Ciné-Blitz, Juli 1995
I love Ciné-Blitz – We love him too!
Sanjay Dutt und Ciné-Blitz hatten immer ein gutes Verhältnis. Unsere Beziehung geht sogar bis auf die Zeit vor Rocky zurück, etwa die Zeit, in der er sich mit Tina Munim anfreundete, die damals bereits ein Star war.
Über die Jahre wurde das Band zwischen Sanjay Dutt und der Ciné-Blitz immer stärker. Auch wenn sich die äußeren Umstände heute geändert haben, sind diese Zuneigung und Liebe unverändert. Wie sehr wünschen wir uns, dass alles noch wie früher wäre! Aber wir hoffen, dass sich alles zum Besseren wenden wird, so Gott will.
Normalerweise haben wir in dieser „I love Ciné-Blitz“-Kolumne Stars, die persönlich über ihre Zuneigung zu unserem Magazin und ihre Beziehung zum Ciné-Blitz sprechen. Leider ist Sanjay im Moment nicht in der Lage, das zu tun. Da jedoch der Juli sein Geburtsmonat ist (29.7.), nimmt sich Ciné-Blitz das Vergnügen und die Freiheit, ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen und die besonderen Momente, die Sanjay und die Ciné-Blitz geteilt haben, noch einmal zu erleben... Auch ein paar persönliche und private.
Persönlich habe ich Sanjay kennengelernt, als er frei und ungebunden war. Als er mit einem alten, Kohlenmonoxid produzierenden Jeep durch die Straßen von Bandra zu düsen pflegte, zusammen mit seinem bunt gemischten Freundeskreis. In jenen Tagen war dieser hitzköpfige Löwe wild und sorglos. Damals hatte Ramesh Sippy von B.R.A. Enterprises (ein Filmvertreiber) ein Videospiel-Studio aufgebaut, Wonder World. Und hier habe ich seinerzeit, frisch von der Schule kommend, Sanjay Dutt getroffen, den Sohn von Nargis und Sunil Dutt.
Sanjay besuchte den Ort regelmäßig mit seinen Kumpanen und verbrachte die meiste Zeit bei Autorennen, während ich Invasoren aus dem All bekämpfte. Eines Tages bat er mich aus reiner Neugierde, ihm das Spiel zu erklären. Mit dem Ergebnis, dass wir uns näher kennenlernten. Damals hatte ich natürlich keine Ahnung, dass ich Jahre später zur Ciné-Blitz gehen würde, um über ihn zu schreiben und ihn sogar zu interviewen.
Ein paar Jahre später traf ich Sanjay Dutt in Film City. Er drehte gerade für Ramesh Sippys Zameen mit Vinod Khanna, Sridevi, Rajnikanth und Madhuri Dixit. Als ich mich ihm vorstellte, sagte er: „Kenne ich dich nicht von irgendwoher? Dein Gesicht kommt mir bekannt vor. Lass mich überlegen.“ Um ihm auf die Spur zu helfen, nannte ich Wonder World, und sofort platzte er aufgeregt heraus: „Der Junge, der mich ständig bei Space Invadors geschlagen hat! Verdammt, Mann, bist du gewachsen! Aber was machst du beim Filmjournalismus? Die Ciné-Blitz ist ein nettes Magazin, aber doch nichts für so einen netten katholischen Jungen wie dich!“ Über dieses Thema hatten wir später noch so manche Debatte, aber das brachte uns einander nur noch näher, mehr wie Freunde.
Abgesehen davon hatte die Ciné-Blitz auch weiteren Anteil an persönlichen Begegnungen mit Sanjay Dutt. Als Sanjay für Rocky drehte, ging er mit Tina Munim. Sie war damals bereits ein Star. Ein gemeinsames Interview und eine Fotosession mit ihrem Freund, der zufällig der Sohn zweier Stars (Nargis und Sunil Dutt) war, das war definitiv eine interessante Geschichte.
