abraten. Es verdüstert nicht nur deine eigene Zukunft, auch alle deine Lieben leiden darunter. Lasst die Finger von Drogen und Alkohol!

Shahid: Du hast ein erfolgreiches Comeback gemacht an die Spitze von Bollywood, wo du nach Meinung vieler Menschen auch wahrlich hingehörst. Was ist das für ein Gefühl?

Sanju: Es ist schön zu hören, dass die Menschen finden, ich gehöre an die Spitze. Es ist ein großartiges Gefühl, ein Comeback geschafft zu haben. Der Weg dortin war alles andere als leicht, aber er war es wert. Eine Menge Menschen in der Industrie haben mir dabei geholfen, ihn zu gehen; und einmal mehr muss ich dabei vor allem meine Familie und meine engen Freunde nennen, und das größte Verdienst haben natürlich meine Fans in der ganzen Welt.

Shahid: Du stehst ständig im Scheinwerferlicht, und die Medien sind dir stets auf den Fersen; wie reagierst du darauf?

Sanju: Ich will gar nicht im Scheinwerferlicht stehen, aber ich vermute, das ist nun mal eine Folge meines bisherigen Lebens. Ich finde nicht, dass die Medien mich hetzen; sie tun lediglich ihren Job, und wenn so viele Menschen auf der ganzen Welt wissen wollen, was in meinem Leben geschieht, dann verstärkt das eben ihr Interesse an mir. Ich habe viele Freunde, die Journalisten sind. Nimm dich zum Beispiel: Du bist ein Freund, trotz der Tatsache, dass du ein Journalist bist... (lacht)

Shahid: Du hast Millionen Fans in Pakistan. Wie lange werden sie noch darauf warten müssen, dich in Pakistan begrüßen zu dürfen?

Sanju: Ja, ich bekomme eine Menge Fanpost aus Pakistan und bin schon oft dorthin eingeladen worden, und sobald es sich einrichten lässt, möchte ich sehr gerne das Land besuchen und ein paar Tage dort verbringen, all die Orte sehen und all die Menschen treffen, die mich seit Jahren mit Liebe überschütten. Und vergiss nicht, dass du mir versprochen hast, mich dorthin zu begleiten und mir all die Plätze in Lahore zu zeigen, wo was los ist.

Shahid: Es wäre mir das größte Vergnügen, dir meine Heimatstadt zu zeigen. Meinst du, es wäre auch ein Konzert möglich während deines Besuchs?

Sanju: Ich glaube, es werden bereits Versuche unternommen, ein Konzert in Pakistan zu organisieren, aber erst müssen sich wohl die politischen Verhältnisse verbessern. Es wäre mir eine Ehre, in Pakistan auftreten zu dürfen.

Shahid: Viele Künstler kommen über die Grenze nach Bollywood, um sich dort auf einer größeren Bühne zu profilieren. Was hältst du davon?

Sanju: Das ist eine sehr gute Sache. Letztlich sind wir doch alle ein Volk, wir sind alle Menschen, also lass uns doch als Freunde und Nachbarn zusammen leben und einander helfen. Diese Talentvermischung ist eine sehr gute Nachricht für die armen Menschen in beiden Ländern und verdient meiner Meinung nach Applaus.

Shahid: Was ist das Wichtigste in deinem Leben?

Sanju: Das Wichtigste in meinem Leben ist ohne Zweifel Liebe, Liebe und Liebe. Das Leben ist zu kurz, um nicht Liebe zu geben und zu empfangen und Glück zu verbreiten. Das Wichtigste ist, ein Mensch zu sein und andere glücklich zu machen.

Shahid: Es war wie immer ein Vergnügen, mit dir zusammen zu sein und zu reden.

Sanju: Es war auch ein Vergnügen, mit dir zu reden, und vergiss die Rechnung nicht (lacht laut und lebensfroh)... war nur ein Scherz, yaar...

Shahid: Wird auch gut so sein... (beide lachen)


Einen Mann, der noch mehr voll Leben und Glück ist, wird man wohl schwerlich treffen, und wenn man so zurückschaut: Die widrigen Situationen, die er durchgemacht hat, haben ihn im spirituellen Sinne zu einem reicheren und besseren Menschen gemacht.

Sanjay Dutt ist mehr ein Heiliger als ein Schauspieler. Er hat Zeit für jeden, und er grüßt jeden mit einem Lächeln, und du weißt genau: Es ist ein aufrichtiges Lächeln. Ich glaube wahrhaftig, dass es in Bollywood keinen besseren Menschen gibt als ihn.

(Shahid Malik; Deutsch von Diwali)

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