Montag, 30. April 2007

Filmfare 2/2000: The world is not enough: Getting real... with Sanjay Dutt

Filmfare, Februar 2000

Die Welt ist nicht genug: Getting real... with Sanjay Dutt


Hinein in die Welt von Sanjay Dutt. Am Set von Mahesh Manjrekars Kurukshetra in einem Fischerdorf am Rande von Mumbai erklärt sich Dutt, auch bekannt als Sanju Baba, zu einem Gespräch bereit. Über Tassen mit dampfend heißem adrak chai und bei saftig gebratenem Fisch legen wir los:

Filmfare: Hat der Erfolg von Vaastav die Haltung der Industrie Ihnen gegenüber verändert?

Sanjay (lacht): Ja, in der Tat. Sogar Mahesh Bhatt, der sich nach Dushman nicht bei mir hat blicken lassen, hat mich unlängst im Filmistan Studio besucht. Auch N. Chandra, T. Rama Rao, Aziz Sejawal und verschiedene andere haben sich mit mir getroffen. Aber das ist nichts Ungewöhnliches. Das war vor Jahren nach Naam und Sadak nicht anders. Dieser ganze Wirbel und all die Aufmerksamkeit beeindrucken mich daher nicht weiter.

Filmfare: Mahesh Manjrekar hat gesagt, er habe Sie für Vaastav engagiert, weil er in Ihnen eine gewisse Rastlosigkeit gespürt hat.

Sanjay: Stimmt. Ich war damals völlig neben mir und durcheinander. Ich hatte von Montag bis Freitag bei Gericht zu erscheinen und drehte dann des Nachts. Natürlich war meine Stimmung damals noch dunkler als die Nacht. Ich war normalerweise nur noch gereizt. Eine Reihe von Außendreharbeiten für Kartoos und Khauff mussten verschoben werden, weil ich keine Genehmigung bekam, Mumbai zu verlassen. Solche Stolpersteine regen mich einfach auf. Mahesh Manjrekar war damals leidenschaftlich hinter seiner Vaastav-Idee her. Er besuchte mich jeden Tag am Set und versuchte, mich für seine Erzählung der Story zu interessieren. Aber meistens war ich mit anderen Dingen beschäftigt. Als er es jedoch irgendwann geschafft hatte, mir das gesamte Skript zu erzählen, war ich wie elektrisiert.

Filmfare: Nur weiter, ich höre.

Sanjay (bricht in schallendes Gelächter aus): Aber dann wollte niemand uns finanzieren, weder Mahesh noch mich. Keiner von uns war ein Kassenmagnet. Also versuchten wir, Geldgeber zu finden. Einen trieben wir auf, aber der sprang auf halbem Wege ab, und Vaastav steckte fest. Mahesh musste eine Menge borgen und betteln, um den Film endlich auf die Reihe zu kriegen. Und ich bin so glücklich, dass es geklappt hat. Er ist plötzlich ein ganz heißes Ass geworden, mehr als die Hälfte der Industrie hat Verträge mit ihm geschlossen. Ich bin nur noch dabei, auf ihn einzureden, es ruhig angehen zu lassen; ich will nicht, dass er sich ausbrennt.

Filmfare: Und was ist mit Ihnen?

Sanjay: Ich habe mein übliches Quantum an Filmen. Zwei mit David Dhawan, Kurukshetra und noch einen weiteren mit Mahesh Manjrekar, Satish Kaushiks Meri Biwi Ko Salaam mit Karisma Kapoor und noch ein paar andere.

Filmfare: Was war Ihre erste Reaktion, nachdem Sie Vaastav gesehen hatten?

Sanjay: Ich war glücklich über den Film. Er war authentisch. Ich hielt meine Leistung für akzeptabel. Dad mochte mich darin, ebenso Rhea, Anju, Priya und Bunty (Kumar Gaurav).

Filmfare: Hat der Film Sie beeinflusst?

Sanjay: Ganz ehrlich, ein paar der Szenen waren so überwältigend, dass sie mich nach wie vor fix und fertig machen, wenn ich sie sehe. Ich werde zwar nicht zu Tränen gerührt von meiner Darbietung oder von der ganzen Dramatik, aber bei der Schlussszene zwischen Reema Lagoo und mir kriege ich Gänsehaut. Es wird lange dauern, bis ich über Vaastav hinwegkomme.

Filmfare: Würden Sie sagen, dass Vaastav Sie zurück an die Spitze gebracht hat?

Sanjay: Dazu kann ich keinen Kommentar abliefern. Mahesh und ich haben unser Herz und unsere Seele in den Film gelegt. Den Rest überlassen wir dem Publikum. Ich habe neunzehn Jahre gebraucht, um den Menschen zu beweisen, dass ich meine Filme nicht im Schlaf absolviere. Ich war gut in Naam, Sadak, Saajan und Khalnayak. Ein paar wichtige Kritiker waren auch fair zu mir, aber eine gewisse Abteilung der Presse ist absolut parteiisch.

Filmfare: Können Sie das etwas genauer spezifizieren?

Sanjay: Nein, yaar. Die, die mir Unrecht getan haben, wissen es. Abgesehen davon ist in meinem Leben zu viel geschehen, als dass ich mich über so etwas wie Awards grämen würde. Ich genieße meine Arbeit heute mehr als je zuvor. Egal ob Tanz, Romanzen oder Action, ich weiß, dass ich den Besten im Geschäft die Hölle heiß machen kann.

Filmfare: In Khoobsurat haben Sie bei Ihren Tänzen auch sehr zuversichtlich gewirkt.

Sanjay: Ach, das ist Ihnen aufgefallen, dass ich mich beim Tanzen in Khoobsurat wohlgefühlt habe? Fakt ist, seit meiner Tamma-Tamma-Nummer mit Madhuri Dixit in Thanedaar habe ich angefangen, Spaß am Tanzen zu haben. Auch die Tanznummern in Daud waren gut. Und seit Daag – The Fire sind Tänze in meinen Filmen quasi ein Muss geworden. In Khauff gab es einen Song, der sich auf Manisha Koirala konzentrieren sollte, aber dann haben sie den Fokus auf mich gerichtet. Ahmed Khan hat mich für Khauff wirklich geschunden. Seine Tänzer waren so voller Energie – nach vier Nächten war ich nur noch hundemüde. Arre yaar, Govinda und die Khans sind tolle Tänzer. Schlagen kann ich die ganz bestimmt nicht, aber ich muss zusehen, dass ich mit ihnen gleichziehe.

Filmfare: Waren Sie zu Madhuri Dixits Hochzeit eingeladen?

Sanjay: Nein. Ich wusste nicht einmal, dass sie geheiratet hatte. Wie der Rest der Welt auch erfuhr ich von ihrer Eheschließung aus der Zeitung. Aber ich bin sehr glücklich, dass ihr Mann ein gutaussehender und wohlsituierter Arzt ist. Madhuri ist eine sehr häusliche und liebenswerte Frau. Sie verdient das Beste. Irgendwer hat sogar gesagt, dass sie in die USA ziehen wird, stimmt das?

Filmfare: Nun, da Madhuri und Sridevi verheiratet sind, war’s das dann mit der Klasse der 90er?

Sanjay: Nein. Karisma Kapoor ist ein Superstar. Raveena Tandon macht sich auch gut, wie ich höre. Aishwarya ist noch vergleichsweise neu, aber auch sie gehört zu den 90ern. Und sie wird großartig werden. Ich persönlich bewundere Lolo. Ihre Veränderung ist verblüffend. Es heißt, dass auch Kareena eine Bombe ist und dass sie großartig in J.P. Duttas Refugee war. Die Mädels müssen heutzutage echt auf ihre Figuren achten, oder sie werden aus dem Feld geschlagen von einem Energiebündel wie Kareena. Angeblich soll sie vor Temperament nur so strotzen.

Filmfare: Ist es richtig oder falsch, dass Sie während eines Außendrehs für Mehbooba Ihre besondere Aufmerksamkeit auf Suman Ranganathan gerichtet haben?

Sanjay: Also bitte! Ich war ihr gegenüber genauso höflich wie zu Manisha Koirala. Aus dem Affärenalter bin ich heraus, und ich finde es echt ermüdend, ständig zu wiederholen, dass ich glücklich verheiratet bin und dass Rhea die ultimative Frau für mich ist.

Filmfare: Es heißt auch, dass die Sängerin Sapna Mukherjee Sie sexy findet.

Sanjay: Bitte richten Sie Sapna meinen Dank dafür aus. Ich finde das richtig süß von ihr. Wenn man vierzig ist, weiß man es zu schätzen, wenn es immer noch ein paar Frauen gibt, die einen hot finden.

Filmfare: Sunny Deol aus Ihrer Generation hat bei einem Film Regie geführt. Haben Sie vor, das eines Tages auch zu tun?

Sanjay: Nein. Ich bin viel zu beschäftigt damit, mein Leben als Schauspieler zu genießen. Ich habe Jahre gebraucht, um es bis hierher zu schaffen... lassen Sie mich noch wenigstens drei oder vier Jahre dableiben. Warum sollte ich die Gleise wechseln, wo gerade alles so gut läuft?

Filmfare: Was halten Sie von Ihrem Vater als Regisseur?

Sanjay: Ich habe Mujhe Jeene Do und Reshma Aur Shera von ihm geliebt. Diese Arbeiten waren wirklich erstklassig.

Filmfare: Warum meiden Sie öffentliche Veranstaltungen wie die Pest?

Sanjay: Ganz einfach. Ich bin schüchtern. Vor der Kamera können Sie mich dazu bringen, mein Hemd auszuziehen und alles zu machen, was Sie wollen. Aber nach Drehschluss will ich nur noch heim. Ich bin nur dann selbstsicher, wenn die Kamera läuft. Außerhalb der Studios bin ich wahnsinnig unbeholfen. In der Öffentlichkeit zu sprechen ist etwas, was ich von meinem Vater nicht gelernt habe.

Filmfare: Gibt es etwas, das Sie sich derzeit ganz intensiv wünschen?

Sanjay: Ja, ich möchte, dass mein Vater bald wieder gesund wird. Ich bin einen Monat lang tagtäglich zu ihm in das Breach Candy Hospital gegangen. Es hat mir das Herz gebrochen, ihn so hilflos zu sehen. Er ist mir bislang in jeder Krise eine solche Stütze und Hilfe gewesen. Ich bin völlig abhängig von ihm geworden. Ich bete im Moment nur noch darum, dass er bald wieder auf den Beinen ist.

(Meena Iyer; Deutsch von Diwali)

Samstag, 28. April 2007

Filmfare 9/2000: That's the spirit: Steaming ahead with Sanjay Dutt

Filmfare, September 2000

That’s the spirit: Steaming ahead with Sanjay Dutt

Das Aroma von Gosht Biryani und Tandoori Kebabs durchzieht die Luft. Lunch wird serviert in einer abgelegenen Ecke der Mehboob Studios. Es wird begleitet von lautem Gelächter und einem farbenfrohen Sprachgewirr...

Sanjay Dutts Stimme ist zu hören, als er seine Freunde zum Mitfeiern einlädt. Es ist der 29. Juli, der Geburtstag von Dutt jr., und er möchte, dass jeder am Set von Afzal Khans Mehbooba Anteil am Spaß und an der Fete hat.

Kurukshetra, Sanjays nächster Film, inszeniert von Mahesh Manjrekar, soll im Oktober rauskommen, und natürlich erwartet der Handel ein weiteres Auftrumpfen dieses Duos.

Sanjay jedoch ist etwas skeptisch: „Kurukshetra wurde innerhalb von zehn Monaten fertiggestellt. Es ist ein Masala-Streifen mit ein paar starken Emotionen, was natürlich Maheshs Stärke ist. Ich halte die Daumen, aber ich will den Film nicht zu sehr hypen. Man kann nicht jedes Mal auf einen Vaastav hoffen.“

Nach einem tiefen Zug an seiner Zigarette fährt er fort: „Erst vor ein paar Tagen habe ich mir zum x-ten Mal Vaastav angesehen. Und danach Mahesh angerufen, um ihm zu sagen, dass ich nach diesem Film nach wie vor jedes Mal fix und fertig bin. Mahesh hat daraus gefolgert, dass wir beide Vaastav hinter uns lassen und weitermachen müssen. Ich denke, er hat Recht.“

Sanju gibt auch zu, dass er, obwohl er und Mahesh wirklich eng befreundet sind, nicht in jedem Projekt mit dabei ist, das Mahesh inszeniert. „Anfangs war ich sehr besitzergeifend, was Mahesh betrifft. Aber dann habe ich eingesehen, dass ich nicht in allen seinen Filmen mitspielen kann.“

„Ich mache mir Sorgen, weil Mahesh sieben Filme gleichzeitig inszeniert. Ich will nicht, dass er sich ausbrennt. Mahesh hatte eine halbes Dutzend fertige Drehbücher in seiner Schublade, und nach Vaastav hatte er keine Probleme, Finanziers dafür zu finden.“

Sanju ist außerdem schon sehr gespannt auf Jhannu Sugandhs Ek Ajeeb Prem Kahani – An Unusual Love Story, in dem er unter der Regie von Mahesh Manjrekar zusammen mit Kareena Kapoor spielen wird.

Als ich ihn damit aufziehe, dass die Vierzig-Plus-Typen wie Anil Kapoor, Sunny Deol und er auf Zwanzigjährige wie Kareena Kapoor und Amisha Patel fixiert zu sein scheinen, lächelt Sanju: „Kareena Kapoor ist heute das heißeste Mädel der Szene. Klar, dass ich Lust habe, mit ihr zu arbeiten. Ebenso freue ich mich auf Biwi I Love You mit Karisma. Jetzt brauche ich nur noch jemanden, der Aishwarya und mich zusammencastet.“

„Aber deshalb könnt ihr mich nicht als Kinderschänder bezeichnen“, lächelt er. „Wenn Amitabh Bachchan und Vinod Khanna Manisha Koirala und Madhuri Dixit als Partnerinnen haben konnten, die zwanzig Jahre jünger sind als sie, warum dann nicht auch ich Kareena?“

Sanju fügt hinzu: „Ich habe mich nie in das Casting meiner Partnerinnen eingemischt. Einmal habe ich vier Filme zugleich mit Manisha Koirala gemacht. Mir ist das nicht einmal aufgefallen, aber andere haben gewarnt, dass immer die gleiche Kombination auf Dauer langweilig werden könnte. Heute glaube ich, dass sie Recht hatten.“

„Man kann heutzutage gar nicht vorsichtig genug sein“, fährt er fort. „Auch die Kombination aus Salman Khan und mir würde nach fünf gemeinsamen Filmen unweigerlich abgestanden wirken. Daher wird es nach Chal Mere Bhai nur noch einen weiteren Film mit Salman und mir geben, mit Amitabh Bachchan in einer zentralen Rolle.“ Sanjay hat Amitabh Bachchan außerdem für seine hauseigene Produktion Kaante engagiert.

