Montag, 30. April 2007

Filmfare 2/2000: The world is not enough: Getting real... with Sanjay Dutt

Filmfare, Februar 2000

Die Welt ist nicht genug: Getting real... with Sanjay Dutt


Hinein in die Welt von Sanjay Dutt. Am Set von Mahesh Manjrekars Kurukshetra in einem Fischerdorf am Rande von Mumbai erklärt sich Dutt, auch bekannt als Sanju Baba, zu einem Gespräch bereit. Über Tassen mit dampfend heißem adrak chai und bei saftig gebratenem Fisch legen wir los:

Filmfare: Hat der Erfolg von Vaastav die Haltung der Industrie Ihnen gegenüber verändert?

Sanjay (lacht): Ja, in der Tat. Sogar Mahesh Bhatt, der sich nach Dushman nicht bei mir hat blicken lassen, hat mich unlängst im Filmistan Studio besucht. Auch N. Chandra, T. Rama Rao, Aziz Sejawal und verschiedene andere haben sich mit mir getroffen. Aber das ist nichts Ungewöhnliches. Das war vor Jahren nach Naam und Sadak nicht anders. Dieser ganze Wirbel und all die Aufmerksamkeit beeindrucken mich daher nicht weiter.

Filmfare: Mahesh Manjrekar hat gesagt, er habe Sie für Vaastav engagiert, weil er in Ihnen eine gewisse Rastlosigkeit gespürt hat.

Sanjay: Stimmt. Ich war damals völlig neben mir und durcheinander. Ich hatte von Montag bis Freitag bei Gericht zu erscheinen und drehte dann des Nachts. Natürlich war meine Stimmung damals noch dunkler als die Nacht. Ich war normalerweise nur noch gereizt. Eine Reihe von Außendreharbeiten für Kartoos und Khauff mussten verschoben werden, weil ich keine Genehmigung bekam, Mumbai zu verlassen. Solche Stolpersteine regen mich einfach auf. Mahesh Manjrekar war damals leidenschaftlich hinter seiner Vaastav-Idee her. Er besuchte mich jeden Tag am Set und versuchte, mich für seine Erzählung der Story zu interessieren. Aber meistens war ich mit anderen Dingen beschäftigt. Als er es jedoch irgendwann geschafft hatte, mir das gesamte Skript zu erzählen, war ich wie elektrisiert.

Filmfare: Nur weiter, ich höre.

Sanjay (bricht in schallendes Gelächter aus): Aber dann wollte niemand uns finanzieren, weder Mahesh noch mich. Keiner von uns war ein Kassenmagnet. Also versuchten wir, Geldgeber zu finden. Einen trieben wir auf, aber der sprang auf halbem Wege ab, und Vaastav steckte fest. Mahesh musste eine Menge borgen und betteln, um den Film endlich auf die Reihe zu kriegen. Und ich bin so glücklich, dass es geklappt hat. Er ist plötzlich ein ganz heißes Ass geworden, mehr als die Hälfte der Industrie hat Verträge mit ihm geschlossen. Ich bin nur noch dabei, auf ihn einzureden, es ruhig angehen zu lassen; ich will nicht, dass er sich ausbrennt.

Filmfare: Und was ist mit Ihnen?

Sanjay: Ich habe mein übliches Quantum an Filmen. Zwei mit David Dhawan, Kurukshetra und noch einen weiteren mit Mahesh Manjrekar, Satish Kaushiks Meri Biwi Ko Salaam mit Karisma Kapoor und noch ein paar andere.

Filmfare: Was war Ihre erste Reaktion, nachdem Sie Vaastav gesehen hatten?

Sanjay: Ich war glücklich über den Film. Er war authentisch. Ich hielt meine Leistung für akzeptabel. Dad mochte mich darin, ebenso Rhea, Anju, Priya und Bunty (Kumar Gaurav).

Filmfare: Hat der Film Sie beeinflusst?

Sanjay: Ganz ehrlich, ein paar der Szenen waren so überwältigend, dass sie mich nach wie vor fix und fertig machen, wenn ich sie sehe. Ich werde zwar nicht zu Tränen gerührt von meiner Darbietung oder von der ganzen Dramatik, aber bei der Schlussszene zwischen Reema Lagoo und mir kriege ich Gänsehaut. Es wird lange dauern, bis ich über Vaastav hinwegkomme.

Filmfare: Würden Sie sagen, dass Vaastav Sie zurück an die Spitze gebracht hat?

Sanjay: Dazu kann ich keinen Kommentar abliefern. Mahesh und ich haben unser Herz und unsere Seele in den Film gelegt. Den Rest überlassen wir dem Publikum. Ich habe neunzehn Jahre gebraucht, um den Menschen zu beweisen, dass ich meine Filme nicht im Schlaf absolviere. Ich war gut in Naam, Sadak, Saajan und Khalnayak. Ein paar wichtige Kritiker waren auch fair zu mir, aber eine gewisse Abteilung der Presse ist absolut parteiisch.

Filmfare: Können Sie das etwas genauer spezifizieren?

Sanjay: Nein, yaar. Die, die mir Unrecht getan haben, wissen es. Abgesehen davon ist in meinem Leben zu viel geschehen, als dass ich mich über so etwas wie Awards grämen würde. Ich genieße meine Arbeit heute mehr als je zuvor. Egal ob Tanz, Romanzen oder Action, ich weiß, dass ich den Besten im Geschäft die Hölle heiß machen kann.

