Sonntag, 23. November 2008

Sanjay Dutt speaks at the HT Leadership Summit, Nov 21-22, 2008 in New Delhi

Quellen / Sources in English

Sanjay Dutt spricht beim HT Leadership Summit in New Delhi (22. November 2008)

Hindustan Times Leadership Summit 2008
Bilder / Pictures
Bericht / Commentary

Sanju war einer der Redner bei dieser Veranstaltung; er sprach bei dem Symposion "Leadership Lesson from Munnabhai", das nach Sanjus legendärer Rolle in den Munnabhai-Filmen benannt wurde. Sein Gesprächspartner war HT Advisory Editorial Director Vir Sanghvi.


"Es gibt keine Gerechtigkeit im Gefängnis"

Nach Ansicht von Sanju gibt es im Gefängnis nichts als Ungerechtigkeit aufgrund der Gefängnisregeln, die aus der Zeit der britischen Kolonialherrschaft stammen; die veralteten Regeln und Anordnungen "entmenschlichen die Gefangenen, machen aus ihnen weniger als Menschen."

Beim Hindustan Times Leadership Summit am Samstag sagte er: "Alles im Gefängnis ist Ungerechtigkeit. Es sollte eigentlich ein Reformationszentrum sein und nicht ein Ort, wo Unschuldige zu Kriminellen gemacht werden. Aber genau das geschieht in den Gefängnissen in unserem Land. Das Gefängnishandbuch ist hundert Jahre alt und wurde bis heute nicht geändert. Es diente den Briten, die Inder zu verfolgen, unseren Willen zu brechen und uns wie Hunde zu behandeln, und das hat man bis heute beibehalten."

Sanju erzählte auch von seinen eigenen Erlebnissen im Gefängnis. "Am Independence Day war ich von Mittag bis sieben Uhr am nächsten Morgen in meiner Zelle eingesperrt, obwohl ich als Inder auch die Unabhängigkeit meines Landes feiern wollte. Aber laut Gefängnishandbuch müssen die Gefangenen an allen Feiertagen eingesperrt bleiben. Als ich zusätzlich zu der Tasse und dem Teller, die man dort bekommt, um einen Löffel bat, erklärte man mir, dass so etwas im Gefängnishandbuch nicht vorgesehen ist. Dieses Handbuch wurde einst von den Briten geschrieben, um die Inder zu brechen. Diese Dinge sollten endlich geändert werden. Meine Frau (Manyata - auch wenn sie damals noch nicht verheiratet waren) durfte ich nicht treffen. Ein Verurteilter darf seine Frau nur einmal im Monat sehen, und noch dazu hatte ich darum gebeten, mit ihr allein sein zu dürfen - üblicherweise treffen zwanzig Gefangene ihre Familie in ein und demselben Raum. Meinen Anwalt (Satish Maneshinde) konnte ich nur für einen kurzen Moment sehen, und das zudem in meinem Käfig, und ich konnte nicht mit ihm reden, weil überall Polizisten herumstanden."

Sanju erinnert sich zudem an Begebenheiten aus seiner Zeit der Untersuchungshaft (vom Autor des Artikels kommentiert à la "selbst im Knast der liebenswerte Munnabhai"): "Ich war zusammen mit ein paar Sardars im Knast, und da war ein Mann namens Pyara Singh, der bereits seit neun Jahren in Untersuchungshaft saß - beschuldigt wegen Besitz eines Gewehres, für das er eine Lizenz besaß. Während einer meiner Anhörungen vor Gericht kontaktierte ich seinen Anwalt und warnte ihn, dass ich mich an die Presse wenden würde, und dann bekam Pyara Kaution. Der Anwalt war die ganze Zeit nur aufs Geldverdienen aus gewesen." (Applaus vom Publikum.) Auch erinnerte er sich, wie sein Vater damals zusammenbrach, als er seinen Sohn im Krankenhaus sah - mit Handschellen ans Bett gefesselt, da er noch immer in Untersuchungshaft war. Oder wie sein Vater ihm damals gestand, dass er nichts für ihn tun könne, und wie schlimm es damals für Sanju war, seinen Vater, seinen Helden so traurig zu sehen. Und er erzählte von seinen ganz besonderen Freunden im Gefängnis - einem kleinen Sperling, den er nach drei Wochen soweit hatte, dass er ihm Krumen aus der Hand fraß, und einer großen Ratte, die er "General Saab" nannte, weil sie jede Nacht pünktlich um 11 Uhr auftauchte, sich etwas zu fressen holte und um Punkt Viertel nach 12 wieder verschwand.