Zu Sanjays weiteren Verpflichtungen zählen Jodi No. 1 mit Govinda, Mehbooba mit Ajay Devgan und Mission Kashmir mit Hrithik Roshan. „Ursprünglich galt Mission Kashmir als hot, weil Amitji und Shahrukh Khan die Hauptrollen spielen sollten“, grinst er. „Aber hier ändern sich die Meinungen jeden Freitag. Heute gilt der gleiche Film deshalb als hot, weil Hrithik Roshan und ich ihn spielen.“

Hat er eine Veränderung in Hrithiks Verhalten bemerkt nach dessen phänomenalem Erfolg mit Kaho Naa... Pyar Hai? „Ja und Nein“, antwortet er. „Hrithik ist definitiv selbstsicherer geworden. Manchmal scheint er ein wenig verloren und etwas verwirrt durch seinen Megaerfolg. Aber der Junge hat eine gute Erziehung genossen und ist sehr diszipliniert.“

Dutt jr. erinnert sich, dass sein Freund und Schwager Kumar Gaurav einst ein ähnliches Phänomen war. „Bunty war nach seinem Debüt in Love Story ein Riesenstar. Er wusste gar nicht, wie ihm geschah. Ich kann mir vorstellen, dass diese Art von Mega-Hype erschreckend sein muss. Was kann ich als älterer Routinier sagen? Ich hoffe aufrichtig, dass Hrithik mit seinem Startum gut zurechtkommt.“

Okay. Ist er sich bewusst, dass er einen glühenden Fan in Abhishek Bachchan hat, den anderen Jungstar der Stunde? „Nein, yaar“, grinst er. „Veräppeln Sie mich nicht. Abhishek hat den größten Star des Jahrhunderts, Amitabh Bachchan, zum Vater. Wie kann er da mein Fan sein? Aber wenn er’s ist, fühle ich mich natürlich geschmeichelt. Abgesehen davon, Abhishek ist ein großartiger Junge. Ich habe meine Zeit mit den Bachchans neulich durch und durch genossen.“

Voll Lob über die jüngere Generation merkt Sanju an: „Ich dachte immer, ich sei ein Gesundheitsfreak, weil ich zwei Stunden täglich Eisen gestemmt habe. Aber heute höre ich, dass Hrithik Roshan das Gleiche tut. Und irgendwer hat mir gesagt, dass die Verkaufszahlen für Bodybuilding-Ausrüstung nach dem Riesenerfolg von Kaho Naa... Pyar Hai beträchtlich gestiegen sind. Die gesamte Nation will eine Physis wie die von Hrithik.“

David Dhawan, sein Regisseur in Haseena Maan Jaayegi und Chal Mere Bhai, hat das Gefühl, dass Sanjay selbst nach zwanzig Jahren immer noch Hemmungen hat, wenn es darum geht, in einer Szene 100 Prozent zu geben.

„Ich bin extrem schüchtern“, gesteht Sanju. „Vor einer Filmkamera kenne ich jedoch keine Zurückhaltung. Es hat Jahre gebraucht, bis ich mich bei einer Liebesszene wohlgefühlt habe. Aber wenn Sie sich Khoobsurat oder Vaastav ansehen, werden Sie feststellen, dass ich offener geworden bin.“

„Wenn David sagt, dass ich angetrieben werden musste, dann meint er wahrscheinlich, dass ich ein bisschen mehr Anstachelung brauchte als Govinda. Chi Chi ist ein Naturtalent. Ob Romanze, Komödie oder Tanz, alles ist ein Kinderspiel für ihn. Ich bin noch am Lernen. Mit Regisseuren wie David Dhawan, Mahesh Manjrekar und Afzal Khan arbeite ich inzwischen auf einem sehr angenehmen Level. Bei ein paar anderen dauert es vermutlich noch ein Weilchen.“

Ende August startet Sanjay eine zweimonatige Welt-Konzert-Tour mit Shahrukh Khan, Juhi Chawla und Sushmita Sen: „Der Gedanke, mit Shahrukh, Salman oder Govinda zusammen auf der Bühne zu stehen, hätte mir früher schlaflose Nächte bereitet. Die Khans und Chi Chi sind grandios auf der Bühne. Aber nach all meinen Tanznummern in Haseena Maan Jaayegi, Jung und Khoobsurat bin ich überhaupt nicht nervös. Im Moment dreht Afzal Khan einen Qawwali mit Ajay Devgan und mir. Heute fühle ich mich in Romanzen genau so wohl wie bei Action.“

Wie auf Stichwort erscheint ein Regieassistent, um SD zu einem Dreh abzuholen. Sanjay entschuldigt sich, legt sein sherwana an und begibt sich selbstsicher mit Ajay Devgan vor die Kamera.

Der Dreh wird für gut befunden. Sanju zwinkert mir lausbubenhaft zu und grinst: „Ich sag’s doch. Im Moment klappt bei mir alles auf Anhieb.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

(Meena Iyer; Deutsch von Diwali)

Filmfare 3/2001: The Glimmer Man – Cut to Sanjay Dutt

Filmfare, März 2001

The Glimmer Man – Cut to Sanjay Dutt

Es ist eine ruhige und gelassene Heiterkeit um Sanjay Dutt. Selbst mit 41 ist sein Lächeln unverkennbar jungenhaft. Wenn man ihm dabei zusieht, wie er in seinem Büro in Bandra zusammen mit seinen Kumpeln Blödsinn macht, Witze reißt und Streiche spielt, dann fragt man sich schon, ob all diese Geschichten über seine wilden Affären mit einigen seiner Heroinen... und diese berüchtigten Wutanfälle... nun, übertrieben sind.

Zudem gibt es, als krassen Kontrast zu seinem Image als abgebrühter Star, diese Geschichten über seine Großzügigkeit. So wie es aussieht, hat er seinem Hausdiener Mohammad gerade eine gemütliche Wohnung gekauft und zahlt seinem Chauffeur Prasad tausend Rupien am Tag, weil beide ihm schon seit zwanzig Jahren treue Dienste leisten.

Und es gibt Berichte, dass Sanjay Dutt auf noch ausstehende Honorare verzichtet, wenn einer seiner Produzenten in Schwierigkeiten steckt.

„Ich habe aufgehört, mein Leben auf der Überholspur zu leben“, sagt Sanjay Dutt mit einem verlegenen Grinsen, als sein silbergrauer Land Cruiser mit 160 km/h auf der Mumbai-Pune-Autobahn einem Dorf entgegendüst, wo er für Pitaah dreht, einen Film seines Freundes und Produzenten Avinash Adik.

Elegant in ein schwarzes Versace-T-Shirt und eine dazu passende schwarze Hose gekleidet und mit Designer-Sonnenbrille und einer Rolex um sein Handgelenk, bringt Dutt baba nach wie vor die Herzen vorübergehend zum Stillstand.

Kaum steigt der Star am Set aus seinem Wagen, ist er auch schon von einer riesigen Menge umgeben. Doch innerhalb von Sekunden ist er ganz bei seiner Arbeit. Ungeachtet der neugierigen Blicke um ihn herum bearbeitet der Schauspieler seinen Bart mit einem elektrischen Rasierer und geht zugleich durch sein Dialog-Manuskript.

Danach verschwindet er im Make-Up-Caravan, um sich umzuziehen. Als er in einer Dhoti-Kurta und mit einem Handtuch um den Hals wieder herauskommt, verschmilzt er perfekt mit der Menge. Ja, Sanjay Dutt spielt einen einfachen Dorfbauern, der sich rächen will, als seiner Familie durch die regierenden Thakurs Unrecht wiederfährt.

Der Schauspieler ist begeistert von dem Drehbuch, das seiner Ansicht nach das Potential von Mehboob Khans Mother India hat, in dem seine Mutter Nargis Dutt die Titelrolle porträtiert hat. Deshalb hat er Adik auch umfangreiche Drehtermine für Pitaah zur Verfügung gestellt.

„Nie hat mir das Schauspielen mehr Spaß gemacht“, erzählt mir der Schauspieler, nachdem er eine anspruchsvolle Szene absolviert hat. Er checkt das Ergebnis auf einem Video-Monitor, signalisiert Mahesh Manjrekar „Daumen hoch“ und meint: „Es ist schon ironisch, aber dafür, dass ich einst als Nicht-Schauspieler abgefertigt worden bin, kriege ich heute wirklich tolle Rollen.“

Aber er beschränkt sich auf drei Filme pro Jahr. Nach Abschluss der Pitaah-Dreharbeiten im April wird er mit Mahesh Manjrekars Ek Ajeeb Prem Kahani mit Kareena Kapoor weitermachen, und im August beginnen die Dreharbeiten zu Sanjay Guptas Kaante mit Amitabh Bachchan, Suniel Shetty, Lucky Ali und Kumar Gaurav.

Berichte über sein Zerwürfnis mit Mahesh Manjrekar wegen Kurukshetra fertigt Dutt jr. als nichtig ab und stellt klar: „Arre yaar, Mahesh gehört quasi zur Familie. Warum sollte ich ihn bekämpfen? Wir hatten ein paar Differenzen, aber das war’s auch. Kurukshetra ist ein Kassenerfolg in Maharashtra und hat mir außerdem gute Kritiken eingebracht. Ich müsste schon ein Idiot sein, um ernsthaft zu glauben, dass jeder Film, den Mahesh und ich zusammen machen, Box-Office-Geschichte schreibt.“

Sanju verdeutlicht: „Mahesh ist ein ehrlicher Kerl. Er hat mir gesagt, dass er aus purer Unsicherheit heraus für so viele Filme unterschrieben hat, bevor Vaastav herauskam. Wie immer seine jüngsten Filme auch gelaufen sein mögen, zumindest ist Mahesh in Frieden mit sich selbst. Glauben Sie mir, es brennt noch immer das Feuer in ihm. Er liefert mir ständig neue Drehbuch-Ideen.“

Ganz aufgeregt erzählt Dutt jr. von dem Tag, an dem sein Vater Sunil Dutt ihn am Set von Pitaah besuchte. „Als er da war, habe ich mich wie ein Kind gefühlt“, erinnert er sich. „Natürlich bekommt mein Vater immer viel mehr Aufmerksamkeit als ich. Aber ich bin nicht neidisch deswegen. Er ist in jeder Hinsicht beliebter als ich, und die Menschen verehren ihn.“

Auf die Frage, warum seine Frau Rhea nicht am Set ist, antwortet Sanju offen: „Sie begleitet mich nicht zu jedem Drehtermin. Rhea ist nicht einfach nur eine Star-Ehefrau. Aber auch wenn sie nicht hier am Set ist – rufen Sie bei mir zu Hause an, und sie wird rangehen.“

Nach Gerüchten befragt, die ihn mit Mahima Choudhary verbinden, kommt die Reaktion: „Gott, wann und wo bin ich mit Mahima gesehen worden? Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit wir Kurukshetra abgedreht haben.“

Er seufzt: „Es ist unglaublich. Woher um alles in der Welt kommen solche Gerüchte nur immer? Ich bin es müde, in den Magazinen über meine Romanzen zu lesen. Zuerst hieß es, dass ich mich mit Sushmita Sen treffe, die ich kaum kenne. Dann hat man mich nach Preity Zinta befragt, die ich wie ein Kind behandle. Und jetzt ist also Mahima Choudhary dran. Macht mal eine Pause, yaar. Ich habe keine Affäre am Laufen.“

Nach einem kräftigen Zug an seiner Zigarette fährt Dutt fort: „Mit über 40 bin ich nicht zuvörderst auf Liebesgeschichten aus. Wenn ich mal das Bedürfnis habe, mich zu entspannen, dann gehe ich mit ein paar Freunden aus, trinke einen Bacardi oder zwei und gehe dann heim zu Rhea. Ich spüre keinerlei Neigung, zu umwerben oder umworben zu werden.“

„Aber ich muss meine Regisseure daran erinnern, ein paar romantische Szenen für mich zu schreiben“, lacht er. „Nur weil ich jetzt etwas reifere Figuren spiele, heißt das noch lange nicht, dass sie sterbenslangweilig sein müssen. Schauen Sie, was die reifen Herren in Hollywood zu tun kriegen. Harrison Ford und Clint Eastwood haben auf der Leinwand nach wie vor Romanzen mit ihren Leading Ladies. Warum dann nicht auch ich?“

Sanjay verteidigt seine Altersgruppe: „Okay, Hrithik Roshan und Abhishek Bachchan sind die neuen Poster Boys. Sie sind jung, gutaussehend und erfolgreich. Aber das heißt nicht, dass Sunny Deol, Jackie Shroff und ich unsere Stiefel an den Nagel hängen müssen. Ich hasse es, ständig an diesen Altersfaktor erinnert zu werden. Fakt ist, dass es einen Schauspieler über 50 gibt, der gerade das Wort „populär“ neu definiert. Ja, ich spreche von Amitabh Bachchan, der mit seinen 58 Jahren angesagter ist als jeder Star, den ich kenne. Dank ihm hat das Leben für Typen über vierzig wie mich gerade erst begonnen.“

Sei es wie es sei, aber warum setzt er seine Hoffnungen auf Regisseure wie Afzal Khan und Sanjay Gupta, die nicht gerade Kassenmagneten sind? Dutt jr. erwidert: „Afzal Khan und Sanjay Gupta mögen nicht die größten Talente im Geschäft sein, aber sie sind meine besten Freunde. Ich bin ein emotionaler Typ. Ich möchte mit Menschen arbeiten, mit denen ich mich gut fühle.“

„Ich stehe heutzutage auch David Dhawan sehr nahe“, verrät er. „Er ist ein No-Nonsense-Typ. Jodi No. 1, unser dritter gemeinsamer Film, kommt jetzt im März raus.“

Mal ganz nebenbei, was ist dran an den Berichten über sein Zerwürfnis mit Salman Khan wegen Ego-Streitereien während der Dreharbeiten zu David Dhawans Chal Mere Bhai?