Filmfare: In Khoobsurat haben Sie bei Ihren Tänzen auch sehr zuversichtlich gewirkt.

Sanjay: Ach, das ist Ihnen aufgefallen, dass ich mich beim Tanzen in Khoobsurat wohlgefühlt habe? Fakt ist, seit meiner Tamma-Tamma-Nummer mit Madhuri Dixit in Thanedaar habe ich angefangen, Spaß am Tanzen zu haben. Auch die Tanznummern in Daud waren gut. Und seit Daag – The Fire sind Tänze in meinen Filmen quasi ein Muss geworden. In Khauff gab es einen Song, der sich auf Manisha Koirala konzentrieren sollte, aber dann haben sie den Fokus auf mich gerichtet. Ahmed Khan hat mich für Khauff wirklich geschunden. Seine Tänzer waren so voller Energie – nach vier Nächten war ich nur noch hundemüde. Arre yaar, Govinda und die Khans sind tolle Tänzer. Schlagen kann ich die ganz bestimmt nicht, aber ich muss zusehen, dass ich mit ihnen gleichziehe.

Filmfare: Waren Sie zu Madhuri Dixits Hochzeit eingeladen?

Sanjay: Nein. Ich wusste nicht einmal, dass sie geheiratet hatte. Wie der Rest der Welt auch erfuhr ich von ihrer Eheschließung aus der Zeitung. Aber ich bin sehr glücklich, dass ihr Mann ein gutaussehender und wohlsituierter Arzt ist. Madhuri ist eine sehr häusliche und liebenswerte Frau. Sie verdient das Beste. Irgendwer hat sogar gesagt, dass sie in die USA ziehen wird, stimmt das?

Filmfare: Nun, da Madhuri und Sridevi verheiratet sind, war’s das dann mit der Klasse der 90er?

Sanjay: Nein. Karisma Kapoor ist ein Superstar. Raveena Tandon macht sich auch gut, wie ich höre. Aishwarya ist noch vergleichsweise neu, aber auch sie gehört zu den 90ern. Und sie wird großartig werden. Ich persönlich bewundere Lolo. Ihre Veränderung ist verblüffend. Es heißt, dass auch Kareena eine Bombe ist und dass sie großartig in J.P. Duttas Refugee war. Die Mädels müssen heutzutage echt auf ihre Figuren achten, oder sie werden aus dem Feld geschlagen von einem Energiebündel wie Kareena. Angeblich soll sie vor Temperament nur so strotzen.

Filmfare: Ist es richtig oder falsch, dass Sie während eines Außendrehs für Mehbooba Ihre besondere Aufmerksamkeit auf Suman Ranganathan gerichtet haben?

Sanjay: Also bitte! Ich war ihr gegenüber genauso höflich wie zu Manisha Koirala. Aus dem Affärenalter bin ich heraus, und ich finde es echt ermüdend, ständig zu wiederholen, dass ich glücklich verheiratet bin und dass Rhea die ultimative Frau für mich ist.

Filmfare: Es heißt auch, dass die Sängerin Sapna Mukherjee Sie sexy findet.

Sanjay: Bitte richten Sie Sapna meinen Dank dafür aus. Ich finde das richtig süß von ihr. Wenn man vierzig ist, weiß man es zu schätzen, wenn es immer noch ein paar Frauen gibt, die einen hot finden.

Filmfare: Sunny Deol aus Ihrer Generation hat bei einem Film Regie geführt. Haben Sie vor, das eines Tages auch zu tun?

Sanjay: Nein. Ich bin viel zu beschäftigt damit, mein Leben als Schauspieler zu genießen. Ich habe Jahre gebraucht, um es bis hierher zu schaffen... lassen Sie mich noch wenigstens drei oder vier Jahre dableiben. Warum sollte ich die Gleise wechseln, wo gerade alles so gut läuft?

Filmfare: Was halten Sie von Ihrem Vater als Regisseur?

Sanjay: Ich habe Mujhe Jeene Do und Reshma Aur Shera von ihm geliebt. Diese Arbeiten waren wirklich erstklassig.

Filmfare: Warum meiden Sie öffentliche Veranstaltungen wie die Pest?

Sanjay: Ganz einfach. Ich bin schüchtern. Vor der Kamera können Sie mich dazu bringen, mein Hemd auszuziehen und alles zu machen, was Sie wollen. Aber nach Drehschluss will ich nur noch heim. Ich bin nur dann selbstsicher, wenn die Kamera läuft. Außerhalb der Studios bin ich wahnsinnig unbeholfen. In der Öffentlichkeit zu sprechen ist etwas, was ich von meinem Vater nicht gelernt habe.

Filmfare: Gibt es etwas, das Sie sich derzeit ganz intensiv wünschen?

Sanjay: Ja, ich möchte, dass mein Vater bald wieder gesund wird. Ich bin einen Monat lang tagtäglich zu ihm in das Breach Candy Hospital gegangen. Es hat mir das Herz gebrochen, ihn so hilflos zu sehen. Er ist mir bislang in jeder Krise eine solche Stütze und Hilfe gewesen. Ich bin völlig abhängig von ihm geworden. Ich bete im Moment nur noch darum, dass er bald wieder auf den Beinen ist.

(Meena Iyer; Deutsch von Diwali)

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