Um die Exklusivstory für Ciné-Blitz mit Tinas Freund festzumachen, schauten wir am Set von Rocky vorbei. Er absolvierte gerade eine Tanzsequenz zusammen mit zwei guten Tänzern – Reena Roy und Shakti Kapoor. Man konnte Sanjay ansehen, wie unwohl er sich bei diesen Tanzschritten fühlte. Dass er im Laufe der Jahre in diesem Punkt immer besser wurde, ist eine andere Geschichte. Mit ein bisschen Unterstützung von Tina gelang es uns, Sanjays erstes Interview überhaupt einzufahren. Tina beschloss, Journalistin zu spielen und den Mann zu interviewen, über den noch niemand viel wusste.
Die beiden waren so verliebt, dass sie sich am Tag zuvor gleiche Outfits gekauft hatten. Beide trugen schwarze Tops und hautenge Satinhosen! Obwohl es ein ernsthaftes Interview war, gelang es uns, völlig locker dabei zu bleiben.
Dann kam die Zeit der zunehmenden Schmerzen. Rocky kam raus und wurde ein Jubilee Hit. Leider zögerten viele trotzdem noch immer, mit Sanju in Berührung zu kommen, weil er nicht gerade ernsthaft an seiner Karriere arbeitete. An der persönlichen Front gab es oft Streitereien zwischen Tina und Sanjay, und sie weinte sich dann an unserer Schulter aus. Im Gegensatz zu anderen Magazinen haben wir aus diesen persönlichen Momenten jedoch nie Kapital geschlagen, was später sogar Sanjay zu schätzen wusste. Er besuchte dann übrigens Tina auch schon mal spät nachts mit einem riesigen Rosenstrauß, um sich zu entschuldigen. Und wenn sie dann immer noch sauer war, dann drohte er ihr mit fürchterlichen Konsequenzen, bis er ihm gelang, sie wieder zum Lächeln zu bringen. Wenn wir ihn damit aufzogen, pflegte er zu grinsen: „Ihr wisst doch, wie sie ist! Sie fährt einfach darauf ab.“
Leider wurde seine Drogensucht nach dem Tod seiner Mutter immer stärker. Sein Vater schickte ihn später nach Amerika und Deutschland für intensive Behandlung. Über diese Zeit hatte er mir erzählt: „Ich hab mich oft allein in meinem Zimmer eingesperrt und bin tagelang nicht wieder rausgekommen. Ich war fast nur noch sinnlos zugedröhnt. Ich hatte alles versucht, was du dir vorstellen kannst. Eines Tages sah ich mein Spiegelbild und bekam total Angst. Shit, Mann, ich sah aus wie eine Leiche. Das war der Augenblick, in dem ich mit meinem Dad sprach und ihn um Hilfe bat. Dann ging’s in die USA und nach Deutschland.“
In den USA nahm er an dem Youth Programme for Drug Rehabilitation teil. Nach seiner vollständigen Entgiftung machte er noch lange Ferien in den USA. Er liebte Amerika damals so sehr, dass wir glaubten, er wolle auswandern. Sanju lebte mit seinen Freunden in einem Wohnwagen und tourte durch die Staaten. Nach seiner Rückkehr zeigte er uns ganz aufgeregt die Fotos und erzählte uns von seinem Aufenthalt. „Ich habe ein paar großartige Freunde gefunden und werde diese Jungs nie vergessen.“ Er erwähnte auch, wie sein Vater und Tina die einzigen Menschen waren, die ihm in dieser Zeit der Prüfung beistanden. Ciné-Blitz führte das erste Interview mit ihm, nachdem er wieder clean war. In jenem Artikel bat er uns um den Abdruck des Textes von seinem Lieblingssong „Eye of the Tiger“ aus Rocky II. „Hört euch die Worte einfach nur an, irgendwie passen sie zu der Sorte von Typen wie ich. Und dieser Song hat mir wirklich Hoffnung und Motivation gegeben“, meinte er voller Überzeugung. Sanjay hatte damals viel Glück. Ein paar Produzenten machten ihm Filmangebote, und seine Karriere schien wieder in Fahrt zu kommen.
Abgesehen von seiner Familie und Tina galt Sanjays leidenschaftliche Liebe damals seinen beiden Dobermännern. „Besonders Rocky, er ist ein Bindaas wie ich.“ Leider starben beide Hunde schon in jungen Jahren; offensichtlich hatte jemand sie vergiftet. Während einer Unterhaltung bekannte er einmal: „Ich wollte schon immer Hunde halten, weil sie so anhänglich sind. Sie sind bessere Freunde als so manche Menschen. Aber Gott weiß warum, sie überleben mich nie in diesem Haus. Ich habe sogar einen Hundezwinger bauen lassen, und trotzdem sterben sie ausnahmslos.“ Er zeigte mir sogar den riesigen Zwinger.