Antwort: „Nein, yaar, ich nehme alles viel zu locker, um mich wegen meines Egos zu streiten, und schon gar nicht mit einem Kind wie Salman. Es gab eine Zeit, in der er jeden Abend in mein Fitness-Studio kam, um mit mir zu trainieren. Fragen Sie mal David danach, wie Salman am Set von Chal Mere Bhai auf mir huckepack geritten oder auf meinem Schoß gesessen ist. Ganz ehrlich, wir haben keinen Stress miteinander. Unser Leben ist ein offenes Buch. In dieser Hinsicht sind wir beide emotionale Gimpel.“

Sanjay Dutt weist darauf hin, dass Salman und er Ketan Desais Yeh Hai Jalwa machen sollten. Doch als das Drehbuch fertig war, hatte Ketan das Gefühl, dass es zwei Helden nicht gerecht würde: „Ketan beschloss, zwei verschiedene Filme zu machen, einen mit Salman und Amisha Patel und Regisseur David Dhawan, und einen anderen mit mir, der bislang allerdings noch im Planungsstadium ist.“

Ist es also schierer Zufall, dass Salman Khan vor kurzem aus David Dhawans Hum Kisise Kum Nahin ausgestiegen ist, in dem er mit Amitabh Bachchan und Sanjay Dutt zusammenspielen sollte? „Ich habe gehört, dass sich der Produzent und Salman in gewissen Punkten nicht einigen konnten“, meint Sanju achselzuckend. „Deshalb stieg er aus, und Raju (Ajay Devgan) übernahm seine Rolle.“

Wir reden noch über dies und das. „Ich habe in meiner Karriere viele Multi-Starrer gemacht“, erinnert er mich. „Das wäre nicht möglich gewesen, hätte ich irgendwelche Ego-Fimmel. Ob Govinda, Ajay Devgan oder Salman Khan, sie sind alle meine Freunde. Heute bin ich so cool und selbstsicher, dass ich mir auch dann keine Sorgen mache, wenn ich in einem Projekt mit Hrithik Roshan zusammengecastet werde. Ich habe für meine Darbietung in Mission Kashmir ebensoviel Lob bekommen wie Hrithik. Oder?“

Korrekt.

(Meena Iyer; Deutsch von Diwali)

Freitag, 27. April 2007

Rashtriya Sahara 2/2003: "Ich kann mich als Schauspieler nicht einschätzen"

Rashtriya Sahara, Februar 2003

"Ich kann mich als Schauspieler nicht einschätzen"

Dreißig Kilometer von Bikaner entfernt dreht Sanjay Dutt eine waghalsige Szene auf seiner Mitsubishi für Mehbooba, den neuen Film des Produzenten und Regisseurs Afzal Khan mit Ajay Devgan und Manisha Koirala. Respektvoll befolgt er die Anweisungen des geschickten Stuntregisseurs Bhiku Verma, während Ajay und Manisha zusehen. In einer kleinen Erholungspause während des temporeichen Drehs spricht Sanjay Dutt mit Jyothi Venkatesh in einem ungezwungenen Interview über seine laufenden Filmproduktionen, seine Pläne für die Zukunft und seine Tochter Trishala.

Rashtriya Sahara: Worum genau geht es in Mehbooba?

Sanjay: Mehbooba ist die Geschichte einer reifen Liebe mit Akzent auf den Gefühlen. Im Grunde dreht sich der Film um Beziehungen, die mit viel Würde und ohne Ecken und Kanten gefilmt worden sind von Produzent und Regisseur Afzal Khan, der zuvor schon Filme wie Mahaanta oder Hum Kisise Kum Nahin gemacht hat.

Rashtriya Sahara: Wenn ein Film zwei männliche Hauptdarsteller hat so wie Mehbooba, haben Sie da keine Angst vor Konkurrenzdenken zwischen den beiden Schauspielern?

Sanjay: Ich brauche nur eine einzige Szene, um einen Eindruck als Schauspieler zu hinterlassen. Das mit dem Konkurrenzdenken und Showstehlen überlasse ich dann dem anderen Schauspieler. Zum Glück für mich ist Ajay jedoch kein Schauspieler, der sich auf das Niveau herabbegeben würde, sich mit seinem Co-Star diesbezüglich anzulegen.

Rashtriya Sahara: Stimmt es, dass Mahesh Manjrekar Ihnen angeboten hat, in seiner englischen Version von Astitva mitzuwirken?

Sanjay: Ja. Mahesh möchte gerne, dass ich die Rolle übernehme, die Mohnish Behl in der Hindi-Originalversion gespielt hat. In der englischen Version sind Mahesh und Sushmita für die Hauptrollen vorgesehen. Aber ich habe mich noch nicht entschieden.

Rashtriya Sahara: Machen Sie noch einen anderen Film mit Ihrem Lieblingsregisseur Mahesh Manjrekar?

Sanjay: Ich werde in einem Film namens Rakht mit Mahesh Manjrekar zusammenarbeiten. Das wird ein etwas anderer, übernatürlicher Thriller, und wir werden ihn während eines einzigen Non-Stop-Dreh-Zeitplans abdrehen.

Rashtriya Sahara: Was ging schief bei Plan, der von Sanjay Guptas Assistent Hriday gemacht werden sollte?

Sanjay: Schauen Sie, nach so langer Zeit hat Sanjay Gupta mit Kaante endlich den Erfolg einfahren können, der es ihm ermöglicht, das zu bekommen, was er sich all die Jahre hindurch gewünscht hat. Wir werden Plan erst dann wieder aufgreifen, wenn Sanjay wieder hundertprozentig auf den Beinen ist. Er liegt noch immer als Rekonvaleszent zu Hause, nachdem er diesen katastrophalen Unfall überlebt hat. Obwohl sein Assistent Plan inszenieren soll, ist der Film im Grunde Sanjays Baby, und deshalb finden wir, dass er bei den Dreharbeiten persönlich dabei sein sollte.

Rashtriya Sahara: Sie arbeiten in Vidhu Vinod Chopras neuem Projekt erstmals seit 14 Jahren wieder mit Ihrem Vater Sunil Duttsaab zusammen. Wie fühlen Sie sich dabei?

Sanjay: Ja, ich spiele in Munnabhai MBBS an der Seite meines Vaters. Meine Rolle darin ist die eines sadak chaap tapori. Vor Jahren haben Dad und ich Vater und Sohn in J.P. Duttas Kshatriya gespielt, aber wir hatten keine gemeinsamen Szenen darin. Ich freue mich riesig auf die Zusammenarbeit mit Dad, auch wenn ich neben ihm vermutlich wie ein Anfänger wirken werde. Um ehrlich zu sein, der Gedanke an die Zusammenarbeit mit Duttsaab macht mich nervös.

Rashtriya Sahara: Worum geht es in Munnabhai MBBS?

Sanjay: Munnabhai MBBS ist im Grunde eine Satire über die Korruption in der heutigen Mediziner-Gesellschaft. Dieser Film stellt die Wärme der Menschen neben kaltblütige medizinische Manipulationen. Es ist kein bemüht komischer Film. Es ist ein sehr emotionaler Film. Das Drehbuch zu Munnabhai MBBS ist wirklich wunderbar und hat mich von Anfang an fasziniert, weil es nicht von einem anderen Film abgeschrieben ist.

Rashtriya Sahara: Sie begannen Ihre Karriere als Action-Hero. Und doch widmen Sie sich auch mit größter Glaubwürdigkeit komischen Rollen. Was war Ihrer Ansicht nach der Grund für Ihren Wechsel von Action- zu komischen Rollen?

Sanjay: Im wirklichen Leben, das wissen Sie, war ich schon immer ein lustiger Typ. Komödie ist ein Teil von mir. Aber ich hatte nie realisiert, dass ich Komödienrollen problemlos rüberbringen kann, bis David Dhawan auf die Idee kam, mir eine komische Rolle in einem seiner Filme zu geben. Und die Menschen mochten meine komischen Darbietungen in seinen Filmen wie Haseena Maan Jaayegi und nicht zuletzt Hum Kisise Kum Nahin.

Rashtriya Sahara: Sie scheinen als Schauspieler eine eher zurückhaltende Strategie zu fahren. Warum?

Sanjay: Schauen Sie, ich bin glücklich, was meine Karriere betrifft. Ich habe alles erreicht, was ich wollte. Ich kann mich nicht dazu durchringen, um Rollen zu bitten und dann für Produktionsfirmen zu arbeiten. Das habe ich in all den 23 Jahren, in denen ich nun schon im Geschäft bin, nie gemacht, und das kann ich auch jetzt nicht tun. Sie haben mich nie in einem Film von Yash Chopra oder von Rajshri gesehen. Ich bin glücklich, Filme für meine Freunde machen zu können, z.B. Ek für Ramu.

Rashtriya Sahara: An welchen anderen Filmen arbeiten Sie derzeit noch?

Sanjay: Ich arbeite in Raman Kumars Sarhad Paar, Mani Shankars Rudraksh und Sanjay Guptas Zinda. Sarhad Paar, in dem Tabu meine Partnerin ist, ist sehr patriotisch angehaucht. Zinda dagegen wird ein sehr dunkler Film werden, ganz anders als Sanjay Guptas frühere Filme. In J.P. Duttas LOC Kargil spiele ich V.K. Joshi, den Kommandeur der 13 Jack Rifle, der allein mit seinen Jungs unterwegs war; das einzige Bataillon, das in zwei Kriegen gekämpft hat. In Rudraksh werde ich in drei verschiedenen Looks erscheinen. Mani Shankar ist wie Sanjay Gupta ein toller Techniker und versucht mal was Neues. Sein Film 16 December hat mich beeindruckt. Ich konnte gar nicht glauben, dass das sein erster Film als Regisseur war.

Rashtriya Sahara: Was hält Sie als Schauspieler in Schwung?

Sanjay: Es ist mein Drang, mit verschiedenen Rollen und Figuren zu experimentieren, ohne dabei auf Sicherheit zu gehen wie die meisten anderen meiner Kollegen, der mich als Schauspieler immer weiter vorantreibt. Ich finde, dass man als Schauspieler alles spielen muss, auch die unterschiedlichsten Rollen. Ich habe Hrithiks Vater in Mission Kashmir gespielt, weil ich an die Rolle glaubte. Was war falsch daran, Hrithiks Vater zu spielen? Als ich in Saajan einen verkrüppelten Poeten spielte, erklärte mir die ganze Welt, dass ich damit gewissermaßen Harakiri begehen würde, wo ich doch Filme als romantischer jugendlicher Held an der Hand hätte. Aber das Risiko hat sich für mich ausgezahlt, und ich bekam Anerkennung und Auszeichnungen für meine Darbietung in Saajan.

Rashtriya Sahara: Hat Ihre Tochter Trishala vor, als Schauspielerin in Ihre Fußstapfen zu treten?

Sanjay: Trishala ist am Schauspielen überhaupt nicht interessiert, obwohl sie die Tochter von Richa und mir ist. Sie ist jetzt fünfzehn und sehr kritisch über meine Darbietungen. Ich habe ihr gesagt, sie soll Medizin studieren und Ärztin werden, damit ich mich im Alter zurückziehen und ein bequemes Leben führen kann.

Rashtriya Sahara: Woran würden Sie Ihre Entwicklung als Schauspieler von Rocky bis Mehbooba festmachen?

Sanjay: Als Schauspieler bin ich definitiv gewachsen. Inwieweit, das können nur Sie mir sagen, weil ich mich selber als Schauspieler überhaupt nicht einschätzen kann. Ich kann nur sagen, dass ich als Schauspieler niemals aufhören kann zu lernen, weil man als Schauspieler mit jedem neuen Film weiter reift.

Rashtriya Sahara: Was ist Ihre Traumrolle?

Sanjay: Ich würde gerne Al Pacinos Rolle in Scarface spielen. Das ist derzeit meine Traumrolle. Ich hoffe, dass irgendein Regisseur eines Tages beschließt, eine indische Version von Scarface zu machen. Diese Rolle wäre für mich als Schauspieler eine echte Herausforderung.

Rashtriya Sahara: Wie romantisch sind Sie in Ihrem Herzen? Glauben Sie an die Existenz von Liebe auch in unserem materialistischen Zeitalter?

Sanjay: Natürlich existiert auch in diesem Düsenzeitalter noch Liebe. Ich bin in meinem Innersten von Grund auf ein Romantiker, und das leugne ich auch gar nicht. Auch heute noch umwerbe ich eine Frau gerne stilvoll mit einem Strauß Rosen, einer Flasche Rotwein und einem romantischen Dinner bei Kerzenschein.

Rashtriya Sahara: Eine letzte Frage: Was hat Ihre Zeit im Gefängnis Sie gelehrt?

Sanjay: Meine Zeit im Gefängnis hat mich weltklug gemacht. Sie hat mich als Person stärker gemacht. Sie hat mich gelehrt, das Leben ernst zu nehmen und nicht damit zu spielen, wie ich es früher getan habe. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass das Gesetz seinen eigenen normalen Weg gehen und dass meine Unschuld bewiesen werden wird. Beten Sie einfach nur für mich!

(Jyothi Venkatesh; Deutsch von Diwali)

Donnerstag, 26. April 2007

Filmfare 3/2005: Century Maar Liya

Filmfare, März 2005

„Century Maar Liya“
Sanjay Dutt nähert sich der 100er Marke


„Ab Mitte 2006 werde ich ein Jahr lang Pause machen“, erzählt Sanjay Dutt mir als allererstes, als er sich für dieses Gespräch am Set zu Nitin Manmohans Tathastu zu mir setzt. „Ich bin jetzt etwa 25 Jahre im Geschäft“, rechnet er, „und habe an 100 oder 105 Filmen gearbeitet. Century maar liya. Bas, jetzt will ich es etwas leichter angehen lassen.“

Der Schauspieler hofft, ausgiebig reisen, Zeit mit seiner Teenager-Tochter Trishala in den USA verbringen oder einfach nur rumhängen zu können. „Es gibt so vieles, was ich tun möchte“, lächelt er schalkhaft. Und zuckt die Achseln, wie um eine unsichtbare Last loszuwerden, die er seit Jahren mit sich rumschleppt.

Derzeit jedoch kann Sanjay von einer Pause nur träumen. Er arbeitet zur Zeit an einem halben Dutzend Filmen, darunter AB Corp’s Viruddh, Nitin Manmohans Dus und Tathastu, Sanjay Guptas nächsten Film und Vidhu Vinod Chopras Parineeta und Munnabhai Meets Mahatma Gandhi (= Lage Raho Munnabhai). Und am Set warten außerdem die Produzenten Mahesh und Mukesh Bhatt, Hriday Shetty und Rohit Kumar darauf, dass „Baba“ ihnen grünes Licht für ihre Projekte gibt.