Sanju gab auch offen zu, dass es für ihn nicht leicht war, bei seiner letzten Inhaftierung im vorigen Jahr seinen Kampf allein auszufechten (im Gegensatz zu früher, wo ihm sein Vater Sunil Dutt den Rücken gestärkt hat): "Solange Dad am Leben war, wusste ich, dass er für mich da sein würde. Aber dieses Mal war da kein Dad, als ich ins Gefängnis ging, und mir wurde bewusst, dass ich der Älteste in der Familie bin und es allein schaffen muss, und dank meiner Frau und meiner Familie konnte ich es auch."


"Keine Politik in den nächsten zehn Jahren"

In Bezug auf seine politischen Ambitionen gab Sanju beim HT Leadership Summit bekannt: "In den nächsten zehn Jahren gehe ich nicht in die Politik. Ich denke, ich kann durchaus noch weitere zehn Jahre als Schauspieler weitermachen, und das werde ich auch. Vielleicht gehe ich dann danach in die Politik."

Sanju meinte, er müsse keiner politischen Partei angehören, um seinem Land zu dienen: "Ich möchte meiner Nation und meinem Land gerne dienen, aber dafür ist es nicht notwendig, dass ich dazu mit irgendeiner Partei in Verbindung stehe. Ich kann das auch ohne Parteimitgliedschaft tun, und ich habe es auch schon immer gemacht - ich tue zum Beispiel viel für Krebspatienten über die Nargis Dutt Foundation und für drogensüchtige Straßenkinder und für andere Aktionen gegen Drogenmissbrauch."

Außerdem dementierte Sanju angebliche Spannungen zwischen ihm und seiner Schwester Priya: "Nichts dergleichen. An ihrem Parlamentssitz war ich nie interessiert. Als mein Vater damals so plötzlich starb, musste jemand aus unserer Familie an seine Stelle treten. Priya hatte damals schon so viel Sozialarbeit zusammen mit unserem Vater geleistet und war viel mit ihm gereist. Daher dachte ich, sie wäre am besten geeignet, ihm nachzufolgen. Ich agiere grundsätzlich aus meinem Herzen und nicht aus meinem Verstand heraus - also passt Politik im Grunde nicht zu mir. Deshalb gab es auch keinen Streit; die Entscheidung wurde von uns allen gemeinsam getroffen, obwohl Priya eigentlich gar nicht wollte. Aber sie tat es und sie hat gewonnen. Das Vermächtnis meines Vaters musste fortgeführt werden."


Manyata: "Ich habe sechs Stunden vor dem Gefängnis gewartet, um Sanjay zu sehen"

Manyata hat während dieser Veranstaltung alle überrascht, als sie auf eine Frage von Vir Sanghvi eine heftige Attacke gegen die Medien ritt. Sanghvi unterhielt sich offenbar so angeregt mit Manyata, dass Sanju ihn zum Gaudium des Auditoriums mittendrin fragte: "Einen Moment mal, interviewst du jetzt mich oder sie?"

Manyata bewegte viele Herzen im Publikum, als sie von der Zeit erzählte, als Sanju im Gefängnis saß. "Anfangs erhielt ich keine Genehmigung, ihn zu sehen. Dann rief ich Satish (Maneshinde, Sanjus Anwalt) an und sagte ihm, dass ich Sanjay treffen wollte. Und dann fuhr ich einfach hin und wartete sechs lange Stunden vor dem Arthur Road Jail, bis ich ihn endlich für zehn Minuten sehen durfte. Zwischen uns waren im Abstand von einem Meter zwei Netze gespannt, so dass wir uns nicht einmal berühren konnten. Es war ein geschlossener Raum mit einer kleinen gelben Glühbirne. Ich konnte nichts sehen und bat ihn, sich direkt unter die Glühbirne zu stellen, wie unter einen Scheinwerfer, damit ich ihn wenigstens sehen konnte. Ich versuchte mein Bestes, um stark zu bleiben, aber ich konnte es nicht und brach zusammen, und Satish musste mich nach Hause bringen."

Manyata nutzte die Gelegenheit zu einer Attacke gegen die Medien: "Dank der Presse konnt ich nicht ins Gefängnis gehen. Ich wurde belagert, und sie schrieben seltsame Dinge über mich. Dann wurde mir gesagt, ich solle zu Hause bleiben und ihn nicht zum Gericht begleiten. Es sollte einen Verhaltenskodex geben für die Medien, denn sie haben Rechte, die ihnen nicht zustehen. Sie können durch ihre Berichte einen Menschen zerstören - sie können aus dir machen, was sie wollen. Wenn sie gegen dich eingenommen sind, dann kommen sie gleich mit vorgefertigten Ansichten an. Es sollte eine Grenze gezogen werden, und es sollte ein Gesetz geben, dass man Menschen verklagen kann, die Schrott über dich schreiben, ohne dich zu kennen. Wegen solcher Medienvertreter werden Menschen als Schurken abgeschrieben."

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