Natürlich sprach Sanjay auch immer viel mit anderen Magazinen. Aber bei der Ciné-Blitz brachte er stets besonders viele Gefühle und Emotionen ein. Sehr oft verriet er sogar Dinge, die sonst niemand wusste. Zum Beispiel bekam die Ciné-Blitz sein erstes Interview über seine Trennung von Tina. Und auch als er mit Rati Agnihotri und Kimmy Katkar verbandelt war, war Sanjay uns gegenüber immer offen und scheute vor nichts zurück. Vor der Hochzeit seiner Schwester Namrata mit seinem Freund Bunty war er voller Befürchtungen. „Bunty und ich waren immer gute Freunde, und ich kenne alle seine Fehler und negativen Seiten. Ich bin nicht sicher, wie ich auf diese Entscheidung reagiert hätte, wenn es sich um jemand anderen handeln würde. Aber sie ist meine Schwester, und ich bin sehr besitzergreifend, was sie betrifft.“ Kein anderes Magazin bekam das von Sanju zu hören.
Der Junge, als den wir ihn sehen, wirkte immer sehr verletzlich. Aber er wollte das andere nie sehen lassen. Für sie war er nach außen der toughe Macho. In seinem Inneren jedoch war er weich und sehr gefühlvoll.
Zu der Zeit, als Tinas Episode mit Rajesh Khanna allmählich zu Ende ging, war die Ciné-Blitz zu einer Party im Haus von Rajiv Rai eingeladen anlässlich des Launches eines Films von Rai mit Sangeeta Bijlani und Mahesh Anand. Als eine gute Freundin von Rajiv war Tina auf der Party anwesend, aber sie fühlte sich ein wenig unbehaglich. Vielleicht war es Instinkt, denn nur wenige Minuten später betrat Sanjay den Raum. Beide erblickten einander und erstarrten. Man konnte sehen, dass noch nicht vergessen war, was sie einst verbunden hatte. Schüchtern fragte Sanjay Tina, wie es ihr ginge. Innerhalb weniger Sekunden jedoch waren Tina und Sanjay aus der Menge verschwunden; sie verzogen sich in einen Nebenraum und beschlossen, sich an alte Zeiten zu erinnern. Sie benahm sich wie eine Zwölfjährige und er wie ein unbeholfener Teenager. Sie beschworen uns, niemals darüber zu schreiben. Wie er sagte: „Es ist nicht so, dass wir noch mal von vorne anfangen. Wir erinnern uns nur an früher.“
Witzigerweise hatte Rajiv seinen Film Yudh ursprünglich mit Sanjay Dutt und Tina Munim angekündigt. Doch als dann Rajesh und Tina immer mehr in die Schlagzeilen gerieten, verbannte Sanjay Tina total aus seiner Gedankenwelt. Offenbar hatte er Rajiv zu verstehen gegeben, dass er nur entweder ihn oder Tina in Yudh haben könnte. Und schließlich stieg er aus, allerdings im Einvernehmen mit Rajiv; die beiden blieben Freunde.
Als Tina Anil Ambani heiratete und einen Sohn zur Welt brachte, vertraute Sanjay mir an: „Ich habe ihr Blumen geschickt und eine Glückwunschkarte. Ich freue mich wirklich für Tina, dass sie jetzt verheiratet ist und eine Familie hat.“ Das ist eine der wenigen Geschichten, über die nur die Ciné-Blitz berichtete.