Zu seinem jüngsten Release Shabd meint Sanju: „Das ist eine intensive Rolle. Und es war schön, zur Abwechslung mal einen Schriftsteller zu spielen. Ich bin wirklich aufrichtig glücklich, dass ich meine Schusseisen-Figuren in Filmen wie Deewaar und Musafir abwechseln kann mit Rollen wie in Shabd und Parineeta. Anderenfalls könnte das Leben für einen Schauspieler ziemlich eintönig werden.“

Sein Shabd-Co-Star Aishwarya Rai bekommt eine Menge Lob ab. „Üblicherweise sind die Menschen von ihrer Schönheit überwältigt“, lächelt er. „Aber ich finde, Ash ist eine gute Schauspielerin. Vor ein paar Jahren haben wir zusammen David Dhawans Hum Kisise Kum Nahin gemacht, durch und durch eine Komödie. Shabd ist ein Gefühlsdrama. Und Ash fühlt sich in beiden Genres wohl.“

Darüber, dass sie ihn am Set von Shabd oft hat warten lassen, redet er nicht: „Arre yaar, Schauspielerinnen brauchen nun einmal definitiv mehr Zeit, fertig zu werden, als wir Jungs. Sicher habe ich ein paar Mal ungeduldig auf sie gewartet. Aber das ist doch kaum etwas, worüber man sich aufregen müsste. Es gab auch schon Zeiten, da habe ich meine Kollegen warten lassen aus Gründen, die außerhalb meiner Kontrolle lagen. Wir sind Menschen, keine Roboter. Wir haben alle unsere guten und unsere schlechten Tage. Fürs Archiv gebe ich zu Protokoll, dass Ash eine stressfreie Schauspielerin ist und dass ich gerne mit ihr gearbeitet habe. Glaubt nicht jedes Gerücht, das hier herumflattert.“

Der Schauspieler gibt zu, ein wenig enttäuscht gewesen zu sein, als Deewaar und Musafir zu Nieten erklärt wurden. „Beide Filme waren doch in Ordnung“, sagt er. „Man hat mir erzählt, dass die Kinobesucher in Musafir sehr positiv auf meine Figur reagiert haben. In Goa, wo wir Musafir drehten, liefen Touristen tatsächlich durch die Gegend und schwenkten so ein messerartiges Instrument, wie ich es in dem Film trage. Sie ahmten sogar mein großspuriges Auftreten nach. Ich will damit sagen, dass eine gewisse Neugier auf den Film durchaus vorhanden war. Alle, die ihn vorab sahen, hielten ihn für ziemlich schick. Leider konnte der Film diese Neugier nicht bestätigen.“

Sanjay ist auch sehr aufgeregt über Vidhu Vinod Chopras Parineeta, der im April dieses Jahres rauskommen soll. „Das ist eine interessante Liebesgeschichte“, verdeutlicht er. Auf die Frage, ob es Spannungen zwischen ihm und seinem Co-Star Saif Ali Khan gab, weil er Saifs Ex-Frau Amrita Singh näher steht, antwortet er offen: „Nein, yaar, es gab keine Spannung zwischen uns. Ich stehe definitiv Dingy näher als Saif, aber wer sagt den, dass ich Partei ergreifen muss? Ich bin ein erwachsener Mann von 45 Jahren. Ich weiß, dass, wenn eine Ehe nach 13 Jahren kaputtgeht, beide Seiten einen Teil der Schuld auf sich nehmen müssen. Wieso bitte sollte ich irgendwelchen Groll gegen Saif hegen? Wir hatten nicht viel Kontakt zueinander während der Außenaufnahmen zu Parineeta. Aber das kann ja wohl nicht bedeuten, dass ich Saif nicht mag. Und als Co-Stars passten wir perfekt zusammen.“

Sanjay verweigert sich außerdem dem Thema, dass die Beziehung zu seiner langjährigen Freundin Nadia am Kaputtgehen ist. „Darüber will ich nicht reden“, verdeutlicht er. „Aber da läuft nichts falsch.“ Was ist mit den Gerüchten, dass er Angst bekommt, weil Nadia eine feste Bindung von ihm fordert? „Ich habe keine Angst vor einer Bindung“, betont er. „Ich habe jetzt doch eine ganze Weile eine feste Beziehung geführt.“

Wird er also wieder heiraten? „Nein“, schüttelt er den Kopf. „Ich habe keine Pläne, wieder zu heiraten.“ Und fügt scherzhaft hinzu: „Wenn ich meine Meinung ändere, dann sage ich euch Bescheid, Leute.“

Sanjay verdeutlicht, dass, was Herzensangelegenheiten betrifft, ihm derzeit das Wohltätigkeitskonzert am nächsten steht, das er Anfang des Monats für die Tsunami-Opfer organisiert hat. „Ich bin nicht irgendein Superheld, der die Sache ganz allein in die Hand genommen hat“, schickt er voraus und ergänzt dann: „Fast jeder in der Industrie wollte dabei sein und seinen Beitrag leisten. Und ich war eben derjenige, der das Konzert koordiniert hat. Wenn man mal 25 Jahre in der Industrie war, dann genügt es nicht zu spielen, deinen Scheck zu nehmen und heimzugehen. Du musst auch zusätzliche Verantwortungen übernehmen.“

Er fährt fort: „Die meisten Menschen sehen die Filmindustrie in einem negativen Licht. Wir gelten oft als die Jungs mit den Verbindungen zur Unterwelt und die sich in der Öffentlichkeit schlecht aufführen. Doch wann immer das Land in den Jahren zwischen 1950 und 2005 sich einer Krise ausgesetzt sah, war die Filmindustrie stets als erste zur Stelle, um zu helfen. Verglichen damit kämpfen wir unsere eigenen Fälle auf ziemlich verlorenem Posten aus. Meine Eltern und so viele andere ältere Mitglieder der Industrie haben jahrelang regelmäßig die jawans an der Grenze besucht und Sonderkonzerte für die Unterprivilegierten veranstaltet. Es wäre eine Schande, wenn ich das jetzt nicht auch täte.“

Er bietet mir ein Pfefferminz an, wirft sich selber zwei davon ein, zwinkert und meint: „Und jetzt müssen Sie mich bitte entschuldigen. Amisha Patel und ich müssen eine romantische Szene für Tathastu in Angriff nehmen.“

Da er das definitiv allein erledigen muss, mache ich meinen Abgang.

(Meena Iyer; Deutsch von Diwali)

Dienstag, 24. April 2007

Filmfare 8/2005: Top 10 - Sanjay Dutt

Filmfare, August 2005

Top 10 - Sanjay Dutt


1 Albtraum, der dich verfolgt

Meine Tage im Knast. Schon beim Gedanken daran bekomme ich Gänsehaut. Sie verfolgen mich selbst im Schlaf. Wenn sie in meinen Träumen auftauchen, wache ich in kalten Schweiß gebadet auf.

2 Kose- oder Fluchwörter, die du ständig verwendest

Jeder Satz von mir enthält ein Kosewort, üblicherweise „Love“ oder „Darling“. Und glaub mir, es ist definitiv ein Mythos, dass ich mich ständig einer unflätigen Ausdrucksweise befleißige. Zumal ich sie nicht benutze, um andere zu beleidigen. Wenn ich beim Dubben die Zeilen nicht richtig hinkriege oder wenn ich irritiert bin, dann benutze ich Worte wie „fuck“ oder „shit“.

3 Schauspielerinnen, mit denen du gerne arbeiten würdest

Rani Mukherjee
Kareena Kapoor
Lara Dutta

4 Dinge, die du am Starsein liebst

Akzeptanz
Lob
Anerkennung
Awards

5 Stärken, ohne die du nicht leben kannst

Der Segen meiner Eltern
Das Vertrauen meiner Schwestern
Die Liebe meiner Tochter
Die Unterstützung durch Rhea
Mein Glaube an mich selbst

6 Frauen, mit denen du gerne unartig werden würdest

Mallika Sherawat
Angelina Jolie
Jennifer Lopez
Salma Hayek
Cameron Diaz
Anna Kournikova

7 Designer-Marken in deinem Schrank

Armani
Versace
Diesel
Levi’s
Pasquale Bruni
Prada
Marco Ricci

8 Liebeslieder, die du gerne hörst

Every breath you take (Sting)
Strangers in the night (Frank Sinatra)
I said I love you (Michael Bolton)
Everything I do (Bryan Adams)
Unchained melody (Righteous Brothers)
Mera dil phi kitna pagal hai (Saajan)
Pal pal dil ke paas (Blackmail)
Suraj hua madham (Kabhi Khushi Kabhie Gham)

9 Filme, die du dir immer wieder ansehen kannst

Mother India
Deewaar
Sholay
(J.P. Duttas) Hathyar
Scarface
Gladiator
Braveheart
Vaastav
Munnabhai MBBS

10 Gerichte, an denen du dich dumm und dämlich essen könntest

Sushi
Sashimi
Chicken Teriyaki
Khichda
Mutton Korma
Chicken in Wein geschmort (meine Spezialität als Koch)
Mutton Steak
Enchiladas
Chicken & Macaroni in Balsamella-Sauce
Rasmalai

(Deutsch von Diwali)


P.S. Die Fragen und Antworten ähneln sich übrigens erstaunlich denen aus der Hindustan Times vom 15. Juli 2008... *g*

Freitag, 20. April 2007

Movie 11/1991: Hotline to the Deadly Dutt

Movie, November 1991

Kiss Kiss Kiss – Hotline to the Deadly Dutt

Es gab eine gute und eine schlechte Nachricht, als ich am Morgen des D-Day (=Dial-Day) 5. Oktober in Sanjay Dutts Haus ankam. Die gute Nachricht war, dass er zumindest schon mal aufgestanden war. Die schlechte Nachricht war, dass er noch im Schlafanzug war, seinen Tee schlürfte und sich mit Raj Sippy unterhielt. (...) „Wir kommen zu spät“, drängte ich. „Keine Sorge“, scherzte Sanju, „du kriegst einen Sonderbericht ‚In 20 Minuten zur Movie mit Sanjay Dutt’“, und er versprach, mit Höchstgeschwindigkeit von Bandra nach Haji Ali zu düsen. Der Berufsverkehr machte jedoch aus der versprochenen 20-Minuten-Fahrt eine 100-minütige quälend langsame Tortur, und Sanjay schäumte und fluchte die ganze Zeit über: „Ich glaub das einfach nicht, das wird hier immer mehr wie in New York City“, sagte er. Als wir dann endlich bei der Movie ankamen, bahnten wir uns einen Weg durch die aufgeregten Fans, die vor dem Eingang auf Autogramme warteten. Ohne jede Eile gab Sanju Autogramme und schlenderte dann gemütlich in die Redaktion. Er nahm den ersten Anruf entgegen und drehte seinen Charme volle Pulle auf. Für die nächsten anderthalb Stunden „the sexy saajan killed them softly with his charm“ (das ist viel zu schön zum Übersetzen...).


Leser: Hi, ich bin Nirmala.
Movie-Mitarbeiter: Einen Moment...
Sanjay: Hallo?
Leser: Hi, ich bin Roshni.
Sanjay: Also jetzt entscheide dich – bist du Nirmala oder Roshni?
Leser: Was gefällt dir besser?
Sanjay: Hmmm... Roshni.
Leser: Dann ist mein Name Roshni.

°

Leser: Hallo!
Sanjay: Hallo... (keine Antwort) Hallo...
Leser: Ich wollte dich nur Hallo sagen hören. (legt auf)

°

Leser: Wo hast du dir diesen Haarschnitt verpassen lassen?
Sanjay: New York.
Leser: Was? Fliegst du jetzt jedes Mal da hin, wenn du einen Nachschnitt brauchst?
Sanjay: Nein, jetzt gehe ich zu Nalini Yasmin in Khar.

°

Leser: Hallo Sanju, warum pfeifst du nicht auf die restlichen Anrufe und kommst hier runter? Wir warten alle auf dich.
Sanjay (lacht): Keine Chance. Das hier ist heute mein Job, und den mach ich auch. Trefft mich, wenn ich hier fertig bin.

°

Leser: Wie geht es Richa, Sanju?
Sanjay: Gut.
Leser: Und deinem Kind?
Sanjay: Sie heißt Trishala, und ihr geht es auch gut.
Leser: Vermisst du sie?
Sanjay (weich): Natürlich.

°

Leser: Du kommst ganz schön spät. Ich versuche es schon ewig.
Sanjay: Daran ist der verf..... Verkehr schuld.
Leser: Und jetzt habe ich keine Zeit mehr. Ich bin Medizinstudent und muss lernen.
Sanjay: Dann arbeite hart. Und alles Gute!

°

Leser: Bist du wirklich Sanjay?
Sanjay: Ich schwöre, ich bin Sanjay.
Leser: Aber deine Stimme klingt so anders.
Sanjay: Du kennst sie eben bislang nur von der Leinwand in Dubbing-Aufnahmen. Aber so wie jetzt klinge ich wirklich.
Leser: Bitte sprich weiter, ich könnte dir den ganzen Tag zuhören.
Sanjay: Das würde ich ja gerne, aber da sind noch andere, denen schon eine Minute genügt, und mit denen möchte ich auch noch reden.

°

Leser: Hi, ich bin Candy.
Sanjay: Hi Candy.
Leser: Bist du es wirklich?
Sanjay: Na klar doch. Soll ich es dir beweisen? Ich geb dir einen Kuss (schickt einen lauten Schmatz durch den Hörer) Hallo... Hallo... (aber Candy ist ohnmächtig geworden) Sieht so aus, als sei Candy geschmolzen.

°

Leser: Warum lässt du dir nicht die Haare schneiden? So gefallen sie mir nicht.
Sanjay: Mir schon, deshalb lasse ich sie mir auch nicht schneiden.
Leser: Wie lang ist dein Haar wirklich?
Sanjay: So lang, wie du es siehst. Oder glaubst du, ich trage eine Perücke?

°

Leser: Hi Sanju, ich bin’s, Fatima.
Sanjay: Hallo Fatima, hier rufst du also auch an? (beiseite) Die ruft mich jeden Tag an.
Leser: Wo wirst du heute lunchen?
Sanjay: Auf dem Flug nach Goa.
Leser: Treffen wir uns, wenn du zurückkommst!
Sanjay: Ich sagte dir doch, dass ich dann nach Amerika weiterfliege.
Leser (beharrlich): Aber ich kann dich anrufen, wenn du zurückkommst, ja?
Sanjay: Werd ich wohl müssen, sonst rufst du mich auch noch in Amerika an.

°

Leser: Hi, ich bin Anjali, aber du kannst mich Anju nennen.
Sanjay: Okay, du Anju, ich Sanju.

°

Leser (hysterisch): Bitte, bitte, ich will mit Sanjay reden. Ich muss sofort mit ihm reden, oder ich sterbe.
Sanjay (erkennt die Stimme als die von seinem Freund Benny Jacob): Benny – oh shit! Du machst mich fertig, Mann. Setz diese Tootsie-Stimme noch mal auf und red mit den anderen, yaar, du bist zu komisch.

°

Leser: Hi, welche Musik hörst du gerne?
Sanjay: Blues und Jazz.
Leser: Hey, genau das mag ich auch!
Sanjay: Großartig! Komm mal bei mir vorbei, dann können wir uns gemeinsam Musik anhören.

°

Leser (Fatima Sheikh, Dev Anands Partnerin in Sau Crore): Hi Sanju! Wie kommt es, dass du bei Movie bist?
Sanjay: Weil Movie mich gebeten hat, herzukommen und mit meinen Fans zu reden.
Fatima: Die Telefoniererei muss dich doch fix und fertig machen.
Sanjay: Ja, ich bin schwer beschäftigt.
Fatima: Du hast Glück; mich schmeißen sie jedes Mal raus, wenn ich komme.
Sanjay: Warum, um alles in der Welt?
Fatima: Weil Dinesh (dem Herausgeber der Movie) mein Gesicht nicht gefällt.

°

Leser: Kannst du mir die Telefonnummer von Laxmikant uncle geben?
Sanjay: Welcher Laxmikant? Laxmikant Berde? Die Nummer hab ich nicht.
Leser: Dann die von irgendeinem anderen Hero.
Sanjay: Du kannst die von Kumar Gaurav haben – 6407948.

°

Leser: Ich habe alle deine Filme gesehen, aber für Saajan kriege ich keine Tickets.
Sanjay: Gib mir deine Adresse, ich schicke dir welche.
Leser: Nimm’s mir nicht übel, aber in Do Matwale hast du mir nicht gefallen.
Sanjay: Kein Problem, Mann, den hab ich selber nicht gemocht. Einen Film wie Do Matwale mache ich nie wieder.

°

Leser: Ich finde, du siehst in Saajan verdammt süß aus, wenn du hinkst.
Sanjay: Wirklich? Meinst du, ich soll ab sofort immer hinken?
Leser: Das hab ich nicht gesagt. Aber als ich mir den Fuß verletzte und hinkte, bekam ich eine Menge guter Wünsche.
Sanjay: Warum?
Leser: Ich bin zu groß für ein Mädchen. Ich bin 1,80.
Sanjay: Lüg mich nicht an.
Leser: Ich schwöre, es stimmt.
Sanjay: Dann müssen wir uns definitiv mal treffen.

°

Sanjay: Hallo.
Leser: Hallo Sanju, ich bin von Yusufs Schwester...
Sanjay: Welcher Yusuf?
Leser: Kennst du deinen Freund Yusuf nicht mehr?
Sanjay: Wer, Paanwala?
Leser: Ja, seine Schwester Tasneem...
Sanjay: Oh, hi Tasneem.
Leser: Ich bin nicht Tasneem, ich bin ihre Freundin.
Sanjay: Oh, sorry. Hi, wie ist dein Name?
Leser: Ich bin Munira. Sanju, ich möchte dich mal treffen.
Sanjay: Dann mach’s doch. Red doch mal mit Yusuf.
Leser: Der macht immer irgendwelche Ausflüchte.
Sanjay: Okay, ruf mich zu Hause an, dann machen wir was aus.

°

Leser: Erzähl mir einen Witz.
Sanjay: Ich habe schon lange nicht mehr gelacht. Erzähl du mir einen.
Leser: Okay. Zwei Bleistifte treiben es mit einem Spitzer, und der bringt einen kleinen Spitzer zur Welt. Welcher der beiden Stifte ist der Vater?
Sanjay (grinst): Ich komm nicht drauf. Welcher?
Leser: Ganz einfach – der Bleistift ohne (Radier-)Gummi.


(Deutsch von Diwali)
Video

Mittwoch, 18. April 2007

"Sanju-Filme" ohne Sanju

Neben mehreren unvollendeten oder nie realisierten Filmprojekten mit Sanjay Dutt gibt es auch eine Reihe von Filmen, für die er vorgesehen war, die dann jedoch ohne ihn verwirklicht wurden.

Um der besseren Übersichtlichkeit willen habe ich diese Liste direkt auf meine Website gesetzt, wo sie bei Bedarf ergänzt bzw. aktualisiert wird.

Samstag, 14. April 2007

Filmfare 1/2007: Aus dem Schatten heraus

Filmfare, Januar 2007

"Aus dem Schatten heraus"
(Original: Link 1 - Link 2)

Die Filmindustrie spürt, dass, wenn auch verspätet, Sanjay Dutt endlich Gerechtigkeit widerfahren ist, als er in den TADA-Vorwürfen nicht schuldig gesprochen wurde. Nun betet sie, dass ihm weitere Leiden erspart bleiben und er nicht noch einmal ins Gefängnis geschickt wird. Die Filmfare sprach mit einigen seiner Befürworter, die ihren Sorgen und guten Wünschen Ausdruck verliehen.

Shatrughan Sinha:
Ich war einer der wenigen, der Sanjay Dutts Fall vor dreizehn Jahren aufgenommen hat, und nun, da das Gericht ihn in den TADA-Vorwürfen nicht schuldig gesprochen hat, fühle ich mich voll und ganz bestätigt. Ich habe das Thema sogar immer wieder mal im Parlament aufgeworfen und gefragt, warum Sanjay und all die anderen Angeklagten zu so langem Leiden verdammt wurden. Es heißt, verzögerte Gerechtigkeit ist verweigerte Gerechtigkeit. Ich wünschte, das Rechtssystem hätte ein wenig mehr Tempo an den Tag gelegt. Und ich bete, dass er nie wieder einen Fuß in ein Gefängnis setzen muss.
Ich nahm seinen Fall auf und glaubte an seine Unschuld, weil ich an die Integrität von Sunil Dutt saab glaubte. Er war für mich wie ein älterer Bruder und konnte nicht glauben, dass sein Sohn sich gegen die Nation wenden könnte. Sanjay mag naiv oder dumm gewesen sein, aber er kann kein "deshdrohi“ sein. Er mag ein Angeber sein, aber niemals ein Terrorist.
Jetzt hoffe ich, dass die Justiz die wahren Schuldigen in ihren Verstecken aufspürt und festnimmt.
Sanjay wie auch seine Schwester Priya Dutt wirkten glücklich und überrascht, dass so viele Menschen auf sie zukamen und sie ihrer Unterstützung versicherten, nachdem die TADA-Anklagen vom Tisch waren. Wären sie nur schon früher gekommen! Wie dem auch sei, der gesunde Menschenverstand hat gesiegt. Möge Gott ihn aufrechterhalten, und möge die Filmindustrie in Krisenzeiten immer zusammenhalten!

Arshad Warsi:
Wir wurden sehr gute Freunde während der Munnabhai-Dreharbeiten... und ich bin riesig erleichtert, dass all die TADA-Vorwürfe gegen ihn abgeschmettert wurden. Während der Dreharbeiten saß er immer still in seinem Wohnmobil und ging dann raus und legte eine perfekte Szene hin. Wenn er schon unter solchem Druck so gute schauspielerische Leistungen abliefern konnte, dann wird er jetzt noch besser werden. Er saß anderthalb Jahre im Knast, aber in den vergangenen dreizehn Jahren waren aller Augen auf ihn gerichtet. Es war, als würde er in jedem Augenblick seines Lebens verurteilt werden. Ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie er damit klargekommen ist. Jeder normale Mensch wäre schon lange vorher draufgegangen. Schon das zeigt, was für ein warmherziger und fürsorglicher Mensch er ist. Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan, er hat seine Schulden an die Gesellschaft bezahlt und sollte jetzt nicht mehr inhaftiert werden. Das wünsche ich ihm, und dafür bete ich.

Priyadarshan:
Sanjay Dutt hat viel gelitten, und ich bin froh, dass er endlich aus der Sache draußen ist. Wir haben bislang noch nie zusammengearbeitet, aber wir kennen uns persönlich, und ich habe ihn immer als einen freundlichen und warmherzigen Menschen empfunden. Dieses Ereignis in seinem Leben ist zu einer Lektion für uns alle geworden, besonders für die, die in der Filmindustrie arbeiten. Wir sollten uns viel bewusster sein über die Gesellschaft, in der wir uns aufhalten. Ich meine, wir treffen ständig alle möglichen Leute und können ganz bestimmt nicht bei jedem seinen Hintergrund checken. Aber wir sollten vorsichtiger sein.

Vidya Balan:
Ich bin außerordentlich erleichtert. Meine Gebete waren während des gesamten Gerichtsverfahrens bei ihm. Er ist von Natur aus ein guter Mensch, davon bin ich überzeugt. Persönlich kenne ich ihn nicht allzu gut, aber alles, was ich von ihm weiß, ist extrem positiv. Ich habe gesehen, wie er mit Menschen umgeht, wie er jeden mit so viel Zuneigung und Respekt behandelt. Ich bin froh, dass das Urteil zu seinen Gunsten ausgefallen ist.

Suniel Shetty:
Er ist für mich wie ein Bruder, und ich bin riesig erleichtert, dass die TADA-Anklagen abgeschmettert wurden. Ich wäre von Herzen froh gewesen, wären auch die übrigen Vorwürfe zurückgewiesen worden. Ich finde, er hat genug gelitten. Er mag achtzehn Monate im Gefängnis gewesen sein, aber die vergangenen dreizehn Jahre waren die Hölle für ihn. Es ist ein Wunder, dass er das überlebt und weiterhin einen Hit nach dem anderen abgeliefert hat. Das wäre nicht möglich gewesen ohne das Wohlwollen der Industrie. Aber uns war es gleich, was die Welt von ihm dachte, wir standen 100%ig zu ihm. Jetzt, wo der Druck von ihm genommen wurde, wird er als ein noch besserer Schauspieler daraus hervorgehen und uns noch viele weitere Hits bescheren.

Kumar Gaurav:
Der Albtraum ist vorüber. Wir haben so lange mit ihm gelebt, dass wir schon anfingen zu glauben, er würde niemals enden. Jetzt können wir wirklich durchatmen. Im Namen meines Schwagers und seiner Familie möchte ich jedem danken, der an uns geglaubt und in all diesen harten Zeiten für uns gebetet hat. Es wäre für Sanju so leicht gewesen, zu verschwinden. Er hatte das Geld und die Mittel. Er hätte in irgendeinem anderen Land ein Leben in Luxus führen können. Aber er hat alles durchgestanden, weil er der Sohn seines Vaters ist. Nicht im Traum hätte er das Vertrauen seines Vaters verraten können.
Nach dem Tod von Duttsaab hat niemand erwartet, dass Sanju von einem Moment zum nächsten so in die Rolle des großen Bruders und Beschützers wachsen würde. Doch er tat es. Das ist der Beweis, dass er nicht länger Sanju Baba ist. Er ist jetzt ein erwachsener Mann.

Tusshar Kapoor:
Meinem Gefühl nach wurde der Gerechtigkeit Genüge getan. Der Mann hat genug gelitten, und wir alle beten, dass die weiteren Vorwürfe für ihn ohne Folgen bleiben. Ein Schauspieler arbeitet ohnehin schon unter sehr viel Druck, und ich ziehe meinen Hut vor Sanjay, dass er diese ganze Last dreizehn Jahre lang getragen hat, ohne zu zerbrechen. Das zeugt von wahrer Charakterstärke. Er hat gerade einen Kassenschlager abgeliefert, seine Karriere hat einen Gipfelpunkt erreicht, und das Urteil hätte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können.

Rajpal Yadav:
Nur ein wahrer "mard“ kann durch dreizehn Jahre Hölle gehen und unversehrt daraus hervorkommen. So jemand kann nicht einmal im Traum seinem Land Schaden zufügen. Jeden normalen Menschen hätte eine so lange Verfolgung irgendwann verbittert, aber Sanjay behandelte jeden in seiner Umgebung wie einen Bruder. Ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur ein Mensch in der Filmindustrie ihm etwas Böses gewünscht hätte. Ich denke, mehr als die Berühmtheit als Star sind es diese kleinen Dinge, die zählen. Die Gebete seiner Befürworter wurden erhört. Jetzt bleibt uns nur noch zu hoffen, dass er niemals wieder ins Gefängnis muss.

(Deutsch von Diwali)

29.11.2006: Interview mit Sanjays Ex-Frau Rhea

Mid-Day, 29. November 2006

Interview mit Sanjays Ex-Frau Rhea


Nur wenige Leute wissen, dass Sanjay Dutt und Rhea Pillai trotz ihrer Scheidung enge Freunde geblieben sind. Sanjay ist weiterhin ein wichtiger Teil von Rheas neuer Familie mit ihrem Ehemann Leander Paes und ihrer Tochter Aiyana. Im nachfolgenden Exklusivinterviev spricht Rhea über ihre Gefühle nach dem Urteil im 1993-Blast-Fall:


Wie war Ihre Reaktion, als Sie die Neuigkeit hörten?

Rhea: Im ersten Moment war ich schockiert zu hören, dass Sanjay schuldig gesprochen wurde. Dann, nachdem ich mit Sanjays Anwalt Satish Maneshinde gesprochen und er mir erklärt hatte, dass er lediglich nach dem Arms Act und nicht nach Tada verurteilt worden war, erfasste mich unendliche Erleichterung, und ich war wirklich glücklich. Natürlich hatte ich auf einen kompletten Freispruch gehofft, aber dies ist das Nächstbeste.

Waren Sie ängstlich, bevor das Urteil gesprochen war?

Rhea: Nein, ich war es nicht. Ich hatte ein sehr gutes Gefühl bei dieser Sache, worüber ich von Zeit zu Zeit mit Sanju sprach. Dieses Gefühl lief aller Logik zuwider, da die Rate der Verurteilungen bei über 80% lag. Nun, da es gut ausgegangen ist, fühlt es sich großartig an.

Haben Sie heute schon mit Sanjay gesprochen?

Rhea: Ich habe mit ihm vor und nach der Urteilsverkündung gesprochen. Im Moment versucht er herauszufinden, was das Urteil im einzelnen für ihn bedeutet. Er ist gestresst und positiv zugleich.

Sie waren an Sanjays Seite während des dunkelsten Augenblicks seines Lebens. Wie sind Sie damit zurechtgekommen?