Bald danach verliebte sich Sanjay in Richa Sharma. Und wieder verriet er nur der Ciné-Blitz, wie die beiden einander begegnet waren und wie es zur Hochzeit kam. Vor der Hochzeit erzählte er mir: „Ich war in diese Diskothek gegangen und bemerkte Richa, die mit ein paar Freunden tanzte. Ich starrte sie die ganze Zeit über an, aber sie schaute nicht zu mir herüber. Dann rief ich Dev saab (Anand) an, als ich erfuhr, dass sie in seinem Film mitspielte, und bat um ihre Telefonnummer. Einmal besuchte ich sie sogar am Set. Schließlich gab sie nach und wir begannen, miteinander auszugehen.“ Natürlich hat er mir noch weitere persönliche Dinge erzählt, aber wenn ich die jetzt auch noch alle hier anführe, dann wird das wahrscheinlich eine Doktorarbeit.
Nach Trishalas Geburt sah alles richtig gut aus. Er war offensichtlich ein glücklich verheirateter Mann, und auch seine Karriere lief gut. Leider holte das Schicksal zu einem weiteren tödlichen Schlag aus: Richa bekam einen bösartigen Gehirntumor. Und obwohl sie sich mit großer Stärke vorübergehend von ihrer Krankheit erholte, hatte sie furchtbar gelitten. Leider entfremdeten sich die beiden. Sie ist noch immer in New York, bereit für eine Karriere als TV-Star. Trishala wächst heran, und es geht ihr sehr gut.
Dann kam die Zeit, in der er angeblich ein Verhältnis mit Madhuri Dixit hatte. Ich zog ihn oft damit auf, dass die beiden wie Dharmendra und Hema Malini würden, aber er lachte immer nur: „Wie könnten wir wie Dharamji und Hemaji werden? Wir kommen nicht mal ansatzweise an sie heran, weder auf noch hinter der Leinwand.“ Meine Frage war damit trotzdem beantwortet. Auch über Madhuri verriet er sehr vorsichtig: „Sie ist sehr einfach, und das ist das Wunderbare an ihr.“
Auch vor seiner ersten Verhaftung kontaktierte er uns von den Aatish-Dreharbeiten auf Mauritius aus. Als erstes telefonierte er mit unserer Herausgeberin Mrs. Rita K. Mehta. Er schickte ihr ein Fax aus Mauritius, erklärte die Situation und bat um Rat. Später gab er uns die komplette Story. Er versuchte niemals, uns irgendwelche Fakten vorzuenthalten.
Als er dann wieder freigelassen wurde, erklärte er sich zu einer Fotosession bereit und verriet uns den Namen seiner neuen Freundin, Rhea Pillai. Da das Mädchen nicht gerne Interviews gibt, erzählten uns ein Freund von ihm und eine Freundin von ihr alles über Rhea und wie die beiden sich kennengelernt haben. Wenn das nicht exklusiv ist, was dann?
Traurigerweise wurde Sanjay dann erneut verhaftet, und diesmal heißt es, dass er schrecklich behandelt wird. Unlängst gab es sogar Berichte, dass die Polizei darauf besteht, ihn nur in Handschellen an öffentliche Orte wie das Gerichtsgebäude oder das J.J. Hospital (wo er regelmäßig untersucht wird) zu führen, obwohl es eine Gerichtsverordnung gibt, die Sanjay von dieser Behandlung freistellt.
Ich erinnere mich daran, dass derselbe Sanjay früher gerne auf die Jagd gegangen ist. Eines Tages, auf einem Shikaar-Trip mit seinen Freunden, stieß er auf ein Muttertier mit einem Jungen. „Da stand ich, das Gewehr in der Hand, und zielte genau zwischen ihre Augen. Ich schaute in ihre Augen und sah, wie sie mich buchstäblich anflehte, sie am Leben zu lassen. Ich sah auch die Angst in ihren Augen und ich konnte einfach nicht abdrücken. Solch unschuldige Augen... Ich ließ das Gewehr sinken und sagte zu meinen Freunden, dass ich umkehren wollte. Damals schwor ich, nie wieder etwas zu töten.“ Sanjay ist nicht nur verletzlich und gefühlvoll, sondern hat auch eine mitfühlende Seite.
Heute ist Sanjay nicht mehr frei wie jenes Tier, das er verschont hat. Aber so Gott will, wird er es bald sein. Wenn die Umstände sich trotz seiner Unschuld gegen ihn gewandt haben, dann wird die Wahrheit ans Licht kommen. Und wir von der Ciné-Blitz werden zu Stelle sein, um ihm zuzujubeln.
(Keith D.; Deutsch von Diwali)
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