Rhea: Man steht das einfach durch. Es hat uns alle emotional ausgepumpt, aber das war nichts im Vergleich zu dem, was Sanju durchgemacht hat. In Anbetracht dessen, dass er 18 Monate im Gefängnis verbrachte, gab es für uns eine Menge zu tun und zu verarbeiten. Aber all dies verflüchtigte sich angesichts des Vertrauens, das ich in Sanju hatte, in mich selbst und den Glauben, dass er unschuldig ist. Ich gehöre immer noch zu Sanjay...

Was genau meinen Sie damit?

Rhea: Obwohl wir uns darin einig waren, dass wir unterschiedliche Ansichten über unsere Ehe hatten, blieben wir standfest in unserem Glauben aneinander. Ich bin immer für Sanjay da, unterstützt von Leander und Aiyana. Für die meisten Menschen ist es schwierig, unsere Beziehung zu begreifen, aber obwohl Sanjay und ich geschieden sind, sind wir Freunde geblieben und werden fortfahren, uns gegenseitig zu unterstützen. Sanjay und ich haben uns vor vier Jahren getrennt, aber diese Art von Liebe ändert sich nicht, sie wird tiefer, weiser und reifer. Das ist bedingungslose Liebe.

Haben Sie sich jemals frustriert gefühlt, als Sanjay im Gefängnis war?

Rhea: Ja, aber diese Gefühle richteten sich niemals gegen ihn. Tatsächlich denke ich, dass es eher Verwirrung darüber war, zu begreifen, was da vor sich ging. Da war auch Verwirrung über das System. Jeder, der Sanjay kennt, weiß, dass er ein erstaunlicher Mensch ist. In als Terroristen zu bezeichnen ist selbst ein Verbrechen. Dass der ehrenwerte Richter Kode dies erkannt hat, ist herzergreifend, auch wenn das Urteil über ein Jahrzehnt gebraucht hat.

Wie hat Leander auf das Urteil reagiert?

Rhea: Lee hat mich wunderbar unterstützt. Er war sehr glücklich, als er davon hörte. Er erfuhr es noch vor mir. Er war derjenige, der mich anrief, um mir die gute Nachricht mitzuteilen.

(Deutsch von Sujen)

29.11.2006: TV-Interview mit Priya Dutt

29. November 2006

TV-Interview mit Priya Dutt

Zuerst wollte der Reporter wissen, wie die Familie die Nacht vor dem Urteil und den Tag der Urteilsverkündung verlebt hat. Priya sagte, dass die ganze Zeit seit Beginn der Urteilsverkündungen sehr hart für sie alle war. Sanjay ist immer wieder von hoffnungsvoll und stark zu verzweifelt und wieder zurück geschwankt, und die Familie hat immer wieder das "was wird wenn"-Spiel durchgespielt. In der Nacht vor dem Urteil haben sie natürlich alle nicht gut (Sanjay gar nicht) geschlafen. Doch Sanju war ganz ruhig und gefasst und auf jedes mögliche Urteil vorbereitet. Auch weil ihre Familie schon so oft vom Schicksal übel mitgespielt wurde, haben sie eigentlich mit dem Schlimmsten gerechnet.

In der Früh haben sie dann ein Pooja abgehalten, was in der Familie Tradition hat. Immer wenn jemand von der Familie das Haus für etwas Wichtiges verlässt, dann wird ein Pooja abgehalten (z.B. bei Reisen, Dreharbeiten außerhalb von Mumbai oder in der Parlamentssaison). Der Abschied von Sanjay vor dem Gericht war das schlimmste für Priya, da hat sie ihren Vater ganz besonders vermisst, denn er hätte sie alle nach außen hin abgeschirmt, und so haben sie sich so schutzlos gefühlt. Sie weiß einfach manchmal nicht, wie sie mit den Dingen umgehen soll, auch die Gespräche mit der Presse hätte früher Sunil Dutt übernommen, und jetzt muss sie das machen.

Während der Verhandlung saßen sie (wenn ich richtig verstanden habe) in der Nähe des Gerichts und warteten auf Infos und haben Nachrichten geschaut. Dann kam die erste SMS: Sanjay has been called. Es ging also los, dann die zweite SMS: Sanjay guilty. Ohne Kommentar. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, wie sie das den anderen sagen sollte, aber dann kam nach einer Minute die nächste SMS mit: guilty on Arms Act, aquitted on TADA. Und ihnen allen fiel ein Stein vom Herzen.

Der Satz "Sanjay Dutt is not a terrorist" war so immens wichtig für sie alle, denn das ist der Satz, den sie immer hören wollten. Den eben auch ihr Vater so gerne hätte hören wollen. Jetzt ist alles andere nicht mehr so schlimm. Besonders weil sie jetzt die genauen Ausmaße dessen kennen, was noch schlimmstenfalls passieren kann. Und deshalb ist auch die Aussicht auf einen möglichen Gefängnisaufenthalt nicht so schlimm.

Über seine Verbindung zur Unterwelt wollte der Reporter dann mehr wissen, und Priya hat abgeblockt mit Hinweis auf das ja noch laufende Verfahren. Aber sie werden sich zu den Vorwürfen und den angeblichen "Beweisen" auf alle Fälle noch äußern, wenn alles vorbei ist.

Weiter ging es mit Fragen zu der Zeit der Unruhen 1993. Über die Drohungen und dass sie mit Sanju auch manchmal allein war und dann Dilip Kumar in regelmäßigen Abständen angerufen hat, ob noch alles okay bei ihnen ist. Sie hat erzählt, dass sie im Haus die Essenspakete für die von den Unruhen Betroffenen gepackt haben und sie, wie auch Sanjay, immer wieder mit ihrem Vater mitgefahren sind, um die Dinge zu verteilen. Dann wollte der Reporter wissen, wieso man eine AK-56 zur Selbstverteidigung braucht, und Priya musste wieder abblocken, hat aber gesagt, dass sie darauf sooo gerne antworten würde, es aber momentan einfach noch nicht kann/darf.

Auf die Frage ob Sanjay leicht davon gekommen ist und einen Celebrity/Politikersohn-Bonus hatte, gab es die Anwort, dass mit einem solchen Bonus alles schon vor 13 Jahren vorbei gewesen wäre und Sanjay nicht das alles hätte durchmachen müssen. Sie wollte aber nicht genauer darauf eingehen. Sie sagte nur, dass das Wort auf Kaution frei sein so schön einfach klingt, es aber ganz und gar nicht ist.

Jetzt wird erst mal mit den Rechtsanwälten besprochen, was weiter zu tun ist, und Sanjay versucht, bis 19.12. (Anm. Diwali: Bis dahin wurde die Kaution zunächst verlängert) soviel wie mögliche Dinge abzuschließen (Trishala, das Vermächtnis seines Vater, die Filme). Und dann ist genau im wichtigsten Moment die Verbindung kurz weggewesen, aber wenn ich aus dem Satz vorher und direkt danach schließen sollte, dann würde ich sagen, dass sie damit rechnen, dass Sanjay ab 19.12. tatsächlich mal zumindest bis zur Strafmaßverkündung ins Gefängnis muss. Geendet hat das Interview mit dem Satz des Reporters "The war is won, now they just have to fight some smaller battles", und Priya hat ihm zugestimmt.

Gedreht wurde das Ganze auf einer Dachterasse. Der Reporter hat die "bösen" Fragen übrigens als eine Art "Teufels Advokat" gestellt und war von seiner Einstellung her eindeutig auf der Seite der Dutts.

(Protokolliert von babasko)

29.11.2006: Reaktionen auf Sanjays TADA-Freispruch

Manisha Koirala: "Ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten, als ich sah, wie Baba das Gericht betrat. Ich bin froh, dass er Kaution bekam."

Ashok Dhamaal: "Ich bin froh, dass er auf Kaution draußen ist, und hoffe, wir können mit dem Drehen weitermachen."

Rajkumar Hirani: "Sanjay Dutt ist ein Mann mit einem unverwüstlichen Geist. Meine Emotionen sind zu aufgewühlt, als das ich jetzt dazu mehr sagen kann."

Punkej Kharbana: "Eine Verurteilung nach dem Waffengesetz. Diese Angelegenheit hätte sehr viel früher erledigt werden können."

Dino Morea: "Gott sei Dank wurde er vom Tada-Vorwurf freigesprochen. Das war die größte Sorge dieses fabelhaften Kerls... Ohne zu übertrieben zu klingen, lasst mich sagen, dass Sanjay Dutt jemand ist, der niemals jemanden verletzen könnte. Er sollte nicht mehr leiden. Ich bin froh, dass ihm Kaution gewährt wurde."

Shilpa Shetty: "Ich bin so froh, dass er von Tada freigesprochen wurde. Ich hatte die Gelegenheit, mehrmals mit ihm zu arbeiten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ein Verbrecher oder gar ein Terrorist ist. Er ist zu gutherzig für so was. Das Gericht war bisher gerecht, lasst uns abwarten und sehen, wie es weitergeht."

Rahul Bose: "Das Urteil ist vergleichweise mild, aber dennoch ein herber Schlag für Sanjay und seine Familie. Sanjay hat bisher einen unglaublich starken Durchhaltewillen gezeigt. Ich hoffe, er wird genauso stark bleiben, ganz gleich wie die Strafe ausfallen wird."

Irfan Khan: "Ich wollte ihn frei sehen. Ich bin traurig."

Madhur Banddarkar: "Das Urteil ist das Beste, das Sanjay und alle, die ihm wohlgesonnen sind, erhoffen konnten. Die Filmindustrie kann aufatmen. So viel Geld hing von dem Urteil ab. Ich bin sicher, das Schlimmste ist vorüber."

Sujoy Gosh: "Sanjay kann sich keines Verbrechens schuldig gemacht haben. Er ist jedermanns Superheld."

Sanjay Gupta: "Das Beste am Urteil ist, das es ein Sieg der Gerechtigkeit ist. Dank ihm wurde die Dutt-Familie reingewaschen. All die Jahre hat Sunil Dutt seinem Land selbstlos gedient, und nun ist der Name Dutt endlich rehabilitiert. Wir müssen dem Gericht und dem Allmächtigen dafür danken. Soweit es Sanjay betrifft, denke ich, dass er endlich das erste Mal in seinem Leben friedlich schlafen kann. Die letzten Wochen waren wahrhaft traumatisch für ihn. Die Liebe und Gebete seiner Fans und des indischen Volkes haben ihn zu diesem glücklichen Tag geführt. Persönlich habe ich keinen Moment lang bezweifelt, dass Sanjay diese Krise meistern würde, so wie er stets alle Krisen seines Lebens gemeistert hat. Er hat einen langen harten Kampf ausgefochten - und er hat gewonnen. Gott sei Dank."

(Deutsch von Sujen)

Rediff 29.11.2006: Interview mit Priya Dutt

Rediff, 29. November 2006

Interview mit Priya Dutt
"Nach 13 Jahren hat Sanjay zum ersten Mal ohne Anspannung geschlafen"

Einen Tag nach dem gemischten Urteil, das ihn von jeglicher Beteiligung in den Mumbai-Attentaten 1993 entlastet, ihn jedoch wegen illegalem Waffenbesitz schuldig sprach, bot die Residenz des Schauspielers Sanjay Dutt Pali Hill in der westlichen Region Mumbais, Bandra, ein Bild der Ruhe.

Einige wenige Freunde und Gönner hielten sich in der Residenz auf, gemeinsam mit der jüngeren Schwester des Schauspielers und der Kongressabgeordneten des Nordwesten Mumbais, welche ihnen für ihre Unterstützung danke.

Priya sprach mit dem Chefkorrespondenten Syed Firdaus Ashraf darüber, wie ihr älterer Bruder und die Familie mit diesen harten Zeiten umgegangen sind.


20 Stunden später, was tut Sanjay Dutt gerade?

Priya: Er schläft. Ich denke, es ist die längste Zeit, die er in seinem ganzen Leben geschlafen hat.

Wie war die Situation beim gestrigen Abendessen der Familie, dem ersten seit dem Urteil?

Priya: Die Familie kam zusammen, und wir trafen einige Freunde.

Aber es muss doch einige Diskussionen über den Fall gegeben haben?

Priya: Es gab keine Diskussion. Manchmal können Worte nicht ausdrücken, wie man sich fühlt - genauso war es für uns alle. Da war einfach nur ein Gefühl der Erleichterung. Wir alle waren sprachlos. Das Wort "Terrorist" war durch das Urteil von uns genommen, und das war die größte Erleichterung für uns. Wir wussten zwar alle, dass er kein Terrorist ist, aber diese Aussage hat trotzdem sehr viel für uns bedeutet. Momentan ist es noch zu früh zum Feiern, da der rechtliche Kampf noch nicht vorüber ist.

Nachdem Sanjay entlastet war, wen hat er zuerst angerufen?

Priya: Es war ein sehr emotionaler Moment für ihn. Er rief seine Tochter Trisha an. In den USA war es zwei Uhr morgens und sie sah die Nachrichten gemeinsam mit ihren Großeltern. Dann sprach Sanjay mit ihr.

Was hat Sanjay letzte Nacht noch getan?

Priya: Er ging früh schlafen. Wie ich schon sagte, nach 13 Jahren war es die erste Nacht, die er frei von Anspannung schlief.

Wie sehr vermissen Sie und Sanjay Ihren Vater?

Priya: Mein Vater war eine Quelle der Stärke für uns alle. Er schützte immer die Familie. Gestern fühlten wir uns ohne ihn sehr einsam. Ich vermisse ihn sehr, aber wir wissen, dass er immer noch bei uns ist.

Wie sehr hat Sanjay sich in den letzten 13 Jahren persönlich verändert?

Priya: Diese 13 Jahre haben ihn reifen lassen. Er ist heute viel zurückhaltender.

Was hat er zu Ihnen nach dem Urteil gesagt?

Priya: Es war ein schöner und glücklicher Moment. Doch wir müssen uns noch mehr Dingen stellen. Gestern wollten wir darüber nicht sprechen, es war zuviel, um damit umzugehen. Wir hatten ausreichend vor dem Urteilsspruch gesprochen. Außerdem musste er dringend schlafen - und ist bisher noch nicht wieder aufgewacht. Die Erleichterung wird erst noch kommen.

Was sind die politischen Auswirkungen für Sie?

Priya: Ich würde diese Angelegenheit niemals unter dem Blickwinkel betrachten, ob es hilfreich für meine politische Karriere ist. Das ist eine Familienangelegenheit, und ich würde sie niemals als politisches Mittel einsetzen.

Hat irgendeiner von Sanjays Fans irgendwas Verrücktes nach dem Urteil gemacht?

Priya: Wir wurden mit Anrufen und Briefen bombardiert. Wir bekommen Süßigkeiten und Fanpost. Ich möchte an dieser Stelle jedem danken, der in dieser Zeit der Krise mit uns war. Ich fühle, dass die Gebete eines jeden für uns gearbeitet haben.

Wurden Sie wirklich während der Mumbaier Unruhen bedroht?

Priya: Ja, natürlich. Wir waren an Hilfsprojekten in den muslimischen Gebieten während der Unruhen involviert. Wir halfen Flüchtlingen. Zu dieser Zeit war ich oft allein zu Hause und erhielt persönlich Drohanrufe. Ich erinnere mich, wie mein Vater einmal auf den Straßen festsaß, weil überall geschossen wurde. Das waren furchtbare Tage. Der Mob kam zu Tausenden und schrie neben unserem Haus: "Wir werden euch verbrennen!". Ich war als einzige zu Hause.

An was erinnern Sie sich noch aus diesen Tagen?

Priya: Ich weiß noch, dass Dilip Kumar und Saira Banu kamen und mir sagten, ich solle mit zu ihnen kommen. Später fand ich heraus, dass sie ebenfalls Drohanrufe bekommen hatten. Ich erinnere mich an Menschenmengen, die während der ganzen Nacht aufblieben. Das war die schlimmste Zeit meines Lebens.

Ihr Vater stand für die Einheit ein. Wie erinnern Sie sich an ihn, in diesem glücklichen Moment?

Priya: Ich denke, Indiens Fortschritt hängt von der Einheit ab. Mein Vater war ein Patriot. 13 Jahre lebte er mit dem Stigma, dass sein Sohn ein Terrorist wäre. Das war das Schlimmste, was einem Mann wie ihm passieren konnte. Wäre er noch am Leben, hätte er jetzt Frieden gefunden. Ich weiß, wo immer er nun ist, er hat seinen Frieden. Er liebte Indien und tat alles im Interesse seines Landes. Ich bin glücklich, dass Sanjay von den Terroristenvorwürfen ferigesprochen wurde.

Hat Sunil Dutt vor seinem Tod irgendetwas über Sanjay gesagt?

Priya: Er starb zu plötzlich. er sagte zu mir nichts über Sanjay, aber er tat alles, was er im Leben tun wollte. Er hatte nichts zu bereuen. Das einzige, was er sich zu sehen wünschte, war, dass Sanjay aus der Sache herauskommt, und wenn er noch am Leben wäre, wäre dies jetzt das größte Geschenk, das er jemals erhalten hätte.

(Deutsch von Sujen)

Filmfare 3/2003: Sanjay über sein Leben unter Terrorismus-Verdacht

Filmfare, März 2003

"Ich verbringe schlaflose Nächte, in denen ich über meinen Fall nachdenke. Es ist furchteinflößend. Ich wünschte, all das wäre niemals geschehen. Das Verfahren nimmt mich sehr mit, es hat mich zutiefst erschüttert. Ich nehme meine Freiheit nicht mehr als selbstverständlich hin. Ständig werde ich an diesen Albtraum erinnert. Einmal wurde ich bei der Einreise am Flughafen in London aufgehalten und von Scotland Yard Agenten eine Stunde lang verhört. Bei der Einreise nach Australien wurde ich ebenfalls vernommen. Als die Attentate am 11. September 2001 in New York geschahen, hielt ich mich gerade zu den Dreharbeiten von Kaante in den USA auf. Zwei CIA Agenten kamen zum Set um mich zu verhören. All das ist sehr erniedrigend. Ich bin kein Terrorist, bitte. Ich bin in keinster Weise für die Mumbai-Attentate verantwortlich. Unschuldige Menschen zu töten ist eine furchtbare Sache. Ich kann einfach nicht glauben, dass ich wirklich beschuldigt werde, an so einem entsetzlichen Verbrechen beteiligt gewesen zu sein.“

(Deutsch von Sujen)

Filmfare 11/1995: Released!

Filmfare, November 1995
(Original: Link 1 - Link 2 - Link 3)

"Released! – Freigelassen!"

Minuten, nachdem der Supreme Court die Freilassung von Sanjay Dutt angeordnet hat, jubelte Vater Dutt auf. "Ich finde keine Worte, meine Gefühle zu beschreiben“, sagte er der Filmfare, die ihn im Mahalaxmi-Büro seines Freundes Yash Johar aufspürte.

Nach fast fünfzehn Monaten konnte Sanjay Dutt endlich wieder frei atmen. Sobald die Anordnung verkündet worden war, beeilte sich die Dutt-Familie sofort, die Formalitäten zu erledigen. Bevor Sunil Dutt das Mahalaxmi-Büro verließ, erklärte er, dass er nun die Kautionssumme von insgesamt Rs 15 lakhs organisieren müsse. Auf die Frage, wie er nun die künftige Karriere seines Sohnes beurteile, meinte der Vater: "Das wird alles auf Sanju ankommen. Zuallererst muss er sich den Kautionsregeln anpassen. Es wird wohl eine Weile dauern, bis er zur Normalität zurückkehren kann.“

Sunil Dutt war nicht in Delhi, als das Urteil des Supreme Court verkündet wurde. "Es reichte, dass die Anwälte dort waren, die wurden dort gebraucht. Ich wurde in Bombay gebraucht, weil Sanju total unter Spannung stand“, sagte er. "Und außerdem war Pankaj (Kharbanda) in Delhi. Er hielt mich in jeder Minute über die Vorgänge auf dem Laufenden.“

Für den Vater war das Ganze eine Feuerprobe gewesen. Er alterte sichtlich, während sein Sohn erst im Thane und dann im Arthur Road Gefängnis inhaftiert war. Doch in dem Augenblick, als ihn die Nachricht von der Freilassung seines Sohnes auf Kaution erreichte, kehrten das Lächeln und die Entspannung in das Gesicht von Dutt senior zurück. Auch für Rhea Pillai, die Sanju regelmäßig im Gefängnis besucht und für seine Freilassung gekämpft hat, war dies ein Augenblick des Triumphes. Endlich schien ein Licht am Ende des Tunnels.

Die Filmindustrie reagierte mit Jubel und bot überwältigende Reaktionen auf den Beschluss des Supreme Court. Shatrughan Sinha jedoch hat darüber seine eigenen Ansichten. "Schauen Sie“, meinte er unverblümt, "als die Dutt-Familie durch schwere Zeiten ging, wollte keiner sie auch nur mit der Feuerzange anfassen. Und jetzt werden alle mit ihren filmi adas kommen und versichern, dass Sanju wie ihr eigener Sohn und Bruder ist etc. etc.“ Sinha bezeichnete Sanjays Freilassung als Diwali-Geschenk an die Industrie und erzählte, wie er von Anfang an auf der Seite der Dutts gestanden hatte, wofür er „Parteiansichten“ hatte durchkreuzen müssen; das heißt: Sinha hatte zu Kongressmitglied Sunil Dutt gehalten, obwohl er selbst zur BJP gehörte.

Der umstrittene Polizeichef A.S. Samra, unter dessen Ägide als Police Commissioner Sanjay Dutt bei seiner Rückkehr aus Mauritius zum ersten Mal verhaftet worden war, reagierte mit einem schroffen "Kein Kommentar“, als die Filmfare ihn um eine Stellungnahme bat.

Der amtierende Police Commissioner Satish Sahney lehnte einen Kommentar ab. "Das ist eine juristische Entscheidung. Ich habe nichts zu sagen“, meinte er mit Nachdruck.

Die politischen Kreise waren da freilich sehr viel offener. Bal Thackeray, der Anführer der Shiv Sena, sagte: "Das ist eine Wiedergeburt für Sanjay. Er hat lange genug gelitten. Ich weiß, dass niemand über dem Gesetz steht, und das gilt auch für Sanjay. Aber ich bin überzeugt, dass er mit den Bombenattentaten nichts zu tun hatte.“

Sharad Pawar, zum Zeitpunkt von Sanjays Verhaftung Premierminister von Maharashtra, sagte: "Warum sollte ich reagieren? Es ist ja nicht so, als sei Mahatma Gandhi freigelassen worden.“

Der Innenminister der Union, S.B. Chavan, der sich gerade in Poona befand, als die Nachricht bekannt wurde, sagte: "Es ist gut.“

Sanjay wurde freigelassen und wirkte bereit, sein Leben neu zu beginnen. Sunil Dutt, mit einem Ausdruck extremer Erleichterung, kümmerte sich um die Medien – korrekt, aber mit Zurückhaltung. Er ließ sich auf keine Kontroversen über den TADA-Fall ein und weigerte sich, weitreichende Fragen zu diesem Thema zu beantworten.

Für ihn war der 17. Oktober 1995 ein Tag der Freude und des Glücks. Die unermüdlichen Gebete eines Vaters waren endlich erhört worden.

(Nina Martyis; Deutsch von Diwali)

29.7.1995: Brief von Sanjay Dutt an die Einwohner von Mumbai (Ausschnitte)

Am 29. Juli 1995 schrieb Sanjay Dutt in einem Brief an die Einwohner von Mumbai u.a. folgendes:

"Heute ist mein Geburtstag, aber meinen wahren Geburtstag werde ich erst dann feiern, wenn ich mit eurem (öffentlichen) Segen aus diesem Gefängnis befreit sein werde...

Als ich mich für die Opfer der Unruhen einsetzte, wurde mir bewusst, dass diese Gewalt nicht kommunal, sondern politisch war, von Politikern angeheizt, um Wählerstimmen zu ergattern... Deshalb wurde ich zu einem Ärgernis für gewisse große Politiker. In jener Zeit bedrohten gewisse antisoziale Elemente mich und meine Familie am Telefon... Und eines Tages wurde ich aus heiterem Himmel zu einem Verhör bei der Polizei gebeten. Doch als ich am Flughafen ankam, wurde ich verhaftet und in das Sumpfloch dieser widerwärtigen Verschwörung gesteckt...

...Komme ich euch wie ein Terrorist oder Verräter vor? Wenn ich in euren Augen schuldig bin, dann bitte ich euch mit gefalteten Händen, meinen Körper öffentlich mit Kugeln zu durchsieben oder in tausend Stücke zu sprengen. Ich werde euer Urteil blind akzeptieren. Ich beklage mich bei niemandem. Ich kann dieses Leben in Schande nicht ertragen. Gebt mir den Tod."

(Deutsch von Diwali)

Stardust 8/1995: Sanjay Dutts "explosive letter" aus dem Gefängnis

Stardust, August 1995
(Original: Link 1 - Link 2 - Link 3 - Link 4 - Link 5 - Link 6 - Link 7)

"Ich bin kein Terrorist! Ich bin unschuldig und werde ein Sieger sein...!“
An explosive letter straight from Arthur Road Prison von Sanjay Dutt an seine Fans


11. Juni 1995
Arthur Road Prison

An meine lieben Fans!

Zuerst möchte ich euch für eure Gebete und eure Unterstützung danken – und dass ihr mich am Leben gehalten habt. Nur durch eure Liebe, Gebete und Unterstützung habe ich so lange im Gefängnis überlebt, und auch dank meiner wunderbaren Familie und Rhea, die felsenfest zu mir gehalten haben. Ich danke Gott, dass er mir Fans wie euch gegeben hat. Danke, dass ihr bei mir seid. Das Wissen um die Liebe und Unterstützung meiner Fans bewegt mir das Herz und ist manchmal direkt überwältigend. Ich habe mit Blut geschriebene Briefe erhalten, Gebete und Aufmunterungen, und das hilft mir wirklich, diese Bedingungen zu überleben und diesen KRIEG auszukämpfen.

Mein Tag beginnt um 6 Uhr morgens, ich versuche ein wenig zu trainieren, einfache Übungen. Dann bete ich meine Pooja von 9 bis 10 Uhr, und danach meditiere ich eine halbe Stunde. Ich habe die Kunst der SILVA MEDITATION erlernt, und das damit verbundene Positive DENKEN hilft mir sehr. Um 10.30 Uhr gehe ich zum Gericht und höre bis etwa 15 Uhr den Gerichtsverhandlungen zu. Ich studiere außerdem STRAFRECHT, das ist wirklich interessant, und ich denke, man sollte die GESETZE SEINES LANDES kennen. Dann werdet ihr niemals Probleme haben – also, wenn ihr demnächst einen Anwalt braucht, ich stehe zur Verfügung. Später kehre ich ins Gefängnis zurück, entspanne mich und diskutiere den Fall mit meinen Mithäftlingen. Um 5 Uhr kommt unser Essen, dann essen wir, und um 6 Uhr werden wir in unsere Zellen eingesperrt. Danach lese und schreibe ich viel und schlafe gegen halb zwölf bis zwölf Uhr nachts ein – so sieht also mein Tag im Gefängnis aus.

Meine Familie – also mein Vater, meine Schwestern Anju und Priya und mein Schwager und bester Freund Kumar Gaurav – standen während dieser Zeit der Prüfung stets zu mir, und ich bin Gott unendlich dankbar dafür, dass er mir eine so wundervolle Familie gegeben hat. Ohne sie wäre ich erledigt gewesen. Sie sind stark und geben mir eine Menge Zuversicht. Sie sind für mich da, wann immer ich sie brauche. Mein Vater ist ein aufrichtiger Mann und ein überaus freundlicher und liebevoller Mensch – und dafür wird er nun bestraft. Er ist für mich da und wird es immer sein, und ich liebe IHN und meine gesamte Familie.

Rhea ist der selbstloseste Mensch, den man sich denken kann, und sie hat alles für mich aufgegeben. Sie ist stark, fürsorglich und liebevoll, und durch sie war ich imstande, mit all dem Elend klarzukommen. Ich danke ihr und Gott, dass sie ein Teil meines Lebens ist. Sie stand zu mir wie ein Felsen, durch DICK und DÜNN. Sie hat verhindert, dass ich den Verstand verliere, und mir eine Menge Zuversicht gegeben – GOTT SEGNE SIE!

Diese elf Monate haben mich zu einem ruhigeren und reiferen Mann mit vielen Werten gemacht; vor allem weiß ich heute das Leben und die Freiheit zu schätzen. Ich bin stärker geworden und kann mich heute jederzeit jeder Form von Mühsal und Elend stellen. Gebete, Meditation und die Unterstützung und Liebe all meiner Fans haben mich wie einen SIEGER durch elf Monate hindurch getragen, und ich bin sicher, ich werde auch als SIEGER daraus hervorgehen, und hoffentlich bald!

Ich liebe die Filmindustrie, denn sie ist meine Familie, und es gibt dort Menschen, die mich unterstützt haben und noch immer an mich denken. Ich möchte Subhashji für seine Liebe und Zuneigung danken und dass er mir immer eine Stütze war. Ebenso Mahesh Bhatt. Wir sind alte Freunde, und ich schätze ihn dafür, dass es ihn gibt. Auch Dobby Goel ist ein alter Freund und hat immer zu mir und meiner Familie gehalten. Afzal Khan, der Regisseur von Mahaanta, gehört zur Familie und war in schlechten Zeiten immer für uns da, und dafür danke ich ihm. Ram Gopal Verma ist ein brillanter Regisseur aus dem Süden, mit dem ich einen fantastischen Film namens Nayak mache. Er war immer für mich da und glaubt an mich. Ich nenne ihn den LITTLE BIG MAN. Über alle setze ich Yash Johar, der für mich wie ein Familienmitglied ist und felsenfest zu mir gestanden ist, ungeachtet sämtlicher Umstände. Er ist wahrlich großartig!

Allen voran haben sich auch viele Schauspieler als Stützen erwiesen, und das gibt mir ein wirklich gutes Gefühl. Asha Parekhji, Amrish Puriji, Dilip Saab, Maya Alagh, Nagma, Khushboo und Jeetuji, Ram Mohanji, Satyen Kappuji, Jackie und seine Familie – sie alle haben stets Kontakt zu mir gehalten. Anil Kapoor und Shahrukh haben mir ebenfalls geschrieben, auch Akshay Kumar, ebenso Raveena und Amrita und Saif Khan, sie alle haben mir geschrieben und zu mir gehalten. Ich möchte all den Schauspielern der Industrie danken, auch Aditya und GANZ BESONDERS ATUL AGNIHOTRI dafür, dass er in all diesen elf Monaten zu mir gehalten hat! Ich bin glücklich, Teil einer so wunderbaren Familie zu sein. Ich danke ihnen allen, auch Pooja Bhatt möchte ich danken, denn auch sie hat stets Kontakt gehalten.

Wenn ich aus dem Gefängnis rauskomme (hoffentlich bald), dann werde ich arbeiten. Aber ich werde es ruhig angehen und nur 3 bis 4 Filme machen, nicht mehr. Nur konzentrieren und hart arbeiten. Zuerst werde ich an meiner Physis arbeiten, ich muss meinen Body wieder aufbauen. Ich freue mich darauf – zur Industrie zurückzukehren und wieder mit der Arbeit zu beginnen. Ich möchte meinem Freund, Bruder, Gönner, meinem Sekretär MR. PUNKEJ KHARBANDA dafür danken, dass er immer an meiner Seite war, er ist immer für mich da, auch meinem Boy MOHAMMAD und meinem wunderbaren Maskenbildner DEEPAK BHATTE und ebenso meinem Fahrer PRASAD. Das war und wird immer mein Team sein, sie waren immer bei mir.

Stardust hat immer zu mir gehalten. Sie standen immer auf meiner Seite, und sie haben mich favorisiert, schon von meinem ersten Film Rocky an – ich liebe Stardust. Ich möchte OMAR QURESHI für die Gelegenheit danken, euch allen zu schreiben. Ich danke NARI HIRA und den Mitarbeitern von Stardust, die mir in diesen schweren Zeiten beigestanden haben.

Alles, was ich euch sagen kann, ist, dass ich UNSCHULDIG bin und ein Sündenbock und eine Puppe in den Händen anderer Menschen geworden bin. Sie haben mich unter TADA angeklagt, dem schwarzen Gesetz. Das fundamentale Menschenrechte verletzt. „DU BIST SCHULDIG, BIS DEINE UNSCHULD ERWIESEN IST“, was für eine Sorte Gesetz ist das denn? Es nimmt dem Menschen alles weg – SEINE RECHTE, SEINE FREIHEIT und SEIN LEBEN! Nun ist TADA eingestellt, und dennoch leiden wir noch immer für nichts. Was für absurde Interpretationen führen hier dazu, dass einerseits Menschen jahrelang im Gefängnis sitzen und leiden, während andererseits plötzlich Menschen für das gleiche Verbrechen nicht mehr angeklagt werden und ihre FREIHEIT genießen. Wenn du heute mit einem RAKETENWERFER in der Tasche rumläufst, bleibst du ein freier Mann, während jemand, der wegen eines entsprechenden Verdachts nach TADA angeklagt wurde, weiterhin im Gefängnis leiden muss, obwohl das Gesetz erloschen ist. Was für eine Art von Gerechtigkeit ist das? DAS IST GEGEN JEDES PRINZIP DER NATÜRLICHEN GERECHTIGKEIT! ICH BIN UNSCHULDIG und werde IMMER UNSCHULDIG bleiben! ICH BIN KEIN KRIMINELLER und ICH BIN IN KEINER WEISE IN DIE BOMBENATTENTATE VERWICKELT, die das abscheulichste aller Verbrechen sind. ICH BIN KEIN TERRORIST!

Ich bewundere die Geradlinigkeit, den Mut und die Ehrlichkeit von BALA SAAB (Thackeray), der der wahre Anführer der Massen ist; der den Mut hatte, den Menschen meines Landes die WAHRHEIT über meine UNSCHULD zu sagen. Ich schätze das sehr und danke ihm dafür. Ich bin ein Anhänger von BALA SAAB und möchte ihm in seinen wunderbaren Eigenschaften EHRLICHKEIT, AUFRICHTIGKEIT und MUT mein ganzes Leben lang nacheifern. Ich bewundere ebenso den dynamischen SHATRUGHAN SINHA – denn er kämpft für die WAHRHEIT und dass mir Gerechtigkeit widerfährt. Shatru saab und seine Familie haben immer zu mir gehalten. Auch er ist einer, der SCHNEID hat – und ich danke ihm für seine uneingeschränkte Unterstützung. Außerdem bewundere ich RAJ BABBAR für seinen Kampfgeist, mit dem er für die Abschaffung von TADA eintritt, innerhalb und außerhalb des Parlamentes. Er hat für die unschuldigen TADA-Opfer gekämpft und wird das auch weiterhin immer tun. Auch MISS MAMTA BANNERJI möchte ich danken, die für Gerechtigkeit für all die unschuldigen TADA-Opfer kämpft.

Zum Abschluss möchte ich all meinen wunderbaren und liebevollen Fans danken, die ich LIEBE. Nur durch sie bin ich SANJAY DUTT. Danke für eure Unterstützung, Liebe, FÜRSORGE und allem voran für eure GEBETE. ICH BIN KEIN TERRORIST und ICH BIN UNSCHULDIG und ich werde EIN SIEGER SEIN! Ich hoffe, euch alle bald wiederzusehen – noch einmal danke euch allen, und GOTT SEGNE EUCH ALLE! GOTT IST GROSS und BALD WERDE ICH WIEDER BEI EUCH ALLEN SEIN.

Alles Liebe
Sanjay Dutt

(Deutsch von Diwali)

Stardust 8/1995: aus "Shooting from the lip" (Shatrughan Sinha)

Stardust, August 1995
(Original: Link 1 - Link 2 - Link 3 - Link 4 - Link 5)

"Shooting From The Lip": Ausschnitte aus einem Interview mit Shatrughan Sinha


Ihre Unterstützung für Sanjay Dutt, zu einem Zeitpunkt, als niemand zu ihm stand, kam sehr überraschend, angesichts der Tatsache, dass Sunil Dutt Mitglied der Oppositionspartei ist und Sie dabei riskierten, Ihre Parteikollegen zu beleidigen. Sie haben sich als wahrer Freund der Dutts erwiesen.

Sinha: Viele werden es jetzt bevorzugen, das nicht zu glauben, aber Fakt ist: Meine besten Eigenschaften sind mein fleckenloser Charakter im öffentlichen Leben, meine Ehrlichkeit und meine Fähigkeit, einsame Schlachten zu schlagen. Ich bin mir meiner Verantwortung bewusst und intelligent genug, um Urteile zu fällen. Ich war mir der umfassenden Beweise, die die Polizei gegen Sanju zu haben behauptete, durchaus bewusst. Ich habe großes Vertrauen in die Polizei, aber gleichzeitig ist die Polizei nicht mehr die Heilige Kuh, die sie einmal war. Es ist bekannt, dass die Polizei nach den Launen der politischen Herren agiert, und es ist keine Kunst, zu erraten, wer damals der Chef war. Wir haben nur die Polizei-Version gehört und ganz bestimmt nicht die Version der Heiligen Kuh. Bis die CBI mit ihren Untersuchungen beginnt, ist eine Behandlung Sanjus nach dem Motto „im Zweifel für den Angeklagten“ das Mindeste, was man tun kann. Ich habe immer darauf bestanden, dass Sanjay Dutt nicht verschont werden soll, nur weil er Sanjay Dutt ist. Aber er sollte auch nicht gehängt werden, nur weil er Sanjay Dutt ist, oder weil er Sunil Dutts Sohn ist. Man bescheinigt mir eine Menge Zukunftsaussichten in meiner Partei; warum also würde ich das alles riskieren für jemanden, der nicht zu meiner Partei gehört – mehr noch: dessen Vater zur Opposition gehört –, wenn ich der Meinung wäre, die Anklagen gegen Sanju bestünden zu Recht? Selbst meine Partei verstand schließlich, dass ich für etwas kämpfte, was nach meinem Gefühl das Richtige war, und das als Privatperson und nicht als Politiker.

Ihre Unterstützung für Sanjay Dutt ist sehr ergreifend. Aber sind dafür all die Seitenhiebe auf die wallas der Industrie nötig, nur weil diese Ihre Überzeugungen nicht teilen? Sie lassen keine Gelegenheit aus, zu betonen, dass einzig Shatrughan Sinha in der Stunde der Not zu den Dutts gestanden hat.

Sinha: Es war eine schlimme Zeit für Sunil Dutt und seine Familie. Es war ein Riesenschock für die Dutts, zu erkennen, dass all die Menschen, die Sunil Dutt „Papaji“ genannt hatten und Sanjay „darling Sanju“ oder „Sanju baba“, sich in rückgratlose Trottel verwandelt hatten. Nicht nur über Sanjay Dutt zu reden, selbst über Sunil Dutt zu reden wurde plötzlich zur Sünde. Viele Leute aus der Industrie riefen mich an und rieten mir, nicht bei den Dutts anzurufen, weil die Telefone dort abgehört würden und ich in unnötige Schwierigkeiten geraten könnte, wenn ich mit den Dutts in Verbindung bliebe. Aber das hat mich niemals davon abgehalten, sie anzurufen und ihnen zu sagen, wie sehr ich mit ihnen fühle und wie leid mir das Ganze tut. Es hat mir das Herz gebrochen; deshalb war ich es, der zu den Dutts stand, und nicht die CAA (Cinema Artists Association). Wo war sie, als die Dutts sie brauchten? Ich glaube, die haben sich alle an das berühmte Sprichwort erinnert: „Wer im Glashaus sitzt, sollte sich nur dann ausziehen, wenn das Licht aus ist.“ Dabei hatte die Industrie doch gar nichts zu fürchten, denn alle Welt hat sie doch schon nanga (nackt?) gesehen. Ein paar von ihnen haben sich sogar wie brave Kleinkriminelle verhalten und nach der Pfeife der Unterwelt getanzt. Und die Erklärungen, die sie dafür abgeben, sind geradezu übermütig; sie sagen: „kalaakar hain, jaana padta hai“. Dann müssen Shatrughan Sinha, Rajesh Khanna, Amitabh und Dharmendra Lastwagenfahrer sein, weil sie nie bei dem berühmten darbar waren.

Die CAA scheint Ihre Lieblingszielscheibe zu sein. Anstatt ihre Geste anzuerkennen, haben Sie sie als eine „Bande von Witzbolden“ bezeichnet und lauthals gelacht, als die Künstler unmittelbar nach Sanjus Verhaftung eine morcha zum Thane Jail veranstalteten, um Sanju beizustehen. Kein Wunder, dass sie sich jetzt von Ihnen beleidigt und gedemütigt fühlen.

Sinha: Wenn sich hier jemand beleidigt fühlen muss, dann diese Bande von Clowns, und wenn ich jemandem eine Abbitte schulde, dann den Clowns und nicht der CAA. Jeder Clown hat mehr Verstand und Intelligenz als ein paar der Stars, die unter der Führung unseres lieben Subhash Ghai und der CAA agiert haben. Sie haben Sanjay Dutt wie eine Seuche behandelt, oder soll ich AIDS sagen? Als es ihnen in den Kram passte, haben sie ihn gemieden, und jetzt, da sich die Hitze abgekühlt hat, haben sie beschlossen, der Welt zu zeigen, dass sie sich um Sanju baba sorgen. Sie haben ein informelles Treffen abgehalten und bei Champagner und Kaviar beschlossen, den amerikanischen Weg zu gehen, „I love Sanju“-Poster zu machen und schwarze Armbinden zu tragen! Dann stiegen sie in einen klimatisierten Bus und fuhren runter zum Thane, während sie Wodkas kippten und ihre Lieblingsmarken rauchten. Beim Gefängnis angekommen, posierten sie kurz für die anwesenden Filmfotografen, und voilà, schon war es Zeit für den Schichtwechsel. Soviel zu dieser morcha. Die Cops und die Shiv Sainiks, die vor Ort waren, haben sich totgelacht über sie. Anstatt die Dinge für Sanjay besser zu machen, hat dieser Haufen es geschafft, Sanjus Fall noch zusätzlich zu verschlimmern. In ihrem Fall wäre niemals besser gewesen als spät. Das Mindeste, was sie hätten tun können, wäre gewesen, sich zu erkundigen, ob ihre Aktionen legal sind, bevor sie zuschlugen. Ich erinnere mich noch dunkel, wie Gulshan Grover mich um halb ein Uhr nachts anrief und fragte, ob ich mich ihnen nicht anschließen wollte. Und ich erklärte Gulshan daraufhin, dass diese tamasha absolut unnötig wäre, da sie mehr Schaden als Nutzen bringen würde.

War das nicht etwa zu derselben Zeit, als Sie sich für ein Verbot von Sanjay Dutts Filmen aussprachen? Warum dieser doppelte Maßstab?

Sinha: Ich habe nie etwas Derartiges gesagt. Im Gegenteil, ich war absolut gegen ein Verbot von Sanjay Dutts Filmen, aus dem einfachen Grund, dass Sanju bereits für diese Filme bezahlt worden war, während für die Vertriebe noch eine Menge auf dem Spiel stand. Sie wären die eigentlichen Opfer dieser Umstände gewesen. Warum sollten die Techniker und die Produzenten leiden für etwas, das nicht ihre Schuld war?

(Shalini Jagasia; Deutsch von Diwali)